Die Corona-Krise und ihre wirtschaftlichen Folgen, der Ukrainekrieg und die stark ansteigende Inflation – unsere Gesellschaft wird durch verschiedene Krisen belastet. Laut einer repräsentativen Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung fürchten sich derzeit zwei Drittel der Deutschen vor zunehmender sozialer Ungleichheit. Und die Politik reagiert. Ob Tankrabatt oder doppeltes Kindergeld für den Juli 2022 - der Wohlfahrtsstaat soll es richten. Die Sozialpolitik im Sinne des heutigen wohlfahrtsstaatlichen Prinzips ist ein Kind des 19. Jahrhunderts. Den historischen Rahmen für die staatliche Zuständigkeit hinsichtlich der Sicherung für weite Teile der Gesellschaft bildete dabei die aufkommende Industrialisierung mit ihren Begleiterscheinungen. Heute umfasst der Wohlfahrtsstaat eine Vielzahl von Leistungen, wie zum Beispiel die Rente oder die Grundsicherung. Dabei steht dieser seit seiner "Erfindung" oft in der Kritik und ist daher häufig Forschungsgegenstand.
Die Schattenseiten des Wohlfahrtstaates werden häufig diskutiert, die positiven Effekte wohlfahrtsstaatlicher Politik werden hingegen weniger beachtet. Eine Ausnahme ist Harold Wilensky. Er stellt in seinem Werk "The Welfare State and Equality" die These auf, dass der Wohlfahrtsstaat das politische System stabilisieren würde. Er sei auf das Ziel der Sicherheit und Gleichheit seiner Bürger ausgerichtet und bildet einen Kernaspekt des Staatsinterventionismus. In der Forschung wird von einem überwiegend positiven Bild der Bevölkerung zum Wohlfahrtstaat ausgegangen.
Forscher wie Andreß, Heien und Hofäcker belegten, dass wohlfahrtsstaatliches Handeln allgemein eine positive Bewertung erfährt. Der Vollständigkeit halber muss allerdings angemerkt werden, dass sich Untersuchungen zum Wohlfahrtsstaat häufig auf Sekundäranalysen von Daten beschränken. Diese Daten wurden zu einem anderen Thema und nicht spezifisch zur Einstellung zum Wohlfahrtsstaat erhoben.
Doch wie stehen die Bürger in heutiger Zeit zum aus dem 19. Jahrhundert stammenden Prinzip? Wie gestaltet sich die Einstellung zum Wohlfahrtsstaat und wodurch wird diese bedingt? Genau dieser Problematik will sich die Seminararbeit annehmen. Mittels der Ermittlung der momentanen Einstellung gegenüber dem Wohlfahrtsstaat und der Analyse unser vier Hypothesen soll eine mögliche Antwort gefunden werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Die Einstellungen der Bürger zum modernen Wohlfahrtsstaat
1.1 Forschungsstand
2 Begrifflichkeiten
2.1 Wohlfahrtsstaat
2.2 Extensität und Intensität
2.3 Finanzierungsbereitschaft
3 Theoretische Konzeptualisierung
3.1 Rational-Choice-Theorie
3.2 Definition der Einstellung
3.3 Strukturtheoretische Ansätze
3.4 Kulturtheoretische Ansätze
3.4.1 Kulturelle Integration
3.4.2 Differentielle Sozialisation
3.5 Leistungsprinzip
4 Operationalisierung der abhängigen Variablen
5 Hypothesen
6 Datenbasis und Untersuchungsdesign
6.1 Art der Befragung
6.2 Pretest und Datenerhebung
6.3 Konstruktion des Fragebogens
6.4 Überführung und Analysevorgehen in RStudio
7 Empirische Datenanalyse und Interpretation
7.1 Reliabilitätsprüfung der Indexe
7.2 Deskriptive Analyse der AV
7.3 Hypothese
7.3.1 Deskriptive Analyse
7.3.2 Multivariate Analyse
7.3.3 Fazit
7.4 Hypothese
7.4.1 Deskriptive Analyse
7.4.2 Multivariate Analyse
7.4.3 Fazit
7.5 Hypothese
7.5.1 Deskriptive Analyse
7.5.2 Multivariate Analyse
7.5.3 Fazit
7.6 Hypothese
7.6.1 Deskriptive Analyse
7.6.2 Multivariate Analyse
7.6.3 Fazit
8 Abschließendes Fazit
9 Abbildungsverzeichnis
10 Literaturverzeichnis
11 Datensatz und Fragebogen
1 Die Einstellungen der Bürger zum modernen Wohlfahrtsstaat
Die Corona Krise und ihre wirtschaftlichen Folgen, der Ukraine Krieg und die stark ansteigende Inflation - unsere Gesellschaft wird durch verschiedene Krisen belastet. Laut einer repräsentativen Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung fürchten sich derzeit zwei Drittel der Deutschen vor zunehmender sozialer Ungleich- heit.1 Und die Politik reagiert. Ob Tankrabatt oder doppeltes Kindergeld für den Juli 2022 - der Wohlfahrtsstaat soll es richten. Die Sozialpolitik im Sinne des heutigen wohlfahrtsstaatlichen Prinzips ist ein Kind des 19. Jahrhunderts. Den historischen Rahmen für die staatliche Zuständigkeit hinsichtlich der Sicherung für weite Teile der Gesellschaft, bildete dabei die aufkommende Industrialisierung mit ihren Begleiterscheinungen.2 Heute umfasst der Wohlfahrtsstaat eine Vielzahl von Leistungen, wie zum Beispiel die Rente oder die Grundsicherung. Dabei steht dieser seit seiner „Erfindung“ oft in der Kritik und ist daher häufig Forschungsgegenstand.
