Die Bedeutung der Kölner Konföderation vom 19. November 1367 für die Geschichte der Hanse wird seit Jahrzehnten hervorgehoben. In der vorliegenden Hausarbeit zu Erlangung des Ersten Staatsexamen wird versucht, die Bedeutung der wendischen Hansestädte in dieser Zeit genau zu beschreiben. Dabei werden zum einen wirtschaftliche wie auch politische Entwicklungen der Seestädte von Lübeck bis Greifswald untersucht und unterschiedliche Tendenzen aufgezeigt. An ihnen kommt man zu dem Ergebnis, dass der Friede von Stralsund stellt am Ende des Krieges gegen Dänemark den Höhepunkt als auch den Wendepunkt der hansischen Entwicklung dar.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Fragestellungen, Methodik und Forschungsstand
1.2. Beschreibung der Ausgangssituation im 14. Jahrhundert
1.3. Im Vorfeld der Kölner Konföderation
2. Die wendischen Hansestädte bei der Vertragsgestaltung der Kölner Konföderation am 19. November 1367
3. Verlauf des zweiten Krieges gegen Waldemar IV. Atterdag
3.1. Änderung der Beziehung zwischen dem Herzogtum Mecklenburg und den wendischen Hansestädten
3.2. Verwaltung der besetzten Schlösser und Festen und die dänische Politik nach dem Friedensschluss
3.3. Frieden von Stralsund 24. Mai 1370
4. Die wirtschaftliche und politische Bedeutung der wendischen Hansestädte zur Zeit der Kölner Konföderation
4.1. Allgemeine Aussagen über die Stellung der Städte in der Hanse
4.2. Lübeck
4.3. Wismar und Rostock
4.4. Stralsund und Greifswald
5. Die Kölner Konföderation in der dänischen und deutschen Geschichtsschreibung im Vergleich
6. Schlussbemerkung
7. Literatur und Quellen
7.1. Monografien
7.2. Aufsätze
7.3. Quellen
8. Anhang
1. Einleitung
Die Entstehung der Hanse und im Speziellen der Städtehanse im 14. Jahrhundert hängt maßgeblich mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Nord- und Ostseestaaten zusammen. Während im 12. und 13. Jahrhundert die Skandinavier und Slawen die Märkte des Baltikums beherrschten, drängten mit der Gründung der deutschen Städte im Süden der Ostsee immer mehr die niederdeutschen Kaufleute in den Vordergrund. Sie bildeten das verbindende Glied zwischen dem an Rohstoffen reichen Osten und dem städtisch-industriellen Westen, vornehmlich der Textilindustrie in Flandern. Zu dieser Handelslinie, oft wird sie als Linie Brügge – Nowgorod angegeben, kamen bald andere hinzu. So gewann der Skandinavienhandel ebenfalls an entscheidender Bedeutung für die Fernhändler der jungen Städte. Denn obwohl der Ostseeraum eine im Vergleich zu anderen Ländern, wie dem im Spätmittelalter am stärksten besiedelten Land Frankreich[1], dünn besiedelte Region war, spielten auch hier die Städtegründungen im 13. bis 15. Jahrhundert eine wichtige Rolle. So umfasste im Jahre 1450, ca. 80 Jahre nach dem in dieser Arbeit zu untersuchenden Zeitraum, das Herzogtum Mecklenburg 45 Städte. In dem flächenmäßig größeren Pommern wurden bis dato 57 Städte gegründet.[2]
Dieses Handelsnetz expandierte im 14. Jahrhundert in wechselseitiger Beziehung zu den nordeuropäischen Königshäusern, dem aufstrebenden preußischen Ordensstaat und den aufsteigenden holsteinischen und mecklenburgischen Landesherrschaften. Das „politisch verarmte“ Kaisertum konnte und wollte den Städten meist keine Hilfestellung leisten. Als die Grafen und Herzöge nach Einflussmöglichkeiten in Dänemark und Schweden strebten, wurden die Städte in diese Konflikte hineingezogen bzw. mussten als Protagonisten auf Bedrohungen reagieren.[3]
In dieser Arbeit soll daher die wirtschaftspolitische Rolle der wendischen Hansestädte[4], namentlich Lübeck, Rostock, Wismar, Stralsund und Greifswald im Zeitraum der Kölner Konföderation, einem im Zuge eines solchen Konfliktes gegründeten Bündnisses, von 1367 bis 1385, untersucht werden.[5] Diese Allianz hat ebenfalls durch den in der Literatur angegebenen Übergang von der Kaufmanns- zur Städtehanse in der Mitte des 14. Jahrhunderts eine besondere Bedeutung.[6] Ihr Verlauf charakterisiert gleichzeitig die Politik der Hanse. Sie bestand aus dem Zusammenspiel der städtischen Politik der einzelnen Städte in ganz Nordeuropa, in dessen Herzen das wendische Quartier an der heutigen Ostseeküste Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns lag und dessen größtes Anliegen es war, die durch Privilegien gestützte wirtschaftliche Mittlerrolle zwischen Ost- und Westeuropa zum einen und zum anderen zwischen Süd- und Nordeuropa zu bewahren. Der Zusammenhang zwischen den Interessen der Kaufleute und der kommunalen Politik wurde durch deren Stellung als Patrizier in den Stadträten hergestellt.
Bevor sie hierfür jedoch die Waffen erhoben, musste jedes diplomatische Mittel erschöpft gewesen sein, getreu dem zwar nicht zeitparallelen, aber trotzdem oft in diesem Zusammenhang gebrachten Zitat von Carl von Clausewitz formuliert: „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen[, gewaltsameren] Mitteln“[7]. Ein weiteres Zitat zur Charakterisierung der hansischen Sicht auf einen Waffengang wie im 14. Jahrhundert formulierte der Bürgermeister der Stadt Lübeck Hinrich Castorp im 15. Jahrhundert: „Latet uns dagen, wente dat vänlein ist licht an de stange gebunden aver it kostet vel, it mit ehren wedder af to nehmen.“[8] Nachfolgend soll die Fragestellung dieser Arbeit mit dem Ziel formuliert werden, die komplexen Zusammenhänge dieser Zeit mit dem Fokus auf die wendischen Hansestädte zu charakterisieren.
1.1. Fragestellungen, Methodik und Forschungsstand
Die Zielstellung dieser Arbeit ist die möglichst individuelle wirtschaftspolitische Bedeutung der oben genannten wendischen Hansestädte in der Zeit der Kölner Konföderation 1367 bis 1385 herauszustellen. Daher wurde die Arbeit in vier Abschnitte untergliedert.
In den beiden folgenden Einleitungskapiteln wird die Grundlage für das Kontextverständnis der Kölner Konföderation hergestellt. Dabei wird nach einer Beschreibung der allgemeinen Ausgangssituation im 14. Jahrhundert die Greifswalder Konföderation von 1361 beschrieben. Im Zuge dieses militärischen Bündnisses versuchten die wendischen Hansestädte jene Ziele durchzusetzen, welche gleichfalls in der Gründungsakte der Kölner Konföderation ihren Eingang fanden.
Der zweite Abschnitt stellt die allgemeine hansestädtische Politik im zu untersuchenden Zeitraum dar. Nach dem militärischen Verlauf des zweiten dänisch-hansischen Krieges gegen Waldemar IV. werden drei Aspekte gesondert vorgestellt und analysiert: Angefangen von den Veränderungen zwischen dem Herzogtum Mecklenburg und den wendischen Hansestädten über die Verwaltung der Pfandleihen in Dänemark bis hin zum Stralsunder Frieden 1370.
Im vorletzten Bereich dieser Arbeit soll die politische – hier spielt die kommunale Autonomie eine Schlüsselrolle – und wirtschaftliche Bedeutung der wendischen Hansestädte im Einzelnen charakterisiert werden. Korrespondierend mit dem vorherigen Kapitel wird die individuelle städtische Entwicklung im 14. Jahrhundert erschlossen. Abschließend wird der Versuch unternommen, die einzelnen Städte zu vergleichen.
Im letzten Abschnitt wird ein Exkurs in die vergleichende Geschichtswissenschaft der dänischen und deutschen Sicht auf die Ereignisse vor über 600 Jahren unternommen. Da die Kölner Konföderation neben den wendischen Hansestädten ebenso das Königreich Dänemark beeinflusst hatte, ist eine Analyse der dänischen Geschichtsschreibung auf die Ereignisse der Zielstellung dieser Arbeit zuträglich.
Die Grundlage der Recherche bildet in dieser Arbeit die Sekundärliteratur. Parallel werden die Hanserezesse als Quelle verwendet. Lediglich bei inhaltlichen Differenzen zwischen den Quellen und der Sekundärliteratur erfolgte eine Notierung der Quelle. Im Quellenverzeichnis befindet sich das entsprechende Urkundenbuch.
