"Die erste und oberste von allen Sphären ist die der Fixsterne, die sich selbst und alles andere enthält.(...) Es folgt als erster Planet Saturn, der in dreißig Jahren seinen Umlauf vollendet. Hierauf Jupiter mit seinem zwölfjährigen Umlauf. Dann Mars, der in zwei Jahren seine Bahn durchläuft. Den vierten Platz in der Reihe nimmt der jährliche Kreislauf ein, in dem, wie wir gesagt haben, die Erde mit der Mondbahn als Epizykel enthalten ist. An fünfter Stelle kreist Venus in neun Monaten. Die sechste
Stelle schließlich nimmt Merkur ein, der in einem Zeitraum von achtzig Tagen seinen Umlauf vollendet. In der Mitte von allen aber hat die Sonne ihren Sitz." (Kopernikus 1543)
Diese Erkenntnissse von Nikolaus Kopernikus und im weiteren Verlauf der Geschichte von Galileo Galilei erschütterten das so genannte ptolemäische Weltbild. Jahrhunderte lang war die Menschheit der Meinung gewesen die Erde wäre der zentrale Punkt
unseres Sonnensystems. Durch die Forschung von Kopernikus und Galilei wurde diese Vorstellung widerlegt und durch die neue heliozentrische Anschauung wurde die Sonne als Zentrum des Sonnensystems etabliert. Mittlerweile weiß man, dass sich die Planeten des Sonnensystems auf Kepler’schen Bahnen um die Sonne bewegen und, dass das Sonnensystem um das Zentrum der Milchstraße kreist. Die Sonne und das Sonnensystem waren in der Vergangenheit und sind auch in der Gegenwart ein zentraler astrophysikalischer
Forschungsbereich, der bei weitem noch nicht vollständig untersucht werden konnte.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
1.1 Die Heliosphäre
1.2 Energetische Neutralatome
1.3 Motivation dieser Arbeit
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Der Fluss der energetischen Neutralatome
2.2 Überlebenswahrscheinlichkeit der ENAs
3 Numerische Berechnungen
3.1 Überlebenswahrscheinlichkeit bei solarem Maximum
3.2 Überlebenswahrscheinlichkeit bei solarem Minimum
3.3 Schlussfolgerungen
4 Zusammenfassung und Ausblick
A Geschriebene Programme
Literaturverzeichnis
1 Einführung
” Die erste und oberste von allen Sphären ist die der Fixsterne, die sich selbst und alles andere enthä lt.(...) Es folgt als erster Planet Saturn,
de r in dreißig Jahren seinen Umlauf vollendet. Hierauf Jupiter mit sei- nem zwölfjäh rigen Umlauf. Dann Mars, der in zwei Jahren seine Bahn du r chläu ft. Den vierten Platz in der Reihe nimmt der jäh rliche Kreislauf ein, in dem, wie wir gesagt haben, die Erde mit der Mondbahn als Epizykel enthalten ist. An fünfter Stelle kreist Venus in neun Monaten. Die sechste Stelle s c hl i eßl ic h nimmt Merkur ein, der in einem Zeitraum von achtzig T agen se i nen U mlauf vollendet. In der Mitte von allen aber hat die Sonne ihren Sitz.“[1](Kopernikus 1543)
Diese Erkenntnissse von Ni kolaus K ope rni kus und im weiteren Verlauf der Geschichte von G a lileo Galilei erschütterten das so genannte p tolemä ische Weltbild. Jahrhunder- te lang war die Menschheit der Meinung gewesen die Erde wäre der zentrale Punkt unseres Sonnensystems. Durch die Forschung von Kopernikus und Galilei wurde diese Vorstellung widerlegt und durch die neue heliozentrische Anschauung wurde die Sonne als Zentrum des Sonnensystems etabliert. Mittlerweile weiß man, dass sich die Planeten des Sonnensystems auf Kepler’schen Bahnen um die Sonne bewegen und, dass das Son- nensystem um das Zentrum der Milchstraße kreist. Die Sonne und das Sonnensystem waren in der Vergangenheit und sind auch in der Gegenwart ein zentraler astrophysi- kalischer Forschungsbereich, der bei weitem noch nicht vollständig untersucht werden konnte.
