Dieses Buch soll Kranken- und Gesundheitspflegeschülern den Einstieg in den Bereich der Psychiatrie erleichtern. Es bietet einen Überblick über die wichtigsten psychischen Störungen, die im ICD-10 beschrieben sind. Dabei wurde versucht, jede Störung in möglichst wenigen Sätzen darzustellen. Ziel ist keine umfassende Beschreibung der Störungen, sondern die Kurzdarstellung der wichtigsten Merkmale. Wer genaue Diagnosekriterien zu jeder Störung erwartet, der wird an das ICD-10 verwiesen.
Neben den Merkmalen der einzelnen Störungen werden auch Informationen über die Häufigkeiten der Störungen und über ihre Behandlung aufgeführt. Auch diese stellen nur eine Kurzdarstellung dar und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Organische und somatische psychische Störungen (F0)
1.1. Demenz bei Alzheimer-Krankheit (F00)
1.2. Vaskuläre Demenz (F01)
1.3. Organisch amnestisches Syndrom (F04)
1.4. Delir (F05)
2. Abhängigkeitserkrankungen (F1)
2.1. Alkohol (F10)
2.2. Opioide (F11)
2.3. Cannabinoide (F12)
2.4. Sedativa oder Hypnotika (F13)
2.5. Kokain (F14)
2.6. Halluzinogene (F15)
2.7. Tabak (F17)
2.8. Flüchtige Lösungsmittel (F18)
2.9. Behandlung
3. Störungen aus dem schizophrenen Störungskreis (F2)
3.1. Schizophrenie (F20)
3.2. Schizotype Störung (F21)
3.3. Anhaltende wahnhafte Störung (F22)
3.4. Akute vorübergehende psychotische Störung (F23)
3.5. Induzierte wahnhafte Störung (F24)
3.6. Schizoaffektive Störung (F25)
4. Affektive Störungen (F3)
4.1. Manie (F30)
4.2. Bipolare Störung (F31)
4.3. Depression (F32)
4.4. Rezidivierende depressive Störung (F33)
4.5. Anhaltende affektive Störung (F34)
5. Neurotische-, Belastungs- und somatoforme Störungen (F4)
5.1. Phobische Störungen (F40)
5.2. Andere Angststörungen (F41)
5.3. Zwangsstörung (F42)
5.4. Belastungs- und Anpassungsstörungen (F43)
5.5. Dissoziative Störung (F44)
5.6. Somatoforme Störung (F45)
6. Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren (F5)
6.1. Essstörungen (F50)
6.2. Schlafstörungen (F51)
6.3. Sexuelle Funktionsstörungen (F52)
7. Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F6)
7.1. Persönlichkeitsstörungen (F60)
7.2. Störungen der Impulskontrolle (F63)
7.3. Störungen der Geschlechtsidentität (F64)
7.4. Störungen der Sexualpräferenz (Paraphilien) (F65)
8. Intelligenzminderung (F7)
9. Entwicklungsstörungen (F8)
9.1. Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache (F80)
9.2. Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (F81)
9.3. Entwicklungsstörung der motorischen Funktionen (F82)
9.4. Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (F84)
10. Störungen des Kindes- und Jugendalters (F9)
10.1. hyperkinetische Störungen (F90)
10.2. Störungen des Sozialverhaltens (F91)
10.3. Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung (F92.0)
10.4. emotionale Störungen des Kindesalters (F93)
10.5. Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (F94)
10.6. Ticstörungen (F95)
10.7. sonstige Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in Kindheit und Jugend (F98)
11. Psychotherapie
11.1. Analytische Psychotherapie
11.2. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
11.3. (Kognitive) Verhaltenstherapie
11.4. Gesprächspsychotherapie / Klientenzentrierte Psychotherapie
12. Pharmakotherapie
12.1. Antidepressiva
12.2. Neuroleptika
12.3. Tranquilizer
12.4. Phasenprophylaktika
12.5. Psychostimulantien
Einleitung
Dieses Buch soll Kranken- und Gesundheitspflegeschülern den Einstieg in den Bereich der Psychiatrie erleichtern. Es bietet einen Überblick über die wichtigsten psychischen Störungen, die im ICD-10 beschrieben sind. Dabei wurde versucht, jede Störung in möglichst wenigen Sätzen darzustellen. Ziel ist keine umfassende Beschreibung der Störungen, sondern die Kurzdarstellung der wichtigsten Merkmale. Wer genaue Diagnosekriterien zu jeder Störung erwartet, der wird an das ICD-10 verwiesen.
