Diese Arbeit versucht die Frage zu klären, ob soziale Medien den Prozess der politischen Mündigkeitsbildung von Schülerinnen und Schülern fördern. Das Ziel dieser Hausarbeit soll es sein den Prozess der Mündigkeitsbildung hinsichtlich der sozialen Medien zu untersuchen und darauf aufbauend eine Einschätzung bezüglich der Konsequenzen für den modernen Politikunterricht zu formulieren.
Methodisch soll dieses Ziel durch eine Literaturanalyse beantwortet werden. Empirische Analysen bezüglich der veränderten Meinungsbildung von Jugendlichen in den sozialen Medien werden hierzu analytisch angeführt, allerdings wurden bislang wenig Studien bezüglich des Einflusses sozialer Medien auf die Mündigkeitsbildung durchgeführt.
Zunächst werden die Terminologien der politischen Mündigkeit und der sozialen Medien eingeführt um diese Themen abzugrenzen. Basis des Begriffes der Mündigkeit sind die Ausführungen nach Immanuel Kant und Adorno. Darauf aufbauend werden die sozialen Medien analysiert. Diese Darstellung und Auswertung erfolgt untergliedert in einzelne Unterkapitel, sodass zunächst die Nutzung sozialer Medien von Jugendlichen im Hinblick auf ihre Informationsbeschaffung politischer Nachrichten untersucht wird. Anschließend werden die Stärken und Schwächen erörtert. In einem weiteren Kapitel wird der aktuelle Forschungsstand zu dem Thema der sozialen Medien und der Mündigkeitsbildung dargestellt und Schlussfolgerungen aus den empirischen Studien gezogen. Aus diesen Schlussfolgerungen und aus der Analyse der sozialen Medien werden Konsequenzen für den modernen digitalen Politikunterricht formuliert. Insbesondere soll dargestellt werden, wie ein zukünftiger Politikunterricht optimiert werden muss, um eine politische Mündigkeit in einem digitalen Zeitalter zu fördern. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengetragen und ein Ausblick für weitere Forschungsbereiche zu dem Thema der digitalen Mündigkeit erläutert.
Gliederung
1 Einleitung
2 Politische Mündigkeit und soziale Medien
2.1 Begriff: Mündigkeit
2.2 Begriff: Soziale Medien
3 Analyse der sozialen Medien
3.1 Nutzung sozialer Medien von Jugendlichen
3.2 Stärken sozialer Medien
3.3 Schwächen sozialer Medien
4 Soziale Medien und Mündigkeitsbildung
4.1 Aktueller Forschungsstand
4.2 Schlussfolgerungen aus den Forschungsergebnissen
5 Konsequenzen für den Politikunterricht
6 Fazit
7 Anhang
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Kant, 1784, S.481) dieser Leitgedanke der Aufklärung und der damit verbundene Aufruf zur Mündigkeit ist in der gegenwärtigen digitalen Zeit aktueller geworden. Das Ziel demokratiefähige Bürgerinnen und Bürger zu erziehen gilt als Maxim der politischen Bildung. Durch den Einfluss sozialer Medien scheint sich dieser Prozess verändert zu haben. Um die Ziele der politischen Bildung zu erfüllen ist es somit essenziell diesen Prozess zu untersuchen und Schlüsse für den zukünftigen Politikunterricht zu ziehen.
Diese Arbeit versucht die Frage zu klären, ob soziale Medien den Prozess der politischen Mündigkeitsbildung von Schülerinnen und Schülern fördern. Das Ziel dieser Hausarbeit soll es sein den Prozess der Mündigkeitsbildung hinsichtlich der sozialen Medien zu untersuchen und darauf aufbauend eine Einschätzung bezüglich der Konsequenzen für den modernen Politikunterricht zu formulieren.
Methodisch soll dieses Ziel durch eine Literaturanalyse beantwortet werden. Empirische Analysen bezüglich der veränderten Meinungsbildung von Jugendlichen in den sozialen Medien werden hierzu analytisch angeführt, allerdings wurden bislang wenig Studien bezüglich des Einflusses sozialer Medien auf die Mündigkeitsbildung durchgeführt.
