„Wie sind wir so geworden, wie wir heute sind?“ (307) ist die zentrale Frage in
Christa Wolfs "Kindheitsmuster". Sie ist der Überschneidungspunkt der beiden Kerndiskurse Erinnerung und Vergangenheit – verbunden mit dem Versuch, sie in der Dialektik von Subjektivität und Objektivität beider Sphären zu verstehen: Was ist die eigene Vergangenheit und wie wird sie erinnert? Was ist allgemeine Geschichte und wie funktioniert die nachträgliche Auseinandersetzung mit ihr?
Die These der Arbeit ist, dass sich an dem Überschneidungspunkt des Erinnerungs- und Geschichtsdiskurses im Zusammenhang mit der „problematischen“ Vergangenheit der NS-Zeit die Frage der Schuld stellt – Schuld nicht im Sinne der Verantwortung an konkreten Verbrechen, sondern im Sinne einer Untersuchung des eigenen Gewissens auf Handeln, Unterlassen, Überzeugungen und Gefühle sowie des Stellens der Frage nach einem Schuldgefühl in der Vermittlung zwischen subjektiver Vergangenheitserfahrung und einem kollektiven moralischen Gewissen, dass die Geschichte bewertet. Die Arbeit untersucht die Erinnerung unter besonderer Berücksichtigung der Frage, inwieweit die Durcharbeitung und Rekonstruktion der eigenen Erinnerung auch Auseinandersetzung mit Schuld ist.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Theoretische Grundlagen
- a) Psychoanalyse: Erinnern als Prozess, Wiederholung und Übertragung
- b) Kritische Geschichtstheorie: Geschichte als Rhetorik, Dialog und Kontext
- III. Erinnern und Schuld in Kindheitsmuster
- a) Erinnerungsarchäologie
- b) Die dialogische Struktur des Erinnerns
- c) Die Dynamik von Erinnerung und Bewertung
- d) Erinnerung vor der Folie des kollektiven sozialen Gewissens
- e) Erinnerungsarbeit als Auseinandersetzung mit Schuld
- f) Die Dialektik von Bewusstlosigkeit und Schuld
- IV. Schluss
- V. Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rekonstruktion und Bewertung von Erinnerung in Christa Wolfs Roman „Kindheitsmuster“ im Kontext der NS-Vergangenheit. Sie analysiert, wie die Protagonistin mit ihrer eigenen Vergangenheit und der kollektiven Geschichte auseinandersetzt und dabei die Frage der Schuld aufwirft. Die Arbeit betrachtet die Erinnerung als einen komplexen Prozess, der von psychoanalytischen Mechanismen wie Verdrängung und Übertragung geprägt ist. Sie beleuchtet die dialogische Struktur des Erinnerns und die Dynamik zwischen subjektiver Erfahrung und kollektivem Gewissen.
- Die Rolle der Erinnerung im Prozess der Selbstfindung und der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
- Die Verbindung von individueller und kollektiver Schuld im Kontext der NS-Vergangenheit
- Die psychoanalytischen Mechanismen des Erinnerns und Vergessens
- Die Bedeutung der Sprache und des Dialogs für die Konstruktion von Erinnerung
- Die Frage nach der Verantwortung und dem Umgang mit der Vergangenheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Frage des Romans „Kindheitsmuster“ vor: „Wie sind wir so geworden, wie wir heute sind?“ (307). Sie führt die These ein, dass sich an der Schnittstelle von Erinnerung und Geschichte die Frage der Schuld stellt, die nicht nur die Verantwortung für konkrete Verbrechen, sondern auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Gewissen und der Vermittlung zwischen subjektiver Erfahrung und kollektivem moralischen Gewissen umfasst. Die Arbeit untersucht, inwieweit die Durcharbeitung und Rekonstruktion der eigenen Erinnerung auch Auseinandersetzung mit Schuld ist.
Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der Untersuchung. Er beleuchtet die psychoanalytische Perspektive auf das Erinnern als Prozess, Wiederholung und Übertragung. Die Arbeit geht auf die Unterscheidung zwischen „ars“ und „vis“ ein, die die mechanische Speicherfunktion des Gedächtnisses von der komplexen „identitätsstiftenden Erinnerung“ unterscheidet. Sie erläutert Freuds Konzept des Verdrängens und die Bedeutung der Übertragung im Prozess des Erinnerns.
Der dritte Teil der Arbeit analysiert die Darstellung von Erinnerung und Schuld in „Kindheitsmuster“. Er untersucht die „Erinnerungsarchäologie“ der Protagonistin, die dialogische Struktur des Erinnerns und die Dynamik von Erinnerung und Bewertung. Die Arbeit beleuchtet die Rolle des kollektiven sozialen Gewissens und die Auseinandersetzung mit Schuld als Teil der Erinnerungsarbeit. Sie untersucht die Dialektik von Bewusstlosigkeit und Schuld, die im Roman eine zentrale Rolle spielt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Erinnerung, Schuld, Vergangenheit, Psychoanalyse, Verdrängung, Übertragung, Dialog, Geschichte, kollektives Gewissen, NS-Zeit, Christa Wolf, Kindheitsmuster.
- Citation du texte
- Anna Milena Jurca (Auteur), 2006, Wenn Erinnern Schuld ist, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127396
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