1.1 Die Heliosphäre
Die Sonne bewegt sich mit ca. 25 km/s relativ zum lokalen interstellaren Medium (LISM) und mit diesem gemeinsam mit ca. 220 km/s um das Zentrum der Milch- straße. Das aus neutralem Gas, geladenen Teilchen, Molekülen und Staub bestehende LISM wird dabei vom, von der Sonne mit einer Geschwindigkeit von 300 - 800 km/s radial nach außen strömenden, Sonnenwind (SW) - ein ionisiertes Plasma bestehend aus Protonen, Elektronen und einem kleineren Anteil Alphateilchen - verdrängt. Der dynamische Druck des sich ausbreitenden Sonnenwindes nimmt dabei mit größer wer- dender Distanz zur Sonne ab, bis dieser gerade den Druck des LISM ausgleicht, so dass sich eine Blase von ca. 200 - 300 AU Durchmesser (1 AU = 1 astronomical unit = 1 , 496 · 1013cm = mittlerer Abstand Erde-Sonne)[2] innerhalb des LISM bildet, die als Heliosphä r e bezeichnet wird.[3] Die Wechselwirkungen zwischen LISM und SW formen, so die Modellvorstellung, drei Grenzschichten (vgl. Abbildung 1.1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.1: Derzeitige Auffassung über das Aussehen der Heliosphäre anhand der aktuellen Modelle. Die drei Grenzschichten der Heliosphäre, Termination Shock, Heliopause und Bugschock sind deutlich zu erkennen, genauso wie die Trajektorien der beiden Voyager -Sonden. Ausgehend davon, dass die Sonne im Zentrum keine Bewegung vollzieht (Ruhesystem), strömt das LISM in dieser Abbildung von der linken Seite her auf die Heliosphäre zu. [aus: http://www.nasa.gov]
Der T ermination Shock (TS) beschreibt die Fläche, an der sich das Druckgleichge- wicht zwischen dynamischen Druck des SW und Druck des LISM einstellt. Dabei wird der Sonnenwind - so die derzeitigen Annahmen - auf subsonische Geschwindigkeiten abgebremst und ein Großteil seiner kinetischen Energie wird in thermische Energie um- gewandelt, so dass sich das SW-Plasma auf Temperaturen von T SW ≈ 106 K aufheizt.
Hinter dem TS wird der Fluss des Sonnenwindes derart abgelenkt, dass SW und LISM letztendlich dieselbe Flussrichtung haben. Stromabwärts bildet sich dadurch ein langer Schweif, der Hel i ota i l genannt wird und mit einem Kometenschweif vergleichbar ist. Im Ruhesystem der Sonne fließt das LISM mit einer Geschwindigkeit von ca. 25 km/s auf die Heliosphäre zu. Da diese Strömung sich ebenfalls mit Überschallgeschwindigkeit bewegt, bildet sich ein Bu gschock (BS), das A¨ quivalent zum Termination Shock des Sonnenwindes. Der Bereich, der SW-Plasma und LISM-Plasma trennt, wird Hel i opause (HP) genannt. Der Raum zwischen TS und HP wird als inne reHeliosheath (HS), der Raum zwischen HP und BS als äuß ere Heliosheath bezeichnet.[4]
Die Ausdehnung und Struktur der Grenzschichten der Heliosphäre sind vom Sonnen- wind und vom LISM abhängig. Je nach Stärke des SW und Dichte des LISM können diese Grenzen in ihrer Entfernung von der Sonne variieren. Bezogen auf den Sonnen- wind, der seinen Ursprung in der Sonnenkorona hat und durch die große Druckdifferenz zwischen Korona und interstellarem Raum gegen die Gravitation der Sonne radial nach außen beschleunigt wird, ist die Entfernung der Grenzschichten abhängig vom elfjähri- gen Aktivitätszyklus der Sonne. Bei hoher Sonnenaktivität, d.h. bei hoher magnetischer Aktivität der Sonne, welche den mit den von der Sonne entkommenden Teilchen ver- bundenen Impulsfluss verringert, sind die Grenzen der Heliosphäre näher zur Sonne hin, während sich bei niedriger Sonnenaktivität und somit stärkerem SW die Grenzen nach außen verschieben.[5]
1.2 Energetische Neutralatome
