Bei der Analyse der Vichy-Regierung sticht ein Problem besonders heraus. Es handelt sich dabei um die sogenannte Kollaboration mit Deutschland, quasi ein Aspekt außenpolitischer Haltung. Deshalb beschränkt sich das Thema dieser Masterarbeit auf die Außenpolitik Vichys in Bezug auf Deutschland, insbesondere im Zusammenhang mit der staatlichen Kollaboration von Pétain und Laval mit NS-Deutschland.
„Vichy – Un passé qui ne passe pas" lautet der Titel eines Buches, das Eric Conan, Redakteur der französischen Wochenzeitschrift L’Express, und der Historiker Henry Rousso im Jahr 1994 veröffentlichten. Die Reputation des Vichy-Wassers ist zwar noch kräftig, die Beliebtheit des Ortes Vichy jedoch scheint unter seinem politischen Ruf gelitten zu haben. Der Name der Stadt wird teilweise noch immer mit Faschismus, Nazifreundlichkeit, Kollaboration, Antisemitismus, Totalitarismus und Verrat gleichgesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Danksagung
1. Einleitung
2. Der Westfeldzug
3. Waffenstillstand in Compiegne 1940
3.1. Personlichkeit zweier Kollaborateure
3.2. Die Verwaltungen in Paris und Wiesbaden
3.3. Demarkationslinie
3.4. Kriegsgefangene
3.5. Besatzungskosten
4. Die Ziele Petains und Lavals
5. Treffen von Montoire
5.1. Das Schicksal Frankreichs
5.2. Doppelspiel
6. Misstrauensperiode
6.1. Die Entlassung Lavals
6.2. Militarische Kollaboration von Petain
6.3. Les protocoles de Paris
7. Ultrakollaboration
7.1. Die Ruckkehr Lavals
7.2. Die ,Ultrakollaboration‘
7.3. Releve
7.4. Operation , Torch
7.5. S.T.O
8. Die polizeiliche Kollaboration Petains und Lavals zur Judenfrage
9. Wirtschaftliche Situation
10. Das Ende
11. Fazit
11.1. Zwei Arten von Kollaboration: Petain und Laval
11.2. Schluss
Anhang
Bibliographie
Internetartikel
Dokumente
Danksagung
Ich bedanke mich herzlich bei meiner liebenden Mutter, Weolkey Kim, die fur mein Leben, mein Studium in Deutschland und meine Passion fur Frankreich, bzw, mein Austauschstudium in Bordeaux, immer mit ihrem groBen Lachlen unterstutzt, finanziell ermoglicht.
Besonderer Dank gebuhrt auch meinem Betreuer, Herr Prof. Dr. Eckart Conze, und meinem Zweitgutachter, Herr Prof. Dr. Benedikt Struchtey, fur ihren Rat und ihre zuverlassige und hilfreiche Unterstutzung.
Eschborn im Oktober 2020 Kyoshun Tsuji
1. Einleitung
„Vichy - Un passe qui ne passe pas“ lautet der Titel eines Buches, das Eric Conan, Redakteur der franzosischen Wochenzeitschrift L'Express, und der Historiker Henry Rousso im Jahr 1994 veroffentlichten. Die Reputation des Vichy-Wassers ist zwar noch kraftig, die Beliebtheit des Ortes Vichy jedoch scheint unter seinem politischen Ruf gelitten zu haben. Der Name der Stadt wird teilweise noch immer mit Faschismus, Nazifreundlichkeit, Kollaboration, Antisemitismus, Totalitarismus und Verrat gleichgesetzt.
Dank der zwei sicheren Saulen der Kooperation lebt man heute friedlich in Europa. Deutschland und Frankreich haben einen Pakt namens "sichere Kooperation" geschlossen. Es ist jedoch zu berucksichtigen, dass der heutige Frieden nach verschiedenen Konflikten und Versohnungen geschafft wurde. Die Nachbarschaft der genannten Lander war uber Jahrhunderte feindselig. Trotzdem sagt man heute, Europapolitik ohne Deutschland oder ohne Frankreich sei nicht moglich. Weiterhin belastet das sog. Vichy-Syndrom die Franzosen. Eine Auseinandersetzung mit der Entwicklung der internationalen Forschung wird zunachst zeigen, warum sich der Umgang mit Vichy fur Frankreich und die Franzosen so schwierig gestaltet. Dazu gehoren lange andauernde schlechte Erinnerungen, basierend auf der Politik von Philippe Petain und Pierre Laval, die in der deutschen Besatzungszeit mit dem Deutschen Reich durchgefuhrt wurden. Durch die Geschichte jener Zeit wurde Frankreich in zwei Teile gespalten. Dabei handelte es sich jedoch nicht nur um geografische, sondern auch geistliche Bereiche. Dieser Umstand beeinflusst die franzosische Gesellschaft seither. „Vichy war eine Auspragung des franzosisch- franzosischen Kriegs“.1 2 Das heiBt, durch dieses Ereignis kam es zu einer nachhaltigen Polarisierung.
