In dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, ob Social Media das Sport- und Fitnesstreiben von jungen Erwachsenen begünstigt oder einschränkt. Da es zu vielen unterschiedlichen Dimensionen an Beeinflussungen kommen kann, liegt der Fokus dieser Forschung auf den positiven und negativen Hauptbeeinflussungen. Diese beziehen sich auf den grundlegenden Ergebnissen der Studie „Germany in Motion (2018)“. Zunächst werden die wesentlichen Begriffe und theoretischen Grundlagen beschrieben. Hierfür wird auf die jeweiligen Studien Bezug genommen und abhängig der relevanten Wichtigkeit für die Forschungsfrage deklariert.
Im Rahmen dessen werden die verschiedenen Dimensionen, Abgrenzungen und Spezifizierungen von Motivation näher beleuchtet. Zudem werden zusätzliche wissenschaftliche Literatur- und Journalbeiträge aufgeführt, die die potenziellen Ergebnisse untermauern. Hierbei kommt es zu einer umfangreichen Aufklärung der ausgewählten Interviewart. Anschließend erfolgt eine ausführliche Erklärung der Methodik. Diese umfasst die Vorbereitungsmaßnahmen, die Materialbeschaffung, die Erstellung des Interviewleitfadens und der biografischen MAPs, sowie den Voraussetzungs- und Fragekatalog der ausgewählten Befragten.
Die Vorgehensweise zur Auswertung der Interviews in Form der qualitativen Interviewstudie nach Mayring, das Aussortieren der relevanten Ergebnisse und die anschließende Zusammenfassung und Gegenüberstellung der finalen Ergebnisse, erfolgt im Anschluss. Anschließend werden die Ergebnisse der theoretischen Ausarbeitung und der Forschungsergebnisse zusammengefasst. Dieses Kapitel beinhaltet zukunftsorientierte Aussagen und Perspektiven. Es schließt mit der Diskussion zur Methodik und den Ergebnissen, sowie mit einem thematischen Ausblick.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Vorgehensweise
2 THEORETISCHE GRUNDLAGEN
2.1 Schlüsselbegriffe und Definitionen
2.1.1 Motiv und Affekt
2.1.2 Bedürfnisse, implizite und explizite Motive
2.1.3 Motivation
2.1.4 Intrinsische und extrinsische Motivation
2.2 Theorien und Modelle
2.2.1 Maslow's Bedürfnispyramide
2.2.2 Rubikonmodell der Handlungsphasen
2.2.3 Selbstbestimmungstheorie der Motivation
2.2.4 Dualistisches Modell der Leidenschaft
2.2.5 Beeinflussung von Social Media auf die Kaufentscheidung
2.3 Aktueller Forschungsstand
2.3.1 Studie - #StatusofMind
2.3.2 Studie - Germany in Motion
2.3.3 Motivations- & Leidenschaftsstudie von Berg, Forest und Stenseng
2.3.3.1 Motivationen zum Engagement für körperliche Aktivität
2.3.3.2 Motivationen für Bewegung und emotionale Ergebnisse
2.3.3.3 Methodik
2.3.3.4 Ergebnisse
3 METHODIK
3.1 Auswahl der Teilnehmer
3.2 Vorstellung der Teilnehmer
3.3 Vorbereitung und Durchführung der Interviews
3.4 Auswertung der Interviews
4 ERGEBNISSE
5 DISKUSSION
5.1 Interpretation der Ergebnisse
5.2 Limitation der Forschung
5.3 Empfehlung für weiterführende Forschung
6 FAZIT
I. LITERATURVERZEICHNIS
II. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
III. TABELLENVERZEICHNIS
IV. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
V. ANLAGENVERZEICHNIS
1. Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
„ Einst lebten wir auf dem Land, dann in Städten und von jetzt an im Netz.“ Mark Zuckerberg, Gründer der Firma Facebook (*1984).
Seit geraumer Zeit sind die sozialen Medien nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Sie sorgen für einen schnellstmöglichen, ortsunabhängigen Informationsaustausch und revolutionierten somit die Art und Weise der Kommunikation. Jegliche Unternehmen nutzen sie für Marketingzwecke, Angebotspräsentationen oder Kundengenerierungen. Privatpersonen möchten hauptsächlich sich selbst über Social Media zum Ausdruck bringen. Statusmeldungen, Bilder und Videoclips werden meist veröffentlicht oder geteilt. Doch welche Bereiche sind für Social Media Nutzer eigentlich von wirklichem Interesse? Die Jugendstudie „Insta ungeschminkt“ aus dem Jahr 2019 hat herausgefunden, dass von 100 befragten Personen im Face-to-Face Verfahren,50% der Zielgruppe von 14 bis 22 Jahre alten Personen, sich ausschließlich für Sport und Fitness interessieren, dicht gefolgt vom Bereich Lifestyle mit 49%. Anlässlich des großen medialen Interesses an Sport und Fitnessbeiträgen, stellte sich die Frage, ob man sich nicht nur über Social Media für Sport und Fitness interessieren kann, sondern sich sogar durch Social Media zum Sport- und Fitnesstreiben beeinflussen lässt. Mithilfe der Studie „GIM - Germany in Motion“ aus dem Jahr 2018, untersuchte Blau (2018, S.4) die fünf verschiedenen Motive, die zum Sport treiben anregen. Hierbei werden fünf Bedürfnisbasierte Typen identifiziert, die sich auf unterschiedliche Dimensionen beziehen - die Motivation zur Gesundheit, die Leistungsmotivation oder die Außenwirkung. Diese beziehen sich nicht nur auf eine bestimmte Zielgruppe, sondern auf die Allgemeinheit. Im Rahmen der GIM-Studie wurde festgehalten, dass die größten Barrieren Sport zu treiben entweder der Zeitfaktor oder die Motivation ist Hierzu wurden 980 Online-Befragungen durchgeführt. Herausgekommen ist, dass 62% der befragten Leute mindestens einmal die Woche Sport treiben (Blau, 2018, S.11). Aufgrund dieser Resultate, soll der Frage nachgegangen werden, ob Social Media das Sport- und Fitnesstreiben von jungen Erwachsenen begünstigt oder einschränkt. Da es zu vielen unterschiedlichen Dimensionen an Beeinflussungen kommen kann, liegt der Fokus dieser Forschung auf den positiven und negativen Hauptbeeinflussungen. Diese beziehen sich auf den grundlegenden Ergebnissen der Studie „Germany in Motion (2018)“. Die jeweiligen Hauptdimensionen der Beeinflussungen werden sich primär auf den positiven Einfluss der Motivation und den negativen Einfluss der Demotivation beziehen. Daraus können eventuelle Steigerungsformen wie Inspirationen oder sogar Frustrationen resultieren, die sich aus den motivationalen Einflüssen ergeben. Es werden hierfür trotzdem alle weiteren relevanten Dimensionen und Ergebnisse berücksichtigt, die mit anderweitigen Einflüssen durch Social Media und dem Sport- und Fitnesstreiben in Berührung stehen. Auf Grundlage der Studie der Norwegian University of Science and Technology von Berg, Forest und Stenseng (2020), deren Untersuchung im späteren Kapitel näher beleuchtet wird, wird ebenfalls untersucht, dass positive Emotionen die Beteiligung an körperlichen Aktivitäten fördern. Im Rahmen dessen wird ein qualitatives Interview mit sechs Personen, die die Voraussetzungen zur Teilnahme an der Untersuchung erfüllen, durchgeführt. Die Teilnahmebedingungen sind eine mindestens dreijährige Erfahrung im Fitnesssport, das aktive und regelmäßige Nutzen von Social Media Plattformen und innerhalb der Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren anzugehören. Es handelt sich um ein narratives Interview, dass auf den jeweiligen individuellen Biografien der Teilnehmer basiert. Im Rahmen der Interviewführung werden die unterschiedlichen Bereiche der Sport- und Fitnessaktivitäten, das Social MediaVerhalten und die potenziellen Berührungspunkte über eine eigenkonstruierte MAP visualisiert und festgehalten. Auf diese Weise soll aufgezeigt werden, ob und welche Art von Beeinflussungen durch Social Media auf das Sport- und Fitnesstreiben ausgeübt werden können. Anschließend werden die transkribierten Interviews in Form der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2018) strukturiert, kodiert und ausgewertet. Ziel der vorliegenden Arbeit soll sein, den Einfluss der sozialen Medien auf die Sport- und Fitnessaktivitäten junger Fitnessstudiogänger zu identifizieren, zu erklären und die Art und Weise der Beeinflussung zu analysieren. Die Ergebnisse dienen nicht nur zur allgemeinen Forschung, sie können auch relevant für Fitnessstudioanbieter und Sportvereine sein. Diese können einen Einblick dadurch erhalten, wie sie ihre Social Media Plattformen und Kanäle bestmöglichst einsetzen sollen, um eine möglichst hohe Wirkung auf die Zielgruppen zu erreichen. Davon profitieren aber nicht nur Unternehmen und Vereine Auch einflussreiche Influencer und Privatpersonen können ihrer Reichweite damit vergrößern.
