Werden disruptive Innovationen der Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten von Amerika heilen? Geht es nach den Autoren Clayton M. Christensen, Richard Bohmer und John Kenagy des gleichnamigen Artikels, sind diese Innovationen bereits vorhanden, es fehlt lediglich an der entsprechenden Überwindung, etablierte Geschäftsmodelle abzuschaffen und dem Markt freien Lauf zu lassen. Im ersten Abschnitt dieser Hausarbeit wird der Artikel, welcher im Harvard Business Review im Jahr 2000 veröffentlicht wurde, auf wenigen Seiten zusammengefasst und durch zwei anschauliche Beispiele ergänzt.
Der zweite Teil dieser Hausarbeit fasst essayistisch das Phänomen der "Killer Acquisitions" zusammen, welche in einer aufsehenerregenden Studie von Colleen Cunningham, Florian Ederer und Song Ma erstmals 2018 veröffentlicht wurde.
Innovationsmanagement versteht sich in seiner Gesamtheit nicht rein auf ökonomische Unternehmensziele ausgerichtet, es umfasst ebenfalls soziale wie gesellschaftliche Bereiche. Innovationen, vor allem jene mit disruptivem Charakter, bieten Branchen Chancen zur Veränderung, was in einem gesellschaftlichen Zusammenhang zu deren Verbesserung führen kann. Oftmals bleiben diese allerdings aus Furcht vor Veränderung etablierter Geschäftsmodelle ungenutzt, was sich in Folge nachteilig für ebendiese auswirkt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Werden disruptive Innovation das Gesundheitssystem heilen?
3 Killer Acquisitions
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Innovationsmanagement versteht sich in seiner Gesamtheit nicht rein auf ökonomische Unternehmensziele ausgerichtet, es umfasst ebenfalls soziale wie gesellschaftliche Bereiche. Innovationen, vor allem jene mit disruptivem Charakter, bieten Branchen Chancen zur Veränderung, was in einem gesellschaftlichen Zusammenhang zu deren Verbesserung führen kann. Oftmals bleiben diese allerdings aus Furcht vor Veränderung etablierter Geschäftsmodelle ungenutzt, was sich in Folge nachteilig für ebendiese auswirkt.
„Will disruptive Innovations cure the health care?“ (Christensen et al., 2000). Werden disruptive Innovationen der Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten von Amerika heilen? Geht es nach den Autoren Clayton M. Christensen, Richard Bohmer und John Kenagy des gleichnamigen Artikels, sind diese Innovationen bereits vorhanden, es fehlt lediglich an der entsprechenden Überwindung, etablierte Geschäftsmodelle abzuschaffen und dem Markt freien Lauf zu lassen. Im ersten Abschnitt dieser Hausarbeit wird der Artikel, welcher im Harvard Business Review im Jahr 2000 veröffentlicht wurde, auf wenigen Seiten zusammengefasst und durch zwei anschauliche Beispiele ergänzt.
Der zweite Teil dieser Hausarbeit fasst essayistisch das Phänomen der „Killer Acquisitions“ zusammen, welche in einer aufsehenerregenden Studie von Colleen Cunningham, Florian Ederer und Song Ma erstmals 2018 veröffentlicht wurde.
2 Werden disruptive Innovation das Gesundheitssystem heilen?
Das Gesundheitssystem in den USA ist angeschlagen. In dem Artikel "Will disruptive innovations cure the health care?", welcher im Jahr 2000 im Harvard Business Review erschienen ist, beleuchten die Autoren Clayton M. Christensen, Richard Bohmer und John Kenagy diesen Zustand und zeigen ebenfalls Lösungswege auf.
Als Gründe für die Probleme im US-amerikanischen Gesundheitswesen nennen die Autoren mehrere Faktoren, welche in direkter oder indirekter Abhängigkeit zueinanderstehen. Um den hohen Standards der Diagnose und Behandlung multimorbider Patienten gerecht zu werden, verbessern einerseits Hersteller etablierter medizintechnischer Systeme dieselben stetig weiter und andererseits werden auch Ärzte für diese hohen Anforderungen langwierig ausgebildet. Fakt ist jedoch, dass sich das Krankheitsbild im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert hat und nur ein geringer Anteil der Patienten diese hohen Diagnose- und Behandlungsstandards benötigen. Aus Angst vor dem Verlust an Marktanteilen und damit Profit verharren Hersteller etablierter medizintechnischer Geräte in ihren Geschäftsmodellen, Angst vor Veränderung führt auch dazu, dass weiterhin die für hohe Standards ausgebildeten Ärzte die weitaus öfter vorkommenden leichteren Krankheitsbilder diagnostizieren und behandeln müssen.
Würde man die Ausbildung den heutigen Anforderungen anpassen und weniger qualifizierten Fachkräften den Zugang zur Diagnose und Behandlung von Patienten mit leichteren Krankheitsbildern geben, sowie dem technologischen Markt freien Lauf lassen, würden disruptive Innovationen mehrere Probleme lösen, so die These er Autoren.