Der Forschungsstand ist in den verschiedenen, in dieser Arbeit beschriebenen Themenkomplexen differenziert zu betrachten. Während die allgemeine hansische Geschichtsschreibung über ein ausgedehntes untersuchtes Forschungsfeld verfügt und die wichtigsten Urkunden in den Hanserezessen und dem Mecklenburgischen Urkundenbuch hinreichend untersucht wurden, gibt es bezüglich der Kölner Konföderation kaum umfassende einschlägige Gesamtdarstellungen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch die Untersuchung der wendischen Hansestädte in der zu untersuchenden Zeitspanne fand zum Großteil im 19. Jahrhundert statt oder bewirkte, wie am Beispiel von Rostock, erst in den letzten Jahrzehnten wieder ein vermehrtes Publikationsinteresse. In der Zeit zwischen dem Ende des Nationalsozialismus und der Wiedervereinigung findet man zwei unterschiedlich fokussierende Hanseforschungen. Während die westdeutsche Geschichtswissenschaft Lübeck, Hamburg und Bremen zum Hauptgegenstand der Analyse machte und somit vier von den fünf hier untersuchten Städten nur am Rand erwähnte, kam es in der DDR zwar zu einer sehr genauen Betrachtung der Kölner Konföderation, besonders im Jahre 1970, aber nur wenigen Historikern gelang es die Kriterien Klassenauseinandersetzung und Klassenschichtung, die in der DDR-Geschichtswissenschaft von elementarer Bedeutung waren, nicht vordergründig auf die Hanse zu projizieren.[9]
Problematisch ist die Hanseforschung ebenfalls während der späten Kaiserzeit und des Nationalsozialismus anzusehen. Obwohl auch hier eine Pauschalisierung nicht möglich ist, diente sie der national orientierten Verfälschung: Prof. Dietrich Schäfer nannte die „Vertretung Deutschlands auf zur See“ als maßgebliche Charakteristika der Hanse. Für die deutlich stärker national gefärbte Publizistik ist das Buch „Kaiser Karl IV. und die deutsche Hanse“ von Heinrich Reincke aus dem Jahr 1931 exemplarisch zu nennen.
In nationalsozialistischer Zeit wurde sie von „weniger seriösen Hanseforschern“ zu einem Legitimationsanspruch „von Flandern bis Russland“ ausgedehnt.[10] Bezüglich der Quellensichtung fing man gleichfalls erst in der Weimarer Republik an, dänische Quellen wie das „Môtbôk“ zu bearbeiten, obwohl dieses schon lange zugänglich war.[11]
Den heutigen Forschungsstand für die jeweiligen Teilkomplexe geben verschiedene Historiker an: Böcker und Hacker haben sich auf die Städte in Vorpommern spezialisiert, während Münch, Techen und Werlich Artikel über Rostock und Wismar verfassten. Wernicke, Stoob, Friedland und Dollinger sind bezüglich der allgemeinen Geschichte der Hanse, bzw. unterschiedlichen spezialisierten Fragestellungen zu nennen. Die Werke von Fritze und Krause sind für die Kriegsgeschichte der Hanse richtungweisend. Die Grundlage für diese Auswahl war die bei der Recherche für diese Arbeit gewonnene Einschätzung der einzelnen Historiker.
In der neueren Forschung wird des Öfteren darauf hingewiesen, dass es nicht die ältere hansisch-dänische Feindschaft war, die zu der Kölner Konföderation und dem folgenden Krieg geführt hat, sondern die erstrebte Hegemonie und die mit ihr erwarteten Probleme bei der Rechtsbestätigung durch den dänischen König Waldemar Atterdag. Für diese Erkenntnis sprechen eine Reihe von Gründen, welche in den folgenden Kapiteln ebenfalls erwähnt werden: angefangen von den holsteinischen Raubrittern bis hin zu den Problemen der Hanse in Schonen während der schwedischen Herrschaft.[12]
1.2. Beschreibung der Ausgangssituation im 14. Jahrhundert
Die Grundlagen der deutschen Hanse lassen sich am besten wirtschaftspolitisch erklären. Sie förderte und beschützte die ihr angehörigen Kaufleute vornämlich mit diplomatischen Mitteln. Bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts hinein waren die Kaufmannshansen Interessenvereinigungen der niederdeutschen Kaufleute im Ausland. Es war nicht zwingend notwendig, dass sie aus Städten kamen. Oft waren auch Händler aus Marktflecken oder Dörfern Mitglieder. Im 13. und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts klärte sich dies jedoch durch eine Zentrierung des Handels hauptsächlich auf die jungen Seestädte. So bildete sich der Grundsatz, dass nur bürgerliche Kaufleute aus den Hansestädten die Privilegien genießen konnten, welche die Hansen früher in der Gemeinschaft im Ausland erhielten oder errungen hatten.[13]
Die Nutzung der Privilegien wurde somit an die Bürgerschaft der Stadt gekoppelt. Auf diese Weise begann die Transformation zur Städtehanse: Die Stadträte – oft selbst wirtschaftlich bedeutende (Fern-) Kaufleute – erkannten den Vorteil für die oppidum, wenn sie Mitglied des Bundes werden würde. Nun versuchte Lübeck, welches sich schnell gegen die anderen Zentren Visby[14] und Brügge durchsetzte, durch diese Entwicklung Vorteile zu erzielen und baute die wendischen Hansestädte unter seiner Führung zum Herzen des jungen Städtebundes aus. Ein weiteres Mittel zur Erringung der Vorherrschaft der wendischen Städte war die Ablehnung von Aufnahmeanträgen von Städten oder Städtegruppen mit dem Potential, die hansischen Privilegien zur Bildung eines neuen Machtzentrums innerhalb des Bundes zu nutzen. Das Bestreben der englischen Kaufmannschaft 1379 in die Hanse aufgenommen zu werden, lässt sich hier einordnen. Die Überlegenheit der Hanse begründete sich in der Mitte des 14. Jahrhunderts darauf, dass das Bürgertum der nordischen Staaten, aber auch Englands und Frankreichs lange Zeit durch innere Unruhen und äußere Kriege gehemmt wurde. London war hier noch am besten situiert, was sich auch in der massiven Konkurrenz ab dem frühen 15. Jahrhundert kenntlich machte.[15] In Frankreich und noch stärker in Brügge jedoch wurde die Tätigkeit der Kaufleute seit dem Ausbruch des Hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England erheblich erschwert. Durch die Schäden an den Schiffen und dem wichtigen Textilgut war die Hanse veranlasst worden, zum ersten Mal mit einer gemeinsamen Stimme die Verhandlungen mit dem Grafen von Flandern zu führen. So fand 1356 die in der Forschungsliteratur als erste gesamthansische Tagfahrt deklarierte Versammlung der Hanse in Lübeck statt.[16] Phillippe Dollinger hat sogar jenes Jahr als Geburtsstunde der Städtehanse bezeichnet. Gleichzeitig trat die Hanse unter der Führung Lübecks zum ersten Mal einigermaßen geschlossen für den Schutz des Fernhandels ein.[17]
Doch welche Möglichkeiten hatte die wirtschaftlich operierende Hanse, ihre Privilegien zu verteidigen? Bis ins 14. Jahrhundert hinein ging sie selten dazu über, eine Handelssperre gegen eine Stadt auszurufen.[18] Denn wenn sie den hauptsächlich niederdeutschen Kaufleuten verbot in einer Stadt zu handeln, so bedeutete dies auch für die Hanse selbst eine Umsatzverringerung. Vor allem die Kaufmannshanse konnte sich dieses Druckmittel bis zur ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nur spärlich leisten.