1.2 Vorgehensweise
Im nachfolgenden Kapitel werden die wesentlichen Begriffe und theoretischen Grundlagen beschrieben. Hierfür wird auf die jeweiligen Studien Bezug genommen und abhängig der relevanten Wichtigkeit für die Forschungsfrage deklariert. Im Rahmen dessen, werden die verschiedenen Dimensionen, Abgrenzungen und Spezifizierungen von Motivation näher beleuchtet. Zudem werden zusätzliche wissenschaftliche Literatur- und Journalbeiträge aufgeführt, die die potenziellen Ergebnisse untermauern. Hierbei kommt es zu einer umfangreichen Aufklärung der ausgewählten Interviewart. Anschließend erfolgt eine ausführliche Erklärung der Methodik. Diese umfasst die Vorbereitungsmaßnahmen, die Materialbeschaffung, die Erstellung des Interviewleitfadens und der biografischen MAPs, sowie den Voraussetzungsund Fragekatalog der ausgewählten Befragten. Die Vorgehensweise zur Auswertung der Interviews in Form der qualitativen Interviewstudie nach Mayring (2018), das Aussortieren der relevanten Ergebnisse und die anschließende Zusammenfassung und Gegenüberstellung der finalen Ergebnisse, erfolgt im Anschluss. Anschließend werden die Ergebnisse der theoretischen Ausarbeitung und der Forschungsergebnisse zusammengefasst. Dieses Kapitel beinhaltet zukunftsorientierte Aussagen und Perspektiven. Es schließt mit der Diskussion zur Methodik und den Ergebnissen, sowie mit einem thematischen Ausblick.
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Schlüsselbegriffe und Definitionen
2.1.1 Motiv und Affekt
Die Enge der Beziehung von Motiv und den antizipierten Affekten ist so bedeutsam, dass einige Autoren Motive in Abhängigkeit der antizipierten Affekte definiert haben. Bei einem solchen Vorgehen liegt die Vorstellung zugrunde, dass ein Motiv nicht so sehr durch spezielle Formen des Verhaltens zu kennzeichnen ist, sondern durch den speziellen Affekt, der angestrebt und antizipiert wird. Diese Affekte sollen so spezifisch sein, dass sie eindeutig ein Motiv definieren können. Hierfür ist das Leistungsmotiv, dass Atkinson (1964, S.241) mit „Stolz über eine erbrachte Leistung“ verbindet oder das Machtmotiv, dass McClelland (1975, S.77) mit „einem Gefühl von Stärke“ definiert, geeignet.
2.1.2 Bedürfnisse, implizite und explizite Motive
Heckhausen (2010, S.3) differenziert drei unterschiedliche Arten von Personenfaktoren. Dabei wird unterschieden zwischen den universellen Verhaltenstendenzen und den Bedürfnissen. Motivdispositionen (implizite Motive), die einzelne Individuen von anderen unterscheiden, sowie Zielsetzungen (explizite Motive), die Personen gefasst haben und verfolgen, sind weitere motivationale Einflüsse. Laut Heckhausen (2010, S.4) sind überdauernde individuelle Motivdispositionen, die in neuerer Zeit in Abgrenzung von expliziten Motiven (beispielsweise Ziele) bezeichnet werden, implizite Motive. Dagegen sind explizite Motive bewusste, sprachlich repräsentierte Selbstbilder, Werte und Ziele, die sich eine Person selber zuschreibt.
2.1.3 Motivation
In der Literatur stößt man auf einige unterschiedliche Arten von Definitionen, wenn man nach dem Wort Motivation sucht. Sprenger (2005) definiert Motivation mit dem Drang, etwas zu tun, zu haben oder zu lassen. Zudem beschreibt Sprenger (2005) Motivation als einen emotionalen Prozess. Aus diesem Grund sei nicht jeder Mensch gleich zu motivieren. Nach Weiner (1996) wird Motivation wie ein bestimmtes Verhalten gestartet, mit Energie versorgt und gestoppt. Laut Comelli und von Rosenstiel (2003, S.7) tritt Motivation in zwei unterschiedlichen Szenarien auf: Entweder durch Motivation einer anderen Person oder durch Selbstmotivation, die von der Person selbst ausgeht.
2.1.4 Intrinsische und extrinsische Motivation
Laut Sprenger (2005) lässt sich Motivation von zwei unterschiedlichen Faktoren beeinflussen. Man unterscheidet hier zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Die sogenannte intrinsische Motivation, beziehungsweise Selbstmotivation, ist nach Gabler (2002, S.161) der innere Wille zu handeln, wenn Handlung und Handlungsziel thematisch übereinstimmen. Sprenger (2005) hingegen bezeichnet die intrinsische Motivation als die Art Motivation, die aus dem Inneren selbst entsteht. Die Beweggründe für die jeweilige Handlung liegen an der eigenen Persönlichkeit etwas leisten zu wollen. Dagegen ist die extrinsische Motivation laut Sprenger (2005), eine Fremdmotivation. Hier findet eine äußere Beeinflussung statt, die das Ziel verfolgt, ein gewünschtes Verhalten zu zeigen. Diese Art der Motivation tritt in Form einer Belohnung oder einer Bestrafung auf.
2.2 Theorien und Modelle
2.2.1 Maslow‘s Bedürfnispyramide
Maslow's Theorie (1991) zur Bedürfnisbefriedigung zur Persönlichkeitsentwicklung stammt aus der humanistischen Psychologie und wird heutzutage in vielen Bereichen, wie beispielsweise dem Marketing, genutzt. Maslow unterscheidet zwischen niedrigen und höheren Bedürfnissen, die sich hierarchisch den jeweiligen Entwicklungsstufen zuordnen. Mit den Entwicklungsstufen verbindet Maslow bestimmte Werteorientierungen. Bedürfnisse sind grundlegend für Gesundheit oder Krankheit, aber auch Ausgang für Motivationen und daraus generierte Wünschen. Vor allem aber sind sie Mittel zum Zweck, Menschen beim persönlichen Wachstum und der Entwicklung zu helfen. Maslow bezieht die Grundbedürfnisse auf die menschliche Natur und geht davon aus, dass diese bei allen Menschen auftreten. Sie sind die Basis eines Systems menschlicher Werte, die sich selbst bestätigen. Das soziokulturelle Umfeld bestimmt die Bedingungen für die Befriedigung der Bedürfnisse, aber auch die Ausgestaltung von Motivationen und Wünschen. Hier unterscheidet Maslow zwischen den folgenden fünf Grundbedürfnissen:
1. Die physiologischen Bedürfnisse (Hunger, Durst, Schlaf)
2. Die Sicherheitsbedürfnisse (Sicherheit, Schutz, Ordnung)
3. Die sozialen Bedürfnisse (Zugehörigkeit, Liebe, Zuneigung)
4. Die Individualbedürfnisse (Selbstachtung und Selbstvertrauen)
5. Die Selbstverwirklichung
Laut Maslow‘s Definition (1991) muss das niedrigere Bedürfnis ausreichend befriedigt sein, bevor das höhere Bedürfnis wirksam werden kann.
2.2.2 Rubikonmodell der Handlungsphasen
Im Gegensatz zu klassischen Motivationstheorien (wie beispielsweise der Bedürfnispyramide nach Maslow), wurde das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Gollwitzer, 1990) entwickelt.
Das Modell soll Aufschluss über die folgenden elementare Fragen geben:
- Wie wählt eine handelnde Person ihre Ziele aus?
