Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Affigierung, dem Anfügen eines Affixes an einen Wortstamm. Hierzu werden verschiedene Grammatiken und Einführungen in die Wortbildung, unter anderem die klassische "Duden Grammatik", das "Basiswissen Deutsche Wortbildung" von Elke Donalies, die "Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache" von Fleischer/Barz sowie einige weitere Werke zur Hilfe gezogen. Zu Beginn wird das Affix als Wortbildungseinheit definiert und die gängigsten Arten des Affixes, das Präfix, das Suffix und das Zirkumfix sowie weitere Realisierungsformen des Affixes erläutert. Außerdem wird das Konfix genauer betrachtet. Im Folgenden wird der Versuch unternommen, wichtige Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Affix-Darstellung in den verschiedenen Grammatiken herauszuarbeiten und zwei Ansätze der internen Gliederung von Affixen sollen näher betrachtet werden.
Inhalt
1. Einleitung
2. Das Affix als Wortbildungseinheit
2.1 Definition des Affixes in verschiedenen Grammatiken
2.2 Präfix, Suffix, Zirkumfix – Affixarten
2.3 Abgrenzung Affix und Konfix
3. Berührungspunkte und Abweichungen in der Affix-Beschreibung
3.1 Unterscheidung transponierende, determinierende und determinierte Affixe
3.2 Gliederung in substantivische, adjektivische und verbale Wortbildung bei Altmann und Fleischer / Barz
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Jahr 2019 lautete das Wort des Jahres „Respektrente“ und auch Wortkreationen wie „Rollerchaos“, „brexitmüde“ oder „gegengoogeln“ wurden von der Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. in die Top-Ten-Liste der Wörter gewählt, die das gesellschaftliche Leben des vergangenen Jahres bestimmt haben.
Daran wird deutlich, wie präsent Wortbildung in unserem Alltag ist. Es besteht ein kontinuierlicher Bedarf und eine Unvermeidbarkeit Neuerungen und Änderungen aus unserer sozialen Realität sprachlich zu realisieren. Auch dem Sprachwissenschaftler Johannes Erben zufolge, besteht „nach wie vor die kommunikative Notwendigkeit [...], alles, was man kennen lernt oder lehrt, auch nennen zu müssen […]“ (vgl. Erben 1983: 18).
Die Affigierung, das Anfügen eines Affixes an einen Wortstamm, ist der Teilbereich der deutschen Wortbildung, mit welchem sich diese Hausarbeit vorrangig beschäftigen wird. Hierzu sollen verschiedene Grammatiken und Einführungen in die Wortbildung, unter anderem die klassische „Duden Grammatik“, das „Basiswissen Deutsche Wortbildung“ von Elke Donalies, die „Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache“ von Fleischer/ Barz sowie einige weitere Werke zur Hilfe genommen und verglichen werden. Zu Beginn wird das Affix als Wortbildungseinheit definiert und die gängigsten Arten des Affixes, das Präfix, das Suffix und das Zirkumfix sowie weitere Realisierungsformen des Affixes erläutert. Außerdem wird das Konfix genauer betrachtet. Im Folgenden wird der Versuch unternommen, wichtige Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Affix-Darstellung in den verschiedenen Grammatiken herauszuarbeiten und zwei Ansätze der internen Gliederung von Affixen sollen näher betrachtet werden.
Um ein besseres Verständnis der Hausarbeit zu ermöglichen, werden zu Beginn grundlegende Begriffe der Wortbildung erklärt.
2. Das Affix als Wortbildungseinheit
Um das Affix beschreiben und analysieren zu können, ist es vorab wichtig zu erklären, in welchem Kontext das Affix vorkommt und in diesem Zusammenhang wichtige Begriffe zu erläutern.
Der Teil der Germanistik, der sich mit der Untersuchung von Sprache auseinandersetzt, wird Linguistik genannt. Ein wichtiger Baustein der Linguistik ist die Morphologie, welche sich mit Wortbildung, beziehungsweise mit den kleinsten bedeutungstragenden Einheiten einer Sprache, beschäftigt.
