Die vergleichsweise wenigen wissenschaftlichen Arbeiten zum Ressort Feuilleton thematisieren meist die Themenwahl und Vermittlung dort vor dem Hintergrund der Feuilleton-Dauerkrise niedriger Nutzungszahlen im Vergleich zu anderen Ressorts. Inhaltsanalytische Arbeiten - die aktuellste repräsentative Inhaltsanalyse regionaler und überregionaler Feuilletonteile in Printmedien befasst sich mit Veröffentlichungen aus dem Jahr 1993 - haben Mängel wie Vielfaltsarmut bei Beitragsformen und einen engen, elitären Kulturbegriff in überregionalen Feuilletons festgestellt.
Diese Diplomarbeit soll zum einen die inzwischen zehn Jahre alten empirischen Befunde zu Themen und Darstellungsformen im Feuilleton aktualisieren: Welchem Umfang hat das Feuilleton in SZ und FAZ? Welche Kultursparten werden wie stark bearbeitet? Welche Darstellungsformen nutzen die Redakteure wie häufig?
Die Ergebnisse dieser empirischen Analyse soll die Arbeit auf die Diskussion und Forschung über Qualität im Feuilleton - unter Praktikern wie Wissenschaftlern - beziehen. Ist die aus den Ergebnissen inhaltanalytischer Untersuchungen abgeleitete Kritik am Feuilleton für die untersuchten Feuilletonteile heute noch gültig? Welche von Wissenschaftler formulierten Empfehlungen scheinen in der Praxis genutzt zu werden? Sind die Konzepte der Praktiker aus der jüngsten Vergangenheit - etwa das politische Feuilleton oder das Popfeuilleton - heute erkennbar?
Im Rahmen der beschränkten Möglichkeiten einer Diplomarbeit bietet der inhaltliche und personelle Wandel des Feuilletons von FAZ und SZ ein ideales Feld für die exemplarische Erforschung. Entwicklung und Forschungsobjekte sind gut eingrenzbar: Die FAZ druckte am 6. Juni 2000 einen Artikel des Computerunternehmers Bill Joy über neue Technologien wie Nanotechnik, Gentechnik und Robotik unter dem Titel: „Warum uns die Zukunft nicht braucht“. Im Februar 2001 wechselten dann vier führender FAZ-Feuilletonisten wie Ressortleiter Ulrich Raulff zur Süddeutschen Zeitung.
Diese Entwicklung ist nicht nur zeitlich gut auf den Zeitraum 2000 bis 2003 einzugrenzen, sondern die inhaltliche Entwicklung des Feuilleton-Profils bei beiden Medien zudem auch durch Aussagen der verantwortlichen Redakteure belegt. Man kann bei beiden Medien - zwei auflagenstärksten deutschen Tageszeitungen mit überregionalem Profil - von einer bewussten Entwicklung des inhaltlichen Profils des Feuilletons ausgehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- THEORETISCHER TEIL: FEUILLETON UND KULTUR
- Begriffsdefinitionen
- Feuilleton
- Kultur und Kunst
- Zwischenfazit: Systematisierung der Definition
- Historische Feuilletonprofile: Kulturbegriffe und Darstellung
- Vorläufer des Feuilletonressorts
- Institutionalisierung des Feuilletons im 19. Jahrhundert
- Rezension und Räsonnement im Feuilleton um die Jahrhundertwende
- Der Erste Weltkrieg im Feuilleton
- Der weite Kulturbegriff deutscher Feuilletons in den zwanziger Jahren
- Vom Feuilleton zur Kulturpolitik im Dritten Reich
- Feuilleton in der Nachkriegszeit in West- und Ostdeutschland
- Zwischenfazit: historische Feuilletonprofile
- Der erweiterte Kulturbegriff als Forderung an das Feuilleton
- Der erweiterte Kulturbegriff
- Aus dem erweiterten Kulturbegriff abgeleitete Kritik am Feuilleton
- Zwischenfazit: Forderungen an das Feuilleton
- Feuilletonforschung: Themen und Darstellung nach Erweiterung des Kulturbegriffs
- Untersuchungen der Medieninhalte
- Kommunikatorforschung
- Rezipientenforschung
- Zwischenfazit: Kultur und Feuilletons
- Feuilletongegenwart: Diskussion und Umsetzung neuer Konzepte
- Feuilletonkonzepte
- Feuilletonisten diskutieren Inhalt und Präsentation
- Feuilletonprofile von FAZ und SZ
