Diese Hausarbeit hat das Ziel, die Höhenstufen der Vegetation für die deutschen Mittelgebirge und (bayerischen) Alpen und entsprechende charakteristische Vegetationsgesellschaften vorzustellen. Zunächst werden die Ursachen für die Ausprägung der Höhenstufen anhand geologischer und klimatologischer Faktoren dargestellt, ehe die Höhenstufen in Kapitel drei und vier erläutert werden.
Ein nicht zu vernachlässigender Einfluss auf die Höhenstufen der Vegetation ist die anthropozoogene Überprägung, beispielsweise durch Rodungen oder Beweidung. Hierzu zählt auch eine Verlagerung der Höhenstufen durch den anthropogen bedingten Klimawandel. Diese Entwicklungen werden in den Abschnitten fünf und sechs erläutert und diskutiert.
Neben diversen Definitionen und Abgrenzungen der Vegetation nach horizontalen Strukturen, beispielsweise durch POTT (1995), zählen auch die Höhenstufen der Vegetation zu den wichtigen Abgrenzungsmerkmalen im Bereich der Vegetationskunde. Bezüglich der Definition dieser Höhenstufen bestehen verschiedene Ansätze, beispielsweise eine Gliederung nach der Reliefenergie eines Standortes, nach den klimatischen Eigenschaften verschiedener Höhenbereiche (genetischer Ansatz) oder dem Auftreten ökologischer Höhengrenzen (effektiver Ansatz).
In letzterem Ansatz ist das Erscheinungsbild der Vegetation der entscheidende Faktor, beispielsweise das Auftreten von Wald- und Baumgrenzen oder zusammenhängenden oder unterbrochenen Rasenformationen. Im klassischen Ansatz der ökologischen Höhenzonierung wird, gemäß der beschriebenen Parameter, unterschieden zwischen dem Planar, Kollin, Montan, Alpin und Nival, mit entsprechenden Unterkategorien.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Entstehung und wichtigsten Charakteristika der Alpen
2.1 Geologie / Geomorphologie
2.2 Klima / klimatische Zonierung
2.3 Massenerhebungseffekt
3 Vegetationshöhenstufen der Alpen
3.1 Die planare Stufe
3.2 Die kolline Stufe
3.3 Die submontane Stufe
3.4 Die montane Stufe
3.5 Die subalpine Stufe
3.6 Die alpine Stufe
3.7 Die subnivale und nivale Stufe
4 Vegetationshöhenstufen der Mittelgebirge
5 Anthropogener Einfluss in den Alpen
6 Höhenstufen im Klimawandel
7 Fazit
8 Literaturverzeichnis
Abstract
Global warming and ecological change caused by anthropogenic greenhouse gas emissions has not only had an impact on climalogical issues, but has also influenced the spread of vegetation. Next to a horizontal change, for example the poleward spreading of thermophilic vegetation, there has also been a change in the vertical spreading of the peculiar alpine vegetation, that shows a characteristik adaptation towards a colder and unsettled climate. This paper aims to describe the elevational zonation of vegetation throughout the German highlands and (Bavarian) Alps. Next to an illustration of the initial geological and climatological conditions each elevational zone and its characteristic plant communities is presented. Subsequently the impact of anthropo-zoogenic overprint und climate change, that threatens the alpine vegetation and causes the elevational zones to rise, is discussed.