Noch größer war das Risiko konventioneller Kriege. Hier standen nicht nur Gewinne auf dem Spiel, sondern auch das Leben der Bürger. Dies war besonders unter dem Eindruck der Beulenpest 1349 bis 1351 von entscheidender Bedeutung. Obwohl die Arbeitskräfte vom Lande her aufgefüllt werden konnten, stellten die temporale Überproduktion an Gütern und der folgende Preisverfall ein Problem dar.[19]
Dieses konnten die jungen wendischen Städte nur als bedeutende Handelsstädte lösen, was wiederum ihre Stellung im niederdeutschen Raum charakterisierte: Der Aufbau eines Verkehrsnetzes mit Hilfe anderer Städte war die einzige Möglichkeit, in einem dünn besiedelten Gebiet durch wirtschaftliche Prosperität den Feudalherren gegenüber die eigenen Ziele durchzusetzen. Aber von Beginn der Städtehanse an war dieser föderale Gedanke von dem teilweise begründeten Misstrauen gestört, dass alle Städte, die etwas für die Allgemeinheit täten, nur ihre eigenen Vorteile im Sinn hätten. Somit sind die in der Zeit der Kölner Konföderation benannten Probleme, die später noch erwähnt werden, durchaus früher bekannt gewesen.[20] Volker Henn unterstreicht diese These durch die Aussage, dass die Hanse bis zum Jahr 1400 nur wenige entscheidende Beschlüsse gefasst hatte und diese oft nicht umsetzen konnte, weil es den lokalen Interessen zuwiderlief, diese zu ratifizieren.[21]
Am Ende dieses Abschnittes sollen die Beziehungen zwischen dem dänischen Königshaus und den Hansestädten auf der anderen Seite der Ostsee, welche schon früher bestanden, kurz skizziert werden:
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gelang es König Erich Menveds von Dänemark durch diplomatische Mittel Einfluss in Lübeck zu gewinnen und für 14 Jahre Schirmvogt der Stadt zu werden. Gleichzeitig versuchte er zusammen mit seinem mecklenburgischen Lehnsfürsten Heinrich II., Rostock zur Bestätigung seiner Herrschaft zu zwingen, was ihm 1312 auch gelang. Dieser Druck bewirkte schon 1308 engere diplomatische Beziehungen zwischen Rostock, Stralsund und Wismar. Die letztgenannte Stadt wurde 1311 unterworfen und zur Leistung finanzieller Abgaben gezwungen. Die vielen Konflikte im norddeutschen Raum, teilweise von Heinrich II. als königlichem Stellvertreter geführt, höhlten jedoch die finanziellen Reserven der Dänen aus, so dass sich die norddeutschen Lehnsfürsten und die Stadt Lübeck nach König Medveds Tod im Jahre 1319 aus der Abhängigkeit befreien konnten. Sein Nachfolger König Christoph II. konnte sich nicht durchsetzen und war als Marionette des Hochadels und der norddeutschen Fürsten anzusehen. Schonen ging in seiner Zeit an Schweden verloren. Sein jüngster Sohn, der spätere Waldemar IV., setzte sich jedoch mit Hilfe des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation und Lübeck gegen die Holstengrafen Gerhard und Johann, den größten Adligen im Reich, durch und manifestierte seine Herrschaft.[22] Hierbei setzte er zum einen militärische Mittel ein, was die adlige Opposition verstärkte, zum anderen blieb ihm nichts weiter übrig, als die Schulden aus der Zeit vor seinem Amtsantritt zu bezahlen. Hierfür war er gezwungen, außerordentliche Steuern zu erheben und Estland an den Deutschen Orden zu verkaufen. Die Privilegien der Hanse brachten der Staatskasse weniger ein als eine sich entwickelnde heimische Kaufmannschaft.[23] So scheint es nur vordergründig paradox zu sein, dass dem um 1320 geborenen und in Pommern aufgewachsenen Waldemar IV. im Jahre 1340 von der Hanse zur dänischen Königswürde verholfen wurde, um der um sich greifenden Anarchie im dänischen Reich und auf der Ostsee Herr zu werden, er jedoch später zum Erzfeind der Hanse wurde.[24] Somit erholte sich der wendische Hanseraum innerhalb eines halben Jahrhunderts von der Vorherrschaft Dänemarks unter Menved, um in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts von neuem herausgefordert zu werden. Ein Indiz für die Emanzipierung der wendischen Städte gegenüber dem Königshaus im Norden ist gleichfalls die veränderte Anrede der Stadträte unter Waldemar IV.: Während im Vorfeld die Bürgermeister zwar „dominus“ genannt wurden, findet man keine ehrenvolle Titulierung gegenüber den Magistraten, bis Waldemar Atterdag diese vermehrt mit „viri“ und „domini“ in der Korrespondenz ansprechen ließ.[25]
1.3. Im Vorfeld der Kölner Konföderation
Ab den späten fünfziger Jahren des 14. Jahrhunderts kam es zu immer häufigeren Beschwerden von Kaufleuten, dass dänische Hauptleute im selbstgefälligen Amtsmissbrauch Überfälle und Rechtsfreiräume gegen hansische Kaufleute zuließen. Doch dem König schienen solche Angriffe Recht zu sein, um die Handelsübermacht der Hanse in Dänemark zu schwächen. Generell wurde die Außenpolitik des jungen Königs 20 Jahre nach seiner Thronbesteigung aggressiver: 1360 eroberte Waldemar IV. Schonen, welches bis dato mehrere Jahrzehnte schwedisch war.[26] Im Kampf gegen den schwedischen und norwegischen König eroberte er ebenfalls Halland und Blekinge. Schonen hatte jedoch deshalb eine größere Bedeutung, da es ein wichtiger Ausgangspunkt für die Märkte und Fischgründe von Skanör und Falsterbo und somit eine ausschlaggebende Zwischen- und Verarbeitungsstation des Handels zwischen den wendischen Hansestädten und Nordeuropa war.[27]
Als es ein Jahr später auf der hansischen Versammlung zu Greifswald möglich schien, die Privilegien und Rechte der Hansestädte in Dänemark und vor allem in Schonen mit Hilfe einer Summe von 4000 Mark lüb. erneut bestätigt zu bekommen[28], wendete sich die Politik des dänischen Königshauses aus zwei Gründen. Zum einen muss erwähnt werden, dass ein Privilegienstreit mit dem schwedischen Vertreter in Schonen vorausgegangen war und zum anderen dass das erste Angebot an den Herrscher in Kopenhagen 1000 bis 1200 Mark lüb. betrug, die Summe von 4000 Mark lüb. eine Forderung Waldemars war, welche jedoch von den Städten angenommen wurde.[29]
Die aggressivere Politik Waldemars IV. kam daher, dass die finanziellen und rechtlichen Einbußen des aufstrebenden dänischen Königshauses und des in den Anfängen begriffenen lokalen Bürgertums durch die Vormachtstellung der Hanse äußerst gravierend waren. Demzufolge zog der König die Verhandlungen künstlich in die Länge und gab der Hanse nur allgemeine Sicherheit in Dänemark. Zum anderen hatte er die politische Zielstellung, das schwedische und norwegische Königshaus zum Vorteil Dänemarks zu schwächen, notfalls auch gegen den Willen der niederdeutschen Kaufleute.[30]
Am 27.07.1361 erfolgte die Landung seiner Streitmacht auf Gotland, nachdem er Bornholm und Oeland erobert hatte.[31] Ein aufgestelltes Bauernheer wurde vernichtend geschlagen[32] und die Stadt Visby öffnete nach kurzer Belagerung die Tore, worauf er sie brandschatzte, aber entgegen der Annales Ryenses nicht auf die Grundmauern niederschliff. In anderer Hinsicht scheint diese Quelle jedoch aussagekräftiger zu sein. Die Landung wird für den 22. Juli angegeben und war gefolgt von mehreren Schlachten. Dies ist bei der Bedeutung und finanziellen Macht der Stadt Visby wahrscheinlicher.[33]
Die Zerstörung der Stadt wäre nicht im Sinn des neuen Herrschers gewesen, denn nun versuchte der König, die Hanse zu besänftigen: Er privilegierte die bedeutende Hansestadt in solchen Maßen, dass die Ratsherren in Lübeck und anderen Städten, den schwedischen König als Gegner Waldemars identifizieren sollten. Die Hansestädte jedoch ließen sich nicht täuschen und nahmen das Angebot des norwegischen Königs Hakon VI. (1355 – 1380) und des schwedischen Throninhabers Magnus I. Eriksson an, im Falle eines Konfliktes den Städten beizustehen.[34] Weiterhin wollten die Grafen von Holstein und der Hochmeister des Deutschen Ordens Unterstützung liefern.[35] Letzterer entschied sich im Laufe der Verhandlungen, nur finanzielle Hilfe zu leisten. Schon hier traten die später bei der Kölner Konföderation bekannten Unterschiede zwischen den Kriegsteilnehmern auf, was ihre Intention anging.[36] Das mecklenburgische Herzogshaus hatte 1360 seine Neutralität bestätigt.[37]
Auf diesem Weg wurden am 19. November 1361 in der Hansestadt Greifswald die militärischen Kontingente beschlossen, welche im wendischen Raum insgesamt 27 Koggen und 25 kleinere Schiffe, sowie insgesamt 3000 Mann umfassten. Die Ausrüstung und Unterhaltungskosten dieser erst im März 1362 zum Einsatz kommenden Truppen wurden mit Hilfe eines Pfundzolls[38] refinanziert. Bis zum Ende des Konflikts wurde eine Handelssperre gegen Dänemark verhängt[39]. Die Handelssperre wurde jedoch von den niederländischen Schiffen von der Zuidersee ignoriert und hinzukommend blieb die versprochene Hilfe von den beiden nordischen Königshäusern aufgrund von innenpolitischen Unruhen, sowie von den Fürsten aus, versagt.[40]
Allein die beiden nordischen Königshäuser hatten zugesichert, 2000 Ritter und Knechte für den Krieg gegen Dänemark bereitzustellen[41] und Bahus und Marstrand als dänische Pfandleihen den konföderierten Städten zu übergeben. Stattdessen erhielten sie Öland und Borgholm, nachdem erstgenanntes von den Schweden erobert wurde.[42]
Trotz dieser unglücklichen Umstände wurde Kopenhagen angegriffen und eingenommen. Danach teilte der Befehlshaber Johann Wittenborg die Flotte, um Helsingborg einzunehmen. Drei Monate soll die Belagerung mit insgesamt 16 Belagerungsmaschinen gedauert haben, bevor die hansischen Truppen aufgaben. In der Nähe jedoch wurde die fast schutzlose Flotte – da die wenigen Bewaffneten für den Sturm auf die Festung benötigt wurden – von den Dänen geschlagen, indem sie 12 Koggen eroberten und eine Vielzahl von Gefangenen machten.[43] Nach Berechnungen von Götze kommt für die Schlacht der Zeitraum vom 15. bis 20. Juni 1362 in Frage.[44]
Entgegen der Hoffnung Waldemars IV., einen für ihn vorteilhaften Frieden schließen zu können, blieb die Hanse kompromisslos. Der kommandierende Lübecker Bürgermeister Wittenborg wurde auf dem Marktplatz der Stadt hingerichtet, und der Pfundzoll, sowie die Handelsblockade aufrecht gehalten. Über diplomatische Kanäle wurde im September 1365 ein „Waffenstillstand“ zu Wordinborg/Vordingborg ausgehandelt, der darüber hinaus die Privilegien der Hansestädte bestätigte.[45] Gleichwohl die Hanse geschwächt war, brauchte Waldemar die Waffenruhe, um die innenpolitische Opposition zu schwächen und die Kämpfe gegen Schweden und bis 1363 Norwegen erfolgreich zu führen.[46] Dieser Waffenstillstand war jedoch nur von kurzer Dauer, da die Übergriffe von dänischer Seite auf Hansekaufleute rasch wieder zunahmen und der König nicht gewillt zu sein schien, diese zu unterbinden.[47] Die diplomatischen Bemühungen beider Seiten, bisher Unbeteiligte als Verbündete zu finden, vergrößerten die Pattsituation.