Am äußeren Rand der Heliosphäre treffen das SW-Plasma und das LISM aufeinan- der und können dort interagieren. Ein neutrales Wasserstoffatom des LISM, das sich unbeeinflusst vom Magnetfeld der Sonne bewegt, kann mit einem Proton des Sonnen- windes wechselwirken und es kann ein Ladungsaustausch stattfinden. Ohne wesentli- chen Impuls- oder Energieübertrag gibt das neutrale Atom sein Elektron an das Son- nenwindproton ab. Das übriggebliebene Wasserstoff-Ion (Pick-Up Ion (PUI) genannt) wird vom Sonnenwind, bedingt durch den Einfluss des SW-Magnetfeldes auf die La- dung des Teilchens, aufgenommen und mitgetragen, wobei dieser Prozess als Pick -Up Prozess bezeichnet wird. Demgegenüber steht das neu entstandene neutrale H-Atom nicht unter dem Einfluss des Magnetfeldes und bewegt sich daher auf einer gradlini- gen Trajektorie deren Richtung vom an der Interaktion beteiligten Proton abhängt. Dieses neu entstandene hochenergetische neutrale Wasserstoffatom wird energeti sches Neutralatom (ENA) genannt. Heliosphärische ENAs werden hauptsächlich in der in- neren HS zwischen dem TS und der HP gebildet und können aufgrund der Tatsache, dass sie sich unbeeinflusst vom Magnetfeld der Sonne bewegen, bis zur Erde gelangen, um dort detektiert zu werden. Da der SW und das LISM maßgeblich die Struktur und Ausdehnung der Heliosphäre bestimmen und auch für die Produktion der ENAs verantwortlich sind, kann man über die Eigenschaften der energetischen Neutralato- me Rückschlüsse auf die Eigenschaften der Heliosphäre ziehen. ENAs sind somit ein wichtiges Instrument zur Bestätigung bzw. Falsifizierung der Modelle der Heliosphäre und wurden daher von zahlreichen Forschern in Hinblick auf die unterschiedlichsten Aspekte untersucht (Bzowski[6], Fahret.al.[7], Gruntman[8], Kunc[9] und Schereret.al.[10]).
1.3 Motivation dieser Arbeit
Die Struktur und Ausdehnung der Heliosphäre konnte durch NASA-Missionen wie un- ter anderem Voyager 1 und Voyager 2 näher untersucht werden. Dabei wurden erste Resultate über die Beschaffenheit der Grenzschichten geliefert, nachdem die Sonden Voyager 1 und Voyager 2 im Dezember 2004 bzw. August 2007 den Termination Shock bei 94 AU bzw. 84 AU passierten und in die innere Heliosheath vorstießen.[11] Die am voraussichtlich 05. Oktober 2008 startende NASA-Mission zur Messung der ENA- Flüsse soll mit Hilfe des Interstellar Boundary Explorer (IBEX) genauere Informatio- nen über die Beschaffenheit der Heliosphäre liefern. Außerhalb des Erdmagnetfeldes wird die IBEX-Sonde auf ihrer elliptischen Umlaufbahn um die Erde die ENA-Flüsse durch zwei Kameras zwischen 0.1 keV bis 6 keV messen. Die ENA-Kameras stehen dabei senkrecht zur Achse zwischen Sonde und Sonne und können so den Strom der energetischen Neutralatome für alle Raumrichtungen vom Ort ihrer Entstehung bis hin zur Erde bei 1 AU aufzeichnen (vgl. Abbildung 1.2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1.2: Darstellung der IBEX-Mission: Umlaufbahn der Sonde um die Erde und ihre Ausrichtung zur Sonne (links). Detailiertere Illustration der Sonde mit ihren beiden, zur Achse Sonde-Sonne senkrecht stehenden ENA-Kameras (rechts). [aus: http://www.ibex.swri.edu]
Die von IBEX erfassten Messdaten erlauben Rückschlüsse auf die Regionen der ENA- Entstehung und somit auf die Grenzschichten der Heliosphäre. Jedoch sollte beachtet werden, dass die von der IBEX-Sonde gemessenen ENA-Flüsse keinesfalls mit der Pro- duktionsrate am Ort ihrer Entstehung übereinstimmen. Die ENAs haben auf ihrem Weg vom Entstehungsort bis zur Erde die Möglichkeit an drei Ionisations-Prozessen beteiligt zu sein. Dadurch können die ENAs gegebenenfalls nicht mehr zur Erde ge- langen, um dort detektiert zu werden. Bei diesen drei Ionisationsprozessen handelt es sich um:[12]
- Photoionisation: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
- Ionisation durch Elektronenstoß: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
- Ladungsaustausch: [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
Durch jede dieser drei Reaktionen kann der ENA-Fluss derart beeinflusst werden, dass die ENAs die Erde nicht mehr erreichen und so nicht mehr von IBEX detektiert werden können. Diese Verluste sollten bei der Interpretation der IBEX-Messwerte berücksich- tigt werden, damit kein falsches Bild der Struktur der Heliosphäre entsteht. Somit spielt die Überlebenswahrscheinlichkeit der ENAs eine wichtige Rolle bei der Deutung der von IBEX gemessenen ENA-Flüsse.
Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die Wahrscheinlichkeit der ENA-Verluste für ver- schiedene Energien zu bestimmen, um im weiteren Schritt zu verdeutlichen mit welchen Faktoren die IBEX-Messungen erweitert werden müssen, damit eine korrekte Interpre- tation der Messdaten durchgeführt werden kann. Aus diesem Grund werden in Kapitel 2 die theoretischen Grundlagen zum ENA-Fluss und zur Wahrscheinlichkeitsbestim- mung erläutert. Anschließend werden in Kapitel 3 die theoretischen Berechnungen zur Überlebenswahrscheinlichkeit der ENAs in der inneren Heliosphäre unter der Annah- me eines homogenen LISM und eines konstanten Sonnenwindes als auch unter der Annahme eines homogenen LISM und eines unkonstanten Sonnenwindes beschrieben. Desweiteren werden ENA-Fluss-Karten mit den berechneten Wahrscheinlichkeiten er- weitert, um zu verdeutlichen welche Veränderungen bezüglich des ENA-Flusses bei 1 AU durch Verluste erwartet werden können. Abschließend wird ein Ausblick auf die in der Zukunft startende IBEX-Mission geworfen, wobei die in dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse mitberücksichtigt werden.
2 Theoretische Grundlagen
Für eine numerische Kalkulation der Überlebenswahrscheinlichkeit der ENAs auf ih- rem Weg zur Erde muss primär geklärt werden welche theoretischen physikalischen Gegebenheiten sowohl für den ENA-Fluss als auch für die Wahrscheinlichkeit, dass ein Neutralatom bis auf 1 AU gelangt, gelten. Aus diesem Grund werden im Folgenden die Zusammenhänge in Bezug auf den Fluss der energetischen Neutralatome verdeut- licht. Im weiteren Verlauf wird dann die Überlebenswahrscheinlichkeit der ENAs un- ter Berücksichtigung der Prozesse Ladungsaustausch und Photoionisation beschrieben. Der Prozess der Ionisation durch Elektronenstoß spielt für die Überlebenswahrschein- lichkeit der ENAs auf ihrem Weg bis auf 1 AU keine Rolle, da erst für den Bereich zwischen Erde und Sonne dieser Prozess signifikante Werte annimmt.[1]
2.1 Der Fluss der energetischen Neutralatome
Wechselwirkungen zwischen geladenen und ungeladenen Teilchen kommen häufig im Weltraum vor, wobei die geladenen Teilchen größtenteils Protonen aus Plasmen sind, während die ungeladenen Teilchen, vorwiegend Wasserstoff, ein Bestandteil des Inter- stellaren Mediums sind. Für den lokalen Bereich des Sonnensystems entspricht dies dem Sonnenwind-Plasma und dem LISM. Ein energetisches Proton kann bei der Kol- lision mit einem Neutralatom einen Ladungsaustausch vollziehen. Dem Neutralatom wird dabei ein Elektron entzogen und es wird in ein Pick-Up Ion umgewandelt, welches vom Magnetfeld des Sonnenwindes beeinflusst und mitkonvektiert wird. Das energe- tische Proton bildet zusammen mit dem dem Neutralatom entzogenen Elektron ein neues energetisches Neutralatom, kurz ENA, welches unbeeinflusst vom Magnetfeld ei- ne gradlinige Trajektorie beschreibt (vgl. Abbildung 2.1). Zwischen Termination Shock und Heliopause werden durch einen solchen Ladungsaustausch ENAs produziert. Die- se Produktion ist abhängig von den Eigenschaften der Wechselwirkungspartner, wie z.B. Dichte, Temperatur und Relativgeschwindigkeit, die auch für die Struktur der Heliosphäre maßgeblich sind. Nach ihrer Entstehung bewegen sich die ENAs mit ei- ner nach der Kollision festgelegten Richtung, die der Richtung des Protons vor dem Ladungsaustausch entspricht, unbeeinflusst von jeglichen magnetischen Feldern durch den Raum und können gegebenfalls zur Erde gelangen, um dort detektiert zu werden. Der Anteil der zur Erde gelangten und detektierten ENAs entspricht de facto nur ei- nem Bruchteil der Gesamtanzahl der entstandenen energetischen Neutralatome, da der Großteil der ENAs in alle übrigen Raumrichtungen strömt.