Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Judendarstellung im Frankfurter Passionsspiel“, die im Jahre 1493 editiert wurde . Grundlagen hierfür war das Passionsspiel von Johannes Janota (Band 1) und die Analyse des Passionsspiels.
Kernpunkt der Hausarbeit stellt die Beschreibung der Juden in dem Passionsspiel dar, wobei die Rolle und die Funktion der Juden herausgearbeitet werden. Die Fragestellung der Arbeitet lautet: Benötigten die Menschen des Mittelalters immer einen Schuldigen, um sich Missgünste zu erklären?
Zunächst werden auf den Ursprung der Passionsspiele und die Geschichte dessen eingegangen, um die Passionsspiele zu verstehen und im weiteren Verlauf zu deuten. Der darauffolgende Teil beschäftigt sich mit einer kurzen Wiedergabe des Inhalts des Frankfurter Passionsspiels, sodass auf den Inhalt eingegangen werden kann. Überleitend dazu steht im letzten Abschnitt die Darstellung der Juden im Passionsspiel im Mittelpunkt.
Abgeschlossen wird die Arbeit mit einem Fazit und rückfolgernd wird auf die wichtigsten Punkte der These eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Geistliche Spiele
2.1 Passionsspiel
2.2 Frankfurter Passionsspiel
3. Ursprung
4. Frankfurter Passionsspiel
4.1 äußere Form
4.2 Zusammenfassung
5. Judendarstellung im Frankfurter Passionsspiel
5.1 Hintergrund der Judenhetze
5.2 Analyse des Frankfurter Passionsspiels
5.2.1 Das Prophetenvorspiel
5.2.2 Klimax der Auseinandersetzungen
5.2.3 Schlussszene
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Judendarstellung im Frankfurter Passionsspiel“, die im Jahre 1493 editiert wurde1. Grundlagen hierfür war das Passionsspiel von Johannes Janota (Band 1) und die Analyse des Passionsspiels.
Kernpunkt der Hausarbeit stellt die Beschreibung der Juden in dem Passionsspiel dar, wobei die Rolle und die Funktion der Juden herausgearbeitet werden. Die Fragestellung der Arbeitet lautet: Benötigten die Menschen des Mittelalters immer einen Schuldigen, um sich Missgünste zu erklären?
Zunächst werden auf den Ursprung der Passionsspiele und die Geschichte dessen eingegangen, um die Passionsspiele zu verstehen und im weiteren Verlauf zu deuten. Der darauffolgende Teil beschäftigt sich mit einer kurzen Wiedergabe des Inhalts des Frankfurter Passionsspiels, sodass auf den Inhalt eingegangen werden kann. Überleitend dazu steht im letzten Abschnitt die Darstellung der Juden im Passionsspiel im Mittelpunkt. Abgeschlossen wird die Arbeit mit einem Fazit und rückfolgernd wird auf die wichtigsten Punkte der These eingegangen.
2. Geistliche Spiele
Geistliche Spiele schildern die Lebensgeschichte einer heiligen Person oder die eines biblischen Charakters.2 Diese Geistlichen Spiele können durch Schauspieler vor einem breiten Publikum aufgeführt werden. Hierbei werden Teiltexte der Aufführungen sowohl gesprochen als auch gesungen, um das Publikum zu unterhalten3. Grundlage für die spielerisch dargestellten Dramen bieten zum einen das Neue Testament der Bibel, zum anderen das Alte Testament, wobei die Darstellung des Leidens und Sterben Jesu Christi eine zentrale Position einnimmt4.
Zweck der geistlichen Spiele ist die Verbreitung der frohen Botschaft und des Wirkens Jesu‘ unter der Gesellschaft, um die christlich- kirchlichen Grundgedanken in allen sozialen Schichten zu lehren5.