1 Einleitung
Neben diversen Definitionen und Abgrenzungen der Vegetation nach horizontalen Strukturen, beispielsweise durch POTT (1995), zählen auch die Höhenstufen der Vegetation zu den wichtigen Abgrenzungsmerkmalen im Bereich der Vegetationskunde. Bezüglich der Definition dieser Höhenstufen bestehen verschiedene Ansätze, beispielsweise eine Gliederung nach der Reliefenergie eines Standortes, nach den klimatischen Eigenschaften verschiedener Höhenbereiche (genetischer Ansatz) oder dem Auftreten ökologischer Höhengrenzen (effektiver Ansatz). In letzterem Ansatz ist das Erscheinungsbild der Vegetation der entscheidende Faktor, beispielsweise das Auftreten von Wald- und Baumgrenzen oder zusammenhängenden oder unterbrochenen Rasenformationen. Im klassischen Ansatz der ökologischen Höhenzonierung wird, gemäß der beschriebenen Parameter, unterschieden zwischen dem Planar, Kollin, Montan, Alpin und Nival, mit entsprechenden Unterkategorien.
Diese Hausarbeit hat das Ziel die Höhenstufen der Vegetation für die deutschen Mittelgebirge und (bayerischen) Alpen und entsprechende charakteristische Vegetationsgesellschaften vorzustellen. Zunächst sollen die Ursachen für die Ausprägung der Höhenstufen anhand geologischer und klimatologischer Faktoren dargestellt werden, ehe die Höhenstufen in Kapitel drei und vier erläutert werden. Ein nicht zu vernachlässigender Einfluss auf die Höhenstufen der Vegetation ist die anthropozoogene Überprägung, beispielsweise durch Rodungen oder Beweidung. Hierzu zählt auch eine Verlagerung der Höhenstufen durch den anthropogen bedingten Klimawandel. Diese Entwicklungen sollen in den Abschnitten fünf und sechs erläutert und diskutiert werden.
2 Die Entstehung und wichtigsten Charakteristika der Alpen
Bevor auf die Ausprägungen und Eigenschaften der Höhenstufen in Kapitel 3 näher eingegangen wird, sollen die folgenden Abschnitte einen Überblick über die wichtigsten Rahmenbedingungen geben, unter welchen sich die entsprechenden Höhenstufen ausbilden. Hierzu zählt zunächst ein kurzer Einblick in die Orogenese der Alpen, besonders in Bezug auf die rezent anstehenden Gesteine und Bodenbeschaffenheiten. Neben klimatischen Eigenschaften und regionalen Besonderheiten, im Kontext der hierauf angepassten auftretenden Vegetation, soll ebenfalls ein Blick auf den Massenerhebungseffekt geworfen werden, der maßgeblich zur spezifischen Vegetationsverbreitung beiträgt.
2.1 Geologie / Geomorphologie
Aus Sicht der Geologie der Alpen ist es, im Kontext der Vegetation, vor allem von Interesse, welcher Gesteinsuntergrund zu welcher Bodenbeschaffenheit führt. Explizit betrifft dies das Vorhandensein von silikatischen oder kalkhaltigen Materialien (OZENDA 1988, S. 37). Diese Ausprägung beruht auf dem komplexen Entstehungsprozess der Alpen.
Nach dem BAYERISCHEN LANDESAMT FÜR UMWELT (2008, S. 15) und MERTZ (2008, S. 28) handelt es sich bei den Alpen um ein Falten- und Deckengebirge, das seinen Ursprung im Aufeinandertreffen der afrikanischen und europäischen Platte hat, zwischen der Oberkreide und dem Eozän (~ 100mio aBP - ~ 35mio aBP). Zum einen waren von dieser Kollision große Sedimentdecken betroffen, die zuvor aus organischem, kalkhaltigen Seeablagerungen gebildet worden waren. Zum anderen metamorphe Gesteine, die im Zuge der Subduktion der europäischen Platte in die Tiefe verlagert und umgeformt wurden und häufig Begründer silikatischen Substrats sind. Durch die Aufwölbung, bzw. Auffaltung der Erdkruste, im Zusammenspiel mit der Erosion des anstehenden Gesteins und Sedimentation von erodiertem Material, im Besonderen auch während der Glaziale und Interglaziale des Quartärs, entstand eine mosaikartige Verbreitung von karbonat- bzw. silikathaltigem Material. Dieses tritt beispielsweise in Form von Schutthalden auf oder begründet bei einsetzender Bodenbildung die Entstehung von Rendzina, Pararendzina und Kalkbraunerde.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Querprofil durch Alpen und Alpenvorland westlich der Iller in der Oberkreide und heute.