- Wie plant sie deren Realisierung?
- Wie führt sie diese Pläne durch?
- Wie bewertet sie die Ergebnisse ihrer Handlungen?
Das Rubikonmodell beschreibt das Verfolgen eines Ziels, indem die Lösung von vier aufeinander folgenden Phasen als Handlungsverlauf dargestellt wird (Achtziger und Gollwitzer, 2009). Die vier Phasen der Zielverfolgung lauten:
1. Prädezisionale Phase: Abwägen von Vor- und Nachteilen noch nicht realisierter Wünsche (Erwartung und Anreiz = Werte).
2. Postdezisionale Phase: Planen bei welcher Gelegenheit mit welchen Mitteln die Realisierung des Ziels in Angriff genommen werden soll.
3. Aktionale Phase: Ausführen der in der postdezisionalen Phase geplanten Handlungen (Persistenz und Zielablösung).
4. Postaktionale Phase: Bewerten der Folgen der durchgeführten Handlungen.
Die vier Phasen sind durch drei Übergänge voneinander getrennt.
Ende der prädezionalen Phase: Die Entscheidung, aus den existierenden Wünschen, einen ganz bestimmten Wunsch zu realisieren. Durch diese Entscheidung wird aus dem unverbindlichen Wunsch ein verbindliches Ziel geschaffen (Achtziger & Gollwitzer, 2009, S.151).
Ende der präaktionalen Phase: Der Beginn von Handlungen, die dazu geeignet sind, das gewünschte Ziel zu realisieren.
Ende der aktionalen Phase: Die Bewertung der Konsequenzen von bereits durchgeführten Handlungen. In der prädezisionalen Phase tritt durch das Abwägen möglicher positiver und negativer Konsequenzen zielgerichteter Handlungen die abwägende Bewusstseinslage ein. In der präaktionalen Phase taucht durch das Planen konkreter Schritte in Richtung Zielerreichung, die planende Bewusstseinslage auf. Entsprechend bringt die aktionale Phase durch die konkrete Durchführung zielgerichteter Handlungen, eine handelnde Bewusstseinslage mit sich.
Die postaktionale Phase induziert durch ihre Bewertung des bisher erreichten Handlungsergebnisses eine bewertende Bewusstseinslage (Achtziger & Gollwitzer, 2009, S.152).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Heckhausen & Gollwitzer, 1987)
Achtziger und Gollwitzer (2009, S.155) geben wieder, dass das Rubikonmodell mit seiner Bewusstseinslagenforschung zu einer Neukonzeptualisierung des Konzepts „Motivation“ führt. Früher wurde der Begriff „Motivation“ benutzt, um die Bereitschaft einer handelnden Person, bestimmte Handlungen zu zeigen und die Intensität und Effizienz, mit der die Handlungen umgesetzt wurden, auszudrücken. Heute wird unter dem Begriff „Motivation“ die Ausgestaltung zielgerichteter Handlungen im Hinblick auf motivationale Aspekte wie Wünschbarkeit und Erreichbarkeit möglicher Ziele diskutiert. In diesem Sinne finden motivationale Prozesse in der prädezisionalen und in der postaktionalen Phase des Rubikonmodells statt.
2.2.3 Selbstbestimmungstheorie der Motivation
Die Selbstbestimmungstheorie laut Bonus (2009) ist eine Selbsttheorie, die das Wachstum und die Entwicklung der Persönlichkeit untersucht. Zentral für die Theorie ist die Untersuchung der Motivation von menschlichen Handlungen. Die Theorie stützt sich dabei auf das Konzept von drei grundlegenden Bedürfnissen. Diese Bedürfnisse sind Autonomie, Kompetenz und Beziehungen, deren Befriedigung mit positiven Ergebnissen für die Motivation und die persönliche Entwicklung in Verbindung gebracht werden. Im Gegensatz zu anderen Motivationstheorien beschränkt sich die Selbstbestimmungstheorie nicht darauf, das Erleben von intrinsischer Motivation zu beschreiben, sondern bietet eine funktionale Erklärung für das Zustandekommen und die Bevorzugung von intrinsisch motivierten Aktivitäten. Zudem meint Bonus (2009), dass die Theorie heute vor allem im pädagogischen Umfeld Anwendung findet. Sie hat jedoch durch die Erklärung der Zusammenhänge zwischen Bedürfnisbefriedigung und Motivation ebenfalls eine hohe potenzielle Relevanz im organisatorischen Umfeld (Bonus, 2009). Die Selbstbestimmungstheorie ist keine geschlossene Theorie, sondern besteht aus vier unterschiedlichen MiniTheorien (vgl. Deci & Ryan, 2002).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Konzeptioneller Aufbau der Selbstbestimmungstheorie (Bonus, 2009, S.286)
Diese vier Mini-Theorien bilden zusammen die Selbstbestimmungstheorie. Die „Theorie der kognitiven Evaluation“ beschäftigt sich mit den Effekten der sozialen Umwelt auf die intrinsische Motivation von Individuen (vgl. Deci, 1975). Die „Theorie der organismischen Integration“ beschäftigt sich mit der Internalisierung von Regulierungen und Werten. Die „Theorie der kausalen Orientierung“ beschreibt die individuellen Unterschiede zwischen Menschen, inwieweit diese ihre Umwelt verstärkt als Autonomie unterstützend, kontrollierend oder amotivierend wahrnehmen. Die vierte „Theorie der grundlegenden Werte“ beschäftigt sich wiederrum mit dem Zusammenhang zwischen Motivation und Zielinhalten und dem psychologischen Wohlbefinden (Deci & Ryan, 2002). Da im anschließenden Kapitel die aktuelle Studienlage näher beleuchtet wird, spielt die Bedeutung dieses Modells eine elementare Rolle.
2.2.4 Dualistisches Modell der Leidenschaft
Das dualistische Modell der Leidenschaft ist teilweise aus der Selbstbestimmungstheorie abgeleitet und verwendet den Begriff „Leidenschaft“, um die intensive Motivation für Aktivitäten zu beschreiben, die Menschen lieben, schätzen und viel Zeit und Energie darin investieren (Vallerand, 2015). Was das dualistische Modell der Leidenschaft zur Selbstbestimmungstheorie ergänzt (Deci & Ryan, 2000), ist ein spezifischer Fokus auf eine bestimmte Aktivität im Sinne dessen, dass sie eine langfristige Leidenschaft für die jeweilige Person darstellt, aber auch, dass die Motivation für diese Aktivität auf der Grundlage individueller Merkmale und/oder zwischenmenschlicher Prozesse kontrolliert oder autonom in der Identität der Person verinnerlicht wird (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.3). Beispielsweise wird die leidenschaftliche Tätigkeit selbstdefinierend, so dass sich ein Laufinteressierter als Läufer und nicht als Laufbegeisterter bezeichnet und damit die Tätigkeit als zentrales Merkmal verinnerlicht hat (Vallerand, 2003). Leidenschaft kann somit durch verschiedene Regulierungsprozesse in das eigene Selbst integriert werden, je nachdem, wie die leidenschaftliche Aktivität in die eigene Identität verinnerlicht wurde. Die genannte Internalisierung der Aktivität führt zu zwei qualitativ hochwertigen Formen von Leidenschaft. Hierbei wird zwischen der sogenannten harmonischen Leidenschaft und der obsessiven Leidenschaft unterschieden, die jeweils zu gegensätzlichen psychologischen Ergebnissen führen (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.3). Die harmonische Leidenschaft zeichnet sich durch eine ausgewogene und flexible Beteiligung an der leidenschaftlichen Tätigkeit aus. Die Aktivität nimmt einen elementaren Platz im täglichen Leben der Person ein, bleibt jedoch in Harmonie mit anderen Aspekten des Lebens und verursacht keine bis geringe Konflikte. Somit wird angenommen, dass harmonische Leidenschaft aus einer autonomen Verinnerlichung der jeweiligen Aktivität in der Identität der Person entsteht (Vallerand, 2003). Die leidenschaftliche Aktivität ist frei wählbar und persönlich bestätigt. Somit wird das Verhalten gegenüber der Aktivität durch Motivationsprozesse reguliert, die auf die Willensfunktion hinweisen. Bei harmonischer Leidenschaft hat die Person das Gefühl, die Aktivität unter Kontrolle zu haben und kann daher mit einem Gefühl von Flexibilität und Willenskraft vollständig an der Aktivität teilnehmen (Vallerand, 2003). Somit lässt sich sagen, dass das ausgewogene und sichere Engagement in einer leidenschaftlichen Aktivität mit positiven Erfahrungen und Affekten, die zu einem höheren Maß an Glück, Zufriedenheit und Genuss führen, verbunden ist (Vallerand, 2015). Die obsessive Leidenschaft hingegen ist durch intensive Liebe und starkes Engagement für eine Aktivität gekennzeichnet, wobei es hier zu einer Kehrseite des Interesses kommt. Die mit der Aktivität verbundene Verpflichtung bedroht die eigene Selbstbeherrschung, da die Person ein obsessives Bedürfnis verspürt, die Aktivität durchzuführen, oft auf Kosten anderer wichtiger Aspekte im Leben (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.3). Die Annahme hierbei lautet, ob obsessive Leidenschaft aus der kontrollierten Internalisierung der Aktivität stammt. Die leidenschaftliche Aktivität wurde ausgewählt und persönlich unterstützt, aber auch durch intrapersonalen und/oder zwischenmenschlichen Druck beeinflusst, wie beispielsweise Kontingente wie Gefühle sozialer Akzeptanz oder wegen der unkontrollierbaren Erregung, die sich aus der Beschäftigung der jeweiligen Aktivitäten ergibt (Vallerand, 2003). Bei obsessiver Leidenschaft, kann die Person nicht anders, als sich an der leidenschaftlichen Aktivität zu beteiligen, selbst wenn negative Ergebnisse unvermeidbar sind. Es hat sich gezeigt, dass harmonische und obsessive Leidenschaft im Laufe der Zeit ziemlich stabil sind. Da Leidenschaft in ihrem Kern ein Motivationskonstrukt ist, kann man erwarten, dass sie formbar ist (Vallerand, 2003).
