Diese Arbeit befasst sich mit der Lexikologie, der Wortbildungslehre und den Grundbegriffen der Wortbildung und dessen Wortbildungsarten. Dazu wird Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" analysiert.
Die Bildung neuer Wörter durch Zusammensetzungen ist charakteristisch für die deutsche Sprache. Dabei sind die substantivischen, aber auch die adjektivischen Zusammensetzungen besonders produktiv. Das Ziel dieser Arbeit ist, die substantivischen und adjektivischen Zusammensetzungen und ihre Übersetzungen in Goethes Werk zu sammeln und diese zu analysieren.
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. LEXIKOLOGIE
2.1. Gegenstand und Aufgabe der Lexikologie
2.2. Teildisziplinen der Lexikologie
3. WORTBILDUNGSLEHRE
3.1. Gegenstand und Aufgabe der Wortbildungslehre
3.2. Grundbegriffe: Morph, Morphem, Allomorph
3.3. Methoden der Wortbildungsanalyse
4. WORTBILDUNGSARTEN
4.1. Komposition
4.2. Determinativkomposita
4.3. Derivation
4.4. Konversion
4.5. Kurzwortbildung
5. SUBSTANTIVISCHE UND ADJEKTIVISCHE ZUSAMMENSETZUNGEN IN DER DEUTSCHEN SPRACHE
5.1. Substantivische Komposita
5.2. Adjektivische Komposita
6. KORPUS
6.1. Substantivische Zusammensetzungen
6.2. Adjektivische Zusammensetzungen
7. ZUSAMMENFASSUNG
LITERATURVERZEICHNIS
Abbildungsverzeichnis
Graphische Darstellung Nr. 1: „Anfangsbuchstaben der substantivischen Zusammensetzungen“
Graphische Darstellung Nr. 2: „Fugenelemente der substantivischen Komposita “
Graphische Darstellung Nr. 3: „Übersetzung der Nominalkomposita“
Graphische Darstellung Nr. 4: „Semantische Felder der Nominalkomposita“
Graphische Darstellung Nr. 5: „Anfangsbuchstaben der adjektivischen Zusammensetzungen“
Graphische Darstellung Nr. 6: „Fugenelemente der adjektivischen Komposita“
Graphische Darstellung Nr. 7: „Übersetzung der adjektivischen Zusammensetzungen
Graphische Darstellung Nr. 8: „Semantische Felder der adjektivischen Zusammensetzungen“
1. EINLEITUNG
Der Mikrokosmos, in dem wir leben, genauer, die Welt und Wirklichkeit, in der wir leben, verändert sich von Tag zu Tag, deswegen verändert sich auch die Lexik der Sprache, die Sprache allgemein. Somit entstehen neue Wörter (Neologismen). In unserer Sprachgemeinschaft besteht der Bedarf der Bildung von neuen Wörtern, weil man die Not hat, alles, was man kennenlernt, zu benennen.
Das Thema meiner Diplomarbeit ist: „Substantivische und adjektivische Zusammensetzungen im Werk Die Leiden des jungen Werther und ihre Entsprechungen im Bosnischen“. Ich entschloss mich für dieses Thema, weil ich mein Wissen erweitern und meine Sprachkenntnisse und meinen Wortschatz bereichern will.
Die Aufgabe meiner Diplomarbeit ist die Analyse der substantivischen und adjektivischen Zusammensetzungen der deutschen Sprache. Der Korpus, den ich für meine Diplomarbeit nutzen werde, stammt aus dem Werk „Die Leiden des jungen Werther“ von Johann Wolfgang von Goethe und der bosnischen Übersetzung von Svevlad Slamnig.
In dieser Arbeit befasse ich mich in dem theoretischen Teil allgemein mit der Lexikologie, der Wortbildungslehre und den Grundbegriffen der Wortbildung und der Wortbildungsarten. Nach dem theoretischen Teil folgt der praktische Teil, und zwar die Analyse der substantivischen und adjektivischen Zusammensetzungen, die aus dem Werk entnommen wurden.
Die deutsche Sprache ist charakteristisch für die Bildung neuer Wörter durch Zusammensetzungen. Sehr produktiv sind die substantivischen, aber auch die adjektivischen Zusammensetzungen. Diese langen deutschen Wörter haben mich schon immer fasziniert. Es gibt Wörter, die in der deutschen Sprache ein Wort sind, aber in meiner Muttersprache könnte man sie als einen ganzen Satz übersetzen. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich mich für dieses Thema entschlossen habe.
Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die substantivischen und adjektivischen Zusammensetzungen und ihre Übersetzungen in dem oben genannten Roman zu sammeln und diese zu analysieren.
2. LEXIKOLOGIE
2.1. Gegenstand und Aufgabe der Lexikologie
Die Lexikologie als selbstständige wissenschaftliche Disziplin beschäftigt sich mit dem Studium des Wortschatzes einer bestimmten, in unserem Falle der deutschen, Sprache. Der Terminus der Lexikologie besteht aus zwei Teilen: lexi - sich auf das Wort beziehend und logos - Lehre oder Kunde, und das wäre als Wortlehre oder Wortkunde ins Deutsche zu übersetzen.
Sie ist die Theorie des lexikalischen Teilsystems, des Lexikons. Das Lexikon oder den Wortschatz betrachten wir als das strukturierte Inventar der Lexeme. Das sind Benennungseinheiten, Wörter und feste Wortverbindungen, die gespeichert werden und die Basiselemente für die Bildung von Sätzen und Texten sind.
