Gewalt gegen Frauen ist keineswegs ein gesellschaftliches Randproblem. Für diejenigen, die sich aus einer schwierigen Situation zu befreien wagen, sind Frauenhäuser ein notwendiger Ort des Schutzes und der Sicherheit.“ (Armin Clauss, Frankfurter Rundschau vom 27.01. 1986)
Das Frauenhaus bietet nicht nur Schutz und Sicherheit, sondern auch die Möglichkeit ein „neues“ Leben zu beginnen. Die betroffenen Frauen haben die Chance ihre bisherige existenzbedrohende Situation zu ändern, Ruhe sowie praktische Hilfeleistungen zur Lösung konkreter Probleme zu finden, welche sich durch den veränderten Alltag ergeben.
Fühlen sich die Frauen nach einer gewissen Zeit im Frauenhaus stark genug dieses zu verlassen, müssen sie sich, sofern sie nicht zum Mißhandler zurückkehren, um eine eigene Wohnung kümmern.
Sind sie nun fest entschlossen auf Wohnungssuche zu gehen, werden sie meist dabei schon mit den Problemen des Alltags konfrontiert. Meist kehren sie dann zu den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses zurück, um dort Hilfe zu ersuchen. Doch diese fühlen sich für die „ehemaligen“ Frauen nicht mehr so recht verantwortlich und weisen diese aufgrund fehlender finanzieller und personeller Mittel, welche für solch eine Nachbetreuung nötig sind, zurück.
Das Grundanliegen meiner Arbeit soll aber nicht das Problem der Wohnungssuche und der Nachbetreuung sein – darauf möchte ich nur kurz in den letzten beiden Kapiteln eingehen. Sondern vielmehr interessieren mich die Fragestellungen: Wie sind Frauenhäuser überhaupt entstanden? Warum ist es so schwierig den Schritt in ein Frauenhaus zu wagen? Welche Bedeutung hat das Frauenhaus auf die Betroffenen selbst?
Auf diese Fragestellungen möchte ich nun in den nachstehenden Kapiteln näher eingehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Entstehung und die Entwicklung der Frauenhäuser
2.1. Trägerschaften und Konzepte
2.2. Aufgaben und Ziele der Frauenhäuser
3. Der Schritt ins Frauenhaus
3.1. Vorstellungen und Erwartungen
3.2. Misshandlungserfahrungen
4. Das Leben im Frauenhaus
4.1. Die Beziehung zwischen den Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen
4.2. Die Beziehung zwischen den Bewohnerinnen
4.3. Die Bedeutung des Frauenhauses für die Frauen
5. Die Lebenssituation nach dem Frauenhaus
5.1. Nachbetreuung
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Gewalt gegen Frauen ist keineswegs ein gesellschaftliches Randproblem. Für diejenigen, die sich aus einer schwierigen Situation zu befreien wagen, sind Frauenhäuser ein not-wendiger Ort des Schutzes und der Sicherheit.“ (Armin Clauss, Frankfurter Rundschau vom 27.01. 1986)
Das Frauenhaus bietet nicht nur Schutz und Sicherheit, sondern auch die Möglichkeit ein „neues“ Leben zu beginnen. Die betroffenen Frauen haben die Chance ihre bisherige existenzbedrohende Situation zu ändern, Ruhe sowie praktische Hilfeleistungen zur Lösung konkreter Probleme zu finden, welche sich durch den veränderten Alltag ergeben.
Fühlen sich die Frauen nach einer gewissen Zeit im Frauenhaus stark genug dieses zu verlassen, müssen sie sich, sofern sie nicht zum Mißhandler zurückkehren, um eine eigene Wohnung kümmern.
Sind sie nun fest entschlossen auf Wohnungssuche zu gehen, werden sie meist dabei schon mit den Problemen des Alltags konfrontiert. Meist kehren sie dann zu den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses zurück, um dort Hilfe zu ersuchen. Doch diese fühlen sich für die „ehemaligen“ Frauen nicht mehr so recht verantwortlich und weisen diese aufgrund fehlender finanzieller und personeller Mittel, welche für solch eine Nachbetreuung nötig sind, zurück.
Das Grundanliegen meiner Arbeit soll aber nicht das Problem der Wohnungssuche und der Nachbetreuung sein – darauf möchte ich nur kurz in den letzten beiden Kapiteln eingehen. Sondern vielmehr interessieren mich die Fragestellungen: Wie sind Frauenhäuser überhaupt entstanden? Warum ist es so schwierig den Schritt in ein Frauenhaus zu wagen?