Zunächst werden die Terminologien der politischen Mündigkeit und der sozialen Medien eingeführt um diese Themen abzugrenzen. Basis des Begriffes der Mündigkeit sind die Ausführungen nach Immanuel Kant und Adorno. Darauf aufbauend werden die sozialen Medien analysiert. Diese Darstellung und Auswertung erfolgt untergliedert in einzelne Unterkapitel, sodass zunächst die Nutzung sozialer Medien von Jugendlichen im Hinblick auf ihre Informationsbeschaffung politischer Nachrichten untersucht wird. Anschließend werden die Stärken und Schwächen erörtert. In einem weiteren Kapitel wird der aktuelle Forschungsstand zu dem Thema der sozialen Medien und der Mündigkeitsbildung dargestellt und Schlussfolgerungen aus den empirischen Studien gezogen. Aus diesen Schlussfolgerungen und aus der Analyse der sozialen Medien werden Konsequenzen für den modernen digitalen Politikunterricht formuliert. Insbesondere soll dargestellt werden, wie ein zukünftiger Politikunterricht optimiert werden muss, um eine politische Mündigkeit in einem digitalen Zeitalter zu fördern. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengetragen und ein Ausblick für weitere Forschungsbereiche zu dem Thema der digitalen Mündigkeit erläutert.
2 Politische Mündigkeit und soziale Medien
2.1 Begriff: Mündigkeit
Zielperspektive politischer Bildung sind entscheidungs- und interventionsfähige mündige Bürgerinnen und Bürger, um die demokratischen Prinzipien zu erhalten und weiterzuentwickeln (Niedersächsisches Kultusministerium, 2018, S.5). Das Niedersächsische Kultusministerium orientiert sich für Definition der „Mündigkeit“ an Immanuel Kant. Kant (1784) definiert Mündigkeit als die Möglichkeit den eigenen naturgegebenen Verstand ohne die Hilfe eines anderen zu nutzen. Gründe für Unmündigkeit seien nach Kant Faulheit, Feigheit und der fehlende Mut seinen eigenen Verstand zu benutzen.
Der Philosoph Theodor W. Adorno stellt dar, dass „die Forderung, daß [sic!] Auschwitz nicht noch einmal sei, die allererste an Erziehung [ist]“ (Adorno, 2012, S.125). Adorno definiert Mündigkeit als notwendigen Grundsatz für Erziehung, der Politikunterricht solle so ausgerichtet sein, dass sich die Taten des Nationalsozialismus nicht wiederholen (Adorno, 2012, S.135). Dieses könne durch die kritische-politische Analyse jeder Bürgerin und jedes Bürgers erreicht werden.
Moegling (2007, S.81) fasst Mündigkeit nach Kant mit der Fähigkeit des Menschen zur Autonomie zusammen, in dem der Mensch selbstständig und ohne Bevormundung seinen eigenen Verstand gebrauche. Mündigkeit sei bedroht, wenn die Partizipation des Menschen unterdrückt werde und ihnen so die Einmischung in politische Prozesse vorenthalten werde (Moegling, 2007, S.81).
Mündigkeit wird als Fähigkeit Demokratie zu leben verstanden, wobei nach Gerhard Himmelmann das Modell der Demokratie differenziert zu verstehen ist. Himmelmann unterscheidet Demokratie zwischen der üblich verstandenen Herrschaftsform, der Gesellschaftsform und der Lebensform. In der schulischen Laufbahn sollen diese Demokratieverständnis Formen stufengerecht von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe II vermittelt werden.
Zusammenfassend ist Mündigkeit die Autonomie des Menschen. In diesem Zusammenhang steht die Meinungsbildung. Denn nur ein Mensch, der frei sein eigenes Urteil bilden kann, kann Mündig in einer Demokratie sein. Eine Demokratie könne nach Adorno nur von einer Gesellschaft von mündigen verwirklicht werden (Adorno, 2012). Das Ziel der Schule soll es nach Himmelmann sein, Schülerinnen und Schüler zu demokratiefähigen Menschen zu erziehen.