Hinzu kommt eine weitere Veränderung der Machtkonstellation in Nordeuropa. Da der schwedische Adel gegenüber seinem norwegischen König in Opposition ging, wurde Albrecht III. von Mecklenburg im Februar 1364 schwedischer König. So formierte sich eine mecklenburgisch-holsteinisch-schwedische Allianz gegen Dänemark. Infolgedessen war die Chance der Hansestädte, gegen Dänemark vorzugehen besser als drei Jahre zuvor.[48] Auf der anderen Seite wechselte jedoch ein Gegner Dänemarks im April 1363 zumindest in die Neutralität: Hakon Magnusson von Norwegen heiratete Margrethe, Waldemars Tochter.[49] Ebenfalls zugunsten Dänemarks in den Privilegienverhandlungen findet man innerhalb der Gemeinschaft der Hansestädte in dieser Zeit zum ersten Mal eine divergente Politik: Während die süderseeischen und preußischen Hansestädte ein hartes Vorgehen gegen Dänemark forderten, zögerten die wendischen Hansestädte. Auch die nicht gebührende Beachtung der preußischen Städte und die gesonderten Verhandlungen für die niederländischen Städte bei der Privilegienvergabe in Vordingborg gaben Anlass zum Disput zwischen den einzelnen Städtegruppen.[50]
Wernicke sieht das Zögern in den Erfahrungen des ersten Krieges begründet. Die Hinrichtung Wittenborgs, des Bürgermeisters von Lübeck, interpretiert er als Schockreaktion auf die Niederlage vor Helsingborg. Nie zuvor und auch nicht in späteren Perioden ließ man sich in Lübeck zu solchen Strafen hinreißen. Ebenfalls möglich wäre die These, dass die wendischen Hansestädte eine Instrumentalisierung von Seiten des Herzoghauses Mecklenburg fürchteten, da dieses nun direkt mit Schweden, einem potentiellen Verbündeten für den Krieg gegen Dänemark, verbunden war.
Im Jahre 1366 wurden auf der Lübecker Tagfahrt „grundsätzliche Maßnahmen zur organisatorischen Form der Hanse“ beschlossen. Im Zuge dieser Neustrukturierung wurde im Gegensatz zu 1364 ein militärisches Vorgehen gegen Waldemar IV. von Seiten der östlichen und westlichen Städtegruppen gefordert.[51] Die wendischen Hansestädte jedoch lehnten dies immer noch ab, da sie sich noch in Verhandlungen mit Dänemark um eine störungsfreie Durchfahrt durch dänische Gewässer befanden.
Daenell stellt noch eine weitere These auf: Die Hauptantragsteller für einen erneuten Waffengang waren die Ratssendeboten der preußischen Hansstädte, welche die wendischen Städte im ersten Krieg im Stich ließen. Diese Enttäuschung verbunden mit der gleichzeitigen Angst, die Städte des Ordensstaates könnten das Ruder in die Hand nehmen, ließ seiner Meinung nach die Ratssendeboten in Lübeck eine ablehnende Haltung einnehmen.[52]
Als Reaktion auf das Zögern wurde im Juli 1367 die Elbinger Konföderation zwischen den preußischen, süderseeischen und niederländischen Hansestädten gegründet. Sie waren es auch, die jenes Treffen in Köln initiierten, wo am 19. November die Kölner Konföderation gegründet wurde.[53] Die Aktivierung der Politik der wendischen Hansestädte mag auch an dem Personalwechsel in den Räten vieler Städte gelegen haben: In Lübeck werden 1363 der mit Bergen handelnde Hermann van Osenbrügge und der Kaufmann Jakob Pleskow Ratsherren. In Stralsund betritt 1359 Bertram Wulflam die politische Bühne. Die zwei letztgenannten bestimmten die hansische Politik als spätere Bürgermeister entscheidend.[54]
Verständlich ist auch die These, dass die Ursache für das Einschreiten der Hanse nicht die Konflikte zwischen dem dänischen und schwedischen Königshaus um die wichtige Region Schonen waren, sondern die aggressive Handelspolitik des dänischen Königs gegen die hansischen Kaufleute, da Waldemar IV. die Privilegien in Schonen selbst nicht zu bestätigen gedachte. Wenn er jedoch hansefreundlicher gestimmt gewesen wäre, hätten die Ratsherren der großen Hansestädte einer dänischen Herrschaft in Schonen nicht im Weg gestanden.[55]
Der Angriff auf Visby änderte die hansische Politik im Norden: Während in Flandern schon wenige Anlässe genügten, um aktive hansische Repressalien, wie Boykotte zu provozieren, war die Hanse in Dänemark bis zur Greifswalder Konföderation äußerst defensiv. Der Grund hierfür mag viele Facetten haben. Angefangen von einem bis 1360 anhaltenden und aufreibenden Konflikt in Flandern über die typisch hansische Uneinigkeit bis hin zu der Annahme, das dänische Königshaus sei immer noch instabil und stelle keine Gefahr für das hansische Handelsnetz dar. Die Politisierung der Beziehungen zu den nordischen Reichen war für die Hanse schwierig, da sie keine eigene Souveränität im Sinne eines dynastisch geführten Territorialstaates hatte bzw. hinter sich wusste.[56]
Um diese Probleme besser zu lösen, war die Greifswalder Konföderation der erste Vertrag der Hanse, indem sie neben den eigenen Zielen auch die des Hochadels mit unterstützte. Gleichzeitig war es die erste hansische und nicht einzelstädtische Einflussnahme auf Schonen. Das Ansehen der territorialherrlichen Partner litt mehrmals, da sie versuchten sich der großen Finanzkraft der Hanse für Ihre eigene Expansion zu bedienen. Als hansisches Ziel wurde schon die Verpfändung der Sundschlösser Helsingborg, Malmö, Skanör und Falsterbo zur Sicherung der Privilegien in Schonen als Forderung genannt, welche einen wichtigen Bestandteil der späteren Kölner Konföderation darstellten.[57] Diese schnelle Einigung der Hanse – obwohl hier auf den bedeutsamen Unterschied zwischen Einigung und Einigkeit hingewiesen werden soll – war auch erst seit 1356 möglich.
