Die Arbeit gibt einen Überblick über einen der ersten Weltkriege, seine Ursachen, Auslöser und den groben Verlauf; der Forschungsstand gibt einen Überblick über die verschiedenen Sichtweisen zu diesem Thema, während der Schwerpunkt auf der Quelleninterpretation zu den französischen und englischen Kriegsanstrengungen und deren "heimischer" Deutung liegt.
Den Blick auf Indien aus europäischer Sicht während des Krieges soll die vorliegende Arbeit thematisieren, da dieses Thema – wenn überhaupt – nur in älteren Werken angesprochen wird. Daher soll zunächst der Forschungsstand zu diesem Thema skizziert werden, von dem ausgehend der Frage nachgegangen werden soll, wieso der Krieg in Nord-Amerika und vor allem in Europa in der Forschung so viel mehr Aufmerksamkeit erfuhr als der in Indien, um darauf aufbauend kurz den Kriegsverlauf (mit besonderem Fokus auf Indien) darzulegen. Auf dieser Grundlage sollen dann exemplarisch ausgewählte Quellen nach der jeweiligen Quellenkritik analysiert und interpretiert werden, die in Form eines Memorandums bzw. einer politischen Untersuchung die Sichtweise Großbritanniens bzw. Frankreichs auf den indischen Teil des Krieges widerspiegeln.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Forschungsüberblick und Chronologie
3 Der indische Subkontinent am Vorabend des Krieges 1756
3.1 Das Mogulreich bis 1756
3.2 Die europäischen Handelskompanien
3.2.1 Die East India Company
3.2.2 Die Compagnie des Indes
3.2.3 Die Vereenigde Oostindische Compagnie
4 Der Siebenjährige Krieg
4.1 Auf dem europäischen Schauplatz
4.2 Auf dem nordamerikanischen Schauplatz
5 Der Dritte Karnatische Krieg
5.1 Ziele der Kriegsteilnehmer
5.2 Die Sichtweisen der europäischen Kriegsteilnehmer
5.2.1 The Revolution in Bengal
5.2.2 Le politique Indien
5.3 Ausblick und Bedeutung des Dritten Karnatischen Krieges
6 Zusammenfassung
7 Quellen- und Literaturverzeichnis
7.1 Quellenverzeichnis
7.2 Literaturverzeichnis
8 Anhang
8.1 Vorder-Indien
8.2 Gangesdelta
1 Einleitung
Der Siebenjährige Krieg ist ein sehr vielfältiges Thema, das bereits von vielen Historikern in mannigfaltiger Hinsicht untersucht worden ist,1 dabei standen jedoch zumeist die Kriegsschauplätze Europa und Nord-Amerika im Fokus.2 Aus naheliegenden Gründen: Der Siebenjährige Krieg beginnt als ein europäischer,3 der sich - vermutlich aus geopolitischen sowie ökonomischen Erwägungen - in einen globalen Konflikt verwandelte,4 bei dem die wichtigsten Neuerungen augenscheinlich in den beiden genannten Gebieten eintraten; Schlesien ging an Preußen, Kanada und Louisiana an Großbritannien. Der indische Kriegsschauplatz ist in der bisherigen Forschung oft zu kurz gekommen.5 Den Blick auf Indien aus europäischer Sicht während des Krieges soll die vorliegende Arbeit thematisieren, da dieses Thema - wenn überhaupt - nur in älteren Werken angesprochen wird.
Daher soll zunächst der Forschungsstand zu diesem Thema skizziert werden, von dem ausgehend der Frage nachgegangen werden soll, wieso der Krieg in Nord-Amerika und vor allem in Europa in der Forschung so viel mehr Aufmerksamkeit erfuhr als der in Indien, um darauf aufbauend kurz den Kriegsverlauf (mit besonderem Fokus auf Indien) darzulegen. Auf dieser Grundlage sollen dann exemplarisch ausgewählte Quellen nach der jeweiligen Quellenkritik analysiert und interpretiert werden, die in Form eines Me- morandums6 bzw. einer politischen Untersuchung7 die Sichtweise Großbritanniens bzw. Frankreichs auf den indischen Teil des Krieges widerspiegeln.
Diese Quellen und die darin enthaltenen Sichtweisen sollen es ermöglichen, den Dritten Karnatischen Krieg - wie der Krieg aufgrund des Hauptkampfgebietes Karnatik8 genannt wird - nicht nur im Rahmen des globalen Siebenjährigen Krieges, sondern auch im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Geschichte zu bewerten. Die Karnatik war allerdings vor allem in den ersten beiden Karnatischen Kriegen Hauptkriegsschauplatz; der Dritte Karnatische Krieg fand hauptsächlich in Bengalen statt und erreichte erst mit der Schlacht bei Wandiwash und dem anschließenden Kampf um Pondichéry die Karnatik.
Außerdem sollte festgehalten werden, dass die Bezeichnung Siebenjähriger Krieg‘ nicht einheitlich Verwendung findet; je nach Kriegsschauplatz und Standpunkt/Blickwinkel der jeweiligen Kriegspartei variieren die Bezeichnungen. So wird die Belagerung der Philippinen und Einnahme Manilas aus spanischer Sicht „la ocupacion inglesa de Manila“ genannt.9 Die Kämpfe in (Mittel-)Europa werden nach der Folge der vorhergehenden Konflikte zwischen Preußen und der Habsburger Monarchie aus ,deutscher Sicht‘ auch „Dritter Schlesischer Krieg“10 genannt; aus schwedischer Sicht wird er auch „Pommer- scher Krieg“ und aus Nordamerikanischer Sicht „French and Indian War“ bzw. „Guerre de la Conquete“ genannt.11 Insgesamt werden die Bezeichnungen mitunter irreführend oder gar widersprüchlich verwendet.12 Im Folgenden soll daher immer die Bezeichnung ,Dritter Karnatischer Krieg‘ verwendet werden, wenn es sich um Ausführungen zum Kriegsschauplatz Indien handelt, und Siebenjähriger Krieg‘ in allen anderen Fällen.
2 Forschungsüberblick und Chronologie
Der Siebenjährige Krieg ist dankenswerterweise schon lange ein beliebter Forschungsgegenstand für Historiker, sodass zahlreiche Publikationen dazu verfasst wurden, die im Laufe der Zeit ihrerseits wiederum zu Quellen für eine Beschäftigung mit dem Thema wurden. Wie bereits angesprochen, waren aber zumeist der europäische und amerikanische Kriegsschauplatz das Zentrum dieser Untersuchungen, da die betreffenden Historiker zumeist aus einem der beiden Kontinente stammen. Zudem wurden (und teilweise werden immer noch) die Auswirkungen für Europa als Sitz der Kolonialmächte einerseits und für Nord-Amerika als späterem Antagonisten Großbritanniens und unabhängigen Staat andererseits für wichtiger erachtet als die für Indien.13 Dies hat je nach Autor verschiedene Gründe, welche im Folgenden kurz skizziert werden sollen.
Füssel beginnt seine Ausführungen zum Siebenjährigen Krieg mit dem Faktum, dass mit Schlachten an völlig verschiedenen Plätzen weltweit „unterschiedliche Anfangspunkte eines globalen Konfliktes [...]“ gesetzt worden seien, die er alle unter dem Begriff ,Sie- benjähriger Krieg‘ subsumiert.14 In seinem Kapitel zum Dritten Karnatischen Krieg konstatiert Füssel, dass sich die Ausgangslage in Indien vor dem Krieg recht diffizil gestaltet habe (Vgl. Kapitel 3 dieser Arbeit). So sei das Mogulreich zu Beginn des 18. Jahrhunderts nach dem Tod von Mogulkaiser Aurangzeb (1707) grundsätzlich reorganisiert worden, was auch Auswirkungen auf die europäischen (Handels-)Niederlassungen auf dem Subkontinent gehabt habe.15
Nagel führt dazu weiter aus, dass die East India Company (EIC)16 zunächst einen sehr schweren Stand in Indien gehabt habe. Die EIC habe sich im Wettstreit mit ihrem niederländischen Pendant fast immer im Hintertreffen befunden, sodass die englischen Niederlassungen in Indien vor allem deshalb Bestand gehabt hätten, weil es eine starke politische Macht vor Ort gab - im Gegensatz zur Situation auf den Inselgruppen in Südostasien (vgl. Kapitel 3.2.1 dieser Arbeit).