Historiografische Debatten sind bis heute umfangreich sowie brachten widerspruchliche Ansichten uber die Natur und Legitimitat von Vichys Kollaboration mit NS-Deutschland bei der Umsetzung des Holocaust hervor. In der Geschichtsschreibung von Vichy wurden drei Hauptperioden unterschieden: erstens die gaullistische Periode, die auf nationale Versohnung und Einheit unter der Person von Charles de Gaulle abzielte. Der US-Amerikaner William L. Langer beleuchtete die AuBenpolitik der Vichy-Administration aus der Perspektive der USA, die weiterhin diplomatische Beziehung mit der Vichy-Regierung unterhielt.
Mitte der 1950er Jahre hielt man am Hauptstandpunkt des Angriffs und der Verteidigung fest (z.T. entsprechend der Vichy-Regierungstheorie der Zeit). Zwischen 1954 und 1956 wurden Studien wie von Robert Aron in Frankreich, Paul Farmer in den USA und Alfred Cobbain in England veroffentlicht. Trendpragende Wirkung besaBen die Arbeiten von Robert Aron oder Andre Siegfried, deren Interpretationen Vichy Mitte der 1950er Jahre zumindest teilweise rehabilitierten. Ein ,gutes Vichy‘ Petains wurde strikt getrennt von einem ,schlechten Vichy‘ Lavals.
In der zweiten Periode kam es seit Mitte der 1960er Jahre zu einer Neubewertung mit einer Anfangsforschung von Henri Michel, der das franzosische Kollaborationsansinnen 1966 mit „Vichy annee 40“ unterstrich. Die finale Aufhebung klassischer Mythen oblag Eberhard Jackel 1966/68 mit „Frankreich in Hitlers Europa“ sowie v. a. Robert O. Paxton 1972/73 mit „ Vichy France - Old guard and new order“. Die darin vertretene Hauptthese lasst sich folgendermaBen zusammenfassen: „Nicht Hitler wollte die Kollaboration, sondern Petain.“3 Mit „De Munich a la Liberation legte Jean-Pierre Azema 1979 eine erste Synthese von franzosischer Seite vor, die die Neueinschatzungen berucksichtigte. 1969 erschien der Dokumentarfilm „ Le Chagrin et la Pitie “ unter der Regie von Marcel Ophuls. 1974 stellte auch Louis Malle die franzosische aktive Kollaboration in seinem Film „ Lacombe Lucien “ dar. SchlieBlich kam es in den 1990er Jahren zu einem Prozess gegen Maurice Papon, einen Beamten in Bordeaux, der wahrend des Krieges fur die judischen Fragen verantwortlich war. Nach langem Prozess (1981-1998) wurde er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt.
Bei der Analyse der Vichy-Regierung sticht ein Problem besonders heraus. Es handelt sich dabei um die sog. Kollaboration mit Deutschland, quasi ein Aspekt auBenpolitischer Haltung. Deshalb beschrankt sich das Thema dieser Masterarbeit auf die AuBenpolitik Vichys in Bezug auf Deutschland, insbesondere im Zusammenhang mit der staatlichen Kollaboration von Petain und Laval mit NS-Deutschland. Eine Frage hierbei ist, warum sich Frankreich selbst fur den Waffenstillstand entscheiden konnte, wobei sich dafur wenige Beispiele in der Kriegsgeschichte finden. Dieser Aspekt hangt auch wesentlich mit der weiteren Frage zusammen, warum Frankreich die staatliche Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Kriegssieger akzeptieren musste bzw. konnte und welchen Veranderungen die Kollaborationssituation in der Kriegslage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg ausgesetzt war. Warum haben sich Franzosen Deutschland, das eigentlich der Feind war, angeschlossen und einen Weg der Opposition gegen GroBbritannien gewahlt, das bis dahin ein Verbundeter war?