Den Gegenstand der Lexikologie bilden also einerseits einzelne lexikalische Einheiten, Morpheme, Wörter und Wortgruppen, sowie anderseits der gesamte Wortbestand einer Sprache und seine Veränderungen. Die Lexikologie als eigene Wissenschaft ist noch relativ jung, jedoch wurden bereits im 19 Jahrhundert durch Linguisten wie Jacob Grimm, Hermann Paul und später anderen wichtige Grundlagen geschaffen. Erst in den 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die Bezeichnung Lexikologie in der germanischen Linguistik verwendet.
Die Aspekte des Wortschatzes sind vielfältig, deshalb unterteilt man die Lexikologie in die allgemeine und die spezielle Lexikologie. Die allgemeine Lexikologie versucht, solche Sachverhalte aufzudecken und zu beschreiben, die für viele Sprachen gelten. Die spezielle Lexikologie untersucht Wort und Wortschatz einer Sprache und ist somit Bestandteil der Theorie einer Sprache.
Die historische Linguistik berücksichtigt die Dialektik von Synchronie und Diachronie, um den Zustand des Wortschatzes als Resultat seiner Entwicklung im Zusammenhang mit und in Abhängigkeit von seinen Funktionen im sprachlichen Handeln zu beschreiben.
Lexikologie als Komponente der Forschungen zur Künstlichen Intelligenz. Mit der Entwicklung der Forschungen der Künstlichen Intelligenz entstand auch eine Forschungsrichtung, die das Lexikon untersucht, das „KI-Lexikon“ Ihr Gegenstand sind die kognitiven Fähigkeiten des Menschen und der Ablauf sprachlicher Prozesse beim Wortgebrauch.
Inzwischen haben sich innerhalb der Lexikologie verschiedene Zweige entwickelt, die in den einzelnen Handbüchern unterschiedlich dargestellt, aber insgesamt als Teildisziplinen anerkannt sind, und zwar rechnen wir dazu: die Lexikografie, die Phraseologie, die Etymologie, die Semantik, die Entlehnungslehre, die Onomastik/Namenkunde und die Wortbildungslehre.
2.2. Teildisziplinen der Lexikologie
Die Lexikografie befasst sich mit der Theorie und Praxis der Wörterbuchschreibung und steht in enger Beziehung zur Lexikologie. Einerseits wendet sie Ergebnisse der Lexikologie an, anderseits erhält die Lexikologie von ihr wissenschaftliche Forschungsanstöße. Die Metalexikografie ist die Theorie der Lexikografie. Sie richtet sich an die Erforschung der Wörterbücher. Die Wörterbuchforschung kann existierende Wörterbücher beschreiben, klassifizieren und beurteilen.
Unter Phraseologie versteht man die Disziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit Phraseologismen, also mit festen Wortverbindungen, beschäftigt. Darüber hinaus bezeichnet der Terminus Phraseologie auch die Gesamtheit der Phraseologismen einer Sprache, also den phraseologischen Bestandteil des Wortschatzes. Eine Teildisziplin der Phraseologie ist die historische Phraseologie.1
Die Semantik wird allgemein definiert als die Teildisziplin der Lexikologie, die sich mit den Bedeutungen der sprachlichen Ausdrücke einer Sprache beschäftigt Sie untersucht die Beziehungen der Wörter untereinander und ihre Entwicklung und Veränderung. Sie fragt nach den Bedeutungen einer bestimmten Situation.2
In der Semantik unterscheidet man zwei Klassen, Semasiologie und Onomasiologie. Die Onomasiologie fragt, wie etwas bezeichnet wird, während die Semasiologie fragt, was ein Lexem, ein Wort, bedeutet.
Aus dem Griechischen etymos - 'wahr'; Etymon – 'Urform des Wortes' leitet sich die Wissenschaft von der Herkunft der Wörter ab. Die Etymologie ist die Wissenschaft von der Herkunft der Wörter, der Veränderung und Entwicklung ihrer Formen und Bedeutungen, ihrer Verwandtschaft mit anderen Lexemen. Die Etymologie gibt es schon seit der Antike, aber die eigentliche sprachwissenschaftliche Etymologie entstand im 18 Jahrhundert.3
Die Onomastik oder Namenkunde beschäftigt sich mit der Erforschung von Eigennamen. Besonders ihre Bildung, Entstehung und räumliche Verbreitung werden untersucht. Trotz aller Eigenständigkeit des Untersuchungsgegenstandes und der Untersuchungsmethoden bei der Darstellung der Namen der deutschen Sprache bestehen enge Beziehungen zur Lexikologie. Sie hat ihren eigenen Gegenstand, den Namenschatz einer Sprache.4
Die Entlehnungslehre ist diejenige Teildisziplin der Lexikologie, die den Prozess der Übernahme fremder Wörter in einer Sprache erforscht und beschreibt, um die daran beteiligten Entlehnungsmodelle und Gesetzmäßigkeiten aufzudecken und festzulegen. Fremdsprachlicher Einfluss kann auf allen Sprachebenen stattfinden, z.B. auf der phonetischen, morphologischen oder lexikalischen Ebene. Entlehnungen kommen meist vor, wenn es in der eigenen Sprache keine Bezeichnung für entstandene Sachen und Sachverhalte gibt. Wenn diese Wörter fremdsprachiger Herkunft in das Sprachsystem integriert sind, bezeichnet man sie als Lehnwörter.