Quelle: BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2009, S. 20.
Das Querprofil durch die nördlichen Alpen mit Alpenvorland in Abbildung 1 veranschaulicht die beschriebenen Prozesse der Alpenauffaltung. Die heute aufeinander folgenden geologischen Einheiten waren in der Oberkreide entweder bereits durch tektonische Prozesse herausgebildet (Nördliche Kalkalpen, besonders in den Zentralalpen auch metamorphe/kristalline Gesteine) oder noch im Einflussbereich des Penninischen Ozeans und damit einer intensiven Kalkanreicherung ausgesetzt. Durch den tektonischen Druck aus südlicher Richtung wurden die Gesteinsschichten in der Folge zunächst aufeinander geschoben, dann aufgefaltet (bspw. Flysch-Zone) und gelangten oberhalb des Meeresniveaus in den Einflussbereich erosiver Kräfte. Das erodierte Material hat sich schließlich im Alpenvorland abgelagert und bildet die Vorlandmolasse oder im Einfluss der Gebirgsauffaltung am südlichen Rand des Molassebeckens die Faltenmolasse (BAYERISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT 2008, S. 17).
2.2 Klima / klimatische Zonierung
OZENDA (1988, S. 8) unterscheidet zwei maßgebliche Faktoren in Bezug auf das Klima der Alpen. Zum einen die grundlegenden physikalischen Eigenschaften entsprechender Klimaelemente im Hochgebirge, zu welchen beispielsweise eine Abnahme der Temperatur und eine Zunahme der Niederschlagsmenge mit der Höhe zählen. Zum anderen ergeben sich aus der spezifischen geographischen Lage der Alpen unterschiedliche regionale Charakteristika, die die Alpen als Grenzraum zwischen den kühlgemäßigten Mittelbreiten und den subtropisch/mediterran geprägten Regionen ausmachen. Grundsätzlich macht OZENDA (1988, S. 9ff) drei Hauptelemente aus, die verantwortlich für die Ausprägung der Vegetation in verschiedenen Höhenlagen sind. Darunter fällt die Sonneneinstrahlung, die Temperatur und der Niederschlag, wobei der Autor in Bezug auf letzteres explizit auch auf die Schneebedeckung hinweist.
Hinsichtlich der Sonneneinstrahlung zeigen sich höhere Lagen, besonders sonnenexponierte Südhänge, als Gunsträume mit einer erhöhten (UV-)Einstrahlung. Dies wird sowohl durch ein senkrechteres Eintreffen der Sonnenstrahlung, verglichen mit einem unreliefierten Gebiet, hervorgerufen, als auch durch einen erhöhten Anteil an kurzwelliger Strahlung, die einen kürzeren Weg durch die Atmosphäre zurücklegt und folglich seltener reflektiert oder gestreut wird (MEURER 1984, S. 396).
MEURER (1984, S. 396) beschreibt im Weiteren bezüglich der mittleren Jahrestemperatur eine Abnahme mit zunehmender Höhe, um 0,5°C/100m, wodurch die Vegetationsperiode pro 100 Höhenmeter um etwa sechs bis sieben Tage verkürzt wird.
Auch OZENDA (1988, S. 10) gibt diesen Gradienten an (0,55°/100m) und erläutert zusätzlich eine Anomalie in Bezug auf die Bodentemperatur. Dem Autor zufolge nimmt die Bodentemperatur, aufgrund der bereits beschriebenen erhöhten Strahlungsintensität, mit zunehmender Höhe um einen deutlich niedrigeren Gradienten (0,45°C/100m) ab, sodass in 2000 Metern Höhe bereits ein Unterschied um mehrere Grad festzustellen ist. MEURER (1984, S. 396) unterstreicht im Gegensatz hierzu allerdings das Potential von Kälteanomalien, beispielsweise durch orographisch bedingte Kaltluftabflüsse oder Inversionswetterlagen. Die Alpen zeigen sich folglich als thermisch anspruchsvoller Standort, an den sich die vorherrschende Vegetation angepasst hat.