Zwei Kritikpunkte werden regelmäßig vorgebracht.
„Leading economists repeatedly argued that Europe’s ‘feather-bedded’ welfare states - based on high taxes, with generous pensions, high unemployment benefits, trade union influence and insider-biased job protection—set the stage for economic and political decline.”3
Der zweite Kritikpunkt ist die Finanzierung wohlfahrtstaatlicher Maßnahmen, welche oftmals kritisch betrachtet wird. Diesem Argument folgend wird von Kritikern oft eine Reduzierung der wohlfahrtstaatlichen Leistungen gefordert.4
Die Schattenseiten des Wohlfahrtstaates werden häufig diskutiert, die positiven Effekte wohlfahrtstaatlicher Politik werden hingegen weniger beachtet. Eine Ausnahme ist Harold Wilensky. Er stellt in seinem Werk The Welfare State and Equality die These auf, dass der Wohlfahrtsstaat das politische System stabilisieren würde. Er sei auf das Ziel der Sicherheit und Gleichheit seiner Bürger ausgerichtet und bildet einen Kernaspekt des Staatsinterventionismus.5 In der Forschung wird von einem überwiegend positiven Bild der Bevölkerung zum Wohlfahrtstaat ausgegangen. Forscher wie Andreß, Heien und Hofäcker belegten, dass „wohlfahrtsstaatliches Handeln allgemein eine positive Bewertung erfährt“.6 Der Vollständigkeit halber muss allerdings angemerkt werden, dass sich Untersuchungen zum Wohlfahrtsstaat häufig auf Sekundäranalysen von Daten beschränken. Diese Daten wurden zu einem anderen Thema und nicht spezifisch zur Einstellung zum Wohlfahrtsstaat erhoben.7
Doch wie stehen die Bürger in heutiger Zeit zum aus dem 19. Jhdt. stammenden Prinzip? Wie gestaltet sich die Einstellung zum Wohlfahrtsstaat und wodurch wird diese bedingt? Genau dieser Problematik will sich die Seminararbeit annehmen. Mittels der Ermittlung der momentanen Einstellung gegenüber dem Wohlfahrtsstaates und der Analyse unser vier Hypothesen soll eine mögliche Antwort gefunden werden.
1.1 Forschungsstand
Zur Einstellung der Bürger zum Wohlfahrtsstaat liegen eine Reihe von Forschungsarbeiten vor, die das Thema auf unterschiedliche Art behandeln. Seit den 70er Jahren ist das Thema immer wieder in das Interesse von Forschern gerückt, da für diese Zeit eine Legitimitätskrise des Wohlfahrtstaates prognostiziert wurde. Als Grund hierfür wurden verschiedene Argumente vorgebracht wie beispielsweise die zunehmende Individualisierung der modernen Gesellschaft und die zweifelhafte Effizienz und Effektivität des Wohlfahrtsstaats. Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Faktor sind Finanzierungsdefizite der verschiedenen wohlfahrtstaatlichen Maßnahmen, welche häufig öffentlich und medial thematisiert wurden und werden. Die durchgeführten Untersuchungen in den 1980er und 1990er Jahren behandeln daher häufig die Einstellung der Bürger zum Wohlfahrtsstaat und einzelne Aspekte davon. Esping-Andersen erläutert in seiner Arbeit den Einfluss der politischen Rahmenbedingungen auf die Einstellung zum Wohlfahrtsstaat. Andreß, Heien und Hofäcker forschten 2001 zur Einstellung der Bürger zum Wohlfahrtsstaat im Wandel der Zeit, während Ullrich die allgemeine Akzeptanz wohlfahrtsstaatlicher Systeme untersuchte und Flora, Alber und Kohl den Wohlfahrtsstaat allgemein definierten. Edeltraud Roller schrieb ein Grundsatzwerk, auf dass sich viele weitere Arbeiten stützen. Darin traf sie erstmals die Unterscheidung in Intensität und Extensität wohlfahrtstaatlicher Einstellungen. Die genannten Untersuchungen nutzten häufig Daten, welche vor allem aus Datensätzen wie ISSP, ALLBUS oder dem Eurobarometer stammen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass die angeführten Studien alle zu dem Schluss kommen, dass die soziale Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber dem Wohlfahrtstaat sehr hoch ist und sich zudem als stabil herausgestellt hat.
Dieser Konsens, der sich in den genannten Forschungsarbeiten findet, bezieht sich jedoch ausschließlich auf den Wohlfahrtstaat an sich. Faktoren wie die gesamte Intensität und Extensität des Wohlfahrtstaats, alle seine Unter- und Teilbereiche, die sozialen Sicherungssysteme und wohlfahrtsstaatliche Programme werden in der Forschung nicht zwingend abgedeckt.8 In einem Punkt sind sich jedoch die meisten Forschungsarbeiten zum Beispiel von Ullrich, Andreß oder auch Roller aber einig: Das Eigeninteresse des Leistungsempfängers ist eine entscheidende Determinante für eine positive Einstellung zum Wohlfahrtsstaat. Ein aktuelles Werk, welches sich mit dem Wohlfahrtstaat in Krisenzeiten auseinandersetzt, ist The Coronavirus Crisis and the Welfare State. Die von der Friedrich- Ebert-Stiftung publizierte Aufsatzsammlung behandelt die Auswirkungen der Coronakrise auf den Staat.
2 Begrifflichkeiten
Im Folgenden werden die für diese Arbeit essenziellen Begriffe definiert und erläutert.
