Warum sollten mehr tiergestützte Interventionen in der medizinischen Rehabilitation durchgeführt werden?
Laut einer Erhebung von Armin Claus (2000) halten 120 von 607 befragten Krankenhäusern bereits Tiere mit therapeutischem Hintergrund. In absteigender Reihenfolge sind vor allem Fische, Vögel, Katzen, Nagetiere und Hunde vertreten."Als besonders exotisch mutete die Haltung von Straußen und Kängurus an". Dem stehen 30 Millionen Haustiere in ganz Deutschland gegenüber. Viele Haustierbesitzer werden mir also sicher zustimmen, dass es viel Freude bringt sich, um das eigene Tier zu kümmern. Aber auch im medizinischen Rehabilitationsprozess können Tiere einen positiven Einfluss haben, wie zum Beispiel der Einsatz von Therapietieren in Krankenhäusern zeigt.
Inhaltsverzeichnis
Heilsamer Austausch zwischen Mensch und Tier 2
Die vorteilhafte physische, psychische und soziale Wirkung. 2
Tiere als Alternative Unterstützung in der Rehabilitation. 3
Hygiene als Prämisse für die tiergestützte Therapie. 3
Die tiergestützte Therapie hilft dabei die Rehabilitationsziele zu erreichen. 4
Literaturverzeichnis. 5
Laut einer Erhebung von Armin Claus (2000) halten 120 von 607 befragten Krankenhäusern bereits Tiere mit therapeutischem Hintergrund. In absteigender Reihenfolge sind vor allem Fische, Vögel, Katzen, Nagetiere und Hunde vertreten.
„Als besonders exotisch mutete die Haltung von Straußen und Kängurus an“ (Otterstedt & Olbrich, 2003, S.209). Dem stehen 30 Millionen Haustiere in ganz Deutschland gegenüber. Viele Haustierbesitzer werden mir also sicher zustimmen, dass es viel Freude bringt sich um das eigene Tier zu kümmern. Aber auch im medizinischen Rehabilitationsprozess können Tiere einen positiven Einfluss haben, wie zum Beispiel der Einsatz von Therapietieren in Krankenhäusern zeigt.
Warum sollten also mehr tiergestützte Interventionen in der medizinischen Rehabilitation durchgeführt werden?
Heilsamer Austausch zwischen Mensch und Tier
Die tiergestützte Therapie zeichnet sich durch die nonverbale Kommunikation aus. Da Tiere nicht sprechen können, stehen Gefühle und der Umgang miteinander im Vordergrund. Dafür gibt es das Konzept der Du-Evidenz. Dieses besagt, dass anderen Menschen oder eben auch höheren Säugetieren, ein ähnliches Empfinden, wie man es selber hat, zugeschrieben wird. Dadurch wird das Tier zum „Du“, dem das „Ich“ gegenübersteht. So wird es durch die emotionale Zugewandtheit zu einem Beziehungspartner. Dies zeigt sich beispielhaft darin, dass dem Tier ein Name gegeben wird. Da Menschen sich durch die nonverbale Kommunikation mit Tieren bedingungslos angenommen fühlen, bekommen sie die Chance, sich von Ich- bezogenen Zweifeln zu lösen, öffnen sich und trauen sich mehr zu. Die tiergestützte Therapie basiert also auf Interaktion und Beziehung und so wird gemeinsam das Therapieziel in der Rehabilitation erreicht.
Die vorteilhafte physische, psychische und soziale Wirkung
Auf der physischen Ebene wird der Patient zu Bewegung animiert, indem er beispielsweise mit dem Tier spielen oder es füttern möchte. Außerdem können biochemische Veränderungen beobachtet werden, wie ein erhöhter Endorphin- und Dopaminspiegel. Ein weiterer Gewinn kann der Gebrauch von weniger Schmerzmedikamenten sein. Denn der Patient fühlt sich entspannter, positiver gestimmt und wird durch den regelmäßigen Kontakt mit Tieren abgelenkt von seinem Schmerzempfinden. Schließlich kann die Dosis gesenkt werden.