Auch bezüglich des Niederschlages ergibt sich ein Gradient. So führen häufige Steigungsregen zu zunehmenden mittleren Niederschlagshöhen mit zunehmender Höhe. Gleichzeitig beeinflussen diese Steigungsregen die Einstrahlung und Strahlungsintensität über dem Kondensationsniveau jedoch negativ (MEURER 1984, S. 396). In diesem Zusammenhang beschreibt OZENDA (1988, S. 11) den für die Vegetation limitierenden Faktor der Schneebedeckung. Dessen Dauer nimmt ebenfalls mit der Höhe zu, ebenso wie der Anteil des Schnees am Gesamtniederschlag, der im Mittel ab einer Höhe von 3700m 100% beträgt. Auf der Lee-Seite, bzw. besonders in den Zentralalpen, unter dem Überströmungsgebiet ausgeregneter Luftmassen, herrschen häufig wolkenfreie, trockene und strahlungsintensive Bedingungen.
Inwiefern sich diese Faktoren, unter welchen der Temperatur ein besonderer Stellenwert zugesprochen werden muss, konkret auf die Verbreitung der Vegetation auswirken, zeigt Abbildung 2 . Darin ist die obere Grenze der Buchenwälder in ausgewählten europäischen Mittelgebirgen und den Alpen zu erkennen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Schwankung der oberen Höhengrenze des Buchenwalds in Abhängigkeit vom Breitengrad.
Quelle: OZENDA 1988, S. 13.
Reicht diese im Mittel in Bayern etwa bis 1300m, beträgt die Höhengrenze in den Seealpen, nahe dem Mittelmeer, bereits 1600m und in Kalabrien, im Süden Italiens, nahezu 2000m. OZENDA (1988, S. 13) begründet dies durch eine Verschiebung des mittleren Temperaturniveaus in Richtung Norden und setzt dabei eine Bewegung um einen Kilometer nach Norden hin der Abkühlung der mittleren Temperatur bei einem Anstieg von einem Höhenmeter gleich.
Zusammenfassend bedeuten (Hoch-)Gebirge folglich außergewöhnliche, bzw. extreme Standorte für die Vegetation. Diesen Extremen liegen unter anderem veränderte klimatische Parameter zugrunde, beispielsweise eine zunehmende Strahlungsintensität in Bodennähe, veränderte Niederschlagsverhältnisse mit extremer Nässe (Staubereiche) oder Trockenheit (kontinentaler Überströmungsbereich) sowie das Vorhandensein einer geschlossenen Schneedecke. Nach OZENDA (1988, S. 12) ist unter all diesen Faktoren allerdings „ die Wirkung der abnehmenden Temperatur entscheidend “. Der Autor begründet dies durch die Veränderung des Temperaturniveaus sowohl mit zunehmender geographischer Höhe als auch mit zunehmender geographischer Breite. Auch das Auftreten und die Dauer von Frost spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle für die Vegetation. Diese variablen Anforderungen an die Vegetation lassen nur die Verbreitung entsprechend angepasster Arten zu, was die Ausprägung verschiedener Höhenstufen begründet.
2.3 Massenerhebungseffekt
Ein weiterer wichtiger klimatologischer Faktor, besonders in Bezug auf die Unterschiede zwischen den Höhenstufen der Alpen und der Mittelgebirge, ist der Massenerhebungseffekt, der beispielsweise von WEISCHET & ENDLICHER (2012, S. 109-110) beschrieben wird.