Zur Beantwortung dieser Frage sollte man zunachst durch Analyse der Kollaborationsziele beider Lander in der verschlimmerten Kriegslage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg untersuchen, wie die staatliche Kollaboration zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und der Vichy-Regierung war. Dazu kann man die zeitlichen Ereignisse in chronologischer Reihenfolge nachvollziehen und analysieren. Zur Analyse der Einigung Vichys mit den Nazis ist es notwendig, die globale Dimension zu berucksichtigen: seine Akzeptanz des Waffenstillstandes 1940, seine AuBenpolitik, sein Vertrauen auf einen deutschen Sieg (das starker ausgepragt war als jenes gegenuber dem Bolschewismus), seine Prioritat des baldigen Friedens und der Stabilitat gegenuber dem Widerstand. In allen durch die Wehrmacht besetzten Landern Europas kam es wahrend des Zweiten Weltkrieges zur Zusammenarbeit mit der Besatzungsmacht, einerseits wegen des durch sie ausgeubten Zwangs, andererseits auch auf freiwilliger Basis. Diese wurde durch innerstaatliche oder innergesellschaftliche Uberzeugungen und Antriebe bedingt, die auf historisch gewachsenen und zu der Zeit wirksamen Grundpositionen beruhten. Das AusmaB der Kollaboration, so der nach dem Krieg negativ gepragte Begriff, war in den betroffenen Landern unterschiedlich.
Einigkeit besteht daruber, dass die Kollaboration in Frankreich eine besonders intensive Form annahm. Die Vichy-Regierungstheorie wird jedoch nicht nur unter jenen Begriff gefasst. Stattdessen etablierte sich eine individuelle Forschung verschiedener Aspekte des Vichy-Systems, etwa sozialen Umstanden wahrend der Besatzung, Innenpolitik und Widerstandsbewegung. Das System entwickelte sich jedoch hauptsachlich durch die Ubernahme der Besetzung Deutschlands. Daher wird das Vichy-System in dieser Arbeit mit dem Fokus auf dem Zusammenhang zu solchen externen Faktoren uberpruft. So werden Tendenzen der Zusammenarbeit der politischen Macht von Vichy mit Deutschland klassifiziert und geordnet. Zudem soll untersucht werden, wie sich das Machtverhaltnis im fortschreitenden Kriegsverlauf veranderte.
Zu diesem Zweck geht es in vorliegender Masterarbeit im Speziellen um den deutsch- franzosischen Krieg innerhalb des Zweiten Weltkriegs. AuBerdem sollen die Unterschiede der Politik zwischen Petain und Laval von Ende Juni 1940 bis zum 25. August 1944 erforscht werden. In diesem Zeitraum zerbrach die Dritte Republik aufgrund deutscher Aggression, der Waffenstillstand von Compiegne wurde zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich geschlossen, schlieBlich wurde Paris von alliierten Kraften und der Resistance parisienne befreit. Diese Zeit wird als ,die schwarzen Jahre‘ ( les annees noires ) des Zweiten Weltkriegs fur Frankreich bezeichnet. Deswegen zielt die Arbeit darauf ab, die Motive und Auswirkungen der Entscheidung Frankreichs zur Einwilligung in den Waffenstillstand bzw. das Verhaltnis des Vichy-Regimes zum Nationalsozialistischen Deutschland ab 1940 bis 1944 zu untersuchen. Durch die Klarung des ,Vichy-Komplexes‘ sowie den Vergleich der Ziele der Kollaboration zwischen Deutschland und Frankreich bzw. der AuBenpolitik Petains und Lavals kann man Widerspruche und Inkonsistenzen der Kollaboration identifizieren.
Damit man die Veranderungen des Verhaltnisses Vichys zum nationalsozialistischen Deutschland bzw. der AuBenpolitik zwischen Petain und Laval untersuchen kann, sollten zum Zeitraum folgende drei Phasen genannt werden. Die erste Periode dauerte vom Waffenstillstand am 22. Juni 1940 bis zum Treffen von Montoire am 24. Oktober 1940. Diese wird betrachtet, nachdem die Vorgeschichte im ersten und zweiten Kapitel beschrieben wurde. Hier werden die Grunde untersucht, die zur Entscheidung zum Waffenstillstand 1940 in Compiegne fuhrten - hinsichtlich der philosophischen, menschlichen und militarischen Aspekte bzw. der Funktionen der Pariser und Wiesbadener Verwaltungen. Daran schlieBen die drei Hauptentscheidungen des Waffenstillstandes an: die Demarkationslinie, die Kriegsgefangenen, die Besatzungskosten bzw. die Kapitalubertragung nach Vichy. SchlieBlich erfolgt ein Vergleich der franzosischen und deutschen Interessen beim Treffen von Montoire.
Die zweite Periode (viertes Kapitel) erstreckte sich von der Zeit der Entlassung Lavals bis zur Unterzeichnung der protocoles de Paris. Diese Phase zeigt, dass die Vichy- Regierung das Vertrauen Deutschlands zunachst verloren hatte, nachdem der deutschenfreundliche Politiker Pierre Laval entlassen wurde. Trotzdem kam es zur nochmaligen Annaherung an Deutschland. Hier muss man die franzosische Situation tiefer analysieren. Die letzte Periode dauerte von der Ruckkehr Lavals am 18. April 1942 bis zum Ende der Vichy-Regierung. Davon wird die polizeiliche Kollaboration erfasst. In Bezug auf diese Phase spricht man von der sog. ,Ultrakollaboration‘. Mithilfe der Auswertung jener drei Phasen kann ein Verstandnis fur die Motive der franzosischen Regierung gewonnen werden.
