Aller Interpretationsvielfalt der vergangenen Jahrhunderte zum Trotz verbindet ein gattungsübergreifendes literaturhistorisches Merkmal Kleists "Amphitryon" mit vielen anderen Werken jener Zeit um 1800 und bildet somit ein unverrückbares Fundament für ein offenes hermeneutisches Verfahren: Der antike Mythos und seine Gottheiten sind nicht nur fester Stoffbestandteil von Kleists Verwechselungskomödie, sondern auch Goethes "Iphigenie auf Tauris" verweist auf eine mythische Symbolik als Symptom der Mythologiedebatte im 18. Jahrhundert. Ganz unzweifelhaft sind der antike Mythos auf der einen Seite und seine Gottheiten auf der anderen, untrennbar miteinander verknüpft. Eine genauere Betrachtung der Götter kann demnach nur im Kontext ihrer spezifischen Einbettung in den Mythenstoff fruchtbar gestaltet werden.
Diesen theoretischen Überlegungen folgend sollen die Götterfiguren der beiden Dramen miteinander verglichen werden. Die zentrale Leitfrage dieser Arbeit lautet: Welche Unterschiede bestehen in der mythopoetischen Stoffverarbeitung beider Werke und welche kunsttheoretischen Auffassungen ihrer Autoren lassen sich daraus ableiten?
Im Hauptteil dieser Ausarbeitung soll eine textintentionale Analyse der Götterfiguren durchgeführt werden. Hierbei liegt der Deutungsschwerpunkt auf dem Mensch-Gott-Verhältnis, um das poetologische Wirken der mythischen Götter in Relation zu ihren antiken Vorbildern zu betrachten. Im Schussteil soll - auf Grundlage des Vergleichs der Götterfiguren - der autorspezifische und kunstphilosophische Charakter des Mythos freigelegt werden. Doch zunächst muss in einem literaturhistorischen Abriss der Frage nachgegangen werden, warum eine ganze Literaturepoche eine starke Affinität zu antiken Stoffen signalisierte und aus welchem Grund auf die altgriechische Mythenwelt zurückgegriffen wurde?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der antike Mythos in der Dichtung des 18. Jahrhunderts
- Gegenüberstellung der Götterfiguren
- Götterfiguren im "Amphytrion": Jupiter, Merkur, Herkules
- Gottesfigur in der "Iphigenie": Diana
- Divergierende Dimensionen der Mythenrezeption: Kleist vs. Goethe
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Götterfiguren in Kleists "Amphitryon" und Goethes "Iphigenie auf Tauris" im Kontext des Mythendiskurses des 18. Jahrhunderts. Ziel ist es, die Unterschiede in der mythopoetischen Stoffverarbeitung beider Werke aufzuzeigen und daraus kunsttheoretische Auffassungen der Autoren abzuleiten.
- Die Rolle des antiken Mythos in der Literatur des 18. Jahrhunderts
- Die Darstellung von Götterfiguren in Kleists "Amphitryon" und Goethes "Iphigenie auf Tauris"
- Das Mensch-Gott-Verhältnis in beiden Dramen
- Die kunstphilosophischen Auffassungen von Kleist und Goethe
- Die Bedeutung des Mythos als Vermittlungsmedium zwischen Tradition und Moderne
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Leitfrage der Arbeit vor. Im zweiten Kapitel wird der antike Mythos in der Dichtung des 18. Jahrhunderts beleuchtet, wobei die unterschiedlichen Ansätze der Weimarer Klassik und der Frühromantik im Umgang mit mythischen Stoffen herausgestellt werden. Das dritte Kapitel widmet sich einer Gegenüberstellung der Götterfiguren in Kleists "Amphitryon" und Goethes "Iphigenie auf Tauris". Dabei werden die spezifischen Charakteristika der einzelnen Götterfiguren analysiert und in Bezug zu ihren antiken Vorbildern gesetzt. Im vierten Kapitel werden die divergierenden Dimensionen der Mythenrezeption bei Kleist und Goethe im Kontext ihrer jeweiligen kunsttheoretischen Auffassungen untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den antiken Mythos, die Götterfiguren in Kleists "Amphitryon" und Goethes "Iphigenie auf Tauris", den Mythendiskurs des 18. Jahrhunderts, die Weimarer Klassik, die Frühromantik, das Mensch-Gott-Verhältnis, die kunsttheoretischen Auffassungen von Kleist und Goethe sowie die Bedeutung des Mythos als Vermittlungsmedium zwischen Tradition und Moderne.
- Quote paper
- Daniel Loch (Author), 2008, Vergleich der Götterfiguren in Kleists "Amphitryon" und in Goethes "Iphigenie" vor dem Hintergrund des Mythendiskurses im 18. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126673
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