Die Autoren beschreiben diesbezüglich die Tatsache, dass das mittlere Temperaturniveau im Gebirge in einer bestimmten Höhe deutlich höher ist, als auf derselben Höhe über einem unreliefierten Gebiet oder dem Ozean. Als Grund geben die Autoren eine Erwärmung der Luft an, die durch das Emittieren langwelliger Wärmestrahlung, also einer Wärmeabgabe von der sonnenbestrahlten Oberfläche an die bodennahen Luftschichten, hervorgerufen wird. Abbildung 3 verdeutlicht dieses „ Gesetz der großen Massenerhebungen “ (WEISCHET & ENDLICHER 2012, S. 109). Zunächst ungeachtet der an der linken Achse angegebenen Höhenstufen, die detailliert in Kapitel 3 erläutert werden, wird für die Zentralalpen eine Anhebung der Schneegrenze sowie der Waldgrenze und des Vorkommens von Fichten und Lärchen erkennbar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Schematischer und vereinfachter Querschnitt durch die mittleren Alpen.
Quelle: SPEKTRUM 2019.
Als Gründe hierfür kommen zum einen der eben beschriebene Massenerhebungseffekt in Frage, sowie die bereits erläuterte größere Kontinentalität der Zentralalpen im Regenschatten und eine damit verbundene höhere Einstrahlung. In der Abbildung 3 ist außerdem zu sehen, dass die entsprechenden Grenzen in den südlichen Randalpen auf einem höheren Niveau verbleiben, als in den nördlichen Randalpen. Zurückzuführen ist dies auf ein im Mittel höheres Temperaturniveau im äquatornäheren mediterranen Bereich (vgl. Kapitel 2.2).
3 Vegetationshöhenstufen der Alpen
Die Alpen können als ein Lebensraum aufgefasst werden, der sich in eine vertikale Abfolge unterschiedlicher Klimaräume einteilen lässt. Bedingt durch die mit zunehmender Höhe wechselnden klimatischen Faktoren, lassen sich in diesem komplexen Ökosystem diverse Vegetationsstufen ermitteln mit einer großen Phytodiversität und einem hohen Endemitenanteil. Den Haupteinfluss stellt, wie in Kapitel 2.2 erläutert, die abnehmende Temperatur dar. Dieser Gradient wirkt sich wiederum auf die Feuchtigkeitsabstufung, Bodenbildung und auf die landwirtschaftliche Bodennutzung aus (OZENDA 1988, S. 67f.). Die Klimax ist das Endstadium, zu welchem sich eine Pflanzengesellschaft im Laufe der Zeit entwickelt. Diese Klimax befindet sich in einem Gleichgewicht zu den jeweiligen vorherrschenden Standortbedingungen. Da in einer Höhenstufe verschiedene Verhältnisse herrschen können, beispielsweise trockene Südhänge oder Streifen entlang von Wildbächen, können verschiedene Klimaxgesellschaften in einer Höhenstufe nebeneinander existieren. OZENDA (1988, S. 68) definiert die Vegetationsstufen daher wie folgt: „Die Vegetationsstufe ist somit nicht nur die Vegetation einer bestimmten Höhenlage, sondern ein durch ähnliche ökologische Ansprüche in der gleichen Höhenstufe zusammengehöriges System von Pflanzengesellschaften“.
Neben den Vegetationsstufen muss noch definiert werden, welches Areal der Alpen betrachtet wird, da eine gesamte Analyse den Umfang dieser Arbeit übersteigen würde. Die Alpen erstrecken sich in einem 1200km langen Bogen von Nizza bis nach Wien, der sich in verschiedene Zonen unterteilen lässt. Zum einen wird zwischen den West- und Ostalpen unterschieden (Abbildung 4) (OZENDA 1988, S. 3). Zum anderen kann noch zwischen der Alpennordseite und der Alpensüdseite separiert werden (Abbildung 4). Diese Arbeit konzentriert sich ausschließlich auf die unterschiedlichen Höhenstufen der nördlichen Ostalpen. Der Fokus liegt somit auf dem Gebiet von den Zentralalpen nördlich bis zum Voralpenland.
