Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen des Antijudaismus in der Antike in einem festgelegten Beobachtungszeitraum, der vom 4. Jh. v. Chr. bis in das 1. Jh. n. Chr. reicht und sich auf die griechisch-römische Welt beschränkt.
Im ersten Teil der Arbeit wird zunächst die in der Wissenschaft aktuell debattierte terminologische Frage der Begriffe „Antisemitismus“ und „Antijudaismus“ diskutiert. Da im Rahmen dieser Arbeit für den Begriff „Antijudaismus“ plädiert wird, werden die Argumente, die für und gegen die Verwendung beider Termini sprechen, erläutert und die Entscheidung für den Begriff „Antijudaismus“ begründet. Anschließend wird im zweiten Teil der Arbeit eine Vielzahl an Beispielen antijüdischer Vorurteile aus den Schriften antiker Autoren in drei Themenkomplexen zusammengetragen. Hierbei wird nicht nur ein Repertoire antijüdischer Ressentiments in schriftlicher Form dargestellt, sondern auch ein Bild von der jüdischen Lebensweise und dem Judentum in der Antike gezeichnet. Im dritten Teil der Arbeit werden schließlich zwei Ereignisse, das Pogrom in Alexandria im Jahr 38 n. Chr. und der erste Jüdische Krieg 66 – 70/74 n. Chr., skizziert und analysiert. Bei der Analyse der Konflikte dienen die Schriften von Philo von Alexandria und Flavius Josephus als grundlegende Quellen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Antisemitismus versus Antijudaismus - Terminologische Gedanken und Erklarungsansatze
1.1 Antisemitismus
1.1.1 Antisemitismus - Versuch einer Definition
1.1.2 Antisemitismus und Antike - Probleme und Analyse
1.2 Antijudaismus
1.2.1 Antijudaismus - Versuch einer Definition
1.2.2 Antijudaismus und Antike - Probleme und Analyse
1.3 Fazit zur Kompatibilitat der Begriffe in Zusammenhang mit der Antike
1.4 Erklarungsansatze
2. Was wird den Juden vorgeworfen?
2.1 Judischer Ethnos
2.1.1 Herkunft und Alter
2.1.2 Exodustradition
2.2 Judische Lebensweise
2.2.1 Sabbat
2.2.2 Beschneidung
2.2.3 Speisevorschriften
2.3 Integrationsunwilligkeit
2.3.1 Gott der Juden
2.3.2 Proselytismus
2.3.3 „misoxenia“ und „ misanthropia“
3. Ausgewahlte Konflikte
3.1 Alexandria
3.1.1 Stellung der Juden in Alexandria
3.1.2 Der Konflikt in Alexandria - Philos Darstellung
3.1.3 Die Entwicklungen nach dem Pogrom
3.1.4 Analyse des Konflikts in Alexandria von 38 - 41 n. Chr
3.2 Der Judische Krieg
3.2.1 Flavius Josephus und das Proomium zum Judischen Krieg
3.2.2 Vorgeschichte
3.2.3 Der Judische Krieg 66 - 70/74 n. Chr
3.2.4 Ergebnis des Krieges - Analyse
Schlussbemerkung
Abkurzungsverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Danksagung
Ich bedanke mich bei meinen lieben Eltern, die mir ein Studium ermoglicht und mir all die Zeit gegeben haben, die ich fur meine Ausbildung benotigte. Auch in schwierigen Zeiten und Phasen des Zweifels waren sie stets fur mich da und unterstutzten mich in jeder Hinsicht auf meinem Weg.
Ein groBes Dankeschon gilt auch meiner lieben Partnerin Laura, die mich die letzten Jahre begleitete und mir in allen erdenklichen Situationen mit ihrer groBartigen und liebevollen Art zur Seite stand. Ich bedanke mich auch bei meinen FreundInnen, mit denen ich in dieser Phase meines Lebens unvergessliche Erlebnisse teilen durfte.
Ein besonderer Dank gilt meiner Betreuerin Frau Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Sabine Tausend. Sie hat mich nicht nur fur das Fach Alte Geschichte begeistern konnen, sondern auch diese Diplomarbeit aufmerksam und kompetent betreut. Den Schreibprozess dieser Arbeit hat sie intensiv begleitet und sie stand mir stets mit guten Ratschlagen zur Seite. Vielen Dank fur die interessanten Lehrveranstaltungen, die Betreuung der Arbeit und diese lehrreiche Zeit.
Einleitung
„Angefangen aber uns zu verleumden haben zwar Agypter; [...] Weder berichten sie ubereinstimmend die Ankunft unserer Vorfahren in Agypten, wie sie geschah, noch erzahlen sie den Auszug wahrheitsgemaB.“1
Mit diesem Satz markiert der judische Historiker Flavius Josephus in seinem letzten groBen historischen Werk, Contra Apionem, das Aufkommen antijudischer Stimmungen in der Antike. Der Chronist machte sich zur Aufgabe, die Wurzeln der feindseligen Diskurse zum antiken Judentum in der griechisch-romischen Welt offenzulegen und getatigte Verdachtigungen zu widerlegen. In Agypten scheint Josephus die Ursprunge antijudischer Manifestationen gefunden zu haben und wird uns das erste Beispiel dafur liefern, wie Ideen uber Juden und Judentum zu Werkzeugen wurden. Diese Vorstellungen vom Judentum sollten zu spaterer Zeit an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten erneut aufgegriffen und angewandt werden.2 Mit anderen Kulturen hatten die Juden der Antike ausreichend Erfahrung gesammelt, da sie nicht nur mit Agypten, sondern zuvor schon mit Assyrien, Babylonien, Persien und spater mit Alexander dem GroBen, den Griechen und mit Rom Kontakte knupften. Die Juden lernten, ausgehend vom Mosaischen Gesetz, einen spezifischen Monotheismus herauszubilden und diesen auch in fremder Umgebung, eingebettet in fremden Kulturen, zu leben. Besondere Bedeutung kommt hier vor allem der judischen Diaspora zu, die wohl bei keinem anderen antiken Volk eine solche Rolle gespielt hat wie im Judentum. Man verhandelte uber gewisse Bedingungen fur ein Zusammenleben in nichtjudischer Umgebung und obwohl gewisse Kulthandlungen des Judentums wie Beschneidung, Sabbat und Speisevorschriften kein Novum in der antiken Welt darstellten, konnten sie in ihrer Kombination und ihrer exklusiven Rigorositat fur einzelne Personen, Gruppen, aber auch gesamte Volker ein Problem darstellen.3
Um der vorliegenden Arbeit einen geeigneten Rahmen zu bieten und einen antiken Antijudaismus anhand von Quellen und Literatur beschreiben zu konnen, bedarf es zunachst einer zeitlichen Eingrenzung der Inhalte. Die Arbeit soll sich auf antijudische Manifestationen in der griechisch-romischen Welt beschranken und den Zeitraum vom 4. Jh. v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr. umfassen. Als Start- und Endpunkt des festgesetzten Beobachtungszeitraumes dienen das Aufkommen des Hellenismus mit dem Sieg von Alexander dem GroBen bis hin zum Ende des ersten Judischen Krieges im Jahr 70 n. Chr. und die folgenden Jahre des 1. Jh. n. Chr. unter romischer Herrschaft.
Durch ihre religiosen Besonderheiten sonderten sich Juden in den Augen ihrer griechischen und romischen Zeitgenossen auch von den politischen, sozialen und kulturell-religiosen Gepflogenheiten der beherbergenden Gesellschaft ab. Dieser Umstand fuhrte dazu, dass uns die Antike eine Unmenge an Beispielen von Antipathie gegen Juden, darunter negative Stereotypen, Konflikte und Eroberungen, sogar Vertreibungen und Vernichtung, hinterlassen hat. Keineswegs soll hier das Bild einer latent vorhandenen antijudischen Ideologie in der Antike konstruiert werden, da die Juden in der Antike inmitten anderer Kulturen und Gesellschaften lebten und das Judentum im Allgemeinen mit Gleichgultigkeit, aber auch mit Bewunderung betrachtet wurde.4 Die vorliegende Arbeit thematisiert das Aufkommen antijudischer Gefuhle und Ereignisse, die sich in den Uberlieferungen antiker Autoren wiederfinden und punktuell in blutigen Auseinandersetzungen, gepragt von Propaganda und pogromartigen Verfolgungen, gipfelten.