Das letzte Kapitel fasst die Ergebnisse der theoretischen Ausarbeitung und der Forschung zusammen. Aufgrund der Analyse und unter Berucksichtigung des spezifischen historischen Kontextes lassen sich im Rahmen des Fazits Schlussfolgerungen fur Kooperationsbeziehungen zwischen heutigen Staaten ziehen.
2. Der Westfeldzug
Nach dem Deutsch-Franzosischen Krieg 1870 entstand die Dritte Franzosische Republik. Sie naherte sich dem Russischen Kaiserreich an. Zur gleichen Zeit engagierte sie sich zunehmend in der Kolonialpolitik, weil die Anzahl der franzosischen Arbeitskrafte nach dem Ersten Weltkrieg merklich schrumpften. Deswegen spielten die deutschen Reparationsgelder eine groBe Rolle fur die Rehabilitation der franzosischen Nachkriegswirtschaft. Als Hitler den Schuldenplan trotz der Lausanner Reparationskonferenz verwarf, war die franzosische Bevolkerung damit nicht einverstanden. Zugunsten der Vermeidung internationaler Isolierung fand sich die damalige franzosische Regierung aber mit seiner Entscheidung ab. Diese nachgiebige AuBenpolitik trug nicht zur gesellschaftlichen Stabilitat bei und fuhrte zu einer regierungsfeindlichen GroBdemonstration in Paris, den sog. Unruhen vom 6. Februar 1934.
Aufgrund der Wiederbesetzung des Rheinlands (1936), des Anschlusses Osterreichs (1938), des Munchner Abkommens zur ,Endlosung der Zugehorigkeit des Sudetenlandes‘ (1938), der Grundung des Reichsprotektorats Bohmen und Mahren und der Zerschlagung der Tschechoslowakei (Marz 1939) bereiteten die Franzosen sich fur den Krieg vor. Unter ihrem Einfluss vollzogen die franzosischen Rechten - traditionell nationalistisch, kriegswillig und deutschfeindlich eingestellt - eine entscheidende ideologische Wende. Wegen seiner diplomatischen Auswirkungen war auch das Munchner Abkommen vom 29. September 1938 bedeutsam: Frankreich hatte im Mai 1935 in Paris einen Beistandspakt mit der Sowjetunion geschlossen.
Inmitten des Sozialismus brach der Zweite Weltkrieg am 1. September 1939 mit dem deutschen Uberfall auf Polen aus. Frankreich erklarte Deutschland am 3. September 1939 den Krieg. Die franzosische Luftwaffe begann einen sofortigen Angriff auf Deutschland, als dieses in Polen einmarschierte. Dies wurde von General Maurice Gamelin im Mai 1939 mit dem polnischen Landesminister beschlossen. Er versprach auch, dass Frankreich sich aufgrund der Vertrage von Locarno automatisch am Krieg beteiligen wurde.4 Das Protokoll war jedoch am 4. September bedingt in Kraft getreten. Die Franzosen fielen am 4. September in Saarbrucken ein.
Die deutschen Soldaten zogen am 9. April 1940 in Richtung Norwegen aus und erreichten am 30. April Trondheim und Oslo. In der Folge machten sie sich am 10. Mai auf den Weg nach Frankreich. Sie haben durchbrachen die Maginot-Linie, ein aus Bunkern bestehendes Verteidigungssystem entlang der franzosischen Grenze zu Belgien, Luxemburg, Deutschland und Italien, das nach dem Verteidigungsminister Andre Maginot benannt und von 1930 bis 1940 gebaut wurde. Am 17. Juni 1940, im Jahr nach Kriegseroffnung, rief Frankreich aufgrund des Blitzkriegs zu einem Waffenstillstandsabkommen auf. Dieses Ereignis konnte als eine Vorhersage des franzosischen Militars Ferdinand Foch im Jahr 1919 wie folgt betrachtet werden: „Das ist kein Friede. Das ist ein Waffenstillstand auf zwanzig Jahre.“5
3. Waffenstillstand in Compiegne 1940
Hier soll die Untersuchung stattfinden, welche philosophischen, menschlichen, politischen und militarischen Grunde der Entscheidung zum Waffenstillstand in Compiegne 1940 zugrunde lagen. Frankreich wollte besonderes beiden politischen Seiten des zukunftigen Frankreichs bessere Bedingungen auf dem europaischen Kontinent sicherstellen und sich aus diplomatischer Perspektive gegenuber dem nationalsozialistischen Deutschland behaupten. AuBerdem lasst sich sagen, dass es wenige Moglichkeiten fur weitere Kampfe gegen Deutschland gab. Die Franzosen dachten, dass der Fuhrer zum Krieg menschlich und wirtschaftlich nicht mehr kosten wollte. Die Option eines Waffenstillstands war bereits am 25. Mai 1940 angesprochen worden, aber die Regierungsdebatte begann erst nach dem Abmarsch aus Paris. Die erste folgende Kabinettssitzung fand am 12. Juni 1940 in Chateau de Cange statt, wo Admiral Weygand zum ersten Mal formal einen Waffenstillstand forderte.
