Die Arbeit beschäftigt sich mit der Flora und Vegetation in Flussauen. Flussauen sind natürliche Überschwemmungsflächen entlang von Flüssen und Bächen. Sie zählen dank ihrer Struktur- und Lebensraumvielfalt zu den arten- und strukturreichsten Ökosystemen Europas. Durch den ständigen Wechsel von regelmäßigen Überflutungen und Trockenheit entstehen auf engstem Raum zahlreiche Lebensräume.
Diese Lebensräume sind geprägt durch eine hohe Dynamik und eine räumliche und zeitliche Variabilität von Überflutungen, welche für die standorttypische Biodiversität der Auen von großer Bedeutung sind. Die Pflanzen und Tiere haben sich an diese wechselhaften Bedingungen in den nassen, feuchten, wechselfeuchten und trockenen Habitaten angepasst und sind auf die Auen als Lebensräume angewiesen.
Bedingt durch die zahlreichen morphologischen Prozesse in Deutschland entwickelten Auen je nach naturräumlicher Region einen ganz unterschiedlichen Charakter. Sie umfassen die Wildflusslandschaften im Alpenvorland, die Talauen der Mittelgebirge, die breiten Stromauen des Tieflandes bis hin zu den großen vermoorten Flussgebieten im nordostdeutschen Flachland.
Durch den Eingriff des Menschen in die natürlichen Ökosysteme werden Auen jedoch seit Beginn des 19. Jahrhunderts durch Flussbegradigungen, Deiche und Trockenlegungen vom Überflutungsregime des Flusses abgetrennt und gehören deshalb heute zu den gefährdetsten Ökosystemen Europas. Aktuell wird nur noch ein Drittel der ehemaligen ca. 15.000 m² Auenfläche natürlich überflutet und höchstens 10 % dieser Auen befinden sich in einem naturnahen Zustand.
Daraus resultieren u.a. der Verlust von biologisch höchst wertvollen und artenreichen Ökosystemen, sowie extreme Hochwasserereignisse, insbesondere an den großen Flüssen wie beispielsweise dem Rhein oder der Elbe, da Auen nicht mehr als Retentionsflächen für Hochwasser fungieren können.
Daher ist es von großer Bedeutung, Auen zu schützen und sie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, damit sie die wichtigen ökologischen und gesellschaftlichen Funktionen wieder erfüllen können. Hierbei spielt das Etablieren der Auenrenaturierung und der Rückgewinnung von Überschwemmungsflächen eine immer wichtigere Rolle im Naturschutz.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen
2.1 Vorkommen und Entstehung
2.2 Auentypen
2.3 Ökosystemdienstleistungen
2.4 Aufbau einer Flussaue
2.5 Zonen eines Auenwaldes
3 Vegetation und Flora
3.1 Pflanzengesellschaften
3.1.1 Annuellenflur
3.1.2 Flussröhrichte
3.1.3 Weichholzaue
3.1.4 Hartholzaue
4 Anthropogene Einflüsse
4.1 Neophyten
4.2 Aktueller Zustand
4.3 Schutz und Renaturierung
5 Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Abstract
This report is about flora and vegetation of the river floodplains in Germany. River floodplains exhibit a rich variety of species in European ecosystems. Due to regular flooding the highly stressed vegetation is able to create numerous habitats. Anthropogenic influence and the import of invasive species highly endanger the ecosystem, as a result of which many species are on the Red List. The aim of this work is an overview of the complex topic and a structured representation of the flora and vegetation of the individual zones within the floodplains. Concluding the current state of the floodplains in Germany.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: rechts: Flussnetzwerk in Deutschland (bundesland24.de, 2019), links: Fluss- und Stromauentypen in Deutschland, nach Koenzen 2005 (Schneider et al., 2017)
Abbildung 2: Aufbau des Auenbereichs (BfN, 2009)
Abbildung 3: azonale Vegetation einer Flussaue im Alpenvorland (Ellenberg, 1996)
Abbildung 4: Schematischer Längsschnitt durch die Vegetationsabfolge in Flussauen von Alpentälern bis ins Tiefland (Ellenberg, 1996)
