„»Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, / den du gehen sollst; / ich will dich mit meinen Augen leiten.«“ (Neues Testament, Psalm 32,8) Fast wie ein göttliches Wesen1 lenkt die Kamera den Blick des Zuschauers während der Filmwahrnehmung und beeinflusst somit die Verknüpfungen der Bilder zu einem großen Ganzen, mithilfe dessen er der Handlung folgen kann. Somit wirkt der 'geleitete Blick' wie eine vom Regisseur zu programmierende 'Software', die den Zuschauer auf einem bestimmten Weg durch den Film führt, wie auf einer Karte. Einem Stadtplan? Dies ist natürlich abhängig vom Handlungsort. Für Fritz Langs »M – Eine Stadt sucht einen Mörder«2 jedoch könnte dies zutreffen. Wie die Kamera es schafft, einen Flüchtling und dessen Verfolger in einer Stadt so darzustellen, dass der Zuschauer dennoch folgen kann, soll in dieser Arbeit betrachtet werden. Explizit anhand der funktionalisierten Pläne und Planungsmomente, die immer wieder zum Einsatz kommen und die Handlung vorantreiben. Dabei polarisieren sich diese Pläne einerseits zu den Vorhergehensweisen der Polizei und andererseits zu denen der Unterwelt. Diese zwei unterschiedlichen Nutzungsweisen verschiedener Planarten, die jedoch im Endeffekt das gleiche Ziel haben, sollen hinsichtlich ihrer Eigenschaften, narrativen Möglichkeiten und gruppenspezifischen Charakteristika untersucht werden. Hierbei werden explizite Zeichen, Motive und auch akustische Momente einfließen, die scheinbar Bezug zur Handlungsfolge nehmen. Aber auch der Blick des Kindermörders rückt in einen Mittelpunkt des Geschehens, sowie alle Blicke, die auf ihn gerichtet sind. Diese Blicke sind genauso wegweisende Momente, wie ein Stadtplan diese Funktion inne hat.
Problematisch war hierbei die Hinzuziehung des Filmprotokolls von Enno Patalas. Ihm unverständliche Worte und Wortteile wurden durch leere Klammern ersetzt. Dies rührt sicher von der qualitativ minderwertigeren Filmfassung her, die 1963 noch nicht so restauriert vorlag, wie heute. Deswegen beziehe ich mich zum größten Teil auf das eigens angefertigte Filmprotokoll, welches zudem auf Lippenbewegungen der Schauspieler achtet.
Diese Arbeit erhebt hierbei in keinerlei Hinsicht Anspruch auf Vollständigkeit, da das Wesen des Films zu weitreichend ist, um es in diesem Rahmen zu erfassen. Sie versucht wichtig erscheinende Momente des Films hinsichtlich der Funktion von 'Plänen' in ihm analytisch wiederzugeben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 theoretische Einführung in den postexpressionistischen Film Fritz Langs
- 1.1 Über das Wesen des Films »M - Eine Stadt sucht einen Mörder«
- 1.2 Über das Wesen Ms
- 2 Der Weg ist das Ziel
- 2.1 Plan und Planung der Polizei
- 2.2 Verfolgung und Erfolg der Unterwelt
- Fazit
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Funktion von Plänen in Fritz Langs Film "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" und untersucht, wie diese die Handlung vorantreiben und die Orientierung des Zuschauers im Stadtgefüge beeinflussen. Dabei werden die unterschiedlichen Nutzungsweisen von Plänen durch die Polizei und die Unterwelt sowie die Bedeutung von Blicken und Perspektiven im Film beleuchtet.
- Die Rolle von Plänen und Planungsmomenten in der Handlung
- Die unterschiedlichen Strategien der Polizei und der Unterwelt
- Die Bedeutung von Blicken und Perspektiven für die Orientierung des Zuschauers
- Die Darstellung der Stadt als Schauplatz der Verfolgung
- Die psychologische Dimension des Films und die Darstellung des Mörders
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung von Plänen und Planungsmomenten im Film. Sie führt den Begriff des "grand imagier" ein, der den Blick des Zuschauers durch den Film lenkt. Die Einleitung stellt zudem die Problematik der Filmanalyse aufgrund der unvollständigen Filmfassung von 1963 dar.
Das erste Kapitel bietet eine theoretische Einführung in den postexpressionistischen Film Fritz Langs. Es wird die Aktualität des Films "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" im Kontext der damaligen Zeit beleuchtet und die Bedeutung des Films als "Zeitbild" hervorgehoben. Das Kapitel analysiert die stilistischen Mittel des Postexpressionismus und die Bedeutung des mimischen Ausdrucks in Langs Film.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Funktion von Plänen in der Handlung des Films. Es werden die unterschiedlichen Strategien der Polizei und der Unterwelt im Umgang mit Plänen und Planungsmomenten analysiert. Das Kapitel untersucht die Bedeutung von Karten, Karteisystemen und Plänen für die Orientierung des Zuschauers im Stadtgefüge und die Machtverhältnisse, die durch diese Instrumente vermittelt werden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Film "M - Eine Stadt sucht einen Mörder", Fritz Lang, Postexpressionismus, Stadtplan, Planung, Orientierung, Verfolgung, Polizei, Unterwelt, Blick, Perspektive, Psychologische Dimension, Kindermörder, Stadtgefüge, Handlungsstruktur.
- Citation du texte
- Mathias Seeling (Auteur), 2009, Narration durch Navigation - Über die Funktion von Plänen in Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127102
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