2. Die wendischen Hansestädte bei der Vertragsgestaltung der Kölner Konföderation am 19. November 1367
Von den wendischen Hansestädten, welche – wie genannt – nicht die initiierenden Hansemitglieder gewesen sind, waren in Köln Lübeck, Rostock, Wismar und Stralsund vertreten. Von Seiten der preußischen Städte waren die Ratssendeboten von drei und von Seiten der Niederländer von fünf Städten anwesend.[58] Entgegen der vorherigen Haltung jedoch begann nun das Engagement der wendischen Städte wieder aufzublühen. Im Mittelpunkt des Vertragstextes standen die Handelsblockaden, Truppenkontingente[59] der teilnehmenden Städte und der Pfundzoll[60] zur Finanzierung eines Waffengangs gegen das dänische und norwegische Königreich. Im Gegensatz zu der Vereinbarung von Greifswald sollte das Bündnis auch nach dem Krieg weiter bestehen: In Köln wurde die Konföderationszeit auf die Zeit des Krieges und drei Jahre darüber hinaus angegeben.[61]
Als Begründung für den Waffengang gab man an, dass die beiden nordischen Könige dem gemeinen Kaufmann Schaden zugefügt haben:
„Thu dem eersten, dat wy umme mangherleye unrecht unde schaden, dat de koninghe van Denemarken unde van Norweghen doet unde ghedaan hebben dem ghemenen kopmanne“[62]
Folgend wurden weitere Städte um die Teilnahme gebeten[63], was bei insgesamt 57 Städten auch Erfolg zeigte, und diplomatische Schritte eingeleitet, die von der Hoffnung getragen waren, beim dänischen König doch noch Möglichkeiten zu finden, den Waffengang nicht auszuführen.[64] Wenngleich von der genannten Anzahl der Städte längst nicht alle Hansestädte waren, ist bei einer vermuteten Gesamtanzahl aktiver hansischer Mitglieder von 77 während des Stralsunder Friedens die große Bedeutung dieses Bündnisses zu erkennen.[65]
Zusätzlich zur Konföderation schlossen die wendischen Städte – nun diplomatisch wieder erwacht – am 20. Februar 1368 eine Allianz mit Albrecht II. von Mecklenburg, dessen Söhnen Magnus, Heinrich und Albrecht (III.) von Schweden, sowie Herzog Erich II. von Sachsen und dessen Sohn Erich, dem Grafen Heinrich II. und Klaus von Holstein, sowie Teilen von der jütischen Ritterschaft.[66] Lutz Mohr gibt noch an, dass der Hochmeister Winrich von Kniprode ebenfalls die Unterstützung des Deutschen Ordens zusagte.[67] Die meisten Hansestädte wollten keine feudalen Bundesgenossen, erlaubten es aber den wendischen Städten unter der Voraussetzung, dass sie auch die Risiken tragen würden. Das Ziel einer gemeinsamen Verantwortung für die feudalen Bündnisse setzten die wendischen Städte somit nicht durch. Dies zeigt sich auch in der unterschiedlichen Allianzdauer: Während die wendischen Städte ein Bündnis bis zum 14. April 1370 abschlossen, endete jenes zwischen den preußisch-niederländischen Städten und der fürstlichen Koalition ein Jahr zuvor. Die anderen Fürsten und Herren waren unabhängig von der Hanse am 20. Januar 1368 in mehrere, in sich verflochtene Bündnisse gegen Waldemar Atterdag getreten und folgten der Konföderation mit den Herzögen von Mecklenburg und den Grafen von Holstein als Bindeglieder.[68]
Dabei hatte die feudal-hansische Verbindung auch Vorteile: Wie später noch angemerkt, waren die Territorialherren mit ihren Rittern den Bürgerheeren aus den Städten überlegen. Anderseits war die Hanse die größte wirtschaftliche Macht Nordeuropas gewesen.[69] Auch bei den Forderungen an Dänemark im Falle eines Sieges – angefangen von den Pfandschaften bis hin zu den Bestätigungen der Privilegien – setzte sich die Städtegruppe von Lübeck bis Stralsund fast vollständig durch.[70] Greifswald war in dem ursprünglichen Vertragstext nicht erwähnt worden. Am 5. März 1368 trat die Stadt am Ryck dem Bündnis zwischen den Städten und den mecklenburgischen Landesherren und am 24. Juni der Kölner Konföderation bei.[71]
[...]
[1] Vgl. Konrad Fritze: Zur Entwicklung des Städtewesens im Ostseeraum vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. In: Der Ost- und Nordseeraum. Politik – Ideologie – Kultur vom 12. bis zum 17. Jahrhundert, Weimar 1986, S.11: Das Königreich Frankreich war um 1470 mit 14 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Westeuropas.
[2] Manfred Schelzel, Hansehandel, Rostock 2003, S.25-26: Es lag im Interesse der Territorialherren im annektierten Gebiet der Wenden, das Land nicht nur an adlige Gefolgsleute zu verteilen, sondern im städtischen Milieu den nachziehenden Fernhandelsfamilien aus beispielsweise Soest oder Münster ebenfalls Grundbesitz zu geben. Wahrscheinlich gegen Entgeld erhielten so diese Familien politischen Einfluss in den neu gegründeten Städten.
[3] Harry Denicke, Die Hansestädte, Dänemark und Norwegen. Von 1369 bis 1376, Halle 1880, S.1.
[4] Allein die Bezeichnung „wendische Hansestadt“ birgt Definitionsprobleme: Während Ernst Daenell in „Die Blütezeit der deutschen Hanse. Hansische Geschichte von der zweiten Hälfte des XIV. bis zum letzten Viertel des XV. Jahrhunderts, 2Bd., Berlin 2001, S.304“ und Klaus Friedland in „Die Hanse, Stuttgart 1991, S.141“ Stralsund und Greifswald zu den vorpommerschen und nicht zu den wendischen Städten zählen, sowie Hamburg ebenfalls als Stadt im wendischen Quartier definieren, findet man seltsamerweise ebenfalls bei Daenell die Aufzählung Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald (vgl. Ernst Daenell, Die Kölner Konföderation, Leipzig 1894, S.26). Ein anderer Historiker, welcher diese Städtegruppe, wie angenommen, bestimmt hatte, ist Walter Müller (vgl. Walter Müller, Rostocks Seeschiffahrt und Seehandel im Wandel der Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Seestädte, Rostock 1930, S.10). Diese Städtegruppe soll für diese Arbeit im Folgenden als „wendischen Hansestädte“ gelten. Phillippe Dollinger nennt die letztgenannten Städte, sowie zusätzlich Kiel, Anklam und Stettin im „Bund der wendischen Hansestädte“ (vgl. Phillippe Dollinger, Die mächtige Zeit der Hanse. In: Die Welt der Hanse, Antwerpen 1984, S.391). Ebenso gibt Herman Westphal eine größere Aufzählung an: Hamburg gehört genauso zu dieser Städtegruppe wie Lüneburg – wenn auch nur handels- und nicht territorialpolitisch, Anklam und Demmin (vgl. Hermann Westphal, Die Verhältnisse der wendischen Hansestädte unter einander, zu den Landesherren, zur Hansa, Greifswald 1911, S.7-8). Vgl. Dollinger, Die mächtige Zeit der Hanse, S.399: Dieses Problem ist jedoch auch im gesamthansischen Kontext vorhanden, da es keine Mitgliedsüberprüfung gab und selbst Lübeck kein vollständiges Register der Hansestädte führte.
[5] Fritze: Zur Entwicklung des Städtewesens im Ostseeraum vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. In: Der Ost- und Nordseeraum. Politik – Ideologie – Kultur vom 12. bis zum 17. Jahrhundert, S.10-11.
[6] Ernst Münch: Rostock in der großen Zeit der Hanse. 1265 bis 1522/23. In: In deinen Mauern herrsche Eintracht und allgemeines Wohlergehen, hg. v. Schröder, Rostock 2003, S. 43. Vgl. Schelzel, Hansehandel, S.20: Zuerst 1358 wurde der Begriff „stede von der Dudeschen hense“ nachweisbar benutzt.
[7] Carl von Clausewitz, Vom Kriege, Reinbeck 1992, S.44.
[8] Günter Krause: Das Seekriegswesen in der Geschichte der Hanse. In: Beiträge zur hansischen Kultur-, Verfassungs- und Schiffahrtsgeschichte, Weimar 1998 (Hansische Studien; 10), S.207. Übersetzt heißt das Zitat: „Lasst uns tagfahrten, denn leicht ist das Fähnlein an die Stange gebunden, aber es kostet viel, es in Ehren wieder abzunehmen.“
[9] Vgl. Schelzel, Hansehandel, S.25: Ohne Zweifel waren die sozialpolitischen Verhältnisse in den Städten von Bedeutung, wie man weiter unten - zum Ende der Kölner Konföderation hin - sehen kann, doch wäre ein solch eingeengter Blickwinkel nicht für die Komplexität der Hanse ausreichend.
