Die hier vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, inwiefern sich der Strukturwandel der Banken vollzogen
hat bzw. aktuell vollzieht und welche Konsequenzen daraus entspringen. Der Umbruch innerhalb des Bankensektors wird unter spezieller Berücksichtigung der fortschreitenden Digitalisierung dargestellt. Zuerst werden die Grundlagen im Bereich der Digitalisierung wie auch im Bereich des klassischen Bankensektors erläutert. Daraufhin erfolgt eine umfangreiche Analyse der Umwelt, die entsprechende Entwicklungen in differenzierten Bereichen und deren Auswirkungen auf den klassischen Bankensektor aufdecken soll.
Überdies wird auf den neuen FinTech Sektor und dessen Entwicklungen eingegangen, wie auch auf weitere digitale Wettbewerber im Markt. Im weiteren Verlauf wird der Wandel des Geschäftsmodells analysiert, worunter das Verhalten der Kunden im Mittelpunkt der Analyse steht. Außerdem werden verschiedene Vertriebsstrategien, wie auch auf das neue Vertriebskonzept des Content Marketings eingegangen. Im Anschluss erfolgt eine umfassende Beleuchtung des aktuellen Reifegrades des deutschen Bankensektors. Diese wird im Weiteren durch neue IT-Konzepte ausgeführt. Daraufhin folgen Handlungsempfehlungen, die ausgewählte Schwerpunkte in verschiedenen Bereichen setzen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen zur Digitalisierung und zum Bankensektor
2.1 Definition und Nutzen der Digitalisierung
2.2 Historische Entwicklung der Digitalisierung
2.3 Treiber der Digitalisierung
2.4 Definition des Geschäftsmodells von Banken
2.5 Funktionen und Typen von Banken
2.6 Aktuelle Ertragslage
3 Konkurrenzsituation
3.1 Wettbewerbstheorie
3.2 Umweltanalyse
3.2.1 Regulatorische Entwicklungen
3.2.2 Ökonomische Entwicklungen
3.2.3 Gesellschaftliche Entwicklungen
3.2.4 Technologische Entwicklungen
3.3 Neue digitale Finanzdienstleister
3.4 Unterscheidung digitaler Wettbewerber Entwicklung des FinTech Sektors
4 Der Wandel des Geschäftsmodells
4.1 Veränderte Kundenbedürfnisse
4.2 Neue Vertriebsstrategie-die Omnikanal-Strategie
4.3 Content-Marketing-das neue Marketingkonzept
4.4 Auswirkungen des Wandels
5 Digitalisierung des Finanzsektors
5.1 Banken und Digitalisierung
5.2 Banking 4.0-Strategie und Inhalte
5.3 Anforderungsprofil an das Kreditinstitut von morgen
6 Handlungsempfehlungen
6.1 Ausbau der Digitalisierung
6.2 Konzentration auf Stärken und Ertragsbringer
6.3 Etablierung einer Omnikanal-Strategie
6.4 Aufnahme des Content Marketings
7 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Elektronische Quellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
„Banking is necessary - banks are not“1
Das Zitat von Bill Gates aus dem Jahre 1994 bewahrheitet sich nunmehr, in unserer heutigen Zeit, Zusehends. Der klassische Bankensektor sieht sich aktuell, einem noch nie dagewesenen grundlegenden Wandel gegenüber. Auch die Geschwindigkeit dieses fundamentalen Umbruchs der bewährten Geschäftsmodelle, ist mit vorangegangenen Ereignissen in der Historie nicht vergleichbar. Dies ist zum einen der Niedrigzinspolitik der europäischen Zentralbank geschuldet, welche die Erträge der Kreditinstitute schmelzen lässt. Zum anderen einer globalen technologischen Veränderung, der allgegenwärtigen Digitalisierung, die sich direkt auf nahezu alle Bereiche unseres modernen Lebens auswirkt. Darüber hinaus wird durch diese digitale Revolution das Auftreten neuer Wettbewerber im Markt begünstigt, sogenannter FinTechs. Die neu auftretende Konkurrenz nutzt die modernen technologischen Möglichkeiten, um Dienstleistungen der etablierten Banken zu substituieren oder innovative Finanzinstrumente zu offerieren.
Dass sich ein Strukturwandel innerhalb des klassischen Bankensektors, dessen Historie inzwischen vor mehr als 500 Jahren2 begann, vollzogen hat ist offensichtlich und allgemein anerkannt. Die hier vorliegende Arbeit beschäftigt sich aufgrund dessen weiterführend mit der Fragestellung, inwiefern sich der Wandel vollzogen hat bzw. aktuell vollzieht und welche Konsequenzen daraus entspringen. Der Umbruch innerhalb des Bankensektors wird unter spezieller Berücksichtigung der fortschreitenden Digitalisierung dargestellt.
Zuerst werden die Grundlagen im Bereich der Digitalisierung wie auch im Bereich des klassischen Bankensektors erläutert. Daraufhin erfolgt eine umfangreiche Analyse der Umwelt, die entsprechende Entwicklungen in differenzierten Bereichen und deren Auswirkungen auf den klassischen Bankensektor aufdecken soll. Überdies wird auf den neuen FinTech Sektor und dessen Entwicklungen eingegangen, wie auch auf weitere digitale Wettbewerber im Markt. Im weiteren Verlauf wird der Wandel des Geschäftsmodells analysiert, worunter das Verhalten der Kunden im Mittelpunkt der Analyse steht. Außerdem werden verschiedene Vertriebsstrategien, wie auch auf das neue Vertriebskonzept des Content Marketings eingegangen. Im Anschluss erfolgt eine umfassende Beleuchtung des aktuellen Reifegrades des deutschen Bankensektors. Diese wird im Weiteren durch neue IT-Konzepte ausgeführt. Daraufhin folgen Handlungsempfehlungen, die ausgewählte Schwerpunkte in verschiedenen Bereichen setzen. Sie sollen als Anhaltspunkte wie auch als Anregungen dienen, jedoch nicht die perfekte Lösung der Bank der Zukunft darstellen. In der Schlussbetrachtung werden abschließend wesentliche Ergebnisse aufgegriffen und zusammenfassend dargestellt.
2. Theoretische Grundlagen zur Digitalisierung und des klassischen Bankensektors
2.1 Definition und Nutzen der Digitalisierung
Diese Arbeit beschäftigt sich umfassend mit dem Themenbereich der Digitalisierung innerhalb des Bankensektors, dies macht es erforderlich zunächst diese Begrifflich- keit allgemein zu definieren und abzugrenzen.
