Die folgenden Texte wurden übernommen aus dem Heft “Anekdoten,
Beobachtungen und philosophische Betrachtungen", dem Heft “Persönliche
Gedanken, Aufzeichnungen und philosophische Betrachtungen, Heft 1 (Januar
1988 bis März 1987)” und dem Heft “Persönliche Gedanken, Aufzeichnungen
und philosophische Betrachtungen, Heft 2 (Oktober 1986 bis Juni 2001)”.
Sie wurden in ihrem Wortlaut nicht verändert. Damit wurden auch einige
Irrtümer und Ungereimtheiten sowie unpräzise und vage Formulierungen
übernommen. Die hier präsentierten Meinungen und Ansichten müssen
gegenwärtig nicht mehr zwangsläufig vom Verfasser geteilt werden. Das betrifft
vor allem Beiträge des Kapitels “Über den Menschen”. In vielen Punkten
vertrete ich heute einen anderen, gemäßigteren Standpunkt.
Inhaltsverzeichnis
Teil 1: Philosophische Texte
A. Frühe Texte
1. Tiere
1.1 Die Katze
1.2 Der Hund
1.3 Das Tier überhaupt
2. Die Philosophie
3. Vergangenheit, Zukunft und Fortschritt
4. Der Solo-Futurismus
5. Beurteilung der Künste
6. Betrachtungen über die Kunst
B. Philosophische Betrachtungen
I. Die Frage nach Gott und dem Wesen der Welt
1. Die Frage nach einem Gott
1.1 Natur ohne Moral und Sinn des Lebens
1.2 Plan der Weltzusammenhänge
1.3 Theorie vom gewesenen Gott (“Urpartikel-Theorie”)
2. Aufbau und Beschaffenheit der Welt
2.1 Formen statt Normen
2.2 Über die Unzulänglichkeit aller Prämissen und das Unvermögen
des Menschen, die letzten Geheimnisse der Welt zu lüften
(Theorie der Horizonte)
2.3 Das Weder-Noch-Prinzip
2.4 Vier Möglichkeiten die Welt zu betrachten
2.5 Grenzen menschlicher Erkenntnis
3. Trinitätslehre und die Stufen der Entwicklung alles Seienden
II. Über den Menschen
1. Über die Selbstverwirklichung
2. Leben heißt Leiden
3. Die Erinnerung
4. Die Gespaltenheit des menschlichen Wesens
5. Die Macht des Pseudo-Ichs über das wahre Selbst
5.1 Reaktionsmöglichkeiten auf den eigenen Willen
5.2 Offene ethische Fragen zum Thema WILLE
6. Fragestellung zu verschiedenen philosophischen Themen
6.1 Leben nach dem Tod
6.2 Freiheit
6.3 Höchstes erstrebenswerte Ideal
6.4 Beziehung des einzelnen Menschen zur gesamten Menschheit,
zum Kosmos und zur Schöpfung
7. Theorie von den unzähligen Welten
8. Über die Vergeblichkeit der Suche nach dem wahren Glück
9. Über die Frauen
10. Nonkonformismus im Gegenspiel zu gesellschaftlichen Regeln
11. Der Mensch – zur Arbeit verdammt oder zum Leben verurteilt?
12. Skizze eines utopischen Staatssystems
13. Das verlorene Paradies – Thema einer TV-Sendung vom 12.10.1998
14. Die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies –
Eindrücke nach dem Kinofilm “The Beach”
15. Methoden, um mit der Unvollkommenheit der Welt klarzukommen
16. Persönliche Aufzeichnungen zur Frage nach dem Bösen
C. Gleichnisse
1. Turmgleichnis
2. Das Walnuss-Gleichnis oder die Frage nach der Bestimmung von
Materie
3. Das Elefanten-Gleichnis oder Betrachtung über unsere Vorstellungswelt
4. Das Kakerlaken-Gleichnis oder Definition der Begriffe Welt, Weltbild
und Gott
D. Aphorismen
Teil 2: Gedichte
Ode an das griechische Meer
Sommer
Normal? (Fragment)
Der zeugende Abendhimmel
Setred unices paces filii anni novi
Teil 1: Philosophische Texte
A. Frühe Texte
1. Tiere
An die Katze
Die Katz´, des Menschen höchstes Gut,
die Katze tut dem Menschen gut.
