Diese Arbeit betrachtet die Bedeutung einer Finanzierung junger Unternehmen mit Hilfe von Eigenkapital privater Investoren, sogenannten Business Angels. Sie hat zum Ziel, aufzuzeigen, welche Rolle Business Angels bei der Finanzierung von Start-up-Unternehmen spielen.
Dabei soll zunächst der Begriff Business Angel definiert und die verschiedenen Arten von Business Angels, die Persönlichkeitsmerkmale sowie die verschiedenen Motivationen für ein Investment aufgezeigt werden. Im darauffolgenden Kapital wird zunächst der Begriff Start-up-Unternehmen definiert, auf die verschiedenen Phasen der Unternehmensgründung eingegangen und die Finanzierung über zwei Business Angels entsprechend eingeordnet. Außerdem wird der Begriff Start-up-Unternehmen definiert.
Es werden die verschiedenen Formen des Beteiligungskapitals aufgezeigt und die einzelnen Formen näher betrachtet. Wie eine Finanzierung über Business Angels in der Praxis abläuft, wird im darauffolgenden Kapital beschrieben. Dabei soll geklärt werden, wie man Business Angels findet und welche Rolle Business Angel Netzwerke dabei spielen. Auch sollen die möglichen Nachteile, die sich aus einer Finanzierung mit Business Angels ergeben, nicht außer Acht gelassen werden.
1. Einleitung
Unternehmen, die bereits am Markt etabliert sind, haben die Möglichkeit über eine Innenfinanzierung ihre finanzielle Zukunft zu sichern. Für außergewöhnliche Investitionen stellen ihnen Banken Kredite zur Verfügung oder sie nutzen weitere verfügbare Instrumente der Außenfinanzierung. Für junge Unternehmen ist es jedoch schwer, ihre Kosten über Eigenmittelquellen zu decken, da in der Unternehmensgründung hohe Kosten für Forschungen und Investitionen anfallen. Eine Fremdfinanzierung über Banken zu erhalten gestaltet sich für junge Unternehmen außerdem schwierig, da in der Gründungsphase das Wachstum mit hoher Unsicherheit verbunden ist und die Unternehmen über keinerlei Sicherheiten verfügen.1
Weil die Unternehmen innovationsfähig bleiben wollen und die Selbstfinanzierung oft nicht ausreicht wird immer öfter auf eine Beteiligungsfinanzierung zurückgegriffen.2 Der benötigte Kapitalbedarf ist oftmals zu gering für ein Investment von Venture Capital Gesellschaften. Dadurch entsteht eine Finanzierungslücke in Form von unzureichender Verfügbarkeit von sogenanntem Risiko- oder auch Wagniskapital.3 Dabei ist von außerbörslich bereit gestelltem Beteiligungskapital die Rede. Daher greifen junge Unternehmen neben den traditionellen Finanzierungsformen auch auf eine Finanzierung über sogenannte „Business Angel“ zurück.
1.1 Zielsetzung und Gang der Arbeit
Diese Arbeit betrachtet die Bedeutung einer Finanzierung junger Unternehmen mit Hilfe von Eigenkapital privater Investoren, sogenannten Business Angels. Sie hat zum Ziel aufzuzeigen, welche Rolle Business Angels bei der Finanzierung von Start-Up Unternehmen spielen. Dabei soll zunächst der Begriff Business Angel definiert und die verschiedenen Arten von Business Angels, die Persönlichkeitsmerkmale sowie die verschiedenen Motivationen für ein Investment aufgezeigt werden. Im darauffolgenden Kapital wird zunächst der Begriff Start-Up Unternehmen definiert, auf die verschiedenen Phasen Unternehmensgründung eingegangen und die Finanzierung über Business Angels entsprechend eingeordnet. Außerdem wird der Begriff Start-Up Unternehmen definiert. Außerdem werden die verschiedenen Formen des Beteiligungskapitals aufgezeigt und die einzelnen Formen näher betrachtet. Wie eine Finanzierung über Business Angels in der Praxis abläuft wird im darauffolgenden Kapital beschrieben. Dabei soll geklärt werden, wie man Business Angels findet und welche Rolle Business Angel Netzwerke dabei spielen. Auch sollen die möglichen Nachteile, die sich aus einer Finanzierung mit Business Angels ergeben, nicht außer Acht gelassen werden. Abschließend wird anhand eines Fazits die Rolle der Finanzierung über Business Angels bei Start-Up Unternehmen bewertet, einen Ausblick auf die zu erwartende zukünftige Entwicklung gegeben und mögliche Lösungsansätze bei der Suche nach passenden Business Angels nahe gelegt.