2.1 Passionsspiel
Passionsspiele gehören zur Gattung der geistlichen Spiele und unterscheiden sich dahingegen, dass Passionsspiele, anders als geistliche Spiele, sich nicht nur auf die Passion Jesu´ fokussieren, sondern auch auf Passagen der Schöpfungsgeschichte beispielsweise eingeht und das Alte Testament ebenfalls in Betracht gezogen wird.
2.2 Frankfurter Passionsspiel
Frankfurt ist heute nicht nur bekannt als Stadt der Dichter und Denker, welches sich dank Goethe aus dem 18. Jahrhundert heraus entfaltete. Vielmehr ist Frankfurt aufgrund der Spieltradition als Stadt bekannt. Seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts kristallisierte sich aus dieser Stadt ein Zeugnis, dass ein Geistliches Spiel bzw. das Frankfurter Passionsspiel überlieferte6. Als Spielleiter dieses Passionsspiels gilt Johannes Kremer, der diese Aufführungen überlieferte. „Fünf Aufführungen von Passionsspielen sind in Frankfurt in dem Zeitraum von 1467 bis 1506 bezeugt7 “. Im Jahre 1506 wurden die Passionsspiele in Frankfurt schließlich ein letztes Mal vorgeführt, bevor sie dann in dem selben Jahr ihr Ende fanden8.
3. Ursprung
Die Aufführung der sogenannten Passionsspiele reichen bis ins Mittelalter zurück, wobei die Anfänge des Passionsspiels bis ins 10. Jahrhundert des Hochmittelalters zurückdatiert werden9. Eines der ältesten Passionsspiele, das Benediktbeurer Passionsspiel, reicht bis zum Jahre 1225/30 zurück10. Die ältesten Passionsspiele setzen sich zusammen aus dem Benediktbeurer-,dem Wiener und dem St. Galler Passionsspiel11. Das Frankfurter Passionsspiel fand seinen Ursprung 149312, somit wurden im weiteren Verlauf der Jahrhunderte weitere Passionsspiele verfasst, welches die Aktualität dieser noch einmal betont, da heute noch Passionsspiele aufgeführt werden.
4. Frankfurter Passionsspiel
4.1 äußere Form
Das Frankfurter Passionsspiel besteht aus insgesamt 87 Szenen, die auf zwei Spieltage aufgeteilt sind. Das Original wurde per Hand verfasst, wobei heute die Ausgaben von Johannes Janota genutzt werden können, da sie Paralleltexte der anderen bekannten Passionsspiele erhalten und alle Szenen in diesem aufgeführt sind. Die Sprache beinhaltet, typisch für das Spätmittelalter, nicht nur deutsche Verwendungsweisen, sondern auch Lateinische, die in dem Passionsspiel zur Geltung kommen13. Trotz dessen wurde der Großteil der Passagen in der deutschen Volkssprache verfasst, sodass gewährleistet werden konnte das das Publikum dem Theater folgen konnte. Anders als bei anderen Passionsspielen gibt es im Frankfurter Passionsspiel keine Vorredner der jeweiligen Szenen, um dem Publikum Erklärungsansätze und/oder einen Leitfaden zu geben. Es gibt lediglich die Eröffnungsszenen die durch die Propheten angesagt werden.
4.2 Zusammenfassung
Das Frankfurter Passionsspiel erstreckt sich über zwei Spieltage. Das Spiel wird durch ein Gespräch zwischen Augustinus und einem Propheten eröffnet, die ankündigen, dass Jesus Christus auf die Welt kommen wird. Das Schauspiel am ersten Tag fängt mit der Ernennung der Apostel beziehungsweise14 Jünger Jesu´ an und endet mit der Inhaftierung Jesu15. Zum einen spielen die Taten und das Wirken Jesu´ am ersten Spieltag eine wichtige Rolle, um die Heilungen vermehrt darzustellen, sodass die Wunderwirkungen Christi in den Vordergrund rücken. Zum anderen sind Kernpunkte des ersten Spieltags die Auseinandersetzungen zwischen Jesus und den Juden16. Das Leitmotiv des Frankfurter Passionsspiels diente damals dementsprechend der antijudaistischen Propaganda, um die kleine Bevölkerungsgruppe der Religionsgemeinschaft bloßzustellen, sodass sich die breite Bevölkerung Frankfurts entgegen der zeitgenössischen Juden stellen17.