[10] Ebd., S. 7-8.
[11] Dietrich Schäfer, Das Buch des Lübeckischen Vogts auf Schonen, Lübeck 1927, S. 80.
[12] Friedland, Die Hanse, S.144.
[13] Vgl. Ernst Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse. Hansische Geschichte von der zweiten Hälfte des XIV. bis zum letzten Viertel des XV. Jahrhunderts, 2.Bd., Berlin 2001, S.404: In Nowgorod gingen die Bestimmungen noch weiter. Allein der Besuch der Stadt erforderte die Zugehörigkeit zur Hanse.
[14] Vgl. Volker Henn: Die Hanse und das hansische Handelssystem im 14. Jahrhundert. In: Jörgen Bracker (Hg.), Die Hanse — Lebenswirklichkeit und Mythos (Katalog der Ausstellung des Museums für Hamburgische Geschichte in Hamburg 24. August-24. November 1989), Bd. 1, Hamburg 1989, S.54: Die Vormachtstellung Lübecks gegenüber Visby basiert zum großen Teil auf der Verlegung des Rechtszuges für das Nowgoroder Kontor im Jahre 1293 in die Stadt an der Trave und die territorialpolitischen Veränderungen im Baltikum und der südlichen Ostsee. Vgl. Tore Gannholm, Gotland und die deutsche Hanse. Der Europamarkt des 14. Jahrhunderts, Stånga 1994, S.9-13: Durch die Städtegründungen an der Küste war Gotland mit seiner 2000 jährigen Fernhandelsgeschichte keine zwingende Zwischenstation mehr auf dem Weg von Lübeck nach Russland. Der Rechtszug bedeutete, dass juristische Einsprüche innerhalb der Kaufmannschaft gegenüber dem im St. Petershof sitzenden Richter statt in Visby nun in Lübeck vorgebracht werden mussten. Lübeck bekam mit diesem Einfluss über die Fernhändler eine Bedeutung, die schnell anwuchs und Visby als ernste Konkurrentin im Russlandhandel ausschaltete. Die Verlegung des Rechtszuges charakterisiert auch, dass Gotland lange Zeit der Brückenkopf der „universi mercatores imperii Gotlandiam frequentes“ für den Russlandhandel war. Die Gotlandfahrer als Vorgänger der Hanse zu sehen ist jedoch irreführend, da in ihr viele westfälische Städte wie Dortmund oder Soest von entscheidender Bedeutung waren und es in Visby nie eine Kaufmannshanse gemäß der Semantik des Wortes „hansa“ gab. Im Gegensatz zu England gab es auf Gotland eine stark wachsende deutsche Bevölkerung, welche nach gutnischen Gesetzen lebte. Die Gruppe der deutschen Kaufleute hatte es somit nicht zwingend nötig, sich zu schützen.
[15] Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse, 2.Bd., S.339.
[16] Vgl. Volker Henn, Hansische Tagfahrten in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In: Die hansischen Tagfahrten zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Trier 2001, S.1-2 u. HR I, 1, S.4: Die manchmal ebenfalls als erste gesamthansische Versammlung aufgefasste Versammlung zwischen 1260 und 1264 in Wismar kann eher als Geburtsstunde des wendischen Quartiers bezeichnet werden, da die Beschlüsse mit dem lübischen Recht verknüpft waren, welches nicht in allen Heimatstädten hansischer Kaufleute vertreten war. Weiterhin wurden erst 1356 Ratssendeboten ausgeschickt, um die Belange der Kaufleute zu vertreten.
[17] Vgl. Philippe Dollinger: Die Hanse. In: Kölnisches Stadtmuseum (Hg.), Hanse in Europa – Brücke zwischen den Märkten.12.-17. Jahrhundert (Katalog der Ausstellung des Kölnischen Stadtmuseums 9. Juni-9.September 1973), Köln 1973, S.24-25: Dasselbe Prinzip fand in den Kontoren ebenfalls Anwendung: 1361 wurden die Kaufleute in Nowgorod darüber aufgeklärt, dass die Städte alle Verordnungen beschließen werden. 1365 folgte Bergen, indem die dortigen Kaufleute um eine Vormundschaft der Städte mit Lübeck an der Spitze baten. London ging den gleichen Weg nachdem Eduard III. verschiedenste Privilegien der Hanse missachtete.
[18] Vgl. Heinz Stoob, Die Hanse, Graz 2003, S.160: Die ersten drei Seeblockaden waren 1277 gegen Nowgorod, 1280 gegen Flandern und 1284 bis 1294 gegen Norwegen durchgeführt worden.
[19] Ebd., S.168-169.
[20] Vgl. Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse, 2.Bd., S.289-298: Im Jahre 1380 verallgemeinerte ein Propst die Hanse mit der Definition, dass die Hanse „eine derartige Verbindung [sei], daß alles, was eine ihrer Städte betreffe, auch alle übrigen angehe.“
[21] Henn, Hansische Tagfahrten in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In: Die hansischen Tagfahrten zwischen Anspruch und Wirklichkeit, S.16.
[22] Erich Hoffmann: Konflikte und Ausgleich mit den skandinavischen Reichen. In: Jörgen Bracker (Hg.), Die Hanse — Lebenswirklichkeit und Mythos (Katalog der Ausstellung des Museums für Hamburgische Geschichte in Hamburg 24. August-24. November 1989), Bd. 1, Hamburg 1989. S.56-58.
[23] Thomas Riis, Das mittelalterliche dänische Ostseeimperium, Odense 2003 (Studien zur Geschichte des Ostseeraumes; 4), S.95.
[24] Werni>
[25] Thomas Behrmann, Herrscher und Hansestädte. Studien zum diplomatischen Verkehr im Spätmittelalter, Hamburg 2004, S.88.
[26] Vgl. Schäfer, Das Buch des Lübeckischen Vogts auf Schonen, S.34: Die Beschwerden über die Politik Waldemars IV. waren keinesfalls auf ihn beschränkt. Schon König Magnus von Schweden hat in seiner Herrschaftszeit über Schonen Übergriffe auf Handelsgüter der wendischen Hansestädte geduldet, wenn nicht gar gefördert. Schweden war nicht geneigt, die ehemals dänischen Privilegien für die hansischen Kaufleute zu bestätigen. Dieser Streit ist der erste Versuch einer überkommunalen Verhandlung, wenn auch nur für Lübeck und Rostock, um neue Privilegien. Es kam bis zur Eroberung durch den jungen dänischen König zu keinem Abschluss der Verhandlungen.
[27] Vgl. Lutz Mohr, Die deutsche Hanse. Ein Überblick, Greifswald 2001, S.21: Anzumerken sei hier, dass der Hering aus Schonen erst im 16. Jahrhundert seine Bedeutung auf den Märkten der Ostsee durch die Einfuhr des Nordseeherings verlor. Vgl. Karl Friedrich Olechnowitz, Rostock von der Stadtrechtsbestätigung im Jahre 1218 bis zur bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848/49, 1.Bd., Rostock 1968, S.38: Die Fischerei blieb die gesamte Zeit der Hanse in schwedischer und dänischer Hand, während die Abnahme und der Vertrieb, durch eigens entwickelte Verfahren, wie z.B. Konservierungsverfahren, von der Hanse übernommen wurde und eine große wirtschaftliche Bedeutung erlang. Besonders wichtig war der Hering während der Fastenzeit, in der kein Verzehr von Fleisch erlaubt war. Vgl. Lars Redin: Skanör, Falsterbo und die Hanse. In: Kölnisches Stadtmuseum (Hg.), Hanse in Europa – Brücke zwischen den Märkten.12.-17. Jahrhundert (Katalog der Ausstellung des Kölnischen Stadtmuseums 9. Juni-9.September 1973), Köln 1973, S.195: Der Markt in Schonen war ein internationaler Knotenpunkt. Weiterhin bedeuteten die spezialisierten und vor allem saisonal arbeitenden Fischer und die verarbeitenden Gewerbe einen gewissen Absatzmarkt für andere Produkte. Erst im 15. Jahrhundert wurde dieser Bedarf von einem örtlich sich entwickelnden Handwerk gedeckt. Vgl. Erich Hoffmann, Die Sonderstellung des Landes Schonen im dänischen Reich während des Mittelalters. In: Schonen als Brennpunkt skandinavischer Geschichte, Kiel 1986, S.19: Schonen hatte im Hoch- und Spätmittelalter genauso wie Seeland und Jütland, des öfteren bewiesen, dass es eine „politisch handelnde Körperschaft ist“. So schloss es sich im dänischen Interregnum um 1332 selbstständig dem schwedischen Königreich an.