Am 13. Juni 1940 gab es dort ein zweites Treffen. Am nachsten Tag zog die Regierung nach Bordeaux, wo am 15. Juni eine Kabinettssitzung stattfand. Der letzte Akt fand in zwei Sitzungen in Bordeaux am 16. Juni 1940 statt. In der Debatte innerhalb der Regierung standen verschiedene Fragen zur Diskussion. Die erste bezog sich auf das Militar: War es moglich, weiter zu kampfen? Die Gegner des Waffenstillstands argumentierten, der Widerstand aus Nordafrika konne weitergehen. Das Problem war, dass Frankreich wirtschaftliche und logistische Grundlagen fehlten. Die zweite Debatte war politisch: Entweder sollte die Regierung nach Nordafrika gehen oder in Frankreich bleiben und einen Waffenstillstand unterzeichnen. Der Waffenstillstand wurde als politischer Akt gesehen, mit dem die Regierung die Feindseligkeiten in allen franzosischen Gebieten beenden wollte. Alternativ hatte die Regierung durch den Kriegsaustritt Frankreichs ihre politische Uberzeugung signalisiert, dass der Krieg nicht vorbei sei. In diesem Fall wurde es die Armee in dem Umfang reduzieren, der gerettet werden konnte. Der GroBteil wurde dann auf dem Feld kapitulieren und ein Waffenstillstand wurde unterzeichnet.
Am 18. Juni trafen sich Hitler und Mussolini in Munchen, um auf Antrag Frankreichs den Waffenstillstand zu vereinbaren.6 Wahrend der franzosische Oberkommandeur Maxime Weygand vorschlug, den Kampf einzustellen, argumentierte der vorletzte Ministerprasident der Dritten Republik Paul Reynaud, Frankreich habe ein Abkommen mit dem Vereinigten Konigreich abgeschlossen. Deswegen war seine Empfehlung, die Schlacht fortzusetzen, entweder durch Schaffung einer Widerstandsbasis in der Bretagne oder in Nordafrika.
In Bordeaux fanden Gesprache statt: mit Philippe Petain, der dem Kabinett am 18. durch Reynaud beigetreten war, Weygand, dem ehemaligen Adjutanten von Ferdinand Foch, Paul Baudouin, Yves Bouthillier und Francois Darlan. Da das Regime davon uberzeugt war, dass die eigentliche Ursache fur die franzosische Niederlage in der Schwache des Staates lag, wollte es ihn neu gestalten. Deshalb legte Vichy schon zu Anfang besonders nachdrucklichen Wert darauf, AusmaB und Inhalt seiner Souveranitat uber das gesamte nationale Territorium hervorzuheben. Durch die Kollaboration des Staates glaubte es dem ,Wurgegriff zu entkommen, den die Bedingungen des Waffenstillstandes kreierten.
Am 21.06.1940 verlas Wilhelm Keitel der franzosischen Verhandlungsdelegation die wie folgt lautende Erklarung:
„Der Zweck der deutschen Forderung ist es: eine Wiederaufnahme des Kampfes zu verhindern, Deutschland alle Sicherheiten zu bieten fur die ihm aufgezwungene Weiterfuhrung des Krieges gegen England sowie die Voraussetzungen zu schaffen fur die Gestaltung eines neuen Friedens, dessen wesentlicher Inhalt die Wiedergutmachung des dem Deutschen Reich selbst mit Gewalt angetanen Unrechts sein wird“.7
Am 22. Juni und nach 24 Runden wurde das deutsch-franzosische Waffenstillstandsabkommen von dem deutschen Verhandlungsleiter Wilhelm Keitel und des franzosischen Delegaten Charles Huntziger unterzeichnet. Anwesend waren ReichsauBenminister von Ribbentrop, Generalfeldmarschall Hermann Goring, der Stellvertreter des Fuhrers Rudolf HeB und der Chefdolmetscher des Auswartigen Amtes Paul Schmidt. Die Unterzeichnung fand im symboltrachtigen Wagen von Compiegne im Norden von Paris und unter dem traditionalen Antagonismus des Gesetzes „Auge um Auge, Zahn um Zahn“8 statt. Er befand sich auf der Lichtung von Rethondes in demselben Waggon, in dem die deutsche Kapitulation im November 1918 entgegengenommen worden war. „Das Hauptmotiv der Waffenstillstandspartei lag dabei in innenpolitischen Erwagungen und barg die Wurzeln der spateren Kollaboration bereits in sich.“9 Man kann aber auch erwahnen, dass die Franzosen diese Entscheidung zum Waffenstillstand getroffen haben, weil ein weiterer Krieg gegen Deutschland fur beide Lander hohe wirtschaftliche, militarische und menschliche Kosten bedeutet hatte.
