Der Aufsatz von Prof. Dr. Reinhard Wolf beschäftigt sich mit einem bisher nicht erforschten Aspekt, dem „Respekt“ innerhalb der Internationalen Beziehungen. Dabei leitet der Autor die Existenz des Faktors „Respekt“ aus der Mikroebene auf die Makroebene ab. Denn der Mensch als Individuum und demzufolge auch als Kollektiv möchte seine Bedeutung und seinen Wert möglichst oft bestätigt wissen. Demzufolge zielen Akteure in ihren Handlungen auf eine, ihrem selbst empfundenen Wert entsprechend angemessene Beachtung durch ihre soziale Umwelt ab.
Wie vom Autor selbst festgestellt, betritt er mit seinem Artikel ein unerforschtes Feld innerhalb der Internationalen Beziehungen, was sich als Vor- und Nachteil erweißt. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit „Respekt“ fand bis jetzt nur in anderen Disziplinen der Wissenschaft statt. Besonders deutlich wird die vergebliche Suche nach einer Theorie, die eine fundierte wissenschaftliche Analyse des „Respekts“ in den Internationalen Beziehungen liefert.
1. Zusammenfassung des Artikels
Der Aufsatz von Prof. Dr. Reinhard Wolf beschäftigt sich mit einem bisher nicht erforschten Aspekt, dem „Respekt“ innerhalb der Internationalen Beziehungen. Dabei leitet der Autor die Existenz des Faktors „Respekt“ aus der Mikroebene auf die Makroebene ab. Denn der Mensch als Individuum und demzufolge auch als Kollektiv möchte seine Bedeutung und seinen Wert möglichst oft bestätigt wissen. Demzufolge zielen Akteure in ihren Handlungen auf eine, ihrem selbst empfundenen Wert entsprechend angemessene Beachtung durch ihre soziale Umwelt ab.
Diesen definiert der Autor anhand der „angemessenen Beachtung“ von: (a) physischer Gegenwart, (b) sozialen Bedeutung, (c) Standpunkt, Ideen und Werte, (d) Interessen und Bedürfnisse, (e) Leistung, Fähigkeit, Verdienst und Vorzüge und (f) Rechte.
Die unterschiedlichen Bedeutungen von „Respekt“ stellen dabei eine besondere Schwierigkeit des Begriffs an sich dar. Auch die Verwendung in vielen wissenschaftlichen Disziplinen und deren unterschiedliche Definition stellt sich als Problem heraus. Der Autor betont, dass der Versuch einer extensionalen Definition, die intensionale Definition nicht erschöpfend darzustellen vermag. So ist schon allein der Begriff „angemessen“ in sich unklar, da eine empirische Messung eine gewertete Ausprägung fordert. Die Intensität der „Beachtung“ und deren mögliche Polarität in den Internationalen Beziehungen durch die Akteure machen eine wissenschaftliche Analyse über kulturelle, ideologische und religiöse Grenzen hinweg fast unmöglich.
Dennoch sind Besonderheiten im Streben nach Respekt auszumachen. Zum einen geht das Sterben nach Respekt nicht zwangsläufig zu Lasten anderer. Dieser Punkt stellt besonders, im Vergleich zum Faktor Macht des Realismus, eine Andersartigkeit in den Internationalen Beziehung dar. Zum anderen hat „Respekt“ ein subjektives Mindestmaß. Auch ist „Respekt“ nicht unbedingt symmetrisch verteilt. In dem Begriff „Respekt“ sieht Wolf implizit ein Status- und Prestigestreben inbegriffen, welches nicht gänzlich abgekoppelt werden kann.
Ein theoretisches Fundament besteht aus Sicht des Autors in dem Rational-Choice-Theorem. Besonders im Zusammenhang mit der Durchsetzung materieller Interessen soll Respekt die anvisierten Ziele und deren Geltendmachung verbessern. Dabei unterscheidet Wolf drei Ebenen eines materiellen Interesses. Auf der ersten Ebene, mit absehbaren materiellen Nachteilen, herrscht ein aussichtsloser Kampf zwischen Akteuren unterschiedlicher Gattung, welche trotz einer negativen Kosten-Nutzen-Relation unverhohlen nach Respekt streben. Die zweite Ebene hat weder einen positiven noch negativen materiellen Einfluss. Sie stellt die Analyse des „Respekts“ vor eine Mammutaufgabe, da Entscheidungsträger nicht auf Basis materieller Verbesserungsmöglichkeiten handeln. Und schließlich auf der dritten Ebene, bei der materielle Interessen als auch die Förderung des Respekts, im Blickpunkt stehen. Das Kovariieren bei den Indikatoren stellt ein Fördern des einen durch das Fordern das anderen, als ein auswechselbares Instrument dar.
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- Bachelor of Political Science Stefan Spriestersbach (Author), 2009, Rezension zum Artikel "Respekt – Ein unterschätzter Faktor in den Internationalen Beziehungen" von Prof. Dr. Reinhard Wolf , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125394