„Die Beschreibung des Affixinventars des Deutschen setzt die Bestimmung des Morphem-Begriffs voraus. Morpheme sind sprachliche Zeichen, die nicht weiter in kleinere bedeutungstragende Einheiten zerlegt werden können.“ (Fleischer, Schröder 2012: 52)
Ferner wird nach dem Kriterium der Selbstständigkeit zwischen wortfähigen (freien) und gebundenen Morphemen unterschieden. Bei den gebundenen Morphemen kann eine weitere Unterteilung in Flexions- und Wortbildungsmorpheme vorgenommen werden. Flexionsmorpheme dienen ausschließlich der Flexion von Wörtern, sie bringen also lediglich grammatische Veränderungen des Wortes oder Satzes zum Ausdruck. Wortbildungsmorpheme hingegen erweitern ein bereits vorhandenes Wort, bzw. den Wortstamm, zu einem neuen Wort. Der Prozess, bei dem aus einem Ursprungswort neue, zusammengesetzte Wörter gebildet werden, wird in der Fachsprache ‚Derivation‘ genannt. Lediglich die Wortbildungsmorpheme sind Gegenstand dieser Hausarbeit.
2.1 Definition des Affixes in verschiedenen Grammatiken
In Elke Donalies Basiswissen Deutsche Wortbildung werden Affixe als „nur gebunden in Texten“ vorkommend und „nicht mit sich selbst kombinierbar“ beschrieben (Donalies 2011: 15). Außerdem wird die Wortherkunft des Affixes dargelegt: „zu lat. affigere, ‚anheften, an etwas befestigen‘“ (ebd.). In der traditionellen Duden-Grammatik werden Wortbildungsaffixe als „grammatische Morpheme und somit nicht wortfähige Wortbildungsmittel“ (Wöllstein 2016: 667) bezeichnet, die mit einer Derivationsbasis, also einem Stamm, einer Wortgruppe oder einem Konfix, komplexe Wortstämme bilden (vgl. ebd.). Bei Heringer werden Affixe als „grammatische Morpheme, die für die Wortbildung zuständig sind“ definiert und primär in Abgrenzung zu Flexiven1 betrachtet. Im Gegensatz zu diesen tragen Affixe zur Wortbedeutung bei, können die Kategorie des Wortes verändern und können in unterschiedlichen Positionen stehen (vgl. Heringer 2009: 31). Die Position des Affixes definiert, um welche Art des Affixes es sich handelt. Im ‚De Gruyter Lexikon Deutsche Morphologie‘ von Elke Hentschel und Petra Vogel wird ferner der Aspekt genannt, dass das Inventar von Affixen begrenzt sei und dieses nur selten durch zum Beispiel entlehnte Affixe wie „mega“ oder „ing“ erweitert werde (vgl. Hentschel, Vogel 2009: 466f.). Fleischer und Barz kommen zu dem Schluss, dass von einem Affix erst dann gesprochen werden kann, wenn ein Morphem bestimmte Eigenschaften aufweist: es muss reihenbildend sein2, eine abstraktere Bedeutung im Vergleich zu Grundmorphemen haben, es kommt ausschließlich gebunden vor, ist nicht basisfähig, meistens einsilbig und unterliegt in der Verbindung mit Wörtern bestimmten Distributionsbeschränkungen, d.h. Affixe verbinden sich nicht willkürlich mit jeglichen Wortarten (vgl. Fleischer, Barz 2007: 28). Um als Affix erfasst zu werden, muss dieses alle, oder mindestens die ersten drei Merkmalsausprägungen aufweisen (vgl. ebd.).
2.2 Präfix, Suffix, Zirkumfix – Affixarten
Der Begriff Affix stellt die Oberkategorie für die verschiedenen Realisierungsweisen dar. Ausschlaggebend für die Art des Affixes ist die Position im komplexen Stamm (vgl. Wöllstein 2016: 667). Affixe können entweder vorangestellt werden, wie zum Beispiel das ‚ver-‚ in ‚ verbessern ‘, nachgestellt werden, wie das ‚- ling ‘ in ‚Lehrling ‘, oder eine Basis umschließen, wie beispielsweise in ‚ Gerenne‘. Bei vorangestellten Affixen, spricht man von ‚ Präfixen ‘, bei nachgestellten Affixen von ‚ Suffixen ‘ und umschließende Affixe lauten ‚ Zirkumfixe ‘.