Der Terminus der Digitalisierung spielt in unserer heutigen Zeit zweifellos eine sehr große Rolle, in beinahe allen Lebens- und Arbeitsbereichen. Bei der Recherche fällt jedoch auf, dass Digitalisierung oftmals ohne vorherige Definition genutzt wird. Darüber hinaus lässt sich für den Begriff keine einzige, eindeutig auf jeden Bereich anwendbare Definition finden bzw. allgemein anerkannte Beschreibung. Hierbei geht es vielmehr darum den Begriff in seine unterschiedlichen Dimensionen und Bereichen einzuordnen. Beim Vergleich mehrerer Definitionen verschiedener Autoren fällt auf, dass jede Version durch ein eigenes Arbeits- bzw. Lebensumfeld geprägt ist.3
Grundsätzlich ist die Digitalisierung der Fachrichtung Wirtschaftsinformatik zugehörig und hat dort zweierlei Bedeutungen inne. Zunächst liegt die Digitalisierung als technische Transformation vor. Das bedeutet de Facto, dass analoge Inhalte oder Prozesse wie Schrift, Bild, Ton etc. in eine digitale Vorlage umgewandelt werden. Ein einfaches Beispiel, angelehnt an den Bankenbereich, ist die Erfassung von Einzahlungs- oder Überweisungsscheinen mithilfe eines Scanners. Hierbei ist anzumerken, dass sich die Finanzindustrie von anderen Branchen unterscheidet, da ihre Produkte beinahe vollständig informationsbasiert sind und somit nicht zwingend eine Umwandlung von analog zu digital notwendig ist.4
Reker und Böhm jedoch sehen diese Definition als nicht tiefgehend genug an. Sie subsumieren hier vielmehr eine5 „Veränderung von Geschäftsmodellen durch eine Verbesserung der Geschäftsprozesse deren Basis auf dem Einsatz von moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)“.6 Zu IKT zählen alle verfügbaren Ressourcen, die zur Speicherung, Verarbeitung und Kommunikation dienen. Informationstechnik stellt für Reker und Böhm den Oberbegriff für Informations- und Datenverarbeitung dar, unter anderem gehören Verfahren zur Verarbeitung von Daten, wie auch die Kommunikation. Darüber hinaus stellen Kommunikationstechniken physische Geräte und Softwares dar, die über Netzwerke miteinander verbunden sind und Daten aus verschiedenen Positionen übertragen können.
Die beiden Autoren deklarieren, dass sich folglich die Geschäftstätigkeit von Unternehmen immer mehr in die virtuelle Welt verschiebt. Daraus resultieren eine Visualisierung und Vernetzung der Lieferanten, Kunden und Unternehmen.7
Die zweite Sicht der Digitalisierung ist die der gesellschaftlichen Transformation. Diese Betrachtungsweise geht auf den Begriff der „Informatisierung“ zurück, der im Jahre 1979 geprägt wurde. Dieser beschäftigt sich mit der IT in Verbindung mit den zugehörigen Möglichkeiten und Veränderungen, insbesondere inwieweit diese die verschiedenen Lebensbereiche der Gesellschaft einnimmt. Arbeitsorganisationen innerhalb und zwischen Unternehmen, sowie Geschäftstypen von Unternehmen sind demnach hier auch zugehörig, ebenfalls Privatpersonen mit ihrem Konsumgebrauch. Im gesellschaftlichen Sinne wird die Digitalisierung der technischen Sicht gleichgesetzt, jedoch unterscheiden sich die jeweiligen Gestaltungsbereiche markant.
Infolgedessen beruht diese Sichtweise der Digitalisierung ebenfalls auf Technik, geht jedoch noch etwas tiefer. Die weitere Untersuchung gehört zu der zweiten Sichtweise der Digitalisierung.8
2.2 Historische Entwicklung der Digitalisierung
Die Historie der Digitalisierung wird in der Fachlektüre oftmals mit den Kondratieff- Zyklen, die der russische Wirtschaftswissenschaftler Nikolai D. Kondratieff 1926 erstmals beschrieb, in Verbindung gebracht. Nikolai Kondratieff beobachtete Zeitabschnitte von 40-60 Jahren, in denen er wirtschaftliche konjunkturelle Schwankungen feststellte, die als sogenannte „lange Wellen“ dargestellt werden und damit die Kondratieff-Zyklen bilden.9
Auslöser einer jeden Welle ist eine richtungsweisende Erfindung, die in der Wirtschaft eine tiefgreifende Veränderung nach sich zieht.10 Die Zyklen eins bis vier werden durch revolutionäre Erfindungen eingeläutet. Der erste Zyklus wird etwa 1800 bis 1850 durch die Innovation der Dampfmaschine sowie der Baumwollgewinnung geprägt, darauf folgt bis etwa 1900 die Stahlverarbeitung und Entwicklung der Eisenbahn. Darüber hinaus auch der Ausbau des Bergbauwesens und die Erfindung der Telegrafie. Die dritte Welle wird durch die Elektrotechnik und Chemie eingeläutet und reicht bis etwa Ende der 1930er-Jahre. Die anschließende vierte lange Welle wurde besonders durch die Entwicklung der Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrttechnik und der Petrochemie geprägt.11 Der Beginn einer neuen Welle, in der es erstmals nicht mehr um die Energie als Träger für das wirtschaftliche Wachstum geht, findet ab etwa 1990 statt. Diese Ablösung manifestiert sich durch den Gebrauch von Informationen und Wissen, welche einen kompletten Wandel bis hin zum digitalen Zeitalter antreiben. Diese sind der Beginn des Internets, welche bis heute weitgehende Auswirkungen haben und weiterhin haben werden.12
Die Digitalisierung wird oftmals fälschlicherweise als sechste Welle des Kondra- tieffs-Zyklus deklariert. Um einen neuen Kondratieff-Zyklus zu bilden, müssen jedoch drei Hauptkriterien erfüllt werden: die Kriterien des neuen Marktes, der Vollbeschäftigung und des Lebenszyklus. Da diese nicht vollständig erfüllt werden können ist die Digitalisierung Träger des fünften Zyklus und der technologische Auslöser.13
2.3 Treiber der Digitalisierung
Viele Branchen werden durch diese Digitalisierung erkennbar unter Druck gesetzt, wie auch insbesondere die Finanzbranche. Sie steht unter ständiger Weiterentwicklung und Verbesserung. Sie schreitet konsequent voran.14 Laut Thiesmeyer lassen sich vier wesentliche Treiber der Digitalisierung herausarbeiten.