2.2.5 Beeinflussung von Social Media auf die Kaufentscheidung
Ein wesentliches Indiz für den Einfluss von Social Media zeigt die Datenerhebung von PwC (2020) auf. Hierbei geht es um die Beeinflussung durch Social Media bezüglich der Kaufentscheidung. Es wurden dabei 1243 Teilnehmer dazu befragt, in welchem Lebensbereich sie durch Social Media am meisten beeinflusst worden sind. Die Altersgruppe der Befragten lag zwischen 18 bis 24 Jahre. Dabei kristallisierte sich heraus, dass Social Media die Kaufentscheidung von 21% der Befragten, im Bereich Sport und Freizeit, beeinflusst. Man kann hierbei nur mutmaßen, um welche Art der Investition es sich wirklich handelt, jedoch geht man davon aus, dass die Bezahlung eines Personal-Trainers, der Kauf eines Fahrrads oder die Anmeldung in einem Fitnessstudio dafür verantwortlich sind.
Diese Abbildung wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt.
Abbildung 3: PwC. (2020). In welcher der folgenden Kategorien hat Social Media Ihre Kaufentscheidungen am meisten beeinflusst?. Statista. Statista GmbH. Zugriff: 31. März 2022. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1127322/umfrage/einfluss-von-social-media-auf-die- kaufentscheidung/
2.3 Aktueller Forschungsstand
2.3.1 Studie - #StatusofMind
Die Royal Society for Public Health (RSPH) hat im Jahr 2017 in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus verschiedenen Universitäten wie Cambridge und Belgrad die potenziellen Auswirkungen von Social Media auf die Gesundheit junger Erwachsener erforscht. Der Untersuchungsgegenstand hierbei war herauszufinden, wie sich Soziale Medien auf die Gesundheit junger Menschen im Alter von 14 bis 24 Jahren auswirken (Cramer, 2017). Hierbei haben 1479 Menschen ihre Gefühle in einer Punkteskala eingetragen, während sie Social Media (wie beispielsweise Instagram, YouTube, Facebook, Twitter oder Snapchat) genutzt haben. Hinsichtlich der Einflussnahme von Social Media auf die Gesundheit schnitt YouTube derweil am Positivsten ab und Instagram am Schlechtesten. Inkster (2017) beschreibt die potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen gezielt auf das Selbstbewusstsein, da Social Media eine scheinbar perfekte Welt, die nicht mehr viel mit unserer zu tun hat, vorzeigt. Die inszenierten, bearbeiteten Bilder und die Idealisierung eines perfekten Lebens ohne Tiefpunkte, kann vor allem bei jungen Menschen zu Selbstzweifeln und einer verzerrten Selbstwahrnehmung führen. Gleichzeitig gibt es aber auch positive Aspekte, wie die Revolutionierung der Kommunikation. Durch sie kann man sich über vielerlei Themen informieren. Gerade diese Aspekte spielen eine elementare Rolle, wenn es um die Aufklärung und Entstigmatisierung von psychischen Krankheitsbildern wie beispielsweise Depressionen geht. Inkster (2017) erklärt, dass für viele Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, Social Media einen virtueller Raum bietet, in dem sie sich mit anderen Menschen austauschen und Erfahrungen teilen können. Social Media verbindet zu einer Art Gemeinschaft, trotz räumlicher Trennung.
Besonders wichtig ist für Jugendliche, sich persönlich auf kreative Weise auszudrücken zu können. Social Media bietet diese Möglichkeit. Hier lernen sie, sich positiv auszudrücken, darzustellen und ihre Interessen und Talente mit anderen zu teilen (Inkster, 2017). Allerdings sind die potenziellen negativen Auswirkungen durch das Fortschreiten der Digitalisierung gleichermaßen ernst zu nehmen (Cramer, 2017). Ein bewusster Umgang mit Social Media ist von hoher Wichtigkeit und wie die Studie #Statusofmind bewies, ist die allgemeine Nutzungsdauer von Social Media das Wichtigste. In Form dieser Studie wird aufgezeigt und belegt, dass Social Media einen starken Einfluss auf die Person selbst haben kann. Auch wenn die Studie #StatusofMind eher die Tendenz zur psychologischen Gesundheit bezweckt, ist sie trotzdem erwähnenswert hinsichtlich des großen Gesamteinflusses von Social Media auf die Gesundheit. Da das Sport- und Fitnesstreiben ebenfalls ein gesundheitlicher Aspekt ist und in diesem Sinne, die allgemeine körperliche Gesundheit gestärkt wird, ist die Studie von mittelwertiger Relevanz.