Abbildung 5: links: Gift-Hahnenfuß (Zell, 2009); rechts: Dreiteiliger Zweizahn (Lehmuskallio, 2005)
Abbildung 6: links: Rohrglanzrasen (GbR, 2011), rechts: Ästiger Igelkolben (Fischer, 2011)
Abbildung 7: Grauerlen Auenwald (Bolliger, 2008)
Abbildung 8: links: Deutsche Tamariske (Müller N. , 2016), rechts: Korbweide (Opiola, 2005)
Abbildung 9: Hartholzaue (Leuthold, 2019)
Abbildung 10: Links: Gewöhnliche Esche (Horstmann, 2019); Rechts Feldulme (Horstmann, 2019)
Abbildung 11: Lianen in Hartholzaue (Hemmer, 2009)
Abbildung 12: Rote Johannisbeere (Sloth, 2003)
Abbildung 13: Traubenkirsche (LfL, 2019)
Abbildung 14: Links: Drüsiges Springkraut (Hebeisen, 2018);Rechts: Kanadische Goldrute (Weber, 2016)
Abbildung 15: Links: Riesen-Bärenklau (Stadt_Münster, 2016); Rechts: Rot- Esche (Schlegel, 2015)
Abbildung 16: Veränderung der rezenten Flussauen gemessen am potenziell natürlichen Zustand (BfN, 2009)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Abfolge der Vegetation in den vier Bereichen nach Ellenberg von hoch (Hartholzwald) zu niedrig (Flussufer) (bearbeitet nach Ellenberg, 1996) .. 9 Tabelle 2: Ausgewählte Klassifizierung - Annuellenflur nach Pott (1995)
Tabelle 3: Ausgewählte Klassifizierung - Flussröhrichte nach Pott (1990)
Tabelle 4: Ausgewählte Klassifizierung der Hauptbestandsarten der Weichholzauenvegetation nach Pott
Tabelle 5: Ausgewählte Klassifizierung der Hauptbestandsarten der Hartholzauenwälder nach Pott
1 Einleitung
Flussauen sind natürliche Überschwemmungsflächen entlang von Flüssen und Bächen. Sie zählen dank ihrer Struktur- und Lebensraumvielfalt zu den arten- und strukturreichsten Ökosystemen Europas. Durch den ständigen Wechsel von regelmäßigen Überflutungen und Trockenheit entstehen auf engstem Raum zahlreiche Lebensräume (Brunotte et al., 2009).
Diese Lebensräume sind geprägt durch eine hohe Dynamik und eine räumliche und zeitliche Variabilität von Überflutungen, welche für die standorttypische Biodiversität der Auen von großer Bedeutung sind (Dister, 1998). Die Pflanzen und Tiere haben sich an diese wechselhaften Bedingungen in den nassen, feuchten, wechselfeuchten und trockenen Habitaten angepasst und sind auf die Auen als Lebensräume angewiesen (Schneider et al., 2017).
Bedingt durch die zahlreichen morphologischen Prozesse in Deutschland entwickelten Auen je nach naturräumlicher Region einen ganz unterschiedlichen Charakter. Sie umfassen die Wildflusslandschaften im Alpenvorland, die Talauen der Mittelgebirge, die breiten Stromauen des Tieflandes bis hin zu den großen vermoorten Flussgebieten im nordostdeutschen Flachland. (Patt, 2016).
Durch den Eingriff des Menschen in die natürlichen Ökosysteme werden Auen jedoch seit Beginn des 19. Jahrhunderts durch Flussbegradigungen, Deiche und Trockenlegungen vom Überflutungsregime des Flusses abgetrennt und gehören deshalb heute zu den gefährdetsten Ökosystemen Europas. Aktuell wird nur noch ein Drittel der ehemaligen ca. 15.000 m² Auenfläche natürlich überflutet und höchstens 10 % dieser Auen befinden sich in einem naturnahen Zustand (BfN, 2009). Daraus resultieren u.a. der Verlust von biologisch höchst wertvollen und artenreichen Ökosystemen, sowie extreme Hochwasserereignisse, insbesondere an den großen Flüssen wie beispielsweise dem Rhein oder der Elbe, da Auen nicht mehr als Retentionsflächen für Hochwasser fungieren können. Daher ist es von großer Bedeutung, Auen zu schützen und sie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, damit sie die wichtigen ökologischen und gesellschaftlichen Funktionen wieder erfüllen können. Hierbei spielt das Etablieren der Auenrenaturierung und der Rückgewinnung von Überschwemmungsflächen eine immer wichtigere Rolle im Naturschutz (Brunotte et al., 2009).