2.2 Begriff: Soziale Medien
Mit dem Prozess der Digitalisierung haben sich klassische Kommunikations- und Informationswege verändert. Im Zuge dieser digitalen Wende haben internetbasierte Plattformen, sogenannte soziale Medien, an Bedeutung gewonnen. Die Funktion klassischer Medien sei nach Griese et al. (2020, S.7) in einer modernen Demokratie eine Brücke zwischen Bevölkerung und der Politik zu bilden. Diese Funktion wird, mit der zunehmenden Digitalisierung, nun unter anderem den sozialen Medien zugeschrieben. Als soziale Medien werden Netzwerk- und Multimediaplattformen, wie Facebook, Instagram, Twitter usw. bezeichnet, die zum Austausch von Informationen dienen. Im Gegensatz zu den klassischen Medien (Zeitungen, Radio, Fernsehen usw.) bieten soziale Medien eine durch das Internet bedingte globale Reichweite und bietet einen meist kostenlosen Zugang zu dieser Plattform.
3 Analyse der sozialen Medien
Politische Prozesse haben sich zunehmend in den digitalen Raum verschoben. Soziale Medien haben Vor- und Nachteile unter anderem im Hinblick auf die Informationsbeschaffung von politischen Nachrichten. Im Folgenden soll analysiert werden, wie Jugendliche soziale Medien nutzen und die Stärken und Schwächen sozialer Medien herausgearbeitet werden.
3.1 Nutzung sozialer Medien von Jugendlichen
Nach dem „Digital News Report 2020“ haben Hölig und Hasebrink (2020) festgestellt, dass die Reichweite sozialer Medien als Nachrichtenquelle signifikant angestiegen ist. In der befragten Gruppe von 18 – 24-Jährigen nutzten 56 Prozent soziale Medien als Nachrichtenquelle, Hölig und Hasebrink (2020) konnten einen Anstieg von sechs Prozentpunkten feststellen. Die rund 2000 Befragten im Alter zwischen 18 und 24 Jahren wurden zufällig ausgewählt und sind damit repräsentativ für die deutsche Bevölkerung in diesem Alter. Nach Hölig und Hasebrink (2020, S.11) bewege sich der Standardfehler zwischen einem und drei Prozent.
Als Hauptnachrichtenquelle 2020 gaben 72 Prozent der 18 – 24-Jährigen das Internet an, 30 Prozent der Befragten in diesem Alter nutzen soziale Medien als Hauptnachrichtenquelle (Hölig & Hasebrink, 2020, S.22–23). Hinsichtlich der Entwicklung lässt sich feststellen, dass klassische Medien (TV, Radio und Print) zur Nachrichtenbeschaffung rückläufig verwendet werden, besonders soziale Medien jedoch stiegen als genutzte Nachrichtenquellen an. Als einzige Nachrichtenquelle nutzen jedoch nur neun Prozent der Befragten in der Gruppe der 18 – 24-Jährigen soziale Medien. Dies seien jedoch nach Angaben von Hölig und Hasebrink (2020) vier Prozentpunkte mehr als im Jahr 2019.
Mit dem vermehrt auftretenden Nuten sozialer Medien als Hauptnachrichtenquelle, konnten Hölig und Hasebrink (2020) einen Trend des Abbaus von Zweifeln in den Wahrheitsgehalt von Nachrichten sozialer Medien im Vergleich zum Jahr 2019 feststellen. Demnach vertrauten 2020 50 Prozent der befragten Gruppe von 18 – 24-Jährigen den Nachrichten der sozialen Medien nicht, 2019 seien es 60 Prozent gewesen (Hölig & Hasebrink, 2020, S.33).
Zusammenfassend konnten von Hölig und Hasebrink in einer repräsentativen Studie festgestellt werden, dass soziale Medien von Befragten der Gruppe von 18 – 24-Jährigen als bevorzugt als Nachrichtenquelle verwendet werden.
3.2 Stärken sozialer Medien
Soziale Medien können als Katalysator für demokratische Prozesse dienen, indem diese Netzwerke für Jugendliche und Erwachsene Chancen bieten an politischen Prozessen zu partizipieren. Jugendliche können durch einen direkten Zugang zu den jeweiligen politischen Institutionen ein stärkeres Interesse für wichtige politische Themen entwickeln. Durch die Vernetzung von Jugendlichen können Interessensgruppen gebildet werden, in diesen Gruppen können sich Jugendliche mit anderen Jugendlichen austauschen und den demokratischen Prozess der Pluralität politischer Meinungen erleben. Die Demokratie als Lebensform kann in dieser Form für Jugendliche in sozialen Netzwerken kennengelernt werden. Durch solche Prozesse wird die Demokratiefähigkeit der Jugendlichen erhöht.