Im ersten Teil der Arbeit gilt es zunachst eine terminologische Frage zu klaren. Der auch im Titel verwendete Terminus „Antijudaismus“ wird von vielen WissenschaftlerInnen hinsichtlich seiner Verwendung fur den untersuchten Zeitraum heftig diskutiert. In der Literatur lasst sich eine Vielzahl von Debatten und Beitragen5 finden, die fur oder gegen die Verwendung der Begrifflichkeit „Antijudaismus“ pladieren oder aber auch den Terminus „Antisemitismus“ als den fur den Sachverhalt geeigneteren Begriff vorschlagen. Daher soll geklart werden, was fur eine Verwendung der einzelnen Termini spricht und welche Probleme sich bei der Verwendung der Begriffe im Rahmen der zeitlichen Eingrenzung der Thematik ergeben konnen. AnschlieBend soll erlautert werden, warum der Begriff Antijudaismus zumindest fur diese Arbeit als der geeignete Begriff gewahlt wurde.
Im Mittelpunkt des zweiten Teils der Arbeit steht die Vielzahl an Beispielen antijudischer Vorurteile in den Quellen, die in drei Themenkomplexen zusammengetragen werden sollen. Diese widmen sich dem judischen Ethnos, der judischen Lebensweise und einer vorgeworfenen Integrationsunwilligkeit der Juden. Dabei sollen nicht nur antijudische Ressentiments in schriftlicher Form dargestellt werden, sondern auch ein Bild vom Judentum und der judischen Lebensweise in der Antike gezeichnet werden, um eine umfassende Darstellung der Zeit schaffen zu konnen. Keineswegs soll der Anschein erweckt werden, dass in der griechisch- romischen Antike eine latent-antijudische Stimmung herrschte. Es soll aber geklart werden, welche Vorwurfe von den Autoren der Antike konstruiert und laufend transformiert wurden, um auf diese Weise ein Repertoire an Vorwurfen entstehen zu lassen. Zudem stellt sich die Frage, was die zeitgenossischen Autoren bewegte, ein derartig negatives Bild einer fremdartigen Glaubensgemeinschaft zu skizzieren. Dies gilt vor allem fur den romischen Historiker Tacitus, der im funften Buch seiner Historien zu seinem ethnographischen Bericht uber die Juden, dem sogenannten Judenexkurs, ausholt, und das Volk in ein auberst negatives Licht ruckt.
Der dritte und letzte Teil der Arbeit thematisiert die Juden als Subjekt und Objekt antiker Betrachtungen.6 Da es in der Antike oftmals zu punktuellen Ereignissen kam, bei denen sich die Spannungen durch das Aufeinanderprallen zweier Weltanschauungen entluden, sollen in diesem Teil zwei Konflikte, namlich das Pogrom in Alexandria und der Judische Krieg, skizziert und analysiert werden. Stellvertretend und exemplarisch soll anhand jener Konflikte das Problem und die Konstruktion eines paganen Antijudaismus im griechisch-romischen Kontext dargestellt werden. Es soll untersucht werden, welche Stereotype im Zuge der Konflikte aufgegriffen, instrumentalisiert und propagandistisch von den streitenden Kraften benutzt worden sind. Bei der Analyse des Judischen Kriegs wird der Fokus vor allem auf das Werk De Bello Judaico von Flavius Josephus gelegt. Es wird hinterfragt, wie der Autor sein Werk ausrichtete, welche Leitmotive er verfolgte und welche Bedeutung und Folgen der Sieg uber Judaa und die Juden fur die flavische Dynastie und das judische Volk hatte.
Der Forschungsstand zum Judentum in der Antike ist aufgrund der Uberlieferungen erstaunlich gut, obwohl mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr als ein Prozent des Geschriebenen des zu untersuchenden Zeitraumes uberliefert ist.7 Auch wenn sich die WissenschaftlerInnen schon seit 1884, allen voran Theodor Mommsen8, mit Antijudaismus oder auch einfach einer feindseligen Haltung gegenuber Juden in der Antike beschaftigen, ist es doch die Monographie von Schafer9, die umfassend Einblick in die Thematik liefert und sich als forschungsleitend fur die vorliegende Arbeit erwiesen hat. Ein weiteres Werk, das neben den einzelnen Uberlieferungen antiker Autoren fur diese Arbeit von auBerordentlicher Bedeutung ist, ist die Quellensammlung von Menahem Stern10, die samtliche AuBerungen griechischer und lateinischer Autoren zu Juden und dem Judentum beinhaltet und die Recherchearbeit erheblich erleichtert. Im zweiten Teil ist neben der Quellensammlung von Stern auch das funfte Buch der Historien des Tacitus hervorzuheben und damit auch des Werk von Herholt11, der den sogenannten Judenexkurs detailliert analysiert und in den romischen Kontext der Zeit einbettet. Den Werken von Flavius Josephus und Philo von Alexandrien kommen vor allem im dritten Teil der Arbeit auch enorme Bedeutung zu, da sie die Grundlage fur die historische Skizzierung und Analyse der gewahlten Konflikte bilden.
AbschlieBend soll zu Beginn dieser Arbeit noch festgehalten werden, dass diese Darstellung keinesfalls den Anspruch erhebt eine Kontinuitat der Ereignisse und somit eine Verknupfung zu Verfolgungen des judischen Volkes in jungerer Vergangenheit zu vermitteln. Vielmehr sollen die komplexen und vielschichtigen Geschehnisse und Uberlieferungen hinsichtlich der Fragestellungen skizziert, kritisch untersucht und analysiert werden.
1. Antisemitismus versus Antijudaismus - Terminologische Gedanken und Erklarungsansatze
Zu Beginn dieser Arbeit gilt es eine terminologische Frage zu beantworten: Welcher Begriff eignet sich am besten, um die feindseligen Handlungen und AuBerungen gegenuber Juden in der griechisch-romischen Antike zu beschreiben?
Bei einem fluchtigen Blick auf die Buchrucken der einschlagigen Literatur zu dem Thema fallt auf, dass sich innerhalb dieser Diskussion noch kein allgemein gultiger Konsens entwickelt hat und auf eine Reihe unterschiedlicher Begriffe zur Beschreibung von feindlichen Handlungen aller Art gegenuber Juden in der Antike zuruckgegriffen wird. Auf unzahligen Seiten in der Literatur versuchen die AutorInnen fur den jeweilig praferierten Begriff zu argumentieren. An dieser Stelle soll besonders auf eines der jungeren Werke von Schafer12 hingewiesen werden, welches einen umfassenden Beitrag zur terminologischen Diskussion liefert. Ebenso unternimmt Schafer eingangs den Versuch einer Darstellung der Kausalitaten von Judenverfolgungen in der Antike und bezieht sich auf unterschiedliche Erklarungsansatze vieler Autoren, die oftmals monokausal begrundet werden und pladiert anschlieBend fur einen multikausalen Ansatz.13 Die theoretischen Rahmenbedingungen und begrifflichen Diskussionen liefern somit den Grundstein fur eine weitere Bearbeitung des Themas und es scheint obligatorisch, den theoretischen Rahmen der Sache eingangs zu erfassen und zu thematisieren. Im folgenden Teil sollen die am haufigsten fur die heidnische wie auch fruhchristliche Antike verwendeten Begriffe „Antisemitismus“ und „Antijudaismus“ begriffsgeschichtlich skizziert, definiert und hinsichtlich ihrer Kompatibilitat zur Thematik uberpruft werden. Die Uberprufung in Bezug auf ihre Kompatibilitat wird durch Argumentationen der AutorInnen gestutzt und mit Argumenten, die fur und gegen eine Verwendung des Begriffs sprechen, dargelegt. Im Zuge dieser Arbeit wird nicht detailliert auf die Antisemitismusforschung eingegangen, jedoch werden grundlegende und fur die Arbeit relevante Inhalte ausreichend diskutiert. AnschlieBend werden die unterschiedlichen Erklarungsansatze erlautert und die Notwendigkeit einer multikausalen Betrachtungsweise begrundet.