Unter der Herrschaft Aurangzebs sei das Mogulreich dann aber deutlich restriktiver gegenüber den Handelskompanien geworden, sodass die EIC erstmals auch in Indien auf ein militärisches Vorgehen setzte/setzen musste, um ihre Position dauerhaft zu sichern.17 Naravane postuliert hingegen den Standpunkt, Aurangzeb habe eine unmögliche und ungehörige Forderung der Briten, den Handel mit Salpeter und Seide betreffend, zurückgewiesen, sodass es in der Folge zu militärischen Auseinandersetzungen mit der EIC gekommen sei.18
Anfang des 18. Jahrhunderts nach dem Tode Aurangzebs geschah es also, dass der Adel des Mogulreiches sich (vor allem in den 1720er Jahren) mehr und mehr von Delhi (und damit vom Mogulkaiser) löste und eine eigene Hauptstadt, Murshidabad, in Bengalen errichtete; in eben jenem Gebiet, in dem die Briten ihre Hauptniederlassung, Fort William (Kalkutta), hatten.19 Dies sollte allerdings nicht als Untergang des Mogulreiches missverstanden werden, sondern vielmehr als Transformationsprozess zu einem System geteilter Souveränität interpretiert werden, da auch keiner der neuen Machthaber formal seine Unabhängigkeit vom Mogulkaiser erklärte.20
1756 kam Siraj ud-Daulah in Murshidabad an die Macht, was zum offenen Ausbruch von Streitigkeiten rivalisierender Fraktionen führte,21 sodass Bengalen zum verwundbaren Ziel wurde. Diese Tatsache sei nach Nagel allerdings zur Schlüsselrolle für den Expansionsschub der EIC geworden. Im Streit um den für das Schießpulver so wichtigen Salpeter griff Siraj ud-Daulah Fort William an und habe laut Nagel den Briten unter Robert Clive damit die ideale Vorlage geboten, um aktiv zu werden.22 Denn die zu dieser Zeit vorherrschenden europäischen Mächte in Indien, England und vor allem Frankreich, schalteten sich immer wieder in die indischen Machtverhältnisse ein, sodass bereits in den ersten beiden Karnatischen Kriegen europäische Großmächte in Indien zusammen mit lokalen Verbündeten kämpften, um ihre jeweiligen globalen Interessen durchzusetzen. So wurde nach dem ersten Karnatischen Krieg im Aachener Frieden (1748) beispielsweise das indische Madras gegen das kanadische Louisbourg zurückgetauscht.23
Im Dritten Karnatischen Krieg jedoch lag der Auslöser der Konflikte in Indien, genauer gesagt in Bengalen: Ob zu Recht oder nicht, ist nicht eindeutig feststellbar, aber Siraj ud- Daulah, zu dieser Zeit Nawab24 von Bengalen, griff 1756 Fort William an - noch vor Beginn des Siebenjährigen Krieges. Naravane bezieht auch hier eindeutig Stellung, indem er konstatiert, die EIC habe die Wirren um die Thronfolge 1756 genutzt, um Steuern zu umgehen und Kalkutta ohne Erlaubnis des Nawab zu befestigen.25 Nichtsdestotrotz plante der Rat der EIC, von der Entwicklung im Nordosten Indiens unterrichtet, die Macht des Nawab und der Franzosen, die sich mit den lokalen Machthabern verbündet hatten, nachhaltig zu brechen.26
Kalkutta war bereits zurückerobert worden und die Feindseligkeiten fanden nahezu ausschließlich zwischen den Europäern statt, als Indien Anfang 1757 die Nachricht vom Ausbruch des Siebenjährigen Krieges Indien erreichte.27 Aus Feindseligkeiten zwischen Briten und Franzosen wurde nun auch in Indien ein handfester Krieg. In der Folge eroberten die Briten das französische Fort in Chandernagore (März 1757), was für die Franzosen den Verlust ihrer Niederlassung in Bengalen bedeutete. Mit der Schlacht von Plassey (Juni 1757) schafften es die Briten, Siraj du-Daulah durch Mir Jafar, den Schwiegersohn des Onkels ud-Daulahs, zu ersetzen und sich somit gegen eine Übermacht durchzuset- zen.28 Bereits Brooks Adams hielt 1896 fest, die Schlacht bei Plassey sei der Wendepunkt hin zu einer Überlegenheit des Westens in Asien gewesen.29
Kurz darauf floh Siraj du-Daulah aus Murschidabad, wurde gefasst und getötet, sodass Mir Jafar mit Hilfe der EIC offiziell den Thron besteigen konnte. Die Briten konnten sich daraufhin aus den Schatzkammern (schätzungsweise 3.000.000 Pfund soll Mir Jafar gezahlt haben) bedienen. War die Machtfrage in Bengalen zwischen ,Indern‘ und Europäern damit geklärt, so ging der Krieg zwischen Briten und Franzosen, die zum Gegenschlag ausholten, weiter.
1759 mobilisierte Mir Jafar die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) gegen die EIC, schaffte es allerdings nicht, die Niederlande dauerhaft in den Krieg zu involvieren. Die VOC unterlag in der Schlacht vom 25. November 1759 bei Chinsurah am Hugli (Teil des Ganges-Deltas in Westbengalen (vgl. Anhang 8.2)). Füssel vertritt die Ansicht, Mir Jafar habe aus eigenem Antrieb und für den eigenen Vorteil gehandelt,30 während Nara- vane der Meinung ist, Mir Jafar sei eine Marionette der Briten gewesen und, nachdem er gedemütigt und ausgebeutet worden war, habe er den vergeblichen Versuch unternommen, die Niederländer um Hilfe zu bitten.31
In der Folge wurde Mir Jafar abgesetzt und durch Mir Kasim Ali Khan, seinen Schwiegersohn, ersetzt. In der kollektiven Erinnerung Indiens wird er folgerichtig als „[.] that traitor who helped the English become lords of Bengal“ memoriert.32 Naravane übergeht in seiner Darlegung der Ereignisse allerdings die Tatsache, dass Mir Jafar durch das Hinzuziehen der VOC den Pakt mit der EIC gebrochen und eine Reaktion derselben provoziert hatte. Naravane ist viel eher der Ansicht, Mir Jafar habe sich außerstande gesehen, die von der EIC geforderten horrenden Summen zu zahlen, und sei deshalb ersetzt wor- den.33 Nach einer Reihe weiterer britischer Siege wurde Pondichéry 1761 schließlich zerstört, wobei dieser Sieg nicht allein dem besseren britischen Militär zuzuschreiben ist, sondern der nahezu vollkommenen Unfähigkeit der französischen Marine einerseits sowie dem Aufbau der Compagnie des Indes und deren Kontrolle durch den Staat anderer- seits.34 Währenddessen wurde Bengalen durch Clive gegen eine Offensive des Mogulkaisers aus Delhi verteidigt.35
Füssel wie auch Naravane vertreten die Meinung, dass die EIC mit dem Sieg bei Plassey die direkte Herrschaft über Bengalen erlangt habe, was ihr die Ressourcen gegeben habe, um den französischen Hauptstützpunkt Pondichéry einzunehmen (1761). Wobei Nara- vane den Standpunkt vertritt, indische Herrscher seien in den anglo-französischen Krieg hineingezogen worden, was Guha zum Teil unterstützt;36 Füssel dagegen ist der Ansicht, dass eine Auseinandersetzung lokaler Machthaber ein Intervenieren der Franzosen und Briten nach sich gezogen habe.37
1765 erhielt die EIC darüber hinaus die diwani, also das Recht, Steuern in Bengalen zu erheben sowie Recht zu sprechen, und wurde durch die Einsetzung Warren Hastings' als Gouverneur von Bengalen (1772) de facto zur Staatsmacht.38 Die Entwicklungen, die sich aus diesem Krieg ergaben, zogen Konsequenzen bis ins 20. Jahrhundert und in die Gegenwart nach sich, wenngleich die Bewertung derselben teils stark divergiert - je nach Standpunkt des jeweiligen Forschers.39 Besonders deutlich wird dies am Beispiel von Forschungsmeinungen aus Indien, die anhand von Mukund S. Naravane hier exemplarisch den europäischen, vor allem durch Füssel vertreten, gegenübergestellt wurden. Die übrigen Ansichten sind im Großen und Ganzen einer der beiden Seiten zuzuordnen.
Damit ist zumindest ein Überblick über die Forschung zum Thema Siebenjähriger Krieg‘ im Allgemeinen und zum ,Dritten Karnatischen Krieg‘ im Besonderen gegeben, der im Folgenden an manchen Stellen noch ausgebaut werden wird. Die britischen Erwerbungen in Indien sind in einer Karte im Anhang einsehbar, aus der deutlich wird, dass Großbritannien sich vor allem in der Region um Kalkutta in Bengalen, aber auch um Masulipat- nam als die dominante Macht hervorgetan hat, was sich wenig später (1765/1766) durch die Erweiterung um ganz Bengalen noch klarer abzeichnete.40
3 Der indische Subkontinent am Vorabend des Krieges 1756
Im Folgenden soll die Ausgangslage im Indien der Mitte des 18. Jahrhunderts geschildert werden, wobei zum einen die Lage des Mogulreiches (auch unter Berücksichtigung eines historischen Abrisses dieser Zeit) und zum anderen der Aufbau und das Wirken der Handelskompanien, namentlich der Vereenigden Oostindischen Compagnie (VOC), der East India Company (EIC) und der Compagnie des Indes (CdI) kurz skizziert werden sollen.