Abbildung 2 stellt die vier maßgeblichen Treiber für die Digitalisierung der Gesellschaft und somit auch der Finanzindustrie dar; welche unter Beeinflussung verschiedenster Entwicklungen stehen. Die dynamische technologische Entwicklung stellt den ersten Treiber dar, welcher durch einen außerordentlich schnellen Anstieg der Rechnerleistung und einen Anstieg der Bandbreite des Internets gesteuert ist.
Außerdem ist eine durch große Teile der Gesellschaft anwachsende Nutzung des Internets zu verzeichnen, die den zweiten Treiber darstellt.15 Im Jahr 2019 besaßen rund 95 Prozent aller Haushalte in Deutschland einen Internetanschluss, zehn Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 79 Prozent.16 Besonders bemerkenswert ist hierbei auch die tägliche Internetnutzung, diese lag bei 71 Prozent der täglichen Internetnutzer im Jahre 2019, worunter 30 Millionen das Internet mehrmals täglich nutzen, 10,7 Millionen beinahe durchgehend.17 Des Weiteren wird das Internet in inhaltlicher Form ständig weiterentwickelt. In diesem Kontext kommen sogenannte „Prosumer“ eine gewichtige Rolle. Unter dieser Begrifflichkeit versteht man Personen, welche gleichzeitig Produzent und Konsument sind.18 Überdies schreibt man die technisch große Evolution von Web 2.0 zu Web 3.0 diesem Treiber zu. Demnach ist das Web 3.0 das semantische Web. Inhalte und deren Bedeutung werden in Beziehungen zueinander gestellt.19 Der im Zeitverlauf ansteigende Besitz und die Nutzung mobiler Endgeräte durch die Gesellschaft, worunter auch vermehrt Bankgeschäfte fallen, stellt den wichtigsten Treiber der Digitalisierung dar.
Aus einer stets steigenden Nutzung von Smartphones und Wearables resultiert eine wachsende Vernetzung der einzelnen Marktteilnehmer; demgemäß entsteht eine konstante Bereitstellung von Informationen.20 Zu Wearables zählt man Geräte, verknüpft mit Computertechnologien, die am Kopf und auch Körper getragen werden können. Hierbei anzumerken ist, dass sich die mobile Nutzung des Internets von 2012 auf 2014 verdreifacht hat. Das liegt vor allem an dem stetigen Anstieg der Smartphone Nutzer. Innerhalb der letzten zehn Jahre (von 2009-2019) hat sich die Nutzung von Smartphones in Deutschland fast verzehnfacht. Bemerkenswert ist der stetige Anstieg, der selbst in den letzten fünf Jahren mit einem deutlichen Anstieg von knapp 46 Millionen Nutzern auf im Jahre 2019 57,7 Millionen Nutzern, zu verzeichnen ist.21 Diese mobilen Endgeräte verfügen über eine entsprechende Rechenleistung, die es den Nutzern ermöglicht immer und von jedem Ort verbunden zu sein.22 Reker und Böhm's Publikation enthält ebenfalls die Treiber der Digitalisierung, welche sich nach diesen in zwei Kategorien einordnen lassen; externe und interne Treiber. Dabei gehen die externen Treiber auf das Unternehmensumfeld zurück, während die internen Treiber aus dem Unternehmen heraus entstehen.
An erster Stelle der internen Treiber werden mit 76 Prozent die notwendigen Prozessverbesserungen genannt. An zweiter Stelle folgt mit Abstand die Optimierung der Kostenstrukturen (22 Prozent). Nach Reker und Böhm resultiert daraus eine ansteigende Prozessorientierung der Unternehmen und die verbundene Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, dass die Digitalisierung als Folge ansteigt.
Zu den externen Treibern der Digitalisierung gehören mit 56 Prozent die Anforderungen von Kunden, sowie Veränderungen von Marktkonstellationen mit 27 Prozent. Kundenbedürfnisse, wie auch das Verhalten derer, bilden die Basis für die Digitalisierungsanforderungen. Die Nachfrage nach digitalen Angeboten, wie zum Beispiel über Apps, steigt vermehrt an; dies ist sowohl im B2C- als auch im B2B Geschäft zu beobachten. Zur Folge hat das digitale Angebot zugenommen, wie auch das Interesse, Produkte und Leistungen schneller nachfragen und nutzen zu können.23
2.4 Definition des Geschäftsmodells von Banken
Um sich mit den klassischen Geschäftsmodellen von Kreditinstituten zu befassen, sollen zunächst rechtliche Voraussetzungen, Daseinsberechtigung und Funktionen aus makroökonomischer Sicht von Banken behandelt werden.
Für Unternehmen in Deutschland die Finanzdienstleistungen gewerblich anbieten wollen ist eine Erlaubnis des Gewerbeamtes nach § 34 f. oder h GewO. nur noch in Ausnahmefällen genehmigungsfähig. Die rechtliche Grundlage weiterführender Lizenzen bilden das Kreditwesengesetz, das Zahlungsdienstaufsichtsgesetz oder das Kapitalanlagegesetzbuch. Die entsprechenden Lizenzen werden in Deutschland bei der Bafin beantragt. Klassische Banken, aber auch Unternehmen die Finanz- oder Zahlungsverkehrsdienstleistungen anbieten, sind unter der Aufsicht der Behörde. Eine Lizenz nach § 32 KWG ist für Unternehmen erforderlich, wenn diese Bankgeschäfte anbieten wollen. Diesbezüglich differiert das Gesetz in Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsunternehmen.24
In §1 KWG Legaldefinition ist folgend definiert „Kreditinstitute sind Unternehmen, die Bankgeschäfte - eines oder mehrere - gewerbsmäßig oder in einem Umfang betreiben, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert“. Somit ist eine nach § 32 KWG geregelte Erlaubnis erforderlich, wenn Unternehmen Bankgeschäfte in ihr Produktportfolio integrieren möchten. Die Erbringung einzelner oder aller in § 1 Abs. 1 KWG definierter Bankgeschäfte wie auch der in § 1 Abs. 1a KWG aufgelisteter Finanzdienstleistungen durch Kreditinstitute ist abhängig welche Lizenzform diese besitzen - Vollbanklizenz oder Teilbanklizenz. Eine weitere Banklizenz, die sich bei der Bafin beantragen lässt, ist die sogenannte E-Money- Lizenz. Diese erlaubt es nach § 1 Abs. 2 ZAG E-Geldinstituten Zahlungsdienstleistungen auszuführen. Hierbei ist es nicht erforderlich eine Banklizenz seitens des Unternehmens zu besitzen.25
Aus historischer Sicht werden Banken die Funktion des Intermediärs zugeschrieben. Das bedeutet, dass Sie eine Vermittlerrolle bei der Kapitalverteilung zwischen Anlegern und Kapitalnehmern einnehmen.26 Dabei sind Sie an vier zentralen Funktionen innerhalb einer Volkswirtschaft beteiligt; der Losgrößentransformation, der Fristentransformation, der Risikotransformation und der Informationstransformation. Infolgedessen erfüllt das Bankensystem für Nicht-Banken, das heißt Privat- und Geschäftskunden sowie für öffentliche Organisationen zahlreiche Funktionen. Diese sind unter anderem die Geldversorgung, Zahlungsverkehr, die Bereitstellung von Krediten und Finanzierungen, Darlehen oder Börsenanlagen.
