George Simmel, der Begründer der formalen Soziologie, kann als der erste Wissenschaftler angesehen werden, der sich aus gesellschaftstheoretischer Perspektive der Konfliktthematik widmete. Simmel beschäftigte sich mit den Wechselwirkungen zwischenmenschlicher Beziehungen in einer Gesellschaft und machte deutlich, dass Konflikte keine abnormalen Zustände sein müssen, sondern zur sozialen Interaktion beitragen. Münch faßt Simmels zentrale These zusammen, indem er resümiert: „Gesellschaft und Individuen leben in Konflikt und Konsens und sie leben von beiden“ (Münch 2002: 208).
In den nachfolgenden Abschnitten dieser Hausarbeit möchte ich zuerst den Begriff des Konfliktes sowie dessen Erscheinungsformen erörtert. Darauf aufbauend, stelle ich Simmels Thesen zur Beendigung von Konflikten vor, ehe abschließend eine zusammenfassende Perspektive auf Simmels Konflikttheorie erfolgen wird. Zuerst wird der Begriff des Konfliktes an sich genauer beleuchtete werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Konflikt
3. Formen des Konfliktes
3.1. Kampf
3.2. Streit
3.3. Konkurrenz
4. Formen des Friedens
4.1. Wegfall des Streitobjekts
4.2. Sieg
4.3. Versöhnung
4.4. Kompromiss
5. Grundlagen für die Beilegung von Konflikten
6. Fazit
7. Literatur
1. Einleitung
George Simmel, der Begründer der formalen Soziologie, kann als der erste Wissenschaftler angesehen werden, der sich aus gesellschaftstheoretischer Perspektive der Konfliktthematik widmete. Simmel beschäftigte sich mit den Wechselwirkungen zwischenmenschlicher Beziehungen in einer Gesellschaft und machte deutlich, dass Konflikte keine abnormalen Zustände sein müssen, sondern zur sozialen Interaktion beitragen. Münch faßt Simmels zentrale These zusammen, indem er resümiert: „Gesellschaft und Individuen leben in Konflikt und Konsens und sie leben von beiden“ (Münch 2002: 208).
In den nachfolgenden Abschnitten dieser Hausarbeit möchte ich zuerst den Begriff des Konfliktes sowie dessen Erscheinungsformen erörtert. Darauf aufbauend, stelle ich Simmels Thesen zur Beendigung von Konflikten vor, ehe abschließend eine zusammenfassende Perspektive auf Simmels Konflikttheorie erfolgen wird. Zuerst wird der Begriff des Konfliktes an sich genauer beleuchtete werden.
2. Konflikt
Allgemein kann von einem Konflikt gesprochen werden, wenn es sich um eine soziale Beziehung handelt, die aus einem kommunizierten Widerspruch besteht. Ein Konflikt beinhaltet somit stets folgende Komponenten: mehrere Akteure und einen Inhalt bezüglich dessen ein Widerspruch herrscht (vgl. Bendrath 1996: 3).
Für Simmel geht es bei Konflikten nicht um den Inhalt, sondern um die Form des Konfliktes. Für Simmel ist eine Gesellschaft stets durch die Wechselwirkung ihrer Individuen gekennzeichnet. Diese Wechselwirkungen äußern sich auch in der Form von Konflikten, welche die Individuen untereinander austragen. Durch den Konflikt findet eine gegenseitige Beeinflussung der Individuen statt die das gesamtgesellschaftliche Bild durch ihre Wechselbeziehungen prägen. Jedoch sollte man nach der Ansicht von Simmel nicht von der „Gesellschaft an sich“ sondern von „Vergesellschaftung“ sprechen, da die Gesellschaft ein Produkt der Veränderung des Individuums durch soziale Wechselwirkung darstellt (Nedelmann 2000: 136). Daher kann jede Wechselwirkung zwischen Personen als Vergesellschaftung aufgefasst werden.
Durch die Betrachtung des Konfliktes als „Form“ werden sowohl die positiven Seiten des Konfliktes als auch die negativen, wie etwa das zerstören von Einheiten, das in Fragestellen von Konsens etc. hervorgehoben. Nach Ansicht Simmels können Konflikte die Gesellschaft nicht nur belasten, sondern auch zu ihrer Integration beitragen und somit konstruktive Auswirkungen hervorrufen. Am Beispiel des Krieges lässt sich diese These Simmels verdeutlichen: einerseits rufen Kriege Zerstörung und Leid hervor, andererseits tragen sie (formal betrachtet) dazu bei, daß sich Gemeinsamkeiten der kriegsführenden Parteien auftun und neue Bündnisse geschlossen werden.
In einem weiterführenden Schritt versuchte Simmel die „reinen Formen“ des Konfliktes aufzuzeigen. Diese waren für Ihn: Kampf, Streit und Konkurrenz.
3. Formen des Konfliktes
Simmel unterscheidet verschiedene Formen des Konfliktes indem er nach dem Grad der psychischen Verwicklung von Konfliktparteien fragt. Auf der einen Seite kann ein Konflikt eine persönliche Angelegenheit zwischen zwei spezifischen Personen sein und auf der anderen Seite kann ein Konflikt auch als unpersönliches Gebilde angesehen werden, welches eine rein funktionale Aufgabe erfüllt.
3.1. Kampf
Nach Simmel ist der Kampf die grundlegende Form des Konfliktes. Der Kampf findet immer zwischen mindestens zwei Personen statt, wobei jeder versucht, seine Interessen gegenüber dem anderen durchzusetzen. Dabei wird auch Gewalt als Mittel zur Interessendurchsetzung in Kauf genommen. Simmel versteht Gewalt dabei nicht als einen Selbstzweck, sie ist für ihn ebenso eine Form der Vergesellschaftung wie der Konfliktfall an sich. Simmel geht davon aus, dass die Konfliktparteien im Kampf ihr Gegenüber nicht zwingend töten, jedoch über ihn siegen möchten, um ihn sozial gefügig zu machen und um die eigenen Ziele erreichen zu können. Den Kontrahenten ist somit eine soziale Struktur der Über- und Unterordnung gemein (vgl. Stark 2005: 86).
3.2. Streit
Im Falle des Streits rückt das Persönliche eines Konfliktes in den Hintergrund. In der Gesellschaft trifft man auf diese Konfliktform meist in Form des Rechtsstreits.
Beim Rechtsstreit geht es nicht um die individuellen Motive eines Akteurs, wie z. B. der vorsätzlichen Schädigung des anderen; es überwiegt die reine Sachlichkeit. Dabei ordnen sich beide Parteien dem Gesetz unter und das Gericht wird als urteilsfähig und berechtigt anerkannt. Für Simmel bedeutet dies, dass den Konfliktparteien Einheitlichkeit und Übereinstimmung gemein sind (vgl. Simmel 1992: 306).
3.3. Konkurrenz
In der Konfliktform des Kampfes steht der Mensch als Person für Simmel im Vordergrund. Im Falle einer Konkurrenzsituation geht Simmel jedoch davon aus, daß Personen prinzipiell austauschbar sind. Hier ist der Konflikt ein indirekter, da der Gegner nicht beschädigt oder „beseitigt“ werden darf, denn ansonsten würde man nicht mehr mit ihm in Konkurrenz stehen. Beide Parteien bemühen sich um ein und denselben Kampfpreis, wobei die Entscheidung zu einem Kampf nicht mit der Erreichung des Ziels gleichgesetzt werden darf.
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- Jörg Hilpert (Autor), 2006, Welche Formen des Konfliktes sowie des Friedens differenziert Georg Simmel?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125477
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