- Zwischenfazit
- EMPIRISCHER TEIL: FEUILLETON VON FAZ UND SZ 1997 BIS 2003
- Stand der Forschung und Forschungsziel
- Forschungsstand
- Forschungsziel
- Hypothesenbildung
- Anlage der Untersuchung
- Inhaltsanalyse als Methode der Untersuchung
- Auswahl des Untersuchungsmaterials / Stichprobenziehung
- Operationalisierung zum Kategoriensystem
- Reliabilität und Validität
- Untersuchungsergebnisse / Beantwortung der Forschungsfragen
- Entwicklung nach Beginn der Joy-Debatte 2000 im Vergleich zu 1999
- Entwicklung der FAZ und SZ nach dem Mitarbeiterwechsel im Juli 2001 und Ankündigung neuer redaktioneller Angebote
- Die Entwicklung im gesamten Untersuchungszeitraum
- Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse
- Der Wandel der Feuilletons von FAZ und SZ
- Parallelen zu historischen Feuilletonprofilen
- Vergleich mit Kritik am Feuilleton infolge des erweiterten Kulturbegriffs
- Fazit, Diskussion, Ausblick
- Literaturverzeichnis
- ANHANG
- Codebuch
- Codierbögen
- Ergebnisse des Pretests
- Tabellen
- Agenturmaterial zur Recherche ereignisdominierter Wochen
- Analyse der Themen und Darstellungsformen im Feuilleton von FAZ und SZ
- Untersuchung des Kulturbegriffs in den Feuilletons
- Einordnung der Entwicklung der Feuilletons in den Kontext bestehender Kritik
- Vergleich mit historischen Feuilletonprofilen
- Beantwortung der Frage, ob sich der Kulturbegriff in den Feuilletons von FAZ und SZ im Untersuchungszeitraum erweitert hat
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit ist eine freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades eines Diplom-Journalisten (Dipl. Journ. Univ.) der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie befasst sich mit der inhaltsanalytischen Betrachtung der Feuilletonteile von FAZ und SZ im Zeitraum von 1999 bis 2002. Die Arbeit untersucht die Themen, Darstellungsformen und den Kulturbegriff in diesen Feuilletons und analysiert die Entwicklung der Feuilletons im Kontext der „Joy-Debatte“ und der damit verbundenen inhaltlichen und personellen Veränderungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den aktuellen Stand der Feuilletonforschung und das Forschungsziel der Arbeit darlegt. Anschließend werden in Kapitel 2 die Begriffe Feuilleton und Kultur definiert und systematisiert. Kapitel 3 beleuchtet die historische Entwicklung des Feuilletons und die damit verbundenen Kulturbegriffe und Darstellungsformen. Kapitel 4 beschäftigt sich mit dem erweiterten Kulturbegriff und der daraus resultierenden Kritik am Feuilleton. Kapitel 5 gibt einen Überblick über die Feuilletonforschung und die verschiedenen Forschungsansätze. Kapitel 6 diskutiert aktuelle Feuilletonkonzepte und -profile. Der empirische Teil der Arbeit (Kapitel 7 bis 10) analysiert die Feuilletons von FAZ und SZ im Zeitraum von 1999 bis 2002. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse werden in Kapitel 9 präsentiert und in Kapitel 10 diskutiert. Die Arbeit endet mit einem Fazit, einer Diskussion und einem Ausblick.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Feuilleton, die Kultur, die Inhaltsanalyse, die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), die Süddeutsche Zeitung (SZ), die Joy-Debatte, den Kulturbegriff, die Medienforschung, die Kommunikationswissenschaft, die historische Feuilletonforschung und die aktuelle Feuilletonentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Konrad Lischka (Autor:in), 2004, Zurück zur Zukunft? Eine inhaltsanalytische Betrachtung der Feuilletonteile von FAZ und SZ im Zeitraum von 1999 bis 2002, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127618
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