Martin Luther ist bekannt als der große Reformator und Widersacher der römisch-katholischen Kirche. Doch wie verhielt sich Luther gegenüber seinem engsten sozialen Umkreis? Anhand seines Verhältnisses zu Andreas Bodenstein aus Karlstadt versucht diese Arbeit Martin Luther genauer zu erfassen. Seine Person ist dem heutigen Publikum eher als Verursacher und brutaler Agitator der Wittenberger Unruhen bekannt. Jochen Horst spielt in dem 2003 erschienen Film „Luther“ einen Bodenstein, der sich gänzlich gegen die Ansichten Luther stellt und von diesem als schlechter Geist vertrieben wird. Doch wie sehr gibt diese Interpretation der Drehbuchautoren Camille Thomasson und Bart Gavigan die wahre Person Karlstadts wieder? Ich werde mich mit der Beziehung zwischen Andreas von Bodenstein, auch Karlstadt genannt, und Luther derart auseinandersetzen, dass ich nicht nur Luthers Biographen „befrage“, sondern vielmehr ein neutrales und unverfälschtes Bild dieser sozialen Interaktion aufzeigen werde.
Ich werde zunächst die erste Begegnung der beiden Protagonisten und den gemeinsamen Kampf gegen die katholische Kirche erörtern. Der Abschnitt über die Hintergründe der Entzweiung wird aufgrund der differierenden Forschungsansichten schwer zu greifen sein. Bei den Untersuchungen ist deutlich geworden, dass der Lutherhistoriker das Bild Karlstadts als Sündenbock präsentiert. Dieser einseitigen Darstellungsweise wird meine Arbeit entgegenwirken. Ich werde daher versuchen einen Überblick der Ursachen für den Streit zu liefern – wobei ich mehr auf die Karlstadthistoriker eingehen werde. Ein plausibles Ergebnis verlangt einen kurzen Nachweis der einzelnen Theorien anhand einschlägiger Quellen. Leider wird die Quellenarbeit aufgrund des äußerst begrenzten Rahmens nur einen geringen Teil einnehmen können. Die beiden großen, schriftlich ausgetragenen Diskussionen über die Feier der Eucharistie und der subjektiven, beziehungsweise objektiven Bibelexegese, können leider nur kurz erläutert werden, ohne jedoch die einzelnen Schriften genauer zu inspizieren.
Ich werde meine Arbeit nahezu chronologisch aufbauen, um auf diese Weise einen nachvollziehbaren Abriss der Ereignisse zu liefern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Karlstadt und sein Verhältnis zu Luther bis 1521
- Luthers Lehrer und Bewunderer
- Der gemeinsame Kampf
- Erste Differenzen
- Luther auf der Wartburg – Karlstadt neuer Anführer?
- Der Vorwurf des subjektiven Verständnisses
- Karlstadts Rolle in der Wittenberger Bewegung
- Karlstadts Neuerungen
- Die Ankunft der Zwickauer Propheten
- Luther verurteilt Karlstadt
- Karlstadt in Orlamünde
- Die Pfarrei unter Karlstadt
- Der Beginn der Streitschriften
- Die Vertreibung Karlstadts auf Initiative Luthers
- Der Abendmahlstreit zwischen Karlstadt und Luther
- Kontroverse Theorien - Realpräsenz oder Symbolik
- Luthers Theorie der Realpräsenz
- Karlstadts Abendmahlslehre
- Der Streit
- Die Auswirkungen
- Kontroverse Theorien - Realpräsenz oder Symbolik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis zwischen Andreas Bodenstein von Karlstadt und Martin Luther. Ziel ist es, ein neutrales und unverfälschtes Bild ihrer sozialen Interaktion zu zeichnen, jenseits der oft einseitigen Darstellung Karlstadts als Sündenbock. Die Arbeit vermeidet eine reine Rezeption bestehender Lutherbiographien und stützt sich auf vielfältigere Quellen.
- Die Entwicklung der Beziehung zwischen Karlstadt und Luther von der anfänglichen Zusammenarbeit bis zum Bruch.
- Die Ursachen für die Meinungsverschiedenheiten und den Streit zwischen den beiden Reformatoren.
- Karlstadts Rolle in der Wittenberger Bewegung nach Luthers Weggang auf die Wartburg.
- Der Abendmahlstreit als zentraler Punkt der Auseinandersetzung.
- Eine vergleichende Analyse der theologischen Positionen Karlstadts und Luthers.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Zielsetzung der Arbeit: die neutrale Darstellung des Verhältnisses zwischen Luther und Karlstadt, ohne sich auf einseitige Darstellungen Karlstadts als bloßen Agitator zu verlassen. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit, der sich chronologisch an den Ereignissen orientiert, und benennt die Herausforderungen der Quellenarbeit aufgrund des begrenzten Umfangs der Arbeit.
Karlstadt und sein Verhältnis zu Luther bis 1521: Dieses Kapitel beschreibt die ersten Begegnungen und die anfängliche Zusammenarbeit zwischen Karlstadt und Luther im Kampf gegen die katholische Kirche. Es wird die Entwicklung von Karlstadts theologischen Ansichten dargestellt und seine anfängliche Bewunderung für Luther hervorgehoben, inklusive der Bedeutung von Luthers Kritik an der Scholastik für Karlstadts Entwicklung. Das Kapitel legt dar, wie die anfängliche Übereinstimmung in den reformatorischen Bemühungen schliesslich Differenzen entstehen liess.
