Kaiser Heinrich III., aus dem Geschlecht der Salier, führte das "sakrale Herrschertum" im Mittelalter zur Vollendung. Früh galt er als "Hoffnung des Reiches" und wurde demnentsprechend von Vater Konrad II. vorbereitet. Nachdem er Agnes von Poitou heirate, sie stand in enger Verbindung mit dem Reformkloster Cluny, läutete er den Kampf gegen die Simonie ein. Das verkommene Amt des Papstes wurde in Rom von den zwei herrschenden Adelsparteien der Tuskulaner und Crescentier gestellt. Mithilfe von Macht und Geld konnte praktisch jeder das Amt des Primaten übernehmen. In der Synode von Sutri im Jahre 1046 fand eine Wende in der Geschichte der katholischen Kirche statt. Durch eine Rückbesinnung der alten Werte konnte das Papsttum in den nächsten Jahrhunderten seine Blütezeit erleben. In dieser Arbeit begleiten wir Heinrich III. auf dem Weg zur Kaiserkrone und lernen ihn als sehr sakral geprägten Herrscher kennen, der es verstand, seine Macht gekonnt in Szene zu setzen. Wir nähern uns dabei den Vorgängen, die vor und während der Synode von Sutri stattgefunden haben. Dem Leser wird mit "Die Synode von Sutri" deutlich gemacht, welche große Rolle das Christentum vor allem im Hochmittelalter spielte und das Agieren der großen Herrscher beeinflusste.
Inhalt
1 Einleitung
2 Die Herrschaft Heinrichs III
2.1 Sakrale Königsherrschaft
2.2 Der Weg zur Synode
3 Die Synode von Sutri 1046
3.1 Das Problem der drei Päpste und dessen Lösung
3.2 Clemens II. – erster Reformpapst
4 Heinrich III. und die Kirchenreform
4.1 Sutri als Höhepunkt sakraler Königsherrschaft
4.2 Auswirkungen auf die Kirchenreform – theologische Bedeutung
5 Zusammenfassung
6 Literatur
1 Einleitung
Der aus dem Hause der Salier stammende Heinrich wurde am 28.10. 1017 geboren. Als deutscher Kaiser führte er die sakrale Königsherrschaft zum Höhepunkt und unterstützte mit dieser die Kirchenreformer.[1] Einer der entscheidenden Gründe dafür war die Einbringung Heinrichs in die Synode von Sutri im Jahre 1046. Dieser Essay soll beweisen, dass die Synode für die Kaisermacht Heinrichs III. von großer Bedeutung gewesen ist, aber auch ebenso die Kirchenreform in entscheidender Weise antrieb.
Der Essay ist in drei Teile gegliedert: ein einleitender Teil (Kapitel zwei) soll zunächst die Grundlagen für unsere Ausführungen bieten. Es werden grundlegende Informationen und Begrifflichkeiten über Heinrich und dessen sakrale Königsherrschaft vorgestellt. Zudem soll eine Hinführung zu der Entstehung der Synode das Ereignis besser verständlich machen. Den zentralen Teil dieser Arbeit bildet der zweite Teil (drittes Kapitel). Hier finden die Argu- mente und Beispiele ihren Platz. Mithilfe der in Sutri stattgefundenen Ereignisse nähern wir uns dem Beweis unserer These, dass die Synode von 1046 eine der großen Begründungen für Heinrichs vollendete Kaisermacht darstellte. Dabei sollen weder der theologische Aspekt, noch die Persönlichkeit des ersten Reformpapstes Clemens II. außer Acht gelassen werden. Im interpretativen dritten Teil werden wir die vorangegangenen Beispiele zu einer Begründung zusammenfassen. Im Hinblick auf die Kirchenreform soll so die große Bedeutung der Synode von Sutri hervorgehoben werden (Kapitel vier). Abschließend führt eine zusammenfassende Darstellung alle Ergebnisse noch einmal zusammen.
2 Die Herrschaft Heinrichs III.
2.1 Sakrale Königsherrschaft
Als Sohn des Kaisers Konrad II. und Gisela war Heinrich einer der am Besten auf die Königs- herrschaft vorbereiteten Herrscher. Schon im Alter von zehn Jahren salbte ihn Erzbischof Pilgrim von Köln 1028 in Aachen zum König. Der gebildete Thronfolger übernahm schließ- lich 1038 die Königsherrschaft für Burgund, nachdem er zuvor die Herzogtümer Bayern und Schwaben regieren durfte. 1039 trat er als Nachfolger seines verstorbenen Vaters die Herrschaft über das deutsche Reich an.[2] Ab diesem Zeitpunkt beginnt der einzigartige Weg Heinrichs III. als Herrscher über Welt und Geistlichkeit, der schon zu Lebzeiten des Vaters als „Hoffnung des Kaisertums“[3] bezeichnet wurde. Dass er diese Vermutung mit der zur Blüte gebrachten mittelalterlichen Kaiserherrschaft bestätigt hat, zeigen die folgenden Ausfüh- rungen über seine sakrale Königsherrschaft.