Neben den Merkmalen der einzelnen Störungen werden auch Informationen über die Häufigkeiten der Störungen und über ihre Behandlung aufgeführt. Auch diese stellen nur eine Kurzdarstellung dar und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
1. Organische und somatische psychische Störungen (F0)
1.1. Demenz bei Alzheimer-Krankheit (F00)
Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Demenzform. Rund 60 % aller Demenzerkrankungen lassen sich auf eine Alzheimer-Erkrankung zurückführen. Die Alzheimer-Demenz ist durch einen schleichenden Beginn mit einer kontinuierlichen Verschlechterung der kognitiven Funktionen gekennzeichnet.
Demenzerkrankungen lassen sich in verschiedene Stadien einteilen. Im Anfangsstadium zeigen sich Vergesslichkeit und Probleme in der zeitlichen Orientierung, der Patient ist jedoch noch zu einem unabhängigen Leben fähig. Während des moderaten Stadiums nimmt die Vergesslichkeit zu und es treten Probleme in der zeitlichen und örtlichen Orientierung auf. Das Sprachverständnis kann beeinträchtigt sein und die Rechen- und Problemlösefähigkeit nimmt ab. Durch das Auftreten von Handfertigkeitsstörungen wird die Führung des eigenen Haushaltes beeinträchtigt, zudem wird die Hygiene vernachlässigt. Auch können Wahnvorstellungen, z.B. in Form von Bestehlungsideen auftreten. So vergisst der Patient z.B. dass er ein Sparbuch schon vor vielen Jahren aufgelöst hat und führt dessen Fehlen darauf zurück, dass er bestohlen wurde. Gerade für Angehörige stellen diese scheinbar grundlosen Anschuldigungen eine Belastung dar, wenn sie diese persönlich nehmen. Patienten im moderaten Stadium der Demenz sind bei entsprechender Unterstützung noch zu einem weitgehend selbständigen Leben möglich. Im schweren Stadium ist der Patient völlig auf die Hilfe anderer Personen angewiesen. Von der Vergesslichkeit ist nun auch das Langzeitgedächtnis betroffen und die Orientierung ist in weiten Teilen gestört. Die Sprachfertigkeit ist soweit gestört, dass dem Patienten schon die Bildung von vollständigen Sätzen schwerfällt. Es werden auch Angehörige nicht mehr erkannt, was für diese einen besonderen Belastungsfaktor darstellt.
Prävalenz: Von der Alzheimer-Demenz sind mehr Frauen als Männer betroffen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Behandlung: Es kann unterschieden werden zwischen einer medikamentösen Therapie der Alzheimer Demenz und einer nichtmedikamentösen Therapie, die stets in Kombination angewandt werden.
Bei der medikamentösen Therapie der Alzheimer-Demenz werden zwei Arzneimittelgruppen eingesetzt. Die Memantine schützen die Neuronen vor der Übererregung durch den Neurotransmitter Glutamat, welche als eine der Ursachen der Alzheimer-Demenz diskutiert wird. Memantine verbessern die geistige Fitness der Demenzkranken, so dass sie wieder aktiver am Alltag teilnehmen können, was auch zu einer Reduktion ihres Pflegebedarf führt, da sie einige Aufgaben im Alltag wieder selbständig übernehmen können (z.B. Anziehen). Die Acetylcholinesterase-Hemmer wirken der im Verlauf der Alzheimer-Demenz zunehmenden Abnahme der Produktion des Neurotransmitters Acetylcholin entgegen und reduzieren so die durch die Demenz verursachten Verhaltensstörungen (z.B. Aggressivität).
Bei der nichtmedikamentösen Therapie der Alzheimer-Demenz wird darauf abgezielt, abgestimmt auf die individuellen Vorlieben und Fähigkeiten des Patienten, dessen kognitive und physische Leistungsfähigkeit zu erhalten. Hierbei kommen z.B. Gedächtnis- und Rätselspiele (z.B. Sudoku) zur Förderung der kognitiven Fähigkeiten und körperorientierte Aktivitäten (z.B. Wandern oder Tanzen) zur Anwendung. Die Validationsmethode nach Feil versucht durch Empathie einen Zugang zur Welt des Demenzkranken zu erlangen und so dem Demenzkranken das Gefühl zu geben, dass er ernst genommen und verstanden wird. Durch diese akzeptierende Grundhaltung sollen Spannungen in belastenden Situationen reduziert und die Beziehung zum Kranken verbessert werden.