3.1 Das Mogulreich bis 1756
In ihrem Werk ,Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Cei- lon, oder dem eigentlich so genannten Indien, enthaltend eine ausführliche Beschreibung aller Reiche, Staaten und Länder des großen Mogols, und der europäischen Handelsplätze auf den Seeküsten Malabar und Coromandel‘ legen Salmon und von Goch die zeitgenössische Sicht auf die Lage des indischen Subkontinents dar.41 Bei der Quelle, die zur Veranschaulichung der Ausgangslage herangezogen wird, handelt es sich um einen Reisebericht von Thomas Salmon42 (ediert von Matthias von Goch43 ), der seine Erlebnisse und Eindrücke schriftlich festhielt und drucken ließ44, sodass diese Quelle bis heute bei den Itineraria des Göttinger Digitalisierungszentrums zu finden und gut zu lesen ist - wenn auch nur in Fraktur. Der Zustand kann allgemein als tadellos bezeichnet werden.
Der geschilderte Eindruck stimmt zumeist mit der Realität jener Zeit überein, sodass eine genaue Recherche vor Ort angenommen werden kann. Dass die Quelle zur allgemeinen Vervielfältigung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, spricht für die Originalität und gegen ein Nachahmen bereits bekannter Werke. In der Quelle selbst wird zwar nur äußerst selten auf andere Werke verwiesen, jedoch ist der Versuch der wissenschaftlichen Objektivität fortwährend ersichtlich; Beispiele dafür folgen später. Auch die Verwendung bestimmter Idiome sowie zeitgenössischer Bezeichnungen gewisser Orte, Gegenden und Berufe spricht für die Authentizität der Quelle.
Der Anspruch dieser Quelle ist eine vollständige Erläuterung der Zustände und Gegebenheiten in Indien in allen relevanten Bereichen. Der Leser soll nach der Lektüre über die Situation des Mogulreiches, der Handelskompanien aber auch der Bevölkerung im Allgemeinen informiert sein. So gibt es Kapitel bezüglich der Religionen, der Kulte und Riten, Kapitel über den „großen Mogol“ sowie über die Macht und Position der einzelnen Handelskompanien - oft auch mit historischem Rückblick auf die jeweilige Ankunft und die Anfänge z.B. der Portugiesen.
Da das Werk 1754 veröffentlicht wurde, kann man weitestgehend von Neutralität und Objektivität sprechen, wenngleich man berücksichtigen muss, dass der erste und zweite Karnatische Krieg nicht lange zurücklagen und auch die Vereinigten Niederlande nach wie vor als Konkurrenten wahrgenommen wurden. In Anbetracht dessen ist die ,Heutige Historie‘ nahezu wertfrei verfasst worden. Für diese Arbeit besonders relevant sind vor allem Kapitel 3 und 8 der ,Heutigen Historie‘, in denen die Handelsniederlassungen der Europäer in Indien und der sog. ,Kriegsstaat‘ näher thematisiert werden. So werden in Kapitel 3 die Küsten Indiens näher beschrieben, beginnend mit Ceilon und der Südspitze des Subkontinents, der Karnatik, bis hin zu Bengalen. Salmon45 beschreibt, wie sich die „Carnate [.] von dem südlichen Vorgebirge Comorin ab, bis hinauf an die bengalische Bay [zieht]“.46 In eben diesem Gebiet liegen Pondichéry und Madras - zum Zeitpunkt des Abfassens der Quelle ist letzteres Hauptsitz der EIC. Anschließend folgt ein historischer Abriss über die Eroberungen der Muslime, die (angeblich) nach wie vor Raubzüge gegen Heiden begehen würden.47 Indien wurde also keineswegs als von ,Indern‘48 und Europäern dominiert, sondern vielmehr als Schauplatz vieler verschiedener - auch einheimischer - Interessengruppen wahrgenommen.
Auch der oft kritisierte Punkt der Tributzahlungen49, welche die ,Inder‘ den Europäern leisten mussten, relativiert sich, wenn man bedenkt, dass das Mogulreich sich mit eben solchen Zahlungen finanzierte und „[.] daß die Landfürsten von den auf ihren Grund und Boden erbaueten europäischen Städten und innhabenden Landdistricten eine Beyhülfe haben wollen, wenn sie dem Mogulschen Divan oder Statthalter von Zeit zu Zeit eine Lehnsrecognition bezahlen müssen.“50 Die Europäer waren folglich nicht nur als Empfänger in das indische Tributsystem involviert, wenngleich auch Salmon in einem Nebensatz anmerkt, dass die Briten sich schon 1699 mit Truppen in regionale Konflikte eingemischt hätten und dies seither immer wieder vorgekommen sei.51 Bereits in dieser Zeit sieht Salmon den Beginn der anglo-französischen Rivalität in Indien; denn „sonderlich sind sie [die Franzosen] gegen die Engelländer wohl auf ihrer Hut gewesen, als die sich nicht nur einrichteten, sondern auch mehr und mehr ausbreiteten.“52
Es folgt eine ausführliche Beschreibung der missionarischen Bemühungen auf dem Subkontinent und ein Kommentar zu deren Erfolg bzw. Misserfolg. Salmon spart zwischendurch allerdings nicht mit Kritik an der indischen Infrastruktur und der Instandhaltung derselben. Er bezeichnet die Fürsten in dieser Hinsicht als säumig und pflichtvergessen und überträgt diese Eigenschaften gerne auch auf andere Bereiche.53
Bezüglich der englischen Besitzungen meint Salmon, dass „die englisch-ostindische Compagnie diesen Ort [Fort St. Davids (Cuddalore)] vor ohngefähr einem halben Jahrhunderte erkauft, hernach wohl angebauet und regulair bevestiget [hat], daß er nun, nächst Madras, einer ihrer wichtigsten Plätze ist.“54 Insgesamt wird die „Carnate“ als dicht mit europäischen Niederlassungen bestückt beschrieben.55 Besonders ausführlich (über 4 Seiten) und als besonders gut befestigt werden - nach einem weiteren Exkurs über christliche Missionen - Madras und das Fort St. George beschrieben, während Pondichéry lediglich erwähnt, aber nicht näher beschrieben wird. Dies dürfte wohl in Salmons Nationalität und den damit verbundenen Zugangsmöglichkeiten begründet sein. Allerdings billigt Salmon Fort St. George nicht den Titel Festung zu, da es keine „seiner Größe gemäße Besatzung hätte“,56 und schätzt deren Chancen im Kriegsfall (auch gegen Truppen des Moguls) eher gering ein. Salmon geht also keineswegs von einer Vormachtstellung der Europäer, insbesondere der Engländer, aus. Im Folgenden ergeht er sich in einer ausführlichen Beschreibung der Westküste Indiens,57 die für diese Arbeit irrelevant ist.
Auf Seite 163 behauptet Salmon, Bengalen werde „wegen seiner Fruchtbarkeit insgemein mit Egypten verglichen [.]“58 und sei die reichste Provinz in Indien, was sich auch mit der Literatur bezüglich Bengalen zu dieser Zeit deckt.59 Salmon schreibt weiter, dass auch die Dänen eine Niederlassung in Bengalen (beim Hugli) gehabt hätten, aber nach einem Zwist mit dem Mogulkaiser von dessen Untertanen beraubt und daher aus Armut gezwungen worden seien, ihren Stützpunkt wieder zu verlassen.60 Auch gegen die Portugiesen, die von Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts Raubzüge in der Gegend unternahmen, entsandte der Mogulkaiser eine Armee, um „[.] sie auszurotten.“61 Salmon macht also an mehreren Stellen deutlich, dass das Mogulreich keineswegs ein Spielball europäischer Machtkämpfe war, sondern sehr wohl durchgreifen konnte und dies auch tat, wenn es nötig war.