Die Wortbildung ist ein Prozess, bei dem neue Wörter aus schon in einer Sprache vorhandenen Einheiten gebildet werden. Dabei werden diese Einheiten immer morphosyntaktisch verändert. Damit steht dieses Gebiet zwischen anderen sprachwissenschaftlichen Disziplinen, einmal der Morphologie und einmal der Syntax. Wortbildung hat auch Einfluss auf die Wortbedeutung; so ist die Wortbildungslehre mit der Lexikologie verbunden. Gegenstand der Wortbildung ist die Beschreibung der Wortbildungsprozesse und ihrer Ergebnisse. Die wichtigste Methode, neue Wörter zu erschaffen, ist die unterschiedliche Kombination bereits vorhandener Elemente – Morpheme.
3. WORTBILDUNGSLEHRE
3.1. Gegenstand und Aufgabe der Wortbildungslehre
Unter Wortbildung verstehen wir die Bildung neuer Wörter aus vorhandenen Elementen nach Mustern und Modelle. Gegenstände der Wortbildungslehre sind daher:
- die Prozesse der Wortbildung,
- das zur Bildung neuer Wörter vorhandene Inventar an Wortbildungsmitteln
- die genutzten Muster und Modelle
- die Resultate der Wortbildungsprozesse – Wortbildungskonstruktionen
Diese zwar aufeinander bezogenen, aber unterschiedlichen Gegenstände erklären auch, warum die Wortbildungslehre enge Beziehungen zu Syntax, Morphologie, Semantik und Lexikologie eingeht. Indem sie die Regularitäten der Bildung neuer Wörter und die Entstehung neuer Einheiten als Produkte der Fügung kleinerer Elemente beschreibt, betrachtet sie ihren Gegenstand unter syntaktischen Aspekten. Sie untersucht Wortbildungskonstruktionen als regulär gebildete Syntagmen und kann somit die Produktivität und Kreativität der Wortbildung erklären. Untersucht sie jedoch die Elemente – Morpheme und Wörter – also das morphematische Inventar, so ist sie einer umfassenden Morphematik zuzuordnen. Da Wortbildungsprozesse die Wortart prägen und durch die Wortart ihrer Elemente bestimmt sind, besteht auch die Berechtigung, die Wortbildungstheorie als Bestandteil der Morphologie zu sehen.5 Schließlich haben Wortbildungsprozesse semantische Konsequenzen: es entsteht eine neue lexikalische Einheit, das Syntagma wird lexikalisiert. Durch die Lexikalisierung wird die semantische Selbständigkeit der Konstituenten partiell oder ganz aufgehoben. Mit ihr sind Prozesse der Idiomatisierung verbunden: die Bedeutung einer Einheit unterscheidet sich von der Summe der Konstituentenbedeutungen: Großvater bedeutet nicht großer Vater, ein Handschuh ist kein Schuh. So verfügen wir z.B. mit Verbalpräfixen über Mittel zur Bildung von Verben bestimmter Aktionsarten; verblühen, zerlegen, loslaufen sind egressive und ingressive Verben, d.h. sie bezeichnen Ende und Beginn der Handlung oder des Prozesses: mit bestimmten Nominalsuffixen können Substantive, wie Lehrer, Schreiberling, Friseur gebildet werden. Somit hat die Wortbildung auch einen lexikalisch-semantischen Aspekt. Die Produkte der Wortbildung gehen mit dem Prozess der Lexikalisierung in den Wortschatz ein, sie haben Inventarcharakter und gehören damit zum Gegenstand der Lexikologie.
3.2. Grundbegriffe: Morph, Morphem, Allomorph
(1) Morphe sind Elemente, die man durch die Segmentierung von Sätzen und Wörtern bzw. Aussagen gewonnen hat, die aber noch nicht klassifiziert sind. Es handelt sich dabei um konkrete Realisierungen eines Morphems. Morphe können also unzählige Male auftreten, z.B.: Schule: a) Die Kinder gehen in die Schule. b) In der Schule lernen sie das Einmaleins.
In diesen Sätzen kommt das Wort Schule zweimal vor. Es handelt sich um zwei Morphe, denn Schule lässt sich semantisch nicht weiter segmentieren. Beide Morphe gehören zum Morphem Schule.
(1) Morpheme sind die kleinsten sprachlichen Zeichen, also die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten der Sprache. Sie lassen sich semantisch nicht weiter zerlegen
z.B.: auf-, ge-, un-, zer-, -ung, -heit. –lich. –isch
(2) Ein Allomorph ist ein Morphem, das in einer äußerlich abgewandelten Form auftreten kann. Allomorphe sind Varianten des Morphems, d.h., sie unterscheiden sich in der äußeren Gestalt, nicht aber in ihrer Bedeutung, z.B: Wäld (kommt von Plural Wälder) ist Allomorph zum Morphem Wald.
3.2.1 Morphem Klassifikation
Die Morpheme werden nach folgenden Kriterien in verschiedene Typen unterteilt.6 Zuerst werden sie in freie und gebundene Morpheme unterteilt. Freie Morpheme werden in lexikalische und grammatische Morpheme unterteilt. Gebundene Morpheme werden in Basis Morpheme und grammatische Morpheme unterteilt. Ein freies Morphem kann als ein Wort vorkommen und allein stehen, z. B: Schule, schön, er usw.