Hinweise zum Umgang mit Demenzkranken
1. Von Pflegepersonen wird im Umgang mit Demenzpatienten ein hohes Maß an Geduld erwartet, da Patienten oft erst verzögert reagieren.
2. Eine klare und sich ständig wiederholende Tagesstruktur aufbauen, um dem Patienten durch die Routine das Zurechtfinden zu erleichtern.
3. Beim Ansprechen des Patienten sich auf dessen Augenhöhe begeben und ihn immer von vorne in einer angemessenen Lautstärke ansprechen.
4. Anweisungen an den Demenzkranken in kurzen, klaren Sätzen formulieren. Wenn keine direkte Reaktion erfolgt die Anweisung nach einer kurzen Wartezeit nochmals kurz und klar wiederholen.
5. Anschuldigungen, wie sie z.B. aus den Bestehlungsideen des Demenzkranken resultieren können, und Vorwürfe nicht persönlich nehmen, sondern als Ausdruck der Schwere seiner Erkrankung sehen.
6. Den Patienten verbal und nonverbal (Berührung, Lächeln,…) für richtiges Reagieren loben.
7. Dem Demenzkranken wenn möglich nicht widersprechen und keine unnötigen Diskussionen mit ihm führen.
1.2. Vaskuläre Demenz (F01)
Die vaskuläre Demenz ist nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste Demenzform und macht ca. 10 bis 20 % aller Demenzerkrankungen aus. Sie wird von Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst, welche eine Unterversorgung der Neuronen mit Sauerstoff verursachen, die in einem Absterben der Nervenzellen resultiert.
Risikofaktoren einer vaskulären Demenz sind Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und Nikotinabusus.
Die vaskuläre Demenz ist meist durch einen abrupten Beginn mit einer manchmal tageweisen Schwankung in der Stärke der Symptome gekennzeichnet. Die Erkrankung schreitet im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz nicht progredient fort, sondern in Sprüngen, welche von Phasen relativer Stabilität unterbrochen sein können. Der Verlauf der vaskulären Demenz ist jedoch sehr uneinheitlich, so dass auch ein schleichender Beginn mit langsamer Verschlechterung der Symptome beobachtet werden kann.
Prävalenz: Die Prävalenz der vaskulären Demenz liegt in der Gruppe der über 80jährigen bei über 10 %. Bis zum Alter von 75 sind Männer häufiger als Frauen von einer vaskulären Demenz betroffen. Im höheren Alter gleichen sich die Prävalenzraten an, so dass über das gesamte Altersspektrum gesehen die Geschlechtunterschiede in den Prävalenzraten nur sehr gering sind.
Behandlung: Die Behandlung der vaskulären Demenz entspricht in weiten Teilen der bereits oben beschriebenen Behandlung der Alzheimer-Demenz. Neben der medikamentösen Therapie mit Memantinen und Acetylcholinesterase-Hemmern kommen auch Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung und zur Blutverdünnung zur Anwendung, um die Hirndurchblutung zu verbessern. Zudem müssen die zugrundeliegenden Gefäßerkrankungen behandelt werden, um ein erneutes Unterversorgungen der Neuronen mit Sauerstoff und das daraus resultierende Absterben der Nervenzellen zu vermeiden.
1.3. Organisch amnestisches Syndrom (F04)
Beim organisch amnestischen Syndrom liegen deutliche Beeinträchtigungen des Kurz- und Langzeitgedächtnisses vor, während das Neugedächtnis, welches unmittelbar zuvor aufgenommener Sinneseindrücke oder intrapsychische Wahrnehmungen speichert, kaum betroffen ist. Daraus resultiert eine anterograde Amnesie, die sich darin äußert, dass neue Erfahrungen nicht im Gedächtnis abgespeichert werden. Die auch auftretende retrograde Amnesie, die sich darin äußert, dass Erinnerungen an einen bestimmten Zeitraum nicht mehr verfügbar sind, kann sich im Laufe der Zeit zurückbilden.
Zudem liegt oft eine zeitliche Desorientiertheit vor. Auch können Erinnerungslücken vom Patienten mit falschen Erinnerungen gefüllt werden (Konfabulation).
Ansonsten sind die anderen kognitiven Funktionen des Patienten, einschließlich des Intellekts, meist nicht betroffen.