Nach Exkursen über das Handwerk, die Sitten, Bräuche, Kulte und Religionen in Indien kommt Salmon in Kapitel acht auf die ,Kriegsstaaten‘ zu sprechen.62 So schildert Salmon in diesem Kapitel neben allgemeinen Taktiken und Heereszahlen des Mogulreiches, die er für übertrieben hält,63 auch eine Schlacht zwischen Engländern, Dänen und ,Indianern‘, bei der die ,Indianer‘ sich zwar ungeschickt verhalten hätten und ungeordnet in die Schlacht gezogen seien, aber dennoch durch überlegene Kavallerie die Engländer zurücktreiben konnten, während die Dänen „[...] keinen Schritt fort[setzten],“64 bevor die Engländer dann durch ihre überlegene Taktik doch noch den Sieg davontrugen.65 Die Herausgeber halten die Schilderung alles in allem allerdings für beschönigt.66
Aus dieser ,Historie‘ wird deutlich, dass der indische Subkontinent, auch wenn die Macht des Mogulkaisers im Laufe des 18. Jahrhunderts immer mehr abnahm, keineswegs vollkommen unschuldig und unvorbereitet in die europäischen Angelegenheiten hineingeraten ist, wie Naravane es beschreibt67, sondern dass Indien ein - je nach Herrscher - mächtiger Bund aus Vasallenstaaten mit der Zentralgewalt des Mogulkaisers in Delhi war, der - je nach Lage - mit den Europäern paktierte oder aber Leistungen - falls nötig - mit Gewalt forderte. Dementsprechend wird der Akteur Mogulreich im Folgenden genauso zu berücksichtigen sein wie die Europäer.
3.2 Die europäischen Handelskompanien
Um den Konflikt der Europäer untereinander, aber auch mit den Einheimischen verstehen und damit auch den Dritten Karnatischen Krieg in Gänze nachvollziehen zu können, ist ein kurzer Überblick über die drei Handelskompanien mit dem Ziel Indien nötig, wenngleich der Fokus natürlich auf England und Frankreich liegt. Portugal ist zu dieser Zeit nicht mehr von Bedeutung und wird daher nicht thematisiert werden; die Niederländer verhalten sich weitgehend neutral und werden daher nur am Rande Erwähnung finden.
3.2.1 Die East India Company
Nach ihren bescheidenen Anfängen zu Beginn des 17. Jahrhunderts an der West- und Ostküste Indiens konnte die EIC, die sich zunächst gegen die Portugiesen (Westküste) und die VOC (Ostküste) durchsetzen musste, 1640 in Madras ihre Hauptniederlassung gründen.68 Im Gegensatz zur VOC hatte die EIC noch keine Privilegien mit dem Mogulkaiser aushandeln können und hatte im Gegensatz zu den Portugiesen auch nicht die (Macht-)Mittel, durch eine Seeherrschaft in Indien Geld zu verdienen - eine Taktik, die den Portugiesen noch zum Erfolg verhalf.69
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts allerdings hatte sich die EIC eine Stellung erarbeitet, die den anderen Kompanien ebenbürtig oder sogar überlegen war,70 indem sie es erreichte, dass der Mogulkaiser die Company von Steuern und Abgaben befreite - gegen eine Pauschale von 3000 Rupien pro Jahr. Diese Privilegien konnte sich die EIC erhalten, bis sie selbst die administrative Kontrolle übernahm. So schuf die EIC sich eine politisch und militärisch abgesicherte Position.71
Der zweite keineswegs minder wichtige Punkt, der zum Erfolg der EIC beitrug, war ihr gelungener Einstieg in den Textilhandel, der mit einer grundlegenden Änderung der englischen Industrie Hand in Hand ging und dessen Bedeutung auf allen kommerziellen Ebenen überragend war. So schuf sich die EIC ein „[...] solides wirtschaftliches Standbein.“72 Dieser Vorgang ist umso bemerkenswerter, als die EIC sich kaum mit dem Verschiffen der Textilien, sondern vor allem mit der Kontrolle über die indische Textilwirtschaft befasste; ein Bereich, in dem weder die VOC noch die Portugiesen oder andere Europäer eine ernstzunehmende Konkurrenz dargestellt hätten.73
Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg der Expansion waren die Gesetzeserlasse Karls II. 1670, mit denen er der EIC gestatte, Territorien zu erwerben, Geld zu prägen, Festungen und Truppen zu befehligen, Bündnisse einzugehen, Krieg zu erklären, Frieden zu schließen und sowohl Zivil- als auch Strafgerichtsbarkeit in den erworbenen Gebieten auszuüben. Tatsächlich zum Tragen kamen diese Vollmachten allerdings erst mit den Karnatischen Kriegen, die ein flexibles Handeln und, da man in den Franzosen einen mächtigen Gegner hatte, auch einen enormen Zuwachs der Streitkräfte erforderten, den Robert Clive 1757 mit der Aufstellung von Sepoy-Einheiten erreichte.74
Dies fällt genau in die unmittelbare Vorzeit und in die Anfangsphase des Dritten Karna- tischen Krieges, in dessen Verlauf sich die Prioritäten der EIC von einer reinen Erhaltung der eigenen Handelsstützpunkte und -interessen hin zur direkten Kontrolle der Anbaugebiete und Ressourcen entwickelten. Manche Historiker betonen, dass diese Entwicklung auf das eigenmächtige Handeln der men on the spot (bspw. Robert Clive oder Joseph Francois Dupleix) und deren „Sub-Imperialismus“ zurückzuführen sei,75 andere beharren darauf, dass die Veränderung vom Zentrum London aus gesteuert worden sei.76 Eine Wechselwirkung beider Seiten wurde ebenfalls angenommen und scheint bislang die plausibelste Erklärung zu sein.77
3.2.2 Die Compagnie des Indes
Die Compagnie franqaise pour le commerce des Indes orientales oder kurz Compagnie des Indes (CdI) wurde - ähnlich wie die EIC - bereits im 17. Jahrhundert mit königlichen Vollmachten ausgestattet, die ihr u.a. das Monopol auf den Handel, das Besitzrecht auf eroberte Gebiete, das Recht zur Ausrüstung von Handels- und Kriegsschiffen und zur Aufstellung eigener Truppen, das Recht zum Schlagen eigener Münzen sowie eine eigene Gerichtsbarkeit verschafften, um sich gegen die Konkurrenz behaupten zu können.78
Ausgestattet mit einer vergleichbaren Autonomie und Vollmacht wie die EIC war die CdI doch nie wie die EIC. Im Laufe des 18. Jahrhunderts hatte die CdI immer wieder Rückschläge hinnehmen müssen bei dem Versuch, die VOC und die EIC auszubooten, weil zu dieser Zeit das europäisch kontrollierte Segment dieses Marktes längst aufgeteilt war. Infolgedessen erholte sich die in finanzielle Schieflage geratene Compagnie erst nach einer Reorganisation 1719 wieder und trieb fortan als Compagnie Perpétuelle des Indes Handel, in der alle bisherigen Gesellschaften vereint worden waren.79
Als in den 1730er Jahren der Verfall der Zentralmacht des Mogulreiches neue Ausmaße erreichte, versuchte die CdI, eine aggressive Politik in Indien durchzusetzen, um ihre Interessen vor Ort einerseits zu schützen und andererseits die ,Inder‘ und Briten zurückzu- drängen.80 In diesem Zeitraum liefen die vier wichtigsten indischen Textillieferanten der VOC zur CdI über. Nichtsdestotrotz gingen die Werte der verschifften Waren kontinuierlich zurück, was auch Joseph Francois Dupleix‘ Aktivitäten nicht auf Dauer beheben konnten, der seit 1742 Generalgouverneur der französischen Besitzungen war.81 Aufgrund zurückgehender oder zumindest stagnierender Geschäfte in Indien und mangelnder Unterstützung aus Europa war die CdI einer Auseinandersetzung mit der EIC schlichtweg nicht gewachsen.82
Mit der Niederlage gegen Robert Clive und der vorübergehenden Eroberung Pondichérys durch die Briten während des Dritten Karnatischen Krieges wurden die Hoffnungen auf eine Vormachtstellung (oder zumindest auf eine Gleichstellung) allerdings zunichte gemacht. Darüber hinaus konnte die CdI durch das Ausbleiben jeglicher Beute ihre Kriegsauslagen nicht decken, sodass die Compagnie kurz nach dem Krieg, der auch in anderen Teilen der Welt für Frankreich mit einer Niederlage endete, 1769 durch ein königliches Dekret abgeschafft und all ihre Besitzungen verstaatlicht wurden.83
3.2.3 Die Vereenigde Oostindische Compagnie
Die Vereenigde Oostindische Compagnie gilt als eine der erfolgreichsten, zielgerichtetsten, aber auch brutalsten Handelsgesellschaften der Geschichte. Durch strikte Ordnung und sehr viel Disziplin konnte sie etliche Erfolge und somit auch Profite verzeichnen - und das nicht nur im Handel mit Gewürzen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts gelangen die ersten Fahrten nach Fernost, die bislang nur von den Iberern bestritten worden waren, auch einem Niederländer: Cornelis de Houtman.84
Überzeugt von den neuen Erkenntnissen, dass die Reise und der Handel möglich waren, schickten die acht Privatgesellschaften, die bis dahin gegründet worden waren, bis 1601 insgesamt 14 Flotten85 mit 65 Schiffen zu den weit entfernten Inseln.86 Eine Gruppe wählte einen anderen Seeweg als die Übrigen und landete in Japan.87 Die Rückkehr der Flotten aus Südostasien löste laut Helfried Valentinitsch „auf dem Sektor des Gewürzhandels eine Art ,Goldrausch‘ aus“,88 der Handel wurde intensiviert. Da die niederländischen Kaufleute jedoch selbst untereinander konkurrierten und die Preise auf diese Weise rasant in die Höhe getrieben wurden, initiierte der Staat 1602 den Beschluss, die VOC zu gründen.89 Statt vieler einzelner Handelskompanien, die sich den Handel gegenseitig erschwerten, wurde eine gesamtniederländische Gesellschaft gegründet: die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC).