Gebundene Morpheme können nicht allein stehen, z. B: komm - (kommen), Brom - (Brombeere), - lich, -heit,- keit, -ung usw.
Dagegen nennen wir Allomorphe wie Schül - (Schüler) oder Hemd - (Hemde), da eine Klassifizierung erst einem Schritt später auf Morphemebene erfolgt. Erst auf dieser Ebene treffen wir die Entscheidung für ein freies oder ein gebundenes Morphem. Man unterscheidet außerdem lexikalische und grammatische Morpheme. Lexikalische Morpheme tragen im Gegensatz zu den grammatischen Morphemen eine lexikalische Bedeutung, d.h., sie beziehen sich auf Gegenstände, Handlungen, usw. Es gibt freie und gebundene lexikalische Morpheme,z. B:
(1) Schule ist ein freies lexikalisches Morphem
(2) les (lesen) ist ein gebundenes lexikalisches Morphem
Die lexikalischen Morpheme werden als Grund- bzw. Basismorpheme bezeichnet. Auch grammatische Morpheme können frei oder gebunden sein. Zu den freien grammatischen Morphemen zählen die Funktionswörter; sie stellen Beziehungen zwischen sprachlichen Einheiten her und haben keine selbstständige Bedeutung. Dazu gehören Konjunktionen, Präpositionen, Artikeln, z.B. und, aber, oder, dass, ein usw.
Gebundene grammatische Morpheme sind die Flexionsmorpheme, welche Flexionsmerkmale wie Person, Numerus usw. angeben, zum Beispiel die Pluralendung -er in Bilder, die Infinitivendung -en in gehen. Wir zählen auch die Wortbildungsmorpheme zu den grammatischen Morphemen. Sie tragen eine wortbildende Bedeutung. Sie leisten durch den Prozess der Bildung eines neuen Wortes auch einen Beitrag zu dessen lexikalischer Bedeutung. Wortbildungsmorpheme sind Suffixe (z.B. -ung in Kleidung), Präfixe (z.B. un- in unmöglich), Zirkumfixe (z.B. be...t in behaart) und Affixoide (z.B. aufmachen). Diese Bezeichnung Präfix, Suffix, Zirkumfix bezieht sich zunächst allgemein nur auf die Stellung eines Morphems. Demnach können auch Flexionsmorpheme als Flexionssuffixe oder Flexionszirkumfixe bezeichnet werden.
3.3. Methoden der Wortbildungsanalyse
Die Sprachwissenschaft hat Methoden zur Analyse von Wortbildungskonstruktionen entwickelt, die auch der lexikologischen und grammatischen Untersuchung dienen.
3.3.1 Paraphrasierung
Durch die Paraphrasierung – die Umschreibung – werden die diskreten semantischen Elemente verbalisiert, die Gesamtbedeutung der Wortbildungskonstruktionen kann mit den Motivbedeutungen verglichen werden, sodass der Grad der Lexikalisierung verdeutlicht wird. Außerdem wird die Art der semantischen Beziehung zwischen den Konstituenten deutlich, z.B.
Tageszeitung – Zeitung, die jeden Tag erscheint
Tageslicht – Licht des Tages
Sackstraße – Straße, die nur von einer Seite zugänglich ist wie ein Sack
Dorfstraße – Straße in einem Dorf, die durch ein Dorf führt
Einbahnstraße – Straße, die nur in einer Richtung befahren werden darf7
3.3.2 Distinktive Opposition
Die Methode der distinktiven Opposition wird genutzt, um die Bedeutung von Wortbildungskonstruktionen aufzulösen und Affix-Bedeutungen zu isolieren. Die Wortbildungsbedeutung wird ermittelt. Die Methode der distinktiven Opposition dient in erster Linie der Untersuchung paradigmatischer Beziehungen, die zwischen den Elementen bestehen, die im gleichen Kontext auftreten können, z.B.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.3.3 Transformation
Die Transformation weist auf den Grad der Idiomatisierung hin. Ist die Überführung in den Status einer Wortgruppe nicht möglich, ist das Wort voll idiomatisiert; lässt sich die Konstruktion transformieren, liegt Teilidiomatizität vor oder die Wortbildungskonstruktion ist nicht idiomatisiert.
Die Transformation ermöglicht ferner, die semantischen Beziehungen zwischen den Konstituenten der Wortbildungskonstruktion aufzudecken und zu beschreiben, z.B.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese semantischen Beziehungen werden nicht durch die Morpheme ausgedrückt, sondern sind diskret und müssen mit Hilfe des Regelwissens erschlossen werden.8
3.3.4 Distributionsanalyse
Die Erfassung der Distribution eines sprachlichen Elements erlaubt es, Kombinationsmöglichkeiten und semantische Valenz eines Wortbildungsmittels zu beschreiben und so Funktion und Bedeutung von Wortbildungsmitteln zu bestimmen. Mit der Distributionsanalyse ermittelt man die syntagmatischen Beziehungen, dahin die Verbindbarkeit (auf der Ebene der Langue) und die Verbindung (auf der Ebene der Parole) des zu untersuchenden Elements mit anderen Elementen in der Redekette. So können Wortbildungsproduktivität, Restriktionen der Verwendung von Wortbildungselementen und damit auch Zentrum und Peripherie des Inventars deutscher Wortbildungselemente beschrieben werden.