Verwöhne deine liebe Katz´,
denn sie ist dein treuer Schatz.-
Die Katze ist ein launisch Tier,
ein Schmusetier,
ein Tier, mal mit, mal ohn´ Malheur.-
Die Katz´- ein Tier, das sag´ich dir:
Die Katze – nicht nur da zur Zier!
1.1 Die Katze
Die Katze – neben dem Hund das beliebteste und häufigste Haustier.
Kein Wunder – denn die Katze ist anhänglich, manchmal – aber nicht immer! – zum Schmusen bereit – und sie kann einer alten, allein stehenden Frau die letzten Lebensjahre versüßen,- «die Katze tut dem Menschen gut».
Die Katze ist jedoch manchmal nicht ganz leicht zu halten, denn sie ist – im Gegensatz zum Hund – sehr launisch - «die Katze ist ein launisch Tier», d.h. laut Rudyard Kipling: «Die Katze geht ihre eigenen Wege», und sie ist nicht immer so gehorsam wie ein Hund.
Eines jedoch hat sie dem Hund voraus: sie ist ein richtiges Schmusetier. Der Hund zwar auch, aber nicht so wie eine Katze. Aber die Katze ist nicht immer zum Schmusen aufgelegt – wie gesagt - «sie geht ihre eigenen Wege»- sie darf also nicht wie ein Schoßhündchen verhätschelt werden, sie braucht ihre Ruhe.-
«Eines sag ich dir: Die Katze – nicht nur da zur Zier!».- Ich glaube, dass Katzen uns Menschen in manchen Dingen verstehen. Es versteht sich, dass damit nicht unsere menschliche Sprache gemeint ist, sondern unsere Lebenseinstellung und Lebensgewohnheit. – Wir essen – die Katze versteht es -, wir schlafen – die Katze versteht es, wir brauchen Liebe – die Katze versteht es – und wir gehen und wollen in Ruhe gelassen werden – die Katze versteht es.- Denn auch die Katze isst, schläft, braucht Liebe und kann Liebe geben, sie möchte in Ruhe gelassen werden wie wir manchmal. Und nicht nur die Katze kann uns Menschen in unserer Lebensweise und Lebensgewohnheit verstehen, sondern noch viele andere Haustiere.
(Januar 1988)
1.2 Der Hund
Der Hund stammt ursprünglich vom Wolf ab – ist also gewissermaßen ein Raubtier – wie die Katze übrigens auch. – Hunde sind anhänglich und treu, d.h. sie fühlen sich sehr der Bezugsperson hingezogen. Der Hund ist in manchen Fällen sogar so treu, dass er in einer beklemmenden Situatiuon dem Herrchen / Frauchen als Lebensretter zur Hilfe kommt. – Das alles hat natürlich die Voraussetzung, dass der Hund gut gepflegt und versorgt, gut behandelt und manchmal auch etwas verwöhnt wird.
Der Hund erscheint uns als Aufpasser und Beschützer, d.h. als Bewacher des Hauses, als Jagdhilfe oder als Geselle beim Schafe hüten. Er ist auch der Polizei in manchen Dingen behilflich – also fast ein “Nutztier” oder besser gesagt ein “nützliches” Tier. Er wird aber leider auch als Schoßhündchen “mißbraucht”. – sozusagen als “Verwöhnetier”, Schmusetier oder als “lebendiges Plüschhündchen”.-
Den Hunden wird nachgesagt, sie seien nicht gut auf Katzen zu sprechen. Dieses Argument ist falsch. Denn häufig entstehen Freundschaften zwischen Hund und Katze. Der Hund ist also – im Gegensatz zur Katze – dem Menschen gegenüber ein hilfsbereites Tier – ein nützliches Tier.
