Die vorliegende Buchrezension beschäftigt sich mit dem Einführungswerk im Bereich der genderorientierten Medienwissenschaft "Gender Media Studies. Eine Einführung" von Margreth Lünenborg und Tanja Maier.
Der Fokus der Forschungsarbeit lag selten auf dem besonderen Verhältnis von Gender und Medien, welches durch Margreth Lünenborg und Tanja Maier in einer anschaulichen Einführung vorgestellt wird. Mit dem englischen Titel „Gender Media Studies“ beabsichtigen die zwei Autorinnen von Anfang an ihre transdisziplinäre Herangehensweise herauszustellen, mit der sie sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektiven zusammenfuhren. Sie streben danach, die in Deutschland vollzogene und im englisch sprachigen Raum nicht verstandene disziplinäre Trennung von Kommunikations-und Medienwissenschaft zu ignorieren. Ziel der Autorinnen ist es überdies den Studierenden einen Zugang zu dem spannungsreichen Feld der Gender Media Studies zu geben. Da das Buch ein Einführungswerk fur das Forschungsfeld ist, besteht ein hoher Anspruch an die übersichtliche und klare Darstellung, welche einwandfrei gegeben ist.
Massenmedien beeinflussen die öffentliche Meinung. Sie lassen Mehrheiten verstummen und Minderheiten stetig lauter werden, wie Elisabeth Noelle-Neumann mit ihrer Theorie der „Schweigespirale“ verdeutlicht (Donsbach 2002, S. 336-339). Betrachtet man das Meinungsklima speziell durch eine Geschlechter bezogene Perspektive, wird deutlich, dass die Bereitschaft sich zu einem Thema zu äußern, in direktem Zusammenhang mit der wahrgenommenen Öffentlichkeit steht. Exemplarisch betrachtet wird in den Medien die Farbe Rosa speziell Mädchen und die Farbe Blau Jungen zugeschrieben, wobei diese Eigenschaften bzw. Farbpräferenzen nicht biologisch angeboren sind. Stereotype und traditionelle Rollenverständnisse werden gerade durch Medien und durch profitorientierte Werbung gefördert, die Bedeutung von Geschlecht wächst aktuell immer weiter an. Kulturelle Veränderungen tragen hinzukommend dazu bei, dass auch Geschlechteridentitäten sich stetig verändern. Doch diese immanenten Separierungen von Geschlechtern wurden in der Vergangenheit hauptsächlich in Form von Gender Studies oder feministischer Theorie erforscht. Der Fokus der Forschungsarbeit lag selten auf dem besonderen Verhältnis von Gender und Medien, welches durch Margreth Lünenborg und Tanja Maier in einer anschaulichen Einführung vorgestellt wird. Mit dem englischen Titel „Gender Media Studies“ beabsichtigen die zwei Autorinnen von Anfang an ihre transdisziplinäre Herangehensweise herauszustellen, mit der sie sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektiven zusammenführen. Sie streben danach, die in Deutschland vollzogene und im englisch sprachigen Raum nicht verstandene disziplinäre Trennung von Kommunikationsund Medienwissenschaft zu ignorieren. Ziel der Autorinnen ist es überdies den Studierenden einen Zugang zu dem spannungsreichen Feld der Gender Media Studies zu geben (vgl. S. 9). Da das Buch ein Einführungswerk für das Forschungsfeld ist, besteht ein hoher Anspruch an die übersichtliche und klare Darstellung, welche einwandfrei gegeben ist.
Durch eine Gliederung des Buches in drei Hauptteile, werden themenspezifische Grenzen gesetzt, die dienlich für das Verständnis dieses Forschungsfeldes sind. Zu Beginn der einzelnen Teile und der jeweiligen Kapitel wird dem Leser eine kurze Zusammenfassung der anschließenden Inhalte gegeben. Im ersten Teil „Theorien und Konzepte“ werden Themen wie „ Cultural Studies“, „ Feministische Filmtheorie“ und „Konzepte von Privatheit und Öffentlichkeit“ vorgestellt. In schwarz eingegrenzten Textfeldern werden spezifische Begrifflichkeiten wie Geschlechterkörper, Feminismus und öueer erläutert. Darüber hinaus werden viel diskutierte theoretische Ansätze wie interaktionistischer Konstruktivismus und Intersektionalität erörtert. An einen kurzen historischen Rückblick auf die Geschlechterforschung, schließen sich erkenntnisorientierte Theorievorstellungen und ein Überblick über langjährig geführte Diskurse in diesem Feld an. Im zweiten Teil „Geschlecht in der Medienkommunikation“ wird der Fokus auf die kommunikationswissenschaftliche Fragestellung gelegt. Zudem werden einschlägige Ergebnisse unterschiedlicher Studien diskutiert und entlang der zentralen Arbeitsfelder der Gender Media Studies übersichtlich gezeigt, inwieweit Geschlechtertheorien in der Kommunikationsforschung fähig sind, die mediale Kommunikation und Öffentlichkeit verständlich zu machen. Hierbei konzentrieren sich die Autorinnen auf die Entwicklung einer Forschungstradition