Im Laufe der Zeit bildeten sich final zwei Typen für das Geschäftsbanksystem heraus, das Trennbanksystem und das Universalbankensystem. Das Trennbanksystem ist ein sogenanntes Spezialisierungsprinzip, bei dem sich Banken auf bestimmte Dienstleistungen beschränken. Dieses Konzept bildete sich in den USA als Folge der Weltwirtschaftskrise nach 1929 heraus und trat 1933 mit dem Glass-Seagall Act in Kraft. Somit mussten Investmentbanking und Commercial Banking in unterschiedlichen Institutionen vollzogen werden. Im Jahre 1999 wurde diese Regelung mit dem Gramm-Leach-Bliley-Act wieder aufgehoben, da Universalbanken eine höhere Diversifikation der Ertragsquellen aufweisen als Spezialbanken. England und Frankreich dienen weiterhin hier als Beispiel.
Das Universalbankensystem hingegen findet man beispielsweise in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hier ist es den Banken erlaubt sich auf verschiedene Dienstleistungen zu spezialisieren, sind aber nicht dazu verpflichtet.27
In vielen Volkswirtschaften gibt es heutzutage Universal- wie auch Spezialbanken. Vor Allem im Universalbankensystem sind Interessenskonflikte zu beobachten, da die Eigenschaften der zahlreichen Bereiche nicht deutlich voneinander abgetrennt sind. Folglich entstehen Konflikte zwischen den einzelnen Geschäftsbereichen. So wäre es möglich, dass große Universalbanken ihr Wissen über Ihre Geschäftskunden auch für andere Geschäfte einsetzen wie zum Beispiel zur Anlageberatung im Privatkundenbereich, was sich jedoch aus aufsichtsrechtlicher Sicht im kritischen Rahmen bewegt. Ein Trennbanksystem würde hingegen das aufsichtsrechtliche Problem mindern, da jedem Finanzinstitut eine eindeutige Zielfunktion zugeordnet ist. Außerdem ist es durch die Aufsichtsbehörden leichter zu kontrollieren beziehungsweise zu überwachen. Zudem steigt die Transparenz und damit die Wettbewerbsintensität, da bei der Bepreisung von Produkten zahlreiche Quersubventionierungen nicht erfolgen. Spekulative Geschäfte finden somit in diesem System keine Möglichkeit mehr, wobei immer ein Restrisiko vorhanden bleibt.28
Des Weiteren sind die nationalen und internationalen Zentralbanken den Bankensystemen zugehörig, welche auch für eine Volkswirtschaft tätig sind. Die Geldmenge und zugehörigen geldpolitischen Instrumente unter Planung, Steuerung und Kontrolle zu halten, gehören zu deren Aufgaben. Beispielhaft hier anzuführen, sind in Deutschland, die Landeszentralbanken und die Bundesbank, in Österreich und der Schweiz die Nationalbank, während es in den USA das Federal Reserve System ist. Innerhalb diesen Systems gehören die nationalen Zentral- und Geschäftsbanken als auch internationale Mitwirkende, wie die Europäische Zentralbank (EZB), die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), der internationale Währungsfond (IWF) und die Weltbank zu den Akteuren.
Abschließend ist anzumerken, dass alle Systemelemente innerhalb einer Volkswirtschaft für die Versorgung mit Geld und Kapital ein Bankensystem ausmachen. Zugehörig sind hier privatrechtliche wie auch öffentlich-rechtliche strukturierte Unternehmen sowie die erlassenen gesetzlichen Regelungen. In Deutschland gehört die nationale Organisation, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), zu den Regulatoren im Bankensystem. Die weiteren Regulatoren mit den zugehörigen Ländern lassen sich der Abbildung 6 entnehmen.
Die European Banking Authority (EBA), das European System of Financial Supervision (ESFS), die European Securities and Markets Authority (ESMA) und die International Organization of Securities Commission (IOSCO) bilden letztlich die internationalen Aufsichtsbehörden in Europa.29
2.5 Funktionen und Typen von Banken
Im vorherigen Abschnitt wurden bereits die Funktionen von Banken aus der makroökonomischen Perspektive erläutert. Infolgedessen wird dieses Kapitel zusätzlich die mikroökonomische Sicht der Funktionen von Banken beleuchten. Die Durchführung des nationalen und internationalen Zahlungsverkehrs, wozu der Barzahlungsverkehr wie auch der bargeldlose, elektronische Zahlungsverkehr zählt, bildet die Zahlungsverkehrsfunktion. Zu dem elektronischen Zahlungsverkehr gehören Überweisung, Kreditkarte oder das Mobile Payment mittels Smartphones.30 Darüber hinaus bildet die Investitionsfunktion eine weitere Funktion der Banken. Hierbei werden Geldeinlagen von Kunden in Wertpapiere, Fonds etc. angelegt.31 Des Weiteren zählt das Wertpapiergeschäft zu dieser Funktion hinzu. Die Kreditfunktion umfasst die Kreditvergabe an Privat- wie auch Firmenkunden. Bei der Kreditart wird je nach Kunde und deren Anliegen unterschieden. Letztlich bilden Dienstleistungen eine weitere Funktion; die Dienstleistungsfunktion. Darunter fallen die Kundenberatung der verschiedensten Kundenarten, das Risikomanagement und der Vertrieb von Finanzprodukten. Zudem übernehmen Banken oft zahlreiche weitere Leistungen, wie das Angebot von Versicherungen, Immobilien oder Reisedienstleistungen.
Außerdem existieren drei verschiedene Banktypen, die im folgenden Abschnitt näher erläutert werden. Die Universalbanken bilden einen Bankentyp. Diese bieten, wie bereits im Kapitel davor erläutert, verschiedene Bankfunktionen an, für ebenfalls verschiedene Kundentypen. Universalbanken sind über das klassische Bankgeschäft hinaus auch im Investmentbanking tätig. Die Deutsche Bank und die Credit Suisse lassen sich hier als Beispiel anführen.
