Diese Arbeit beinhaltet Fragestellungen zum Thema Mobbing und versucht diese zu klären. Es werden Annahmen aufgestellt, die anschließend als falsch oder richtig eingestuft und begründet werden.
Leitfragen sind:
Welche Annahmen über Täter und Opfer sind richtig?
Übernehmen die Mitschüler eine Rolle beim Mobbing?
Wie sollte eine Lehrkraft reagieren, die von Mobbing in seiner Klasse erfährt?
Welche Konsequenzen kann Mobbing für das Opfer haben?
Inhalt
Welche Annahmen über Täter und Opfer sind richtig?
Übernehmen die Mitschüler eine Rolle beim Mobbing?
Wie sollte eine Lehrkraft reagieren, die von Mobbing in seiner Klasse erfährt?
Welche Konsequenzen kann Mobbing für das Opfer haben?
Literatur
Welche Annahmen über Täter und Opfer sind richtig?
Annahme: Der Täter trägt alleine die Verantwortung für die Situation.
Falsch!
Begründung: Der Täter trägt nicht die alleinige Verantwortung für den Mobbing-Prozess. Mobbing ist ein originär sozialer Akt. Dies bedeutet, dass „sowohl die Einstellung der Mitschüler zu Bullying, aber auch bestimmte Rollenverteilungen innerhalb der Klasse“ Salmivalli, Lagerspetz, Björkvist, Österman & Kaukianien, 1995; zitiert nach Schäfer, 1996) einen Beitrag dazu leisten. Studien haben bestätigt, dass zwischen 85 und 88% der Mitschüler in Episoden von Mobbing anwesend sind. Mehr Informationen darüber, welche wichtige Rolle die Mitschüler beim Mobbing haben, werden später noch genauer dargestellt.
Annahme: Opfer und Täter müssen die Situation unter sich klären.
Falsch!
Begründung: Man könnte annehmen, dass diese Annahme stimmt, da Mobbing meist „nur“ mit einem Konflikt zwischen Opfer und Täter beginnt, der nicht bearbeitet wurde. Der Konflikt tritt im Laufe des Mobbing-Prozesses jedoch immer weiter in den Hintergrund, sodass aus dem ursprünglich sachlichen Konflikt eine persönliche Auseinandersetzung mit „Zuschauern“ wird (Kidsmobbing, 2007). Beide Seiten ändern ihr Verhalten im Laufe der Zeit: Der Täter wird aggressiver, da er merkt, dass sein Verhalten ihm einen besseren sozialen Status sichert. Das Opfer wird ängstlicher, isoliert sich mehr und mehr, bis es alleine dasteht (Schäfer, o.J.). In einer solchen Situation sind Täter und Opfer nicht in der Lage, das Problem alleine unter sich zu klären. Die Annahme, dass Mobbing von selbst endet, wenn man es ignoriert ist ebenso falsch wie die Annahme, dass Opfer und Täter es unter sich klären können. Wie bereits kurz angedeutet, spielen auch die Mitschüler eine große Rolle im Mobbing-Prozess. Auch in diesem Kontext muss interveniert werden. Die Situation sollte also, wenn dies möglich ist, mit Hilfe von Außenstehenden mit allen Mitschülern im sozialen Kontext geklärt werden!
Annahme: Wenn ein Opfer den Mitschülern mehr entgegenkommt, verbessert sich seine Situation.
Falsch!
Begründung: Täter, die mobben, suchen sich meist Kinder heraus, die sozial schwach positioniert sind (allgemeine Definition der Opferrolle). „Voreingestellte“ Schemata der Mitschüler wie z.B. „Weichei“ oder „Verlierer“ werden durch die aggressiven Attacken des Täters und die darauf folgenden „inadäquaten“ Reaktionen des Opfers (z.B. weinen, schreien, Hilflosigkeit…) aktiviert. Geschieht dies immer wieder in gleicher Weise, führt es dazu, dass „auch rollenabweichendes Verhalten des Opfers eher rollenkonsistent wahrgenommen wird“ (Fiske & Morling, 1995, zitiert nach Schäfer, o.J.). Einmal gefasste negative Einstellungen unter Kindern und Jugendlichen sind auffällig resistent gegen Veränderung – somit würde es an der negativen Einstellung der Mitschüler nichts ändern, wenn das Opfer den Mitschülern mehr entgegenkommt oder zwischendurch souverän auf die Attacken reagiert. Auch wenn das Opfer den Täter einfach ignoriert, stehen lässt oder sogar auslacht besteht immer die Gefahr, dass sich nichts ändert – im Gegenteil: das Opfer wird in seinem Handlungsspielraum nach und nach immer weiter eingeschränkt (Schäfer, o.J.).
Annahme: Täter mobben, weil sie mit sich selbst unzufrieden sind.
Richtig!