Aus urheberrechtlichen Gründen ist diese Abbildung nicht in der Publikation enthalten.
Abbildung 4: Ostalpen – Westalpen; Nordalpen - Südalpen Quelle: Mineralatlas 2008; Alpenbergwetter 2019.
In den folgenden Abschnitten werden die einzelnen Vegetationsstufen bezüglich der vorhandenen Pflanzengesellschaften näher beleuchtet. Sie lassen sich wie folgt gliedern: In den untersten Lagen herrschen die planare und kolline Stufen vor. Auf diese folgt die submontane und die montane Stufe. In der subalpinen Stufe lässt sich dann die Waldgrenze ausmachen, welche noch ausführlich erläutert wird. Nach der alpinen Stufe bilden dann die subnivale und final die nivale Stufe den Abschluss. Die expliziten Höhenangaben dieser Stufen weichen allerdings je nach Autor voneinander ab, bzw. werden Höhenstufen vereinzelt überhaupt nicht genannt. Einen Einblick der diversen Auffassungen der Abgrenzungen der einzelnen Höhenstufen soll Tabelle 1 geben. In der darauffolgenden Abbildung 5 wird verdeutlich wie sich die Nordseite der Alpen von den Zentralalpen in den einzelnen Höhenlagen differenziert.
Tabelle 1: Abgrenzungen der einzelnen Höhenstufen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Die Vegetationsstufen der Alpen
Quelle: BERDUNDSTEIGEN Nr. 99, Sommer 17
3.1 Die planare Stufe
Die planare Stufe (Ebene) bezeichnet das Alpenvorland unter 100m/200m. Sie wird allerdings nicht zu den Alpen dazugezählt, da derart niedrige Bereiche meist viele Kilometer vom eigentlichen Alpenfuß entfernt liegen. Sie wird hier nur der Vollständigkeit halber geanannt (FREY 2004, S. 426).
3.2 Die kolline Stufe
Die kolline Stufe reicht bis zu einer Höhe von 400m/500m. In den Nordalpen ist sie vor allem im Westen zu finden, in Bayern fehlt sie, da das Vorland selbst schon auf einer Höhe von 500-600m Höhe liegt und daher die kolline Stufe nach Norden zurückweicht (FREY 2004, 426). Sie wird durch die submontane Stufe abgelöst, die den Großteil des Vorlandes einnimmt (OZENDA 1988, S. 127). Sie wird auch als Hügelstufe bezeichnet und ist von Feldern, Wiesen und Auenlandschaften geprägt (MERTZ 2008, S. 36).
Die kolline Stufe wird größtenteils von mesophilen Eichen-Hainbuchenwäldern (Carpinion betuli) beherrscht. Sie begrenzen die Alpen an ihrer Nordgrenze und konkurrieren in Bayern und Oberösterreich mit den submontanen Buchenwald. Allerdings werden auch sie, wie die gesamte kolline Stufe fast vollständig von den hochgelegenen Plateaus des Schweizer, Bayerischen und Österreichischen Alpenvorlandes verhindert (MERTZ 2008, S. 159ff.).
3.3 Die submontane Stufe
Die submontane Stufe umfasst den Bereich von 300m/400m-800m. Sie wird auch als unterste Bergwald-(Übergangs-)Stufe (FREY 2004, 426) oder Laubwaldstufe (MERTZ 2008, S. 37) bezeichnet. Auf Grund der zunehmenden Höhenlage wird das Klima feuchter und kühler, die Vegetationsperioden verkürzen sich. Dadurch gewinnt die Rot-Buche (Fagus sylvatica) immer mehr an Bedeutung, es herrschen Buchenwälder vor (FISCHER 2002, 125f.). Diese werden von Eiche (Quercus), Linde (Tilia) oder Ahorn (Acer) begleitet (MERTZ 2008, S. 36.). Beim Anstieg in die montane Zone nimmt der Anteil der Laubhölzer immer mehr ab und Tanne (Abies alba), sowie Fichte (Picea abies) setzen sich durch.