(Januar 1988)
1.3 Das Tier überhaupt
Ich bin Tierfreund und habe Tiere sehr gern. Franz von Assissi sagte einmal: «Die Tiere sind unsere Brüder.» Ich nahm mir das zu Herzen. Denn Tiere sind unsere Brüder und nicht irgendwelche Geschöpfe, die unter unserer Macht stehen, die wir unmenschlich quälen können, die wir als Versuchstiere in Labors befördern können und manchmal grundlos abschießen. In der Bibel steht zwar, man solle sich die Tiere untertan machen und ihnen Namen geben; aber von dem, dass man manche Tierarten ausrotten soll, um der Technik oder der Industrie Platz zu schaffen, davon steht in der Bibel nichts.- Dabei können Tiere uns durch ihre Klugheit, ihre Anhänglichkeit, Nützlichkeit und durch ihre Niedlichkeit bzw. Schönheit nahezu erfreuen.
Es wäre ein großer Schritt getan, wenn wir den Tieren ihr Lebensgebiet ließen, ihnen zuvorkommend entgegentreten würden und wenn wir einsehen würden, dass Tiere unsere Brüder sind. Deshalb sollten wir jede Gelegenheit nutzen, den Tieren klar zu machen, dass wir nicht über ihnen stehen wollen, dass wir in manchen Dingen gleich gesinnt sind und dass wir ihre Brüder sind.
Und wir werden mit Freuden erkennen, dass die Tiere uns verstehen, mit unsererm Angebot einverstanden sind und uns entgegen kommen.
Tiere sind sehr einsichtig; wir sind es gegenüber den Geschöpfen der Natur noch nicht. Machen wir es doch den Tieren nach und werden einsichtig, nehmen die Tiere mit offenen Armen in Empfang und treten ihnen entgegen; sehen wir ein, dass nicht nur wir Menschen klug sind, sondern vor allem die Tiere, die versuchen wollen, uns zu verstehen!
Hier ein Zitat von Arthur Schopenhauer: «Die vermeintliche Rechtlosigkeit der Tiere, der Wahn, dass unser Handeln gegen sie ohne moralische Bedeutung sei, ist eine geradezu empörende Rohheit und Barbarei des Abendlandes.- Die Welt ist kein Machwerk und die Tiere sind kein Fabrikat zu unserem Gebrauch. Nicht Erbarmen, Gerechtigkeit ist man ihnen schuldig.»
(Januar 1988)
2. Die Philosophie
Die Philosophie ist die Kunst des Denkens, des tieferen Denkens und Feststellens, der genaueren Betrachtung eines Lebensumstandes. Die Philosophie ist eine hohe Kunst, allerdings ist sie nicht immer ganz verständlich, und des Philosophierens bedarf es einer ausgeprägten Intelligenz.
Das Philosophieren ist die Frage nach dem “Warum”, weshalb ist das und das so und so. Es schließt die Tugenden mit ein und dies ergänzt sich auf wunderbare Weise mit der Inspiration des Philosophen.- Andererseits stellt die Philosophie Dinge in ein ganz anderes Licht, in eine andere Perspektive. Sie ist voll Zweifel und Argwohn, Misstrauen und pessimistischer Überlegungen.
Jedoch sind die Gedanken, die dem Philosophen durch den Kopf gehen, mit solcher Eleganz und Anmut aufs Papier gebracht, dass man auf die Philosophen mit Ehrfurcht emporschaut.
Der Philosoph denkt, jedoch sollte er sich nicht “über-denken”, denn: «Denke nie gedacht zu haben, denn das Denken der Gedanken ist gedankenloses Denken» (sprichwörtlich), jedoch: «Habe den Mut, deinen eigenen Verstand zu gebrauchen!» (Kant), denn «der Verstand führt Menschen zu moralisch einwandfreiem Handeln» (Voltaire).