1.1 Antisemitismus
Der Begriff „Antisemitismus“ entstand vermutlich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und wurde von Wilhelm Marr, einem deutschen Schriftsteller, dessen antisemitische Agitationstatigkeit in den Jahren 1879/80 ihren Hohepunkt erreichte, mabgeblich gepragt.14 Voraussetzung fur die Entstehung der Begrifflichkeit war zunachst die Existenz des Begriffs „Semitismus“, der einer theologisch-historischen Literatur aus dem 18. Jahrhundert entstammt und wenig spater in der Sprachwissenschaft eine feste Stellung einnahm.15 Dort bezeichnet der Begriff die „semitischen“ Sprachen im Unterschied zu den „indoeuropaischen“ oder „arischen“ Sprachen. Dieser Begriff wurde anschliebend von der Volkerkunde ubernommen und fand ebenso bald Eingang in die Terminologie der Geisteswissenschaften.16 Im Gegensatz dazu entstand der Begriff „Antisemitismus“ nicht im wissenschaftlichen Kontext, sondern wurde als politisches Schlagwort und als politischer Name17 einer 1879 ausgerufenen Partei, der „Antisemiten-Liga“, die sich als populare Bewegung gegen den „Semitismus“ verstand, etabliert.18 Mit dem gleichzeitigen Aufkommen und der Entwicklung der Rassentheorie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt der Begriff nun eine spezifisch rassistische Konnotation, wobei die ursprunglichen wissenschaftlichen linguistischen Charakteristika zur Unterscheidung zweier Sprachfamilien in die pseudo-wissenschaftlichen und bedenklichen Rassenkategorien, der „arischen“ und „semitischen“ Rasse umgewandelt wurden und die Abneigung sich nun nicht auf alle „semitischen Rassen“, sondern lediglich auf die Juden projiziert.19 Ohne auf weitere publizistische Tatigkeiten der folgenden Zeit einzugehen, kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass die Entwicklung einer pseudo-wissenschaftlichen Rassenideologie, die sich einbildet, dass eine Gruppe uber den Terminus „Rasse“ beschrieben werden kann und dieser „Rasse“ vererbte Eigenschaften und Eigenarten zugeschrieben werden konnen, einen Prozess in Gang setzt, der im ausgehenden 19. Jahrhundert begonnen hat und seinen grausamen Hohepunkt in der antisemitischen Propaganda des nationalsozialistischen Regimes gefunden hat.20 In den Jahren nach 1945 haben „Wissenschaft, Publizistik und Padagogik [.] den Antisemitismus als ein Schlusselphanomen analysiert“21 und der Terminus hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch im Wesentlichen durchgesetzt und wurde in seiner Bedeutung auBerordentlich erweitert.22 Daher bedarf es in weiterer Folge eines Versuchs den Begriff zu definieren, dessen Schwierigkeiten bei der Verwendung aufzuweisen und auf dessen Benutzung in Bezug auf die Antike zu uberprufen
1.1.1 Antisemitismus - Versuch einer Definition
Versucht man eine passende Definition fur den Begriff „Antisemitismus“ zu finden, fallt auf, dass eine Vielzahl von Definitionsversuchen in der Literatur vorhanden sind wobei die Definitionen in ihrer Genauigkeit und Auffassung stark divergieren.
Eine weit gefasste und allgemeine Definition liefert Benz, der „Antisemitismus“ als „die Gesamtheit judenfeindlicher AuBerungen, Tendenzen, Ressentiments, Haltungen und Handlungen, unabhangig von ihren religiosen, rassistischen, sozialen oder sonstigen Motiven“23 definiert. Dieser Definition kann aber auch ein bewusst eng gefasstes Begriffsverstandnis gegenubergestellt werden, um sich von dem weiten Verstandnis zu losen und sich der Grundidee der pseudowissenschaftlichen Ideologie anzunahern und eben diese aufzeigen.24 Gerlach liefert eine Definition mit engem Begriffsverstandnis und definiert „Antisemitismus“ als eine sich aus rassistisch-biologischer Scheinbegrundung herleitende Judenfeindschaft, die behauptet, dass Juden einer „Rasse“ angehoren und minderwertig seien.25 Neben dem engen und dem weiten Begriffsverstandnis existiert noch ein drittes, ein kombiniertes, Begriffsverstandnis, welches den ursprunglich gedachten Begriffskern, aber auch seine unlosbare Geschichte und allgemeine Anwendung berucksichtigt.26 So definiert Bergmann Antisemitismus als einen Begriff der „1879 gepragt wurde, um eine neue Form einer sich wissenschaftlich verstehenden und rassistisch begrundeten Ablehnung von Juden zu begrunden“27 und im Laufe der Zeit zum ubergreifenden Terminus fur jede Form von Judenfeindschaft geworden ist, indem jeweils uber Beifugungen wie antiker, christlicher, volkischer oder rassistische Antisemitismus spezifiziert wird und somit im heutigen Gebrauch jede Form von Feindschaft gegenuber Juden beschreibt.28
Diese Reihe von Definitionsversuchen veranschaulicht exemplarisch das breite Begriffsverstandnis des Terminus. Die Frage „Was ist Antisemitismus?“ scheint offensichtlich noch immer ungelost, umstritten und damit ebenso von groBer wissenschaftlicher wie gesellschaftspolitsicher Aktualitat.29
Im nachsten Schritt sollen nun die sich daraus ergebenden Probleme hinsichtlich der Verwendung der Begrifflichkeit angefuhrt werden und eine Analyse zur Kompatibilitat, hinsichtlich ihrer Anwendung im Hinblick auf die Thematik der Arbeit durchgefuhrt werden.
1.1.2 Antisemitismus und Antike - Probleme und Analyse
Will man den Begriff „Antisemitismus“ im Zusammenhang mit der Antike und auch speziell im Zusammenhang mit der vorliegenden Arbeit verwenden, sollten zuvor die Rahmenbedingungen zur Verwendung des Terminus geklart werden.
Schafer halt fest, dass die Begrifflichkeit selbst ein reiner Anachronismus sei und das zu beschreibende Phanomen mehr verzerre als erhelle30, da die wortliche Bedeutung des Begriffs eine Abneigung gegen alle semitischen Sprachgruppen, also auch Araber, suggeriere, aber einzig und allein gegen die Juden gerichtet ist.31
Bedient man sich hierbei einem weit gefassten Begriffsverstandnis stellt sich die Frage, ob eine konsistente Anwendung des Begriffs in Bezug zur Antike, auf Grund zahlreicher Formen und Gestalten antijudischer Gefuhle, sinnvoll erscheint. Fraglich ist auch, ob samtliche Manifestationen antipathischer Gefuhle gegenuber Juden von der vorchristlichen Zeit bis heute einem Begriff subsumiert werden konnen, da der Begriff „Antisemitismus“ eindeutige Konnotationen des 19. und 20. Jahrhundert transportiere.32 Dieses weit gefasste Begriffsverstandnis umfasst also antijudische Gefuhle oder Handlungen vom personlichen Vorurteil bis hin zur staatlichen Politik. Dies fuhre so zur Verwirrung und diene nicht dem Interesse der historischen Objektivitat.33 Ebenso konstruiere jener Zugang bei ungenauer Betrachtungsweise eine Art Kontinuitat des Phanomens „Antisemitismus“ und wurde einen „ewigen Antisemitismus“ vermitteln, dessen Ursache dem Judentum selbst zuzuschreiben ist.34 So bediente sich unter anderem die Forschung des 19. Jahrhunderts, zeitgleich mit der Entstehung eines antisemitischen Klimas, einer Vielzahl antiker antijudischer Ressentiments und verlagerte die Diskussion auch in die breite Offentlichkeit.35
Zieht man in Bezug auf diese Arbeit ein eng gefasstes Begriffsverstandnis von „Antisemitismus“ heran, also einer rassistisch-biologischen Scheinbegrundung antijudischer Manifestationen, ergibt sich folgendes Problem. Die antike romisch-griechische Welt kannte mit Sicherheit kein Rassedenken, so wie es im spaten 19. Jahrhundert bis in das 20. Jahrhundert gepragt wurde und war jenen antiken Autoren, die antijudisches Schriftgut uberlieferten, mit Sicherheit fremd.36
Neben den erwahnten Problemen ergeben sich aber dennoch Argumente, die fur eine Verwendung des Terminus „Antisemitismus“ in Zusammenhang mit der Antike sprechen. Fasst man das Begriffsverstandnis weit, kann die Begrifflichkeit durchaus mit der Antike in Zusammenhang gebracht werden, wenn darunter alle Formen von Judenfeindschaft in allen Zeiten verstanden werden.37 Ebenso konnte argumentiert werden, dass sich der Terminus derartig in den Sprachgebrauch integriert und breite Akzeptanz gefunden hat, sodass der Gebrauch des Begriffs in jeder Hinsicht ublich ist. Aus diesem Grund ziehen auch einige AutorInnen den Begriff „Antisemitismus“ in Bezug auf die Antike heran, obwohl er nicht als ideal erscheint.38
Ob der Begriff „Antisemitismus“ nun in Bezug auf die Antike und im Rahmen dieser Arbeit als geeigneter Terminus erscheint, wird sich nach einer Analyse der Begrifflichkeit „Antijudaismus“ zeigen.