2. Business Angels - Begriffserklärung
Durch die Heterogenität des Business Angel Marktes ist es kompliziert, generelle Aussagen über deren Investitionen zu tätigen.4 Zu Business Angels werden private Investoren gezählt, die neben privatem Eigenkapital auch eigenes Know-How und Erfahrungen in das Unternehmen einbringen. Neben der Unterstützung mit Fachwissen, berät und coacht der Investor die Jungunternehmer und vermittelt ihnen Kontakte, beispielsweise zu Banken, Anwälten oder Steuerberatern.5
Business Angels stellen nicht nur reines Kapital sondern auch eigene Expertise zur Verfügung. Durch diese Kombination wird in einem Investment durch Business Angels auch von sogenanntem „smart money“ gesprochen. Sie sind mit ihrem Investment an einer aktiven Unterstützung des finanzierten Vorhabens interessiert. Business Angels investieren in innovative Unternehmen, wenn sie von dem Konzept und dem Wachstumspotenzial des Unternehmens überzeugt sind. Ist dies der Fall, beteiligen sie sich in der Regel mit Beträgen zwischen 50.000€ und 100.000€ an dem Unternehmen und verfolgen das Ziel, eine positive Entwicklung und schnelles Wachstum des jungen Unternehmens voranzutreiben. Das persönliche Ziel der Business Angels liegt darin, ihr investiertes Kapital langfristig zu vermehren und sich ihre Anteile am Unternehmen auszahlen zu lassen. Dies erfolgt in der Regel nach einer Laufzeit von durchschnittlich 5 bis 7 Jahren.6
2.1 Arten von Business Angels
Bei der Unterscheidung von Business Angels wird in aktive und passive Business Angels unterteilt. Von aktiven Business Angels ist die Rede, wenn eigene unternehmerische Erfahrungen vorhanden sind und diese auch in das Unternehmen einbracht werden. Passive Business Angels hingegen stellen lediglich Kapital zur Verfügung.7
Laut einer britischen Studie werden Business Angels anhand ihrer Einstellung und ihrer verfügbaren Mittel in sechs Arten eingeteilt. Zu den aktiven Business Angels zählen dabei:
- Entrepreneuer Angels (unternehmerische Angels): Sind Investoren, die oftmals selbst eine unternehmerische Tätigkeiten ausüben oder ausgeübt haben und somit ihre Fachkenntnisse und Erfahrung in das Unternehmen einbringen. Sie verfolgen mit ihrer Investition oftmals nicht-monetäre Ziele.
- Wealth maximizing Angels (renditemaximierende Angels): dazu zählen wohlhabende Privatpersonen, die ihre Fachkenntnisse in das Unternehmen einbringen und dabei eine hohe Renditeerwartung besitzen und finanziellen Gewinn anstreben.
- Income seeking Angels (einkommensorientierte Angels): bezeichnet Investoren, die nicht so vermögend wie unternehmerische Angels sind. Sie haben einen finanziellen Gewinn als Ziel, dabei aber eine geringere Renditeorientierung als die Wealth maximizing Angels.
Zu den passiven Business Angels wiederum zählen:
- Corporate Angels: von ihnen ist die Rede, wenn der Investor eine Mehrheitsbeteiligung und rein finanzielle Ziele verfolgt.
- Latent Angels (verborgene Angels): in der Vergangenheit wurden bereits Investitionen getätigt. Aktuell liegt aber keine Beteiligung an einem Unternehmen vor.