2.1 Wohlfahrtsstaat
„Wohlfahrtsstaat“ ist ein bisweilen etwas schwammiger Begriff, der von Forschern teilweise sehr unterschiedlich interpretiert wird. Diese Arbeit fokussiert sich auf den Ansatz von Flora, Alber und Kohl (1977), der bis heute in der Forschung relevant ist. Bei diesem Ansatz wird der Wohlfahrtsstaat als ein Ergebnis der historischen Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen gesehen. Wichtiger Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung des Wohlfahrtsstaates war zum Beispiel die voranschreitende Demokratisierung aber auch die Modernisierung beziehungsweise Industrialisierung Westeuropas spielten eine wichtige Rolle. Der moderne Wohlfahrtsstaat ist dieser Argumentation folgend eine Antwort auf die drängenden sozialen Fragen der sozio-ökonomischen Sicherheit und Gleichheit, die seine Bürger stellten. Der Aspekt der Sicherheit ist in dieser Dimension in Bezug auf Größe und Anzahl der wirtschaftlichen Ressourcen und Güter, die auf die einzelnen Mitgliedern der Gesellschaft zufallen, anzusehen. Sobald es um eine Verteilung dieser Güter und Ressourcen geht, kommt die nicht weniger wichtige Dimension der Gleichheit der Gesellschaftsmitglieder ins Spiel. Der historische Kontext für die Entstehung und zunehmende Dringlichkeit dieser Bedürfnisse ist die Institutionalisierung politischer Beteiligungsrechte und der zunehmende Verlust der sozialen Sicherung und Sicherheit durch die eigene Familie.9
Der heutige moderne Wohlfahrtsstaat beruht auf einer entscheidenden Prämisse: Es gibt eine staatliche Verantwortung für die Ziele der sozio-ökonomischen Sicherheit und Gleichheit. So beschreiben es auch Andreß und Roller. Die Rolle und Verantwortung des Wohlfahrtsstaates ist es sozialstaatliche Maßnahmen zu ergreifen, die „die Verteilung von wirtschaftlichen Gütern und Ressourcen an individuelle Personen auf der Grundlage rechtlicher Ansprüche“10 beeinflussen.
Daher definierten auch Alber und Behrendt (2000) den Wohlfahrtsstaat als einen spezifischen Typus der Staatstätigkeit, welcher aktiv gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Prozesse steuert und in diese eingreift. Zudem wird in einem Wohlfahrtsstaat ein beträchtlicher Teil staatlicher Ressourcen für sozialpolitische und wohlfahrtsstaatliche Maßnahmen verwendet. Dies entspricht „der Forderung nach einer größeren Gleichheit der Lebenschancen bezüglich verschiedener Dimensionen wie Einkommenssicherung, Gesundheit, Wohnen und Bildung“.11
“Welfare states are the means through which states provide broader social protection and level the playing field across individuals so that no one would fall below what amounts to an acceptable living standard.“12
Empirisch sind im deutschen Wohlfahrtsstaat vor allem die fünf Zweige der Sozialversicherung von Bedeutung, die sich aus Renten-, Kranken-, Unfall- und Pflegeversicherung zusammensetzen und aus Beiträgen finanziert werden. Dazu kommen noch weitere finanzielle Leistungen der Sozialhilfe wie zum Beispiel Kindergeld, Erziehungsgeld, Wohngeld und Ausbildungsförderung wie Bafög.13
2.2 Extensität und Intensität
Die Extensität des Wohlfahrtsstaates bezieht sich nach Roller auf die Frage, ob der Staat überhaupt eine Zuständigkeit im Hinblick auf die Ziele sozio-ökonomische Sicherheit und sozio-ökonomischer Gleichheit übernehmen soll. Diese grundsätzliche Frage ist in modernen Wohlfahrtsstaaten a priori entschieden, zumindest wenn es um den Kernbereich der Einkommenssicherung der Bürger geht. Laut Roller gibt es hierfür einen großen Konsens der Staatsbürger. Dieser Konsens gilt allerdings nicht für eine Ausdehnung dieser Ziele über den eben genannten Kernbereich hinaus.14
Die Intensität bezieht sich darauf „welches Ausmaß an sozio-ökonomischer Sicherheit und sozio-ökonomischer Gleichheit bei gegebener staatlicher Zuständigkeit realisiert werden soll“.15 Die Dimension der Intensität wird vor allem diskutiert, wenn es um einen möglichen Abbau des Wohlfahrtsstaates geht. Dafür werden vor allem zwei Möglichkeiten in Betracht gezogen, zum einen der Abbau staatlicher Tätigkeiten und staatlicher Finanzierung und zum anderen die Privatisierung, also die Abgabe bisher staatlicher Zuständigkeiten an private Akteure. „Die erste Alternative zielt auf die Reduktion der Intensität bei gegebener Extensität, und die zweite Alternative schlägt eine Reduktion der Extensität vor. Häufig wird auch eine Mischung beider Formen des Abbaus angestrebt“.16
In der Praxis ist eine klare Trennung der Dimension der Extensität und der Intensität nicht immer möglich. Für eine Analyse, wie auch in diesem Fall, ist die Gliederung aber sinnvoll und notwendig.
2.3 Finanzierungsbereitschaft
Die Finanzierung des Wohlfahrtstaats ist eine weitere wichtige Dimension der Einstellung, da sich ein Großteil der Kritik am Wohlfahrtsstaat um das Finanzierungsproblem wohlfahrtsstaatlicher Maßnahmen dreht.17 Dieser Aspekt wird in dieser Arbeit der Intensität und Extensität gleichgesetzt. Wie bereits unter Punkt 1 erwähnt, wird die Finanzierung des Wohlfahrtstaats häufig kritisiert, daher soll auch in dieser Arbeit überprüft werden, inwieweit die Finanzierung beziehungsweise Finanzierungsbereitschaft die Einstellung zum Wohlfahrtsstaat prägt.