Einen weiteren Bankentyp sind die Retailbanken. Raiffeisen- und Genossenschaftsbanken zählen beispielsweise zu diesem Typ hinzu. Diese sind vor allem auf das standardisierte Privatkundengeschäft ausgelegt. Diese bieten hauptsächlich Basisdienstleistungen wie Zahlungsverkehrs-, Investitions- und der Kreditfunktion an. Alle konzentrieren sich auf Privatkunden mit kleinem Vermögen.
Den dritten Typ bilden die Privatbanken, welche sich von dem Massenkundengeschäft abheben und sich durch individualisierte Leistungen differenzieren. Dabei steht die persönliche Beratung mittels Experten, sowie an den Kunden angepasste Finanzprodukte an oberster Stelle. Zudem ist das Private Banking an ein MindestAnlagevermögen geknüpft, dieses liegt charakteristischerweise oberhalb von 100.000 Euro (s. Abbildung 7). Sowohl Privatbankiers wie Berenberg, als auch Großbanken wie UBS, Sparkassen und Genossenschaftsbanken bilden dieses Segment ab.32
Das deutsche Bankensystem ist durch eine sogenannte Drei-Säulen-Struktur gekennzeichnet und von zwei Ebenen geprägt. Man unterscheidet zwischen der ersten und der zweiten Ebene. Die erste Ebene enthält die kundenorientierten Kreditinstitute mit Gewinnerzielungsabsicht. Die zweite Ebene umfasst das Europäische System der Zentralbanken (ESZB); zu dem System gehören die Deutsche Bundesbank und deren Hauptverwaltungen. Von diesen werden wirtschaftspolitische und volkswirtschaftliche Ziele verfolgt. Das Drei-Säulen-System gliedert sich in private Geschäftsbanken (Deutsche Bank AG, Regionalbanken und Privatbankiers), öffentlich-rechtliche Kreditinstitute (Sparkassen und andere Banken in der Rechtsform des öffentlichen Rechts) und die Genossenschaftsbanken (Volksbanken, Raiffeisenbanken, die westdeutsche genossenschaftliche Zentralbank (WGZ-Bank) und die Genossenschaftszentralbank (DZ-Bank).33
2.6 Aktuelle Ertragslage
Europäische Banken stehen aktuell, neben der Digitalisierung, vor verschiedenen strategischen Herausforderungen. Diese sind insbesondere die regulatorischen Verschärfungen und das anhaltende niedrige Zinsniveau. Folglich werden diese Treiber bezüglich der Ertragssituation analysiert. Der in Abbildung 9 dargestellten regulatorischen Landkarte ist zu entnehmen, welche regulatorischen Anforderungen die Kreditinstitute nachkommen müssen.
Aus einer KPMG-Studie geht hervor, dass sich die direkten Kosten der Regulierung in den Jahren 2013-2015 auf 4,8 Milliarden Euro bei deutschen Kreditinstituten beliefen, während es 2010-2012 noch etwa 3,8 Milliarden Euro waren. Darüber hinaus müssen sich die Kreditinstitute wie bereits erwähnt mit der aktuell vorherrschenden Niedrigzinsphase auseinandersetzen.34
Die Profitabilität der deutschen Banken nimmt infolgedessen ab. Aufgrund des niedrigen Zinses brechen langfristig Erträge weg und der Bruttodeckungsbeitrag des Einlagengeschäfts sinkt. Zahlreiche weitere Folgen gehen mit dem Niedrigzins einher. Sparprodukten sind keine Margen mehr zuzurechnen und die Fristentransformation erfolgt nur schlecht.35 Ebenfalls brechen die Kreditmargen ein. Daraus resultierend, aus der niedrigen Ertragslage hervorgehend, bleiben die Renditen der Kreditinstitute in Verbindung mit hohen regulatorischen Kosten unzureichend.36
In Abbildung 10 wird die aktuelle Ertragslage der deutschen Kreditinstitute bis 2018 dargestellt. Diese kamen 2018 auf einen Jahresüberschuss von 12,2 Milliarden Euro nach Steuern, im Vergleich zum Vorjahr stellt dies einen erheblichen Rückgang von 39,2 Prozent nach Steuern dar. Selektiert nach Bankengruppen ist es keiner gelungen ihren Jahresüberschuss, vor Steuern, bezogen auf das Geschäftsjahr 2017 wieder zu erzielen. In diesem Berichtsjahr kamen Sparkassen und Kreditgenossenschaften zum besten Ergebnis im Bereich Jahresüberschuss vor Steuern.37
3. Konkurrenzsituation
3.1 Wettbewerbstheorie
In diesem Kapitel findet zuerst der Begriff „Wettbewerb“ mithilfe der nationalökonomischen Wettbewerbstheorie definiert und en mit dem entsprechend mithilfe des 5- Kräfte Modell nach Porter ausgeführt unter einer Erweiterung der Umweltanalyse.
Das wichtigste Element einer jeden Marktwirtschaft wird dem Wettbewerb als Element der Gestaltung zugeschrieben. Ein Wettbewerb liegt vor, wenn verschiedene Interessenten das gleiche Ziel verfolgen, es aber unvereinbar ist, dass es alle zu demselben Erfolg erreichen können. Unabhängig von der Finanzindustrie sind politische Wahlkämpfe oder sportliche Ausscheide als Beispiele anzuführen. Der wirtschaftliche Wettbewerb oder auch bekannt als „Konkurrenz“ wird hauptsächlich mit volkswirtschaftlichen Aspekten charakterisiert. Hauptsächlich übernimmt er die Steuerungs- und Kontrollfunktion innerhalb einzelner marktwirtschaftlichen Bereiche. Wichtig ist, dass der Wettbewerb nicht primär als ein wirtschaftliches Phänomen anzusehen ist, sondern vielmehr als eine gesellschaftliche Erscheinung.38
In der nationalökonomischen Wettbewerbstheorie wird der Wettbewerb allgemein im Zeitverlauf als ein dynamischer Marktprozess beschrieben, der sich durch den Vorstoß und Verfolgung der Akteure charakterisiert; diese weisen primär die Güterund Faktormärkte auf. Somit kann der wirtschaftliche Wettbewerb folglich als das selbständige Streben sich gegenseitig im Wirtschaftserfolg beeinflussender Anbieter nach Geschäftsverbindungen beschrieben werden. Ergänzt im Zusammenspiel mit Dritten durch das in Aussichtstellen möglichst passender Geschäftsbeziehungen.39
3.2 Umweltanalyse
Nach Definition der Unternehmensziele ist die Umweltanalyse gemäß Wirtz, der erste und primäre Schritt in der Abfolge von strategischen Unternehmensentscheidungen. Im Rahmen der Analyse erfolgt eine ganzheitliche Untersuchung der Branche, der Wettbewerber und des Umfelds. Als Instrument dienen hier die Fünf Kräfte nach Porter. Hierbei werden Einflussfaktoren im Wettbewerb beleuchtet, welche substanziell die Rentabilität einer Branche bestimmen. Insbesondere sind hier aktuelle Wettbewerber, Bedrohungen durch potenzielle Wettbewerber beziehungsweise durch Substitute wie auch die Verhandlungsmacht von Lieferanten sowie die von Kunden zu benennen.