Welche Bedeutung hat das Frauenhaus auf die Betroffenen selbst?
Auf diese Fragestellungen möchte ich nun in den nachstehenden Kapiteln näher eingehen.
2. Die Entstehung und die Entwicklung der Frauenhäuser
Erin Pizzey, eine unbürokratische Frau, bot einer hilfesuchenden und mißhandelten Frau Unterkunft in ihrem Haus an. So entstand 1971 durch Spontaneität und Warmherzigkeit einer Frau - aus einem Quartiertreffpunkt für Mütter und Hausfrauen - das erste Frauenhaus in Chiswick/ London: „nicht von langer Hand geplant, nicht anhand eines gestellten Konzepts und mit gerichteten Finanzen, sondern geboren aus tatkräftigem Engagements“ (Hanetseder 1992, S. 45). Schon in den ersten Monaten fanden hier viele Frauen Zuflucht.
Ein wesentlicher Grundsatz für Erin Pizzy ist, daß die Frauenhausarbeit auf keiner festen Rollenzuschreibung (Klientin und Helferin) basiert, sondern auf Solidarität und Anteilnahme.
Die Gründung des ersten Frauenhauses wirkte wie ein Signal und so entstanden in einem Zeitraum von neun Jahren weitere Frauenhäuser. Unteranderem in Wales, Schottland, der Schweiz, Österreich und in der BRD. Jedoch unterschieden sich diese von Pizzeys Konzept, denn Erin Pizzey lehnt eine feministische Orientierung ab und stellt in bestimmten Bereichen (z. Bsp. Kindererziehung) auch Männer ein.
1976 fand in Brüssel das erste „International Tribunal On Crimes Against Woman“ statt. 2000 Frauen aus 33 Ländern nahmen an dieser Versammlung teil und entwarfen eine Resolution und verschickten diese an folgende Regierungen: Japan, Niederlande, Frankreich, Wales, England, Schottland, Irland, Österreich, USA und Deutschland.
In diesem Beschluß wird deutlich, daß sie für die Rechte mißhandelter Frauen und deren Kindern kämpfen werden. Sie fordern die Regierungen auf die Zufluchtsstätten zu genehmigen und diese finanziell und mit effektiven Schutz zu unterstützen.
Noch im selben Jahr wurde in Berlin das erste deutsche Frauenhaus gegründet. Der Träger
dieses Frauenhauses war ein eingetragener Verein, dessen Mitglieder verschiedener Initiativen angehörten sowie auch betroffene Frauen. Es wurde als Modelleinrichtung gefördert und wissenschaftlich begleitet.
„Die ideelle Basis damals war eine Auswirkung der neuen Frauenbewegung in Deutschland [...]. Die neue Frauenbewegung ist eine gesellschaftliche Strömung als Antwort auf die geltenden patriarchalisch geprägten Wert- und Normvorstellungen der Gesellschaft" (Krieger 1994, S.15). Die Frauenbewegung arbeitet mittelschichtigorientiert,
aufklärend und helfend. Durch sie wurden viele Selbsterfahrungsgruppen und Frauenprojekte inszeniert, wozu auch das Frauenhaus zählt.
Weitere Gründungen von Frauenhäusern folgten, „sowohl im städtischen wie ländlichen Bereich“ (Krieger 1994, S.15). So entstanden zum Beispiel allein in Nordrhein – Westfalen
29 Frauenhäuser, in Baden – Württemberg 23 Frauenhäuser und in Niedersachsen gab es 19 Gründungen. Insgesamt standen im Jahre 1990 in den alten Bundesländern 118 Frauenhäuser zur Verfügung (vgl. dies. Krieger 1994, S. 16).
In der gesamten Entwicklung der Frauenhäuser wurde immer daran festgehalten, Frauen in
einer Notsituation Schutz und Hilfe zu bieten durch Solidarität und Anerkennung eines jeden. Die Frauenhausarbeit ist ein Selbsthilfeprojekt von Frauen für Frauen.