3.3.5 Substitutionsanalyse
Die Substitution – der Ersatz eines Elements durch ein gleichbedeutendes – wird angewandt, um Synonyme oder Bedeutungsnuancierungen zu untersuchen, z.B.:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.3.6 Konstituentenanalyse
Die Bildung von Wörtern unterliegt bestimmten Mustern oder Prozessen. Ein Wortbildungsmuster für die Bildung von Berufsbezeichnungen ist beispielsweise die Suffigierung mit –er wie in Maler. Wortbildungsprozesse lassen sich in unterschiedlicher Weise darstellen. Um die Prozesse einer Wortbildung nachvollziehen zu können, gibt es die Konstituentenanalyse. Mit der Konstituentenanalyse werden die hierarchischen Beziehungen von Wortbildungselementen ermittelt. Eine Wortbildungskonstruktion wird auf verschiedenen Analyseebenen jeweils in unmittelbare Konstituenten segmentiert. In der Regel sind Wortbildungskonstruktionen auf einer Analyseebene binär. Für die Darstellung der Konstituentenstruktur eignen sich Stammbaumdarstellungen oder die Klammerform. Hochschullehrer kann folgendermaßen dargestellt werden:9
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4. WORTBILDUNGSARTEN
Die in einer Sprache vorhandenen Wortbildungskonstruktionen lassen sich in Arten und Typen ordnen. Die Kategorisierung richtet sich nach der Art der Wortbildungselemente, ihrer Kombination auf der Grundlage von Modellen und der daraus resultierenden Wortbildungsbedeutung. Die Kategorien Wortbildungsart und Wortbildungstyp werden somit auf den lexikalischen Bestand angewandt. Die Hauptarten in der deutschen Wortbildung werden danach unterschieden, ob auf der ersten Analyseebene nur Wörter als unmittelbare Konstituenten (UK) auftreten (Kompositum), also nachdem Muster Wort + Wort, wobei jede der Konstituenten eine Konstruktion sein kann: Haus + Tür; Haustür + Schloss; oder ob nur eine UK ein Wort ist, die durch Affixe abgewandelt wird: Wort + Suffix (Lehr-er) oder Präfix + Wort (Un-wetter). Im Folgenden soll eine systematische Übersicht über die verschiedenen Wortbildungsarten gegeben werden. Unter diesem Oberbegriff werden allgemeine Struktureigenschaften von Wortbildungsprodukten bzw. Wortbildungsmodellen nach der Beschaffenheit und Verknüpfungsweise der UK bzw. dem Fehlen einer UK – Struktur zusammengefasst.10 Wortbildungsarten mit UK-Struktur: Komposition (Zusammensetzung) und Derivation (Ableitung). Wortbildungsarten ohne UK-Struktur: Konversion und Kurzwortbildung. Bei der Konversion gibt es einen Wortartwechsel, bei der Kurzwortbildung gibt es keinen Wortartwechsel. Schema der Wortbildungsarten nach der Duden-Grammatik11
(1) Komposition
a. Determinativkomposita
- Possessivkomposita
- verdeutlichende Komposita
b. Kopulativkomposita
- endozentrische Komposita
- exozentrische Komposita
(2) Derivation
a. Suffixderivation
b. Präfixderivation
c. Zirkumfixderivation
(3) Konversion
(4) Kurzwortbildung
4.1. Komposition
Komposition nennt man den Wortbildungsprozess, das Kompositum (Zusammensetzung) ist das daraus entstandene Produkt. Das Kompositum ist eine Morphemverbindung, deren durch binäres Segmentieren gewonnenen Bestandteile lexikalische (z. B. Kochtopf = koch + Topf) bzw. freie grammatische (z. B Umland = um + Land) Morpheme oder Morphemverbindungen (z. B. Schnellkochtopf = schnell + Kochtopf) sind. Die Bestandteile des Kompositums, mit Ausnahme des Fugenelements, bezeichnet man als unmittelbare Konstituenten (UK). Im Hinblick auf deren Wortarten gibt es grundsätzlich keine Einschränkungen, z.B. Milchtüte = zwei Substantive, hellgelb = zwei Adjektive, immerfort = zwei Adverbien, Kochtopf = Verbstamm + Substantiv, Gegenlicht = Präposition + Substantiv, Allheilmittel = Pronomen + Substantiv.
4.2. Determinativkomposita
Bei der Determinativkomposita (DK) wird die zweite Konstituente durch die erste mehr bestimmt. Es herrscht also ein hypotaktisches (untergeordnetes) Verhältnis zwischen den beiden Bestandteilen. Das Erstglied heißt Bestimmungswort, das Zweitglied heißt Grundwort, wobei die Bedeutung des Kompositums im Grundwort bereits enthalten ist. Man spricht von einem endozentrischen Bedeutungsverhältnis der beiden Konstituenten z. B. Wolljacke = eine Jacke aus Wolle, Gartentor = ein Tor zum Garten, Frauenautoren = weibliche Autoren, Generalsmörder = Mörder eines Generals.12
Man kann sehen, dass das Bestimmungswort die Bedeutung des Grundworts spezifiziert, dabei kann die semantische Beziehung zwischen den beiden Konstituenten ganz unterschiedlich sein, bei uns ist Wolljacke das Material und Gartentor ist eine Richtung/Ziel. Außerdem bestimmt das Grundwort die Wortart der gesamten Konstruktion.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.2.1 Possessivkomposita
Die Possessivkomposita (PK), zwischen Bestimmungswort und Grundwort herrscht ebenfalls ein hypotaktisches Verhältnis. Der Unterschied zum DK ist, dass beim PK das, was Zusammensetzung bezeichnet, in der Zusammensetzung nicht explizit genannt wird. Dieses Bedeutungsverhältnis nennt man exozentrisch. Possessiv bedeutet, dass ein Besitzverhältnis angezeigt wird. Oft bezeichnen PK Personen, die das im Wort genannte besitzen.1314 Die Possessivkomposita sind eine besondere Art der Determinativkomposita. Zwischen den beiden UK besteht ebenfalls ein determinatives Verhältnis. Allerdings charakterisiert das Grundwort eine außerhalb der Komposition stehende und somit exozentrische Größe.