1.2 Antijudaismus
Neben dem zuvor behandelten Terminus findet sich in der Literatur oftmals der Begriff „Antijudaismus“. Die Begrifflichkeit entstand vermutlich im 19. Jahrhundert und wurde gegen Ende des Jahrhunderts fur angemessener gehalten als der Begriff „Antisemitismus“.39 In der Literatur wird ersichtlich, dass der Terminus ebenso eng und weit gefasst verstanden werden kann. Im folgenden Teil soll geklart werden, wie Antijudaismus verstanden werden kann und welche Probleme, aber auch Moglichkeiten sich hinsichtlich einer Verwendung in Bezug auf die Antike und der Thematik ergeben konnen.
1.2.1 Antijudaismus - Versuch einer Definition
Eine Vielzahl von AutorInnen, Schafer eingeschlossen, verstehen Antijudaismus als einen Terminus, der „fruhchristliche Feindschaftsbezeugungen gegenuber Juden“40 beschreibt. Somit kann der Begriff nach einem eng gefassten Verstandnis verstanden werden als eine Bezeichnung fur primar religiose und theologische Unstimmigkeiten zwischen dem fruhen Christentum und dem Judentum, welche sich in negativen Gefuhlen und Hass gegenuber dem Judentum auBert.41 Als Objekte der Ablehnung dienen zunachst judische Glaubensinhalte und Glaubenspraktiken, in einem weiteren Schritt die Juden selbst.42 Viele ForscherInnen sehen eine klare Zasur zwischen der heidnischen und der christlichen Judenfeindschaft, wobei sich die religios motivierte Ablehnung der Juden durch Christen mittels primar religioser Motive vom spateren Antisemitismus abgegrenzt.43 Im Gegenzug dazu kann der Begriff auch weit gefasst werden und als eine Sammelbezeichnung von vormodernen Formen der Judenfeindschaft verwendet werden, die sich vom rassistischen Antisemitismus des 19.
Jahrhunderts, welcher spater im Antisemitismus des nationalsozialistischen Regimes kulminierte, abgrenzt. Religioser Antijudaismus beinhaltet stets politische, soziale und kulturelle Komponenten und diese Komponenten kommen auch heute noch bei der Vermittlung zum Tragen. Umgekehrt beinhaltet Antisemitismus stets eine religiose Komponente.44
Unter Berucksichtigung dieser Definitionen soll nun die Kompatibilitat des Terminus in Bezug zur Antike und zur Thematik der vorliegenden Arbeit uberpruft und auf dabei entstehende Probleme eingegangen werden.
1.2.2 Antijudaismus und Antike - Probleme und Analyse
Will man den Begriff Antijudaismus in Zusammenhang mit der Antike und in Bezug auf die Arbeit verwenden, ergeben sich auch hier Probleme. Es werden aber auch Argumente angefuhrt, die eine Verwendung des Begriffs legitimieren. Ein enges Begriffsverstandnis und eine somit einhergehende fruhchristlich-theologische und religiose Auslegung der Begrifflichkeit sollte nicht auf spatere, aber auch fruhere Formen antijudischen Denkens und antijudischer Verhaltensweisen angewendet werden, da dies Differenzen zwischen fruherer Judenfeindschaft und dem modernen Antisemitismus verwischen wurde.45 Schafer ist derselben Meinung und empfiehlt, den Begriff Antijudaismus zu vermeiden, da er den ForscherInnen folgt, die den Begriff fur fruhchristliche Feindschaftsbezeugungen gegenuber Juden reservieren.46 Dabei geht er noch einen Schritt weiter, spricht sich gegen eine Trennung von Antijudaismus und Antisemitismus aus und ortet eine standige Uberlappung und Uberschneidung der beiden Aspekte.47 Dem gegenuber steht das Argument, dass der Terminus „Antijudaismus“ besser als der Terminus „Antisemitismus“ die Tatsache ausdruckt, dass es sich um eine Einstellung handle, die lediglich gegen Juden gerichtet und nicht rassistisch begrundet sei.48 Da es in der Antike keine Vorstellung von „Rassen“ gab, scheint dieses Argument auBerst vielversprechend fur diese Arbeit. Ein Anachronismus und eine mogliche Ruckprojektion konnten ebenso vermieden werden, wenn im Zuge der Beschreibung fur anti-judische Handlungen in der Antike der Begriff Antijudaismus herangezogen wird.49 Ebenso kann Judentum nicht nur als eine Religion spezifischer Menschen mit spezifischem Glauben gesehen werden, sondern auch als eine Kategorie, ein Repertoire von Ideen und Eigenschaften, mit denen Nicht-Juden ihre eigene Welt deuten konnen. Folgt man diesem Gedanken kann auch Antijudaismus nicht nur eine Haltung gegenuber Juden und ihrer Religion sein, sondern auch ein Weg sich kritisch mit der Welt auseinanderzusetzen.50
1.3 Fazit zur Kompatibilitat der Begriffe in Zusammenhang mit der Antike
Es gilt nun zu klaren, welcher der beiden Begriffe angewandt auf die Antike und letztlich auch im Zusammenhang mit dieser Arbeit, die sich zeitlich vor allem der heidnischen Antike widmet, herangezogen und verwendet werden soll. Wie eingangs erwahnt, hat sich innerhalb dieser Diskussion noch kein allgemeingultiger Konsens ergeben und die Aktualitat der Frage nach der passenden Begrifflichkeit ist noch immer gegeben.
Eine Vielzahl von AutorInnen, darunter Schafer, Sevenster und Poliakov beugen sich der Tatsache, dass sich der Begriff „Antisemitismus“ derart in den Sprachgebrauch eingeburgert hat, sodass er bedenkenlos fur die Antike herangezogen wird. Dennoch scheint die Wahl der Begrifflichkeit zumindest nicht alle AutorInnen zur Ganze zufriedenzustellen. So wird argumentiert, dass der Begriff nicht stets optimal zu sein scheint, aber eben auf Grund seiner Naturalisation im Sprachgebrauch trotzdem haufig verwendet wird.51 Schafer argumentiert, dass er keine Bedenken hat auf Grund des Anachronismus den Terminus „Antisemitismus“ fur die Antike heranzuziehen, verwendet aber zudem andere Begriffe wie „JudenhaB“, „Judenfeindschaft“ und auch Antijudaismus als Synonyme fur diesen Begriff.52
Dennoch soll im Rahmen dieser Arbeit fur das beschriebene Phanomen der Terminus Antijudaismus herangezogen werden. Fasst man die Definition des Begriffs weit, bezieht er sich nicht auf ein fruhchristliches Verstandnis, sondern auf eine negative Einstellung die ausschlieBlich gegen Juden gerichtet, aber nicht rassistisch motiviert ist. Wie zuvor erwahnt, existierte in der Antike keine Vorstellung von „Rasse“ und da der spatere Antisemitismus ohnehin nicht Kern dieser Arbeit ist und zudem mogliche Anachronismen und Ruckprojektionen jungerer Zeiten auf die heidnische Antike vermieden werden sollen, scheint die Verwendung des Terminus Antijudaismus, zumindest im semantischen und historischen
Rahmen dieser Arbeit, am adaquatesten. Wird in der folgenden Arbeit also der Begriff Antijudaismus verwendet, so versteht er sich stets weit gefasst.
Die Meinungen zur terminologischen Frage mogen wohl weit auseinandergehen, doch man sollte stets bedenken, dass sich historische Probleme nicht auf terminologischem Wege losen lassen53 und es viel wichtiger ist „die dahinter stehen historischen Fragestellungen angemessen zu klaren, als einen kleinkarierten Streit um die Wortwahl zur fuhren“54.
1.4 Erklarungsansatze
An dieser Stelle wird nun auf die Interpretationsmodelle, welche nach einer Erklarung fur antijudische Einstellungen suchen und auf diese Weise versuchen sich die Ursachen dafur zu erklaren, eingegangen.