3.4 Die montane Stufe
Die montane Stufe wird auch als Bergwaldstufe bezeichnet (FREY 2004, 427) und reicht bis in 1200m/1500m. Sie liegt bereits im zunehmenden Wolkenstau, wodurch sich die Niederschläge erhöhen und durch die ansteigende Höhenlage die Temperaturen sinken (FISCHER 2002, S. 126). Der Bergwald wird zunehmend neben der Buche (Fagus sylvatica) von Nadelgehölzen geprägt. Diese Tatsache äußert sich vor allem in den Nordostalpen dominierenden Tannen-Buchenwäldern, sowie ausgedehnten Fichten-Tannenwäldern. Die Tanne (Abies alba) ist im Verband mit Buche (Fagus sylvatica) oder Fichte (Picea abies) in der montanen Stufe waldbildend. Die Buche (Fagus sylvatica) herrscht in den Ostalpen nur in der unteren und mittleren montanen Stufe vor (MERTZ 2008, S. 94), in der hochmontanen oder orealen Stufe (von griech. „ oros“ = Berg) dominiert die Fichte (Picea abies) (FISCHER 2002, S. 126).
In den Zentralalpen beherrscht besonders der natürliche montane Fichtenwald (Verband: Vaccinio Piceion) das Landschaftsbild. WALENTOWSKI (2013) unterscheidet drei Assoziationen der Fichtenwälder in den Alpen. Der Kalkblock-Fichtenwald (Asplenio-Piceetum) stockt auf grobblockigem Kalkgestein überwiegend an Berghängen, in Bergtälern und in Kessellagen der montanen Stufe. Die Standorte sind schattig und schneereich. Die anderen beiden Assoziationen sind vornehmlich in der subalpinen Stufe zu finden, auf sie wird in Kapitel 3.5 eingegangen. Eine Übersicht zu den Fichtenwäldern der Alpen ist in Abbildung 7 zu sehen.
3.5 Die subalpine Stufe
Wälder würden ohne anthropogene Einflüsse zwar weit mehr Fläche bedecken, als es in der heutigen Kulturlandschaft der Fall ist, aber auch in einer potenziellen natürlichen Vegetation gibt es Grenzen, die der Wald nicht überschreiten kann. Die subalpine Stufe ist diejenige, in der es die größten Unstimmigkeiten zwischen den diversen Autoren gibt, in Bezug auf ihre Definition und Festlegung von Grenzen (OZENDA 1988, S. 194). Es herrschen zunehmend ungünstige Klimabedingungen für die meisten Baumarten und für den Wald im Allgemeinen. In dieser Vegetationsstufe ist somit die natürliche Waldgrenze angesiedelt. Laubhölzer, vor allem die Buche, setzten sich nur noch auf den besten Böden durch (ELLENBERG 2010, S. 87).
