Child Language Brokering beschreibt das Phänomen, dass Kinder für ihre Eltern oder seltener andere Erwachsene mit Migrationshintergrund bzw. Fluchtgeschichte sprachmitteln. In Deutschland ist dieses Phänomen in Forschung sehr wenig untersucht, ebenfalls ist unbekannt, wie viele Kinder Aufgaben als Dolmetschende übernehmen. Laut dem Statistischen Bundesamt hatten 39,0 % der Kinder und Jugendlichen zwischen fünf und 15 Jahren im Jahr 2020 einen Migrationshintergrund, Tendenz steigend. Da der Spracherwerb im Migrationsprozess langwierig sein kann, gehört für viele Kinder und Jugendliche das Sprachmitteln für die Eltern oder andere Verwandte zum Alltag dazu. Der Einsatz von Child Language Brokering wird zunehmend auch in der öffentlichen Meinung sowohl von Verbänden und Organisationen als auch in Zeitschriften und Podcasts höchst kritisch betrachtet. Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer versteht Child Language Brokering gemäß der UN-Kinderrechtskonvention als Ausbeutung von Kindern und wirft die Frage nach dem Kindeswohl durch die Belastung als Folge der Dolmetschtätigkeit auf.
Auch in der Sozialen Arbeit übersetzen Kinder notgedrungener Weise immer wieder für ihre Eltern oder andere Erwachsene, da Sprachmittlungen häufig anderweitig nicht verfügbar sind. Hierdurch wird die wissenschaftliche Frage aufgeworfen, welche Anforderungen sich an den Kinderschutz in der Sozialen Arbeit in Hinblick auf den Einsatz von Child Language Brokering ergeben. Dabei ist von entscheidendem Erkenntnisinteresse die Frage, wie sich Child Language Brokering auf die psychische Gesundheit von Kindern auswirkt, um einzuschätzen, welchen Einfluss das Sprachmitteln auf die kindliche Entwicklung hat. Zusätzlich stellt sich die Frage, worin Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Child Language Brokering in Hinblick auf Kinderschutz in der Sozialen Arbeit liegen. Diese Frage bezieht sich darauf, welchen Umgang Fachkräfte der Sozialen Arbeit in der Praxis in verschiedenen Kontexten und Settings mit Child Language Brokering entwickeln sollen. Im Fokus steht hierbei die Gewährleistung des Kinderschutzes.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Theoretische Grundlagen
- 2.1 Kinderschutz
- 2.1.1 Der Begriff Kinderschutz im deutschen Recht
- 2.1.2 Das enge und breite Verständnis von Kinderschutz
- 2.1.3 Der Begriff Kinderschutz im internationalen Recht
- 2.1.4 Risiko- und Schutzfaktoren für die kindliche Entwicklung
- 2.1.5 Destruktive Parentifizierung als Risikofaktor
- 2.1.6 Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Child Language Brokering
- 2.1.7 Zwischenfazit
- 2.2 Child Language Brokering
- 2.2.1 Definition und begriffliche Abgrenzung
- 2.2.2 Bilingualität und Bikulturalität
- 2.2.3 Relevanz der kindlichen Entwicklung
- 2.2.4 Einfluss der Familiendynamik
- 2.2.5 Parentifizierung
- 2.2.6 Risiken für die mentale Gesundheit
- 2.2.7 Strukturelle Ursachen in Deutschland
- 2.2.8 Zwischenfazit
- 3 Forschungsmethodisches Vorgehen
- 3.1 Begründung des qualitativen Forschungsparadigmas
- 3.2 Datenerhebungsinstrument
- 3.3 Fallauswahl und Fallportrait
- 3.4 Interviewsituation und Transkription
- 3.5 Datenanalyse
- 4 Vorstellung der empirischen Ergebnisse
- 4.1 Rahmenbedingungen und Übersetzungssituationen
- 4.1.1 Rahmenbedingungen
- 4.1.2 Übersetzungssituationen
- 4.2 Emotionen und psychische Belastungen
- 4.2.1 Emotionale Reaktionen
- 4.2.2 Psychische Belastungen
- 4.3 Familiendynamik
- 4.4 Folgen von Child Language Brokering
- 4.5 Professionelle Sicht auf Child Language Brokering
- 5 Einordnung der empirischen Ergebnisse in den aktuellen Forschungsstand
- 6 Abschlussdiskussion und Fazit
- Literaturverzeichnis
- Anhang
- Kinderschutz und dessen Bedeutung im deutschen und internationalen Recht
- Definition und Abgrenzung des Begriffs Child Language Brokering
- Die Auswirkungen von Child Language Brokering auf die kindliche Entwicklung und die psychische Gesundheit von Kindern
- Die Rolle der Familiendynamik im Kontext von Child Language Brokering
- Handlungsempfehlungen für die Soziale Arbeit im Umgang mit Child Language Brokering und die Gewährleistung des Kinderschutzes
- Kapitel 1 Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Child Language Brokering ein, beschreibt die Relevanz des Themas in Deutschland und die damit verbundenen Herausforderungen für den Kinderschutz.
- Kapitel 2 Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Darstellung der relevanten theoretischen Grundlagen zu den Themen Kinderschutz und Child Language Brokering. Es behandelt den Begriff des Kinderschutzes im deutschen und internationalen Recht, beleuchtet Risiko- und Schutzfaktoren für die kindliche Entwicklung und analysiert die Folgen von Parentifizierung.
- Kapitel 3 Forschungsmethodisches Vorgehen: In diesem Kapitel wird das methodische Vorgehen der empirischen Arbeit erläutert, einschließlich der Begründung des qualitativen Forschungsparadigmas, des Datenerhebungsinstruments, der Fallauswahl und der Datenanalyse.
- Kapitel 4 Vorstellung der empirischen Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung, die sich auf die Rahmenbedingungen und Übersetzungssituationen, die emotionalen Reaktionen und psychischen Belastungen, die Familiendynamik und die Folgen von Child Language Brokering konzentrieren.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit dem Phänomen des Child Language Brokering, bei dem Kinder als Dolmetscher für ihre Eltern oder andere Erwachsene mit Migrationshintergrund fungieren. Die Arbeit untersucht die Auswirkungen dieser Sprachmittlungsrolle auf die psychische Gesundheit von Kindern und analysiert die Herausforderungen, die sich für den Kinderschutz in der Sozialen Arbeit daraus ergeben.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Child Language Brokering, Kinderschutz, Migrationshintergrund, Sprachmittlung, psychische Gesundheit, Familiendynamik, Parentifizierung, Soziale Arbeit, Handlungsempfehlungen, Forschungsmethodik, qualitative Forschung, empirische Ergebnisse.
- Arbeit zitieren
- Sabine Chromy (Autor:in), 2022, Child Language Brokering und Kinderschutz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1266264