Seit zwei Jahren beschäftigt die COVID-19 Pandemie nun Zivilbevölkerung und Politik. Dabei zutage getreten sind eine Vielzahl gesellschaftlicher Probleme, die schon vor der Pandemie bestanden, aber in der Krisenbekämpfung sichtbar wurden wie nie zuvor. In dem Zuge vielfach diskutiert wird die Resilienz der Bundesrepublik Deutschland: Wie schnell und nachhaltig kann die deutsche Demokratie auf Krisen reagieren? Mit Hinblick auf die Klimakrise stellt sich ebenfalls die Frage, ob sich politische Handlungen in Krisenzeiten auf Reaktivität beschränken, oder ob sie auch proaktiv werden können.
In der folgenden Arbeit soll untersucht werden, ob die Pandemie Probleme in Gesundheitswesen und Bildung langfristig verstärkt hat, oder ob die Lehren aus der Krisenbewältigung Anstoß für eine nachhaltige Politik und damit auch für ein global gerechteres Zusammenleben sein können. Exemplarisch werden hierfür zwei Bereiche betrachtet, die besonders von politischen Entscheidungen in der Pandemie betroffen waren: Global Health und damit die internationalen Beziehungsgeflechte der Gesundheitspolitik, sowie die Schulpolitik. Zunächst wird jeweils der Zustand vor der Pandemie umrissen, dann werden Einflüsse der Pandemie und die politischen Reaktionen beleuchtet, um dann darüber zu einem Schluss zu kommen, wie handlungsfähig sich die Politik gezeigt hat. Hierfür wird analysiert, welche grundsätzlichen Missstände von politischen Entscheidungen in Angriff genommen wurden und abgeglichen, welche Probleme weiterhin bestehen. Letztlich soll anhand dessen beurteilt werden, ob die Pandemie negative Prozesse nur verstärkt hat, oder ob und inwiefern sie auch als Chance für eine nachhaltige Entwicklung begriffen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Covid-19, Globale Gesundheit und Homeschooling
2.1. Global Health
2.1.1. Definition und Etymologie
2.1.2. Globale Gesundheit und deutsche Politik: Ziele und Heraus- forderungen aus pra-pandemischer Perspektive
2.1.3. Global Health oder „Western Health”? Gesundheitspolitik im Zwiespalt zwischen nationalen Interessen und nachhaltiger Entwicklung
2.1.4. Perspektive der Global Health Politik und Diskussion
2.2. Schule und soziale Ungleichheit
2.2.1. Baustellen des deutschen Bildungssystems
2.2.2. Homeschooling als Brandbeschleuniger in einer schlechten digitalen Infrastruktur
2.2.3. Perspektive und Diskussion
3. Fazit - Die pandemische Krise als AnstoB fur ein neues politisches Han-deln?
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Seit zwei Jahren beschaftigt die COVID-19 Pandemie nun Zivilbevolkerung und Politik. Dabei zutage getreten sind eine Vielzahl gesellschaftlicher Probleme, die schon vor der Pandemie bestanden, aber in der Krisenbekampfung sichtbar wurden wie nie zuvor. In dem Zuge vielfach diskutiert wird die Resilienz der Bundesrepublik Deutschland: Wie schnell und nachhaltig kann die deutsche Demokratie auf Krisen reagieren? Mit Hinblick auf die Klimakrise stellt sich ebenfalls die Frage, ob sich politische Handlungen in Kri- senzeiten auf Reaktivitat beschranken, oder ob sie auch proaktiv werden konnen.
In der folgenden Arbeit soll untersucht werden, ob die Pandemie Probleme in Gesund- heitswesen und Bildung langfristig verstarkt hat, oder ob die Lehren aus der Krisenbe- waltigung AnstoB fur eine nachhaltige Politik und damit auch fur ein global gerechteres Zusammenleben sein konnen. Exemplarisch werden hierfur zwei Bereiche betrachtet, die besonders von politischen Entscheidungen in der Pandemie betroffen waren: Global Health und damit die internationalen Beziehungsgeflechte der Gesundheitspolitik, sowie die Schulpolitik. Zunachst wird jeweils der Zustand vor der Pandemie umrissen, dann werden Einflusse der Pandemie und die politischen Reaktionen beleuchtet, um dann dar- uber zu einem Schluss zu kommen, wie handlungsfahig sich die Politik gezeigt hat. Hier- fur wird analysiert, welche grundsatzlichen Missstande von politischen Entscheidungen in Angriff genommen wurden und abgeglichen, welche Probleme weiterhin bestehen. Letztlich soll anhand dessen beurteilt werden, ob die Pandemie negative Prozesse nur verstarkt hat, oder ob und inwiefern sie auch als Chance fur eine nachhaltige Entwicklung begriffen werden kann.
Entsprechend des Themas bezieht sich die Arbeit vornehmlich auf Literatur des letzten Jahrzehnts. Die Global Health-Definition stutzt sich auf den Text: „ Global Health - Hope oder Hype?“ von Jens Holst (201 9). Ziele und Herausforderungen einer gelungenen Global Health Politik orientierensich am Paper: „Engagement fur globale Gesundheit: Her- ausforderungen einer strategischen Neuausrichtung fur Deutschland“ (Hunger & Voss 2018). Die Perspektive einer Neuausrichtung stutzt sich u.a. auf die Publikation: „Gesell- schaftsgestaltung durch Neujustierung von Zivilgesellschaft, Staat und Markt“ von Rolf Heinze (2020). Im bildungspolitischen Teil orientiert sich die Problemerorterung an Georg Auernheimers Sammelband: „Schieflagen im Bildungssystem. Die Benachteili- gung der Migrantenkinder“ (2010). Die politischen Entscheidung wurden anhand des Ar- tikels: „Chronologie eines Schuljahrs in der Coronakrise“ von Deutschlandfunk recherchiert (Jungblut 2020). Erganzend kommen verschiedene bildungs- und gesund- heitspolitische Studien sowie politische Statements hinzu.