Die obligatorische Kollaboration in Artikel 3 des Waffenstillstandsvertrages legte das Prinzip der Zusammenarbeit fest, indem die franzosische Administration dem Deutschen Reich alle Rechte als Besatzungsmacht zusprach. Die franzosische Regierung verpflichtete sich, die die Ausubung dieser Rechte sowie ihre Durchfuhrung betreffenden Bestimmungen mit allen Mitteln und mithilfe der franzosischen Verwaltung zu unterstutzen.
Die Regierung Frankreichs forderte alle franzosischen Einrichtungen und Verwaltungen des besetzten Gebietes auf, sich den Bestimmungen der deutschen Militarverwaltung unterzuordnen und in korrekter Weise mit ihr zusammenzuarbeiten. 10 Die Furcht vor einem revolutionaren Umsturz, die militarischen Bestrebungen, die Armee vor einem Zusammenbruch zu bewahren, und die Intentionen der Industrie zur Aufrechterhaltung der Produktion bestimmten diese politische Entscheidung.
Die franzosische Regierung verpflichtete sich, „jedes Verbringen von wirtschaftlichen Werten und Vorraten aus dem von deutschen Truppen zu besetzenden Gebiet in das unbesetzte Gebiet oder in das Ausland zu verhindern.“ (Artikel 17) AuBerdem verbot der Waffenstillstand die weitere Produktion von Kriegsgeraten. Damit legte er zunachst die franzosische Rustungsindustrie still, die sich besonders im unbesetzten Teil des Landes konzentrierte (Artikel 6).
Die ursprungliche deutsche Auslegung der Bestimmungen ergab sowohl fur Deutschland als auch fur die Vichy-Regierung die Notwendigkeit, Verhandlungen mit dem wirtschaftlichen Sektor aufzunehmen. So sollte einerseits die franzosische Wirtschaft fur die weitere deutsche Kriegsfuhrung nutzbar gemacht, andererseits die franzosische Industrie trotz des Waffenstillstandes wieder in Gang gesetzt werden.11
In seinem Tagebuch erinnerte sich Joseph Goebbels an dem Waffenstillstand im Salonwagen, wo Deutschland am 11. November 1918 gedemutigt worden war. Der Fuhrer kam personlich, Keitel verlas die Praambel der deutschen Verhaltnisse. Goebbels beschrieb: „Kein HaB [...] [Hass] und keine Rache leiten uns. Aber die Schmach von 1918 muB [...] [muss] ausgeloscht werden.“12 Die Bedingungen wurden ausschlieBlich auf deutsche Sicherheit ausgerichtet und von der Vorstellung geleitet, Frankreich habe nicht langer das Recht, England im Kampf gegen Deutschland zu unterstutzen.
3.1. Personlichkeit zweier Kollaborateure
Wenn man den Waffenstillstand analysieren mochte, sollte man die Personlichkeit Petain und Laval betrachten. Petain wurde einer Bauernfamilie in Nordfrankreich geboren, die 1856 in eine groBe nordfranzosische katholische Familie uberging. Durch seinen Sieg in Verdun im Jahr 1916 erlangte er groBe Popularitat. Mitte Mai 1940 wurde er als Botschafter in Madrid zum Ministerprasidenten der Regierung ernannt. Seine Entsendung nach Madrid schien zunachst der letzte Schritt in seiner Karriere zu sein, da er bereits 83 Jahre alt war. Der Waffenstillstand wurde schlieBlich am 22. Juni unterzeichnet. Die Franzosen erwarteten Petain als Helden von Verdun, deswegen hoffte Laval auf seine Symbolkraft, damit die franzosische Bevolkerung sich beruhigen lassen wurde.