Grundsatzlich lassen sich zwei Interpretationsmodelle beschreiben, die aber von gegensatzlichen Grundannahmen ausgehen: Einen „funktionalistisch“ und einen „essenzialistisch“, oder auch „substantiell“ genannten55, argumentierenden Ansatz. Der substantielle Erklarungstypus unterliegt der methodologischen Voraussetzung, dass die singularen religiosen, kulturellen und sozialen Eigenschaften des Judentums selbst die Ursache antijudischer Einstellungen und Handlungen sind. Begrundet wird dieser Erklarungsansatz vor allem uber die religiosen Praktiken und der damit verbundenen Abgrenzung gegenuber der heidnischen Gesellschaft, sodass antijudische Tendenzen als „naturliches Phanomen“ resultieren.56 Im Gegenzug dazu lehnt der funktionalistische Ansatz die Suche nach einer singularen Erklarung strikt ab und sieht die Ursachen antijudischer Manifestationen nicht in den singularen Merkmalen der judischen Minderheit, sondern in spezifischen und sich stetig verandernden politisch-historischen Beziehungsgeflechten zwischen Juden und ihrer nicht- judischen Umwelt.57 Dabei war im Zuge der politischen Interessenkonflikte „ideologische Judenfeindschaft nicht die Ursache, sondern die Konsequenz des politischen Machtkampfes [,..]“58 Ein monokausaler Ansatz, also ein Versuch der Erklarung mit lediglich der Berucksichtigung einer der methodologischen Implikationen, wird antijudische Manifestationen der griechisch-romischen Zeit nicht hinreichend erklaren konnen. Ein ausschlieBlich funktionaler Ansatz droht einen Antijudaismus in sich stetig wandelnden politischen, wie auch sozialen Beziehungsgeflechten aufzulosen und so das Phanomen antijudischer Einstellung zur Ganze verschwinden zu lassen. Ein ausschlieBlich substantieller Ansatz lauft Gefahr, Ursache und Vorwand zu verwechseln und wurde somit letztlich den Juden selbst die Schuld geben, fur das was, ihnen widerfahren ist. Es bedarf also immer beider Komponenten, also die des Judentums, mit seinen Besonderheiten, aber auch die Absicht, jene Besonderheiten zu verzerren und zu propagieren. Tatsachlich sind die beiden Modelle nie in reiner Gestalt anzutreffen, daher pladiert Schafer fur einen multikausalen Ansatz, also eine Mischform beider Interpretationsmodelle, um die Ursachen antijudischer Manifestationen ausreichend zu begrunden und erklaren.59 Es wird sich nach der Skizzierung und Analyse der Konflikte deutlich zeigen, dass monokausale Erklarungsversuche scheitern und ein multikausaler Ansatz passender erscheint.
Eine Sache verbindet jedoch alle drei Erklarungsansatze und das unabhangig davon, welcher der Ansatze bevorzugt wird. Sie alle stutzen sich fruher oder spater auf Vorwurfe, denen sich die antiken Autoren bedient haben und mit ihren Schriften verbreitet haben.
2. Was wird den Juden vorgeworfen?
Im zweiten Teil dieser Arbeit sollen nun anhand der Uberlieferungen antiker Autoren antijudische Vorwurfe aber auch Hinweise, die antijudische Ressentiments beinhalten, dargestellt und besprochen werden. Als Grundlage dient nicht nur die umfangreiche Quellensammlung „Greek and Latin Authors on Jews und Judaism“ (GLAJJ) von Stern, sondern auch die Werke antiker Autoren. Um diesem Vorhaben einen adaquaten Rahmen zu bieten, eignet sich eine Kategorisierung der Vorwurfe, die sich an einer von Baltrusch vorgeschlagenen Gliederung orientiert, die auch von Baltrusch in einem seiner Aufsatze60 angewendet wird. Der Kategorisierung, die eine Dreiteilung in Vorwurfen zum judischen Ethnos, zur judischen Lebensweise und zur Integrationsunwilligkeit vornimmt, werden im Rahmen dieser Arbeit passende Unterkapitel hinzugefugt.
Es wird sich zeigen, dass griechische und lateinische Autoren mit groBer Haufigkeit auf judisches Leben in ihrem Umfeld verweisen und dieses in der Mitte der Gesellschaft stattfindet, da Juden kein ghettoisiertes Leben abseits vom Leben der Nichtjuden in den Stadten fuhrten. Die judische Identitat prasentierte sich in der Antike gewiss nicht verhullt, sodass Brauche und Riten von zahlreichen antiken Autoren wahrgenommen und niedergeschrieben werden konnten. Ersichtlich wird auch, dass eine Vielzahl von Schriftstellern judische Identitatsmerkmale wie das Festhalten am Monotheismus, die Einhaltung des Sabbats, die Speisevorschriften und die Praxis der Beschneidung, aber auch die Abgrenzung und Tendenz unter sich zu bleiben, durchaus negativ beurteilen und eine Vielzahl antijudischer Vorwurfe tatigten, die uns bis heute uberliefert sind.61
An dieser Stelle ist es aber auch von groBer Bedeutung zu betonen, dass lediglich einzelne Aspekte und Uberlieferungen, die antijudische Sprache und antijudisches Gedankengut enthalten, erwahnt werden. Keineswegs bedeutet dies, dass in der Antike eine durchwegs negative Stimmung gegenuber dem Judentum herrschte, da dem Judentum zu dieser Zeit ein breites Spektrum an Emotionen und Einstellungen, die von Bewunderung, reiner Wahrnehmung, Neutralitat bis hin zur ubelster Abneigung reichen, geboten wurde.62 Eine rucksichtslose Auflistung antijudischer Vorurteile antiker Schriftsteller wurde ohne den zuvor getatigten Hinweise ein vollig verzerrtes Gesamtbild von Juden und Judentum konstruieren, das nicht als charakteristisch fur die Antike angesehen werden kann. Setzt man sich also mit Quellen auseinander, ist ein kritischer Blick auf den Kontext und dessen historische und literarische Einbettung unabdingbar. Hinzu kommt die Tatsache, dass ein GroBteil der antiken literarischen Quellen uns nicht mehr zuganglich und nur ein Bruchteil von ihnen erhalten ist. Zudem muss auch der Umstand berucksichtigt werden, dass antike Geschichtsschreibung nicht immer die Kriterien moderner Geschichtsschreibung erfullt, da sie oftmals vom Standpunkt des Verfassers abhangig ist, sowie politische und moralische Tendenzen, enthalt.63
2.1 Judischer Ethnos
Im ersten Teil befasst sich die Abhandlung mit antijudischen Vorwurfen, die den judischen Ethnos betreffen. In der antiken Ethnographie nehmen Juden einen ungewohnlichen Platz als „Fremde“ ein. In Herodots ethnographischem Exkurs uber die „Syrer in Palastina“64, mit denen er hochstwahrscheinlich die Juden meint, lassen sich jedoch noch keine Hinweise auf eine antijudische Stimmung finden. In den Jahrhunderten darauf entstand aber mit der Uberlieferung eines ethnographischen Topos eine Tradition, die eine agyptisch-griechisch-romische Exodusgeschichte wiedergibt, die klar von antijudischen Motiven und Vorwurfen gepragt ist.65 Viele antike Autoren befassten sich mit dem judischen Ethnos und haben Berichte, die sich auf Herkunft, Ursprung und das Alter des judischen Volks beziehen verfasst, wobei die Exodustradition die wohl meist rezipierte und den judischen Ethnos betreffend antijudisch- literarische Hinterlassenschaft darstellt.
2.1.1 Herkunft und Alter
Der langste antijudisch-ethnographische Exkurs der griechisch-romischen oder auch heidnischen Autoren ist auf Tacitus zuruckzufuhren. Im funften Buch seiner Historien widmet der romische Senator und Historiker dem judischen Volk gleich dreizehn Kapitel. Auch wenn dieser Bericht nur einen Bruchteil aller Einstellungen gegenuber Juden in der heidnischen Antike widerspiegelt, ist er fur das Thema dennoch von grober Bedeutung, weil dieser Exkurs wohl die meisten feindliche Kommentare aus jener Zeit beinhaltet.66 Tacitus aubert sich auch im zweiten und dritten Kapitel ausfuhrlich zur Herkunft der Juden, indem er sechs verschiedene Erklarungen anbietet, jedoch klarstellt, dass er nicht der Urheber dieser Aussagen sei, sondern sie nur eine weit verbreitete Meinung widerspiegeln. Es scheint zunachst als wurde der Historiker zunachst objektiv berichten und keine eigene Meinung aubern, aber die Tatsache, dass die letzte Schilderung ein ganzes Kapitel umfasst und somit ausfuhrlicher als jene zuvor ist, lasst an einer objektiven Sichtweise zweifeln.67 Er liefert in den Theorien zur Herkunft sechs verschiedene Erklarungen, wobei unter anderem Kreta, Agypten, Athiopien und Assyrien als Herkunftsgebiete angeboten werden, betont jedoch stets die Bosartigkeit der Juden und ihren Drang fremde Gebiete zu besiedeln. Dies sei der Grund dafur, dass das judische Volk oftmals aus Hass vertrieben worden ist.68 Da das dritte Kapitel auch mit den Worten „plurimi auctores“ 69 beginnt, ist es mehr als wahrscheinlich, dass Tacitus hier seinen personlichen Eindruck wiedergibt, da er, wie erwahnt, am ausfuhrlichsten berichtet und die Meinung der meisten Autoren teilt. Diese Beschreibung behandelt die schon fruh entstandene und oft revitalisierte griechisch-romische Exodustradition, auf die im folgenden Abschnitt genau eingegangen wird.