Im Gegensatz zur EIC war die VOC bereits zu Beginn mit dezidierten Souveränitätsrechten ausgestattet, die es ihr erlaubten, Gouverneure zu ernennen, Armeen und Flotten aufzustellen, Festungen zu errichten und völkerrechtlich bindende Verträge abzuschließen. Auf diese Weise konnte die VOC in Asien wie ein souveräner Staat agieren, auch wenn sie formal im Namen der Vereinigten Niederlande handelte.90 So stellte die Gründung einer solchen Kompanie im expansionistischen Zeitalter - nicht nur im Falle der VOC, sondern auch der EIC und CdI - eine Teilprivatisierung der Militärausgaben des jeweiligen Landes dar.91 Der VOC war damit eine Macht verliehen worden, die sie mitunter skrupellos für ihre Zwecke einsetzte.92
Die VOC war die erste der großen Kompanien, die dadurch zu einem mächtigen Akteur im asiatischen Raum wurde und vor allem die Gewürzinseln Batavia, die Malukken und Bantam beherrschte und damit den intra-asiatischen Handel mitdominierte.93 Ein Faktum, dass die EIC dazu nötigte, sich auf Indien zu konzentrieren - ein Glücksfall, wie sich beim Populär-Werden der Baumwolle zeigen sollte. In der Folge baute die VOC ihre Stützpunkte an der Coromandelküste und in Bengalen (auch am Hugli wie die CdI) nicht in demselben Maße aus, wie die EIC und die CdI dies taten, wenngleich sie ihren Stützpunkt an der Coromandelküste zumindest militärisch befestigt hatten, um das Monopol auf den Gewürzhandel in der Region besser durchsetzen zu können.94 Schließlich ging die VOC in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihrem Ende entgegen, als die Heimat von Revolutionstruppen besetzt wurde.95
4 Der Siebenjährige Krieg
Wie bereits in Kapitel eins und zwei dargelegt, handelt es sich beim Siebenjährigen Krieg um einen Teil dessen, was man eine Art Weltkrieg nennen kann, da die weitverzweigten Handelsnetze und Kolonien in Verbindung mit den Interessen des jeweiligen Landes vor Ort eine ausschließliche Begrenzung auf Europa freilich nicht zuließen. Jeder Kriegsteilnehmer trat dem Krieg aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlichen Kriegszielen bei.96
Im Siebenjährigen Krieg kämpften mit Preußen und Großbritannien/Kurhannover auf der einen und der kaiserlich-österreichischen Habsburgermonarchie, Frankreich und Russland sowie dem Heiligen Römischen Reich auf der anderen Seite alle europäischen Großmächte jener Zeit. Der Krieg wurde vor allem in Mitteleuropa, Nordamerika, Indien, der Karibik sowie auf den Weltmeeren ausgefochten. Während Preußen, Österreich und Russland primär um die Vorherrschaft in Mitteleuropa kämpften, ging es für Großbritannien und Frankreich auch um die Vorherrschaft in Nordamerika und Indien.97 Obgleich sich auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen auch neue Strategien der Kriegsführung etablierten, war der Siebenjährige Krieg einer der letzten Kabinettskriege.98
Im Folgenden soll daher der Kriegsverlauf in Europa und Nord-Amerika kurz dargelegt werden, um jenen dann im Hauptteil dieser Arbeit mit dem Kriegsschauplatz Indien in Beziehung zu setzen und die Interessen der beiden Hauptkriegsparteien vor Ort, Großbritannien und Frankreich, näher zu betrachten.
[...]
1 Z.B.: Anderson, F.: Crucible of War: The Seven Years' War and the Fate of Empire in British North America (1754-1766). New York 2001. Anderson, F.: The War that made America. A short History of the French and Indian War. New York 2006. McLynn, F.: 1759. The Year Britain became Master of the World. London 2005. Nagel, J. G.: Abenteuer Fernhandel. Die Ostindienkompanien. Darmstadt 2007. Davies, S. [Hg.]: India and Europe in the global eighteenth Century. Oxford 2014. Dies ist freilich nur eine Auswahl; der Forschungsstand wird im Folgenden noch ausführlicher besprochen werden.
2 Vgl. Kilb, A.: Der Siebenjährige Krieg. Eine Maria Theresia lässt sich nicht herumstoßen. Aus dem Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 30. März 2018. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/geis- teswissenschaften/eine-weltgeschichte-des-siebenjaehrigen-krieges-15490872-p2.html?printPagedAr- ticle=true#pageIndex_1 [Zugriff am 28.08.2018 18:25 Uhr].
3 Der Siebenjährige Krieg wird auch als der erste „Weltkrieg“ bezeichnet, weil er sich vermittels der weltumspannenden Herrschaftsgebiete einiger Kriegsteilnehmer weltweit abspielte. Vgl. Bowen, H. V.: War and British Society 1688-1815. Cambridge 1998. S. 7. Ob diese Titulatur rechtens ist, wird bisweilen heftig diskutiert, da bereits einige andere, frühere Kriege damit bezeichnet wurden. Mit Blick auf den indischen Subkontinent wird in der Forschung allerdings durchgehend die Bezeichnung „Dritter Karnatischer Krieg‘ verwendet. Vgl. Füssel, M.: Der Siebenjährige Krieg. Ein Weltkrieg im 18. Jahrhundert. München 2010. S. 7 und 68.
4 Vgl. ebenda. Über den Forschungsstand bezüglich des Siebenjährigen Krieges im Allgemeinen und die Kriegsmotive im Besonderen hat Baumgart einen - wenn auch leicht veralteten - Aufsatz verfasst. Baumgart, W.: Der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges. Zum gegenwärtigen Forschungsstand. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen. Zum gegenwärtigen Forschungsstand. Bd. 11 H. 1 (1972). S. 157-165. Davon besonders S. 162-164.
5 Eine Ausnahme bildet hier Sudipta Das, die in ihrer Dissertation zum ersten Mal auf die Veränderungen im indischen Subkontinent zu sprechen kommt, allerdings mit Blick auf die Zeit nach dem Krieg. Vgl. Das, S.: Myths and Realities of French Imperialism in India: 1763-1783. New York [u.a.] 1992.
6 Campbell, J./Watts, W.: Memoirs of the Revolution in Bengal Anno. Dom. 1757. By which Meer Jaffeir was raised to the Government of that Province, together with those of Bahar and Orixa. Including the Motives to this Enterprize; the Method in which it was accomplished; and the Benefits that have accrued [sic!] from thence to that Country, our United Company trading to the East Indies, and to the British Nation. London 1760.
7 Roubaud, P. J. A.: Le Politique Indien, ou considérations sur les colonies des Indes orientales. Amsterdam [u.a] 1768.
8 Karnatik bezeichnet das Gebiet zwischen Ostghats und der Coromandelküste im heutigen Bundesstaat Tamil Nadu. Vgl. zur historischen Sicht Anhang 8.1.
9 Vgl. Saravia, G. M. Qu.: Bernardo de Galvez y América a finales del siglo XVIII. Madrid 2015. S. 182.
10 Diese Bezeichnung wird bereits im 19. Jahrhundert verwendet. Vgl. Schlesische Kriege. In: Meyers Konversations-Lexikon. Leipzig/Wien 41885-1892, Bd. 14. S. 519. Dort befindet sich allerdings schon ein Verweis auf das Schlagwort „Siebenjähriger Krieg“ unter dem Begriff „Dritter Schlesischer Krieg‘. Ebenda, S. 520 bzw. 944f.
11 Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S. 7.
12 Vgl. Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Beteiligungen Englands und Frankreichs an Kriegen im 18. und 19. Jahrhundert. Eine Dokumentation. 2016. S. 4. https://www.bundes- tag.de/blob/501192/8fa65ad55ac541c61795ccfc16d59643/wd-1-046-16-pdf-data.pdf [Zugriff am 29.10.18 16:20 Uhr].