Durch einen Krankheitsfall, der eine medizinische Rehabilitation nötig macht, empfinden viele Betroffene Angst und Stress. Der Kontakt mit Tieren muntert auf und reduziert Stress, da sie Wärme und Nähe vermitteln. Als psychische Wirkung sind also eine Stabilisierung des emotionalen Wohlbefindens, sowie eine antidepressive Wirkung zu nennen.
Eine Krankheit kann auch Isolation bedeuten. Der Patient fühl sich seiner Fähigkeiten beraubt und zieht sich zurück. Hier wirkt ein Tier auf soziale Weise. Die Patienten lösen sich ein Stück weit aus ihrer eigenen Welt. Der Vorteil liegt darin vor allem, dass die in der Therapie eingesetzten Tiere eine hilfreiche Brücke für die Kommunikation zwischen Therapeut und Patient sind. Sie geben ein unverbindliches Gesprächsthema und die Patienten sind eher bereit sich zu öffnen.
Tiere als Alternative Unterstützung in der Rehabilitation
Bei einer physischen oder psychischen Einschränkung können Tiere eine Alternative und Ergänzung zum menschlichen Umgang darstellen.
„Je nach dialogischem Bedarf können beispielsweise das ruhige Halten, sorgsame Umgehen mit Tieren, Geborgenheit spüren, eine Alternative zur erlebten Gewalt oder zu körperlichen, seelischen Einschränkungen darstellen“ (Otterstedt & Olbrich, 2003, S.104). Diese Unterstützung hilft den Menschen während der Zeit der medizinischen Rehabilitation.
Des Weiteren finde ich entscheidend, dass sich die Motivation der Patienten durch den Einsatz von Tieren erhöhen lässt. Als Beispiel lassen sich Kinder mit einem Cochlear-Implantat anführen, welche in einem Rehazentrum vor der Aufgabe stehen, neu sprechen zu lernen und den Gleichgewichtssinn zu üben. „Die Orientierung bei sich bewegenden Tieren finden und beim Ponyreiten die Balance halten, sind daher motivierende Aufgaben“ (Otterstedt & Olbrich, 2003, S.197), die entscheidend zum Erfolg der Therapie beitragen können. Die Kinder sind in der laufenden Rehabilitation aktiver in der Therapie dabei, da sie sich gerne mit dem Pony beschäftigen.
Hygiene als Prämisse für die tiergestützte Therapie
Da Therapietiere direkt vor Ort eingesetzt werden, also direkt am Erkrankten, werden häufig Gegenargumente aus dem Bereich der Hygiene aufgeworfen. Gegen Tiere in Einrichtungen des Gesundheitsdienstes spräche demzufolge, dass diese Schmutz oder noch schlimmer Krankheitserreger einschleusen. Ferner verursachten sie
Allergien und brächten den Pflege-und Behandlungsablauf durcheinander.
Kurz gesagt werden Tiere in Institutionen des Gesundheitswesens als unhygienisch angesehen. Deswegen sind Hygienemaßnahmen beim Umgang mit Tieren in diesen Einrichtungen das Entscheidende. Diese umfassen unter anderem die Therapietiere strikt von Lebensmitteln fernzuhalten und nach dem Kontakt die Hände zu waschen bzw. zu desinfizieren. Zudem muss eine Dokumentation zum Tier geführt werden, die Inhalte wie ein aktuelles Impfzeugnis und Entwurmungsprotokoll einschließt. Auch sollten akut Infizierte vom Tierbesuch ausgenommen werden. Wenn diese Hygienemaßnahmen jedoch beachtet werden, gilt: „Im Großen und Ganzen kann unbedenklich gesagt werden, dass die zu erwartende Freude und heilende Auseinandersetzung mit dem Tier bei weitem die möglichen Infektionsrisiken überwiegt“ (Otterstedt & Olbrich, 2003, S.115). Ein wichtiger Punkt ist für mich dabei auch, dass Patienten in der Rehabilitation im Gegensatz zu Akutfällen in beispielweise Krankenhäusern medizinisch betrachtet weitgehend solide sind.