(April 1988)
3. Vergangenheit, Zukunft und Fortschritt
Heutzutage ist die Welt vollkommen verändert im Vergleich zu damals, der “guten alten Zeit”, der Zeit der Romantik, der Zeit des Absolutismus oder des Mittelalters.
Die Welt heute ist technisiert, die Zivilisation breitet sich immer mehr aus; sie erreicht selbst den dichtesten Dschungel.
Die Welt ist in vielen Regionen arm, wo andere Erdteile im Überfluss leben, wo eine “Wegwerf-Gesellschaft” entsteht. Die Welt wird einmal an ihrem Überfluss ersticken.
Es ist heutzutage kaum mehr möglich, die “auf uns zukommende Selbstvernichtung” zu unterdrücken, geschweige denn vollständig zu verhindern.
Die Menschheit lebt für den Fortschritt, die Menschheit will vorankommen, will nicht zurückliegen, will sich weiter entwickeln und weiterverbessern, jeder Mühe und Anstrengung soll durch “Auf-das-Knöpfchen-drücken” der Technik vermieden werden, man wird bequemer und bequemer.
Die Vergangenheit, das “was früher war” wird einfach übersehen, ignoriert und übergangen.
Man denkt zwar noch an die Heldentaten früherer Könige, an das Schicksal des Volkes in Kriegszeiten, man schreibt zwar eifrig Biografien über allerlei Geschichtsepochen und deren hervorstechende Persönlichkeiten, aber man denkt nicht daran, sich wieder den Lebensumständen von damals anzupassen, man denkt nicht daran, dass es früher ohne Technik genauso gut ging (oder vielleicht sogar noch besser). Denn was nützt uns die Zukunft oder der Fortschritt, wenn wir unsere Vergangenheit nicht anerkennen? Und was nützt uns der Fortschritt, wenn wir aus der Vergangenheit lernen können, wir, die wir auf Fortschritt bedacht sind? Aber ist der Fortschritt auch immer gut für uns? Kann er nicht zerstörend wirken?
Wir, die wir in der heutigen Zeit leben, haben kaum noch Sinn für Idylle, Idealismus, Träumerei und Romantik, Es wird wohl kaum noch passieren, dass man vor Ergriffenheit und Ehrfurcht vor dem Sonnenuntergang sich abwenden muss, um, weil dem, leise vor sich hinzuweinen. Denn diese Zeit, die Zeit der Romantik ist vorbei.
Aber was nützen geschriebene Worte?!? Der Fortschritt ist sowieso dadurch nicht mehr aufzuhalten. Man kann dem Fortschritt nur noch still schweigend zusehen und ihn allenfalls befürworten. Es bleibt einem nichts anderes übrig.-
Aber es wird einmal eine Zeit kommen, und dessen bin ich mir ziemlich sicher, da muss die Welt wieder von vorne beginnen, weil es dann keinen Fortschritt mehr gibt, weil alles schon vorhanden ist, alles erfunden ist.
Es wird kein Weltuntergang sein, nein, sondern lediglich eine Einführung der Lebensumstände und Lebensweisen alter Zeit.
(April 1988)
4. Der Solo-Futurismus
In einem Science-Fiction-Radiohörspiel tauchte dieser Begriff auf.
Es ist eine Theorie und Philosophie, die den Menschen auffordert, das Vergangene zu vergessen, um sich nur der Zukunft und der Gegenwart hinzugeben, so dass ein glückliches Leben gewährleistet ist. Das Vergangene wird einfach “ausgeschaltet”, “gelöscht”.-
Ein Grundsatz dieser Philosophie besagt, dass die Vergangenheit – oder besser gesagt – dass in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, die nur dadurch nicht wiederholt werden können, wenn sie vergessen werden; denn aus Fehlern kann man nicht lernen!
