Stellen wir die Vergangenheitstempora der zwei Sprachen gegenüber, so stellt sich uns die Frage, wie der italienischsprachige Lernende die deutsche und der deutschsprachige Lernende die italienischen Gebrauchsbeschränkungen der Vergangenheitstempora mit seinem jeweiligen muttersprachlichen Vorverständnis zu verstehen vermag.
Hieraus ergeben sich für den italienischsprachigen Lernenden der deutschen Sprache folgende interessante Fragen:
1.In welcher Art gehört das Präteritum zu einer höheren Stilebene als das Perfekt?
2.In welchen bestimmten Kontexten klingt das Perfekt und in welchen das Präteritum natürlich bzw. unnatürlich?
3.Wie lassen sich die Konturen, mit denen ein Sprecher eine Situation in sprachlichen Kontext repräsentieren will, erschließen?
Für den deutschsprachigen Lernenden der italienischen Sprache ergeben sich hingegen folgende interessante Fragen:
1.Welche Gebrauchsbeschränkungen gibt es für das passato remoto und welche für das passato prossimo?
2.Wann gebrauche ich das imperfetto?
3.Wie verhält sich der Gebrauch der Vergangenheitstempora in den italienischen Medien?
4.Welche Vergangenheitstempora gebrauche ich für die mündliche Erzählung?
Der richtige Gebrauch der fünft italienischen Vergangnheitstempora ist für einen deutschspragigen Lernenden sehr schwer. Der Gebrauch von imperfetto, passato prossimo, passato remoto ist ausschließlich von inhaltlichen Momenten abhängig, die sich aus dem Kontext ergeben. Der Austausch der drei Vergangenheitstempora würde den Inhalt eines Satzes gravierend verändern bzw. in vielen Fällen erst gar nicht möglich sein. Ein deutsches Imperfekt entspricht nicht automatisch den italienischen imperfetto usw. Die Lehrbücher für Schule und Studium behelfen sich hierbei mit Ausdrücken wie: Dauer, Wiederholung, begrenzt, einmalig, wirklich vergangen, weit zurückliegend, bis in die Gegenwart bedeutend usw. Es liegt auf der Hand, dass der Interpretationsspielraum sehr groß ist. Schwierig zu verstehen ist die Unterscheidung zuwischen morphologisch-grammatischen Begriff des Aspekts und der lexikalisch-semantischen Kategorie der Aktionsart. Die Individualisierung dieses Unterschieds ist für ein Lehrer der italienischen Sprache jedoch von hervorragender Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
1 Sprachiibergreifende und allgemeine Erkl a rungen zum Thema Tempora
1.1. Natiirliche Zeit versus grammatische Zeit
1.2. Darstellungssystem nach Reichenbach
1.3. Formen des Verbs
1.4. Lexikalische Temporalitat
1.5. Morphologische Temporalitat
1.6. Aspektdefinition
1.7. Aktionsartdefinition
1.8. Terminologischer Abriss Aspekt / Aktionsart
1.9. Aktionsarten
2 Vergangenheitstempora in der deutschen Sprache
2.1. Formensystem des Verbs
2.1.1. Konjugation
2.1.2. Bildung der Vergangenheitsformen mit „haben" und „sein"
2.2. Der Gebrauch des Pr a teritums, Perfekts, Plusquamperfekts
2.2.1. Das Prateritum
2.2.2. Perfekt zur Bezeichnung eines zukiinftigen Geschehens
2.2.3. Perfekt zur Bezeichnung eines vergangenen Geschehens
2.2.4. Plusquamperfekt zur Bezeichnung eines vergangenen Geschehens
2.3. Austauschbarkeit des Pr a teritums und des Perfekts
2.3.1. Das Prateritum in der gesprochenen Hochsprache
2.3.2. Entwicklung von der synthetischen zur analytischen Form
2.3.3. Prateritum in der gesprochenen Sprache mit Hilfs- und Modalverben
2.3.4. Austauschbarkeit von Prateritum und Perfekt
2.4. Der Pr a teritumsschwund in der oberdeutschen gesprochenen Sprache
2.4.1. Das Widereindringen des Prateritums
2.4.2. Asthetenprateritum
3 Vergangenheitstempora in der italienischen Sprache
3.1. Formensystem des Verbs
3.2. Bildung der Vergangenheitsformen
3.3. Der Gebrauch der verschiedenen Vergangenheitsformen
3.3.1. Der Gebrauch des Passato prossimo
3.3.2. Der Gebrauch des Passato remoto
3.3.3. Der Gebrauch des Imperfetto
3.3.4. Der Gebrauch des trapassato prossimo
3.3.5. Der Gebrauch des trapassato remoto
3.3.6. Imperfetto und Passato remoto im Satzgefiige
3.3.7. Periphrastische Form mit „stare" und Gerundium
4 Fazit
1. Sprachilbergreifende und allgemeine Hinweise zum Thema Tempora
1.1. Natiirliche Zeit versus grammatische Zeit
„Die deutsche Sprache ebenso wie das Italienische ist in der Lage, allein mit einer „tempusmarkierten" Form, nämlich dem Präsenz, zukunfts- und vergangenheitsgerichtete Reflexionen ilber das Phänomen Zeit anzustellen. Es muss also so etwas wie eine „grammatische Zeit" geben, die beispielsweise morphematischen Ausdruck in der Sprache gefunden hat. Ziel dieser Tempuskategorie ist es, mit Hilfe von anderen morphologischen, lexikalischen und kontextuellen Mitteln im weitesten Sinne einen Bezug zur „natilrlichen Zeit" herzustellen, wenn dieser Bezug durch Situation oder Kontext gefordert wird"(...) ( Klein, Horst. G. — Tempus, Aspekt, Aktionsart — o.O. Niemeyer Verlag o.J. Seite 5)
1.2. Darstellungssystem nach Reichenbach
- Ereigniszeitpunkt (point of Event) E, bezeichnet den Zeitpunkt, zu dem das Ereignis stattfindet, das durch das Verb ausgedrilckt wird;
- Sprechzeitpunkt (point of speech) S, bezeichnet den Zeitpunkt, zu dem der Sprecher den entsprechenden Satz äuBert;
- Betrachtungszeitpunkt (point of reference) B, bezeichnet einen Zeitpunkt, in Verhältnis zu dem das Ereignis situiert wird.