Der Begriff des Suffixes wird abgeleitet von dem lateinischen ‚suffigere ‘, was ‚hinten anheften‘ bedeutet (vgl. Donalies 2011: 27). Sie sind qua Definition gebundene Einheiten, die hinter einer Basis angeordnet sind und „bestimmen als rechte Einheiten grundsätzlich die grammatischen Merkmale des ganzen Wortes“ (Donalies 2011: 27). Beispielsweise legt das Suffix ‚ -lich ‘ fest, dass ‚freundlich‘ ein Adjektiv ist und ‚-heit‘ zeigt an, dass ‚Schönheit‘ ein feminines Substantiv ist. Für gewöhnlich sind Suffixe „syntaktisch konstant“ (vgl. ebd.), es gibt allerdings Ausnahmen, beispielsweise ‚das Wachstum‘ vs. ‚der Irrtum‘ (vgl. ebd.). Bei Zirkumfixen verhält es sich ebenso. Sie bestimmen die grammatischen Merkmale des Wortes vollständig (vgl. ebd.).
Präfixe (zu lat. ‚ praefigere ‘ ‚ vorn anheften ‘) (vgl. Donalies 2011: 22) werden vorangestellt und bestehen zumeist aus nur einer Silbe3, z.B. ‚un-‘, ‚be-‘ oder ‚ent-‘. In Kombination mit Substantiven und Adjektiven bestimmen Präfixe nicht die grammatischen Merkmale des ganzen Wortes, so wie es bei Suffixen der Fall ist. Lediglich in Verbindung mit Verben spielen Präfixe eine syntaktische Rolle (vgl. Donalies 2011: 22).
Es gibt über die drei genannten Affix-Arten hinaus noch weitere Realisierungen, die jedoch deutlich seltener vorkommen, die sogenannten Interfixe und Infixe. „ Interfixe sind unbetonte, semantisch leere Wortbildungsaffixe zwischen einer Basis und einem Suffix: ‚ -ig‘ in ‚ Süßigkeit‘ “ (Hentschel, Vogel 2009: 467). Infixe erhalten ihren Namen ihrer Position im Wort wegen, da es sich hierbei um Affixe handelt, die „scheinbar in eine Basis eingefügt worden sind: ‚un-‚ in ‚ verunehren ‘“ (ebd.). Ob diese zuletzt vorgestellten Kategorien jedoch als Affixe gelten, ist in der Forschungsliteratur umstritten (vgl. ebd.).
Affixoide werden von Elke Donalies als „Übergangskategorie“ (Donalies 2011: 20) beschrieben, da sie nicht eindeutig den Wörtern, aber auch nicht eindeutig den Affixen zugeordnet werden können. Sie haben laut Donalies „einerseits irgendwie Wortstatus […], andererseits irgendwie Affixstatus. Ihre Bedeutung ist worttypisch ausgeprägt, sie kommen aber nur eigebunden in Wörtern wie ‚ Astwerk ‘ […] vor.“ (ebd.). In einigen Grammatiken findet sich anstelle des Affixoid-Begriffs auch der des „Halbaffixes“ (vgl. z.B. Fleischer, Barz 2007: 27).
2.3 Abgrenzung Affix und Konfix
Konfixe sind wortbildungsspezifische Einheiten, da sie nicht frei in Sätzen vorkommen können und ausschließlich in der Wortbildung eingesetzt werden können (vgl. Donalies 2011: 13). Ähnlich wie die Affixe kommen Konfixe nur gebunden in Texten vor, im Unterschied zu Wortbildungsaffixen, die nicht mit sich selbst kombinierbar sind, sind Konfixe mit sich selbst sowie mit Wörtern und Affixen kombinierbar (vgl. ebd.). Als typische Konfixe sind zum Beispiel ‚-therm‘, ‚bio-‘ oder ‚-phob‘ zu nennen (vgl. Fleischer, Schröder 2012: 63). Konfixe sind im Gegensatz zu Affixen besonders für die Fremdwortbildung relevant.
„Während mit Wortstämmen und Affixen die wichtigsten Wortbildungseinheiten der indigenen Wortbildung erfasst sind, macht sich insbesondere für die Fremdwortbildung die Einführung einer weiteren Einheit [der Konfixe] erforderlich. […]“ (Fleischer, Schröder 2012: 63).
Überwiegend kommen Konfixe linksstehend, „initial“ vor (z.B. ‚ bio- ‘), einige Konfixe sind „terminal“, d.h. sie bilden die letzte, rechte Einheit des Wortes (z.B. ‚-zid ‘) und selten gibt es nicht fest positionierbare Konfixe, die sowohl als linke als auch als rechte Einheit vorkommen können (z.B. ‚ phil ‘: ‚ Philosoph ‘, ‚ bibliophil ‘) (vgl. Donalies 2011:13). Letzteres ist eine spezifische Eigenschaft der Konfixe, unter den Wortbildungsaffixen gibt es keine variablen Positionen. Beide, Affix und Konfix, sind nicht wortfähig. Das größte Unterscheidungskriterium ist jedoch, dass das Konfix bedeutungstragend ist, das Affix hingegen nicht.