2.3.2 Studie - Germany in Motion
In der Fitness-Studie „Germany in Motion“ unterscheidet Blau (2018) zwischen fünf Bedürfnis-basierten Typen. Hierfür wurde eine quantitative OnlineBefragung über zwölf Tage freigegeben. Es nahmen 980 Personen daran teil, die zwischen 18 und 64 Jahre alt waren (Blau, 2018, S.7). Der Fragebogen beinhaltete Ziele, Segmentbeschreibung, Bedürfnisse/Einstellungen, Ausgaben und Name des Typs (Blau, 2018, S.9). Die fünf Bedürfnis-basierten Typen unterscheiden sich primär durch die Dimensionen Gesundheit/Ausgleich; Leistungsmotivation und Außenwirkung. Laut Blau (2018) treiben 62% der Deutschen mindestens einmal die Woche Sport. Die größten Barrieren um mehr Sport oder Fitness zu treiben sind der Faktor Zeit und die Motivation. Die fünf bedürfnis-basierten Typen bezeichnet Blau (2018, S.4) als Sport2Support, Sport2Move, Fit4Sports, Fit2Share und Fit4Slim. Der Sport2Support-Typ sieht Sport als runde Sache und verbindet ihn mit Freude an Bewegung, Gesundheit und Geselligkeit. Er schätzt fachmännische Betreuung und hat geringe Ausgaben jenseits vom Fitnessstudio und Nahrungsergänzungsmitteln. Der Sport2Move-Typ sieht sportliche Betätigung als Ausgleich zum Alltag mit einer gewissen intrinsischen Leistungsmotivation. Er ist selten im Fitnessstudio anzutreffen und bevorzugt klassische Individualsportarten. Er hat geringe Ausgaben insgesamt und legt den Fokus auf Kleidung und Ausstattung. Der Fit4Sports-Typ ist ein passionierter Sportler und sieht Sport als Spaß, Status und Lebenseinstellung. Er ist erfolgs- und leistungsorientiert und hat die höchste Ausgabebereitschaft. Der Fit2Share-Typ sieht Sport als Statussymbol und als Mittel zur Selbstinszenierung - aber auch ein Muss. Er ist auf Social Media präsent, nutzt es als Informationsquelle, „Trainerersatz“ und Plattform um seine sportlichen Erfolge mitteilen zu können. Er investiert gerne in Kleidung, Nahrungsergänzungsmittel und Zubehör. Der Fit4Slim-Typ sieht Sport als Mittel zum Zweck um abzunehmen oder einfach besser auszusehen. Er lässt sich schwer zum Sport motivieren und hat insgesamt auch die niedrigsten Ausgaben (Blau, 2018, S.4). Die Auswertung der 980 teilnehmenden Personen ergab, dass 23% dem Sport2Support-Typ, 22% dem Sport2Move-Typ, 15% dem Fit4Sports-Typ, 18% dem Fit2Share- Typs und 22% dem Fit4Slim-Typs angehören (Blau, 2018, S15). Da der Fit2Share-Typ von besonderer Bedeutung für die Forschungsgrundlagen ist, wird im Folgenden nochmals gezielter auf ihn eingegangen. 70% der Teilnehmer waren hierbei männlich und zwischen 18 bis 39 Jahre alt. Der Fit2Share-Typ ist Social Media affin und treibt im Schnitt zwei bis drei Mal die Woche Sport. Seine Ziele sind es bestmöglichst auszusehen. Der Fit2Share- Typ ist das jüngste Segment im Rahmen der GIM-Studie. Seine Motivation Sport zu treiben, entsteht über extrinsische Faktoren wie die Außenwirkung. Sport ist für ihn ein Mittel zur Selbstinszenierung und gesundheitliche Aspekte, intrinsische Leistungsmotivation und auch der Spaßfaktor fallen zurück. Der Fokus für ihn liegt auf den Erfolgen, die er auf Social Media und Fitness-Apps teilen kann. Die drei stärksten Bedürfnisse sind es langfristig gesund zu bleiben, Aufmerksamkeit zu erhalten und dem gesellschaftlichen Ideal zu entsprechen (Blau, 2018, S.23). Das Ergebnis der GIM-Studie bestätigte, dass 18% der teilnehmenden Personen die Motivation Sport oder Fitness zu machen, durch den Einfluss von Social Media erhalten. Es lässt sich nicht genau sagen, ob es der primäre Haupteinfluss/-antrieb ist oder nur eine untergeordnete Rolle spielt. Allerdings existiert nicht umsonst eine eigene Gruppe für den Fit2Share-Typ. Zudem hinterfragt Blau (2018, S.18, S.4), ob der Fit2Share-Typ, trotz der wachsenden Popularität von „Shared Fitness“ noch als klassische IndividualSportart gilt, wenn man sie „shared“. „Shared“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man sein Sporttreiben auf einer Social Media Plattform teilt, sodass Freunde und Follower dieses Erlebnis mitverfolgen können. Blau (2019) beschreibt die Kernmotive des Fit4Share-Typs mit folgenden vier „B's“: Bonding (die Gemeinschaft), Benchmarking (der Vergleich), Boost (der Motivationsschub) und Benefit (die Selbstdarstellung). Besonders auffallend ist, dass nur 17% dieses Typs persönliche Gespräche nutzen um sich über Sport und Fitness zu informieren. 47% sind der Meinung, dass YouTube ein absoluter Trainerersatz ist. Laut Blau (2019) wirkt das „Bonding“ hauptsächlich über Instagram, da sie dort ihre sportlichen Erfolge und Leistungen in Form von Videos und Bildern teilen und für ihre Beiträge Likes ernten. Sie lassen sich von anderen Influencern inspirieren und verfolgen konkrete Tipps oder Empfehlungen. Sie fühlen sich als Teil eines realen Teams, auch wenn das digitale Team nur virtuell existiert. Das „Benchmarking“ verläuft als Vergleich und wirkt über Posts der Fit2Share-Sportler. Sie versuchen online ihre ganze Persönlichkeit zu zeigen und möglichst viele Gewichte, Muskeln und Leistungen abzurufen. Der „Boost“ sind in diesem Fall die digitalen Apps. Sie funktionieren als persönlicher Performance Barometer. Die Online-Community kann die Entwicklung verfolgen und nachvollziehen, somit wird die Leistung professionalisiert und vergleichbar (Blau, 2019). Der „Benefit“ wird als sportive Leistungen extrem personenfokussiert dargestellt. Die Belohnungen sind Kommentare, Likes und mehr Follower. Somit lässt sich zusammenfassend sagen, dass das neue Segment jung, digital und ausgabefreudig ist (Blau, 2019). Im Rahmen der Studie „Germany in Motion“ wird somit bestätigt, dass es eine bestimmte Gruppe an Menschen gibt, die sich durch Social Media beeinflussen lassen. Man kann hierbei die Annahme tätigen, dass es auf eine positive Art Motivation ist, da diese Gruppierung ansonsten wenig Anreiz hätte
Sport oder Fitness zu betreiben. Die aufgeführte Studie hat eine hohe unterstützende Relevanz, da sie teilweise bereits das bestätigte, was im Rahmen dieser Forschungsarbeit noch untersucht wird.
2.3.3 Motivations- & Leidenschaftsstudie von Berg, Forest und Stenseng
2.3.3.1 Motivationen zum Engagement für körperliche Aktivität
Die Wissenschaftler um Berg, Forest und Stenseng (2020, S.1) testeten im Rahmen der durchgeführten Studie, ob eine Social-Media-Intervention harmonische Leidenschaft und positive Emotionen im Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten fördern könnten. Die Untersuchung basiert auf der Selbstbestimmungstheorie und dem dualistischen Leidenschaftsmodell. Hierbei wurde eine vier-wöchige Intervention entwickelt, die über ein Instagram-Konto verwaltet wurde, um eine harmonischere Leidenschaft und weniger obsessive Leidenschaft, sowie mehr positive Emotionen und weniger negative Emotionen in Bezug auf die jeweilige Lieblingssportaktivitäten der Teilnehmer zu fördern. Vor und nach der Intervention wurde ein webbasierter Fragebogen an 518 junge Erwachsene verteilt (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.1). In Form dieser Längsschnittstudie mit Pre- und Posttests wurde jeden dritten Tag maßgeschneidertes Material in Form von Texten, Links und Bildern gepostet. Die Teilnehmer wurden zufällig einer Interventionsgruppe oder Kontrollgruppe zugeteilt. Die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (2000) ist eine universelle und umfassende Theorie der menschlichen Motivation, die auf Sport- und Bewegungsaktivitäten anwendbar ist. Sie wird im Rahmen dieser durchgeführten Studie ergänzend zum theoretischen Teil nochmals erläutert, da sie innerhalb der von Berg, Forest & Stenseng (2020) Studie, einen abgewandelten Grundsatz verfolgt. Durch die Behauptung der Motivationsqualität unterscheidet die Selbstbestimmungstheorie zwischen intrinsischen und extrinsischen Motivationsformen. Beispielsweise wird eine Person, die ein bestimmtes Verhalten aus externen Gründen wie Geld oder Ansehen ausführt, durch externe Regulierung auf Kosten von gewollten - oder selbstbestimmten - Motiven für das Verhalten gelenkt (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.2). Die intrinsische Motivation hingegen spiegelt das Engagement für das Verhalten wieder, das aus der Zufriedenheit mit der Ausführung des Verhaltens selbst motiviert wird. Wenn das Engagement in solchen autonomen Motiven verwurzelt ist, gibt es keine oder nur wenige externe Kontingente, die mit der Aktivität verbunden sind. Anstatt extrinsische und intrinsische Motivation als Gegensätze zu betrachten, identifiziert die Selbstbestimmungstheorie insbesondere mehrere Ebenen der Motivationsqualität, die als mehr oder weniger selbstbestimmt angesehen werden, von der Einhaltung von Regeln, die vollständig von anderen definiert werden (externe Regulierung), bis hin zu extern stärker in die selbst integrierte Regulation (identifizierte Regulation) bis hin zu rein selbstgetriebenem Interesse (intrinsische Regulation). Wenn das Verhalten selbstbestimmt und nicht extern reguliert ist, trägt es eher zur Befriedigung von drei psychologischen Grundbedürfnissen bei (Deci & Ryan, 2000): Autonomie (der Wunsch, Verhalten in Übereinstimmung mit den eigenen wahren Werten und Bestrebungen auszuüben), Kompetenz (ein Gefühl der Leistung und Entwicklung) und Verbundenheit (das Bedürfnis, sich von Menschen geschätzt zu fühlen, mit denen man sich verbunden fühlt). Laut Ryan und Deci (2007) tritt adaptive Motivation bei Sport- und Bewegungsaktivitäten am wahrscheinlichsten auf, wenn Einzelpersonen aus autonomen Gründen an der Aktivität teilnehmen.