[2]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2.1: Ladungsaustausch zwischen SW-Proton und LISM-Wasserstoff: Ein SW-Proton (p) und ein Wasserstoffatom (H) aus dem LISM treffen aufeinander. Das an das SW-Magnetfeld gebundene Proton kann dem Wasserstoffatom derart nahe kommen, dass es zu einem Ladungsaustausch zwischen H-Atom und Proton kommen kann. Diese Reaktion findet ohne Übertrag von Impuls oder Energie statt. Nach dem Ladungsaustausch ist das neu entstandene Proton (p ′ PUI) an das Ma- gneteld gebunden und wird vom SW mitkonvektiert, während das ENA (H ′ ENA) sich unbeeinflusst vom Magnetfeld auf einer geradlinigen Trajektorie bewegt. Das ENA besitzt nach dem Ladungsaustausch dieselbe Bewegungsrichtung wie das am Ladungsaustausch beteiligte SW-Proton.
Der differentiellen Fluss der ENAs ergibt sich Gr untman et . al . (2001) zufolge aus dem Sichtlinienintegral entlang einer vorgegebenen Sichtline ˙ [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] zu:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
wobei [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] der differentielle Fluss der Ionen, [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] die Teilchendichte der neutralen Komponente des lokalen interstellaren Mediums und [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] der Wechselwirkungsquer- schnitt für den Ladungsaustausch zwischen den Ionen und den Neutralatomen ist. Die Funktion [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] beschreibt die Überlebenswahrscheinlichkeit der ENAs auf ihrem Weg zur Erde und ist gegeben durch:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Größe β (t) beinhaltet die sowohl durch den Ladungsaustausch als auch durch die Photoionisation entstandene Verlustrate der ENAs.[3]
Im weiteren Verlauf wird die Überlebenswahrscheinlichkeit der energetischen Neutrala- tome Gegenstand einer theoretischen Präzisierung sein. Eine genauere Beschreibung der Verlustrate β (t) eröffnet die Möglichkeit die Wahrscheinlichkeit, dass ein ENA die Erde bzw. den IBEX-Detektor erreicht, numerisch zu ermitteln.
2.2 Die Überlebenswahrscheinlichkeit der energe- tischen Neutralatome
Zur Berechnung der Überlebenswahrscheinlichkeit der ENAs auf ihrem Weg bis auf 1 AU muss zuerst geklärt werden, wie sich die Formel (2.1) verändert, wenn man nicht über die Zeit, sondern über den Weg entlang einer Sichtlinie integriert. Dies ist notwendig, da bei den in Kapitel 3 thematisierten numerischen Simulationen die Über- lebenswahrscheinlichkeit entlang des Sichtlinienweges und nicht über die Zeit berechnet wird. Im weiteren Verlauf wird die ENA-Verlustrate β (t) unter Berücksichtigung der Prozesse Ladungsaustausch und Photoionisation konkretisiert, um ein numerisch zu berechnendes Integral für die Überlebenswahrscheinlichkeit der ENAs zu erhalten.
