Die Arbeit setzt sich mit der Entstehung und Bewältigung von Vorurteilen auseinander. In einer Welt, in der sich die Beziehungen zwischen den verschiedensten ethnischen Gruppierungen mehr und mehr verdichten und ein rational geleiteter Geist die einzige Möglichkeit darstellt, seinen berechtigten Platz als eigenständiges Individuum in der Gesellschaft zu finden, rückt die Paradoxie der Vorurteile zunehmend in den Vordergrund einer jeden Diskussion.
Die unterschwellige Arbeit für den Abbau dieser Problematik kann in Medien aller Art weitgehend beobachtet werden. Die praktische Bewältigung ist jedoch ohne umfassende Reformen der Erziehungs- und Bildungsnormen kaum möglich und dies zu erwarten wäre illusionär.
Jedoch ist die Reduzierung von Vorurteilen - oder zumindest ihrer negativen Folgen für das menschliche Verhalten - für das zivilisierte Zusammenleben von existentieller Bedeutung. Das Erforschen von Vorurteilen beschäftigt viele Fachwissenschaften und die Zusammenarbeit ist unumgänglich, wenn man erkennt, wie vielfältig, vieldeutig und wirkungsvoll die Erscheinung des Vorurteils ist und man bereit ist, sich die Auswirkungen dieses Phänomens bewusst zu machen.
Einleitende Worte
In einer Welt, in der sich die Beziehungen zwischen den verschiedensten ethnischen Gruppierungen mehr und mehr verdichten und ein rational geleiteter Geist die einzige Moglichkeit darstellt, seinen berechtigten Platz als eigenstandiges Individuum in der Gesellschaft zu finden, ruckt die Paradoxie der Vorurteile zunehmend in den Vordergrund einer jeden Diskussion. Die unterschwellige Arbeit fur den Abbau dieser Problematik kann in Medien aller Art weitgehend beobachtet werden. Die praktische Bewaltigung ist jedoch ohne umfassende Reformen der Erziehungs- und Bildungsnormen kaum moglich und dies zu erwarten ware illusionar.
Jedoch ist die Reduzierung von Vorurteilen - oder zumindest ihrer negativen Folgen fur das menschliche Verhalten - fur das zivilisierte Zusammenleben von existentieller Bedeutung. Das Erforschen von Vorurteilen beschaftigt viele Fachwissenschaften und die Zusammenarbeit ist unumganglich, wenn man erkennt, wie vielfaltig, vieldeutig und wirkungsvoll die Erscheinung des Vorurteils ist und man bereit ist, sich die Auswirkungen dieses Phanomens bewusst zu machen.
1. Die Vorurteilsproblematik als soziologisches Phanomen
Vorurteile stellen eine „Barriere“ dar, die es gerade in „Vorgangen der Bildung und Erkenntnis“ zu uberwinden gilt. Denn die humanitare Zukunft hangt in zunehmendem MaBe von der Fahigkeit ab, „die Probleme auf dem Wege der Einsicht und Verstandigung zu bewaltigen [...] und setzt die Beseitigung der Barrieren voraus, die die Entwicklung der Vernunft und Erkenntnis versperren und die Bildungsvorgange im Menschen blockieren, in denen Vernunft entfaltet und Erkenntnisse angeeignet werden.“[Vgl. 1, S.5 ff.]
1.1 Voraussetzungen und Wirkungen der Vorurteile in der modernen Gesellschaft nach W. Strzelewicz
In seiner gleichnamigen Sammlung von Beitragen beschaftigt sich Willy Strzelewicz mit dem „Vorurteil als Bildungsbarriere in der industriellen Gesellschaft“ und bezeichnet das Vorurteil als einen „Anachronismus in einer verwissenschaftlichten, industriellen Gesellschaft, in einer Welt der globalen Interdependenz und in einer sich demokratisierenden Lebensordnung“ dessen „Widersinnigkeit“ in „unserer Gegenwart nicht nur deutlicher sichtbar,“ sondern „in ihren Wirkungen bedrohlicher geworden ist als fruher.“ Er sieht die Menschen durch den „Einbruch der modernen industriellen Technik“ als „Produkte wissenschaftlicher Forschung und Systematik [...] mit Problemen konfrontiert, die auf den alten, traditionsgelenkten Bahnen und ohne Hilfe der Wissenschaften rationell nicht mehr gelost werden konnen.“ Da Bildung wissenschaftlich fundiert sein muss, ist es unumganglich, dass die zu vermittelnden Werte einer „wissenschaftlichen Wahrheitsprufung standhalten“. [Vgl. 1, S. 9] Bildung bedeutet „also auch immer die Fahigkeit und Bereitschaft zur Wahrheitsfindung im Sinne wissenschaftlicher Uberprufung und Bemuhung um optimale intellektuelle Rechtschaffenheit im Urteilen.“ [...] Dem entgegen sind Vorurteile „ausdrucklich gegen rationale Nachprufung und Verstandigung“ gerichtet, blockieren „Bildungsvorgange im Sinne einer Aneignung rational geprufter Erkenntnisse“ und stellen sich somit als Paradoxon in der heutigen „verwissenschaftlichten Welt“ heraus, die wenig zutraglich fur die unaufhaltsam wachsende interkulturelle „Interdependenz“ sind. [...]