2.3.3.2 Motivationen für Bewegung und emotionale Ergebnisse
Die aktuelle Studien- und Forschungslage bestätigt, dass es einen Zusammenhang zwischen der Art der Leidenschaft und affektiven Ergebnissen gibt (Vallerand, 2003). Personen mit einem harmonischeren und leidenschaftlicheren Engagement sind förderlich für mehr Genuss, Glück und Zufriedenheit. Personen hingegen mit einer obsessiven Leidenschaft führen zu geringerem Genuss, Glück und Zufriedenheit (Vallerand, 2003). Harmonische Leidenschaft korreliert mit positiveren Emotionen beim Aktivitätsengagement und höherer Lebenszufriedenheit (Vallerand, 2003). Obsessive Leidenschaft wird mit negativen Folgen wie Scham oder Schuld in Verbindung gebracht (Vallerand, 2003). Berg, Forest und Stenseng (2020, S.4) fassen in diesem Kontext zusammen, dass obsessive Leidenschaft als vorherrschende Art von Leidenschaft für eine Aktivität das Erleben positiver Emotionen beeinträchtigt, während harmonische Leidenschaft zu positiveren emotionalen Ergebnissen in Bezug auf die Aktivität beiträgt.
2.3.3.3 Methodik
Innerhalb der Studie von Berg, Forest und Stenseng (2020, S.5) nahmen 518 Personen teil. In der Interventionsgruppe füllten 226 Teilnehmer (217 Frauen und 9 Männer) den Fragebogen zum 1. Zeitpunkt aus, während 121 Teilnehmer den Fragebogen zum 2. Zeitpunkt ausfüllten. Das Durchschnittsalter belief sich auf 27 Jahre und die durchschnittliche Zeit, die in körperliche Aktivität investiert wurde, lag bei 3,5 Stunden pro Woche. In der Kontrollgruppe füllten 292 Personen (232 Frauen und 60 Männer) den Fragebogen zum 1. Zeitpunkt aus, während 163 Teilnehmer zum 2. Zeitpunkt ausfüllten. Das Durchschnittsalter der Kontrollgruppe betrug 26 Jahre und die durchschnittliche Zeit, die sie für körperliche Aktivität aufwendeten, lag bei 3,7 Stunden pro Woche. Die Teilnehmer beider Gruppen nahmen durchschnittlich 2,5 Jahre lang an ihrer bevorzugten Trainingsaktivität teil. Zudem waren die favorisierten Aktivitäten Krafttraining (38,5%), Cardio/Laufen (20,6%) und Aerobic-Kurse (13,4%). Der webbasierte Fragebogen bestand aus den Inhalten: Soziodemografie, Bewegungsgewohnheiten, Leidenschaft und Affekt. Die Teilnehmer wurden per Zufall den zwei unterschiedlichen Gruppen (vgl. Abbildung 4) zugeteilt und mussten daraufhin dem Instagram-Profil „Dinmotivasjon“ (in Englisch: „YourMotivation“) folgen. Die Teilnahmekriterien laut Berg, Forest und Stenseng (2020, S.5) waren: regelmäßiges körperliches Engagement und
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Abbildung 4: Strukturgleichungsmodellierung der Ergebnisse. Die beiden Leidenschaftskonstrukte und die Interventionsvariable. Hinweis: p < 0,01; Interventionsvariable: Interventionsgruppe = 1, Kontrollgruppe = 0. (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.4)
Auf dem Instagram Profil „YourMotivation“ wurden innerhalb von vier aufeinander folgenden Wochen jeden dritten Tag Interventions-Posts veröffentlicht. Das Interventionsmaterial basierte auf der Forschung der Selbstbestimmungstheorie von Ryan und Deci (2006) und der Theorie über Leidenschaft von Vallerand, (2003), mit dem Ziel, Wissen, Unterstützung und Bewusstsein basierend auf den Postulaten der jeweiligen Theorien bereitzustellen. Zu Beginn wurde den Teilnehmern über das Instagram-Profil einführendes Wissen vermittelt (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.6). Hierbei war das Ziel, die Teilnehmer dazu zu bringen, über den Motivationsaspekt ihres Aktivitätsengagements nachzudenken. Beispielsweise über ihre Motivation in Bezug auf die Befriedigung grundlegender psychologischer Bedürfnisse, harmonischer und obsessiver Leidenschaft aber auch über ihren damit verbundenen Emotionen. Nach vier Wochen wurden die Interventionsgruppe und die Kontrollgruppe per E-Mail kontaktiert, um die gleichen Maßnahmen wie im ersten Fragebogen zu beantworten.
2.3.3.4 Ergebnisse
Die Sechs-Punkte-Version der Leidenschaftsskala von Vallerand (2015) wurde angewendet, um die harmonische und obsessive Leidenschaft der Teilnehmer für körperliche Aktivität zu bewerten. Im Original enthält die Leidenschaftsskala zwölf Items mit zwei Subskalen aus sechs Items. In der Interventionsgruppe betrug Cronbachs Alpha für harmonische Leidenschaft 0,72 zu T1 und 0,78 zu T2. Für obsessive Leidenschaft waren Cronbachs Alpha 0,83 bei T1 und 0,86 bei T2. Die der Kontrollgruppe betrug bei Cronbachs Alpha für harmonische Leidenschaft 0,72 bei T1 und 0,74 bei T2. Für obsessive Leidenschaft waren Cronbachs Alpha 0,83 bei T1 und 0,83 bei T2 (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.7). Um die Haupthypothesen zu testen, wurden die Daten mittels t-Tests, Korrelationen und Strukturgleichungsmodellierung analysiert. T = Time. T1 und T2 stehen hierbei für die gemessenen Zeitpunkte, um hierbei eine Steigerung oder einen Abfall feststellen zu können. Standardabweichungen und Mittelwerte der Studienvariablen sind in der unteren Abbildung aufgeführt. Die Interventionsgruppe und die Kontrollgruppe unterscheiden sich nicht signifikant bei allen Variablen, außer beim Alter (p < 0,001) und Geschlecht (p = 0,001). Nur eine Variable war signifikant unterschiedlich bei den beiden Gruppen, nämlich positive Emotionen zu T2 (p = 0,05). Das Ausmaß der positiven Emotionen im Zusammenhang mit der Aktivitätsbeteiligung in der Interventionsgruppe war wesentlich höher als in der Kontrollgruppe, was darauf hinweist, dass die Intervention die Teilnehmer in die beabsichtigte Richtung beeinflusst (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.9). Bei der Nachuntersuchung gaben 82% der Teilnehmer in der Interventionsgruppe an, dass sie die Beiträge alle vier Woche gelesen hatten. 12,4% der Teilnehmer lasen die Beiträge für ungefähr drei Wochen und 5,4% für ungefähr zwei Wochen oder weniger (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.9). Alle Korrelationen sind in der folgenden Abbildung dargestellt.
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Abbildung 5: Deskriptive Statistik und t-Tests für Variablen basierend auf beiden Gruppen. (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S. 6)
Die beiden Leidenschaftsmodelle waren bei T1 (r = 0,40) und bei T2 (r = 0,39) korreliert und die Stabilität zwischen T1 und T2 reichte von 0,66 für HP und 0,75 für OP. Die Längsstabilität der Konstrukte betrug 0,66 (p < 0,001) für positive Emotionen und 0,91 (p < 0,001) für negative Emotionen (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.10).