2. Covid-19, Globale Gesundheit und Homeschooling
2.1. Global Health
2.1.1. Definition und Etymologie
Vogelgrippe, Schweinegrippe, Ebola, SARS, Corona ; Die Liste pandemischer und ende- mischer Ausbruche im 21. Jahrhundert ist ebenso vielfaltig wie ihre Namensgebungen. Damit zeigt sich, dass die Gesundheit der Menschen in einer globalisierten Welt internationale Zusammenarbeit notwendig macht, wie nie zuvor. So ist die globale Gesundheit „zu einem der wichtigsten Bereiche der AuBen-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitik geworden“ (Holst 2019, S. 8). Gesundheitswissenschaftler Holst schreibt zu dem Begriff Global Health :
„Das mit dem deutschen Begriff „globale Gesundheit“ nur unzureichend wiedergegebene Konzept schlieBt neben politischen Ansatzen auch Forschung, Lehre sowie klinische Praxis ein und zielt darauf ab, nicht nur die Krankenversorgung und den erforderlichen Zu- gang, sondern auch die Gesundheit der Menschen weltweit zu verbessern“ (vgl. ebd., S. 8).
Somit bezieht sich Global Health nicht nur auf die unmittelbarer Behandlung kranker Menschen, sondern gleichfalls auf Pravention und Prophylaxe (vgl. ebd., S. 8). Eine wei- tere Definition sei dem gegenubergestellt: Robert Beaglehole und Ruth Bonita definieren Global Health als „collaborative trans-national research and action for promoting health for all” (Beaglehole & Bonita 2010). Auch diese Definition schlieBt also die Gesundheits- vorsorge mit ein. Der Neologismus Global Health markiert damit gleichzeitig eine Ver- lagerung vom Verstandnis des Gesundheitswesen als Krankenversorgung hin zu einem praventiven System, das eine Vielzahl von Determinanten auf die Gesundheit, von urba- nem Feinstaub bis zur Ernahrungsweise, thematisch inkludiert.
Der Begriff selbst ist ein moderner, der erstmals in den 1990er-Jahren auftauchte und zur Jahrtausendwende den vorrangigen Begriff international Health“ uberholte (vgl. Holst 2019, S. 8). Das Konzept verfolgte eine Entwicklung von Kolonialmedizin im spaten 19. Jahrhundert, uber Tropenmedizin bis hin zur internationalen Gesundheit (vgl. ebd., S. 9). Dabei entwickelte sich nicht nur der Begriff, sondern auch die Bedeutung: Wahrend es anfanglich um die Gesundheit europaischer Kolonialherren ging, entwickelten sich Be- griffe wie Tropenhygiene und es entstanden Tropeninstitute, die im Zusammenhang mit Seefahrt „seuchenhygienische Aufgaben“ erfullten (vgl. ebd., S. 9). Heute steht Global Health vor allem fur die Weiterentwicklung von Public Health und inkludiert das zuneh- mend globale Wirkungsgeflecht und die wachsende Zahl globaler Akteure (vgl. Holst 2019, S. 7).
2.1.2. Globale Gesundheit und deutsche Politik: Ziele und Herausforderungen aus pra-pandemischer Perspektive
Die vorausgegangene Begriffsklarung war vor allem deshalb in die weitlaufigen Ausfuh- rung von Bedeutung, weil sie eines offenbart: Globale Gesundheitspolitik wird zunachst aus nationaler Perspektive betrieben. Das folgende Kapitel soll auf die groBen Themen der Gesundheitspolitik eingehen, insbesondere hinsichtlich der globalen Gerechtigkeit. In der Folge soll geklart werden, wie handlungsfahig die internationale Staatengemein- schaft in dem Bereich ist. Vorrangig gilt auch zu klaren, ob eine Politik mit nachhaltiger Verbesserung der sozialen Ungleichheit moglich ist. Methodisch wird vor allem auf die Stellungname „Engagement fur globale Gesundheit. Herausforderungen einer strategi- schen Neuausrichtung fur Deutschland“ (Hunger & Voss 2018) der Stiftung Wissenschaft und Politik eingegangen, um diese Perspektive mit einer quasi post-pandemischen zu ver- gleichen.
Hunger & Voss sehen verschiedene Herausforderungen in der Aufgabe, in Deutschland eine allen Menschen zugangliche Gesundheitsversorgung und gesundheitsfordernde Le- benswelt zu schaffen (2018, S. 1): So konnen sich Gesundheitsgefahren schnell global verteilen, medizinisches Personal wandert von armeren in reichere Lander ab, die Ge- sundheitssysteme sind mit dem demografischen Wandel uberfordert, Antibiotikaresisten- zen werden ein zunehmendes Problem und der Klimawandel verandert traditionelle Krankheitsmuster (ebd., S. 1). Was hat sich politisch im Bereich Global Health in den letzten Jahren getan? Die Bundesregierung hat 2013 erstmals einen Handlungsplan zur globalen Gesundheitspolitik erarbeitet und drei Leitziele vorgestellt: 1) Die offentliche Gesundheit in Deutschland durch globales Handeln steigern und gewahrleisten. 2) Durch Bereitstellung von Wissen und Ressourcen international die Gesundheit steigern und schutzen. 3) Internationale Organisationen im Feld Gesundheit starken (vgl. Hunger & Voss 2018, S. 3).
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- Arbeit zitieren
- Anton Severin (Autor:in), 2022, Covid-19, Globale Gesundheit und Homeschooling. Die pandemische Krise als Anstoß für ein neues politisches Handeln?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1259019
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