[28] Vgl. Konrad Fritze: Der Stralsunder Friede 1370. In: Die Geschichte der Stadt Stralsund, Weimar 1984, S.65: Die Summe sollte folgendermaßen aufgeteilt werden: Zu je 1/3 wollten sich Lübeck, Rostock und Wismar, sowie Stralsund und Stettin beteiligen. Vgl. Hanserezesse (folgend HR genannt) 1, Bd.1, S.181-182: Greifswald war zwar nicht beteiligt, wird aber am 19. Mai explizit von Rostock aufgefordert, sich der Verantwortung nicht zu entziehen und die nächste diesbezügliche Versammlung zu besuchen. Vgl. Schelzel, Hansehandel, S.189: Der Hauptgrund für die Neuverhandlung war die Aufforderung des Königs, während der Kämpfe um Schonen, das Gebiet zu verlassen, da er keine Garantie mehr für ihre Sicherheit übernehmen könnte.
[29] Schäfer, Das Buch des Lübeckischen Vogts auf Schonen, S.35.
[30] Mohr, Die deutsche Hanse, S.21.
[31] Vgl. N. Sykum-Nielsen, König Waldemar V. Atterdag von Dänemark. In: Hansische Geschichtsblätter, Köln 1984, S.12-13: Der Anlass für den Angriff auf diese drei Ziele sollte laut der Chronik von Seeland die Androhung der Annullierung der Verlobung seiner Tochter mit Hakon von Norwegen gewesen sein. Dieser sollte stattdessen Elisabeth, die Schwester des Grafen von Rendsburg, zur Schaffung einer antidänischen Allianz heiraten.
[32] Vgl. Friedland, Die Hanse, S.144: Um den Schock bei den hansischen Räten zu verstehen, betrachtet man nur die Verluste dieser Schlacht. Nach damaligen Quellen gab es 1800 Tote. Bei Ausgrabungen auf dem Schlachtfeld im Jahre 1905 fand man 1572 Gefallene. Diese Zahl in mittelalterlichen Relationen verdeutlicht die Tragweite dieser Schlacht, besonders da es sich um die gotländische Landbevölkerung handelte. Vgl. Gannholm, Gotland und die deutsche Hanse. Der Europamarkt des 14. Jahrhunderts, S.18: Für die Stellung der Stadt in der Hanse brachte der Angriff keine entscheidende Bedeutung mit sich: Die dänische Herrschaft wurde schlichtweg ignoriert und die Stadt mit den freien Reichsstädten in Deutschland verglichen.
[33] Jochen Götze, Von Greifswald bis Stralsund. Die Auseinandersetzung der deutschen Seestädte und ihrer Verbündeten mit König Valdemar von Dänemark 1361-1370. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, Köln 1970, S.83.
[34] Vgl. Mohr, Die deutsche Hanse, S.21: Hakon VI. war der Sohn des schwedischen Königs Magnus I., was das Bündnis der beiden Länder in dieser Zeit erklärt.
[35] Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse, Bd.1, S.33: Namentlich nahmen die folgenden Städte an der Greifswalder Konföderation teil: Hamburg aufgrund des dänischen Vorgehens gegen die Insel Helgoland im Jahre 1356, Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Anklam, Stettin, Kiel, Bremen, und Kolberg.
[36] Vgl. Mohr, Die deutsche Hanse, S.22: Die Kriegsziele der Territorialherren waren die Schwächung der dänischen Königsmacht und mögliche Landgewinne, während die Hanse eine auf Schonen gerichtete Zielstellung formulierte. Neben der Handelsfreiheit in ganz Dänemark, wollten sie die Bestätigung der schonischen Sonderrechte, sowie die Überlassung von Festungen, als Friedenspfand.
[37] Götze, Von Greifswald bis Stralsund. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, S.88.
[38] Vgl. Werni>
[39] Vgl. Götze, Von Greifswald bis Stralsund. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, S.86 u. HR 1, Bd. 1, S.184-185: Diese Handelssperre wurde im Gegensatz zu den militärischen Aktionen schon am 1. August in Greifswald beschlossen. Vgl. Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse, 2.Bd., S.407: Eine interessante Randnotiz ist das Statut zur Verhinderung des Außerachtlassens der Handelssperre durch Kaufleute der kriegsteilnehmenden Städte in Form des Umsiedelns. So verboten sie 1362, dass Einwohner auf ihr Bürgerrecht verzichteten und in andere mit Dänemark nicht im Krieg befindliche Städte übersiedelten. Diese sollten nie wieder das Bürgerrecht einer Hansestadt erlangen können. Vgl. Westphal, Die Verhältnisse der wendischen Hansestädte unter einander, zu den Landesherren, zur Hansa, S.24: Weiterhin findet man in den Quellen den Fall eines Rostockers, der 1361 Hopfen nach Dänemark geliefert hatte, und folgend aus der Stadt verbannt wurde.
[40] Mohr, Die deutsche Hanse, S.22.
[41] Fritze/ Krause, Seekriege der Hanse, Berlin 1997, S.79.
[42] Götze, Von Greifswald bis Stralsund. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, S.87, 89.
[43] Vgl. Mohr, Die deutsche Hanse, S.22: Besonders für Rostock war diese Niederlage von Bedeutung, da noch 1364 83 Rostocker Bürger, unter ihnen Bertold Stoltenberg, der Kriegshauptmann des Rostocker Kontingents und einige Ratsherren, in dänischer Gefangenschaft waren. Vgl. Hildegard Thierfelder, Rostock-Osloer Handelsbeziehungen im 16. Jahrhundert. Die Geschäftspapiere der Kaufleute Kron in Rostock und Bene in Oslo, Weimar 1958, S.6: Pro Ratsherrn wurde ein Lösegeld von 1500 Mark lüb. veranschlagt. Vgl. Peter Baumann, Abenteuer Hanse-Kogge, Stuttgart 1992, S.114: Insgesamt sollen 40 Kieler, 125 Rostocker, sowie 36 Lübecker gefangenen genommen worden sein. Die Lösegeldforderung betrug insgesamt 40.000 lübische Pfennig. Vgl. Götze, Von Greifswald bis Stralsund. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, S.90: Diese Lösegeldforderung, sowie die schlechte Behandlung der Gefangenen bildete nach dem Waffenstillstand den Hauptbeschwerdepunkt der Städte gegenüber Waldemar.
[44] Ebd., S.88.
[45] Vgl. Daenell, Die Kölner Konföderation, S.4: Im Gegensatz zu Wernicke (FN47) wird in anderer Literatur Wordinborg nicht als Waffenstillstandsabkommen sondern als Friedensvertrag bezeichnet. Dem zuvor wurde in Rostock vom 16. November 1362 bis 6. Januar 1364, welcher am 21. Juni 1364 in Stralsund verlängert wurde, ein Waffenstillstand ausgehandelt. Zu den wenigen bestätigten Privilegien gibt Daenell an, dass viele nur auf sechs Jahre beschränkt waren und andere unverhandelt blieben. Zusammengefasst klaffte die schonische Realität und die Forderungen der wendischen Städte immer noch stark auseinander. Vgl. Behrmann, Herrscher und Hansestädte, S.180: Die Waffenstillstände zu Rostock und Stralsund entstanden durch eine Gesandtschaft Waldemars, bei der Vicko Moltke den Vorsitz innehatte. Vgl. Götze, Von Greifswald bis Stralsund. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, S.93-95: Interessant ist, dass die verschiedenen Waffenstillstandsabkommen nicht direkt aufeinander folgten: Zwischen dem 6. Januar und 21. Juni 1364 befanden sich die Städte offiziell im Krieg mit Dänemark. So wurde im Mai des Jahres in Lübeck ernsthaft über einen Waffengang diskutiert, gleichwohl niemand die Kosten und die Verantwortung übernehmen wollte. Durch fürstliche Vermittlung wurde dann doch ein neuer Stillstand beschlossen.
[46] Vgl. ebd., S.89-90: Die nordischen Herrscher Hakon IV. und sein Vater Magnus beschwerten sich später, dass sie von der Niederlage bei Helsingborg zu spät erfuhren und dass sie von dem Waffenstillstand zu Rostock ausgeschlossen wurden, was den verlustreichen Kampf gegen Waldemar zwingend fortsetzte.
[47] Werni>
[48] Mohr, Die deutsche Hanse, S. 22.
[49] Daenell, Die Kölner Konföderation, S.4. Vgl. Götze, Von Greifswald bis Stralsund. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, S.90-91: Das interessante ist, dass König Magnus von Schweden, wahrscheinlich aufgrund des Konfliktes mit Dänemark, die Verlobung mit Magrethe löste und Hakon mit Elisabeth von Holstein verloben wollte. Waldemar gelang die Gefangennahme Elisabeths und erpresste so die Verlobung seiner Tochter mit dem norwegischen König und die Verhandlungsbereitschaft der Grafen von Holstein.