3 Theoretische Konzeptualisierung
Im Folgenden werden die Grundzüge der Theorien, auf die sich diese Arbeit beruft, vorgestellt. Daran anknüpfend werden Forschungshypothesen aus den Theorien abgeleitet.
3.1 Rational-Choice-Theorie
Die Rational Choice Theory stammt aus der Ökonomie findet aber unter anderem auch in der Soziologie Anwendung. Ursprünglich wurde sie entwickelt, um das Handeln von Marktteilnehmern zu erklären.18
Die theoretische Grundlage zur Rational-Choice-Theory stellt die Annahme dar, dass komplexe soziale Phänomene, wie die Einstellung zum Wohlfahrtsstaat, durch die Analyse elementarer und individueller Handlungen erklärbar sind. Dieser Standpunkt wird als „methodological individualism“19 bezeichnet, dessen Kernaussage ist:„The elementary unit of social life is the individual human action. To explain social institutions and social change is to show how they arise as the result of the action and interaction of individuals”.20 Ökonomische Theorien wie die Rational-Choice-Theory befassen sich mit der Art der Organisation der Produktion, Verteilung und des Konsums von Gütern und Dienstleistungen durch Geld und den Mechanismen des Marktes. Soziologen nutzen diese theoretische Grundlage und sind der Meinung, dass diese auch eingesetzt werden könne, um Interaktionen zu analysieren, die sich um „Güter“ wie Zeit, Informationen, Anerkennung und Prestige drehen. In der Rational Choice Theorien werden Individuen als Wesen mit Wünschen und Zielen betrachtet, die diese durch ihre Präferenzen ausdrücken. Ihr Handeln wird durch spezifische Gegebenheiten begrenzt. Zudem handeln sie auf der Basis der Informationen, die die Akteure zu den Bedingungen, die ihr Handeln bestimmen, haben21. „At its simplest, the relationship between preferences and constraints can be seen in the purely technical terms of the relationship of a means to an end.”22
In der traditionellen Rational Choice Theory werden Individuen als nutzenkalkulierende sowie rationale Geschöpfe betrachtet, die nach der Durchsetzung der eigenen Interessen streben.
„Ausgangspunkt der Rational-Choice-Theorie ist die Prämisse, dass Menschen Wünsche an die Welt sowie bestimmte Annahmen über sie haben. Die Wünsche betreffen bestimmte Weltzustände [...] Die Annahmen dagegen beziehen sich insbesondere auf die Mittel, Wahrscheinlichkeiten und Kosten, die die Realisierbarkeit eines bestimmten Weltzustandes betreffen. Handlungen lassen sich dann als Konsequenzen aus den Wünschen und den Annahmen ableiten.“23
Die Rational Choice Theory kann, von dem ursprünglich wirtschaftlichen Ansatz ausgehend, auf andere Bereiche ausgedehnt werden. Menschliches Handeln wird nicht mehr als reine Kosten-Nutzen-Abwägung gesehen, sondern die Rational Choice Theory wird zur Erklärung gesellschaftstheoretischer Fragen genutzt. Die Kernfrage ist, inwiefern soziale Ordnung möglich ist, wenn die Mitglieder der Gesellschaft nur an ihrem individuellen Nutzen/ Wohl/ Interesse zeigen.24
3.2 Definition der Einstellung
Die Einstellung der Befragten ist kein beobachtbares oder anfassbares Phänomen und bleibt zunächst ein theoretisches Konstrukt. Andreß bezeichnet die Einstellung als „bewertende Vermittler zwischen Reizen [.] und Reaktionen auf diese Reize“.25 Lediglich die ursächlichen Reize für eine bestimmte Reaktion sind zu erkennen. Aus diesem Grund wird die Einstellung des Befragten in der Forschungspraxis der vorliegenden Arbeit nur durch die bewertende Reaktion auf bestimmte Stimuli, die durch Fragen beziehungsweise Items erzeugt werden, erfasst.
3.3 Strukturtheoretische Ansätze
Der strukturtheoretische Ansatz beschreibt und erklärt die Wirkung gesamtwirtschaftlicher Gegebenheiten auf die Einstellung zum Wohlfahrtsstaat. Verbindet man den strukturtheoretischen Ansatz mit der Rational Choice Theory, kommt man unweigerlich zu der Annahme, dass die persönliche Einstellung der Bürger zum Wohlfahrtsstaat entscheidend von der wirtschaftlichen Situation eines Individuums abhängig ist. Weiterhin kommt dem individuellen Nutzen beziehungsweise Kosten am Wohlfahrtsstaat abhängig eine weitere wichtige Bedeutung zu, wenn es um prägende Faktoren zur Einstellung zum Wohlfahrtsstaat geht.26
„Wohlfahrtsstaatliche Einstellungen werden deshalb vor allem als Produkt der sozioökonomischen Lage des einzelnen und den mit dieser Lage gegebenen Interessen kon- zeptualisiert, die in unterschiedlicher Weise von den „Outputs“ des Wohlfahrtsstaats profitieren.“27
Turner beschreibt die Verbindung dieser beiden Theorien so:
1. Der Mensch handelt bewusst und zielorientiert.
2. Der Mensch besitzt eine Reihe von Präferenzen oder Nutzenorientierungen, welche hierarchisch geordnet sind
3. Der Mensch macht bei der Wahl von Verhaltensformen rationale Kalkulationen im Hinblick auf:
3.1 Den Nutzen alternativer Verhaltensformen,
3.2 Die Kosten alternativer Verhaltensformen,
3.3 Die beste Möglichkeit zur Nutzenmaximierung
4. Emergente soziale Strukturen- soziale Phänomene, kollektive Entscheidungen und kollektives Verhalten resultieren aus rationalem Wahlverhalten nutzenmaximierender Individuen
5. Unter der Voraussetzung, dass emergente soziale Phänomene auf rationales Wahlverhalten zurückzuführen sind, konstituieren diese ein Set von Parametern nachfolgender rationaler Wahlhandlungen von Individuen:
5.1 die Verteilung verschiedener Ressourcen unter den Individuen,
5.2 die Verteilung der Möglichkeiten, zwischen verschiedenen Verhaltensformen zu wählen,
5.3 die Verteilung sowie die Beschaffenheit von Normen sowie Verpflichtungen in einer bestimmten Situation.