Während des gesamten Verlaufs leitet der Kirchenvater Augustinus die Handlungen, die sich im gesamten Passionsspiel vollstrecken und kommentiert zusätzlich einzelne Ereignisse18.
Der zweite Spieltag geht dementsprechend mit der Gefangennahme Jesu, verbunden mit der Folter, weiter und widmet sich ausschließlich dem Leiden Christi. Bemerkenswert ist, dass die Peinigung, Verspottung und Kreuzigung Jesu im gesamten Spielverlauf eine herausragende Rolle einnehmen, wodurch die Geschehnisse eine Ausführlichkeit zugesprochen bekommen. Johannes, Maria Magdalena und Maria beklagen sich als einzige über die Inhaftierung und spätere Kreuzigung Jesu. Alle drei aufgeführten Personen fordern durch die Klage das Publikum zur Anteilnahme der Trauer auf, um das Leiden Jesu´ durch die Verspottung zu markieren.
Zuvor aber tritt Jesus im Verhör gegen Kyphas und Annas auf und wird gefragt ob er Gottes Sohn sei bzw. sich als König bezeichne19. Die Auferstehung die für die Christen die Quintessenz des Glaubens darstellt, erhält jedoch im Passionsspiel keine Rolle und wird ausgelassen.
5. Judendarstellung im Frankfurter Passionsspiel
5.1 Hintergrund der Judenhetze
Das 15. Jahrhundert war eine Zeit, die bei den Menschen Angst und vor allem Verzweiflung hervorbrachte. Es herrschte Hungersnot, Krieg (unter anderem die Hussitenkriege) und zahlreiche andere Kriege, die viele Tote mit sich brachten20. Diese umfangreichen Ereignisse brachten bei den Menschen Glaubenszweifel hervor, sodass sie an ihrer Religion zweifelten und begannen, diese kritisch zu hinterfragen. Infolgedessen gab es Menschen, die versuchten Schuldige für all‘ die Missgünste zu finden. Angesichts dessen sind im Laufe der Jahre Theaterstücke entstanden, die zum einen die Funktion hatten die Menschen in ihrem christlichen Glauben zu stärken und zum anderen hatten diese die Funktion, die Juden der Gesellschaft als „Sündenböcke“ darzustellen und für schuldig für die Misere zu erklären. Es ging in den sogenannten Passionsspielen nicht unbedingt um die Verbreitung der frohen Botschaft, sondern um das Stiften von Unruhe gegenüber den Juden. Zweck dieser geistlichen Spiele war es Einheit, Solidarität und Bruderschaft herzustellen, um die gesellschaftliche Ordnung zu wahren und ein Identitätsgefühl der christlichen Bürger*innen herzustellen.
Ausgehend für den Hass war der zusätzliche Grund, dass im Neuen Testament geschrieben steht, dass Judas als Stereotyp aller Juden Jesus verraten hat und seinetwegen Jesus gekreuzigt wurde, da sich das Volk für die Kreuzigung ausgesprochen hatte21. Diese Auslegung der Bibel war für Christen Kernpunkt für das klassische „Schwarz-Weiß Denken“, so stellten die Juden das Böse dar. Medium der Verbreitung der Judenhetze waren folglich die Passionsspiele, die für Propaganda inmitten der Gesellschaft sorgten.
[...]
1 Vgl. Frey, Winfried: Der "Wucherjude" als Karikatur christlicher Praxis: In: Zeitschrift des Mediävistenverbandes. Band 10, Heft 2 (2007), S. 126.
2 Vgl. Haller, Klaus; Liebhart, Wilhelm (Hrsg.): Geistliche Spiele der Barockzeit aus Oberbayern. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 2017, S.16.