Deswegen ist in der Rehabilitation die Gefahr einer Ansteckung durch Tiere um Einiges geringer.
Die tiergestützte Therapie hilft dabei die Rehabilitationsziele zu erreichen
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Tiere dabei helfen, die Rehabilitationsziele zu erreichen. Rehabilitationsmaßnahmen ziehen sich oftmals über einen längeren Zeitraum. Ein Therapiehund beispielsweise kann „seinen“ Patienten über Zeiten hinweghelfen, in denen für ihn gefühlt kein Ende der Therapie in Sicht ist. Er kann jeden Tag aufs Neue zur Teilnahme an der Behandlung motivieren, auch wenn z.B. Bewegungen oft wiederholt werden müssen. Die Physio-oder Ergotherapie wird durch die Einbindung eines Hundes abwechslungsreicher, als wenn nur mit Geräten trainiert wird. Dadurch verlieren die Übungen auch ihren Pflichtcharakter. Ein 41- jähriger Mann mit einem Schlaganfall hatte Sprachstörungen und eine rechtsseitige Lähmung. In der wöchentlichen hundegestützten Therapie führte er Sprechübungen durch, indem er beispielsweise den Hund aufforderte, den Ball zu bringen und seinen Namen deutlich auszusprechen. Dabei zeigte er viel Willensstärke. Durch das Streicheln des Hundes und das Geben von Leckerlis, die der Patient zuvor aus einer Dose herausnehmen musste, trainierte er unbewusst die Feinmotorik seiner Hand.
Durch die hundegestützte Therapie war er auch wieder leistungsbereiter in der nebenherlaufenden Ergotherapie, da er neue Kraft geschöpft hatte.
Meiner Meinung nach kann die tiergestützte Therapie in der Rehabilitation eine lohnende Ergänzung zu konventionellen Therapiearten sein. Tiere motivieren Menschen während den Rehabilitationsmaßnahmen und geben Hilfe bei der Auseinandersetzung mit Einschränkungen und Verlusten. Das Besondere an Tieren ist, dass sie direkt auf das Verhalten der Menschen reagieren, ohne dass deren Krankheit im Vordergrund steht. Durch die Kompetenzerfahrungen mit den Tieren können die Patienten eigene Ressourcen wecken.
Es lohnt sich also tiergestützte Interventionen in der medizinischen Rehabilitation dort einzusetzen, wo sie sich anbieten, da es den Patienten hilft die jeweiligen Rehabilitationsziele zu erreichen. Oft wirkt die Beziehung zwischen Mensch und Tier genau da, wo traditionelle Therapien an ihre Grenzen stoßen. Dort haben sie einen ganzheitlichen Einfluss und fördern körperliche, geistige und soziale Fähigkeiten.
Dies bedeutet letzten Endes mehr Gesundheit für die Betroffenen.
Literaturverzeichnis
Germann T., Merklin L. & Stamm Näf A. (2014). Tiergestützte Interventionen. Der multiprofessionelle Ansatz . Bern: Hans Huber.
Olbrich E. & Otterstedt C. (Hrsg.) (2003). Menschen brauchen Tiere.
Grundlagen und Praxis der tiergestützten Pädagogik und Therapie. Stuttgart: Kosmos.
Störr M. (2011). Hunde helfen heilen. Einsatzmöglichkeiten in Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie . Daun: Kynos.
Schneider S. & Vernooij M. (2007). Handbuch der tiergestützten Interventionen: Grundlagen – Konzepte – Praxisfelder . Wiebelsheim: Quelle & Meyer.
- Citation du texte
- Jenni Seitz (Auteur), 2017, Tiergestützte Interventionen in der medizinischen Rehabilitation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1255481
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