So ist ein Schlaukopf ein Mensch mit einem schlauen Kopf (das Wort Mensch kommt in der Zusammenbildung nicht vor), z. B: Rotkäppchen, Glatzkopf usw. PK sind: Rotkehlchen –Vögel, der ein rotes Kehlchen hat. Achtzylinder – Motor mit acht Zylindern, Zweirad – Fahrzeug mit zwei Rädern, Dreizack – Gerät mit drei Zacken, Rotbart – ein roter Bart, ein Mann mit rotem Bart, Langbein – eine Person, die lange Beine besitzt.15
4.2.2 Kopulativkomposita
Bei der Kopulativkomposita (KK) herrscht ein praktisches (nebengeordnetes) Verhältnis zwischen den beiden Bestandteilen. Ihre Reihenfolge ist theoretisch austauschbar und beide Teile bezeichnen gleichermaßen das Gemeinte. Kopulativkomposita sind gegenüber Determinativkomposita sehr viel seltener. Im Unterschied zu den Determinativkomposita sind die Bestandteile der Zusammensetzung einander nicht untergeordnet, sie sind gleichrangig und gehören ein und derselben Wortart an. Die Gleichrangigkeit der Glieder zeigt sich auch darin, dass bei der Paraphrasierung die Konjunktion Anwendung findet: Dichter-Diplomat: Dichter und Diplomat. Häufig werden die Kopulativkomposita mit einem Bindestrich geschrieben, um auf diese Weise besser das gleichwertige Verhältnis der beiden unmittelbaren Konstituenten anzuzeigen. Es gibt auch Kopulativkomposita mit drei gleichwertigen Konstituenten wie schwarz-rot-gold.16 Kopulativkomposita Beispiele: Strichpunkt = Strich + Punkt, Strumpfhose = Strumpf + Hose, Hemdbluse = Hemd + Bluse, süßsauer = süß + sauer, Chlorwasserstoff = Chlor + Wasserstoff, um Kopulativkomposita handelt es sich bei zusammengesetzten Namen oder Familiennamen, z.B. Schmidt-Langer, Anna-Marie usw.
4.3. Derivation
Derivation oder zu Deutsch auch Ableitung, ist in der Linguistik die Bezeichnung für ein Verfahren der Wortbildung. Derivation ist eine Wortbildungsart, bei der grundsätzlich Wortbildungsmorpheme als gebundene Morpheme zur Bildung neuer Wörter (Derivate) dienen.17 In morphologischer Hinsicht lassen sich Derivationen im Deutschen nach Art ihrer Affigierung, d.h. der Zusätze zu einem Grundmorphem, einteilen. Als Affixe kennt das Deutsche Suffixe, Präfixe, Infixe und Zirkumfixe. Für die Derivation spielen lediglich Suffixe, Präfixe und Zirkumfixe eine Rolle. Die damit verbundenen Wortbildungstypen nennt man Präfigierung, Suffigierung, die Zirkumfigierung. Alle drei Derivationen stehen zur Bildung von Substantiven, Adjektiven und Verben zur Verfügung. Es werden zunächst die produktiven heimischen (nativen) in alphabetischer Reihenfolge behandelt. Anschließend sind Fremdsuffixe onymische wie auch unproduktive vertreten.18 Ein großer Teil unseres Inventars an Affixen ist aus selbständigen Wörtern hervorgegangen. Das gilt z. B. für die Suffixe -heit /-keit. -heit hat die Bedeutung: Zustand, Art, Wesen. Man nimmt Verwandtschaft mit heiter an. Das bedeutete zunächst glänzend.
4.3.1 Explizite Derivation
Explizite Derivation umfasst Ableitung durch Präfixe und Suffixe. Danach unterscheiden wir Präfigierung oder Suffigierung. Auf diese Art und Weise werden sehr häufig Verben gebildet. Christine Römer gliedert die explizite Derivation in drei Gruppen. Sie unterscheidet zwischen Präfigierung, Suffigierung und kombinatorische Derivation (Zirkumfixderivation).
Wolfgang Fleischer erklärt die explizite Derivation als „eine Morphemkonstruktion, von deren unmittelbaren Konstituenten nur die erste auch frei im Satz vorkommen kann.“ Bei der expliziten Ableitung (auch explizite Derivation genannt) wird durch Anfügungen von Wortbildungsmorpheme an eine Basis ein neues Wort gebildet. Das Wort explizit bedeutet deutlich und kommt aus Lateinischen. Es heißt der Wortbildungstyp, weil man im Gegensatz zur expliziten Ableitung und Konversion beim binären Segmentieren Wortbildungsmorpheme erhält, die sichtbar für die neue Wortbildung verantwortlich sind. Der Teil, an den das Wortbildungsmorphem angehängt wird, heißt Basis. Diese Basis für Ableitungen können fast alle Wortarten sein: Substantive: Un-sinn; Bäch-lein; Herbst-lich; Verben: Lehr-er; ab-räumen; find-ig; Adjektive: Frech-heit; Schwanger-schaft; krank- haft, Adverbien: Genüg-e Pronomen: ander-s. Außerdem können Wörter, die selbst Wortbildungsprodukte sind, Basen für Ableitungen sein, z. B. Wissenschaftlich- keit, Verzauber-ung.