Francois Mauliac erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg den Nobelpreis fur Literatur und schrieb, dass Petains Entscheidung fur den Waffenstillstand nicht als Verbrechen, sondern als Irrtum in die Geschichte eingehen sollte: „ ce n'est pas un crime, si c'est une erreur, que d'avoir cru, comme tant de Frangais l'ont cruen 1940, que l'armistice etait inevitable “. 13 Die Aufgabe der etablierten Vichy-Regierung war die als Revolution nationale und Koordination mit Deutschland bezeichnete ,Neuordnung‘. Am 10. Juli 1940 erhielt Petain die volle Macht in der gemeinsamen Nationalversammlung in Vichy. Im Opernhaus von Vichy fand am 10. Juli eine gemeinsame Sitzung des Senats und des Reprasentantenhauses statt. Es gab 90 sozialdemokratische Mitglieder und eine Mehrheit von 569 Stimmen dafur, dass Petain als Staatschef dem autoritaren Etat frangais (Vichy-Regime) vorstand, sowie 80 Gegner. Die meisten Franzosen hieBen Petain als Helden von Verdun willkommen, aber mit dem neuen Slogan „ Travail, Famille, Patrie “ spielte er auch eine groBe mentale Rolle bei seinem Chef und seinem Vater. Seine Idee der Revolution nationale basierte auf dem Estado Novo von Antonio Salazar.14
Laval wurde 1883 in Chateldon geboren und wuchs im Cafe seines Vaters auf,15 im gleichen Jahr wie Stalin und Mussolini. Zu Beginn seiner politischen Karriere war er Sozialist. Wahrend der 1920er und 1930er Jahre hatte er verschiedene Regierungsamter inne und war zweimal franzosischer Premierminister: 1931/32 und 1935/36. Dieser schien nach dem Scheitern des Pakts zwischen dem britischen AuBenminister Samuel Hoare und Laval seine Rolle als fuhrende Personlichkeit des franzosischen politischen Lebens ausgespielt zu haben. 16 Nach der Niederlage Frankreichs im Zweiten Weltkrieg wirkte Laval entscheidend an der Errichtung des Etat frangais mit. Er vermutete auch, dass jemand die Kosten dieses Kampfes tragen musse. Deswegen musste Frankreich auf ein mogliches schnelles Ende des Konfliktes hoffen.
Ihm war klar, dass Deutschland den Krieg weder gewollt noch verloren hatte und die Kosten nicht tragen konnte. Er hoffte jedoch, bei der Besprechung der Einzelheiten dieser deutsch-franzosischen Zusammenarbeit die Interessen seines Landes verteidigen zu konnen. 17 Vor allem begruBte er die Entscheidung fur den Waffenstillstand, weil er nicht fur Frankreichs Militar verantwortlich war.
3.2. Die Verwaltungen in Paris und Wiesbaden
Der Waffenstillstandsvertrag trat am 30. Juni 1940 in Kraft. Die Vollzugsgewalt im besetzten Frankreich ging damit an den Oberbefehlshaber des Heeres Walther von Brauchitsch uber, der allein Hitler unterstand und in Frankreich durch einen Militarbefehlshaber vertreten war. Dessen zentrales Kontrollinstrument war die Militarverwaltung, die in allen wirtschaftlichen und militarischen Fragen entschied. Fur politische Aufgaben war nicht das Militar im Pariser Hotel Majestic zustandig, sondern Frankreichspezialisten, die sich im Gebaude der ehemaligen deutschen Botschaft in der Rue de Lille einquartierten. An ihrer Spitze stand der 37 Jahre alte Otto Abetz, der im Marz 1940 in den diplomatischen Dienst ubernommen wurde. Dieser war kein starker Nationalsozialist, sondern den mit einer Franzosin verheirateten Mann bestimmte sein Verstandigungswille. Die Befugnisse der Manner in der Rue de Lille und im Hotel Majestic waren begrenzt, ihre Kompetenzen zudem nicht eindeutig von anderen Instanzen differenziert. So waren die Militarverwaltung und Abetz' Dienststelle nicht allein fur die deutsch-franzosischen Beziehungen zustandig. GemaB Artikel 22 des Vertrages wurde eine Waffenstillstandskommission eingerichtet, diedie Einhaltung der Bestimmungen zu uberwachen hatte. Ihr Sitz war in Wiesbaden, einer von Vichy aus schwer erreichbaren Stadt, die aber als Symbol der ehemaligen franzosischen Besatzungszone nach dem Ersten Weltkrieg galt. Ihr erster Vorsitzender war General Karl-Heinrich von Stulpnagel. Ihm war eine „ Delegation Frangaise aupres de la Commission Allemande de l'Armistice unter General Huntziger zugeordnet. Die franzosische Regierung akkreditierte der Militarverwaltung einen General del egierten: zunachst Botschafter Leon Noel, dann General de la Laurencie, der Ende des Jahres seinen Platz zugunsten des Kollaborateurs de Brinon raumen musste.
Erst Ende 1941 errichtete die Botschaft eine Zweigstelle in Vichy, unter dem Generalkonsul Krug von Nidda. Diese Verpflichtungen erwiesen sich als noch druckender, da man sich ab Herbst 1940 auf einen langen Krieg einrichten musste, nachdem die deutschen Plane einer Invasion Englands gescheitert waren.