Technologische, regulatorische, ökonomische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen haben über diese Wettbewerbskräfte hinaus Einfluss auf den Markt. Sie gestalten demnach das Umfeld.40
In diesem Kontext sind Banken in Deutschland einerseits den soeben erläuterten Entwicklungen ausgesetzt, welche speziell im Bankenmarkt vorherrschend sind. Als Beispiele können hier die sukzessiv fortschreitende Regulierung der Banken sowie eine erstarkende Bankenaufsicht aufgezählt werden. Die im Euroraum herrschende Niedrigzinsphase, welche die EZB zu verantworten hat, ist hier ebenso zu benennen.
Andererseits wirken globale Einflussfaktoren auf die deutschen Kreditinstitute. Diese Einflussfaktoren haben in erster Instanz keinen direkten Bezug zum eigentlichen Bankenmarkt, beeinflussen ihn und die dazugehörigen Markteilnehmer aber dennoch erheblich. Im Speziellen sind hier sogenannte Megatrends gemeint. Die Digitalisierung und der demografische Wandel angeführt gelten hier im Kontext als Beispiele für den Bankensektor. Im Bezugsrahmen des Bankenmarktes haben diese Entwicklungen direkten Einfluss auf eine oder mehrere Wettbewerbskräfte von Porter. Im Folgenden wird nun auf, die für diese Arbeit, relevanten Entwicklungen im Bankenmarkt im Zuge der Umweltanalyse eingegangen und die im Markt vorliegenden Wettbewerbskräfte dargestellt.41
3.2.1 Regulatorische Entwicklungen
Die Finanzbranche unterliegt hohen regulatorischen Anforderungen, wie keine andere Branche. Diese Vorschriften resultieren größtenteils aus der globalen Finanzkrise und werden von den nationalen wie internationalen Aufsichtsbehörden überwacht. Die negative Wirkung des Begriffs auf die Bankenbranche lässt sich durch die damit verbundenen enormen Kosten und die Schmälerung der Erträge zurückführen.42 Die genauen Anforderungen und wie hoch sich die daraus resultierenden Kosten belaufen, ist dem Abschnitt 2.6 zu entnehmen. Folglich führt dies, insbesondere bei kleinen Banken, zu Spannungen, da diese, verhältnismäßig stark davon betroffen sind.43
3.2.2 Ökonomische Entwicklungen
Der für die Banken wesentliche Aspekt im Bereich der ökonomischen Entwicklung, ist die anhaltende Niedrigzinsphase. Diese wurde bereits im Abschnitt 2.6 aufgegriffen und wird demnach in dieser Analyse ergänzend ausgeführt. Die globale Finanzkrise hat nicht nur erhöhte regulatorische Auflagen nach sich gezogen, sondern auch die Senkung des Leitzinses, ausgeführt durch die großen Zentralbanken. Das heißt verantwortlich dafür sind die Europäische Zentralbank, die amerikanische Notenbank FED und die Zentralbanken Japans und Großbritanniens.44 Ein Ende der Staatschuldenkrise ist kurzfristig nicht in Betracht zu ziehen. In Anbetracht der nächsten Jahre ist auch die EZB der Meinung, dass die Inflationsrate unter dem Wert von zwei Prozent, im Euroraum, bleiben wird. Besonders für Banken und deren Kunden ist diese Politik mit negativen Folgen verbunden. Kunden sind im Bereich der privaten Altersvorsorge und negativer Realverzinsungen tangiert.45
3.2.3 Gesellschaftliche Entwicklungen
Während bislang nur, auf neue Entwicklungen, wie zunehmende Digitalisierung, die Niedrigzinspolitik oder komplexe Regulatorik eingegangen wurde, ist der demografische Wandel eine deutlich längere beobachtbare Erscheinungsform unserer Gesellschaft. Denn auch dieser zählt zu einer prägenden Erscheinung innerhalb des Bankenmarktes und verändert diesen zunehmend.46 In Deutschland soll sich die Bevölkerungszahl bis 2030 um 5,7 Prozent reduzieren im Vergleich zum Jahr 2008.47 Bis 2060 sogar, kann ein Rückgang der Bevölkerungszahl auf etwa 68 Millionen erwartet werden. Trotz Berücksichtigung einer zunehmenden Zuwanderung, soll es laut Statistischem Bundesamt nicht mehr als 73 Millionen Einwohner bis zum Jahr 2060 geben.48 Darüber hinaus geht dabei eine starke Alterung der Gesellschaft einher. Bis 2030 soll es einen Rückgang des Anteils von Kindern um 17 Prozent geben, während der Anteil der Generation über 65 Jahre einen Zuwachs von 33 Prozent widerfahren soll. Diese gesellschaftlichen Entwicklungen zeigen Auswirkungen auf die Verhandlungsmacht der Bankkunden. Außerdem entwickelt sich daraus ein unvermeidbarer zunehmender Verlust an Kunden, somit ist es unumgänglich für Banken, die Bedürfnisse dieser zu befriedigen, um somit den Kundenverlust auszugleichen.49 Dies soll zur Vermeidung der immer stärkeren Abwanderung der Kunden dienen, um dieser entgegenzuwirken.50 Inwiefern dies den Kreditinstituten möglich ist, steht wiederum in Verbindung mit derer digitalen Bedürfnisbefriedigung. Die hohe Affinität zur Technologie kann bereits der Generation ab 1964 zugeschrieben werden, während die jüngere Generation der Gesellschaft ab dem Jahr 1995 bereits in die Welt der Digitalisierung geboren wurde. Es resultiert daraus in Verbindung mit dem digitalen Wandel eine Verhandlungsmacht, die sich Banken, die vom demografischen Wandel stark betroffen sind, nicht verantworten können die Bedürfnisse ihrer Kunden zu vernachlässigen.