3 Vgl. Ziegeler, Hans-Joachim (Hrsg.): Ritual und Inszenierung. Geistliches und weltliches Drama des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Tübingen 2004, S. 262f.
4 Vgl. Haller, Klaus; Liebhart, Wilhelm (Hrsg.): Geistliche Spiele der Barockzeit aus Oberbayern, Bd.4. Regensburg 2017, S.16f.
5 Vgl. ebd.
6 Vgl. Toepfer, Regina: Frühneuzeitliche Wende auf der Frankfurter Bühne? Das 'Frankfurter Passionsspiel' und Paul Rebhuns 'Susanna' zwischen Theater und Kult 2010. URL: https://www.academia.edu/12699427/Fr%C3%BChneuzeitliche_Wende_auf_der_Frankfurter_B%C3%BChne_Das_Frankfurter_Passionsspiel_und_Paul_Rebhuns_Susanna_zwischen_Theater_und_Kult [zuletzt abgerufen am: 04.05.21. Uhrzeit: 13: 58 Uhr].S. 137.
7 Ebd.
8 vgl. ebd.
9 Vgl. Stemmler, Theo: Liturgische Feiern und geistliche Spiele: Studien zu Erscheinungsformen des Dramatischen im Mittelalter. Berlin: De Gruyter 1970, S. 3.
10 Dietl, Cora: Benediktbeuern Passionsspiel. (Großes) Benediktbeurer Passionsspiel. Keine Angabe. URL: https://www.hdbg.eu/passion/detail/passionsspiele/benediktbeuern/126 [zuletzt aufgerufen am: 20. April 2021
11 Vgl. Wenzel, Edith: „Do worden die Judden alle geschant“: Rolle und Funktion der Juden in spätmittelalterlichen Spielen, Bd.14. München 1992 (Forschungen zur Geschichte der älteren deutschen Literatur).
12 Vgl. Frey, Winfried: Der "Wucherjude" als Karikatur christlicher Praxis, S.126.
13 Vgl. Rolf, Bergmann: Studien zu Entstehung und Geschichte der deutschen Passionsspiele des 13. und 14. Jahrhunderts. München: Fink 1972, S. 11.
14 Im Folgenden abgekürzt durch: bzw.
15 Vgl. Janota, Johannes (Hrsg.): Die Hessische Passionsspielgruppe: Band 3: Frankfurter Dirigierrolle- Frankfurter Passionsspiel. Berlin: Niemeyer Verlag 2004, S. 368.
16 Vgl. Janota, Johannes (Hrsg.): Die Hessische Passionsspielgruppe: Band 3: Frankfurter Dirigierrolle - Frankfurter Passionsspiel. Berlin: Niemeyer Verlag 2004, S. 111 f.
17 Vgl. Toepfer, Regina; Dreyfürst, Stephanie: Neue Medien in der Mediävistik. Die App ‚Frankfurt im Mittelalter. Auf den Spuren des Passionsspiels von 1492‘ – eine Projektvorstellung 2015. URL: https://literaturkritik.de/id/20163 [zuletzt abgerufen am: 28.04.21. Uhrzeit: 14:24 Uhr].
18 Vgl. Johannes, Janota: Die Hessische Passionsspielgruppe, S.16.
19 Vgl. ebd., S. 377-380.
20 Vgl. Keine Angabe: Das 15. Jahrhundert in Daten. URL: http://www.gutenberg.de/zeit/zeitleiste.php [zuletzt abgerufen am: 01.05.2021.Uhrzeit: 10: 47 Uhr].
21 Vgl. K. A.: Die Bibel: Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung. Freiburg im Breisgau [u.a.]: Herder 2013, Lk. 23, 1-23.
- Quote paper
- Anonymous,, 2020, Judendarstellung im Frankfurter Passionsspiel. Antijudaismus im 15. Jahrhundert unter der Aufführung von den Frankfurter Passionsspielen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1273332
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