1.4. Delir (F05)
Beim Delir handelt es sich um Verwirrtheitszustände, die mit Bewusstseinsstörungen (z.B. Schläfrigkeit), Orientierungsstörungen, Wahrnehmungsstörungen (z.B. Halluzinationen), Denkstörungen (wahnhafte Überzeugungen), psychomotorischen Störungen (z.B. Unruhezustände, Schreckhaftigkeit) und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus einhergehen. Meist kommt es nachts zu einer Verschlimmerung der Symptome. Auch können affektive Störungen wie Angst, Depression oder unbegründete Euphorie auftreten.
Als Risikofaktoren gelten Alter (Kleinkinder oder Senioren), Diabetes, Fieber, Hirnschädigungen oder schwere körperliche Erkrankungen. Ein durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen verursachtes Delir wird nicht unter der Kategorie F05 verschlüsselt, sondern in der Kategorie der entsprechenden Abhängigkeitserkrankung F1x.4.
Prävalenz: Bei Herzoperationen kommt es in 70 %, bei Hüftgelenksoperationen nach Fraktur in 40 – 50 %, bei AIDS in 30 % und bei Verbrennungen in 20 – 30 % der Fälle zu einem Delir.
Behandlung: Bei der Behandlung eines Delirs werden zum einen die auslösenden Faktoren beseitigt, indem einerseits die Grunderkrankung behandelt wird und zum anderen begünstigende Faktoren (z.B. Elektrolytstörungen) beseitigt werden. Auch eine medikamentöse Therapie mit Neuroleptika ist möglich. Es ist günstig den Patienten im Rahmen einer Bezugspflege durch eine Pflegeperson zu betreuen und auch nahe Angehörige in die Betreuung mit einzubeziehen. Zudem wirkt sich eine beschützte und reizarme Umgebung günstig auf die Genesung aus.
2. Abhängigkeitserkrankungen (F1)
Bei den Abhängigkeitserkrankungen wird unterschieden zwischen einer akuten Intoxikation, einem schädlichen Gebrauch, einem Abhängigkeitssyndrom, einem Entzugssyndrom mit oder ohne Delir, einer psychotischen Störungen und einem amnestischen Syndrom.
Die akute Intoxikation (F1x.0) beschreibt einen Zustand in den der Patient durch den Konsum einer psychotropen Substanz geraten ist. Als Symptome treten Bewusstseinstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Denkstörungen und affektive Störungen auf. Die Wirkung der Intoxikation lässt im Laufe der Zeit nach und es wird wieder der ursprüngliche körperliche und geistige Ausgangszustand erreicht.
Der schädliche Gebrauch (F1x.1) beschreibt, dass beim Patienten zwar noch keine Anzeichen für ein Abhängigkeitssyndrom vorliegen, aber bereits durch sein Konsumverhalten schädliche Auswirkungen auf Körper (z.B. Hepatitis) und Seele (z.B. Depression) aufgetreten sind.
Das Abhängigkeitssyndrom (F1x.2) wird vergeben, wenn beim Patienten Merkmale einer physischen Abhängigkeit (z.B. Toleranzentwicklung, Entzugserscheinungen beim Absetzten) und/oder einer psychischen Abhängigkeit (z.B. Zwang psychotrope Substanz zu konsumieren, Einengung des Lebens auf den Suchtmittelkonsum) vorliegen. Unter diese Kategorie fallen nicht nur Patienten, die ständig oder episodenhaft Drogen konsumieren, sondern auch Patienten, die aktuell abstinent leben.
Das Entzugssyndrom (F1x.3) umfasst alle Symptome, die auf den Entzug der psychotropen Substanz zurückzuführen sind. Es können z.B. Krampfanfälle oder ein Delir (F1x.4) auftreten.
Auch psychotische Störungen (F1x.5) wie Halluzinationen und Wahnideen können auftreten. Unter diese Kategorie fallen sie jedoch nur, wenn sie zwar in Zusammenhang mit dem Konsum einer psychotropen Substanz stehen, jedoch nicht auf eine akute Intoxikation oder ein Entzugssyndrom zurückzuführen sind.
Das amnesische Syndrom (F1x.6) geht mit einer ausgeprägten chronischen Störung des Kurzzeitgedächtnisses und mitunter auch mit Störungen des Langzeitgedächtnisses einher, die auf den Missbrauch einer psychotropen Substanz zurückzuführen sind. Auch das Zeitgefühl kann betroffen sein. Ebenso können sich Lernschwierigkeiten entwickelt. Zudem tritt auch Konfabulation auf.