- Virgin Angels (potentielle Angels): sie erfüllen alle Voraussetzungen um eine Investition tätigen zu können, haben aber bisher keine Beteiligung getätigt.8
Abbildung 1: Typen von Business Angels
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Coveney, P., 1998, S.9.
2.2 Persönlichkeitsmerkmale von Business Angels
Business Angels sind überwiegend Männer mit einem durchschnittlichen Alter zwischen 40 und 60 Jahren.9 Sie verfügen in der Regel über eine Universitätsbildung oder ein Hochschulstudium und haben Erfahrungen in der Geschäftsführung eigener oder fremder Unternehmen. Der Schwerpunkt ihres Know-Hows liegt im Bereich des Marketings, der Finanzen und des Vertriebs. Ihr Privatvermögen wird auf zwischen 2,5 Millionen und 6 Millionen Euro geschätzt. Sie investieren oftmals in regionale Unternehmen in einem Umkreis zwischen 50 und 100 Kilometern. So können die Investoren die jungen Unternehmer vor Ort besser mit ihrem Wissen unterstützen.10
Zwar liegt die Investitionshöhe meist zwischen 50.000 Euro und 100.000 Euro, einen definierten Mindestfinanzbedarf gibt es jedoch nicht. Teilweise werden auch bis zu 1.000.000 Euro investiert. Dabei wird allerdings häufig auf eine Kooperation zwischen mehreren Business Angels zurückgegriffen.11 Auch mehrere Beteiligungen gleichzeitig in unterschiedlichen Branchen sind nicht unüblich. Häufig wird dabei in Branchen wie den IT, den Biotechnologie und den Dienstleistungssektor investiert. Wie bereits erläutert, besteht das Ziel einer Investition darin eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Diese Renditeerwartung liegt meist zwischen 21 und 42%. Tatsächlich erzielt werden durchschnittlich 30%.12
2.3 Motivation von Business Angels
Während klassische Venture-Capital Geber oftmals lediglich aufgrund der zu erwartenden Rendite in ein Unternehmen investieren, entscheiden sich Privatinvestoren auch dann für eine Investition, wenn die zu erwartenden Rendite gering und das im Verhältnis gesehene Risiko hoch ist. Die Gruppe der Business Angels ist nicht homogen, sondern sehr vielfältig. Diese Heterogenität spiegelt sich nicht nur in den einzelnen Persönlichkeitsmerkmalen wieder, sondern auch in den einzelnen Motiven der Investoren. Laut der Studie von Freear et. al, Wetzel und Duxbury et al. investieren Business Angels nicht ausschließlich aufgrund finanzieller Motive. Oftmals stehen auch nichtfinanzielle Motive, die sie als sogenanntes physisches Einkommen bezeichnet werden im Vordergrund.13 Laut den Ergebnissen der Befragung von Sullivan und Miller im Jahr 1996 kann die Motivation von Business Angels in drei Kategorien unterschieden werden.14 Als Economic Investor werden Investoren verstanden, die vorrangig ökonomische Motive verfolgen und entsprechende Rendite erzielen wollen. Ein Altruistic Investor hingegen ist ein selbstloser Investor, dessen Interesse dem gesellschaftlichen Nutzen dient und dessen vorrangiges Ziel es ist, durch seine Erfahrungen innovative Ideen und Produkte zu fördern, neue Arbeitsplätze zu schaffen und neue Branchen und Technologien zu unterstützen. Auch moralische Beweggründe wie die Unterstützung weiblicher Unternehmer zählen zu altruistischen Motiven. Die Motivation eines Hedonistic Investor ist der Spaß am unternehmerischen Handeln. Er sieht in seinem Investment eine Art Freizeitbeschäftigung sowie die Möglichkeit, Anerkennung zu bekommen und sein eigenes Image zu verbessern.15 Er möchte seine eigenen Erfahrungen, Kontakte und Netzwerke an die jungen Unternehmen weitergeben. Auch der Reiz am Risiko hat bei einem Hedonistic Investor eine tragende Rolle.16 Laut Mason und Harrison stehen hinter einer Investition durch Business Angels in den USA vorrangig ökonomische Motive. Während in Deutschland laut Brettel eher hedonistische Motive statt dem finanziellen Zuwachs im Vordergrund stehen.17