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Abbildung 6: Bivariate Korrelationen für Studienvariablen. Modellierung von Strukturgleichungen. (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.7)
Lediglich die obsessive Leidenschaft bei T1 (Schiefe = 1,204) und T2 (1,115) hatte Werte, die größer als eins waren (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.10). Übereinstimmend mit den Hypothesen wurden zwei Modelle von Berg, Forest und Stenseng (2020, S.10) getestet. Das erste Modell umfasste die beiden Leidenschaftskonstrukte und die Interventionsvariable. Hierbei kam es zu keinen ersichtlichen und aussagekräftigen Ergebnissen, da die Kontrollvariablen zu keiner wesentlichen Änderung führten (Intervention = harmonische Leidenschaft: ß = 0,03, p = 0,61; Intervention = obsessive
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Strukturgleichungsmodellierung der Ergebnisse. Positive/negative Emotionskonstrukte und die Interventionsvariable. Hinweis: p < 0,01; Interventionsvariable: Intervensionsgruppe = 1, Kontrollgruppe = 0. (Berg, Forest & Stenseng, 2020, S.7)
Das zweite Modell umfasste sowohl die positiven und negativen Emotionskonstrukte, als auch die Interventionsvariable. Die Untersuchungen der Pfade im Modell zeigten, dass die Intervention keine Wirkung auf negative Emotionen hatte (ß = 0,00, p = 0,97); die Intervention hatte jedoch einen signifikanten positiven Effekt auf positive Emotionen (ß = 0,15, p = 0,006). Ein Modell mit allen vier Leidenschafts- und Emotionskonstrukten im selben Modell wurde ebenfalls durchgeführt, um ihre potenziellen überlappenden Beziehungen zu kontrollieren, aber die Wirkung der Intervention blieb signifikant und wurde nicht wesentlich verändert (ß = 0,13, p = 0,013). Zusammenfassend bestätigen Berg, Forest und Stenseng (2020, S.11), dass die Intervention weder eine Auswirkung auf die Leidenschaftstheorien noch auf negative Emotionen hatte. Allerdings förderte die Intervention die positiven Emotionen im Zusammenhang mit der Beteiligung an körperlichen Aktivitäten. Die Bedeutung und Relevanz der empirischen Studie von Berg, Forest und Stenseng (2020) ist im Rahmen dieser Abschlussarbeit sehr hoch, da sie schon eine gewisse Kernaussage in Form der Ergebnisse tätigt, die abgesehen von der Methodik, das gleiche Ziel verfolgt. Somit sehen Berg, Forest und Stenseng (2020) die Dimensionen an potenziellen Beeinflussungen durch Social Media auf die körperliche Aktivität als motivierend oder demotivierend an. Auch wenn nur ersteres bestätigt werden konnte.
3. Methodik
3.1 Auswahl der Teilnehmer
Im Rahmen der qualitativen Interview-Studie wurden Daten von sechs teilnehmenden Personen erhoben. Die Grundvoraussetzungen für die Teilnahme wurden geschaffen und abhängig der Forschungsfrage getroffen. Somit waren die Bedingungen wie folgt gegliedert:
- Altersgruppe: junge Erwachsene (zwischen 18 bis 25 Jahre),
- regelmäßige sportliche Aktivität (vorzugsweise im Fitnessstudio) und
- tägliche Nutzung eines eigenen Social Media Accounts (vorzugsweise Instagram),
da die Studie „Insta ungeschminkt“ (Imdahl, 2019) bestätigte, dass besonders diese Plattform steigende Aufmerksamkeit bei Teenagern und besonders jungen Erwachsenen in den vergangenen Jahren erhielt.
3.2 Vorstellung der Teilnehmer
In der anschließenden Tabelle erfährt man alle notwendigen Informationen der interviewenden Personen, um sich ein grundlegendes Bild von Ihnen machen zu können. Es mussten gewisse Grundinformationen der Teilnehmer in Erfahrung gebracht werden, um gewährleisten zu können, dass das narrative Interview durchgeführt werden konnte. Dieses bezieht sich auf die jeweiligen individuellen biografischen Daten der ausgewählten Personengruppe. Unabhängig von den Teilnahmebedingungen, wurden individuelle Vorgespräche geführt, um in Erfahrung zu bringen, ob die Personen auch als Typ in das Anforderungsprofil der Untersuchung passen. Man einigte sich mit allen Teilnehmern darauf, dass deren Namen nicht anonymisiert werden müssen und diese ohne Einschränkung im Rahmen dieser Forschungsarbeit verwendet werden dürfen. Da es ein eher junges Publikum war, das die Interviews absolviert hat, werden alle Teilnehmer innerhalb der Interviewdurchführung geduzt und innerhalb der Abschlussarbeit bei der zugeteilten ID benannt. Die unten aufgeführte Tabelle zur Übersicht der Teilnehmer stellt alle interviewten Personen, die im Rahmen der qualitativen Forschungsarbeit teilgenommen haben, vor. Sie umfasst den Namen in Form des Vornamens, das Alter zum Zeitpunkt des getätigten Interviews, eine ID jedes Teilnehmers, die Berufsbezeichnung, das jeweilige Geschlecht und die erbrachte Dauer des absolvierten Interviews. In der untenstehenden Tabelle werden die wichtigsten Informationen der Teilnehmer dargestellt.
Tabelle 1: Vorstellung der interviewten Teilnehmer (eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Weitere erwähnenswerte Informationen sind die Gemeinsamkeit, dass alle sechs Teilnehmer im Laufe ihres Lebens im Vereinswesen sowohl in Einzel- als auch Mannschaftssportarten tätig waren. Des Weiteren nutzen mindestens alle Teilnehmer die Social Media Plattform „Instagram“. Durch eher sekundäre Relevanz wurde dies nicht innerhalb der Tabelle berücksichtigt, wird aber zum späteren Zeitpunkt im Rahmen der biografischen MAPs ersichtlich. Zur Durchführung der qualitativen Interviews wurden Vorbereitungsmaßnahmen getroffen, um eine problemlose und angenehme Atmosphäre gewährleisten zu können. Alle durchgeführten Interviews fanden daher persönlich am selben Ort statt. Zwei der Interviews (L3 und T6) fanden in der eigenen Wohnung statt und die weiteren vier Interviews (E1, K2, R4 und S5) im Büro der Arbeitsstelle. Es wurde stets gewährleistet, dass man ungestört und frei erzählen konnte. Vor Beginn des Interviews gab es eine kurze Vorstellung und einen Einblick auf das Forschungsziel dieser Arbeit. Weitere Materialen, die hinsichtlich des Interviews vorbereitet wurden: Aufnahmegerät (mit Ersatzbatterien), Leitfaden, Klemmbrett mit leeren Blättern, die jeweiligen Vorinformationen der Interviewpartner, Interviewprotokoll, und die Verpflichtungs-, Einwilligungs- und Datenschutzerklärung. Vor jedem durchgeführten Interview wurde dem Interviewpartner ein warmes oder kaltes Getränk angeboten.