Somit stellen Vorurteile ein sehr zentrales Problem der modernen Gesellschaft dar, einer Gesellschaft, „die auf die Bildung ihrer Menschen angewiesen ist“. [Vgl. 1, S. 10]
Sie erstrecken sich uber alle Bereiche sozialer Beziehungen. Gruppenvorurteile korrelieren meist mit „Differenzen und Konflikten“, „die sich aus dem Bestand von sozialen Privilegien und sozialen Benachteiligungen ergeben". Sie „dienen der Verteidigung und Rechtfertigung“ derselben und gefahrden daher die Demokratisierung in erheblichem MaBe. [Vgl. 1, S. 11] Das Problem der Vorurteile wurde erst mit der Aufklarung zu einem bewussten Phanomen, weil sie davor „in ihrem latenten Bestand mit“ der bestehenden „standischen Ordnung nicht im Widerspruch standen“, sondern „eine der wesentlichen Stutzen standischer Rangrechtsunterschiede“ darstellen. [Vgl. 1, S. 10] Die „okonomische Existenzunsicherheit“ als Folge der Demokratisierung macht die Orientierung fur das Individuum nicht leichter, sondern lasst die eigene soziale Lage und Zukunft sehr unsicher erscheinen. Die „Autoritatsanspruche“ in der Gesellschaft aufgrund Religion, Rasse oder Geschlecht sind weitgehend zerfallen. Diese Unsicherheit erhoht den allgemeinen Wunsch nach „Sicherung in der Lebenslage“ und das Verlangen nach „Festpunkten“, die zumindest teilweise eine Orientierung in der Gesellschaft ermoglichen. Der Widerstand verschiedener Schichten gegen den Abbau ihrer traditionell begunstigten Position kann nicht zuletzt in der Aufrechterhaltung negativer Vorurteile beobachtet werden. [Vgl. 1, S. 15 ff.]
Vorurteile sind ein wichtiges Fundament fur Machtverhaltnisse und werden „zielbewusst manipuliert, um Macht auszuuben, Macht“ zu „erwerben und behalten zu konnen“. Dies istan der aktuellen Situation Afghanistans und anderer sogenannter „Terroristenstaaten“ einerseits und Nordamerikas andererseits zu beobachten. Die Medien verbreiten das Bild, dass die Staaten im Nahen Osten vom Terrorismus verseucht sind und wir alle von derartigen terroristischen Anschlagen bedroht sind. Sie schuren Angst, Hass und Verfolgungswahn in den Kopfen der Menschen, errichten somit stark emotional geleitete Vorurteile, um den vernichtenden Feldzug der Amerikaner gegen diese Staaten zu rechtfertigen und die weltweite Unterstutzung plausibel zu machen.
Diese - nicht gerechtfertigte - Unterstutzung zieht wiederumdenHass der betroffenen Staaten auf uns und setzt uns somit im Nachhinein einer reellen Gefahr aus. Diese Kausalitatskette wird von den Massen aber nicht durchschaut und verfestigt die Vorurteile nach dem Prinzip der „Self-Fullfilling-Prophecies“. Merton fuhrte diesen Begriff in die Soziologie ein. Damit ist der Sachverhalt gemeint, dass Vorurteile als vorgefertigte, falsche Einschatzung einer Situation diese so beeinflusst, dass sie sich dieser Einschatzung anpasst, die Prophezeiung sich also selbst erfullt.
1.2 soziale Bedurfnisse als Dirigenten menschlichen Handelns
Es ist nicht zu leugnen, dass Menschen soziale Wesen sind, die ihr ganzes Leben hindurch in kleinen Gruppen („Primargruppen“) leben und handeln, und mit groBeren, ubergeordneten Gruppen („Sekundargruppen“) verbunden sind. Die soziale Gruppe - sei es die Familie, die Schulklasse, ein Indianerstamm oder eine Nation - bildet den sozialen Bezugsrahmen des Individuums fur das Verstandnis seiner Umwelt und beinhaltet Normen und Wertvorstellungen, die von den einzelnen Mitgliedern in Form von Einstellungen ubernommen und mehr oder weniger eingehalten werden. Sie bedeutet Schutz und Unterstutzung beider Befriedigung der Bedurfnisse und bietet Sicherheit. Das Vertrauen unter den Mitgliedern ist im Gegensatz zu AuBenstehenden oder gar Fremden verhaltnismaBig groB.