13 Was die Beschäftigung mit Orientalismus allgemein, aber auch mit Indien im Besonderen durch europäische respektive britische Forscher anbelangt, hat Coleman einen guten Überblick zusammengestellt, der freilich nicht hauptsächlich auf den Dritten Karnatischen Krieg eingeht, aber einige Basiswerke zu diesem Themenkomplex nennt. Vgl. Coleman, D.: ,Voyage of Conception.' John Keats and India. In: Davies, S. [Hg.]: India and Europe in the global eighteenth Century. Oxford 2014. S. 79-81. Zu einer chronologischen Übersicht vgl. Riddick, J. F.: The History of British India. A Chronology. Westport/London 2006. S. 1215.
14 Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S. 7.
15 Vgl. Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S. 67f.
16 Über die EIC wird an gegebener Stelle noch zu sprechen sein (vgl. Kapitel 3.2.2). Bereits hier sei aber herausgestellt, dass die Handelskompanien des 18. Jahrhunderts in Indien die wichtigsten Instrumente staatlicher Einflussnahme waren. Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel, S. 76f.
17 Vgl. ebenda. S. 73f. und 80. Nagel legt seinen Fokus freilich auf die Handelskompanien, sodass eine genaue Bewertung des Dritten Karnatischen Krieges ausbleibt. Der Machtzuwachs der EIC und ihr Übergang zur Staatsmacht wird aber noch einmal ausführlich behandelt (S. 90-92).
18 Vgl. Naravane, M. S.: Battles of the Honourable East India Company. Making of the Raj. Neu Delhi 2006. S. 34.
19 Vgl. Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S. 67f.
20 Vgl. Mann, M.: Ein langes 18. Jahrhundert. Südasien. In: Hausberger, B./Lehners, J.-P. [Hg.]. Die Welt im 18. Jahrhundert. Wien 2011. S. 274-301. Hier: S. 274-278. Zwar nimmt die Zentralmacht des Mogulkaisers während des 18. Jahrhunderts immer mehr ab, aber gleichzeitig gewinnen die einzelnen Fürsten an Autonomie und Macht.
21 Da Ali Vardi Khan offiziell seinen Enkel, Siraj ud-Daulah, zum Nachfolger erklärt hatte, zog dies mit seinem Tod natürlich Streit in der Familie nach sich, die aus verschiedenen Richtungen Ansprüche geltend machen wollte. Vgl. New World Encyclopedia: s.v. Siraj ud-Daulah. http://www.newworldencyclope- dia.org/entry/Siraj_ud-Daulah#cite_ref-0 [Zugriff am 23.10.2018 11:15 Uhr]; Buckland, C. E.: Dictionary of Indian Biography. London 1906. S. 410.
22 Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel, S. 93.
23 Vgl. Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S. 68f.
24 Nawab (auch Nabob) bezeichnet einen indischen Statthalter/Stellvertreter und nach der englischen Eroberung auch selbstständige Fürsten. Brockhaus (in 3 Bänden). Bd. 2.: s.v. Nabob. Mannheim/Leipzig 1992. S. 539.
25 Vgl. Naravane: Battles of the Honourable East India Company. S. 36.
26 Vgl. Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S. 70.
27 Vgl. ebenda. S. 71.
28 Vgl. ebenda. S. 72f.
29 Vgl. Brooks, A.: The Law of Civilization and Decay. An Essay on History. New York 1955 [1896]. S. 255f. und 258f.
30 Vgl. Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S.74.
31 Vgl. Naravane: Battles of the Honourable East India Company.S. 31.
32 Vgl. ebenda. S. 40.
33 Vgl. ebenda.
34 Vgl.: Dull, J. R.: The French Navy and the Seven Years' War. Lincoln/London 2005 (1942). S. 141; Nagel: Abenteuer Fernhandel, S. 128f. und Kapitel 3.2.2 dieser Arbeit. Was den Standpunkt von Dull anbelangt, sei auf Sarmant verwiesen, der die relativierenden Ansichten Dulls bezüglich der Bedeutung maritimer Schlagkraft während des Siebenjährigen Krieges kritisiert, aber auch einräumt, dass dieses Thema in der französischen Geschichtsschreibung nie gebührend behandelt worden sei, sodass Dull sich nur auf wenig Literatur habe stützen können. Ein Faktum, das auch in dieser Arbeit für eine geringe Berücksichtigung französischer Literatur zu diesem Thema sorgte. Vgl Sarmant, Th.: Rezension über: Jonathan R. Dull. The French Navy and the Seven Years' War. Lincoln/London 2005. In: Annales (2008) 5.1 - Guerre et Paix. S. 1169-1170.
35 Vgl. Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S. 74f.
36 Guha pflichtet Naravane in diesem Punkt insofern bei, als er beschreibt, wie die EIC nicht nur in Indien, sondern vor allem in London um ihre Reputation habe kämpfen müssen, die wegen des Vorgehens der EIC in Indien gefährdet gewesen sei, was nicht zuletzt auch mit erheblichen Kosten verbunden war. Guha räumt allerdings ein, dass die Kritik sich vorwiegend auf die maroden Finanzen der Company bezogen habe. Vgl. Guha, R.: A Rule of Property for Bengal. An Essay on the Idea of Permanent Settlement. Paris [u.a.] 1963. S. 20f.
37 Vgl. Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S. 74f. Naravane: Battles of the Honourable East India Company. S. 151 und 157-159.
38 Vgl. Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S. 75. Der Dritte Karnatische Krieg hat auch die Historiographie neu befeuert. So haben die militärischen Erfolge Englands und die damit einhergehenden Landgewinne britische Historiker ihr Augenmerk auf Indien richten lassen. Infolgedessen wurden zahlreiche Werke aus dem Persischen und Sanskrit ins Englische übertragen und neue Untersuchungen über die Geschichte Indiens, das man nun zu einem Teil beherrschte, angestellt. Vgl. Gallien, C.: British Orientalism, Indo-Persian Historiography and the Politics of global Knowledge. In: Davies, S. [Hg.]: India and Europe in the global eighteenth Century. Oxford 2014. S. 43. Ranajit Guha konstatiert, dass England mit der Einsetzung Waren Hastings' die Souveränität Bengalens an sich genommen habe, der die Rechte des Nawab von Bengalen mit allen Mitteln nach und nach abzuschaffen versuchte. Guha schreibt weiter, dass auch die Idee des ,Per- manent Settlement ‘ diesem Zweck gedient habe und die Einsetzung eines Supreme Court ohne genau definierte Beschränkungen habe helfen sollen, die Macht des Nawab und letztlich des Mogulkaisers, von dem die Legitimität und damit die Macht des Nawab abhing, zu brechen. Mit dieser Entwicklung kann also - und da sind sich die Historiker einig - von einer Machtübernahme gesprochen werden. Denn nach Hastings' Meinung habe der König von England den Platz des Mogulkaisers als Lehnsherr einnehmen sollen. Vgl. Guha: A Rule of Property for Bengal. S. 144f.
39 Vgl. Füssel: Der Siebenjährige Krieg, S. 75f. Diese Verknüpfung von (einzelnen) globalen Kriegen und Gefechten zu einem einzigen Friedensvertrag macht trotz der Tatsache, dass jeder Schauplatz seine eigene Bezeichnung hat, deutlich, dass bereits damals ein geopolitisches Denken in der Politik vorherrschte. Wie auf S. 5 angesprochen, wurde nicht in Europa gekämpft und ein Friede für Europa ausgehandelt, genauso wenig wie in Nord-Amerika gekämpft und dort ein Friede ausgehandelt wurde. Vielmehr entbrannte ein globaler Konflikt, um dessen Sieg auf der ganzen Welt gekämpft wurde, sodass es nicht Wunder nimmt, wenn im Friedensvertrag von Paris festgehalten wurde, dass ganz Kanada an Großbritannien geht, obwohl die Einnahme Quebecs und Montreals alles andere als einfach war, dass die französischen Besitzungen in Bengalen und der Karnatik wiederhergestellt werden sollten, obwohl die Briten die Franzosen bereits aus Bengalen vertrieben und an der Coromandelküste besiegt hatten. Die Kriegsparteien in Europa schlossen den Vertrag zu einem Zeitpunkt, da es beiden Parteien sinnvoll erschien, nicht weil überall auf der Welt ein Sieger festgestanden hätte. Vgl. The Definitive Treaty of Peace and Friendship between His Britannick Majesty, the Most Christian King, and the King of Spain. Concluded at Paris, the 10th Day of February, 1763. To which, The King of Portugal acceded on the same Day. S. 9f. und 16f. Infolgedessen es nicht verwundert, dass einige - insbesondere Briten - der Meinung waren, dass der Vertrag nicht der herrschenden Vormachtstellung entsprach, die man sich inzwischen erkämpft hatte. Vgl. William, S.: A Full, Clear, and Succinct Discussion of the Preliminary Articles of Peace, as published by Authority. Most Humbly Submitted to The King, the Senate, and the People. S. 7f. (insbes. Art. 4) und S. 11 (insbes. Art. 10).