3. Berührungspunkte und Abweichungen in der Affix-Beschreibung
Ein zunächst sehr offensichtlicher Unterschied in der Beschreibung und internen Gliederung der Affix-Darstellung in verschiedenen Grammatiken ist der Umfang, welcher für die Beschreibung von Affixen in der Grammatik eingeräumt wird. In der Duden-Grammatik beispielsweise werden dem Kapitel der Affixe bloß drei Seiten gewidmet und auch im ‚Lexikon Deutsche Morphologie‘ von Hentschel und Vogel wird die Affigierung bloß auf eineinhalb Seiten als Unterpunkt der Wortbildung erwähnt. Ebenso wird bei Heringer bloß ein kurzer Vergleich von Flexiven und Affixen vorgenommen und die Terminologie wird von dem Autoren selbst als „minimalistisch“ beschrieben (vgl. Heringer 2009: 31).
Eine Gemeinsamkeit, die in allen in dieser Hausarbeit berücksichtigten Grammatiken festzustellen ist, ist jedoch die Beschreibung und Einteilung der Affix-Arten nach ihrer jeweiligen Position im komplexen Wort. Das Präfix, das Suffix und das Zirkumfix werden in allen Grammatiken4 beschrieben, die weniger geläufigen Arten werden hingegen nicht in jeder Grammatik beschrieben, z.B. wird das Interfix in Peter Eisenbergs „Grundriß der deutschen Grammatik“ nicht erwähnt.
Ferner wird in den meisten Wortbildungslehren die Präfixbildung und die Suffixbildung wegen ihres gemeinsamen Affixstatus zur Derivation zusammengefasst. Altmann beispielsweise definiert die Präfigierung in Abgrenzung zur Suffigierung als eigene Wortbildungstypen (vgl. Altmann 2011: 38f.). (ggf. näher beschreiben, falls noch Material nötig)
Bei der Betrachtung verschiedener Grammatiken und Wortbildungslehren wird deutlich, dass die Autoren zum Teil sehr unterschiedliche Herangehensweisen in der Beschreibung und internen Gliederung von Affixen verfolgen. Einige Autoren erfassen Affixe nach ihrer Bedeutung, andere ausschließlich nach der Position im komplexen Wortstamm, wieder andere erwähnen sie bloß in sehr kurzer Form oder beschreiben die verschiedenen Vorkommnisse der Affixe im Gegensatz dazu sehr ausführlich. Im Folgenden sollen zwei Ansätze der Affix-Beschreibung näher angeschaut werden.
Bei der Betrachtung verschiedener Grammatiken und Wortbildungslehren wird deutlich, dass die Autoren zum Teil sehr unterschiedliche Herangehensweisen in der Beschreibung und internen Gliederung von Affixen verfolgen. Einige Autoren erfassen Affixe nach ihrer Bedeutung, andere ausschließlich nach der Position im komplexen Wortstamm, wieder andere erwähnen sie bloß in sehr kurzer Form oder beschreiben die verschiedenen Vorkommnisse der Affixe im Gegensatz dazu sehr ausführlich. Im Folgenden sollen zwei Ansätze der Affix-Beschreibung näher angeschaut werden.
[...]
1 Flexionselemente, die lediglich für die Grammatik von Bedeutung sind
2 Beispiel: „ ‚-bar‘ in ‚eß-‘, ‚hör-‘, ‚mach-‘, ‚waschbar‘“ (Fleischer, Barz 2007: 28)
3 bei entlehnten Präfixen, wie ‚mega-‘ oder ‚hyper-‘, bestehen Präfixe jedoch gelegentlich aus mehr als einer Silbe (vgl. Donalies 2011: 22).
4 Wenn von nun an von „allen Grammatiken“ gesprochen wird, beziehe ich mich auf alle im Literaturverzeichnis angegebenen und somit von mir berücksichtigten Grammatiken.
- Quote paper
- Anonymous,, 2019, Affixe. Beschreibung und interne Gliederung in verschiedenen Grammatiken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1264504
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