Ein ganzes Volk könnte somit seine Vergangenheit tilgen, um auch die Fehler, die in ihr gemacht wurden, zu löschen. Aber nicht nur die Fehler werden gelöscht, sondern manchmal ein wahrer Volks”schatz”, was Errungenschaften der Technik, Einzigartigkeiten in Geschichte und Politik und die Schaffung von Werken in der Literatur- und Musikgeschichte anbelangt.
Sollte dies einem Volke verloren gehen? Liegt nicht darin das stichhaltigste Argument, das gegen den Solo-Futurismus spricht?
Doch wie ist es überhaupt möglich, das Vergangene zu vergessen? In dem Science-Fiction-Radiospiel wird ein Dr. Dremmer genannt, der herausfand, wo Erinnerungen in unserem Hirn gespeichert werden. Durch den Einfluss von Magneten könnten solche Erinnerungen gelöscht werden wie ein Magnetband. Man entwickelte Maschinen, die dies möglich machten. Jeder Einzelne müsste sich alle vier Wochen dieser “Löschung” unterziehen, um so von seinen Erinnerungen “befreit” zu werden, um die Vergangenheit auszuschalten.
Würde dies dazu führen, einen ganzen Staat, auf welche Weise auch immer, systematisch zu Grunde zu richten?
(August 1989)
5. Beurteilung der Künste
Musik lenkt von dem ab, was wirklich zählt, und das ist: Probleme im Alltag bewältigen, die politische und soziale Lage kennen, weltpolitische Zusammenhänge erfassen und darüber eine Meinung haben, die eigenen Fehler und die Fehler anderer sehen, beurteilen und erforschen, Nachdenken über die Stellung des eigenen Ichs und dessen Aufgaben im weltlichen Prinzip.
Die Malerei zeigt die Wirklichkeit; sie ist ein Spiegel der Wahrheit; sie kann aber oft vieles verschleiern und undurchchaubar wirken lassen, über ihre Aussagekraft entstehen mitunter Missverständnisse. Doch sie verkennt nichts und ist immer ehrlich.
Die Poesie fasst das in Worte, was durch Malerei schwierig darzustellen ist.
Die Bildhauerkunst macht die Realität plastisch – starr und gibt ihr neue Formen und Dimensionen. Es sind Variationen dessen, was es zu erkennen gibt.
(März 1991)
6. Betrachtungen über die Kunst
Kunst = Reproduktion der Wahrnehmung, der äußeren Wirklichkeit ins Abbild
Entsteht durch
Künstler:
- Input = Betrachtung / Rezeption der äußeren Welt / der Realität, Natur etc. = objektiv
- Output = Schöpfungsakt ð subjektive Wiedergabe des sinnlich Erlebten amalgamiert durch die Persönlichkeit des Schöpfenden / Künstlers
Kunst-Betrachter:
- Input = Betrachtung des Kunstwerkes, also des Outputs des Künstlers, Sich-Hineindenken in die Welt des Dargestellten (Bild) und/oder des Darstellenden (Künstler).
- Output: (Reflection/Reaction)
= Meinung / Auslegung / Empfindung, Begeisterung, Ablehnung, Reaktion
Kunst verhält sich ähnlich wie ein heranwachsendes Individuum, welches geprägt ist durch Wahrnehmung, Imitation und Verarbeitung der Wirklichkeit bis hin zu einem selbstständig handelnden und denkenden Menschen.
B. Philosophische Betrachtungen
I. Die Frage nach Gott und dem Wesen der Welt
1. Die Frage nach einem Gott
1.1 Natur ohne Moral und Sinn des Lebens
Die Natur kennt keine Moral. “Moral” und “Tugendhaftigkeit” sind Begriffe, die von uns Menschen eingeführt und definiert wurden. In der Natur gibt es keine Unterscheidung zwischen Gut und Böse.
