Zwischen zwei der, für die Deutschen wichtigsten Schlachten gegen das Napoleonische Heer, nämlich bei Jena und Auerstedt im Oktober 1806 und der Völkerschlacht bei Leipzig 1813, lag eine Zeit, die viele Deutsche als dunkle Zeit betrachten. Es kämpften in dieser Zeit nämlich so gut wie alle deutschen Staaten auf Seite Napoleons, der als Besetzer über Europa kam. In genau diesem Licht erscheint auch der Rheinbund, das Bündnis der deutschen Staaten mit Napoleon, gegen das sich ab 1808 nur Österreich, Preußen, das Herzogtum Holstein (dänisch) und Schwedisch-Pommern stellten.
Doch bietet diese Zeit neben der Schmach auch andere Betrachtungsspielräume. Zum einen bot der neugewonnene Handlungsspielraum, den die Fürsten nach der Lossagung vom Alten Reich hatten, die Möglichkeit längst überfällige Reformen nach den Vorbildern Frankreichs und Preußens durchzusetzen. Beispiele für diese sind unter anderem das Novemberedikt in Baden die teilweise Abschaffung der Patrimonialgerichte, auf die später noch näher eingegangen wird, oder die Anfänge der Zollvereinspolitik, welche ohne Zweifel die spätere industrielle Revolution mit vorbereitete.
Zum anderen war der Rheinbund jedoch neben den Reformen in der Hauptsache durch die Kräfte der Machtumwälzung geprägt. In der Zeit, in der ganz Europa im Umsturz war, versuchten die deutschen Fürsten ihre im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (HRRDN) verlorengegangene Souveränität wiederzuerlangen. Sie wussten aber gleichwohl, dass diese nur ein Zugeständnis Napoleons war, welches er nach eigenem Belieben gewähren und nehmen konnte. Genau diese „Souveränität“ soll das Thema dieser Arbeit sein. Dargestellt werden soll ob die Souveränität, von der in der Rheinbundakte gesprochen wird, real war, oder doch vielmehr ein politischer Begriff, der nie Realität wurde. Dazu wird zunächst die Entstehung des Rheinbundes vorgestellt, um die Motive der Fürsten für (diesen Bund)deutlich zu machen. Dann wird die „Rheinbundakte“, der zwischen dem Bevollmächtigten des französischen Kaisers und den sechszehn deutschen Fürsten geschlossene völkerrechtliche Vertrag, betrachtet und anhand ihrer Artikel auf die von ihr beabsichtigte Verteilung der Souveränität hin untersucht. Danach wird die Souveränität der Fürsten im völkerrechtlichen Sinne, also einmal nach außen, sowie auch nach innen geprüft und abschließend einer resümierenden Betrachtung unterzogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Die Entstehung des Rheinbundes
- Die Rheinbundakte
- Die Souveränität der Bundstaaten
- Die innere Souveränität
- Die äußere Souveränität
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Souveränität der Mitgliedstaaten im Rheinbund. Sie beleuchtet, ob die in der Rheinbundakte beschriebene Souveränität tatsächlich existierte oder lediglich ein politischer Begriff ohne reale Entsprechung war. Die Entstehung des Rheinbundes wird analysiert, um die Motive der beteiligten Fürsten zu verstehen.
- Entstehung und Motive des Rheinbundes
- Analyse der Rheinbundakte und ihrer Bestimmungen zur Souveränität
- Untersuchung der inneren und äußeren Souveränität der Mitgliedstaaten
- Bewertung der realen Ausübung von Souveränität durch die Fürsten
- Der Rheinbund im Kontext der Machtverschiebungen in Europa
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Arbeit stellt den Rheinbund im Kontext der napoleonischen Herrschaft in Deutschland dar und definiert die Forschungsfrage nach der realen Existenz der Souveränität der Mitgliedstaaten. Sie skizziert die Bedeutung von Reformen und Machtverschiebungen in dieser Epoche.
Die Entstehung des Rheinbundes: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des Rheinbundes als antihabsburgisches Bündnis unter dem Einfluss Napoleons. Die Rolle der süddeutschen Staaten (Bayern, Württemberg, Baden) und der Einfluss des Friedens von Preßburg werden herausgearbeitet.
Die Rheinbundakte: Der völkerrechtliche Vertrag zwischen Napoleon und den deutschen Fürsten wird analysiert. Der Bundestag und die Rolle Napoleons als „Protektor“ werden diskutiert. Die Schwierigkeiten bei der Bildung einer effektiven Bundesversammlung werden hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Rheinbund, Napoleon, Souveränität, Mitgliedstaaten, Rheinbundakte, Bundestag, Süddeutsche Staaten, Frieden von Preßburg, Absolutismus, Völkerrecht, Reformen.
- Arbeit zitieren
- Michael Arend (Autor:in), 2008, Die Souveränität der Mitgliedstaaten im Rheinbund, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125243