Begründung: Der Erfolg, den ein Kind hat, Beziehungen in der sozialen Welt zu haben und selbst Bedingungen zu erzeugen, dass es sich erfolgreich anpassen kann, wird durch den Selbstwert reflektiert. Wenn man bisherige Forschungen miteinander vergleicht, so erhält man eher strittige Zusammenhänge zwischen dem Selbstwert des Täters und Mobbing. Olweus berichtete 1989 von einem überdurchschnittlichem Selbstwert (nur bei Jungen), wohingegen O’moore und Hillery (1991) einen stark negativen Zusammenhang beschreiben. Dies wurde mit dem Ergebnis, dass die Frage des Zusammenhangs zwischen Selbstwert und Mobbing vorerst unbeantwortet bleiben muss, von Rigby und Slee (1993) kritisch diskutiert. Neuere Ergebnisse jedoch zeigen, dass es eine Verbindung zwischen dem Selbstwert eines Täters und seiner Tat gibt. 1996 berichteten Rigby und Cox „einen Zusammenhang zwischen Delinquenz und geringem Selbstwert sowie Bullying und späterem delinquenten Verhalten“ (zitiert nach Schäfer, 1996). Es ist also empirisch erwiesen, „dass Bullying vor allem dann mit späterer Delinquenz in Verbindung steht, wenn die Täter nur wenig Selbstwert haben“ (zitiert nach Schäfer, 1996).
Ebenso unterscheiden sich Täter von normalen Kindern signifikant durch eine geringere Kompetenzeinschätzung. Das aggressive Dominanzstreben der Täter ist der Antrieb für Mobbing. Sie viktimisieren Schwächere gezielt physisch und/oder psychisch um ihren sozialen Status in der Klasse aufzuwerten. Es sind meistens Schüler, die auf Kosten anderer ihr eigenes, mangelndes Selbstbewusstsein stärken wollen (Schäfer & Korn, 2001).
Ausserdem war der häufigste Grund, den Täter in Umfragen für ihr aggressives Verhalten angaben, der Gruppenzwang. Ebenso angegeben wurden das eigene Elternhaus, schlechte Schulleistungen und geringes Selbstbewusstsein. Die Täter fühlen sich in vielen Fällen in ihrem sozialen Umfeld nicht genug gewürdigt und machen einen Mitschüler nieder, um die eigene Überlegenheit und Stärke zu demonstrieren (Schäfer, 1998).
Die große Bandbreite an theoretischem Wissen über die Vielseitigkeit aggressiven Verhaltens, das sie meist durch Beobachtung der Eltern, Geschwister, Peers oder ihrer Fernsehhelden gelernt haben, wird nur dann in konkretes Verhalten umgesetzt, wenn sie sich einen Vorteil davon versprechen „und die Konsequenzen des aggressiven Handelns kognitiv als Erfolg evaluieren“ (Schäfer, o.J.). Die Täter denken, dass sie durch den Einsatz von Aggression das bekommen, was sie wollen: Ansehen in der Klasse. Gelingt ihnen dies, sind sie zufrieden(er).
Annahme: Das Opfer kann seine Situation selbst am wenigsten ändern.
Richtig!
Begründung: Wie bereits oben erwähnt, ist es für das Opfer nicht möglich, alleine etwas an seiner Situation zu ändern. Einem Kind, das immer wieder schikaniert wird, wird eine „Rolle“ zugeschrieben, die es als „Looser“ o.ä. dastehen lässt. Die Mitschüler nehmen dies wahr und haben eine Einstellung gegenüber dem Opfer, die es sehr schwer wieder verändern kann. Durch die Dynamik von Mobbing wird das Opfer in seinem Handlungsspielraum immer weiter eingeschränkt und der Täter wiederum bekommt immer mehr „Spielfeld“ zugeschrieben. Passt sich das Opfer seiner zugeschriebenen Rolle an, ändert dies nichts an der Einstellung der Mitschüler – im Gegenteil: Die Einstellungen verfestigen und verstärken sich immer mehr. Ignoriert es die Attacken, was auf Dauer nur schwer und nicht folgenlos durchzuhalten ist, kann es dadurch auch nichts an der Situation ändern. Der Täter und die Mitschüler würden sich nur weiter aufschaukeln. Würde man beispielsweise dem Opfer Therapiemaßnahmen anbieten und mit ihm dort die Erwartung aufbauen, dass es besser mit der Situation umgehen kann, würde der Täter die Reaktions- oder Verhaltensänderung des Opfers zum Anlass nehmen, „jetzt aber erst recht zu zeigen, wer in der Klasse das sagen hat“ (Schäfer, o.J.). Erneut würde das Opfer die Machtlosigkeit gegenüber dem Täter erkennen und mit der zusätzlich mangelnden Unterstützung durch die Mitschüler zu noch größerer Verzweiflung kommen.
Wichtig wäre es primär jedoch, dass sich ein Opfer trotz großer Ängstlichkeit mehreren Leuten anvertraut damit man gemeinsam auch Sanktionen gegen den Täter durchführen kann. In diesem Rahmen wären Trainingsmaßnahmen auf der gesamten Klassenebene sehr sinnvoll, um eine „Rekalibrierung der sozialen Normen der Klassengemeinschaft“ herbeizuführen.
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- Citar trabajo
- Dr. Stephanie Sasse (Autor), 2007, Mobbing in der Schule, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125094
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