Unter dem Begriff „sakrale Königsherrschaft“, oder auch „theokratisches Herrschertum“ verstehen wir eine Sonderbezeichnung des „sakralen Herrschertums“, welches ursprünglich aus paganem Umfeld (Germanen) stammt und kultische Elemente mit einfließen lässt. Vorlagen boten insbesondere für das theokratische Herrschertum das Alte Testament mit den Sprüchen (die von König David stammen und handeln), sowie das Neue Testament mit der bedeutenden Stelle Röm 13 („Jedermann sei untertan der Obrigkeit [...]“). Demzufolge ist die Salbung eine wichtige Eigenschaft bei der Königskrönung. Besonders in den ottonisch-salischen Königtümern wurde der Herrscher als „vicarius“ (Stellvertreter), beziehungsweise „imitator Christi“ (Nachahmer Christi) gesehen.[4]
Um die Ursprünge seiner Gottesherrschaft zu finden, beschäftigen wir uns zunächst mit seiner Jugend. Als großer Einflussfaktor für die spätere sakrale Herrschaft Heinrichs war die große Marienverehrung des salischen Königshauses, in welchem die Gottesmutter sogleich als Schutzherrin fungierte. Durch die Marienverehrung des Vaters hoffte auch Heinrich auf eine Legitimation seiner Macht durch sie. Auf späteren Darstellungen des Königs(-paares) sollte sie des öfteren eine zentrale Figur sein.[5] Eine nicht unwichtige Rolle spielte Konrad-Chroniker und Hof-Gelehrter Wipo. Dieser stellte in seinem Fürstenspiegel für den jungen Mitregenten Verse und Programme auf, die Heinrich zu lernen hatte. Die Sinnsprüche waren sehr christlich geprägt und bereiteten den jungen Herrscher auf seine kommende Aufgabe vor.[6] Eine dritte Stütze sakraler Machtvorstellungen unseres Königs waren Symbolhandlungen, beziehungsweise rituelle Inszenierungen. Ständig sah sich Heinrich gezwungen (ob durch „gelernte“ Zeremonien, welche er zu Lebzeiten Konrads mitbekam oder durch die Verteidigung seiner Autorität) seine Macht in demonstrativen Kämpfen, Feiern, Huldigungen und Unterwerfungsakten zur Schau zu stellen. Die großen Inszenierungen von königlichen Erniedrigungen stammen nicht von Heinrich, jedoch brachte er diese zur Vollendung.[7] Durch die „memoria“ (Totengedächtnis) an Verstorbenen, insbesondere an seinem Vater Konrad, bemühte sich Heinrich vermehrt um die Erhaltung der Toten im Gedächtnis seiner Zeitgenossen. Nicht zuletzt die große Förderung des Speyrer Doms, welchen Konrad bereits zu bauen begann, sorgte für eine Verehrung des ewigen Lebens.[8]
Heinrich beschäftigte sich bereits früh mit theologischen Sachverhalten, was nicht zuletzt auf seine geistlichen Lehrer zurückzuführen ist. So berichtet etwa Abt Bern von Reichenau, mit welch großem Interesse Heinrich theologische Schriften anfordert. Eine Paradebeispiel für die Frömmigkeit des Saliers bietet seine Hochzeit mit Agnes von Poitou: er verwies jegliche Spielleute und Gaukler, da diese nicht seinem ernsten Gemüt entsprachen.[9] Jedoch ist auch die Frage zu stellen, ob dies nicht auch nur eine inszenierte Handlung war, da einige geistliche Würdenträger die Hochzeit aufgrund zu naher Verwandtschaft anfangs in Frage stellten und diese durch Heinrich so beschwichtigt werden sollten.