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Flora und Vegetation deutscher Flussauen. Beginnend mit den Grundlagen werden die Zonen eines Auenwaldes genauer betrachtet und die Unterschiede innerhalb Deutschlands aufgezeigt. Dabei ist der Hauptbestandteil eine Zusammenfassung und Eingliederung der häufigsten Pflanzengesellschaften verschiedener Bereiche der Auen, sowie eine Erläuterung charakteristischer Arten. Abschließend wird die Problematik der Neophyten und der aktuelle Zustand von Auen in Deutschland beschrieben.
2 Grundlagen
Definiert wird eine Flussaue als eine Landschaft, welche durch eine periodische Überschwemmungsdynamik von Niedrig- und Hochwasser beeinflusst wird. Der Auwald bildet eine azonale Gesellschaft aus und es finden sich typische Muster in der Vegetation wieder. Das Wort Aue kommt vom althochdeutschen Wort „ouwa“ und bedeutet „Land am Wasser“ (Schneider et al., 2017). Die Flussauen, die entlang der Flüsse und Bäche liegen, werden neben der Überflutungsdynamik von weiteren Standortfaktoren, wie dem Relief, der Fließgeschwindigkeit, dem Bodentyp usw. beeinflusst. Die Flussauen in Deutschland unterliegen grundsätzlich den klimatischen Bedingungen der gemäßigten Breitengerade und befinden sich somit in der nemoralen Zone (Pfadenhauer & Klötzli, 2014).
Eine Einteilung nach Ellenberg gliedert die Flussauen ihrem Standort nach in Alpenvorland, Alpental, Flachland und Nordseemündung (Ellenberg, 1996). Dabei unterscheidet sich die Vegetation je nach Verlauf des Flusses (siehe Kapitel 3).
2.1 Vorkommen und Entstehung
Das Vorkommen von Flussauen lässt sich anhand einer Karte der Flüsse Deutschlands aufzeigen (siehe Abbildung 1). Die Breite der Auen entlang der Flüsse variiert je nach Standort. Der anthropogene Einfluss und die damit einhergehende Veränderungen spielen hierbei einen entscheidenden Faktor.
Die Sedimente in den Flüssen bestehen aus Lehmen, Schotter und Sanden. Mit der Zeit sind die Auen durch die Fließdynamik und wechselnde Flussführungen zu einem Mosaik verschieden alter Terrassen geworden. Die „ältesten“ Bereiche der Auen sind aus der Weichsel- oder Saaleeiszeit; die „jüngsten“ Ablagerungen sind durch spätglaziale Terrassen und holozäne Uferwälle entstanden (Ellenberg & Leuschner, 2010).
Das Ökosystem der Auen hat sich rund um das Flussnetzwerk gebildet. Die größten Ströme sind die Elbe, der Rhein, die Oder und die Donau. Mit zahlreichen weiteren Flüssen und Bächen bilden sie die Grundlage der Ökosysteme.
2.2 Auentypen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: rechts: Flussnetzwerk in Deutschland (bundesland24.de, 2019), links: Fluss- und Stromauentypen in Deutschland, nach Koenzen 2005 (Schneider et al., 2017)
Legende: Strom- und Auentypen nach Koenzen (2005) zu Abb.1 links
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die vier großen Ströme lassen eine Einteilung in Strom- und Flussauen zu. Im Gegensatz zur vereinfachten Einteilung nach Ellenberg ergeben sich nach Koenzen elf verschiedene Auentypen (siehe Abb. 1 links), welche zudem nach Landschaftsform, Gefälle und Hochwassercharakteristik (Sommer/Winter) gegliedert sind (Koenzen, 2005).
Die Ströme, welche alpine Anschlüsse haben, werden jährlich von Winter- und Sommerhochwasser geprägt. Von den großen Strömen sind die Elbe und die Oder rein vom Winterhochwasser beeinflusst.
Die großflächigen Landschaftsformen sind in Flach- und Hügelland, sowie in Deckgebirge, Grundgebirge und Alpenland gegliedert.