Nach Porters Modell, sind ebenfalls die Lieferanten und deren Verhandlungsmacht zu berücksichtigen. Im klassischen Bankensektor sind nur teilweise typische Lieferantenbeziehungen festzustellen. Beispielsweise könnten die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien und deren Beziehungen zu Lieferanten genannt werden. Darüber hinaus sind Outsourcing Prozesse anzuführen. Trotz zusprechender Verhandlungsmacht zu Seiten deren, bedienen diese nicht die entsprechenden Kriterien gegenüber Banken.51
Infolgedessen wird im Folgenden die Verhandlungsmacht der Mitarbeiter näher beleuchtet, deren Humankapital die Höhe des Erfolgs im Wettbewerb darstellt. Die demografischen Entwicklungen verstärken die bereits essenzielle Bedeutung der Mitarbeiter. Während der grundlegende Altersdurchschnitt der Arbeitskräfte ansteigt, fallen zudem die Anzahl der Geburten.52 Daraus folgt eine ansteigende Knappheit wichtiger Fachkräfte. In Anbetracht eines nicht Vorhandensein dieser, kann dies zu einem eingeschränkten Wachstum der Regionalbanken führen. In Hinsicht auf herausfordernde Umstände in Bezug auf umfangreichere Regulierungsstandards, zunehmender Digitalisierung, stellt dies Fachkräfte vor zusätzlichen Herausforderungen. Um diesen Umwelteinflüssen gerecht zu werden, sind ständige Weiterbildungen der Fachkräfte als essenziell notwendig einzustufen. Insbesondere die bezüglich des Alters zunehmende Generation, muss zeitgerecht geschult werden, um den neuen Vorgaben im Bereich Regulatorik und dem technologischen Fortschritt gerecht zu werden. Mitarbeiter, die bereits das entsprechende fachliche Wissen vorweisen können, ist es möglich ihre Vorteile auszunutzen. Aufgrund des Mangels an Fachkräften, können diese bei Verhandlungen ihres Vertrages bessere Konditionen erzielen. Zudem ist ein Abwerben anderer Banken nicht auszuschließen. In diesem Bereich haben vor allem große Banken eine entsprechende Überlegenheit. Resultierend dazu ist den Mitarbeitern eine wesentliche Verhandlungsmacht zuzuweisen.53
3.2.4 Technologische Entwicklungen
Die Digitalisierung der Geschäftsprozesse schreitet in vielen Branchen voran. Die nun folgenden Effekte spielen bei dieser Entwicklung eine wichtige Rolle. Zunächst ist der Digitalisierungseffekt zu nennen, dieser umfasst die steigende Nutzung digitaler Speicherung und Information. Ein weiterer Effekt ist der Netzwerkeffekt, das heißt, dass digitale Daten in virtuellen Netzwerken stark ansteigen. Der dritte und letzte Effekt ist der Durchdringungseffekt, welcher die steigende Durchdringungsrate am Internet darstellt. Wenn man dies auf den Bankenmarkt überträgt, lässt sich feststellen, dass durch die ansteigende Digitalisierung von Geschäftsprozessen, die Anzahl der Filialbesuche der Kunden sinkt, da sie für diese nur noch eine Option darstellen. Das resultiert daraus, dass sich viele Bankgeschäfte online erledigen lassen.54 Das spart nicht nur Zeit, sondern es entfallen häufig auch zugehörige Gebühren bzw. es ergibt sich eine nennenswerte Reduktion. Beispielsweise lässt sich eine fallabschließende Legitimation digital durchführen, was eine Zeitersparnis für den Kunden bedeutet. Außerdem steigen die Anzahl der Onlinebanking Kunden stetig an, innerhalb von 2009 bis 2019 stieg der Anteil um 20 Prozent von 41 Prozent auf 61 Prozent. Viele Geldinstitute bieten mittlerweile reine Online-Konten an, somit werden alle Dienstleistungen für den Kunden ausschließlich online angeboten.
Eine weitere Entwicklung, ist die Ausbreitung und erhöhte Nutzung der Smartphones, Tablets, PCs und E-Reader, diese werden insbesondere auch für Bankgeschäfte genutzt. Eine weitere Entwicklung, die zum Rückgang des Besuchs einer Bankfiliale führen ist, dass Bankkunden zunehmend Informationen aus dem Internet vertrauen und diese nutzen. Es stellt für Sie eine einfachere und schnellere Informationsquelle dar, als das traditionelle Quellen in der Vergangenheit konnten.
Trotz dieser Entwicklungen priorisierten viele Banken die Entwicklung neuer Finanzprodukte, anstatt neue Innovationen innerhalb der Geschäftsprozesse zu schaffen. Demzufolge herrschte ein zu hohes Angebot an Finanzprodukten, während neue technologischen Fortschritte außenvorgelassen worden sind. Ein weiterer Fehlschlag lag darin, dass Banken sich zu wenig auf die Kundenbedürfnisse fokussierten und das Augenmerk auf Steigerung der Effizienz gerichtet war. Durch diese vorherrschende Kultur fiel es vielen neuen Unternehmen leicht in diesen Markt einzutreten.55
3.3 Neue digitale Finanzdienstleister
Die neuen digitalen Finanzdienstleister, sind bekannt unter sogenannten FinTechs. Dies ist die kurze Bezeichnung für „Financial Technology“. Bisher besteht keine Legaldefinition im Gegensatz zu Kreditinstituten. Meist sind diese neuen innovativen Unternehmen Start-ups, welche technologiebasierte Anwendungssysteme publizieren, die mit dem Aspekt Finanzen verknüpft sind. Andererseits können auch etablierte Unternehmen unter dem Begriff FinTech hinzugefügt werden. Es bestehen zahlreiche differenzierte Geschäftsmodelle, die sich durch Technologie und Innovation charakterisieren.56 Diese Unternehmen sind beispielsweise Global Player, wie Apple, Amazon, Google, Alibaba oder auch Facebook und auch Startups wie Liqid, SolarisBank, Deposit Solutions und viele mehr. Diese Marktteilnehmer werden als FinTech-Unternehmen betitelt. Diesen gelingt es, ohne direkten Kontakt zu Kunden, ihre Leistungen am Markt zu präsentieren und zu verkaufen. Hinzu kommt, dass diese ohne stationäre Ausrichtung, kostengünstigere Produkte in Kombination mit einer hohen Priorität dem Kundennutzen zugerechnet anbieten. Unterstützenden Beitrag der zunehmenden Transparenz leisten Vergleichsportale wie beispielsweise Check24 und Verivox oder Soziale Netzwerke und Foren, die es den Kunden einfach machen verschiedene Angebote und Anbieter miteinander auf Kosten und Leistungen miteinander zu vergleichen. Daraus resultiert ein Anstieg der Kundenansprüche. Die Kunden erwarten vom Anbieter stets dieselbe Leistungsfähigkeit, welche sie von Mitbewerbern kennen. Andere Branchen und Marktplätze werden hierfür ebenfalls herangezogen.
