Um den Text wissenschaftlich genauer zu erforschen und eventuell unschlüssige oder gar unverständliche Elemente und Szenen analytisch zu rekonstruieren, betrachte ich wie folgt die topographisch orientierten semantischen Räume des Geschehens, welche eine entscheidende Grundlage zur weiteren Arbeit liefern können, da Musils zum Reisebericht tendierender Text direkt mit der expliziten Beschreibung der visuellen Welt einsteigt. Weiterhin nehme ich Bezug auf sowohl reversible als auch irreversible Grenzüberschreitungen innerhalb dieser Räume. Ferner werde ich auf die relevanten Isotopien “Blick” und “Gewalt” Bezug nehmen, welche die Schwerpunkte der inhaltlichen Felder legen. Es wird anschließend von Notwendigkeit sein, auch erweiterte semantische Räume zu beachten, insbesondere die verschiedenen Räume des “Königreiches” sind an dieser Stelle erwähnenswert. Ihre Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Grenzen werden genauer untersucht. Im Anschluss sei im analytischen Vorgehen die besondere Stellung des wechselnden Erzählmodus mit der bisherigen Recherche in einen abschließenden Vergleich zu setzen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung und Hinführung
Topographisch orientierte semantische Räume
Reversible und irreversible Grenzüberschreitungen
Isotopie im Text: “Blick”
Isotopie im Text: “Gewalt”
Die semantischen Räume des “Königreiches”
Besonderheiten des Erzählmodus
Zusammenfassung und Analyseabschluss
Selbstständige schriftliche Hausarbeit: Robert Musil „Die Affeninsel“
1936 verfasst der Autor Robert Musil wenige Jahre vor seinem Tode das Prosastück “Die Affeninsel”, ein Stück Weltliteratur, das innerhalb der Textreihe “Nachlaß zu Lebzeiten” allerdings erst 40 Jahre nach der eigentlichen Niederschrift in Berlin veröffentlicht wurde. Musil, der heutzutage nicht selten mit Franz Kafka oder Thomas Bernhard in eine Reihe gestellt wird, führte ein bewegtes Schriftstellerleben zwischen Österreich und der Schweiz. In seiner teils fabelhaft anmutenden “Affeninsel” lässt er einen auktorialen Erzähler von einer streng hierarchisch strukturierten Affengesellschaft auf einem alten, leblosen Inselbaum inmitten eines berühmten italienischen Parkes, der Villa Borghese in Rom, zeitsprunghaft berichten und erzählen. Diese Affengemeinschaft baut sich aus einer Drei-Klassen-Gesellschaft mit monarchischer Spitze und zwei Gesellschaftsschichten auf. Deren Verteilung und Machtpositionen untereinander werden hier genau dokumentiert. Außerdem werden den Tieren vermenschlichte Eigenschaften zugeschrieben. Unter dem Einsatz zahlreicher Stil- und Sprachmittel wie Vergleichen bei „so kahl wie ein Schädel“ in Zeile 1f., Personifikationen in „ein Ehepaar“ (Z. 17) oder Farben („gelb wie ein Skelett“ in Z.2) wird die Bildhaftigkeit des Werkes deutlich.
Um den Text wissenschaftlich genauer zu erforschen und eventuell unschlüssige oder gar unverständliche Elemente und Szenen analytisch zu rekonstruieren, betrachte ich wie folgt die topographisch orientierten semantischen Räume des Geschehens, welche eine entscheidende Grundlage zur weiteren Arbeit liefern können, da Musils zum Reisebericht tendierender Text direkt mit der expliziten Beschreibung der visuellen Welt einsteigt. Weiterhin nehme ich Bezug auf sowohl reversible als auch irreversible Grenzüberschreitungen innerhalb dieser Räume. Ferner werde ich auf die relevanten Isotopien “Blick” und “Gewalt” Bezug nehmen, welche die Schwerpunkte der inhaltlichen Felder legen. Es wird anschließend von Notwendigkeit sein, auch erweiterte semantische Räume zu beachten, insbesondere die verschiedenen Räume des “Königreiches” sind an dieser Stelle erwähnenswert. Ihre Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Grenzen werden genauer untersucht. Im Anschluss sei im analytischen Vorgehen die besondere Stellung des wechselnden Erzählmodus mit der bisherigen Recherche in einen abschließenden Vergleich zu setzen.