Luther auf der Wartburg – Karlstadt neuer Anführer?: Dieses Kapitel beleuchtet die Zeit Luthers auf der Wartburg und die damit einhergehende Zunahme an Einfluss und Aktivität Karlstadts in Wittenberg. Es beschreibt die von Luther kritisierten Neuerungen Karlstadts und die Rolle der Zwickauer Propheten. Der Fokus liegt auf der zunehmenden Distanz zwischen Luther und Karlstadt und den Ursachen für Luthers negative Bewertung von Karlstadts Wirken in dieser Phase.
Karlstadt in Orlamünde: Das Kapitel beschreibt Karlstadts Wirken als Pfarrer in Orlamünde nach seiner Vertreibung aus Wittenberg. Es beleuchtet seine dortige Tätigkeit, den Beginn der Streitschriften mit Luther und die anhaltende Auseinandersetzung mit Luthers Theologie. Es betont die Konsequenzen von Luthers Einfluss und dessen Rolle in Karlstadts weiterer Entwicklung und dem Verlauf des Konflikts.
Der Abendmahlstreit zwischen Karlstadt und Luther: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die theologische Kontroverse über das Abendmahl als einen zentralen Punkt der Auseinandersetzung zwischen Luther und Karlstadt. Es werden die unterschiedlichen Positionen beider Reformatoren bezüglich der Realpräsenz und Symbolik des Abendmahls dargestellt. Die Zusammenfassung analysiert die argumentativen Strategien beider Seiten und bewertet die Tragweite dieses Streites für die weitere Entwicklung der Reformation.
Schlüsselwörter
Martin Luther, Andreas Bodenstein von Karlstadt, Reformation, Abendmahlstreit, Wittenberger Bewegung, Scholastik, Mystik, Bibelinterpretation, Reformatorenvergleich, Theologische Kontroverse.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu: Das Verhältnis zwischen Andreas Bodenstein von Karlstadt und Martin Luther
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis zwischen Andreas Bodenstein von Karlstadt und Martin Luther. Sie zielt auf eine neutrale und ausgewogene Darstellung ihrer Interaktion ab, ohne Karlstadt einseitig als Sündenbock darzustellen. Die Arbeit basiert auf einer Vielzahl von Quellen und vermeidet eine reine Rezeption bestehender Lutherbiographien.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Beziehung zwischen Karlstadt und Luther von der Zusammenarbeit bis zum Bruch, die Ursachen ihrer Meinungsverschiedenheiten und ihres Streits, Karlstadts Rolle in der Wittenberger Bewegung nach Luthers Weggang auf die Wartburg, den Abendmahlstreit als zentralen Konfliktpunkt und einen vergleichenden Analyse der theologischen Positionen beider Reformatoren.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist chronologisch aufgebaut und gliedert sich in Kapitel zu Karlstadts und Luthers Beziehung bis 1521, Luthers Zeit auf der Wartburg und Karlstadts Rolle in Wittenberg, Karlstadts Wirken in Orlamünde, dem Abendmahlstreit und einem Fazit. Jedes Kapitel enthält eine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf vielfältigere Quellen als reine Rezeption bestehender Lutherbiographien. Der genaue Umfang und die spezifischen Quellen werden im Text der Arbeit detailliert beschrieben (diese Informationen sind in der Vorschau nicht vollständig enthalten).
Welche Rolle spielte Karlstadt in der Wittenberger Bewegung nach Luthers Weggang?
Nach Luthers Weggang auf die Wartburg nahm Karlstadt eine führende Rolle in Wittenberg ein. Er führte Neuerungen ein, die von Luther später kritisiert wurden. Die Ankunft der Zwickauer Propheten verschärfte die Situation weiter und trug zur wachsenden Distanz zwischen Luther und Karlstadt bei.
Was war der Abendmahlstreit?
Der Abendmahlstreit war eine zentrale theologische Kontroverse zwischen Luther und Karlstadt. Sie hatten unterschiedliche Auffassungen über die Realpräsenz und Symbolik des Abendmahls. Dieser Streit hatte weitreichende Folgen für die weitere Entwicklung der Reformation.
Wie lässt sich das Verhältnis zwischen Luther und Karlstadt zusammenfassen?
Das Verhältnis zwischen Luther und Karlstadt entwickelte sich von anfänglicher Zusammenarbeit und gegenseitiger Bewunderung zu einer tiefgreifenden und öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzung. Die Ursachen hierfür liegen in unterschiedlichen theologischen Interpretationen und politischen Strategien.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Martin Luther, Andreas Bodenstein von Karlstadt, Reformation, Abendmahlstreit, Wittenberger Bewegung, Scholastik, Mystik, Bibelinterpretation, Reformatorenvergleich, Theologische Kontroverse.
- Citation du texte
- Michael Gorissen (Auteur), 2008, Andreas Bodenstein zu Karlstadt und Martin Luther, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/126665