40 Siehe Anhang (Kapitel 8.1 dieser Arbeit).
41 Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon, oder dem eigentlich so genannten Indien, enthaltend eine ausführliche Beschreibung aller Reiche, Staaten und Länder des großen Mogols, und der europäischen Handelsplätze auf den Seeküsten Malabar und Coromandel. Altona/Flensburg 21754.
42 Thomas Salmon wurde 1679 in Meppershall in Bedfordshire geboren und reiste einige Zeit durch die ,East-Indies‘ (= Indien und Südostasien), die ,West-Indies‘ (= Karibik) und Europa. Er bekleidete den Rang eines ,Captain‘, ist aber hauptsächlich als Historiker und Geograph bekannt geworden, der eine Professur in Cambridge innehatte und zahlreiche Werke verfasste. Das Berühmteste ist wohl ‘Modern History, or the present State of all Nations'. London 1739. Salmon starb 1767. Vgl. Cooper, Th. (Dictionary of National Biography, 1885-1900, Bd. 50): Salmon, Thomas (1679-1767). Sp. 208f.
43 Über Matthias von Goch (niederl.: van Gogh) ist nichts bekannt außer der Tatsache, dass er manche Werke von Thomas Salmon kommentiert und überarbeitet hat. Ähnliche Lebensdaten sind anzunehmen.
44 Es ist anzunehmen, dass die Gebrüder Korte als Herausgeber den Text ebenfalls bearbeitet haben, da an manchen Stellen von den Ausführungen des Herrn Salmon und den Kommentaren des Herrn von Goch die Rede ist. Z.B.: „Weil aber Herr Salmon die Küsten [.] erst beschreibet, und Herr von Goch ihm folget, so haben wir [.] nicht ganz von ihnen abgehen wollen.“ Aus: Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 110.
45 Da Salmon der Hauptautor ist, wird im Folgenden darauf verzichtet, von Goch zu erwähnen.
46 Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 91.
47 Vgl. ebenda. S. 92. Tatsächlich ist davon auszugehen, dass derlei Überfälle allenfalls im Zuge von Kämpfen rivalisierender Fürsten, die sich das Anfang des 18. Jahrhunderts entstandene und immer größer werdende Machtvakuum zu Nutze machten, auftraten und in diesem Kontext des regionalen Machtstrebens einzelner Herrscher und nicht in religiösem Kontext zu sehen sind. Vgl. Berndl, K. [Hg.]: National geographic visual History of the World. Washington, D.C. 2005. S. 318-320. Dennoch wird auch für eine weiterhin starke Ausrichtung auf die Zentralgewalt plädiert. Vgl. Bose, S./Jalal, A.: Modern South Asia. History, Culture, political Economy. Delhi 22004. S. 41.
48 Der Begriff ,Inder‘ soll dabei keineswegs einen Bürger der Nation Indien meinen, wie es heute der Fall ist, sondern lediglich einen in Indien Beheimateten/Einheimischen bezeichnen. Dazu gehören sowohl der Mogulkaiser und die ihm untergebenen Fürsten als auch die von ihm (zumindest offiziell) unabhängigen Reiche auf dem Subkontinent.
49 Vgl. Kapitel 2 (vor allem S. 7) dieser Arbeit.
50 Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 95.
51 Vgl. Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 96. Zum Tributsystem grenznaher Regionen (am Beispiel Bengalens) unter Mogulherrschaft siehe: Chakma, S. S.: Ethnic Cleansing in Chittagong Hill Tracts. Dhaka 2006. S. 23.
52 Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 96. Kurz nach der Gründung einer eigenen Niederlassung in Madras 1640 folgte die erste offizielle eigene Faktorei an der Coromandel-Küste: Der Grundstein für die britische Expansion. Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 76f.
53 Vgl. Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 99. Der Niedergang des Mogulreiches mag in dieser Zeit mehr als deutlich spürbar gewesen sein, aber von Nachlässigkeit oder gar Unfähigkeit kann man dennoch nicht sprechen. Vielmehr hatten die Mogulherrscher in Dhaka ihren finanziellen Hauptsitz und nach einigen Reformen das wirtschaftlich stärkste Gebiet der Welt unter ihrer Kontrolle. Vgl. Eaton, R. M.: The Rise of Islam and the Bengal Frontier (12041760). Berkeley [u.a.] 1993. S. 142-149.
54 Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 100. Tatsächlich hat die EIC Peda Venkata Raya besagtes Gebiet bereits 1639 abgekauft und ein Jahr später das Fort St. George errichtet. Die Siedlung wurde allerdings das Zentrum des britischen Handels und die Stadt Madras (heute Chennai) wuchs um das Fort herum. Vgl. Roberts, J. M.: A Short History of the World. New York 1997. S. 277.
55 Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 100. Vor 1600 war die Westküste für Ausländer attraktiver, aber mit zunehmender Bedeutung von Seide, Salpeter und Baumwolle wuchs die Bedeutung der Ostküste. Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 72f.
56 Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 104. Zur Beschaffenheit des historischen Madras mitsamt dem Fort St. George vgl. Muthiah, S.: Madras, that is Channai. Gateway to the South. Chennai 2005. S. 12-29.
57 Vgl. Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 110-162.
58 Ebenda. S. 163.
59 Bengalen wurde wegen der enormen Bedeutung seiner Seidenproduktion und seiner hohen Baumwollqualität in dieser Zeit zum regionalen Schwerpunkt für die EIC. Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 77.
60 Vgl. Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 164. Über die Probleme der Ostindisk Kompagni, in Indien Fuß zu fassen, vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 131f. Nagel beschreibt dort, wie der 30-jährige Krieg die Aktivitäten der Dänen in Indien zum Erliegen brachte, die Kompagnie letztendlich aber ähnlich lange wie die EIC in Indien vertreten war. Gleichwohl stimmt es, dass der Nayak von Tanjore (Nayak meint nicht nur den Herrschertitel, sondern auch die gleichnamige Dynastie in Südindien vgl. Vriddhagirisan, V.: The Nayaks of Tanjore (Anamalai University Historical Series 3). Anamalainagar 1942, S. 62-65.) auf Druck der EIC den Pachtzins für die Ostindisk Kompagni deutlich erhöhte. Von einem Aufgeben der Dänen ist allerdings nichts bekannt.
61 Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 164. Zu Überfällen und Kaperfahrten der Portugiesen, die mit Macht versuchten, ein Gewürzmonopol aufzubauen vgl. Feldbauer, P.: Estado da India. Die Portugiesen in Asien (1498-1620). Wien 2003. S. 5072 (das ganze Kapitel bezüglich der Seeherrschaft fasst das Vorgehen Portugals gut zusammen).
62 Vgl. Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. Ab S. 225.
63 Vgl. ebenda. S. 232-235 (vor allem S. 233). Salmon gesteht hier allerdings, dass er sich auf Erzählungen zweifelhafter Quellen verlassen muss. Hier hat Salmon aber nicht ganz Unrecht; nach dem Tode Aurang- zebs und den folgenden Machtkämpfen büßte das Reich immer mehr von seiner einstigen Macht ein, sodass das Reich nach der de facto Ausgliederung der Provinz Dekkan aus dem Reichsverbund dreiviertel seines Kriegsmaterials verlor und der Mogulkaiser nur noch nominell das Oberhaupt der einzelnen Fürsten war. Vgl. Behr, H.-G.: Die Moguln. Macht und Pracht der indischen Kaiser von 1369-1857. Wien/Düsseldorf 1979. S. 254. Die darauffolgenden Einfälle anderer Mächte, die die Situation ausnutzen wollten, taten ihr Übriges. Mit dem Einmarsch der Perser in Delhi 1739 war der endgültige Niedergang des Mogulreiches überdeutlich geworden; die lokalen Fürsten mussten ihre Macht, die bislang vom Mogulkaiser abhing und legitimiert worden war, nun selbst erhalten. Vgl. Wolpert, St.: A New History of India. New York 21982. S. 173.
64 Salmon, Th./von Goch, M.: Die heutige Historie oder der gegenwärtige Staat von Indostan und Ceilon. S. 236.
65 Auch hier wird angemerkt, dass Salmon sich auf Hörensagen verließ und nicht aus eigener Erfahrung/Un- tersuchung berichtete: „Aus Herrn Salmons Erzehlung ist nicht deutlich, ob er [diese oder jene Schlacht] [.] meine. Da er sie auch nur aus dem Munde eines guten Freundes erzehlet, so scheinet uns vieles davon nicht gegründet genug zu seyn.“ Ebenda. S. 237.