Der Sinn des Lebens ist für jeden Menschen verschieden und speziell: Jedes Dasein ist eingebunden in eine Ganzheit und trägt ganz individuell zu einem höheren Weltzweck bei. Wenn dieser Beitrag auch noch so unscheinbar erscheinen mag – er wirkt sich dennoch auf das ganze Weltgefüge aus.
1.2 Plan der Weltzusammenhänge
Auf Grund von Erfahrungen – ich spreche von schlechten Erfahrungen – die wir mit der Geschichte und den derzeitigen Begebenheiten machen konnten, gelangen wir zu folgenden Überlegungen:
1. Wenn es einen Gott gibt, so
- muss in seiner Planung etwas fehlgelaufen sein. Zu verdammende und zu verurteilende Handlungsweisen spezifischer Individuen bzw. von Menschengruppen (grausame Mordtaten, Kriege) oder gar der gesamten Menschheit, die dem Trieb verfallen ist, der Erde der Zerstörung zuzuführen, lassen zu dieser These gelangen.
- ... handelt Gott zwar gewollt und nach seinem Plan, aber dieser göttliche Plan bleibt für uns Menschen unverständlich und unbegreiflich. Darin liegt die Größe Gottes. Gott ist göttlich und kann deshalb nicht mit menschlichen Maßstäben, an menschlichen Handlungsweisen und Denkungsarten gemessen werden. Auch läßt sich sein zukünftiges Handeln, sein Planen auf diese Weise nicht einmal erahnen.
2. wenn es keinen Gott gibt, so
- muss ein anderer Plan der Weltordnung / der universalen Ordnung zu Grunde liegen. Dieser Plan konnte noch nicht entdeckt oder definiert werden.
- ... herrscht ein Prinzip von zusammenlaufenden Fäden, von zusammenkommenden Faktoren vor, dem aber kein übergeordnetes Konzept zu Grunde liegt, das also völlig selbstständig ist. Faktoren können sein: Gesellschaftsprinzipien und –psychologien, wirkende Naturkräfte oder evt. existierende übersinnliche Kräfte.
- ... herrscht eine völlige Anarchie vor. Alles ist von Zufällen abhängig, menschliches Handeln ist spontan, von jedem Menschen selbst abhängig. Jeder Mensch ist sich somit selbst das höchste Wesen. Der Mensch plant und handelt (auch auf einer höheren globalen Ebene) lediglich und ausschließlich durch sich selbst.
Nr. 2 wirft jedoch neue Fragen auf: Wenn es keinen Gott gibt, wer setzte dann die erste Materie in das vor ewigen Zeiten, ganz am Uranfang existierende NICHTS?
Angenommen werden kann, dass es keinen Gott gibt, das schließt jedoch nicht aus, dass es einmal einen Gott gab.
Die folgende «Theorie vom gewesenen Gott» (auch genannt «Urpartikel-Theorie») kann auch die Frage nach der Füllung und Aufhebung des NICHTS nur halbwegs ausreichend darlegen:
1.3 Theorie vom gewesenen Gott (“Urpartikel-Theorie”)
Am Anfang aller universalen Entwicklung und vor der Entstehung des Universums war ein Gott, dessen Existenz dadurch erklärt werden kann, dass er die Aufgabe wahrnahm, aus dem NICHTS ein ETWAS zu erschaffen, welches zunächst einmal ein allerkleinstes Teilchen war, winzig und unsichtbar – sagen wir ein Quark oder nennen wir es Urpartikel, eine Vorstufe des Atoms - mit der Fähigkeit ausgestattet, sich weiter zu entwickeln, zu wachsen und neue Materie zu gebären.
In dieses Urpartikel legte Gott seinen Geist und musste dafür aber seine Existenz aufgeben. Seine Aufgabe, die Schöpfung des ETWAS in das Nichts hinein, war erfüllt.