Je nach beteiligtem Wortbildungsmorphem spricht man von: Präfixbildung, Suffixbildung Zirkumfixbildung. Kennzeichnend für die Affixe ist, dass sie reichbildend sind, d.h. dass sie wiederholt in einer Wortbildung nach demselben Muster vorkommen, z.B. -ung = Substantive aus Verben: Buch-ung; Rechn-ung; Versuch-ung usw.
Präfixbildung – das Wortbildungsmorphem wird vorne an eine Basis angeschlossen – weist die Besonderheit auf, dass sie keine Wortartenwechsel bewirkt, jedoch eine Bedeutungsnuance, und dieses Phänomen heißt Modifikation, z. B. Verbpräfixe: be-: bestimmen, betrinken, bezwingen, ent- : entkommen, entlassen, entladen, er-: errechnen, erhören, ver -: verändern, versammeln, versprechen, zer - : zerstören, zerbrechen, zersingen miss- : missverstehen, missbiligen. 19 Präfixe bei Substantiv : ge-: Gestein, Gebälk, Geäst,er z-: Erzfeind, ur-: Urwald, Urgroßvater.
Manche Präfixe können sowohl an substantivische als auch an adjektivische oder verbale bzw. adverbiale Basen treten, z. B. un-: Unschuld (Substantiv), ungern (Adverb), unklug (Adjektiv), miss-: Misserfolg (Substantiv), missverstehen (Verb).
Suffixbildung – Wortbildungsmorpheme, die sich hinten an eine Basis ausschließen, dabei kann sich die Wortart ändern. Dieses Phänomen nennt man Transposition. Da es eine lange Liste an Suffixen gibt, werden wir hier nur die produktivsten aufführen. Suffixe zur Bildung von Substantiven: -e: Sprache, Süße, -er: Sänger, Trinker, Stecker,- ung: Überraschung, Versuchung, -heit/-keit: Freundlichkeit, Sicherheit.
Movierung oder Motion bezeichnet die Ableitung einer Personen- oder Tierbezeichnung, die das geschlechtliche Gegenstück nennt. Meistens werden weibliche Bezeichnungen von männlichen abgeleitet, z. B. Arzt –Ärztin, Professor –Professorin, Hund – Hündin. Seltener ist die Ableitung männlicher Bezeichnungen., z.B. Witwe – Witwer, Hexe –Hexer, Ente –Enterich. Für die deminutiv Bildung (Verkleinerung) gibt es zwei verschiedene Suffixe: -chen und –lein. Die Mundarten kennen noch -le, -la, -ke. Alle diese Suffixe bringen Neutra hervor, wobei ihre Distribution zu einem gewissen Grad an die lautliche Umgebung der Basis gebunden ist. So tritt an die Substantive auf –ch, -g und –ng in der Regel ein -lein z. B. Dach-lein, Zwerk-lein, Ring-lein. Substantive auf -l werden mit –chen verkleinert: z. B. Spiel-chen. Suffixe zur Bildung von Adjektiven -bar: essbar, lieferbar, haftbar, -ig: giftig, neugierig, -lich: glücklich, zärtlich, -sam: bedeutsam, sparsam, wundersam, -isch: angeberisch. Suffixe zur Bildung von Verben: -ig: reinigen, steinigen, -el: stückeln, herbsteln, -ier: fotografieren, rasieren.
Es gibt auch einigen verbreitete Fremdsuffixe aus dem Lateinischen -ion: Generation, Resolution, aus dem Griechischen -ast: Gymnasiast, aus dem Französischen -age: Massage.
Zirkumfixbildung – Zirkumfixe sind zwei Wortbildungsmorpheme, die gleichzeitig an eine Basis treten, z.B.
a. ge…e = Sammelbezeichnung, Kollektivum: Gebirge, Gelände oder als Wort mit negativer Bedeutung Getue, Gerede
b. be…t = mit der Bedeutung ist mit X versehen: bebrillt, beleibt, behaart
c. ge…t: geblümt, gestreift, gehörend 20
4.3.2 Implizite Ableitung
Das Prinzip der impliziten Derivation besteht in dem Ablaut bzw. einer Konsonantenveränderung im Wort. Implizite Derivation ist ein freies Morphem oder eine freie Morphemkonstruktion ohne Ableitungssuffix, das nicht durch zwei unmittelbare Konstituente, sondern als Ganzes durch seine semantischen und formalen Beziehungen auf ein anderes freies Morphem oder eine freie Morphemkonstruktion motiviert ist. Durch die implizite Derivation entstehen Derivate ohne erkennbare Affixe. Solche Derivate sind heutzutage nicht mehr produktiv. Im Gegensatz zur expliziten erfolgt die implizite Ableitung ohne Affixe. Von der Konversion unterscheidet sie sich durch einen Ablaut, d.h. durch die Änderung des Vokals im Verbstamm. Dieser ist sprachgeschichtlich durch die Flexion von starken Verben erklärbar, was heute nicht mehr in allen Fällen erkennbar ist, z.B. genießen –genuss, trinken–trank, beißen –biss, brechen –bruch, finden –fund usw.