66 Vgl. ebenda.
67 Naravane: Battles of the Honourable East India Company. S. 151 und 157-159.
68 Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 76f.
69 Vgl Fn. 61. Erst mit der Zeit konnte sich die EIC auch auf diesem Feld durchsetzen, da in Indien keine nennenswerten Flotten existierten, die den Europäern hätten Widerstand leisten können. Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 76. Der Hauptunterschied der EIC zur CdI und VOC bestand allerdings darin, dass die EIC ein von wohlhabenden Aristokraten geführtes Aktienunternehmen und nicht (wie die CdI) ein staatlich geführtes Unternehmen war. Vgl. Baladouni, V.: Accounting in the early Years of the East India Company. The Accounting Historians Journal. 10 (1983, 2). S. 63-80.
70 Diese gute Position verdankte die EIC vor allem ihrem guten Stand in der Provinz Bengalen, deren Seide- und Baumwollprodukte von bester Qualität waren und, nachdem die entsprechende Nachfrage in England und Europa entstanden und angeheizt worden war, einen erheblichen Gewinn erzielten. Der Anteil bengalischer Stoffe betrug zwischen 1728 und 1760 60-80% der gesamten Textilimporte. Vgl. Emmer, P. C. [Hg.]/Beck, Th. [u.a.]: Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion. Bd. 4 (Wirtschaft und Handel der Kolonialreiche). München 1988. S. 288f.
71 Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 77.
72 Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 77.
73 Vgl. ebenda.
74 Jackson, M. D.: India's Army. London 1940. S. 1-8. Bereits kurz nach dem Dritten Karnatischen Krieg 1796 verfügte die EIC über 70.000 Soldaten, davon waren 13.000 Briten; der Rest wurde durch Sepoys, d.h. indischen Soldaten mit Ausbildung nach europäischen Standards, gestellt. Vgl. Meyer, W. St. [u.a.]: Imperial Gazetteer of India. Bd. 4. Oxford 1909. S. 327 und 333.
75 Vgl. Förster, St.: Die mächtigen Diener der East India Company. Ursachen und Hintergründe der britischen Expansionspolitik in Südindien (1793-1819). Stuttgart 1992.
76 Vgl. Cain,P. J./Hopkins, A. G.: British Imperialism. Bd 1: Innovation and Expansion 1688-1914. London 1993.
77 Vgl. Mann, M.: Bengalen im Umbruch. Die Herausbildung des britischen Kolonialstaates 1754-1793. Stuttgart 2000.
78 Am 27. August 1664 wurde die Compagnie des Indes mit einer Vollmacht Ludwigs XIV. ausgestattet als eine „entreprise royale avec tous les privilèges royaux, en particulier le monopole du commerce dans l'hé- misphère orientale.“ Vgl. Clermontel, D./Clermontel, J.-C.: Chronologie scientifique, technologique et éco- nomique de la France. Paris 1973. S. 85.
79 Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 127-129.
80 Dieses Vorhaben war sogar kurzzeitig von Erfolg gekrönt, da die CdI zeitweise zu VOC und EIC aufholen konnte, was einige Forscher dazu verleitet hat, die CdI der VOC und EIC gleichzusetzen Vgl. Prakash, O.: Commercial Enterprise in Pre-Colonial India. Cambridge 1998. (insb. S. 307-309). Andere urteilen gänzlich anders. Vgl. Manning, C.: Fortunes â Faire. The French in Asian Trade (1719-48). Aldershot 1996.
81 Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 130. Nagel schreibt hier zwar von Jean Francois Dupleix, meint damit aber sicherlich Joseph Francois Dupleix.
82 Vgl. ebenda.
83 Vgl. ebenda. Zwar wurde die Compagnie des Indes orientales 1785 neugegründet und mit frischem Kapital ausgestattet, überlebte aber die Französische Revolution nicht, weil man den Handel allen Händlern ermöglichen und daher keine Monopolgesellschaft zulassen wollte. Vgl. Soboul, A.: The French Revolution 1787-1799. New York 1974. S. 192.
84 Vgl. Reinhard, W.: Kleine Geschichte des Kolonialismus. Stuttgart 2008. S.44.
85 Vgl. ebenda, S. 42.
86 Vgl. Valentinitsch, H.: Ost- und Westindische Kompanien. Ein Wettlauf der europäischen Mächte. In: Landsteiner, E. [u.a.] [Hg.]: Geschichte des europäischen Welthandels und der wirtschaftliche Globalisierungsprozess. Wien 2001. S. 56.
87 Vgl. Reinhard: Kleine Geschichte des Kolonialismus. S. 42.
88 Valentinitsch: Ost- und Westindische Kompanien. S. 56.
89 Vgl. Wendt, R.: Vom Kolonialismus zur Globalisierung. Paderborn 2007. S.116.
90 Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 41; Raben, R.: A new Dutch imperial History? Perambulations in a prospective Field. BMGN: Low Countries Historical Review 128 (2013, 1). S. 5-30.
91 Vgl. Nagel: Abenteuer Fernhandel. S. 41; so auch Edward Stringham, der konstatiert: „Companies with transferable shares date back to classical Rome, but these were usually not enduring endeavors and no considerable secondary market existed.“ Vgl. Stringham, E. P.: Private Governance. Creating Order in Economic and Social Life. Oxford 2015. S. 42.
92 So ist nahezu die gesamte Bevölkerung Batavias ausgehungert oder getötet worden, um Platz für niederländische Gewürzplantagen zu schaffen. Vgl. Ricklefs, M.C.: A History of Modern Indonesia Since c.1300. London 21991. S. 30.
93 Vgl. van Dyke, P. A.: How and Why the Dutch East India Company became competitive in intra-asian Trade in East Asia in the 1630s. Itinerario 21 (1997, 3). S. 41-56.
94 Chaudhuri, K. N./Israel, J. I.: The English and Dutch East India Companies and the Glorious Revolution of 1688-1689. In: Israel, J. I.: The Anglo-Dutch Moment. Essays on the Glorious Revolution and its World Impact. Cambridge [u.a.] 1991. S. 407-438. Hier: S. 424.
95 Zum Fall der VOC vgl. de Vries, J./van der Woude, A.: The First Modern Economy. Success, Failure, and Perseverance of the Dutch Economy (1500-1815). Cambridge [u.a.] 1997. S. 449-455.
96 Preußen hatte vor allem den Wunsch, das eigene Territorium abzurunden, was Friedrich II. in seinem (ersten) politischen Testament bereits 1752 darlegte. Vgl. Mittenzwei, I.: Friedrich II. von Preußen. Berlin 1990. S. 26 und 92. Österreich beabsichtigte dementsprechend eine Aufteilung Preußens und dessen Einengung auf das Gebiet Kurbrandenburgs. Vgl. ebenda. S. 107. Großbritannien wollte seinen Kolonialrivalen Frankreich aus Nord-Amerika ver- oder zumindest zurückdrängen, während Österreich Frankreich und Russland zu einem Eingreifen bewegen konnte, indem es ihm die österreichischen Niederlande bzw. Kurland versprach. Vgl. ebenda. S. 107-109.
97 Vgl. Füssel: Der Siebenjährige Krieg. S. 11-16. Dort beschreibt er auch, wie es Großbritannien im Laufe des 18. Jh. gelang, seine Marine von 300 auf 600 Schiffe auszubauen und durch effiziente Steuerwirtschaft auch zu unterhalten, während die Franzosen, die lediglich um die 100 Schiffe hatten, vor allem auf ihr Heer (von ca. 500.000 Mann) setzten, welches sie allerdings hauptsächlich durch Staatsanleihen finanzierten. Dies war eines der Hauptprobleme, das zur Niederlage der Franzosen beitrug.
98 Über die Bezeichnung des Siebenjährigen Krieges als Kabinettskrieg wird nach wie vor diskutiert. Der Definition nach meint ein Kabinettskrieg allerdings nichts anderes, als dass Kriege eine begrenzte Zielsetzung hatten und eine weitgehende Schonung von Menschen und Sachwerten anstrebten, was zumindest im Falle mancher Kriegsteilnehmer zutreffen mag. Vgl. Salewski, M.: Vom Kabinettskrieg zum totalen Krieg. Der Gestaltwandel des Krieges im 19. und 20. Jahrhundert. In: Lappenküper, U. [u.a.] [Hg.]: Masse und Macht im 19. und 20. Jahrhundert. Studien zu Schlüsselbegriffen unserer Zeit. Koblenz 1986. S. 51-66. Hier: S. 55-58.
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- Anonym,, 2019, Der Kriegsschauplatz Indien im Siebenjährigen Krieg. Sichtweisen europäischer Kriegsteilnehmer auf den 3. Karnatischen Krieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1268718
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