Im Norden Deutschlands findet man vergleichsweise gefällearme Flussauen, welche überwiegend vom Winterhochwasser geprägt sind und einen hohen organischen Anteil besitzen. Nahe den Mündungsgebieten im Norden ist zusätzlich Hochwasser durch Rückstaueinfluss der Ostsee möglich (Schneider et al., 2017).
Weiter südlich schließen Hügelland und Flachland an. Dort sind im Flachen vor allem gefällearme, sandgeprägte Flussauen vertreten. An Urstromtälern tauchen stark organische Flussauen auf.
Weiter in Richtung Mittelgebirge, im hügeligen Übergangsbereich, dominieren gefällereiche, kiesgeprägte Auen. Das Mittelgebirge teilt sich in Deck- und Grundgebirge mit teilweise sehr starken Gefällen. Dadurch bilden sich in den höheren Zonen stabile Standortverhältnisse für die Vegetation aus. Allgemein ist die Dynamik hier sehr unterschiedlich und es finden sich artenreiche Auwälder und eine hohe Vielfalt der Flora (Schneider et al., 2017).
In den Alpen bzw. im Alpenvorland weisen die Auen durch Wildflusscharakter eine hohe Morphodynamik auf (Müller, 1995). Schotterreiche und meist nicht sehr breite Flussauen mit Sommerhochwasser sind bestimmend.
Die Einteilung der Stromauen wird nicht nach dem Standort vorgenommen. Die Einzugsgebiete dominieren und das Abflussregime ist, im Gegensatz zu den Flüssen, ausgeglichen. Eine Einteilung wird daher durch die Dynamik des Winter- und Sommerhochwassers gemacht. Die Flussauen an diesen großen Strömen sind sich sehr ähnlich.
2.3 Ökosystemdienstleistungen
Mit ihren zahlreichen ökosystemaren Funktionen spielen Auen sowohl für den Menschen als auch für die Natur eine wichtige Rolle. Naturnahe Auen gehören zu den dynamischen Naturräumen Mitteleuropas und besitzen vielfältige Funktionen im Stoff- und Landschaftswasserhaushalt.
Für die sogenannten Ökosystemdienstleistungen (ÖSD) zeigen Flussauen in allen Kategorien eine hohe Relevanz. Die Versorgungsleistungen schließen als wichtigen Punkt vor allem die Transportwege ein. Für die kulturellen Leistungen bilden sie einen Erholungs- und Freizeitraum.
Die Regulierungsleistungen der Flussauen sind für Mensch und Natur ein wichtiger Aspekt. Dazu zählen der Wasserrückhalt in der Fläche, die Grundwasserneubildung und die Speisung von Gewässern und wasserabhängiger Ökosysteme aus dem Grundwasserspeicher (BfN, 2009). Des Weiteren unterstützen Flussauen die Selbstreinigung der Gewässer, da sie sowohl Schadstoffe als auch Nährstoffe zurückhalten und als Nährstoffsenke fungieren. Ein wichtiger wasserwirtschaftlicher Aspekt ist die Funktion als Hochwasserschutz, da Flussauen als natürliche Retentionsfläche dienen können. Der Schutz und die Renaturierung sind auf Grund der zahlreichen Funktionen und Leistungen der Auen ein aktuelles Thema für die Gesellschaft (siehe Kapitel 4).
2.4 Aufbau einer Flussaue
Bei der morphologischen Betrachtung rund um eine Aue, lassen sich drei grundlegende Bereiche: Fluss, Rezente Aue und Altaue einteilen (siehe Abbildung 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Aufbau des Auenbereichs (BfN, 2009)
Die Altauen bezeichnen den Bereich, welcher durch anthropogene Einflüsse vom eigentlichen Auenbereich und der dazugehörigen Überschwemmungsdynamik abgetrennt wurde. Dies kann zum Beispiel durch den Bau eines Deiches oder Aufschüttungen ausgelöst werden (Schneider et al., 2017).
Unter Altauen fallen ebenso verlandeten Altarme von Flüssen. Die rezente Aue, ist der Bereich, welcher an den überflutbaren Teil der Aue angeschlossen ist (BfN, 2009). Im weiteren Verlauf wird die Vegetation dieser rezenten Aue betrachtet.