Abbildung 1: Vgl.: Turner, Jonathan H. (1991): The Structure of Sociological Theory. Seite 354.
3.4 Kulturtheoretische Ansätze
Kulturtheoretischen Ansätzen liegt eine entscheidende Prämisse zugrunde:
Individuelle Sozialisationserfahrungen in einem bestimmten gesellschaftlichen oder sozialen Milieu und Umfeld, prägen die eigene Einstellung. Dabei werden kulturtheoretische Ansätze in Mikro- und Makroebene aufgesplittet. Der Ansatz der kulturellen Integration lässt sich ausschließlich auf soziologische Phänomene der Makroebene anwenden. Auf mikrosoziologischer Ebene ist hingegen der genauso wichtige Ansatz der differentiellen Sozialisation anwendbar.28
3.4.1 Kulturelle Integration
Analysiert man die Makroebene mithilfe des Ansatzes der kulturellen Integration kommt man zu dem Schluss, dass die vorherrschende Ideologie des Wohlfahrtsstaats entscheidend durch kulturelle, strukturelle und institutionelle Rahmenbedingungen einer Gesellschaft geprägt wird. Von dem Ansatz der kulturellen Integration ausgehend, resultiert die in einer Gesellschaft vorherrschende Ideologie den Wohlfahrtsstaat betreffend, aufgrund ihre sozialisatorischen Wirkungsmacht, zu einer insgesamt homogenen und im Falle Deutschlands zu einer positiven Einstellung zum Wohlfahrtsstaat.29
In der Forschungsliteratur zum Thema bilden der religiös-konfessionelle sowie der politisch-ideengeschichtliche Hintergrund die entscheidenden Determinanten für den Ansatz der kulturellen Integration nach Andreß. Der religiös-konfessionelle Hintergrund wird in dieser Arbeit vernachlässigt. Ausgehend von unterschiedlichen politisch-ideengeschichtlichen Hintergründen kann eine Differenzierung zwischen den einzelnen Hintergründen vorgenommen werden. Auf der einen Seite finden sich traditionell liberale Einstellungen, welche auf individualistische Vorstellungen von Gerechtigkeit zurückzuführen sind. Auf der anderen Seite stehen, die mit dem Gedanken des Egalitarismus verknüpften, Gerechtigkeitsvorstellungen traditionell sozialistischer sowie kommunistischer Ideologien.30
Betrachtet man politisch-ideengeschichtlichen Faktoren, sind unterschiedliche wohlfahrtsstaatliche Einstellungen unmittelbar auf die unterschiedlichen strukturellen und institutionellen Rahmenbedingungen der verschiedenen Typen von Regimen zurückzuführen. Eine übersichtliche Darstellung der unterschiedlichen Regimetypen liefert der dänische Politikwissenschaftler und Soziologe G0sta Esping-Andersen in seinem Werk „The Three Worlds of Welfare Capitalism“.
3.4.2 Differentielle Sozialisation
Die differentielle Sozialisation beschäftigt sich mit der Erklärbarkeit bestimmter persönlicher Einstellungen auf der rein mikrosoziologischen Ebene. Individuen entwickeln im Laufe ihres Lebens unterschiedliche und ganz persönliche Wert- und Moralvorstellungen, welche sich entscheidend auf ihre eigene Einstellung hinsichtlich des Wohlfahrtsstaats auswirken. Grund hierfür ist die Prägung durch verschiedene Milieus oder gesellschaftliche Gruppen. Bei dem Ansatz der differentiellen Sozialisation kann zwischen spezifischen Sozialisationserfahrungen in Bezug auf unterschiedliche Generationen beziehungsweise Altersgruppen, gesellschaftliche Gruppen und sozialen Milieus unterschieden werden.31
In Hinblick auf Bildung als Determinante für die differentielle Sozialisation sind verschiedene Argumentationsmuster in Bezug auf erzeugte Sozialisationserfahrungen entscheidend, die milieuspezifisch sind. In dieser Theorie stärkt ein hohes Bildungsniveau den „enlightment“-Effekt also Aufklärungseffekt. Dieser soll einen bewussteren Umgang der Individuen mit Werten wie Gleichheit mit sich bringen.