Nach Bzowsk i (2008) kann man die Überlebenswahrscheinlichkeit der energetischen Neutralatome bezüglich der Zeit t und des Weges [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] angeben durch:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Funktion [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] beschreibt dabei die Verlustrate der ENAs zu einem Zeitpunkt t entlang einer Trajektorie [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]. t source entspricht der Zeit der Entstehung eines Neutrala- toms, während t 1 AU den Zeitpunkt beschreibt an dem das ENA bei 1 AU angekommen ist.[4]
Für eine Integration entlang des Weges [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] muss man das Integral in der Formel (2.2) substituieren. Es gilt dabei
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
da [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] · ∆ t ist. Hierbei sei darauf hingewiesen, dass [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] abhängig von der Energie des Neutralatoms ist, jedoch entlang des Weges als zeitlich konstant angenom- men wird, also:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zum Zeitpunkt t source befindet sich das betrachtete ENA bei einem Abstand r (t so urce) = R source, wobei R source in AU angegeben ist, zur Sonne und bewegt sich von dort mit
[...]
[1]Vgl.: Kopernikus, N.: De Revolutionibus Orbium Coelestium, Nürnberg 1543.
[2]Vgl.: Schneider, P.: Einführung in die Extragalaktische Astronomie und Kosmologie, Berlin 2005.
[3]Vgl.: Gruntman, M., et.al.: En e r ge ti c n eu tr a l atom imaging of the heliospheric boundary region, Journal of Geophysical Research, Vol. 106, 15767-15781, 2001.
[4]Vgl.: Sternal, O.: B e r e c hnung der Flüsse energetischer Neutralatome aus der heliosphärischen Gr e n zsch i ch t, Diplomarbeit, Bochum 2005.
[5]Vgl.: Wirth, M.: Der Wirkungsquerschnitt bei Ladungsaustausch in astrophysikalischen Modellen, Staatsarbeit, Bochum 2006.
[6]Vgl.:Bzowski, M.: Survival probability and energy modification of hydrogen Energetic Neutral Atoms on their way from the termination shock to earth orbit, Astronomy & Astrophysics, in press, 2008.
[7]Fahr, H.J., et.al.: Theoretical aspects of energetic neutral atoms as messengers from distant plasma sites with emphasis on the heliosphere, Rewiews of Geophysics, Vol. 45, 1-38, 2007.
[8]Gruntman, M.: Ani so tr opy of the energetic neutral atom flux in the heliosphere, Planetary and Space Science, Vol. 40, 439-445, 1992.
[9]Vgl.: Kunc, J.A.: Survival probabilities for interstellar hydrogen flowing into the interplanetary system from far regions of the helisphere,Planetary and Space Science, Vol. 28, 815-821, 1980.
[10]Scherer, K., et.al.: Energetic neutral atom fluxes from the heliosheath varying with the activity phase of the solar cycle, Astrophysics and Space Sciences Transactions, Vol. 1, 3-15, 2004.
[11]Vgl.: Garlick, M.A.: Dergrosse Atlas des Universums, Stuttgart 2006.
[12]Vgl.: Kunc, J.A.: Survival probabilities for interstellar hydrogen flowing into the interplanetary system from far regions of the helisphere,Planetary and Space Science, Vol. 28, 815-821, 1980.
[1]Vgl.: Kunc, J.A.: Survival probabilities for interstellar hydrogen flowing into the interplanetary system from far regions of the helisphere, Planetary and Space Science, Vol. 28, 815-821, 1980; als auch: Bzowski, M.: Survival probability and energy modification of hydrogen Energetic Neutral Atoms on their way from the termination shock to earth orbit, Astronomy & Astrophysics, in press, 2008.
[2]Vgl.: Gruntman, M.: Energetic neutral atom imaging of space plasmas, Review of Scientific In- struments, Vol. 68, 3617-3656, 1997.
[3]Vgl.: Gruntman, M., et.al.: Energetic neutral atom imaging of the heliospheric boundary region, Journal of Geophysical Research, Vol. 106, 15767-15781, 2001.
[4]Vgl.: Bzowski, M.: Survival probability and energy modification of hydrogen Energetic Neutral At oms on their way from the termination shock to earth orbit, Astronomy & Astrophysics, in press, 2008.
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