Gemeinhin wird von einer Zunahme von Belastungen gesprochen, denen Menschen heute ausgesetzt sind und die einer positiven Entwicklung im Wege stehen können. Es handelt sich um Risiken, die sie „auf intraindividueller Ebene, innerhalb der Familie, in der Peergroup, in der schulischen und beruflichen Ausbildung oder im gesamtgesellschaftlichen Kontext erfahren“ (Wustmann 2004, S. 09). Die Sozialpädagogik setzt vor allem dort an, wo diese Risiken eine negative Wirkung nach sich ziehen und Entwicklungsdefizite entstehen. Sie versucht durch ihr Eingreifen den daraus folgenden Problemen entgegenzuwirken.
Obwohl augenscheinlich vermehrt Risiken und unerwünschte Entwicklungsdefizite vorhanden sind, wurde im Bereich der Entwicklungspsychopathologie, die Aufmerksamkeit auf ein anderes Phänomen gelenkt: Längst nicht alle Menschen, die einer erheblichen Anzahl von Risikobelastungen ausgesetzt sind, entwickeln Probleme und Störungen. Es ist ihnen möglich, sich trotz dieser Widrigkeiten durchaus ‚normal’ und sogar sehr positiv zu entwickeln.
Dieses Phänomen wurde anfangs noch als „Invulnerabilität“ − Unverletzlichkeit − bezeichnet. Doch im Zuge weiterer Forschung, in der das Phänomen empirisch bestätigt wurde, fand eine Ausdifferenzierung dieses neuen Konzepts statt, welches sich in den 1980er Jahren vollends unter dem Begriff der „Resilienz“ in der Forschung etablierte. Die ursprünglich aus der Psychologie stammende Resilienzforschung fand bald Anklang in pädagogischen Kontexten und wird heute bereits in sozialpädagogischen Arbeitskonzepten verwendet. Für viele in diesem Bereich Tätigen geht von dem Begriff der Resilienz eine große Faszination aus, denn erstmals werden nicht nur die Risiken und die daraus resultierenden Defizite einer Person wahrgenommen. Mit ihm wendet sich der Fokus den Faktoren zu, die es einer Person ermöglichen, sich trotz aller Widrigkeiten positiv zu entwickeln und es stellt sich die Frage, wie es einigen Menschen möglich ist, dieses „Gleichgewicht“ zu finden um ihr Leben erfolgreich zu führen. Diese neue Blickrichtung in der Sozialpädagogik beschreiben Opp und Fingerle wie folgt:
„In der Zukunft wird es vor allem darum gehen, die Risiken kindlicher Entwicklung, die in modernen Gesellschaften für viele Kinder zunehmen, als Entwicklungsgefährdungen und nicht primär im Sinne von Defiziten zu erfassen. Im Zentrum des pädagogischen Interesses stehen mittlerweile die Potentiale und Ressourcen, die kindliche Entwicklung schützen und stärken.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Resilienz
- Definition
- Geschichtliche Herkunft/Wurzeln
- Konzeptuelle Grundlagen
- Risikoforschung
- Risikofaktoren
- Wirkungsweise von Risikofaktoren
- Vulnerabilität
- Forschung zu Schutzfaktoren
- Definition
- Wirkungsweise von Schutzfaktoren
- Ausblick
- Modelle der Wechselwirkung von Risiko- und Schutzfaktoren
- Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus
- Primäre und sekundäre Bewertung
- Bewältigungsformen
- Das Konzept der Salutogenese
- Definition
- Generalisierte Widerstandsressourcen
- Kohärenzgefühl
- Resilienzmodell nach Kumpfer
- Messung von Resilienz
- Studien zu Resilienz
- Die Kauai-Studie
- Das Bielefeld-Erlangen-Resilienz-Projekt
- Die Mannheimer-Risikokinderstudie
- Merkmale von Resilienz
- Personale Merkmale
- Soziale Merkmale
- Familiäre Merkmale
- Außerfamiliäre Merkmale
- Biologische Aspekte von Resilienz
- Resilienzförderung
- Zielgruppe
- Zeitpunkt und Dauer der Intervention
- Ziele
- Strategien
- Ebenen
- Risikoforschung
- Ressourcenorientierung in der Sozialpädagogik
- Begriffsbestimmungen Sozialarbeit - Sozialpädagogik
- Definition Ressourcen
- Ressourcenorientierung historisch
- Ressourcenorientierung in der Erwachsenenfürsorge
- Ressourcenorientierung in der Jugendfürsorge
- Ressourcenorientierung heute
- Die klassischen Methoden
- Soziale Einzel(fall)hilfe
- Soziale Gruppenarbeit
- Gemeinwesenarbeit
- Kritik
- Methoden heute
- Lebensweltorienterte Soziale Arbeit
- Sozialpädagogisches Handeln
- Dimensionen
- Prävention
- Kritik
- Bedeutung für die sozialpädagogische Praxis
- Empowerment
- Empowerment und sozialpädagogisches Handeln
- Ebenen
- Fazit
- Lebensweltorienterte Soziale Arbeit
- Defizitblickwinkel in der Sozialpädagogik
- Bedeutung der Ressourcenorientierung für sozialpädagogisches Handeln