„Viel plausibler erscheint ein entgegengesetzter Einfluss bildungsspezifischer Sozialisationserfahrungen auf wohlfahrtsstaatliche Einstellungen: Je länger Personen erfolgreich im Bildungssystem verweilen, desto stärker werden sie vermutlich davon überzeugt sein, daß Leistung und Anstrengung immer belohnt werden [...]. Aus der Verallgemeinerung dieser [individuellen] Erfahrungen entsteht die Zustimmung zur individualistischen „Erfolgsideologie“, wonach Leistung belohnt werden muß, da jeder „seines eigenen Glückes Schmied ist“ [.]. Daraus dürfte eine kritische Einstellung gegenüber der Extensität und Intensität des Wohlfahrtsstaates resultieren.“32
Das vorherrschende Gesellschaftsprinzip in modernen westlichen Gesellschaften ist meritokratisch und kapitalistisch geprägt. Capitalism „endorses an entrepreneurial individualism that is self-interested and, as it regards such traits as natural and desirable, is antithetical to care in deep and profound ways”33.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Einstellung der Bürger zum Wohlfahrtsstaat ist das allgemein verbreitete und akzeptierte Leistungsprinzip. Andreß schlussfolgert in Bezug auf das Leistungsprinzip, dass Menschen mit einem höheren Bildungsabschluss eine kritische Einstellung gegenüber solidarischen und nicht-eigennützigen Institutionen wie dem Wohlfahrtsstaat besitzen.34
3.5 Leistungsprinzip
Das Leistungsprinzip erklärt, dass in jeder Gesellschaft Leistung erbracht werden muss. Diese Leistungsgesellschaft hat mehrere Kennzeichen. Zum einen ist der Begriff der Leistung in diesen Gesellschaften ein extrem positiver Begriff, der als schätzenswert gilt. Leistungen erbringen ist wichtig und Mitglieder der Gesellschaft, die weniger Leistung erbringen, werden womöglich geringer geschätzt, als jene die viel Leistung erbringen. In einer Leistungsgesellschaft wird zudem betont, dass diese Gesellschaft anderen in historisch-wirtschaftlicher Sicht überlegen ist.35 Ein Aspekt des Leistungsprinzips ist, dass „jede [...] Bildungsanstrengung zum Zwecke der Eignung für schwierigere und qualifizierte Positionen [.] mit der Zuteilung entsprechender beruflicher Stellungen entgolten“36 wird. Jede Leistung wird belohnt, zum Beispiel „wenn man die Erringung höherer Schulbildung als besondere Leistung deutet und jedem, der bereit und in der Lage ist, diese Leistung zu erbringen, ein Zeugnis ausstellt, dass ihm bestimmte Rechte einräumt“.37
4 Operationalisierung der abhängigen Variablen
Neben der Operationalisierung der unabhängigen Variablen (UV), ist es ebenso wichtig die Abhängigen (AV) zu erläutern. Aufgrund der Tatsache, dass sowohl die Extensität, Intensität als auch Finanzierungsbereitschaft keine direkt messbaren Phänomene darstellen, wurden mit den Indizes indexextensität (indexex- ten), indexintensität (indexinten) und indexfinanzierungsbereitschaft (indexfb), drei multivariate Analysemethoden geschaffen.
Wie auch später unter 6.3 verdeutlicht wird, wurde auf eine nicht zu komplexe Fragenstruktur in der Datenerhebung geachtet, weshalb sich vor allem in den Ermittlungen der Extensität und Intensität Ähnlichkeiten zeigen. Indexexten berechnet sich dabei aus der Addition drei untergliederter Indexe (indexextwirtschaft, indexextsoziales, indexextsonstiges), die wiederrum aus insgesamt zwölf Variablen bestehen. Identisch verhält es sich bei der Kalkulation von indexinten der aus in- dexintwirtschaft, indexintsoziales und indexintsonstiges und deren 13 Fragen besteht. Durch die Beantwortung der einzelnen Skalen mithilfe einer fünfstufigen Likert-Skala, konnte später eine Indexausprägung für die Extensität (0-60) und Intensität (0-65) ermittelt werden. Ähnlich verhält es sich in der Bestimmung der Finanzierungsbereitschaft. So analysierten erneut fünf Fragen, mittels der Verwendung von Likert-Skalen den Aufgabenbereich. Zusätzlich wurde der Index auch durch einzelne Single-Choice-Fragen definiert, welche letztlich einen Ausprägungsbereich von 0-31 definierten.
5 Hypothesen
Im Folgenden werden die für diese Arbeit zugrundeliegenden Hypothesen erläutert. Alle Annahmen stützen sich dabei auf die theoretischen Konzeptualisie- rungen der vorhergehenden Abschnitte.
H1: Personen mit einem monatlichen Bruttoeinkommen oberhalb von 5000 € lehnen den Wohlfahrtsstaat in seiner Intensität, Extensität und Finanzierungsbereitschaft eher ab als Personen mit einem niedrigeren Einkommen.
Die aufgestellte Hypothese H1 basiert auf den Annahmen, dass mit zunehmenden Monatseinkommen die persönliche finanzielle Unabhängigkeit gegenüber dem Staat steigt und der daraus resultierende Eigennutzen hinsichtlich des Prinzips des Wohlfahrtsstaates sinkt. Die Dimension Einkommen wird dabei durch die Gleichsetzung des Indikators monatliches Bruttoeinkommen operationalisiert. Die Einteilung der Einkommensgruppen (bis 5000€ und über 5000€) geschieht dabei nach den zum Zeitpunkt der Befragung geltenden Progressionszonen in §32a des Einkommenssteuergesetzes. Demnach zählte man ab einem Jahresbruttoeinkommen von 57919€ zur oberen Progressionszone, was einem monatlichen Bruttoeinkommen von 4826,5€ gleichkommen würde.38 Aufgrund von ästhetischen und praktischen Gründen wurde der Wert auf 5000€ gerundet.
H2: Personen eines älteren und jüngeren Alters befürworten den Wohlfahrtsstaat in seiner Intensität, Extensität und Finanzierungsbereitschaft stärker als Personen mittleren Alters.