2.1. Alkohol (F10)
Alkohol beeinträchtigt sowohl die motorischen als auch die kognitiven Fähigkeiten. Es kann zu Störungen der Aufmerksamkeit, Konzentration und der Sinnesleistungen (gestörter Gleichgewichtssinn, Tunnelblick) kommen. Zudem bewirkt Alkohol eine Erweiterung der peripheren Blutgefäße, was einerseits zu einem Wärmegefühl führt, jedoch andererseits bei Kälte zu einer schnelleren Auskühlung des Körpers führen kann.
Bei Männern führt Alkohol zu einer gesteigerten Libido, vermindert jedoch gleichzeitig die Erektionsfähigkeit.
Eine Grobberechnung der Blutalkoholkonzentration kann über die Widmark-Formel erreicht werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
c: Blutalkoholgehalt (Promille)
A: konsumierter Alkohol (Gramm)
r: Verteilungsfaktor (Männer: 0,7; Frauen: 0,6)
m: Körpergewicht in Kilogramm
Die Widmark-Formel liefert jedoch nur einen Grobwert, der die wahre Blutalkoholkonzentration um 10 bis 30 % überschätzt. Zur genaueren Berechnung kann die Watson-Formel verwendet werden, die neben Körpergröße und –gewicht auch das Alter mitberücksichtigt. Pro Stunde sinkt die Blutalkoholkonzentration um ca. 0,1 ‰ bis 0,2 ‰.
Die Gefährdungsgrenze von Alkohol ist unterschiedlich in Abhängigkeit vom Geschlecht des Konsumenten:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Behandlung:
Erfolg von Alkoholentwöhnung
- 50 % lebenslang abstinent
- 15 % ein Rückfall, danach wieder abstinent
- Frauen: 53 % nach 1 ½ Jahren rückfällig
- Männer: 51 % nach 4 Jahren rückfällig
2.2. Opioide (F11)
Opioide haben eine analgesierende und angstlösende Wirkung. Zudem wird eine euphorisierende und auch sedierende Wirkung beobachtet. Zusätzlich treten kognitive Störungen (Sprache, Aufmerksamkeit, Gedächtnis) auf. Auf physiologischer Ebene treten zudem Obstipation, Harnverhalt, Hypotonie, Bradykardie, trockene Haut und sexuelle Funktionsstörungen auf.
Prävalenz:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.3. Cannabinoide (F12)
Cannabinoide haben eine analgetisierende Wirkung. Bei manchen Konsumenten tritt ein Gefühl der Euphorie auf, während andere von einem Gefühl der Niedergeschlagenheit berichten. Es kann zu einer Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten (Konzentration, Gedächtnisleistung, Reaktionszeit) kommen. Zudem können Panik, Angst, Dysphorie und eine Verschlimmerung psychotischer Symptome auftreten.
Prävalenz:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.4. Sedativa oder Hypnotika (F13)
Sedativa und Hypnotika können beruhigend, schlafanstoßend, angstlösend und stimmungsaufhellend wirken.
Prävalenz: (Medikamentenabhängigkeit)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.5. Kokain (F14)
Kokain führt zu einem hohen Grad an Wachheit und Wohlbefinden. Es hat eine euphorisierende Wirkung und reduziert das Ruhe- und Schlafbedürfnis. Die Hochphase dauert je nach Anwendungsform wenige Minuten bis zu einigen Stunden. Nach der Hochphase treten Symptome wie Unruhe, Reizbarkeit und Depressivität auf.
Prävalenz:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.6. Halluzinogene (F15)
Halluzinogene haben eine euphorisierende Wirkung. Zudem kann es zu Synästhesien, Depersonalisationserlebnissen und Halluzinationen kommen. Als Nebenwirkungen treten Schweißausbrüche, Sehstörungen und Störungen der Bewegungskoordination auf. Auch werden Flashbacks beschrieben.
Prävalenz:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.7. Tabak (F17)
An sich hat Nikotin eher eine anregende Wirkung. Die von Rauchern wahrgenommene beruhigende Wirkung des Tabakkonsums resultiert daraus, dass die Ruhelosigkeit, die durch den Nikotinentzug bewirkt wird, durch den Tabakkonsum gemindert wird.