Voraussetzung für diesen Prozess des „Bürger-Seins“ (Vortkamp, 2013, S.13), seien nach Vortkamp institutionalisierte Räume für die Partizipation politisch interessierter Bürgerinnen und Bürger. Politische Parteien, Institutionen und Abgeordnete müssen die sozialen Medien als Chance betrachten Jugendliche zu erreichen.
Ein mögliches Beispiel für diesen Prozess der politischen Partizipation in sozialen Netzwerken stellt das Video vom 18.05.2019 des YouTubers Rezo dar. Dieser kritisierte in seinem Video „Die Zerstörung der CDU“ kurz vor den kommenden Europawahlen die Regierungsparteien im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit ihrer Politik. Über 15 Millionen Aufrufe konnte dieses Video erzielen. Durch dieses Video haben sich viele Wähler mit den angesprochenen Themen beschäftigt und haben sich in den Kommentaren zu politischen Themen ausgetauscht. Es wurde Interesse an diesen Themen geschaffen und öffentlich wirksam gegen geplante politische Entscheidungen protestiert.
3.3 Schwächen sozialer Medien
Mit dem Trend der Digitalisierung und des vermehrten Auftretens von sozialen Medien als Nachrichtenquelle für Jugendliche entstehen Probleme im unkritischen Umgang mit sozialen Medien. In dem Kapitel 3.1 wurde in dem Reuters Institute Digital News Report 2020 festgestellt, dass Jugendliche im Alter zwischen 18 und 24 Jahren vermehrt Nachrichten von den sozialen Medien beziehen.
Betriebswirtschaftliche Aspekte leiten Unternehmen dazu die Nutzerzahlen auf ihren sozialen Netzwerken zu erhöhen. Dieses Ziel der Nutzermaximierung führt dazu, dass große Unternehmen wie Facebook, Google und so weiter Daten von den Nutzerinnen und Nutzern sammeln, um diese auszuwerten. Informationen werden nicht ungefiltert an die Nutzerinnen und Nutzer übermittelt, sondern werden mithilfe der gesammelten Daten personalisiert zusammengestellt je nach Relevanz (vgl. Abbildung 1 – S. 13). Der Journalist Eli Pariser prägte für dieses selbst erlebte Phänomen des gezielten aussortieren von Informationen den Begriff der Filter Bubble.
Durch dieses Phänomen enthält jede/r Nutzerin und Nutzer eine andere Auswahl an Nachrichten, je nach Kriterien die der Algorithmus auswählt (Messingschlager & Holtz, 2020, S.94). Diese Kriterien basieren unter anderem nach Messingschlager und Holtz auf den Verhaltensweisen, den Vorlieben und Interessen der jeweiligen Nutzerinnen und Nutzern. Eli Pariser betonte 2011 auf der TED Konferenz, dass viele Menschen sich dieser Filter nicht bewusst seien und damit unterbewusst von den sozialen Netzwerken geleitet werden.
Durch diese Filterblase oder Informationsblase werden politische Orientierungen verstärkt und es wird durch die Anzahl an politisch äquivalenten Artikeln keine fundierte kritische Analyse durchgeführt.
Ein anderes Phänomen in den sozialen Netzwerken ist die Echo Chamber oder Echokammer. Nutzerinnen und Nutzer tendieren nach Messingschlager und Holtz (2020) dazu, sich sowohl im analogen als auch im digitalen Raum mit Personen auszutauschen, welche die gleiche oder ähnliche politische Orientierung besitzen. Dieses wird ebenso in den sozialen Medien deutlich. Nutzerinnen und Nutzer in den sozialen Medien tauschen sich in sozialen Gruppen aus, die ähnliche politische Positionen vertreten. Durch diese Isolation können eigene Positionen gestärkt und bestätigt werden (Messingschlager & Holtz, 2020, S.94).
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- Citation du texte
- Jannik Poggemann (Auteur), 2021, Soziale Medien und ihr Einfluss auf den Mündigkeitsprozess von Jugendlichen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1273334
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