Die zweite Hypothese beschäftigt sich mit der Annahme, dass Personen jüngeren und älteren Alters den Wohlfahrtsstaat eher unterstützen als Personen mittleren Alters. Die Überlegung, dass ältere und jüngere Menschen sich eher in Lebensabschnitten befinden, die Staatliche Hilfen in Anspruch nehmen, wie beispielsweise BAföG, Wohngeld oder Rente und deshalb den Wohlfahrtsstaat als vorteilhafter erachten, dient dabei als zugrundeliegende Argumentationsstruktur. Der Indikator Altersgruppe wird dabei zur Analyse der Hypothese herangezogen.
H3: Selbstständige und Angestellte der freien Wirtschaft befürworten den Wohlfahrtsstaat in seiner Intensität, Extensität und Finanzierungsbereitschaft weniger als Verbeamtete, Nicht-berufstätige, Auszubildende/Studie- rende und Pensionierte/Rentner.
Unter der Annahme das Selbstständige und Angestellte der freien Wirtschaft mittels ihrer vermeintlich hohen Steuerabgeben eher zu den Finanzierern des Wohlfahrtstaates zählen, wird in der dritten Hypothese untersucht, inwiefern die Tätigkeitsform Einfluss auf die Überzeugung des wohlfahrtsstaatlichen Prinzips hat. Der Indikator Tätigkeitsform operationalisiert dabei die Dimension Tätigkeit.
H4: Je niedriger die bildungsökonomische Lage einer Person, desto eher befürworten sie den Wohlfahrtsstaat in seiner Intensität, Extensität und Finanzierungsbereitschaft.
In der abschließenden Hypothese wird die Einstellung gegenüber dem Wohlfahrtsstaat unter Berücksichtigung der bildungsökonomischen Lage betrachtet. Bezugnehmend auf den Einkommensfaktor der ersten Hypothese wird zusätzlich angenommen, dass ein höherer Bildungsabschluss zu einem höheren Zuspruch des Leistungsprinzips führt. Dies wiederrum würde eine eher negative Haltung gegenüber staatlichen Interventionen erklären. Neben dem Indikator Einkommen wird in der multiplen Regressionsanalyse deshalb die Variable Bildungsabschluss herangezogen.
6 Datenbasis und Untersuchungsdesign
In den folgenden Gliederungspunkten wird die für die Untersuchung zugrundeliegende Umfrage näher beleuchtet. Dabei stehen die Art der Befragung, der Pretest sowie die finale Datenerhebung, die Konstruktion des Fragebogens als auch die Überführung der Daten in das Statistikprogramm im Fokus.
6.1 Art der Befragung
Die Datenerhebung ist, da sie „sich auf einen Zeitpunkt oder eine kurze Zeitspanne, in der eine einmalige Erhebung [...] vorgenommen [wurde]“, in die Gruppe des Querschnittsdesign anzusiedeln.39 Da einige Fragen auf sensible Daten der Personen abzielten, wurde ein internetgeschütztes Befragungsmodell über den Anbieter soscisurvey gewählt. Diese anonyme Art hat den Vorteil, dass sie den Effekt der sozialen Erwünschtheit, also die Abweichungen zwischen der tatsächlichen Wahrheit und dem, laut der Person „sozial erwünschten Verhalten“ zum Zeitpunkt der Befragung relativ geringhält.40 Zudem genießen Online-Befragungen hinsichtlich der Datenerhebungsschnelligkeit, Barrierefreiheit und den Kosten Überlegenheit gegenüber anderen Befragungsarten, wie beispielweise aufwendigeren face-to-face Interviews.41 Die Umfrage setzte dabei auf einen moderaten Strukturierungsgrad, mit teilweise offenen Antwortmöglichkeiten und geschlossenen, mit Beschreibungen erläuterten Fragen.
6.2 Pretest und Datenerhebung
Aufgrund theoretisch erst später identifizierbaren „mehrdeutigen oder schlechtverständlichen Fragen“ wurde a priori der Veröffentlichung ein Pretest durchgeführt. Diese, zwei Wochen vor der eigentlichen Erhebung organisierte Prüfung, zeigte klare Schwächen in der Beantwortung und Analysierbarkeit der Parteienpräferenz, der Ost-West-Zuordnung und in der Ermittlung des Indexes hinsichtlich der persönlich erhaltenden staatlichen Hilfen, was schlussendlich zur Nichtbeachtung der Daten führte.42 Mittels der Kritik und den Verbesserungswünschen der teilnehmenden Personen konnten die Mängel behoben und die spätere Befragung ohne spontan aufkommende Probleme durchgeführt werden.43 Die eigentliche Erhebung wurde zwischen dem 15. Februar und 31. März 2021 mit Hilfe eines Links publiziert. Von den ursprünglich 173 teilnehmen Befragten, beantworteten 145 den Bogen in verwertbarer Art und Weise. Ebenso ist anzumerken, dass die Datenbank unter verzerrten Bedingungen erhoben wurde. So beantworteten vermehrt Teilnehmer aus dem studentischen Umfeld aus Regensburg den Bogen.
6.3 Konstruktion des Fragebogens
Anfänglich sollte mit Hilfe einer knappen Einleitung das Interesse der Teilnehmer geweckt werden. Des Weiteren wurde auf ein abwechslungsreiches, durch verschiedene Fragentypen hervortretendes, aber nicht zu kompliziertes Modell geachtet, um eine möglichst hohe Antwortrate sowie geringe Abbruchrate zu erhalten. Im Detail lässt sich der Fragebogen, sollte man die später revidierten Daten hinsichtlich der Ost-West-Thematik, des Wahlverhaltens und der staatlichen Hilfen ausklammern, in drei Teilbereiche untergliedern:
Auf die erwähnte Begrüßung folgt mittels einer einfachen offenen Texteingabe die Abfrage des Geburtsjahres. Der zweite Themenblock fokussierte den sozialen Status. So sollten die Befragten anhand der Beantwortung ihres Bildungsabschlusses, ihrer momentanen Tätigkeit und ihres Einkommens diesen näher beleuchten. Hinsichtlich des Abschlusses und Einkommens wurde eine Single- Choice-Variante gewählt; im Tätigkeitsbereich dahingegen wurde aufgrund der Wahrung disjunkter und exhaustiver Auswahlmöglichkeiten eine multiple Beantwortung erlaubt. Bei jenen erwähnten als auch kommenden Frage wurden zudem die Optionen „ Weiß ich nicht“ und „ Keine Angabe“ dargeboten.