3.3 Vorbereitung und Durchführung der Interviews
Das narrative Interview ist seit den 70er Jahren ein Erhebungsinstrument und gehört in Deutschland im Bereich der qualitativen Sozialforschung und vor allem in der biografischen Forschung zu einem der bekanntesten Verfahren überhaupt (Loch & von Rosenthal, 2002). Es zielt auf die Datenerfassung ohne weitere Interventionen seitens der Interviewer/innen ab. Die narrative Gesprächsführung bietet den Interviewten einen Raum zur Selbstgestaltung ihrer Erfahrungen und lässt sie bei der Entwicklung ihrer Perspektive auf das angesprochene Thema, beziehungsweise auf ihre Biographie (Lorch & von Rosenthal, 2002), mitwirken. Es wird vermieden, vorab zu definieren, was (nicht) zu einem Thema gehört und wie sich die Verknüpfung dieser Themen gestalten. Im narrativen Interview wird von den Befragten eine Erzählung erwartet, in welcher die Orientierungsmuster ihres Handelns deutlich werden und gleichzeitig rückblickend betrachtet, Interpretationen des jeweiligen Handels erzeugt werden (Halbmayer & Salat, 2011). In vertrauter und freundschaftlicher Atmosphäre und mit einem weichen bis neutralen Interviewstil wird versucht, biographische Erzählungen der Befragten anzuregen, wobei der Detailierungsgrad der Ausführungen vollkommen der interviewten Personen überlassen bleibt. Im Idealfall beginnen die Forscher die Datenerhebung ohne ein im vorher festgelegtes wissenschaftliches Konzept und entwickeln dieses induktiv aus den Äußerungen der Befragten heraus (Halbmayer & Salat, 2011). Nach einer Erklärungs- und Einleitungsphase, in der die Interviewten über Erwartungen, wichtige Dimensionen und Aspekte in der Geschichte aufgeklärt werden, soll eine möglichst offen formulierte Einstiegsfrage die befragten Personen zum zwanglosen Erzählen bewegen und ihnen genügend Raum für ihre Beschreibungen und Begründungen geben (Halbmayer & Salat, 2011). Die Erzählphase kann durchaus von Pausen und Schweigen durchdrungen sein. Dem Interviewer kommt die Rolle des aufmerksamen Zuhörers zu, der durch bezeugende Äußerungen oder Gesten wie bspw. Kopfnicken versucht, seine Aufmerksamkeit darzulegen. Falls erforderlich, können in der Nachfragephase noch unklar gebliebene Fragen oder Widersprüchlichkeiten der Erzählung klargestellt werden und abschließend in einer Bilanzierungsphase direkt die Motivation und Intention der interviewten Personen angesprochen werden, um den Sinn der Erzählung mit den Personen gemeinsam zu beleuchten und zu diskutieren (Halbmayer & Salat, 2011).
Die Interviewart der Narration war hinsichtlich einer qualitativen Untersuchung am geeignetsten. Es wurde zwar zwischen unterschiedlichen Formen abgewogen, jedoch basiert sowohl der Gesprächsleitfaden, als auch die eigentliche Idee dahinter darauf, die Interviewenden frei erzählen zu lassen, um an so viele potenzielle Informationen zu gelangen, wie nur möglich. Dies war aufgrund der Erzählaufforderung hinsichtlich der persönlichen Biographie bestens geeignet. Zudem wurde beschlossen, im Rahmen der qualitativen Forschung ein unstrukturiertes Interview zu führen, bei dem der Befragte die Richtung vorgibt, damit man sich nicht genauestens mit bestimmten Fragen darauf vorbereiten kann. Hierbei wurde überwiegend mit Stichworten und auch Themenbereichen gearbeitet, die basierend auf der Biografie und induktiv entstanden sind. Ein wesentlicher Vorteil des unstrukturierten Interviews ist zudem, dass es darauf abzielt, so viel wie möglich an Informationen über einen bestimmten Bereich zu erwerben. Wie Döring und Bortz (2015) erklären, ist das unstrukturierte Interview durch seine Offenheit und interpretative Auswertung gekennzeichnet. Hierfür liegt kein vorgefertigtes Interviewinstrument wie bspw. ein Fragebogen zugrunde und der Interviewverlauf wird nicht durch die Interviewenden in Form eines Wechselspiels von Fragen und Antworten geleitet. Stattdessen liefern Interviewende mit einer einzelnen biografischen Frage einen Erzählanstoß, fordern zur Verbalisierung handlungsbegleitender Denkprozesse auf oder stellen spontane Verständnisfragen zum Geschehen. Des Weiteren bietet die die qualitative Forschung den Vorteil, dass man tiefergehende Themen erforschen kann, da dies bei der Frage der Beeinflussung von sozialen Medien auf das Sport- und Fitnesstreiben von jungen Erwachsenen im Fitnessstudio eher gegeben ist, als bei einer quantitativen Forschung mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. Im Rahmen des Interviewleitfadens wurde der Fokus auf die jeweiligen Bereiche der körperlichen Aktivitäten in Form von Sport- und Fitnessarten, aber auch auf die Berührungspunkte mit unterschiedlichsten Social Media Plattformen und Nutzungen, gelegt. Hierbei wurde eine gesonderte MAP für jeden Teilnehmer im Laufe des Interviews erstellt, an dem er sich orientieren konnte. Die Erstellung der MAPs basiert auf der jeweiligen individuellen Biographie der Teilnehmer. Über einleitende Sätze wie bspw. „Berichte mir doch mal wie deine ersten Berührungspunkte mit dem Sporttreiben waren“ oder „Erzähl mir mal bitte wie deine ersten sportlichen Aktivitäten waren“, wurde das Interview gestartet, parallel dazu permanent mitgeschrieben und die wichtigsten Notizen hierzu aufgelistet. In erster Instanz handelt es sich ausschließlich um die Sport- und Fitnessaktivitäten vom Zeitraum der Geburt bis zum heutigen Tag. In nächster Instanz wurde von den Social Media Aktivitäten berichtet und diese biographisch aufgearbeitet. Die jeweiligen Fragestellungen wurden individuell erarbeitet, da die Art des unstrukturierten Interviews vorgibt, keine vorher erarbeiteten fixen Fragestellungen festzulegen (Brosius, Koschel & Haas, 2009, S.115). Die Fragestellungen werden hierbei induktiv eingebracht und nur, wenn notwendig, eingeworfen. Ebenfalls erklären Brosius, Koschel und Haas (2009, S.115), dass sich die gestellten Fragen aus dem reinen Kontext ergeben und die Interviewpartner mit ihrem Antwortverhalten die nächste Frage beeinflussen. Hierbei existiert kein vorgefertigter Fragebogen, da man stets unterschiedliche und untereinander nicht direkt vergleichbare Interviews erhält. Bei der Durchführung der Interviews hielt man sich an Schütze‘s (1983) fünf Phasen des narrativen Interviews. Als wichtige Orientierung dienten hierzu Helfferich's (2011, S. 102-106) Fragetypen, wobei die Steuerungsfragen in abgeschwächter Version genutzt wurden, da man in einem narrativen Interview den Interviewten nicht zu stark lenken oder beeinflussen sollte. Wie aus den transkribierten Interviews hervorgeht, bot die Fragetypen-Tabelle nach Helfferich (2011, S. 102-106) eine geeignete Hilfestellung, die des häufigeren zum Einsatz kam. Da die Interviews relativ individuell geführt wurden, kamen unterschiedlich oft Aufrechterhaltungsfragen, aber auch Steuerungsfragen vor. Eher selten kam es zu Widerspruchskonfrontationen, im Gegensatz zum Wiederspiegeln, das wiederum des häufigeren zum Einsatz kam.
Tabelle 2: Fragetypen (Helfferich, 2011, S. 102-106)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da alle Teilnehmer vor Beginn des Interviews über das Thema informiert wurden, konnten sich alle bereits darüber Gedanken machen. Im Anschluss an die zwei erarbeitenden MAPs wurden bestimmte Berührungspunkte sichtbar, die sich zwischen der jeweiligen Sport- oder Fitnessaktivität und dem Nutzen von Social Media ergaben. Wenn sich hierbei nichts Auffälliges entwickelte, wurde gezielter zu bestimmten Lebensphasen nachgefragt, ohne jedoch den Befragten zu beeinflussen. Dabei ging es ausschließlich um ausführlichere und interessantere Aspekte bzw. Bereiche, die für die qualitative Interviewstudie relevant sind. Aufgrund der Darstellung der MAPs konnte man sich eine Übersicht verschaffen, um anschließend noch gezieltere oder erwähnenswertere Lebensbereiche zu hinterfragen. Daraus resultierten die individuellen induktiven Fragen und wurden auf die wichtigen und ersichtlichen Berührungspunkte von Social Media und der körperlichen Aktivität projiziert. Hierfür liegt kein explizites wissenschaftliches Konzept vor, da die induktiven Fragen im unstrukturell geführten, narrativen Interview aus Äußerungen der Befragten entwickelt werden. Da sich jeder Teilnehmer vom Anderen in der Form der individuellen Biographien unterscheidet, ist es aus forschungstechnischen Hintergründen nicht förderlich, eine feste Frageabfolge im Vorhinein festzulegen.
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- Quote paper
- Christopher Fetzer (Author), 2022, Einfluss sozialer Medien auf Sport- und Fitnessaktivitäten junger Erwachsener, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1262740
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