und der Forschungsgegenstände im deutschen Raum. Positiv auffallend sind die angegebenen Literaturempfehlungen sowie dargelegten Beispiele, die ein fassbares Bewusstsein für die Rolle des Geschlechts in der Medienkommunikation erzeugen. Im dritten Teil des Buches „Doing Gender Media Studies - Fallbeispiele“ werden erneut Fallbeispiele aufgezeigt, die die verschiedenen Bereiche im Feld zusammenführen und einen Einblick in die praktizierte Forschungsarbeit geben. Zwei der drei präsentierten Studien basieren auf Arbeiten der Autorinnen selbst, wodurch sie im Stande sind, die methodischen Vorgehensweisen außerordentlich gut wiederzugeben. Die abschließend gestellten Übungsaufgaben ermöglichen es dem Rezipienten schließlich das Erlernte zu überprüfen. Die Autorinnen Margreth Lünenborg, Professorin und Tanja Maier, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin, haben es sich zum Ziel gemacht Studierenden einen transdisziplinären Zugang zu dem fachlichen Feld Gender Media Studies zu geben. Die siebenundzwanzig Seiten Literaturverzeichnis zeigen, dass sie sich in einem fortgeschrittenen Forschungsbereich befinden, in dem vorher dennoch kaum so speziell der Medienaspekt einbezogen wurde. Bisher interessierte besonders das Verhältnis von Geschlecht und Kultur, Gesellschaft sowie Wissenschaften. Dabei ist die Frauenforschung nicht aus dem Basisfeld der Geschlechterforschung wegzudenken. Der feministische Ansatz bezieht sich im Speziellen auf andere Prämissen und Schwerpunkte, doch greifen die sich ähnlichen Disziplinen gleichermaßen in sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens ein. Das Geschlecht ist eine Grundkategorie des Sozialen und wird erst durch eine Vergesellschaftung bzw. Sozialisation zu den tradierten Rollenverständnissen weiterentwickelt. Doch befinden wir uns in einem Spannungsfeld von Anpassung und kreativem Ausprobieren von Neuem. LGBT, die queere Community, sich verändernde Geschlechteridentitäten werden offenkundiger denn je ausgelebt und machen eine Analyseebene notwendig. Dafür bieten die Autorinnen eine stichhaltige Einführung, die von Focault, über Butler bis hin zu Heidi Klums „Germany's Next Topmodel“ ein breites Spektrum an einschlägigen Fachbüchern und alltäglichen Fallbeispielen aufbereiten. So wird dem Leser ein Weg bereitet, sein Wissen über Gender kompetent zu verankern und gegebenenfalls weiterzuentwi ekeln.
Wir befinden uns in einer Konsumgesellsehaft, Medien sehaffen es täglieh uns auf fast jedem unserer fünf Basissinne zu erreiehen. Die Relevanz der Gesehleehterforsehung und die damit verbundene Relevanz der Medien- und Konsumgesellsehaft ist unübersehbar, da man sieh dessen nieht komplett entziehen kann, ohne sieh der Gesellsehaft zu entziehen. Ein anspreehendes Beispiel haben die Autorinnen mit der ProSieben Castingshow ..Germany's Next Topmodel“ angebraeht. Heidi Klum erreieht mit dem deutsehen Format der internationalen Reihe nunmehr rund 2,6 Millionen Fernsehzusehauer pro Folge (Quoteneheek 2017). Besonders der feministisehe Hintergrund ist hier absehbar, aber steht nieht im Fokus der folgenden Ausführungen. Es geht an diesem Punkt vielmehr um die starke Beeinflussung der Öffentliehkeit dureh Medien. Castingshow-Teilnehmerinnen werden typisiert und Konkurrenz wird inszeniert. Unter dem Titel .Klappe halten und hübsch auf den Fotos aussehen“ stellen die Autorinnen im letzten Teil des Buehes dar, wie manipulativ das Fernsehen uns zusammengesehnittene Situationen wiedergibt. Die Beeinflussung der Gesellsehaft und die damit einhergehende Sozialisation junger Mädehen - junger Zusehauerinnen, die sieh mit den gezeigten Teilnehmerinnen identifizieren - nimmt jährlieh zu. Stereotype werden ersehaffen, weitergegeben und fördern die Gesellsehaft besonders beim Thema Gender in eine tradierte und sexistisehe Riehtung zu denken. Doeh wer entseheidet, was sehön ist und was nieht? Warum ist die Kleidung des 'anderen Gesehleehts' tabuisiert? Wer hat sieh Männer- und Frauenmode sehier ausgedaeht? Dies sind nur einige Fragen, die den Gesamtzusammenhang der Gender Media Studies im Kontext der Gesellsehaft veransehauliehen sollen. Dem einführenden Charakter und der übersehaubaren Länge des Buehes gesehuldet, können viele der theoretiseh komplexeren Themen nur angesehnitten werden. So wird Judith Butlers Konzept des performativen Charakters von Sex sowie Gender nur kurz erwähnt. Aufgrund der sinnvollen Kontextualisierung und der plausiblen Darstellung und nieht zuletzt der Bewusstmaehung der Grenzen des Forsehungsfeld bietet „Gender Media Studies“ jedoeh einen überzeugenden Überbliek.