Ergo, wir betrachten zu Beginn der Analyse einmal die topographischen Räume des Textes “Die Affeninsel” von Robert Musil genauer. Diese werden uns unmittelbar zu Beginn des Werkes detailliert vorgestellt und beschrieben. Es lassen sich drei klare topographische Räume wiederfinden: Offensichtlich kreist die Handlung um eine Affengesellschaft, die auf einem sehr großen, allerdings toten Baum in der Villa Borghese lebt, „[...] ein hoher Baum ohne Zweige und Rinde.“ (Z. 1), der bereits in Zeile 3 als „[...] ohne Wurzeln aufrecht und [...] tot“ näher bestimmt wird. Um diesen Inselbaum zieht sich ein im Folgenden näher erklärter Graben – der den zweiten semantischen Raum widerspiegelt. Diesem Graben werden künstliche Eigenschaften und ähnlich leblose Elemente zugeschrieben wie dem Baum, nur stellt er eine tatsächliche geografische Grenze für die Affen zum Königreich Italien dar, womit hier die restliche landschaftliche Erscheinungswelt der Diegese außerhalb der Insel assoziiert wird. Dieser Graben wird unter anderem als „[...] gerade so breit und [...] so tief, dass ein Affe ihn weder durchklettern noch überspringen kann.“ in Zeile 6 und 7 beschrieben. Als drittes topographisches Raumfeld der Insel wird im Text das Gebäude der Königsfamilie impliziert, womit im genaueren der Wohnplatz der mächtigsten aller der drei Affengesellschaften bezeichnet wird. Diesem Gebäude werden abstruserweise jedoch recht paradoxe Eigenschaften zugeschrieben, genauer gesagt nennt uns der auktoriale Erzähler „[einen] Palast von Form und Größe einer Hundehütte“ (Z. 18). Demzufolge lässt sich als grobes Ergebnis eine Topographie der drei Räume Baum, Graben und Königsgebäude auf der Insel filtern. Auffällig ist hierbei aber, dass sich die Haupthandlung auf den Baum an sich bezieht und zweitrangiger Handlungsträger der Graben ist. Das Gebäude spielt aber nur am Rande eine Rolle, nämlich dient es beinahe ausschließlich zur Wohnortbestimmung der Königsaffen. Das Geschehen an sich verlagert sich im Kern auf die Vertreibung der Baumaffen durch den Königsaffen in den Ästen sowie auf die zweite Machtsstruktur im System, nämlich der Vertreibung der Grabenaffen von der Insel durch die Baumaffen. Interessant ist zudem, dass sich innerhalb dieser Handlungswelt eine zweite Raumebene erschließt. Nicht, dass sich einzig eine topographische Einteilung ähnlich der sozialen Struktur und folglich der Wohnstruktur der Affen ermöglicht, auch ist zweifellos eine Höhenvarianz zu erkennen. Der soziale Stand entspricht nicht unmittelbar der Wohnstellung auf der Insel (die Königsaffen sitzen ja nicht in den Baumkronen beispielsweise), allerdings ist dieses Machtsymbol dennoch klar verteilt: Grabenaffen wohnen am Boden und fressen Essensreste von da, wohingegen der Affenkönig regelmäßig seine Kontrollrunden über die Äste zur Vertreibung abläuft (folglich beherrscht er den gesamten Baum dennoch). Verallgemeinert lässt sich auch die Insel in einfachen Kontrast zum restlichen Festland setzen. Dieser Gegensatz kann sowohl im Park als auch in ganz Italien gesehen werden. Als Fazit stellt sich heraus – die drei inneren geographischen Räume stehen im Gegensatz zueinander und bilden damit einen Kontrastraum. Dieser Kontrast zwischen den einzelnen Raumelementen richtet sich nach den jeweiligen Klassen und ihren (feindseligen) Beziehungen untereinander.
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- Citation du texte
- Anonyme,, 2008, Robert Musils 'Die Affeninsel' - Eine wissenschaftliche Analyse , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125208
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