2.5 Zonen eines Auenwaldes
Die Vegetation der Flussauen lässt sich in verschiedene Abschnitte gliedern. Jedoch sind die Übergänge dieser nicht klar abtrennbar (Ellenberg, 1996). Die Breite einer Aue ist von vielen Standortfaktoren abhängig, vor allem vom Voranschreiten des Flusslaufes von der Quelle bis zum Unterlauf. Die Dynamik des Wassers führt zu einer Änderung der Flora in einem Bereich von wenigen Höhenmetern.
Abbildung 3 zeigt den vereinfachten Aufbau der Flussauenvegetation Deutschlands nach Ellenberg.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: azonale Vegetation einer Flussaue im Alpenvorland (Ellenberg, 1996)
Jede Flussaue beginnt ausgehend vom Wasserkörper und hat somit eine aquatische Zone, welche dauerhaft von Wasser gespeist ist. Die Flora ist dementsprechend angepasst. Hier wachsen einige wenige Wasserpflanzen, am Rande des Niedrigwasser- und Strömungsbereichs.
Anschließend an den Wasserkörper befindet sich der Bereich der Wasserwechselzone. Diese Zone ist je nach Standort der Aue, mindestens halbjährig, mit Wasser bedeckt. Die in dieser Übergangszone liegenden Pflanzen sind 150-350 Tage im Jahr überstaut. Durch die starke Vernässung können sich keinerlei Gehölze ausbilden (gehölzfreie Aue). Die Ufer sind geprägt von Annuellenflur, einjährigen Pflanzen bzw. Pioniergesellschaften, welche gut auf Kies gedeihen. Es gibt Abschnitte, an denen sich Kräuter bilden, von denen jedoch meist nur die kurzlebigen annuellen Kräuter zur Samenreife gelangen (Ellenberg & Leuschner, 2010).
Auch Kriechrasen siedelt sich an diesen überschwemmten und dadurch gestörten Standorten an. Ein weiterer Uferbewuchs wird durch die Gesellschaft der Flussröhrichte gebildet, wobei diese durch den anthropogenen Einfluss (siehe Kapitel 4) in ihrem Vorkommen zurückgehen.
Der Teil der Flussaue, welcher mindestens einmal im Jahr von Wasser überflutet wird (je nach Standort mit unterschiedlicher Intensität), bildet eine Weichholzvegetation aus. Die Weichholzaue befindet sich in einer Überschwemmungszone, in welcher 30-150 Tage im Jahr eine Überstauung stattfindet und liegt auf einem topografisch höheren Niveau. Sie besteht aus biegsamen und regenerationsfähigen Gehölzen, wie zum Beispiel Weiden und Erlen. Im Alpenvorland befinden sich dort häufig sandige Böden (Ellenberg & Leuschner, 2010).
Zuletzt schließt die Hartholzaue an. Hier findet nur bei Extremereignissen eine Überflutung (Spitzenhochwasser) statt. Das heißt jährlich oder mindestens alle 2-3 Jahre. Falls das nicht der Fall ist, geht die Hartholzaue allmählich in eine terrestrische Waldformation über (Brunotte et al., 2009).
Die Hartholzauwälder treten ab einer Höhe von 1,5 m oberhalb des mittleren Wasserstandes auf. Es bildet sich ein Wald mit Kraut-, Strauch- und Baumschicht mit kräftigen und dauerhaften Baumarten. Diese Wälder zählen zu den artenreichste Wäldern Mitteleuropas und sind dort ebenso die einzige Waldgesellschaft in der Lianen auftreten. Als eine typische Formation gilt der Eichen-Ulmenauwald, auf meist lehmigen Böden (Ellenberg, 1996) Die natürlichen Hartholzauwälder existieren fast nicht mehr, da sie durch Agrar- und Forstwirtschaft (meist Fichtenwälder) zurückgedrängt wurden. Der Boden ist fruchtbar und eignet sich gut für die Landwirtschaft (häufig Mais).
Es gibt kein allgemeines Schema, wie sich die Vegetationsabfolge in Auenlandschaften verhält. Abbildung 3 zeigt die vereinfachte Form. Es entsteht oft ein Mosaik an Auenlandschaften.
Anschließend an die Hartholzaue beginnt je nach Standort ein Laubwald, ein terrestrischer Bereich ohne Überschwemmungen mit zonaler Vegetation. Bei nassen Bedingungen schließt sich ein Bruchwald an. Auch andere Landschaftsformen oder weitere Auenwälder sind möglich, wenn weitere Wasserkörper an die rezente Aue anschließen (Ellenberg, 1996).