2.1. Trägerschaften und Konzepte
Jedes Frauenhaus hat seine eigene Organisationsform, welche von verschiedenen Faktoren beeinflußt wird. Sehr entscheidende Faktoren sind die finanziellen und personellen Mittel. Auch das Haus an sich kann durch seine Lage (z. Bsp. Großstadt oder ländlicher Raum) und Größe positiv bzw. negativ in die Organisationsform eingreifen. Aber am entscheidendsten greift der Träger (autonome Frauenhäuser, Kirchen, Wohlfahrten,...) bzw. Verein des Hauses und die damit verbundenen Zielsetzungen und Konzeptionen in die Organisationsform ein.
Die Konzepte werden vom Träger oder von den Mitarbeiterinnen entwickelt, überarbeitet und in die tägliche Arbeit einbezogen. Nur selten nehmen diese keinen Einfluß auf die Frauenhausarbeit. All diese Konzepte haben eine gemeinsame Grundlage: Schutz vor Mißhandlungen und das bieten einer neuen Lebensperspektive. Außerdem wird großen Wert darauf gelegt, daß die Hilfeleistung im Frauenhaus nicht hierarchisch geprägt ist.
Diese Grundlagen sollen auch deutlich machen, daß das Leben im Frauenhaus nur eine Übergangslösung und kein Dauerzustand sein soll.
„Die Organisation im Frauenhaus läßt sich kaum einheitlich darstellen, denn jedes Frauenhaus hat seine eigenen Strukturen entwickelt. Auch die unterschiedlichen Ansätze von Frauenhäusern sind bei der Konzeption eines Frauenhauses prägend. [...]“ (Krieger 1994, S. 19).
2.2. Aufgaben und Ziele der Frauenhäuser
Wie schon in der Einleitung angedeutet, ist das Frauenhaus, für mißhandelte Frauen und ihren Kindern, mehr als nur eine Zufluchtsstätte. Sie bietet ihnen mehr als nur Schutz und Sicherheit vor dem Mißhandler. Das Frauenhaus will den betroffenen Frauen die Möglichkeit geben, daß sie ihre Mißhandlungserfahrungen verarbeiten können. Es will dazu beitragen den Frauen ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, daß diese lernen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und den Alltag durch Organisation selbst zu bewältigen. Natürlich bietet das Frauenhaus auch Unterstützung und Hilfestellungen bei der Problembewältigung, Entscheidungssuche und Bewußtseinsbildung.
Warum es trotz dieser vielen Möglichkeiten (z. Bsp. Selbstfindung, Stabilisierung des Selbstwertgefühl), welche ein Frauenhaus bietet, schwer ist diesen Weg zu tun, möchte ich nun im nächsten Kapitel näher untersuchen.
3. Der Schritt ins Frauenhaus
„Der Eintritt in ein Frauenhaus scheint ein speziell schwieriger zu sein. Die Frauen drücken Verunsicherung aus und machen deutlich, welche Mythen (gegen Männer), Zerr-
bilder (Krankenhaus, Massenlager, totales Chaos) und Ängste, Gefühle der Fremdheit und unterschiedlichen Erwartungshaltungen bezüglich dieser für sie anonymen Institutionen, die zudem einzig Frauen offensteht, bestehen“ (Hanetseder 1992, S.92).
Der Schritt in ein Frauenhaus ist gleichzeitig die Bereitschaft sich zu öffnen, sich mitzu-
teilen und sich über Ängste und Unsicherheiten zu äußern. Doch, wie schon im oben-
stehenden Zitat vermerkt, fällt dies vielen Frauen schwer, sie schämen sich für ihre Situation und fühlen sich für die Aggressionen ihres Partners verantwortlich. Aber die innere Kraft und der eigene Wille die jetzige Lebenssituation zu bewältigen, kann ein Faktor für den Weg in ein Frauenhaus sein. Ein weiterer Aspekt kann die innere
Repräsentanz des Frauenhauses sein, das heißt die Bilder und Vorstellungen über das Leben im Frauenhaus sowie die eigene Mißhandlungs – und Beziehungsgeschichte. Diese Vorstellungen und Erwartungen sowie die Mißhandlungserfahrungen, die den Schritt ins Frauenhaus beeinflussen können, möchte ich im Folgenden darstellen.
3.1. Vorstellungen und Erwartungen
Christa Hanetseder hat mit Hilfe zehn betroffener Frauen eine Studie über Vorstellungen und Erwartungen durchgeführt. Dabei ist zum folgenden Ergebnis erlangt: Neun von Zehn Frauen haben positive Vorstellungen gegenüber dem Frauenhaus, wobei sich aber auch sieben von ihnen negativ äußern.
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