Disruptive Innovationen beschreiben die erfolgreiche Durchsetzung von Produkten und Dienstleistungen, welche bestehend Geschäftsmodelle und ganze Märkte radikal verändern können. Diese Charakteristik stellt für in einem Markt etablierte Unternehmen eine Gefahr dar, da diese folgend Marktanteile verlieren würden. Im Gesundheitswesen der USA sind die etablierten Unternehmen jedoch nicht die einzigen retardierenden Kräfte, die Zusammenhänge erweisen sich als viel wesentlich komplexer. Am Beispiel eines Röntgengerätes, welches ein kosteneffizienteres Diagnoseverfahren dargestellt hätte, wird eine ganze Kette des Widerstands erläutert. Abgesehen von der Tatsache, dass keines der etablierten, medizintechnischen Unternehmen die neue Technologie als Lizenzprodukt in ihre Produktpalette aufnehmen wollte, da diese zur Gefahr ihres etablierten Geschäftsmodells geführt hätte, wäre selbst im Falle der Aufnahme als Lizenzprodukt weiterer Widerstand seitens Aufsichtsbehörden, Radiologen, Versicherungen und auch Spitäler zu erwarten gewesen. Die Kette des Widerstands ergibt sich hier wie folgt: Aufsichtsbehörden stehen in der Verantwortung, neue Verfahren zu prüfen, um diesen bei positivem Ausgang der Prüfung die Zulassung zu erteilen, die Standards zur Genehmigungsprüfung werden von Radiologen erstellt, welche sich durch die Zulassung eines einfacheren und kostengünstigeren Verfahrens langfristig selbst wegrationalisieren würden. Diese Theorie folgt in Analogie der Tatsache, dass die Nachfrage nach endokrinologischen Dienstleistungen seit Durchsetzung der disruptiven Innovation des Miniatur-Blutzuckermessgerätes bei Diabetes Patienten massiv zurück gegangen ist. Die Versicherer wiederum übernehmen Behandlungskosten nur für genehmigte Verfahren, womit Patienten die Kosten in diesem Fall hätte selber tragen müssen. Die Spitäler hätten schlussendlich ebenfalls ein Argumentationsproblem, ihre kostenintensiven radiologischen Stationen weiter zu betreiben, wenn es eine kosteneffizientere Alternative gäbe. Mit dem Ziel die Kosten zu decken, wollen die Krankenhäuser daher weiterhin so viele Patienten wie möglich behandeln. Der Prozess einer Innovation wird somit von mehreren Seiten verhindert, würde man diese Barrieren jedoch aus dem Weg räumen und disruptive Innovation zulassen, wären das nach der These der Autoren der Grundstein für ein neues, kosteneffizienteres und qualitativ besseres Gesundheitssystem.
Disruptive Innovationen ermöglichen einer größeren Gruppe von weniger qualifizierten Anwendern, Tätigkeiten kostengünstiger und meist bequemer auszuführen, welche vor der Einführung der Innovation nur durch teure Spezialisten unter kostenintensiveren und für den Anwender unbequemeren Bedienungen durchgeführt werden konnten.
Als Beispiel aus anderen Branchen sei hier die Digital-Photographie Anfang der 2000er Jahre genannt, welche durch ihren disruptiven Charakter den Markt revolutionierte. Angefangen bei den digitalen Kameras mit damals noch überschaubaren Auflösungen, erfreute sich die Technologie auch unter weniger qualifizierten Anwendern steigender Beliebtheit, sodass die analoge Photographie zu einem Nischenprodukt verkümmerte, was auch zur Insolvenz einiger etablierter Marken, beispielsweise der AgfaPhoto GmbH 2005, geführt hat. Durch die Weiterentwicklung der Smartphones und dem Einbau von immer leistungsstärkeren Digitalkameras in denselben, wurde ebenfalls die immer größer werdende Zielgruppe von Smartphone-Usern zu Photo- und Videographen, was in weiterer Folge u.a. die Entstehung von diversen sozialen Plattformen begünstigt hat. Was damals nur von professionellen Photographen mit entsprechend kostenintensiver Ausrüstung möglich war, kann heute mit einem handelsüblichen Smartphone erreicht werden.
Zu einer, wenn nicht sogar der wichtigsten disruptiven Innovation der heutigen Zeit zählt das Smartphone selbst. Anfangs als Mobiletelefon mit dem Grundnutzen des Telefonierens bzw. Versendens von textbasierten Nachrichten konzipiert, wurde die Technologie mit der Möglichkeit der Installation von Apps und weiteren Merkmalen zum Smartphone weiterentwickelt. Abgesehen von der oben beschriebenen Einführung der Digitalkamera, wurden beispielsweise durch Apps wie Google Maps etablierte Hersteller von Navigationssystemen aus dem Markt gedrängt. Die leichtere Bedienung für den Endkonsumenten ergibt sich beispielsweise mit dem am mobile Device verfügbaren NLP Siri oder dem Google Assistant, welches heutzutage beispielsweise auch zum Diktieren von Hausarbeiten verwendet wird. Online-Banking Apps machen den Besuch in einer Filiale zur Initiierung einer Anweisung durch einen Spezialisten überflüssig, QR Codes als Eingabe von Überweisungen am Mobilen Gerät waren eine Innovation, mittlerweile sind fotografierte Rechnungen schon ausreichend.