2.1.2 Exodustradition
„Angefangen aber uns zu verleumden haben zwar Agypter; [...] Weder berichten sie ubereinstimmend die Ankunft unserer Vorfahren in Agypten, wie sie geschah, noch erzahlen sie den Auszug wahrheitsgemaB.“70
Eines der entscheidenden Ereignisse in der judischen Tradition ist mit Sicherheit der Exodus aus Agypten unter der Fuhrung Moses.71 Der biblischen Erzahlung zufolge verlieB das Volk Israels Agypten aus freien Stucken, aber erst nach der zehnten Plage und nach Zustimmung des Pharaos, der seine Meinung anderte und das Volk hat ziehen lassen. Im Gegensatz zur biblischen Erzahlung beschreibt eine agyptische und griechisch-romische Exodustradition den Auszug als eine gewaltsame Vertreibung, bei der das judische Volk Agypten verlassen und anschlieBend Jerusalem gegrundet hat.72
Erste Anzeichen fur das Entstehen einer negativen nichtbiblischen Exodustradition lassen sich im 4. Jahrhundert v. Chr. finden. Persien war besiegt worden und Alexander der GroBe und seine Armeen eroberten Agypten im Jahr 332 v. Chr., sodass Agypten die folgenden drei Jahrhunderte von Alexander und dessen hellenistischen, also griechischen, Erben regiert wird. Im Gefolge der Armeen Alexanders kamen auch Historiker nach Agypten, deren Aufgabe es war, eine Geschichte fur Alexanders gewaltiges neues Reich zu liefern, die jedoch auch auf die multikulturelle Zusammensetzung des Reichs hinweisen sollte. Dieser Versuch einer Vergegenwartigung der Vergangenheit mundete schlieBlich in der ersten nicht-biblischen Version der Exodustradition, die von Hekataios von Abdera, einem griechischen Historiker, in den Aegyptiaca um 320 v. Chr. niedergeschrieben wurden.73 Der Judenexkurs des Hekataios und somit auch die erste langere Beschreibung des Judentums in der griechisch-romischen Literatur, ist nicht im Original erhalten, sondern ist als Auszug in der Bibliotheca Historia des Diodorus Siculus fragmentarisch erhalten.Es bleibt jedoch ungeklart, wie sehr Diodorus auf den hekataischen Text eingewirkt hat.74 Darin auBert sich Hekataios uber den Ursprung der Juden folgendermaBen:
„Als in alter Zeit uber Agypten eine pestartige Krankheit ausbrach, fuhrte die Mehrheit das Leiden auf ein Einwirken der Gotter zuruck. Da namlich viele Fremde verschiedenster Herkunft unter ihnen hausten, die, was Heiligtum und Opfer angeht, anderen Brauchen nachgingen, hatte es sich ergeben, dass sich der althergebrachte Gotterkult der Agypter aufgelost hatte. Deswegen glaubten die Einheimischen, dass es kein Ende der Leiden geben wurde, ehe sie die Auslander nicht fortschickten. So gleich also wurden die Fremden verbannt, wobei die Angesehensten und Aktivsten zusammengetrieben und, wie einige sagen, nach Griechenland und in gewisse andere Regionen vertrieben wurden; [.] die groBe Menge aber wurde in die Gegend vertrieben, die heute Judaa heiBt, nicht weit von Agypten entfernt liegt und zu jener Zeit vollkommen unbewohnt war. Die Kolonie wurde von einem Mann namens Moses angefuhrt, der bezuglich Verstand und Tapferkeit weit herausragte.“75
Laut Hekataios hat Moses dort auch die Stadt Jerusalem gegrundet, in der die Juden nach ihren eigenen Gesetzen und nach ihrer eigenen Religion leben konnten, die sich von derjenigen der anderen Volker abgrenzt.76 „Aufgrund der erfahrenen Vertreibung aus Agypten fuhrte er [Moses] eine asoziale und fremdenfeindliche Lebensweise ein“77, die eine fundamentale Andersartigkeit der Juden begrunden soll und zusammen mit dem Vorwurf der „Gottlosigkeit“ den weiteren Diskurs in der hellenistischen Zeit und daruber hinaus maBgeblich bestimmen soll.78 Der Vorwurf der asozialen und fremdenfeindlichen Lebensweise soll noch Teil eines spateren Kapitels werden, da dieser Vorwurf in den Schriften antiker Autoren wiederholt thematisiert wird und daher einer eigenen Beschreibung bedarf. Dennoch ist dieser Bericht das fruheste Indiz einer agyptischen Version der Exodusgeschichte und trotz des geringen Umfangs der Ausfuhrung liefert Hekataios einen Bericht, in dem die Hebraer nicht befreit, sondern aus Agypten vertrieben worden sind und als Feinde der Gotter und aller anderen Menschen erscheinen. Auch wenn Hekataios uber Moses und seine Kolonie nicht explizit antijudisch berichtet, sondern vielmehr einen Beitrag zur griechischen Ethnographie leistet, ohne die Juden zu verleumden, impliziert der Bericht aber eine Andersartigkeit, die auf den Glauben und den Gott der Juden zuruckgefuhrt werden kann und erstmalig in Kombination mit der damit verbunden fremdenfeindlichen und asozialen Lebensweise fur die Verfasser spaterer Berichte antijudische Tendenzen transportiert. Ob diese Erklarung aus agyptischen Quellen stammt oder als Hekataios eigenes Gedankengut angesehen werden kann, ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen, jedoch weiB man, dass die Form der griechischen Geschichtsschreibung der Sache erstmalig eine neue Reichweite ermoglichte und diese Innovation spatere Autoren anregen wird.79
Der agyptische Priester Manetho, der im fruhen 3. Jahrhundert v. Chr. seine Aegyptiaca verfasst hat, schrieb zwei Versionen der Vertreibung von Fremden aus Agypten nach Syrien und Judaa, welche in der Originalfassung verloren sind, aber fragmentarisch in Contra Apionem von Flavius Josephus erhalten sind. In der ersten Version beschreibt Manetho die Geschichte der Hyksos in Agypten: Die Hirtenkonige eroberten und regierten Agypten gewaltsam fur einen Zeitraum mehrerer Dynastien, wurden aber schlieBlich um 1550 v. Chr. nach Judaa vertrieben.80 Laut Flavius Josephus ist diese Version der Geschichte als historisch zu werten, da Manetho „die agyptische Geschichte aus den heiligen Urkunden ubertragen zu haben versprach“.81 In der zweiten Version „aber nimmt er sich unter dem Vorwand, die Berichte und Erzahlungen uber die Juden niederzuschreiben, Freiheiten heraus und fugt unglaubwurdige Berichte ein“82, denen zufolge der Konig Amenophis ein Beobachter der Gotter werden wollte und den Rat erhielt, dass er die Gotter sehen konne, wenn er das ganze Land von Aussatzigen und anderen Befleckten reinige. Daraufhin hat der Konig 80.000, die an korperlichen Leiden litten, zusammenbringen lassen und in die Steinbruche ostlich des Nils vertrieben und von den ubrigen Agyptern abgesondert.83 In der Zeit darauf wies der Konig den Aussatzigen Avaris, die fruhere Hauptstadt der Hyksos, zu, in welcher die unterdruckten Vertriebenen und deren Anfuhrer, ein agyptischer Priester namens Osarseph, eine eigene Gesellschaft bildeten und den Ort als Stutzpunkt fur einen spateren Aufstand nutzten. Osarseph gab den Aussatzigen auch das Gesetz „weder, die Gotter anzubeten, noch auf eins der in Agypten am meisten verehrten heiligen Tiere zu verzichten, alle aber als Opfer darzubringen und zu vernichten“84. Weitere Gesetze, die den Umgang mit anderen auBer der religiosen Gemeinschaft ablehnten und weitere Vorschriften, die mit den Sitten der Agypter in starkem Widerspruch standen, wurden von dem Priester kommuniziert.85 AnschlieBend soll sich jener Osarseph, der spater als Moses bezeichnet wird, mit den Bewohnern Jerusalems, den aus Agypten vertrieben Hirten, verbundet haben und ganz Agypten in seine Gewalt gebracht haben. Die Truppen zerstorten Stadte und Dorfer, vernichteten Gotterbilder in den Tempeln und haben die Priester dazu gezwungen die heiligen Tiere zu schlachten und zu braten. Die Allianz der unreinen Agypter mit den Juden aus Jerusalem fuhrte zu einer dreizehn Jahre langen Fremdherrschaft, ehe die Unterdrucker vertrieben werden konnten.86 Eine Invasion Agyptens, gekennzeichnet von gewaltsamer Fremdherrschaft und kultischer Unterdruckung, durch die Hyksos, wird von Manetho mit den Juden in Verbindung gebracht, da er den Priester Moses und die mosaischen Gesetze nennt. Manetho konstruierte den judischen Ethnos als eine Personengruppe, die Herrschaft uber die Einheimischen erlangt habe und „fremde Religionen missachtet und fremden Gottern Schmach antut“.87 Aus diesem „unzuverlassigen Gerede“, wie es Flavius Josephus nennt, entwickelte sich eine negative Version zum Ursprung der Juden, die von spateren antiken Autoren als Tatsache akzeptiert wurde und in ihren Berichten in zitierter oder auch adaptierter Weise als historisch genaue Beschreibung der Ursprunge des judischen Volks angesehen wurde.88
Etwas anders als die Autoren zuvor lasst der grako-agyptische Schriftsteller Lysimachos in seinen Aigyptiaka keinen Zweifel aufkommen, um welches Volk es sich in dieser Geschichte handeln konnte, da er weder die Hyksos, noch den agyptischen Ursprung von Moses erwahnt sondern gleich zu Beginn seiner antijudischen Ausfuhrungen aussagt, dass „das Volk der Juden an Aussatz und Kratze gelitten und irgend welche anderen Krankheiten gehabt“89 haben soll.