Es muss zwischen drei Begrifflichkeiten unterschieden werden. Die Baumgrenze bezeichnet die Linie der höchstgelegenen Einzelbäume, wohingegen die Waldgrenze das Ausbleiben eines geschlossenen Waldbestandes gekennzeichnet ist. Das Waldgrenzökoton ist der Übergangsbereich zwischen der Waldgrenze und der Baumgrenze und somit auch zwischen Wald und der alpinen Stufe. In diesem herrscht eine wechselnde Besiedlung von Waldinseln, Zwergstrauchheiden und Rasenflächen vor (ELLENBERG 2010, S. 690). Eine genaue Festlegung der Grenzen ist schwierig, da sich Baum- und Zwergstrauchgesellschaften vermischen, die auch in der hochmontanen Stufe zu finden sind, sowie mit Grasheiden, welche schwer von der alpinen Stufe abzutrennen sind. Die Buche (Fagus sylvatica) setzt 100-200 Höhenmeter unterhalb der Waldgrenze aus, allerdings bildet sie in den Südalpen oftmals die untere Grenze zur subalpinen Stufe. In den Nordalpen übernehmen diese Abgrenzung die Fichte (Picea abies), die Lärche (Larix decidua) oder die Bergkiefer (Pinus mugo). Zonen der waldfreien Vegetation werden ganz der alpinen Stufe zugeordnet und bezeichnen ihren tiefsten Punkt (OZENDA 1988, S. 194).
Klimaxgesellschaften dieser Stufe werden von Nadelbäumen gebildet. Hierzu gehören die Fichte (Picea abies), die Lärche (Larix decidua), die Zirbe (Pinus cembra), die Spirke (Pinus uncinata) und die Latsche (Pinus mugo). Gelegentlich treten im unteren Teil dieser Stufe auch die Tanne (Abies alba) oder die Waldkiefer (Pinus sylvestris) auf. Die Laubbäume der montanen Stufe sind in diesen Höhen überhaupt nicht mehr anzutreffen. Eine Ausnahme bildet die Grünerle (Alnus viridis), welcher durch ihre Anpassung an Schneerutschungen als Bodenfestiger und Erosionsschutz eine hohe Bedeutung zukommt (MERTZ 2000, S. 374).
Wichtige Gesellschaften der subalpinen Stufe:
- Krummholzgesellschaften
- Lärchen-Zirbenwald
- subalpine Fichtenwald
Als Krummholz werden Gehölzbestände bezeichnet, die aufgrund von klimatischen und geomorphologischen Einflüssen nicht über niederliegende bis bogig aufsteigende Formen hinausreichen. Die Krummholzgebüsche reichen 200m-300m höher hinauf als die Waldgrenze und bilden somit mehr oder weniger eine eigene „ Krummholzstufe “. In dieser Stufe findet man als Vertreter des Krummholzes im Osten der Alpen vor allem die Latsche (Pinus mugo) und im westlichen Teil der Alpen vorrangig die Grün-Erle (Alnus viridis). Diese Stufe kommt allerdings nicht als ein durchgehend geschlossener Gürtel vor, sondern steht im Wechsel mit beispielsweise vegetationsfreien Felswänden, offenen Schuttkegeln oder Hochstaudenfluren (WALENTOWSKI 2013, S. 321). Eine Übersicht nach MERTZ (2000) zu den verschiedenen Krummholzgesellschaften der Latsche (Pinus mugo) in der subalpinen Stufe der Ostalpen ist in Abbildung 6 zu sehen. Die Latsche (Pinus mugo) ist ein immergrünes Nadelholz und besiedelt Standorte, an denen andere Bäume aus diversen Gründen nicht mehr wachsen können, wie z.B. durch Wind, Steinschlag, Trockenheit oder Kälte. Sie ist ideal an Schneedruck und Lawinen durch ihren hangabwärts gerichteten Wuchs angepasst. Somit kann sie extrem steile und exponierte Wuchsorte besiedeln (MERTZ 2000, S. 358). Die Grün-Erle (Alnus viridis) kommt an den Stellen vor, an denen es für Bäume aufgrund der Gefahr von Schneeschimmel zu nass ist. An der Grenze zur alpinen Stufe kann die Grün-Erle (Alnus viridis) nur mehr einen Meter hoch werden und weist einen latschenähnlichen, hangabwärts geneigten Wuchs auf (MERTZ 2000, S. 374).
[...]
- Quote paper
- Maurice Maaß (Author), 2020, Die Vegetationshöhenstufen der deutschen Mittelgebirge und bayerischen Alpen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1270229
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