- Kritik
- Die klassischen Methoden
- Implikationen für die sozialpädagogische Praxis
- Sozialpädagogisches Arbeiten und Resilienzförderung
- Zeitpunkt der Förderung
- Adressaten der Förderung
- Resilienzförderung auf der individuellen Ebene
- Resilienzförderung auf der Eltern-Ebene
- Eltern- und Erziehungskompetenzen
- Sozialpädagogisches Handeln auf der Eltern-Ebene
- Netzwerk-Ebene
- Sozialpädagogisches Arbeiten und Resilienzförderung
- Die Bedeutung der Resilienzforschung für die Sozialpädagogik
- Das Neue an der Resilienzforschung
- Erfolgreiche Bewältigung und der Fokus auf die Stärken
- Eigenaktivität
- Vorhersagbarkeit
- Resilienzforschung und Sozialpädagogik
- Von der defizitorientierten zur resilienzorientierten Haltung
- Defizitorientierung
- Resilienzorientierung
- Resilienzorientierung als Ressourcenorientierung
- Von der defizitorientierten zur resilienzorientierten Haltung
- Erweiterung der Ressourcenorientierung durch die Resilienzorientierung
- Resilienzorientierung in der sozialpädagogischen Praxis
- Resilienzförderung und Prävention
- Gemeinsame Ziele
- Einfluss der Resilienzförderung auf die Präventionsarbeit
- Grenzen resilienzorientierten Arbeitens
- Das Neue an der Resilienzforschung
- Bewertung der Ergebnisse
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Bedeutung der Resilienzforschung für die Sozialpädagogik. Sie analysiert die Konzepte der Resilienz und Ressourcenorientierung und untersucht deren Relevanz für die sozialpädagogische Praxis. Die Arbeit zielt darauf ab, die Implikationen der Resilienzforschung für die sozialpädagogische Praxis aufzuzeigen und die Möglichkeiten der Resilienzförderung in der Sozialpädagogik zu beleuchten.
- Resilienz als Konzept und dessen Bedeutung für die Sozialpädagogik
- Ressourcenorientierung in der Sozialpädagogik
- Die Verbindung von Resilienzforschung und Ressourcenorientierung
- Implikationen für die sozialpädagogische Praxis
- Resilienzförderung in der Sozialpädagogik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Resilienzforschung und deren Bedeutung für die Sozialpädagogik ein. Sie stellt die Problematik von Risikofaktoren und deren Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen dar und beleuchtet die Bedeutung der Resilienz als Schutzfaktor.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Konzept der Resilienz. Es definiert den Begriff, beleuchtet seine geschichtliche Entwicklung und analysiert die konzeptuellen Grundlagen. Dabei werden Risikofaktoren, Vulnerabilität, Schutzfaktoren und Modelle der Wechselwirkung von Risiko- und Schutzfaktoren betrachtet. Das Kapitel stellt verschiedene Resilienzmodelle vor, darunter das transaktionale Stressmodell nach Lazarus und das Konzept der Salutogenese. Es werden zudem Studien zur Resilienzforschung vorgestellt und die Merkmale von Resilienz auf personaler, sozialer und biologischer Ebene analysiert. Abschließend werden die Ziele, Strategien und Ebenen der Resilienzförderung diskutiert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Ressourcenorientierung in der Sozialpädagogik. Es definiert den Begriff der Ressourcen und beleuchtet die historische Entwicklung der Ressourcenorientierung in der Erwachsenen- und Jugendfürsorge. Das Kapitel analysiert die klassischen Methoden der Sozialpädagogik und stellt aktuelle Methoden wie die lebensweltorientierte Soziale Arbeit, Prävention und Empowerment vor. Es werden die Kritikpunkte an der Defizitorientierung in der Sozialpädagogik aufgezeigt und die Bedeutung der Ressourcenorientierung für sozialpädagogisches Handeln hervorgehoben.
Das vierte Kapitel untersucht die Implikationen der Resilienzforschung für die sozialpädagogische Praxis. Es beleuchtet die Möglichkeiten der Resilienzförderung auf individueller, Eltern- und Netzwerk-Ebene.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Resilienz, Ressourcenorientierung, Sozialpädagogik, Risikofaktoren, Schutzfaktoren, Vulnerabilität, Prävention, Empowerment, Defizitorientierung, Lebensweltorientierung, sozialpädagogisches Handeln, Familienarbeit, Netzwerk-Ebene.
- Citar trabajo
- Christina Witteck (Autor), 2008, Zur Bedeutung der Resilienzforschung für die Sozialpädagogik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126780
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