Die Erschließung der südlichen Polarregionen stellte nach der Entdeckung des Nordpols nicht nur ein rein geografisches, sondern auch ein symbolisches Ziel dar. Schon der Wettkampf um den Nordpol löste einen Konfliktfall aus, wobei zwei US-Amerikaner gleichzeitig die Eroberung für sich beanspruchten. Hierbei handelt es sich um Frederick Cook, der behauptete, den nördlichsten Punkt der Erde bereits Ende April 1908 erreicht zu haben, und seinen Landsmann Robert Peary, der die Ankunft dort auf Anfang April datierte. Zuvor hatte unter anderem eine österreichisch-ungarische Expedition in den Jahren 1872-1874 versucht, den Nordpol von Sibirien aus zu erreichen. Das Vorhaben scheiterte an den unüberwindbaren Eismassen.
Dabei ist eine Tatsache beim Entdeckungsdrang der Ort] des Begehrens in der Arktis oder Antarktis unbedingt zu beachten: Es waren westliche Länder (Europa/USA), die miteinander im Konkurrenzkampf standen bzw. den Status der Eroberer für sich beanspruchten. Was bedeutet dies im literarischen Kontext? "Die realen Polarexpeditionen von Franklin, Andrée, Nansen, Amundsen, Shackleton, Scott, Cook, Peary und anderen lösten um 1900 ein regelrechtes Polarfieber aus, das durch die hohe Medienpräsenz – alle Beteiligten verfassten Tagebücher bzw. Reiseberichte und griffen auf die Fotografie, den Film und den Telegrafen zurück, um ihre Reisen zu dokumentieren und zu propagieren – weiter gesteigert wurde". Die Expeditionen in die entlegensten Regionen der Welt lösten einen regelrechten Boom an literarischen Veröffentlichungen zu diesem Thema aus.
Von diesen historischen Ereignissen wurde auch Georg Heym für seine Erzählung "Das Tagebuch Shakletons" aus dem Jahr 1911 inspiriert. Er machte sich mit dem Reisetagebuch von Sir Ernest H. Shackleton vertraut und, davon ausgehend, beschäftigte er sich in seinem Werk mit einem Männertypus, für den die Polargebiete eine ultimative Herausforderung bedeuten und der bereit ist, für die Eroberung `jungfräulichen Gebietes` mit dem Leben zu zahlen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung
- Vorgehensweise
- Georg Heym: Das Tagebuch Shakletons
- Die Besonderheiten im Aufbau und Inhalt
- Analyse der Begegnung mit den Polarmenschen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Georg Heyms Erzählung „Das Tagebuch Shakletons“ im Kontext des kolonialen Expansionsdrangs. Die Arbeit untersucht die kritische Auseinandersetzung des Autors mit westlichen Bestrebungen, neue Gebiete zu erobern und die Begegnung der Protagonisten mit den Bewohnern des Südpols.
- Die Bedeutung des Südpols als Symbol des Unerreichbaren und der Faszination für westliche Forscher
- Die Darstellung von Polarexpeditionen in der Literatur und die Rolle von Reisetagebüchern
- Die Begegnung der Expeditionsteilnehmer mit den Polarmenschen und die kritische Auseinandersetzung mit dem Rassismus-Begriff
- Die Analyse der Struktur und des Inhalts von Heyms Erzählung, insbesondere die Vorrede und die Tagebucheinträge
- Die Frage nach der Authentizität der Erzählung und der Rolle der Fiktion in Heyms Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Polarexpeditionen im frühen 20. Jahrhundert dar und zeigt, wie die Erforschung des Südpols zu einem symbolischen Wettkampf zwischen westlichen Ländern wurde. Georg Heyms Erzählung „Das Tagebuch Shakletons“ wird als literarisches Zeugnis dieses Zeitgeistes vorgestellt.
Kapitel 2.1 befasst sich mit dem Aufbau und Inhalt der Erzählung. Die fiktive Vorrede des Herausgebers und die Tagebucheinträge von Sir Ernest Shackleton werden analysiert. Die Besonderheiten der Schreibweise des Nachnamens Shakletons und die Rolle der Fiktion in der Erzählung werden untersucht.
Kapitel 2.2 analysiert die Begegnung der Polarforscher mit den Südpolbewohnern. Die Darstellung der Polarmenschen und die kritische Auseinandersetzung mit dem Rassismus-Begriff stehen im Mittelpunkt der Analyse.
Schlüsselwörter
Georg Heym, „Das Tagebuch Shakletons“, Polarexpeditionen, Südpol, Kolonialismus, Expansionsdrang, Rassismus, fiktive Tagebucheinträge, Authentizität, literarische Analyse
- Citation du texte
- Katharina Kogan (Auteur), 2021, Das Tagebuch Shakletons im kolonialen Kontext. Inwiefern bietet die Begegnung mit den Südpolbewohnern eine kritische Auseinandersetzung mit westlichen Expansionsbestrebungen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1276167