Die weitgehend ubereinstimmenden Einstellungen sind ein wichtiger Aspekt der interpersonalen Anziehung zwischen den Mitgliedern. Man identifiziert sich mit der Gruppe und hat somit ein Gefuhl der Zugehorigkeit. Man schwimmt quasi auf der Erfolgswelle der Gruppe mit und gewinnt so Anerkennung und Selbstbestatigung ohne groBen personlichen Aufwand. Andererseits ist zu sagen, dass Mitglieder einer Gruppe mit geringem sozialen Prestige die Minderwertigkeitsgefuhle, die von auBen auf die Gruppe oktroyiert werden, ebenfalls ubernehmen. Diese Gruppenidentifikation hat zur Folge, dass das Individuum seine Gruppe - und damit auch die Werte und Normen - nach auBen verteidigt. Ein, von diesen Normen abweichendes, Gruppenmitglied hat mit negativen Sanktionen bis zum Ausschluss aus der Gruppe zu rechnen. Andererseits hat es die Moglichkeit, durch Anpassung und das Befolgen dieser Normen, in den Genuss von positiven Sanktionen (Ansehen, Bestatigung,
Macht) zu kommen. Somit ist die Zugehorigkeit zu einer Gruppe mit Anpassung und Unterordnung, und folglich teilweise mit erheblicher Einschrankung der individuellen Freiheit verbunden. Der etablierte Verhaltensstandard ubt innerhalb der Gruppe einen erheblichen verhaltenseinschrankenden Einfluss auf die Mitglieder aus. Es werden Kontrollen auferlegt, die ihre Verhaltensreichweite, Einstellungen und Beziehungen regulieren und berechenbar machen. Die Mitglieder glauben an die universelle Validitat ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit und an die Untragbarkeit abweichender Verhaltensweisen. Dadurch erklart sich die scheinbar unverzichtbare Abgrenzung zu Gruppen mit anderen Wertvorstellungen und die damit verbundene Herabsetzung und Geringschatzung. [Vgl. 2, Kap. 2] Ein Abweichler, der sich offensichtlich nicht entsprechend dem allgemeinen Verhaltenskodex verhalt, wird leicht als Fremder deklariert und lauft Gefahr, als Feind empfunden zu werden. Somit ist die Strategie der Anpassung und Unterordnung die einfachste, um Angst und Konflikte mit der Gruppe zu vermeiden und nicht Opfer feindlicher Regungen zu werden.
2. Vorurteile als Orientierungshilfen in einer unubersichtlichen Welt
2.1 Begriffsbestimmung
Davis definiert Einstellungen „als allgemeine, latente Bereitschaften, bestimmte physiologische Objekte in einer bestimmten Weise wahrzunehmen und aufsie zu reagieren.“ [Vgl. 3, S.51]
Diese machen es dem Einzelnen moglich, auf Menschen als „soziale Objekte“ nach der Einordnung in ein vorhandenes Raster „in einer gegebenen konsistenten Weise zu reagieren“. Sie stellen eine „fundamentale physiologische Beziehung zwischen den Fahigkeiten eines Menschen zu denken, zu fuhlen und zu lernen“ her, „durch die er seinen laufenden Erfahrungen in einer komplexen, sozialen Umwelt eine Ordnung und einen Sinn geben kann.“[Vgl. 2,S.165]
Das Vorurteil wird klar von einem vorlaufigen Urteil abgegrenzt und beschrieben als „ein zustimmendes oder ablehnendes Gefuhl gegenuber einer Person oder Sache, das der tatsachlichen Erfahrung vorausgeht, nicht auf ihr grundet.“[Vgl.5, S.20] Denn „vorlaufige Urteile werden nur dann zu Vorurteilen, wenn wir sie unter dem Eindruck neuen Wissens nicht zurucknehmen konnen.“ [Vgl.5, S.9]
In einer Welt, in der sich die Beziehungen zwischen den verschiedensten ethnischen Gruppierungen mehr und mehr verdichten und ein rational geleiteter Geist die einzige Moglichkeit darstellt, seinen berechtigten Platz als eigenstandiges Individuum in der Gesellschaft zu finden, ruckt die Paradoxie der Vorurteile zunehmend in den Vordergrund einer jeden Diskussion. Die unterschwellige Arbeit fur den Abbau dieser Problematik kann in Medien aller Art weitgehend beobachtet werden. Die praktische Bewaltigung ist jedoch ohne umfassende Reformen der Erziehungs- und Bildungsnormen kaum moglich und dies zu erwarten ware illusionar.
Jedoch ist die Reduzierung von Vorurteilen - oder zumindest ihrer negativen Folgen fur das menschliche Verhalten - fur das zivilisierte Zusammenleben von existentieller Bedeutung. Das Erforschen von Vorurteilen beschaftigt viele Fachwissenschaften und die Zusammenarbeit ist unumganglich, wenn man erkennt, wie vielfaltig, vieldeutig und wirkungsvoll die Erscheinung des Vorurteils ist und man bereit ist, sich die Auswirkungen dieses Phanomens bewusst zu machen.
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- Citar trabajo
- Christine Haase (Autor), 2004, Vorurteile und Feindbilder. Ein Überblick über Voraussetzungen, Entstehungshintergrund sowie Mechanismen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1273785
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