Die bereits oben angedeuteten Inszenierungen königlicher Macht, aber auch Demut, sollten eines der zentralen Merkmale bilden. Nach dem Sieg gegen die Ungarn in Menfö an der Raab 1044 legte Heinrich das Büßergewand an und dankte Gott für seinen Sieg. Er verzieh den Schuldigern ihre Sünde. Als nur eines von vielen Beispielen soll dies die Idee des Friedens Heinrichs III. widerspiegeln. Somit war es eines der großen Ziele des theokratischen Herrschers, den Frieden und das Evangelium Christi darzubringen. Zurück zu Wipo, der schon früh mit Proverbien (Sprüche) wie etwa „Melius est se humiliare quam exaltare“[10] auf Heinrich einwirkte, welcher sich nun als Friedensstifter ansah. Die meist ohne großen Zusammenhang zu lernenden kurzen Proverbien Wipos handeln davon, als rechtschaffender König von Gott belohnt und anerkannt zu werden (darunter zum Beispiel „qui bonum operatur, a Deo benedicatur“[11] ). Des weiteren werden Bildung und Weisheit als große Tugenden angesehen.
Es wurden einige Gründe für die sakrale Herrschaft Heinrichs III. vorgestellt, sowie einige Beispiele für seine Handlungen als theokratischer Herrscher gegeben. Auffallend ist aber auch der zwar nicht neue, aber bei Heinrich III. besonders ausgeprägte Vergleich mit König David. Dies stellt eine unmittelbare Verbindung zum Hause Gottes her und somit Heinrich als Erneuerer des Goldenen Zeitalters. Der König setzte sich an die Spitze des kanonischen Rechts und sorgte für die strenge Einhaltung kirchlicher Normen. Als großer Gegner von Simonie bestimmte er kirchliche Würdenträger (etwa Bischöfe) nach kanonischen Kriterien und versah sie dabei mit Bischofsstab und –ring.[12] Damit fällt das Recht, die höchsten kirchlichen Würdenträger zu bestimmen, auf einen weltlichen Herrscher. Dies sollte später einen der Hauptgründe für den Investiturstreit darstellen.
Aber die Königsherrschaft Heinrichs III. war nicht nur durch den sakralen Charakter, sondern auch durch das große Bewusstsein, einer großen Herrscherreihe anzugehören, gekennzeichnet. Zeitgenossen (etwa Wipo oder Arnulf von Metz) führten Heinrich auf Otto den Großen und nicht zuletzt durch die Heirat seiner ersten Frau Gisela auf Karl den Großen zurück. Fassen wir nun alle Punkte der sakralen Herrschaft Heinrichs III. zusammen, so können wir diese auf zwei Schlüsselwörter gründen: pax (Frieden) und lex/iustitia (Gesetz/ Gerechtigkeit).[13] Der Kaiser entwickelte schließlich ein Programm, welches das Erreichen des Ewigen Heils als Ziel hatte. Als „Stellvertreter Christi“ auf Erden sah er sich der Aufgabe entgegen, allen Menschen Frieden zu bringen.[14]
[...]
[1] Vgl. Lexikon des Mittelalters. Band IV Erzkanzler bis Hiddensee. 2039-2041
[2] Vgl. Ebd.
[3] Laudage, Johannes: Heinrich III. (1017-1056) – Ein Lebensbild. In: Rathofer, Johannes (Hrsg.) (2000): Das Salische Kaiserevangeliar. Der Kommentar. Band I. Reihe: Der Codex Aureus Escorialensis. Die Faksimile-Edition. Münster: Bibliotheca Rara Verlagsgesellschaft. 87
[4] Vgl. Anton, H.H. in: Lexikon des Mittelalters. Bd. VII. Planudes bis Stadt (Rus’). 1263-1266
[5] Vgl. Laudage: Heinrich III. 92
[6] Wipo: Bresslau, Harry (Hrsg.) (1915)3: Die Werke Wipos. Hannover: Hahn
[7] Vgl. Laudage: Heinrich III. 94f.
[8] Ebd. 97
[9] Boshof, Egon (2000)4: Die Salier. Stuttgart [u.a.]: Kohlhammer. 94-96
[10] „Es ist besser, sich zu erniedrigen, als sich zu erhöhen“, Ebd. 100
[11] „Wer gut handelt, wird von Gott belohnt werden“ in Bresslau, Harry (Hrsg.) (1915)3: Die Werke Wipos. Hannover: Hahn. 66-74
[12] Vgl. Weinfurter, Stefan (2004): Das Jahrhundert der Salier. 1024-1125. Kaiser oder Papst? Ostfildern: Thorbecke. 90-95
[13] Boshof, Egon (2000)4: Die Salier. Stuttgart [u.a.]: Kohlhammer. 94f.
[14] Vgl. Laudage: Heinrich III. 100-102
- Citar trabajo
- Johannes Voss (Autor), 2008, Die Synode von Sutri 1046, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126745
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