Die amerikanischen slave narratives als Form fiktionaler Aufarbeitung afroameri-kanischer Vergangenheit beeinflussen lange das Bild von der Sklaverei in den Vereinigten Staaten. Mit „Uncle Tom‘s Cabin“ (1852/53) geht ein von diesen Erzählungen beeinflusster Roman in die amerikanische Literaturgeschichte ein.
[„Uncle Tom’s Cabin“] has been a collection and arrangement of real incidents [...] grouped together with reference to a general result, in the same manner that the mosaic artist groups his fragments of various stones into one general picture.
Dieser Satz aus Harriet Beecher Stowes „A Key To Uncle Tom’s Cabin“ zeigt, dass ihr Text in direktem Bezug zur außertextuellen Welt steht, „real incidents“ werden verhandelt. Stowe bezieht sich in ihrem Werk explizit auf Sklavenschick-sale, die sie persönlich miterlebt oder durch Freunde und Bekannte berichtet be-kommen hat. Des Weiteren beschreibt sie deutlich, was Paul Ricœur unter dem Begriff der Konfiguration zusammenfasst: Selektive Elemente werden zu einer Geschichte verknüpft. Der Roman sollte dem Leser Stowes Bild von der Sklaverei vermitteln, das Bewusstsein für deren Ungerechtigkeit schärfen und den Leser so über die Lektüre hinaus beeinflussen. „The object of these sketches is to awaken sympathy and feeling for the African race [...]“ , schrieb sie dazu im Vorwort zu „Uncle Tom’s Cabin“. Schlussendlich fordert Stowe mit ihrem Roman nichts an-deres als die Abschaffung der Sklaverei und die Erinnerung an diese: „[...] men and women of America, is [Sklaverei] a thing to be trifled with, apologized for, and passed over in silcence?“.
Harriet Beecher Stowes Werk „Uncle Tom’s Cabin“ soll hier daher stellvertretend für die Beschäftigung mit der Sklaverei im amerikanischen Roman und darüber hinaus als Beispiel für Sklaverei in der Erinnerungskultur stehen. Zuerst wird zu klären sein, warum sich Literatur überhaupt als Träger von Erinnerungen aus-zeichnet. An Hand von „Uncle Tom’s Cabin“ soll gezeigt werden, warum und mit welchen Mitteln Stowe ihre Leser beeinflussen wollte. Von weiterem Interesse sind die Reaktionen, die ihr Werk hervorrief.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literatur als Form der Erinnerungskultur
- Historischer Kontext
- Kurze Veröffentlichungsgeschichte von „Uncle Tom's Cabin“ und Zusammenfassung der Handlung
- Konzeption von Erinnerung durch Leserbeeinflussung
- Reaktionen auf „Uncle Tom's Cabin“
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle von „Uncle Tom's Cabin“ von Harriet Beecher Stowe als Beispiel für die Beschäftigung mit Sklaverei in der amerikanischen Literatur und darüber hinaus als Beispiel für Sklaverei in der Erinnerungskultur. Die Arbeit analysiert, wie Stowe durch ihren Roman die Leser beeinflussen wollte und welche Reaktionen das Werk hervorrief.
- Die Rolle von Literatur als Form der Erinnerungskultur
- Die Konzeption von Erinnerung durch Leserbeeinflussung
- Die Reaktionen auf „Uncle Tom's Cabin“
- Die Bedeutung von „Uncle Tom's Cabin“ für die amerikanische Literaturgeschichte
- Die Verbindung von fiktionaler Literatur und außertextueller Wirklichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz von „Uncle Tom's Cabin“ für die amerikanische Literaturgeschichte und die Erinnerungskultur dar. Sie zeigt, wie Stowes Roman auf realen Ereignissen basiert und wie sie durch ihre literarische Gestaltung die Leser beeinflussen wollte.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Rolle von Literatur als Form der Erinnerungskultur. Es wird erläutert, wie Literatur die Vergangenheit im Bewusstsein hält und vergegenwärtigt, indem sie subjektive Wahrnehmungen und historische Fakten miteinander verbindet. Die Arbeit greift dabei auf Paul Ricoeurs Theorie der Mimesis zurück, um die Beziehung zwischen Literatur und Erinnerungskultur zu analysieren.
Das dritte Kapitel beleuchtet den historischen Kontext von „Uncle Tom's Cabin“. Es werden die sozialen, politischen und kulturellen Bedingungen der Zeit, in der der Roman entstand, dargestellt, um die Relevanz des Themas Sklaverei für die amerikanische Gesellschaft zu verdeutlichen.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Veröffentlichungsgeschichte von „Uncle Tom's Cabin“ und fasst die Handlung des Romans zusammen. Es wird gezeigt, wie Stowe die Geschichte der Sklaverei in ihrem Werk verarbeitet und welche Figuren und Ereignisse sie in den Vordergrund stellt.
Das fünfte Kapitel analysiert, wie Stowe ihre Leser durch „Uncle Tom's Cabin“ beeinflussen wollte. Es werden die Mittel und Strategien untersucht, die sie einsetzt, um beim Leser Empathie für die Sklaven zu erzeugen und die Ungerechtigkeit der Sklaverei aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Sklaverei, den Sklavenhandel, die Erinnerungskultur, die amerikanische Literaturgeschichte, Harriet Beecher Stowe, „Uncle Tom's Cabin“, die Mimesis-Theorie von Paul Ricoeur, die Leserbeeinflussung, die Reaktionen auf „Uncle Tom's Cabin“ und die Bedeutung des Romans für die amerikanische Gesellschaft.
- Quote paper
- Katrin Reichwein (Author), 2007, Sklaverei und Sklavenhandel in der Erinnerungskultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127316
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