Sein Geist aber lebt im Urpartikel und dessen Nachkommenschaft weiter, denn das Urpartikel wurde zur Materie, die sich teilte, aufspaltete und deren verschiedene Teile dann zu neuen Materieformen zusammenschmolzen. Als durch sich verdichtende Materie unsere Erde entstand, trug diese Materie in sich, in ihrer Stofflichkeit die Eigenschaft des von Gott geschaffenen Urpartikels, des ETWAS; sie war die sich vergrößernde, wachsende Nachfahrin dieses Urpartikels, welches die göttliche (Schöpfer-) Kraft in sich einschloss.
Die Menschheit entstand wie alles Leben aus dem Wasser, Teil der Erde und somit Träger der “Anlagen” des Urpartikels. Wir, die Menschheit, sind deshalb mit aller existierenden Materie, entstanden durch Fortpflanzung, Weiterentwicklung und Wachstum des Urpartikels, weitläufig “verwandt” und folglich auch mit dem Geist Gottes, den wir in der gegenwärtigen Natur um uns herum sowie in den vielfältigsten Formen der Materie erkennen können.
Doch wie in jedem Stammbaum, in jeder Dynastie (ich möchte hier von der “Dynastie des Urpartikels” sprechen), gibt es auch in diesem Zusammenhang Fehlentwicklungen, die allerdings nicht mehr steuerbar, vorausplanbar oder verhinderbar sind, weil die Personifizierung Gottes und damit auch seine handelnde Macht schon vor der Weiterentwicklung und Vermehrung des Urpartikels abtrat. Somit ist ein Eingreifen durch eine höhere göttliche Macht unmöglich.
Der in die Materie eingebundene göttliche Geist jedoch hat sich durch die permanente Weiterentwicklung und der sich fortpflanzenden Ausbreitung dieser Materie zum einen mehr und mehr zersplittert je mehr Materieteile entstanden sind und zum anderen hat er sich immer weiter genetisch modifiziert, so dass der göttliche Spiritus im heutigen Materiekosmos nicht mehr als der Urgeist in seiner vollen Göttlichkeit erkennbar ist. Die göttlichen Züge, d.h. die Anzeichen göttlichen Planes und Geistes in Lebewesen und toter Materie (z.B. Gestein etc.) werden allmählich ganz verschwinden je weiter die allgemeine Fortpflanzung und Entwicklung voranschreitet und eines Tages wird jeder Funke von Göttlichkeit vollständig verglüht sein: Die Entdeisierung hat schon längst begonnen.
Transparent machen kann man dies an folgendem Beispiel: Nehmen wir einmal an, wir betrachten einen Mann, in dem z.B. gute Eigenschaften bzw. Tugenden so dominant sind, dass er sich damit von seinem Umfeld vollständig abhebt. Seine negativen Eigenschaften werden also fast völlig von den positiven überdeckt und fallen nicht weiter ins Gewicht.
Nehmen wir weiter an, dass er jetzt im Jahre 2000 sich mit einer Frau verbindet, die gänzlich im gleichen Maße positive Eigenschaften in sich trägt wie er. Dieses Paar setzt nun männliche Nachkommen in die Welt und deren Nachkommen seien auch wieder männlichen Geschlechts usw., d.h. die Fortpflanzungslinie ließe sich geradlinig ohne Abzweigungen immer weiter bis in entlegene Jahrtausende hinein verfolgen. Was für ein Mensch wird dann wohl innerhalb dieser einen Dynastie angenommen 2000 Jahre später auf die Welt kommen?
Es ist anzunehmen, dass die überwiegend positiven Eigenschaften seines Ur-Vaters, der um das Jahr 2000 lebte, in ihm entweder gar nicht mehr, sehr schwach ausgeprägt oder durch die verschiedenen, sich vermischenden Erbanlagen im Laufe der Weiterentwicklung nunmehr in stark modifizierter Form zu finden sind.
(November 1991)
[...]
- Citar trabajo
- Michael Krischak (Autor), 2001, Philosophische Texte und Gedichte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125088
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