Das darauffolgende dritte Kapitel richtete sich zielgerichtet gegen die Ermittlung der Extensität, Intensität und Finanzierungsbereitschaft der einzelnen interviewten Personen. Es kann als Themenbereich „Einstellung gegenüber dem deutschen Wohlfahrtsstaat“ betitelt werden. Extensität und Intensität wurden
[...]
1 Lindemann, Anna (2022): Sorgen der Deutschen sind derzeit größer als während der Corona-Krise. In: Der Tagesspiegel, 01.06.2022, zuletzt aufgerufen am 07.06.2022: https://www.tagesspie- gel.de/gesellschaft/panorama/angst-vor-inflation-und-abstieg-sorgen-der-deutschen-sind-derzeit- groesser-als-waehrend-der-corona-krise/28391348.html.
2 Ullrich, Carsten G. (2005): Soziologie des Wohlfahrtsstaats - Eine Einführung. Frankfurt/Main. Seite 20.
3 Hemericjk, Anton, Huguenot-Noel, Robin (2021): The Covid-19 Wake-up call to buttress social investment. In: The Coronavirus Crisis and the Welfare State. Berlin. Seite 54.
4 Roller, Edeltraud (1992): Einstellungen der Bürger zum Wohlfahrtsstaat der Bundesrepublik Deutschland. Studien zur Sozialwissenschaft Band 115. Wiesbaden. Seite 2 - 32.
5 Flora, Peter; Alber, Jens; Kohl, Jürgen (1977): Zur Entwicklung der westeuropäischen Wohlfahrtsstaaten. In: Politische Vierteljahresschrift 18 (4). Seite 707.
6 Andreß, Hans-Jürgen; Heien, Thorsten; Hofäcker, Dirk (2001): Wozu brauchen wir noch den Sozialstaat? Der deutsche Sozialstaat im Urteil seiner Bürger. Wiesbaden. Seite 122.
7 Ullrich (2005): Seite 140.
8 Ders. Seite 132.
9 Flora (1977): Seite 720 - 721.
10 Ebd.
11 Alber, Jens; Behrendt Christina (2000): Wohlfahrtsstaat/Sozialstaat. In: Nohlen, Dieter (Hrsg.): Kleines Lexikon der Politik. München. Seite 580.
12 Wagle, Udaya (2013): The Heterogeneity Link of the Welfare State and Redistribution. Cham, Heidelberg, New York u.a. Seite 61.
13 Bäcker, Gerhard; Bispinck, Reinhard; Hoffmann Klaus u.a. (2000): Sozialpolitik und soziale Lage in Deutschland. Band 1. Wiesbaden. Seite 52.
14 Roller (1992): Seite 42.
15 Ebd.
16 Ebd.
17 Andreß (2001): Seite 27.
18 Rosa, Hartmut; Strecker, David; Kottmann, Andrea (2018): Soziologische Theorien. Konstanz, München. Seite 247.
19 Scott, John (2000): Rational Choice Theory. In: Browning, Gaby; Halcli, Abigail; Webster, Frank: Understanding Contemporary Society - Theories of the Present. London. Seite 127.
20 Elster, James (1989): The Cement of Society. Cambridge. Seite 13.
21 Scott (2000): Seite 128.
22 Ebd.
23 Ders. Seite 249.
24 Ders. Seite 248.
25 Andreß (2001): Seite 17.
26 Ders. Seite 45 - 49.
27 Ders. Seite 46.
28 Ders. Seite 35 - 44.
29 Ebd.
30 Ders. Seite 36.
31 Andreß (2001): Seite 40 - 41.
32 Ders. Seite 44.
33 Lynch, Kathleen (2021): Care, Capitalism and Politics. In: The Coronavirus Crisis and the Welfare State. Berlin Seite 1 - 3.
34 Ebd.
35 Bolte , Karl Martin (1979): Leistung und Leistungsprinzip zur Konzeption. Wirklichkeit und Möglichkeit eines gesellschaftlichen Gestaltungsprinzips - Ein Beitrag zur Sozialkunde der Bundesrepublik Deutschland. Opladen. Seite 11 - 12.
36 Ders. Seite 18.
37 Ders. Seite 44.
38 Schmidt, Ludwig (2021): Einkommenssteuergesetz. 40., völlig neubearbeitete Auflage. München. Seite 1778 - 1779.
39 Diekmann, Andreas (2008): Empirische Sozialforschung: Grundlagen, Methoden, Anwendungen, 19. Auflage, Reinbek bei Hamburg. Seite 304 - 305.
40 Ders.: Seite 446 - 448.
41 Ders.: Seite 522 - 523.
42 Erl.: Aufgrund der geringen Verwertbarkeit hinsichtlich der Parteienpräferenz und Ost-West-Zuordnung wurden ehemals geplante Hypothesen nach der Erhebung aus der Analyse gestrichen.
43 Vgl. Ders.: Seite 192 - 195.
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- Anonymous,, 2022, Der Wohlfahrtsstaat in den Augen der deutschen Bürger. Eine empirische Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1275236
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