Ein erheblieh wiehtigeres Thema ist die politisehe Ebene, die dureh Medien präsentiert wird. In diesem Bereieh bringen die Autorinnen das Beispiel von Angela Merkel an, die 2008 eine Oper besuehte und mit ihrem Auftritt einen Medienrummel auslöste. Es wurde eine starke Sexualisierung ihrer Person vorgenommen, weil sie sieh weiblieh in einem Abendkleid mit Dekolleté zeigte. Versehiedene Magazine bearbeiteten ein Foto, was sie im Gespräeh mit einem Ministerpräsidenten zeigte und stellten ihre feminine Seite in den Vordergrund, was zu einer Debatte über Frauenbilder, Rollenverständnisse und die Vereinbarkeit von Geschlecht und Machtposition führte. In einem weiteren Fallbeispiel wird die methodische Vorgehensweise bei einer Fernsehanalyse vorgestellt. Im Fokus stehen die Sichtbarkeit bzw. Sichtbarmachung von schwulen Figuren in der Fernsehserie .Queer as Folk‘. Diese Serie sorgte für Aufsehen, da in ihr eine homosexuelle Welt kreiert wurde, in der heterosexuelle Figuren den homosexuellen Figuren nachgeordnet sind (vgl. S.163). Ein anderes Beispiel beschäftigt sich mit der Interpretation von Medientexten und -bildern. Es geht speziell um Migrantinnen und der durch die Medien präsentierten und durch die Öffentlichkeit wahrgenommenen Lebenssituationen dieser (S. 179). Ebenfalls wird deutlich, wie eng verwoben und relevant das Verhältnis von Geschlechterforschung und Medien ist. Was in den Medien weitergegeben wird prägt ganze Generationen in ihrem Denken.
Das Buch bietet eine beachtliche Anzahl an eingängigen Beispielen, aber schafft es auch aus Gründen der Übersichtlichkeit und des Anspruchs ein Einführungswerk zu sein, diese kurz und präzise zu erläutern. Kurze Einführungen und Zusammenfassungen geben für jedes angesprochene Beispiel einen verständlichen Überblick, der den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang von Gender und Medien deutlich macht. Das Buch ist ein geeignetes Grundlagenwerk für Studierende, die sich mit diesem Themenbereich beschäftigen. Es eignet sich hervorragend zur Vorbereitung einer Lehrveranstaltung und ist sehr übersichtlich strukturiert. Im Gegensatz zu anderen themenspezifischen Fachbüchern, ist dieses Buch nicht nur an ein Fachpublikum gerichtet, da es in einer verständlichen Sprache geschrieben ist. Es stellt eine gut ausgebaute Einstiegslektüre dar. Durch die auffallend gute methodische Vorgehensweise der Autorinnen, wird eine tiefergehende Beschäftigung mit einzelnen Themen und Theorien in diesem Feld begünstigt. Es wird ein Ausgangspunkt geschaffen, der eine Brücke zwischen den einführenden Texten zu den „Gender Studies“ und Standardwerken zur Einführung in die Medienwissenschaft schlägt. Gender Media Studies sind oftmals lediglich in Unterkapiteln überwiegend soziologisch ausgerichteter Literatur zu finden. Mit dem hier besprochenen Buch wird die Relevanz und Tragweite dieses Forschungsfeldes jedoch greifbar. Geschlecht wird durch Sozialisation hergestellt, Medien nehmen einen großen Einfluss auf die Sozialisation und Rosa und Blau sind nur zwei Farben, die im Grunde genommen nichts über das gelebte Geschlecht aussagen können.
Quellen:
Donsbach, Wolfgang: Die Schweigespirale. In: Christina Holtz-Bacha & Arnulf Kutsch (Hrsg.): Schlüsselwerke für die Kommunikationswissenschaft (S. 336-339). Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2002.
Lünenborg, Margreth/Fritsche, Katharina/Bach, Annika. Migrantinnen in den Medien. Darstellungen in der Presse und ihre Rezeption. Bielefeld: transcript Verlag 2011.
Lünenbor, Margreth/Maier, Tanja: GenderMedia Studies. Eine Einführung. Konstanz [UVK] 2013.
Maier, Tanja/Lünenborg, Margreth. (2012). „Kann der das überhaupt?“ Eine qualitative Textanalyse zum Wandel medialer Geschlechterrepräsentationen. In Lünenborg, Margreth/ Röser, Jutta (Hg.): Ungleich mächtig. Das Gendering von Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der Medienkommunikation. Bielefeld: transcript Verlag.
Quotencheck (2017): Germany’s Next Topmodel. Abgerufen am 26. Mai 2017. URL: http://www.quotenmeter.de/n/93409/quotencheck-germany-s-next-topmodel
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- Lysann Prescher (Autor), 2017, Rezension zu Margreth Lünenborgs und Tanja Maiers "Gender Media Studies. Eine Einführung", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1252510