Nach der Anordnung des Konigs, das Land von Aussatzigen sowie von unreinen und gottlosen Menschen zu befreien wurden die Unreinen in die Wuste vertrieben. Dort „habe ein gewisser Mose ihnen geraten, es zu wagen und sich auf den Weg zu machen [...], er trug ihnen auf, weder irgend einem Menschen freundschaftlich zu begegnen, noch ihnen das Beste zu raten, sondern das Schlechtere sowie die Tempel der Gotter und die Altare, auf die sie stieben, zu vernichten“.90 Im Anschluss daran machten sich die Unreinen, laut Lysimachos, auf den Weg in ein anderes unbewohntes Land und raubten , wo auch immer sie hinkamen, die Heiligtumer der Einwohner aus, bis sie nach Judaa kamen und dort die ursprunglich genannte Stadt Hierosyla errichteten. Vermutlich orientierte sich Lysimachos an den Versionen von Hekataios und Manetho, aber mit diesen Formulierungen und der bewussten negativen Umformung spezifischer Motive, wie den Glauben an einen anderen Gott und Abneigung gegenuber Fremden, verstarkte Lysimachos bewusst antijudische Tendenzen.91
Der Historiker Tacitus berichtet ahnlich wie seine Vorganger, dass „in Agypten eine die Korper entstellende Seuche ausgebrochen war“92 und der Konig Bocchoris sich mit der Bitte um Hilfe an das Orakel des Ammon gewandt hatte. Dort habe er die Weisung erhalten, sein Konigreich zu saubern und „dieses den Gottern verhasste Menschengeschlecht in andere Lander zu vertreiben“93. Der Anfuhrer der Verbannten, Mose, fuhrte sie sicher durch die Wuste, bis das Volk ein Land erreichte, aus dem sie die Bewohner vertrieben, eine Stadt grundeten und einen Tempel errichteten. Um die Zukunft des Volks zu sichern, fuhrte Moses auch neue Riten und Gesetze ein, die der ubrigen Menschheit entgegengesetzt waren und schlachteten einen Widder zur Verhohnung des Ammon, aber auch Stiere, da die Agypter auch Apis verehren.94 Tacitus prasentiert seinen LeserInnen die Vertreibung eines Teils der agyptischen Bevolkerung, der von einer Seuche befallen war, als die eigentliche Geburtsstunde des judischen Volkes.95 Schafer beschreibt den Exkurs uber die Juden von Tacitus als „die Zusammenfassung und den Hohepunkt aller Motive, die in der Antike mit den Juden [.] und mit der Exodustradition im Besonderen in Verbindung gebracht wurden“96.
[...]
1 Ios. c. Ap. 1,223; dt: LABOW Dagmar, Contra Apionem. Buch I. Einleitung, Text, Textkritischer Apparat, Ubersetzung und Kommentar, Stuttgart 2005 (= BWANT 167) S. 243.
2 Vgl. NIRENBERG David, Anti-Judaismus. Eine andere Geschichte westlichen Denkens, Munchen 2015, S. 25 - 26.
3 Vgl. NOETHLICHS Karl Leo, Der rechtliche Status der Juden im romischen Reich. Tradition und Wandel in der romischen Judengesetzgebung vom 2. Jahrhundert v.u.Z. bis zum &. Jahrhundert u.Z. Mit einem Exkurs zur These von Doron Mendels und Arye Edrei uber „Zweierlei Diaspora. In: HASSELHOFF K. Gorge / STROTHMANN Meret (Hrsg.), „Religio licita?“. Rom und die Juden, Berlin - Boston 2017 (= StJ 84) S. 55.
4 Vgl. NIRENBERG, Anti-Judaismus, 2015, S. 26
5 Siehe dazu: CUFFARI Anton, Judenfeindschaft in Antike und Altem Testament, Bonn 2007 (= BBB 153) S. 21 - 55; SCHAFER Peter, JudenhaB und Judenfurcht. Die Entstehung des Antisemitismus in der Antike, Berlin 2010, S. 282 - 302.
6 SCHAFER Peter, Geschichte der Juden in der Antike, Tubingen 2010, S. IX.
7 Vgl. FELDMAN H. Louis, Judaism and Hellenism Reconsidered, Leiden - Boston 2009 (= JSJSup 107) S. 57.
8 Siehe dazu: SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2010, S. 13 - 28.
9 Siehe dazu: SCHAFER Peter, Judeophobia. Attitudes toward Jews in the Ancient World, Cambridge 1997; dt: SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2010.
10 STERN Menahem, Greek and Latin authors on Jews and Judaism. Volume I. From Herodotus to Plutarch, Jerusalem 1981 (= GLAJJ Band I); STERN Menahem, Greek and Latin authors on Jews and Judaism. Volume 2. From Tacitus to Simplicius, Jerusalem 1980 (= GLAJJ Band II).
11 HERHOLT Volker, Antisemitismus in der Antike. Kontinuitaten und Bruche eines historischen Phanomens, Gutenberg 2009.
12 SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2010.
13 Vgl. SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2010, S. 15 - 20.
14 Vgl. GLOBISCH Claudia, Radikaler Antisemitismus. Inklusions- und Exklusionssemantiken von links und rechts in Deutschland, Wiesbaden 2013, S. 24.
15 Vgl. RURUP Reinhard, Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur „Judenfrage“ der burgerlichen Gesellschaft, Gottingen 1975 (= KSG 15) S. 96.
16 Vgl. SCHAFER Peter, Kurze Geschichte des Antisemitismus, Munchen 2020, S. 203.
17 Vgl. de LANGE Nicholas, The Origins of Anti-Semitism: Ancient Evidence and Modern Interpretations. In: GILMAN Sander / KATZ Steven (Hrsg.), Anti-Semitism in times of crisis, New York 1991, S. 21.
18 Vgl. RURUP, Emanzipation und Antisemitismus, 1975, S. 102.
19 Vgl. SCHAFER, Antisemitismus, 2020, S.203; Vgl. SCHAFER, Judenhab und Judenfurcht, 2010, S. 282.
20 Vgl. LOSEMANN Volker, Rassenideologien und antisemitische Publizistik in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. In: KLEIN Thomas / LOSEMANN Volker / MAI Gunther (Hrsg.), Judentum und Antisemitismus von der Antike bis zur Gegenwart, Dusseldorf 1984, S. 137.
21 RURUP, Emanzipation und Antisemitismus, 1975, S. 113.
22 Vgl. RURUP, Emanzipation und Antisemitismus, 1975, S. 113 - 114.
23 BENZ Wolfgang, Antisemitismusforschung. In: BRENNER Michael / ROHRBACHER Stefan (Hrsg.), Wissenschaft vom Judentum. Annaherungen an den Holocaust, Gottingen 2000, S. 111.
24 Vgl. CUFFARI, Judenfeindschaft, 2007, S. 30.
25 Vgl. GERLACH Wolfgang, „. daB man ihre Synagogen verbrenne“. Luther Antijudaismus und seine Erben.
In: STAFFA Christina (Hrsg.), Vom Protestantischen Antijudaismus und seine Lugen. Versuche einer Standort- und Gehwegbeschreibung des christlich-judischen Gesprachs, Sachsen-Anhalt 1997, S. 35.