Sie sind das Ergebnis der Überführung der Elemente anderer Wortklassen in die Klasse des Substantivs. Als Basis dienen meistens Verben, z. B. Flug, Entschluss, Ausschnitt usw. Der Stammvokal kann sich dabei verändern: werfen –Wurf, zwingen –Zwang oder unverändert bleiben : fallen –Fall, lügen – Lüge.
Implizite Ableitungen sind immer der verbal, es liegt also ein Verb als Basis zu Grunde, an dem der Wortbildungsprozess durchgeführt wird. Implizite Ableitungen zeichnen sich durch Ablaut, nicht durch Umlaut aus. Zur impliziten Ableitung rechnet man jedoch auch den heute nicht mehr produktiven Wortbildungsprozess vom starken zu schwachen Verben, z.B. fallen –fellen, trinken –trenken, sitzen –setzen, liegen –legen usw.
4.4. Konversion
Die Konversion ist das Übertreten von Wörtern in eine andere Wortklasse ohne Veränderung der Form. Kennzeichen der Konversion ist es, ein neues Wort zu bilden, indem ein Wortartwechsel ohne äußere morphologische Kennzeichen herbeigeführt wird, z. B: leben – das Leben, hier erfolgte ein Übergang vom Verb zum Substantiv, d.h. es ist eine deverbale Konversion. Flexionsmorpheme, z.B. die Infinitivendung, zählen nicht zum Bereich der Wortbildung und wirken sich nicht auf die Zuordnung zu einem Wortbildungstyp aus. Jede Wortart ist konversionfähig. Verbstammkonversion: rufen – der Ruf, schlafen –der Schlaf. Die Flexionsendung -en fällt in diesem Fall beim Übergang zum Substantiv weg. Infinitivkonversion: entfernen –das Entfernen, essen –das Essen. Bei dieser Art der deverbalen Konversion wird eine Verbindung aus Verbstamm + Infinitivendung substantiviert. Ergebnis ist also ein substantivierter Infinitiv. Substantiv / Verb: Film – filmen, Pflaster – pflastern, Adjektiv/Substantiv: deutsch – das Deutsch, alt – die Alte, Partizip/Substantiv: der lesende (Schüler) – der Lesende, die gefangene (Frau) – die Gefangene, Pronomen/Substantiv: du – das Du, Wortgruppe/Substantiv: (sich den) Kopf zerbrechen – das Kopfzerbrechen.
4.4.1 Substantivierung, Verbalisierung
Substantivierung stellt die häufigste Art der Konversion dar. In ein Substantiv können alle Wortarten überführt werden. Dem Wort wird ein Artikel vorangestellt und es wird mit einem großen Anfangsbuchstaben geschrieben. Am häufigsten werden Verben und Adjektive substantiviert: schwimmen → das Schwimmen, lernen → das Lernen, rot → das Rot.
Verben, Adjektive und Adverbien können sich bei der Substantivierung auch mit Affixen verbunden werden: reden → das Gerede, senden → die Sendung, schnell → die Schnelligkeit.
Bei der Verbalisierung werden nominale Ausdrücke in verbale umgeformt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie die Wörter in ein inhaltlich entsprechendes Verb umgeformt werden können (manchmal handelt es sich bei den angeführten nominalen Ausdrücken bereits um deverbale Bildungen). Einfache Verben, reflexive Verben, Verben mit Präpositionen: d as Parken → parken, die Stabilisierung → sich stabilisieren, die Hoffnung auf → hoffen auf. 21
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1 http://de.wikipedia.org/wiki/Phraseologie.
2 Schwarz, Chur: Semantik, ein Arbeitsbuch, S.15.
3 Schipann: Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache, S.40.
4 Kühn Lexikologie, S.3.
5 Schipann: Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache, S.45.
6 http://www.scribd.com/doc/21705006/LEXIKOLOGIE-der-dt-Sprache.
7 Schipann: Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache, S.112.
8 Schipann: Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache, S.113.
9 Schipann: Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache, S.114.
10 Fleischer /Barz: Wortbildung der Deutschen Gegenwartssprache, S.45.
11 DUDEN: Die Grammatik, S. 668.
12 Fleischer/Barz: Wortbildung der Deutschen Gegenwartssprache, S.130.
13 http://www.scribd.com/doc/21705006/LEXIKOLOGIE-der-dt-Sprache.
14 http://www.scribd.com/doc/21705006/LEXIKOLOGIE-der-dt-Sprache.
15 Fleischer/Barz: Wortbildung der Deutschen Gegenwartssprache, S.125.
16 Schunk, Studienbuch zu Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft, S.147.
17 Römer/Matzke: Lexikologie des Deutschen S.83.
18 Fleischer /Barz: Wortbildung der Deutschen Gegenwartssprache, S.146.
19 https://de.scribd.com/doc/21705006/LEXIKOLOGIE-der-dt-Sprache.
20 https://de.scribd.com/doc/21705006/LEXIKOLOGIE-der-dt-Sprache.
21 https://de.scribd.com/doc/21705006/LEXIKOLOGIE-der-dt-Sprache.
- Citation du texte
- Zlatan Delic (Auteur), 2015, Substantivische und adjektivische Zusammensetzungen in Goethes "Die Leiden des jungen Werthers" und die Entsprechungen im Bosnischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1268528
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