Perfekt und Präteritum bzw. perfetto und imperfetto dienen dazu, Ereignisse, die in der Vergangenheit stattgefunden haben, zu kennzeichnen. Ihnen ist also das Strukturmerkmal — E — S gemeinsam.
(Vergl. Hentschel, Elke — Handbuch der deutschen Grammatik — Berlin Gruyter Verlag 1990 Seite 99)
1.3. Formen des Verbs
A. Synthetisch (von griech. Synthesis, Zusammensetzung) werden grammatikalische Verfahren genannt, bei denen in einem Wort zugleich sowohl dessen Inhalt als auch seine grammatischen Bedingungen ausgedrilckt werden. B. Analytisch (von griech. Analysis, Auflösung) sind dagegen diejenigen Formen, bei denen die Wortbedeutung und der Ausdruck grammatikalischer Bestimmungen auf verschiedene Wörter verteilt ist.
(Vergl. Hentschel, Elke — Handbuch der deutschen Grammatik — Berlin Gruyter Verlag 1990 Seite 88)
1.4. Lexik a lische Tempor a lit a t
[...] „Ein umgangssprachlicher Satz wie „morgen sehe ich mir mal den Film an", ist durch das Temporaladverb „morgen" zeitlich ausreichend charakterisiert. Das Temporalmorphem in „sehe" hat seinen Zeitstellenwert verloren."
( Klein, Horst. G. — Tempus, Aspekt, Aktionsart — o.O. Niemeyer Verlag o.J. Seite 28)
1.5. Morphologische Temporalitat
[...]"Die weitaus häufigste Art der Tempusmakierung in den romanischen Sprachen wird
durch das entsprechende Tempusmorphem vollzogen"(...)
( Klein, Horst. G. — Tempus, Aspekt, Aktionsart — o.O. Niemeyer Verlag o.J. Seite 29)
1.6. Aspektdefinition
Unter dem Begriff „Aspekt" versteht man die Verlaufsweise eines verbalen Geschehens im Blick auf sein Verhaltnis zum Zeitablauf.
a) durativ / Imperfekt (langer andauernd) schlafen, bliihen, essen;
b) perfektiv / punktuell ( mit zeitlicher Begrenzung) entweder ingressiv, ichoativ (Beginn) wie in einschlafen, erbliihen oder resultativ (Abschluss, Vollendung) wie in verbliihen, aufessen;
( Vergl . Klein, Horst. G. — Tempus, Aspekt, Aktionsart — o.O. Niemeyer Verlag o.J.)
1.9.Aktions a rtdefinition
Als Aktionsart eines Verbs bezeichnet man die Verlaufsweise und die
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.11. Aktionsarten
Telische Verben: natarliches, dem Verb inharentes Ende,
- Zustandswechsel: aufstehen, erwachen
Atelische Verben: kein Endzustand, andauernd
- gehen, schlafen, lesen
Test: er tut XY Stunden lang
Aktivitaten: dynamische Prozesse
- gehen, essen, singen
Zustande: nicht dynamisch
- XY sein, XY haben, wissen
Test: sein + beim/am
Accomplishment: dynamische Prozesse mit beschrankter Dauer
- Schreiben, lesen, schaffen
Achievment: dynamische Prozesse, nicht durativ
- aufwachen, rufen, aufstehen
Test: in/binnen zwei Stunden
2.Vergangenheitstempora in der deutschen Sprache
2.1. Formensystem des Verbs
2.1.1. Konjugation
Das Verb ist die einzige Wortklasse, deren Elemente konjugiert, d.h. in Person, Numerus, Tempus, Genus und Modus verändert werden können.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Indikativ des Prateritums wird bei den regelmaBigen Verben gebildet, indem zwischen Stamm und Personalendung ein — t — eingefügt wird. In der 2. Pers. Sing. und Pl. Wird nicht nur ein — t - , sondern — te — eingefügt. In der 3. Pers. Sing. — die schon im Prasens auf — t ausgeht — wird im Prateritum der regelmaBigen Verben ein zusatzliches —e angefügt. In der 2. Pers. Sing., 3. Pers. Sing. und 2. Pers. Pl. wird zwischen dem Stamm einerseits und dem Prateritumskennzeichen -t und der Personalendung andererseits ein -e- eingef•gt, wenn der Stamm auf —d oder —t endet. (du red-e-t-est)
Perfekt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
- Citar trabajo
- Anónimo,, 2009, Vergangenheitstempora Deutsch-Italienisch, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125147
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