Detaillierte Informationen über die Flora der verschiedenen Zonen (Annuellenflur, Röhricht, Weichholzaue, Hartholzaue) werden ab Kapitel 3.1 erläutert.
3 Vegetation und Flora
Die Vegetation ist in ihrer Verbreitung von verschiedenen Faktoren abhängig unter anderem die Wasserqualität. Ebenso sind Nährstoffverhältnisse für die Flora ein wichtiger Faktor, denn jede Überflutung führt nicht nur zu einer höheren Feuchte, sondern ist zusätzlich eine natürliche Anspülung von Nährstoffen (Ellenberg & Leuschner, 2010). Des Weiteren ist das Lichtangebot regulierend, welches von Dichtheit und Höhe der umstehenden Vegetation abhängig ist. An diese Faktoren schließt der Hauptfaktor für die Verbreitung und Art der Vegetation in der Auendynamik, die unterschiedliche Überflutungsdauer, an. Dabei sind die höher liegenden Pflanzen besser an Trockenheit angepasst (Trockenheitsresistenz) und die Pflanzen nahe des Flussbettes dementsprechend an die Strömung (Strömungstoleranz).
Eine große Rolle bei Betrachtung der verschiedenen Auenlandschaften spielt der Standort in Deutschland. Ellenberg geht dabei von einer einfachen Zonierung in Alpentäler, Alpenvorland, Flachland und Nordseemündung aus. Die grobe Einteilung der Vegetation im schematischen Querschnitt wird in Tabelle 1 dargestellt. Treten in den Alpentälern vermehrt Kräuter am Flussufer auf, so gibt es im Alpenvorland und Flachland vermehrt Annuellenflure. Diese Art von Flora tritt wiederrum in Richtung Norden tendenziell weniger auf (Ellenberg, 1996).
Tabelle 1: Abfolge der Vegetation in den vier Bereichen nach Ellenberg von hoch (Hartholzwald) zu niedrig (Flussufer) (bearbeitet nach Ellenberg, 1996)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Abfolge der Vegetation ist im mittleren, bzw. unteren Verlaufes eines Flusses am stärksten ausgeprägt, denn dort findet mehr Sedimentation als Erosion statt.
Im Alpental ist die Ausprägung des Hartholzwaldes nicht vorhanden und in den anderen Bereichen variieren die Baumarten je nach Standort.
Bei Betrachtung des Längsschnittes durch die Vegetation (Abbildung 4) zeigen sich diese Unterschiede von Gebirge bis hin zum Tiefland. Dabei wird das Gebirge als montane Landschaftsform beschrieben, das Vorland als submontan, und das Tiefland als collin (Hügellandschaft) bis hin zu planar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Schematischer Längsschnitt durch die Vegetationsabfolge in Flussauen von Alpentälern bis ins Tiefland (Ellenberg, 1996)
Klassische Pflanzenordnungen bzw. typische Abfolgen innerhalb von Flussauen sind demnach im Unterlauf bzw. Tiefland zu finden. Im Gebirge sind die Auen nicht sehr ausgeprägt. Sie fächern sich erst in Richtung Vorland und schließlich bis hin zum Tiefland auf. Dort werden die Auen breiter (Vgl. Auengrenze in Abbildung 4). Die Unterschiede in der Vegetation werden beispielsweise an dem Grauerlenwald der Weichholzaue sichtbar. Dieser Wald kommt im montanen Bereich vor und wird über das Vorland, wo diese Wälder weniger werden, bis hin zum Tiefland durch den Silberweidenwald abgelöst. Ebenso zeigt die Abbildung die Unterschiede in der Überflutungsdynamik. Die dünne Punktlinie zeigt das Jahresmittel. Die darüber liegende Vegetation benötigt mehr Trockenheit. Die dicke Punktlinie, das Sommermittel des Hochwassers, zeigt im Tiefland ein Bestehen von deutlich niedrigerem Wasser als im Gebirge. Dort führt das Schmelzwasser im Sommer zu höheren Wasserständen.
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- Arbeit zitieren
- Maurice Maaß (Autor:in), 2021, Flora und Vegetation der Flussauen in Deutschland. Grundlagen, Pflanzengesellschaften und anthropogene Einflüsse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1270222
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