3. Finanzierungsphasen und Einordnung Business Angels
Um Start-Ups im Zeitverlauf des Unternehmenswachstums abgrenzen zu können, durchlaufen Unternehmen während ihrer Gründung verschiedene Entwicklungsphasen. Die erste Phase ist die Vorgründungsphase (Seed Stage) die von der Generierung erster Ideen über die Vorbereitung und Vorproduktentwicklung bis hin zur eigentlichen rechtlichen Gründung des Unternehmens reicht.18 In der darauffolgenden Gründungsphase (Start-Up Stage) liegt der Fokus auf Forschung, Entwicklung und Marktvorbereitung der Produkte. Sobald ein Unternehmen erste Umsätze erwirtschaftet befindet es sich in der Frühphase (First- oder Early-Stage). Die Frühphase erstreckt sich in der Regel auf einen Zeitraum von 2 Jahren und befasst sich vorrangig mit der Produkt-Prototypenentwicklung.19 In der darauffolgenden Expansionsphase (Second Stage oder Expansion 1) soll das ausgereifte vermarktbare Produkt erstmals am Marktplatziert werden. In der zweiten Expansionsphase (Third Stage oder Expansion 2) wird in der Regel eine erste Internationalisierung angestrebt. Die letzte Phase der Unternehmensfinanzierung wird als Fourth Stage, Pre-Exit oder auch als sogenannte Bridge bezeichnet. Diese Phase zeichnet sich dadurch aus, dass die Konkurrenzsituation sich zuspitzt und die Unternehmen Überlegungen über möglichen Erfolg und Misserfolg eines Börsengangs anstellen.20
Tabelle 1: Finanzierungsphasen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Mayringer, H., Unternehmensfinanzierung, Abbildung 1.
[...]
1 Vgl. Nittka, I., Informelles Venture Capital am Beispiel von Business Angels, 2000, S.14.
2 Vgl. Nittka, I., Informelles Venture Capital am Beispiel von Business Angels, 2000, S.13.
3 Brettel M., Rost C., Business Angels- Der informelle Beteiligungsmarkt in Deutschland, 2000, S. 1.
4 Vgl. OECD Publishing, The Role of Angel Investors, 2011.
5 Vgl. Nittka, I., Informelles Venture Capital, 2000, S.81.
6 Vgl. Nittka, I., Informelles Venture, 2000, S.81.
7 Vgl. Just C., Business Angels und technologieorientierte Unternehmensgründungen, 2000, S. 8.
8 Vgl. Nittka, I., Informelles Venture Capital, 2000, S.80f.
9 Vgl. Nittka, I., Informelles Venture Capital, 2000, S. 86.
10 Vgl. Just, C., Business Angels und technologieorientierte Unternehmensgründungen, 2000, S. 30 f.
11 Vgl. Finanzierung durch Business Angels (gruenderlexikon.de), Zugriff am 13.05.2021.
12 Vgl. Nittka I., Informelles Venture Capital am Beispiel von Business Angels, 2000, S. 86.
13 Vgl. Raueiser, T., Syndizierungsstrategien von Business Angel, 2007, S. 26.
14 Vgl. Sullivan, M., Miller, A. (1996): Segmenting the formal Venture Capital market, S. 26 - 27.
15 Vgl. Coveney, P., Business Angels, 1998, S. 9.
16 Vgl. Sullivan, M., Miller, A., Segmenting the formal Venture Capital market, 1996, S. 26.
17 Vgl. Fath, C., Erfolgreiche Business - Angels - Investments, 2008, S.43.
18 Vgl. Stadler, Wilfried, Venture Capital und Private, 2001, S.33f.
19 Vgl. Brettel, M., Rost C., Business Angels, 2000, S. 8.
20 Vgl. Stadler, Wilfried, Venture Capital und Private Equity, 2001, S.35.
- Quote paper
- Marie Bergmair (Author), 2021, Finanzierung junger Unternehmen mit Hilfe von Eigenkapital privater Investoren. Die Bedeutung von Business Angels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1263362
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