26 Vgl. CUFFARI, Judenfeindschaft, 2007, S.31.
27 BERGMANN Werner, Was heiBt Antisemitismus. In: Bundeszentrale fur politischer Bildung. URL: https://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/37945/was-heisst-antisemitismus?p=all [aufgerufen am 02.03.2021]
28 Vgl. RURUP, Emanzipation und Antisemitismus, 1975, S. 115.
29 Vgl. BERGER WALDENEGG Georg Christoph, Antisemitismus: „Eine gefahrliche Vokabel?“: Diagnose eines Wortes, Wien 2003, S. 19.
30 Vgl. SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2010, S. 282.
31 Vgl. SEVENSTER Jan Nicolaas, The roots of pagan anti-Semitism in the ancient world, Leiden 1975, S. 1; Vgl. POLIAKOV Leon, Geschichte des Antisemitismus. I. Von der Antike bis zu den Kreuzzugen, Worms 1977, S. X; Vgl. SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2010, S. 282.
32 Vgl. CUFFARI, Judenfeindschaft, 2007, S. 39.
33 Vgl. de LANGE, Origins, 1991, S.22.
34 Vgl. BUHL Achim, Antisemitismus. Geschichte und Strukturen von der Antike bis 1848, Wiesbaden 2019, S. 10.
35 Vgl. SCHAFER, Judenhab und Judenfurcht, 2007, S. 13 - 15.
36 Vgl. POLIAKOV, Antisemitismus, 1977, S. X.
37 Vgl. CUFFARI, Judenfeindschaft, 2007, S. 36.
38 Vgl. CUFFARI, Judenfeindschaft, 2007, S. 35; Vgl. SEVENSTER, Anti-Semitism, 1975, S. 4; Vgl. POLIAKOV, Antisemitismus, 1977, S. X - XI.
39 Vgl. CUFFARI, Judenfeindschaft, 2007, S. 39.
40 SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2007, S. 21.
41 Vgl. GAGER John, The Origins of Anti-Semitism: Attitudes toward Judaism in Pagan and Christian Antiquity, New York - Oxford 1985, S. 8.
42 Vgl. KAMPLING Rainer, Antijudaismus. In: BENZ Wolfgang et. al (Hrsg.), Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Begriffe, Theorien und Ideologien , Band 3, Berlin - New York 2010, S. 10.
43 Vgl. BERGMANN Werner, Antisemitismus. In: PELINKA Anton (Hrsg.), Vorurteile. Ursprunge, Formen, Bedeutung, Berlin - Boston 2012, S. 41.
44 Vgl. CUFFARI, Judenfeindschaft, 2007, S.40.
45 Vgl. BERGER WALDENEGG, Vokabel, 2000, S. 115.
46 Vgl. SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2007, S. 21.
47 Vgl. SCHAFER, Antisemitismus, 2020, S. 9 - 10.
48 Vgl. SEVENSTER, Anti-Semitism, 1975, S. 3 - 4.
49 Vgl. CUFFARI, Judenfeindschaft, 2007, S. 42.
50 Vgl. NIRENBERG, Anti-Judaismus, 2015, S. 15.
51 Vgl. POLIAKOV, Antisemitismus, 1977, S. X - XI.
52 Vgl. SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2007, S. 20.
53 Vgl. SCHAFER, Judenhab und Judenfurcht, 2010, S. 282.
54 HERHOLT, Antisemitismus in der Antike, 2009, S. 157.
55 Vgl. SCHAFER, Judenhab und Judenfurcht, 2010, S. 15.
56 Vgl. SCHAFER, Judenhab und Judenfurcht, 2010, S. 15 - 17.
57 Vgl. BERGMANN, Antisemitismus, 2012, S. 35.
58 SCHAFER, Judenhab und Judenfurcht, 2010, S. 18.
59 Vgl. SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2010, S. 22.
60 Siehe dazu: BALTRUSCH Ernst, Kampf der Kulturen? Judentum und Hellenismus. In: BALTRUSCH Ernst / PUSCHNER Uwe (Hrsg.), Judische Lebenswelten. Von der Antike bis zur Gegenwart, Frankfurt am Main 2016 (= Zivilisationen & Geschichte 40) S. 11 - 30.
61 Vgl. GRUEN S. Erich. Diaspora. Jews amidst Greeks and Romans, Cambridge 2002, S. 6.
62 SCHAFER erwahnt dies stets eingangs in den Unterkapiteln im ersten Teil seines Werkes: JudenhaB und Judenfurcht. Die Entstehung des Antisemitismus in der Antike, Berlin 2010.
63 Vgl. CUFFARI, Judenfeindschaft, 2007, S. 60 - 65.
64 Hdt. 2,104; dt: FEIX Josef, Herodot. Historien 1. Bucher I-V, Dusseldorf 2006 (= Sammlung Tusculum) S.
285.
65 Vgl. MALITZ Jurgen, Der Umgang mit Fremden in der Welt der Griechen: „Natives“, Perser, Juden. In: SCHREIBER Waltraud (Hrsg.), Kontakte - Konflikte - Kooperationen: der Umgang mit Fremden in der Geschichte, Neuried 2001, S. 71 - 72.
66 Vgl. GRUEN S. Erich, Constructs of Identity in Hellenistic Judaism. Essays on Early Jewish Literature and History, Berlin - Boston 2016 (= DCLS 29) S. 265.
67 Vgl. HERHOLT, Antisemitismus in der Antike, 2009, S. 98.
68 Tac. hist. 5,2; dt; BORST Joseph, P. Cornelius Tacitus. Historien. Historiae, Mannheim 2010, S. 513.
69 Tac. hist. 5,3,1; dt: BORST, Tacitus, 2010, S. 513
70 Ios. c. Ap. 1,223; dt: LABOW, Contra Apionem, Stuttgart 2005, S. 243.
71 Vgl. GRUEN, Constructs of Identity in Hellenistic Judaism, 2016, S. 197.
72 Vgl. SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2010, S. 31.
73 Vgl. NIRENBERG, Anti-Judaismus, 2015, S. 32.
74 Vgl. BLOCH S. Rene, Antike Vorstellungen vom Judentum. Der Judenexkurs des Tacitus im Rahmen der griechisch-romischen Ethnographie, Stuttgart 2002 (= Historia Einzelschriften 160) S. 29.
75 Diod. 40,3,1-3 = GLAJJ Band I, Nr. 11.
76 Vgl. SCHAFER, Antisemitismus, 2020, S. 26.
77 Diod. 40,3,4 = GLAJJ Band I, Nr. 11.
78 Vgl. SCHAFER, Antisemitismus, 2020, S.26
79 Vgl. NIRENBERG, Anti-Judaismus, 2015, S. 32 -33; Vgl. SCHAFER, JudenhaB und Judenfurcht, 2010, S. 32 - 34.
80 Vgl. GMIRKIN Russel, Beroussus and Genesis, Manetho and Exodus: Hellenistic Histories and the Date of the Pentateuch, New York - London 2006 (= LHBOTS 433) S. 170.
81 Ios. c. Ap. 1,228; dt: LABOW, Contra Apionem, 2005, S. 253 - 254.
82 Ios. c. Ap. 1,229; dt: LABOW, Contra Apionem, 2005, S. 254.
83 Vgl. THIEDE Carsten Peter / STINGELIN Urs, Die Wurzeln des Antisemitismus. Judenfeindschaft in der Antike, im fruhen Christentum und im Koran, Basel - GieBen 2002, S.39.
84 Ios. c. Ap. 1,239; dt: LABOW, Contra Apionem, 2005, S. 261.
85 Vgl. NIRENBERG, Anti-Judaismus, 2015, S. 34.
86 Vgl. SCHAFER; Antisemitismus, 2020, S. 27.
87 BUHL, Antisemitismus, 2019, S. 27.
88 Vgl. NIRENBERG, Anti-Judaismus, 2015, S. 35 - 41.
89 Ios. c. Ap. 1,305; dt: LABOW, Contra Apionem, 2005, S. 318.
90 Ios. c. Ap. 1,309 - 310; dt: LABOW, Contra Apionem, 2005, S. 325 - 326.
91 Vgl. SCHAFER, Judenhab und Judenfurcht, 2010, S. 48.
92 Tac. hist. 5,3,1; dt: BORST, Tacitus, 2010, S. 513.
93 Tac. hist. 5,3,1; dt: BORST, Tacitus, 2010, S. 513.
94 Vgl. BLOCH, Antike Vorstellungen vom Judentum, 2002, S. 69 - 70.
95 Vgl. HERHOLT, Antisemitismus in der Antike, 2009, S. 104.
96 SCHAFER, Judenhab und Judenfurcht, 2010, S. 54.
- Quote paper
- Matthias Holder (Author), 2021, Antijudaismus in der Antike. Propaganda und Pogrome, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1259313
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