Aber auch im Gesundheitsbereich fanden schon disruptive Innovationen statt, welche am Ende einen höheren, kostengünstigeren und anwenderfreundlicheren Standard zur Folge hatten. Als Beispiel seien Patienten mit koronaren Herzkrankheiten genannt, welche in den frühen 1980er Jahren in komplexe Operationen behandelt wurden, welche hoch spezialisierte Kräfte und komplexe Technologie erforderten, weiters gefolgt durch lange Krankenhausaufenthalte und langwierige Genesungsprozesse für die Patienten. Die einfachere Angioplastie, anfangs mit Skepsis betrachtet und im Laufe der Zeit weiterentwickelt, stellt heute eine zuverlässige Alternativ dar, welche in eigenständigen Herzzentren durchgeführt werden kann und somit nicht mehr die enormen Kosten der Krankenhäuser hervorruft.
Diabetes bzw. die disruptive Innovation zur Messung des Glukosewertes ist ein weiteres Beispiel. War es vor 1980 nur unter einem gewissen Aufwand möglich, den Glukosewerte zu bestimmen, erledigen dies heute Miniatur-Blutzuckermessgeräte, welche der Patient ständig bei sich haben kann. Das bedeutet, dass Patienten bei viel geringeren Kosten eine weitaus hochwertigere Versorgung erhalten und Spezialisten Zeit für komplexere Aufgaben haben.
Weiters besteht im Gesundheitssystem nicht nur Widerstand gegenüber technologischen Innovationen, dieser besteht auch in Hinblick zu den Tätigkeiten, die Fachkräfte ausführen dürfen. Diagnostische und therapeutische Weiterentwicklungen ermöglichen es, dass Krankheiten wie beispielsweise Diabetes oder Streptokokken Infektionen einfach zu diagnostizieren sind, was wiederum die Möglichkeit eröffnen würde, dass diese Diagnosen von weniger qualifiziertem Personal wie Pflegefachkräften durchgeführt werden könnten und damit die Ärzte entlasten würden. Verallgemeinert kann man sagen, dass der medizinische Fortschritt die Diagnose und die daraus resultierende Behandlung bereits vereinfacht hat, was auch zu einer Verschiebung der Tätigkeiten hin zu wenig qualifiziertem Personal rechtfertigen würde. Allerdings bestehen in vielen Bundesstaaten der USA Restriktionen, welche solche Änderungen im Gesundheitswesen unterbinden, als Gründe werden hier u.a. eine Gefahr der Selbstüberschätzung des Fachwissens oder mangelnde Qualität der Pflege aufgrund des geringeren Ausbildungsgrades genannt. Studien haben jedoch gezeigt, dass Pflegefachkräfte bei Konsultationen in der Regel mehr Zeit für Patienten aufwenden als Ärzte und mehr Wert auf Prävention und Gesundheitserhaltung legen, was sich positiv auf das gesamte Gesundheitswesen auswirken würde.
Um die beschriebenen Innovationen im Gesundheitswesen voranzutreiben, braucht es nach Meinung der Autoren ebenfalls neue Institutionen, da die bestehenden ihre etablierten Geschäftsmodelle trotz großer finanzieller Verluste zu schützen versuchen. Die Auslagerung einfacher Erkrankungen in fokussierte Institutionen ermöglicht eine Versorgung ohne den Overhead, den ein Krankenhaus verursachen würde. Krankenhäuser und Managed-Care-Einrichtungen hingegen sollen für die Diagnose und Behandlung multimorbider Patienten vorbehalten sein. Ebenfalls ist seitens der Regulierungsbehörden die Reaktion auf Innovation zu überdenken. Es wird immer technologischen Fortschritt geben, der bestehende Systeme in Frage stellt. Die Frage, welche sich Regulierungsbehörden stellen müssen, ist, wie mit diesen Innovationen umgegangen werden kann bzw. wie diese durch unterstützende Prozesse in die Diagnose und Behandlungsroutinen eingebunden werden können. Als Beispiel wurde hier ein möglicher Online-Sicherheits-Check bei dem beschriebenen, mobilen Röntgengerät genannt, bei welchem Radiologen die Diagnose von Pflegepersonal unterstützend überprüfen könnten.
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- Hannes Steiner (Author), 2022, Disruptive Innovationen im Innovationsmanagement. Können sie das Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten von Amerika heilen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1262966
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