Der Begriff des „bank challenger“ tritt oftmals in Verbindung mit Fintech-Unterneh- men auf, jedoch vermittelt dieser Begriff, dass eine klare Trennung zwischen Banken und Nichtbanken vorliegt. Dies ist jedoch nicht in jedem Fall möglich. Schließlich sind auch derartige Unternehmen in der Lage Banklizenzen zu erwerben und ziehen ihren Nutzen daraus. Allerdings ist es Banken gestattet einzelwirtschaftlich in Fin- tech Unternehmen zu investieren oder auch mit ihnen zu kooperieren. Folglich bildet die hohe Innovations- und Technologiefähigkeit dieser Unternehmen eine große Differenzierung gegenüber klassischen Banken.
Die klassische Wertschöpfungskette, die bei Banken vorzufinden ist, wird von Fin- tech-Unternehmen ausgehebelt. Schließlich liegt die Konzentration nur auf einem Teil der Kette, man spricht hier im Kontext auch von „unbundling“.57
Die Zahl der Fintech-Unternehmen im Markt ändert sich ständig, da dieser Markt durch zahlreiche Markt Ein- und Austritte geprägt ist. Dementsprechend schwer ist es, eine Auskunft über die korrekte Anzahl der am Markt tätigen Fintech-Unternehmen zu geben. Im deutschen Markt findet man diese Unternehmen in verschiedensten Bereichen, beispielsweise im Aktiv- und Passivgeschäft, im Versicherungsgeschäft sowie im Zahlungsverkehr.
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1 Klemm, T., Bill Gates, 2017.
2 Vgl. Fürst Fugger Privatbank, Erste Bank.
3 Vgl. Tarkowski, P., Digitalisierung, 2018.
4 Vgl. Alt, R./Puschmann, T. Digitalisierung, 2016, S. 21.
5 Vgl. Reker, J./Böhm, K. Deloitte Studie, 2013.
6 Ebenda.
7 Vgl. Ebenda.
8 Vgl. Vgl. Alt, R./Puschmann, T. Digitalisierung, 2016, S. 22.
9 Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, Kondratieff-Zyklen, 2016.
10 Vgl. Granig, P./Nefiodow, L., Gesundheitswirtschaft, 2o1i, S.150-151.
11 Vgl. Auge-Dickhut, S./Koye, B./Liebetrau, A., Client Value, 2014, S.46.
12 Vgl. Schumpeter, J., Konjunkturzyklen, 2008, S.42-43.
13 Vgl. Granig, P./Nefiodow, L., Gesundheitswirtschaft, 2011, S.130-132.
14 Vgl. Deutsche Presse-Agentur, Banken unter Druck, 2019.
15 Vgl. Ebenda.
16 Vgl. Statista, Internetanschlüsse, 2020.
17 Vgl. Statista., Internetnutzung, 2020.
18 Vgl. Pertl, P., Regionalbanken, 2019, S. 26.
19 Vgl. Stuck, N., Web 3.0, 2019.
20 Vgl. Pertl, P., Regionalbanken, 2019, S. 26.
21 Vgl. Statista, Smartphone-Nutzer, 2019.
22 Vgl. Hildebrandt, A./Landhäußer, W., CSR und Digitalisierung, 2017, S. 89.
23 Vgl. Reker, J./Böhm, K. Deloitte Studie, 2013.
24 Vgl. BaFin, Zulassungen, 2016.
25 Vgl. Pertl, P., Regionalbanken, 2019, S. 7-8.
26 Vgl. Bankenverband, Rolle der Bank, 2018.
27 Vgl. Alt, R./Puschmann, T. Digitalisierung, 2016, S. 9-11.
28 Vgl. Springer Link, Trennbankensystem, 2012.
29 Vgl. Alt, R./Puschmann, T. Digitalisierung, 2016, S. 9-11.
30 Vgl. Ebenda, S. 9-11.
31 Vgl. Grill, W./Gramlich, L./Eller, R., Bank, 2007, S. 875.
32 Vgl. Alt, R./Puschmann, T. Digitalisierung, 2016, S. 12-14.
33 Vgl. Deutscher Bundestag, Bankensystem, 2009.
34 Vgl. Ebase, KPMG-Studie, 2014.
35 Vgl. Volksbank Freiburg eG, Niedrigzinsen.
36 Vgl. Pertl, P., Regionalbanken, 2019, S. 23.
37 Vgl. Deutsche Bundesbank, Ertragslage, 2019.
38 Vgl. Strunck, S., Wettbewerbe, 2011, S. 17.
39 Vgl. Neubauer, W./Rudow B., Trends, 2012, S. 3.
40 Vgl. Arts, V., Herausforderungen, 2016.
41 Vgl. Arts, V., Herausforderungen, 2016.
42 Vgl. Pertl, P., Regionalbanken, 2019, S. 21.
43 Vgl. Arts, V., Herausforderungen, 2016.
44 Vgl. Volksbank Freiburg eG, Niedrigzinsen.
45 Vgl. Pertl, P., Regionalbanken, 2019, S. 22-23.
46 Vgl. Ebenda, S. 27-28.
47 Vgl. Arts, V., Herausforderungen, 2016.
48 Vgl. Pertl, P., Regionalbanken, 2019, S. 27-28.
49 Vgl. Arts, V., Herausforderungen, 2016.
50 Vgl. Pertl, P., Regionalbanken, 2019, S. 27-28.
51 Vgl. Arts, V., Herausforderungen, 2016.
52 Vgl. Schuster, H./Hastenteufel, J., Bankenbranche, 2017, S. 97.
53 Vgl. Arts, V., Herausforderungen, 2016.
54 Vgl. KfW Research, Filialschließungen, 2017.
55 Vgl. Arts, V., Herausforderungen, 2016.
56 Vgl. Deutsche Bundesbank, FinTechs, 2019.
57 Vgl. Pertl, P., Regionalbanken, 2019, S. 25-28.
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- Anonymous,, 2020, Strukturwandel der Banken. Auswirkungen der Digitalisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1274315
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