Prävalenz:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Behandlung:
Erfolg von Raucherentwöhnungen
- Gruppenprogramm: 20 – 30 % nach 1 Jahr abstinent
- Nikotinersatzprodukte: 21 – 27 % nach 1 Jahr abstinent
2.8. Flüchtige Lösungsmittel (F18)
Durch den Konsum von flüchtigen Lösungsmitteln wird eine euphorisierende Wirkung hervorgerufen. Es kann zu erhöhter Streitlust kommen, jedoch auch zu Gleichgültigkeit. Zudem können Hypoxien und Arhythmien auftreten.
Prävalenz: Die Prävalenz für den Konsum von flüchtigen Lösungsmitteln liegt bei ca. 1 %.
2.9. Behandlung
Am Anfang der Suchtbehandlung steht die Entgiftung. Während diesem Abschnitt werden die Entzugssymptome und deren mitunter lebensgefährliche Komplikationen (insbesondere bei Benzodiazepinen und Alkohol) sorgfältig beobachtet und entsprechende Gegenmaßnahmen (z.B. Einsatz von Sedativa) getroffen. Zudem sollte bereits während der Entgiftung versucht werden, den Patienten zu einer anschließenden Entwöhnungsbehandlung zu motivieren. Ziel der Entwöhnungsbehandlung ist das Wiedererlenen eines Lebens ohne Suchtmittelkonsum. Im Anschluss an die Entwöhnungsbehandlung erfolgt die Nachsorge- oder Rehabilitationsphase, in der Patient zurück zu seinem normalen Leben findet. Als Rückfallprophylaxe bietet sich z.B. die Anbindung an eine Selbsthilfegruppe an.
3. Störungen aus dem schizophrenen Störungskreis (F2)
3.1. Schizophrenie (F20)
Als Symptome treten bei der Schizophrenie formale Denkstörungen (inkohärentes Denken, Gedankenabreißen, Vorbeireden, Wortneubildungen), inhaltliche Denkstörungen (Eifersuchts-, Beziehungs-, Liebes- oder Verfolgungswahn), Ich-Störungen (Gedankenausbreitung, Gedankenentzug, Depersonalisation), Wahrnehmungsstörungen (Halluzinationen), Störungen des Affekts (Affektverflachung, inadäquater Affekt), Störungen des Antriebs und psychomotorische Symptome (Haltungsstarre, wächserne Biegsamkeit, Echolalie) auf. Das Bewusstsein und die intellektuellen Fähigkeiten sind meist nicht beeinträchtigt.
Die Symptome können in Negativsymptome und Positivsymptome eingeteilt werden. Negativsymptome sind solche, bei denen im Vergleich zum Normalzustand, etwas verloren gegangen ist. Dazu zählen z. B. sozialer Rückzug, Sprachverarmung, Gefühlsverflachung und Antriebsmangel. Bei den Positivsymptomen tritt etwas auf, was im Normalzustand nicht vorhanden war. Dazu zählen z.B. Denkstörungen, Halluzinationen und Wahnideen.
Es gibt verschiedenen Subtypen:
Bei der paranoiden Schizophrenie (F20.0) stehen paranoide Wahnvorstellungen, akustische Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen im Vordergrund.
Bei der hebephrenen Schizophrenie (F20.1) stehen affektive Veränderungen, Antriebsstörungen und Denkstörungen im Vordergrund. Sie beginnt schon im Jugendalter.
Bei der katatonen Schizophrenie (F20.2) stehen psychomotorische Symptome im Vordergrund.
Prävalenz: Die Prävalenz liegt bei ca. 1 %, die Inzidenz bei 15 – 40 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner.
Verlauf: Es existieren bei der Schizophrenie unterschiedliche Verlaufsformen:
22 %: eine Episode mit vollständiger Remission
25 %: mehrere akute Schübe mit vollständiger Remission
8 %: mehrere akute Schübe mit teilweiser Remission
35 %: mehrere Schübe mit Verschlimmerung der Beeinträchtigung
Selbst bei sehr ungünstigem Verlauf tritt nach 10 bis 20 Jahren meist eine deutliche Abschwächung der Symptome auf.
[...]
- Arbeit zitieren
- Heiko Herbert Hölzel (Autor:in), 2009, Kurzeinführung in den Bereich „Psychiatrie und Psychotherapie“ für Gesundheits- und Krankenpflegeschüler, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125292
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