[50] Ebd., S.91.
[51] Mohr, Die deutsche Hanse, S. 22. Vgl. Baumann, Abenteuer Hanse-Kogge, S.115: Der Anlass war die Beschlagnahmung preußischer Schiffe von Seiten Waldemars und die Sperrung der Sunddurchfahrt für diese. Vgl. Behrmann, Herrscher und Hansestädte, S.95: Interessant ist, dass in dem internen Rezess hierüber der König keine „dominus“ Titulierung erfahren hat. In der an den König adressierten Korrespondenz, gab es jedoch ohne Ausnahme eine solche Anrede.
[52] Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse, Bd.1, S.38.
[53] Werni>
[54] Ebd., S.39.Vgl. Ralf-Gunnar Werlich: Rostocks Stellung in den Auseinandersetzungen um die Herrschaft in den nordischen Ländern insbesondere in den Kämpfen um die Krone Schwedens im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts. In: Rostock im Ostseeraum in Mittelalter und früher Neuzeit, Rostock 1994, S.68-69: In der zweiten Generation der Wulflams, hatte es Bertram Wulflam 1364, nach fünfjähriger Ratsmitgliedschaft geschafft, Bürgermeister zu werden. Seine aktive hansische Karriere ging über den Stralsunder Frieden, der ohne Zweifel den Höhepunkt darstellte, bis 1385. Durch Ämterhäufung konnte er unter anderem die Stadtkasse nach seinem Gutdünken verwalten, welches zwar die Stellung seiner Familie in der Stadt ungemein anhob, jedoch auch zum Sturz der Wulflams 1391 beitrug.
[55] Horst Werni>
[56] Götze, Von Greifswald bis Stralsund. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, S.84-86.
[57] Daenell, Die Kölner Konföderation, S.3.
[58] Vgl. M. Puhle, Kölner Konföderation. In: Bautier (Hg.), Lexikon des Mittelalters, Bd.5, München 1991, Sp. 1268: Daneben befanden sich noch Ratsendeboten aus Kulm, Thorn, Elbing, Kampen, Harderwyk, Elburg und Briel in Köln.
[59] Götze, Von Greifswald bis Stralsund. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, S.109: Entgegen den 2450 Mann aus dem ersten hansisch-dänischen Krieg wurden nur 1950 Mann aufgestellt. Schäfer sieht als Ursache zwei plausible Gründe: Zum einen führte die Pest zu einer Bevölkerungsverringerung und zum anderen vertrauten die initiierenden Städte den kommunalen und feudalen Bündnispartnern mehr.
[60] Vgl. Anhang 8.: Das pundgheld wurde in marken und penninghe aus dem Lubeschen, Zundeschen und dem Pruceschen angegeben.
[61] Dollinger: Die Hanse. In: Hanse in Europa – Brücke zwischen den Märkten, S.26.
[62] Siehe Anhang 8.
[63] Vgl. Fritze/ Krause, Seekriege der Hanse, S.124: Im Gegensatz zu der Greifswalder Konföderation wurden in Köln ebenfalls Sanktionen verfasst, was mit Mitgliedern passieren sollte, die nicht dem Bündnis beitreten oder dieses später brechen sollten. Alles in allem war die Verhansung einer Stadt, d.h. der Ausschluss aus der Gemeinschaft das letzte Mittel, die Umsetzung der Beschlüsse zu erzwingen. Dies kam durch den monopolistischen Gedanken der Hanse einer Isolation gleich, vorausgesetzt alle halten sich an den Boykott und die Konkurrenzhändler aus bspw. England nutzen nicht die Situation, um die Stellung der Hanse zu übernehmen. Hier lag auch die Gefahr einer Verhansung. Vgl. Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse, Bd.1, S.40-41: Die Binnenstädte lehnten zum großen Teil eine aktive Beteiligung ab, da sie „es nicht gewohnt sei[en], für Seekriege der Städte Beihilfe zu leisten.“ Vgl. Ebd., S. 51: Kampen, welches sich als einzige Stadt für Dänemark aussprach wurde 1383, kurz vor Ablauf der Kölner Konföderation, vertraglich daran gebunden, sich in Zukunft dem Willen des allgemeinen hansischen Kaufmanns unterzuordnen. Vgl. Westphal, Die Verhältnisse der wendischen Hansestädte unter einander, zu den Landesherren, zur Hansa, S.11: Trotz enger wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit Lübeck weigerte sich Hamburg, gegen Dänemark in den Krieg zu ziehen. Ende der 70er Jahre kommt es zu keinem anteiligen Beitrag für die Friedeschiffe, was Lübeck später bestrafte. Vgl. Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse, Bd.2, S. 315: Das gleiche Problem der Uneinigkeit existierte auch auf den Versammlungen. Um einen strengeren Ton anzuschlagen wurde erst 1430 beschlossen, dass abwesende Städte 1 Mark Gold bezahlen mussten, was zur Not mit der zeitweisen Konfiszierung von Gütern erzwungen wurde. Obgleich sich selten alle Städte daran hielten, so mit dem bestraften Mitglied umzugehen, war dies eine schwere wirtschaftliche Strafe, wie das Beispiel der Stadt Köln beweist.
[64] Vgl. Behrmann, Herrscher und Hansestädte, S.180-181: Interessant ist, dass zwischen 1365 und 1369 sechsmal hochrangige Vertreter des Königs zu Gesprächen in die wendischen Städte kamen, jedoch keine einzige hochrangige hansische Gesandtschaft nach Dänemark. Auf eine direkte Aufforderung des Bischofs von Ripen hierzu entgegneten die Ratssendeboten 1367, sie hätten keine Vollmacht ihrer Heimatstädte, selbst nach Dänemark zu fahren. Dies mag von Arroganz zeugen oder von einem starken Selbstbewusstsein, dass die Bildung der Kölner Konföderation den politischen Druck auf Dänemark ungemein vergrößerte.
[65] Vgl. Dollinger: Die Hanse. In: Hanse in Europa – Brücke zwischen den Märkten, S.27-28: Demgegenüber steht eine größere Anzahl von kleinen Städten, die jene Privilegien der Kontore genossen, die größere Städte im Namen der Hanse errungen hatten. Diese „Beistädte“, nach neueren Forschungen 130 an der Zahl, waren über den gesamten Norden Europas verteilt. Die größte Dichte war in Westfalen. Oft gab es keinen offiziellen Beitritt. Allein der Austritt aus Kostengründen oder der Umstand, dass die Kaufleute die Kontore nicht mehr besuchten, ist oft ein Indiz für die Mitgliedschaft in der Hanse.
[66] Werni>
[67] Mohr, Die deutsche Hanse, S.22-23.
[68] Daenell, Die Kölner Konföderation, S.6-8. Vgl. Götze, Von Greifswald bis Stralsund. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, S.110: Interessant ist, dass die Hanse in Wismar Vermittler zwischen den einzelnen Adligen war. Sie selbst konnte dem Bündnis nicht beitreten, da sie Waldemar offiziell einen letzten Verhandlungstermin, dem 2. Februar 1368 angeboten hat. Vgl. Fritze/ Krause, Seekriege der Hanse, S.82: Doch selbst die Schadensersatzforderung der Hanse, zur friedlichen Einigung, wurde in der Abschlussurkunde der Kölner Konföderation auf 150.000 Mark reinen Silbers beziffert. Diese Summe wäre selbst bei dem Willen Waldemars IV. nie bezahlbar. Daher waren die letzten Verhandlungen nur pro forma und dienten vielleicht eher dem Ziel, auf die Gesuche der Adligen, dem Bündnis im vollen Maße direkt beizutreten ausweichend antworten zu können.
[69] Daenell, Die Kölner Konföderation, S.7.
[70] Vgl. Daenell, Die Blütezeit der deutschen Hanse, Bd.1, S.39-40: Genauso wie in der Greifswalder Konföderation konnten sie kein allgemeines Verbot für die Sunddurchfahrt durchsetzen. Stattdessen sollte jeglicher Handel zwischen Ost- und Nordsee auf die Landverbindung Lübeck-Hamburg umgelegt werden. Bereits hier erkennt man schon die Dominanz Lübecks, welches am stärksten von einer solchen Verordnung profitieren würde.
[71] Götze, Von Greifswald bis Stralsund. In: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 88, S.112,115 u. HR 1, Bd.1, S396. Vgl. HR 1, Bd.1, S.406: Auf der Versammlung in Lübeck tritt Greifswald auch der Konföderation bei, um so leichter an den von Albrecht erteilten Privilegien partizipieren zu können.
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- Matthias Widner (Author), 2006, Die Bedeutung der wendischen Hansestädte zur Zeit der Kölner Konföderation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125158
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