3.3. Demarkationslinie
Auch die Frage der spateren Besetzung Frankreichs wurde zwischen Deutschland und Italien unter strategischen Aspekten abgestimmt: Sie sollte so eingerichtet werden, dass die gesamte Kanal- und Atlantikkuste, nebst den wesentlichen Hafen Cherbourg, Brest, Nantes und Bordeaux, durch einen breiten Streifen besetzten Gebietes vor jeder auBeren Einflussnahme gesichert wurde. Zugleich sollte die Bahnverbindung nach Spanien uber Irun innerhalb der besetzten Zone liegen. AuBerdem war die Linie Paris- Chambery-Bourg-Modane von der franzosischen Regierung fur Transporte nach Italien sicherzustellen.
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Quelle: Gedenkorte Europa 1939-1945: Frankreich zur Zeit der deutschen Besetzung (Karte: Erik Gaba), Besatzungszone. https://www.gedenkorte-europa.eu/content/article/511/-/ .
Im Hinblick auf die Sicherheitsinteressen des Deutschen Reiches erwahnte der zweite Artikel des Vertrags eine Linie, die im Osten an der franzosisch-schweizerischen Grenze in der Nahe von Genf beginnt und ungefahr durch die Stadte Dole, Paray le Monial und Bourges bis zwanzig Kilometer ostlich von Tours verlief. Von dort fuhrte sie auf der Bahnstrecke Tours-Angouleme-Libourne in 20 Kilometern Entfernung nach Osten uber Monte de Marsan und Orthez bis zur spanischen Grenze. Deutsche Truppen okkupierten annahernd zwei Drittel des Staatsgebietes nach politischen, militarischen und wirtschaftlichen Punkten: die Industriereviere des Nordens ebenso wie die zur Sperrzone erklarte Kanal- und Atlantikkuste. Etwa drei Funftel Frankreichs wurden besetzt. „Etwa funfundsiebzig Prozent der Industrie, einschlieBlich Kohle und Stahl, befanden sich in der besetzten Zone.“18 Die unbesetzte Zone hing vom besetzten Norden und Westen fur Industrieerzeugnisse und Lebensmittel ab. „Das besetzte Gebiet umfasste 66 Prozent des Agrarlandes, wodurch 74 Prozent der inlandischen Weizenproduktion unter deutsche Kontrolle gelangten.“19
Die Uberwachung dieser Demarkationslinie bedeutete ein zentrales politisches und wirtschaftliches Druckmittel zugunsten des Besatzers. Der groBte Teil der franzosischen Ressourcen (industrielle und landwirtschaftliche Rohstoffe) befand sich in jenem Teil Frankreichs, den er kontrollierte. Die Demarkationslinie musste wegen Spionagegefahr abgeriegelt bleiben, Kriegsgefangene konnten nur in Einzelfallen freigelassen werden, weil sie als Arbeitskrafte in Deutschland benotigt wurden.20 Schnell wurde die wirtschaftliche Bedeutung des Waffenstillstands den neuen franzosischen Machthabern klar. Der Krieg hatte nicht nur die industriellen und landwirtschaftlichen Kapazitaten stark dezimiert, im nun besetzten Teil Frankreichs wurden auch fast der gesamte Stahl und drei Viertel der Kohle produziert. Getreide, Milch, Zucker und Fleisch waren ebenfalls Produkte, die groBtenteils dem Gebiet nordlich der Demarkationslinie entstammten.21
Durch die Demarkationslinie und die damit verbundene Teilung des Landes war auch die franzosische Regierung auf Verhandlungen mit der Besatzungsmacht angewiesen. Dies ist besonders damit zu begrunden, dass die Versorgung der freien Zone abgesichert und der produktionstechnische Austausch zwischen besetzten und unbesetzten Gebieten ermoglicht werden musste. Die SchlieBung der Linie und der damit einhergehende Fortfall des Zugangs zu den Agrarprodukten Nordafrikas verstarkte die Abhangigkeit der unbesetzten Zone von den afrikanischen Lieferungen. Franzosisch-Nord- und -Westafrika waren selbst auf die Einfuhr von Erdol und Erdolprodukten, Getreide und Kohle sowie auf die Exporte ihrer eigenen Erzeugnisse angewiesen.22 Nachdem Petain Mitte Juli Hilfeleistungen fur die deutsche Luftwaffe und Kriegsmarine im Mittelmeerraum abgelehnt hatte, geriet Frankreich weiter in den Wurgegriff der Besatzungsmacht, die die vertraglichen Bestimmungen des Waffenstillstands allseitig ignorierte.
Einerseits war das besetzte Nordfrankreich das direkte Aufmarschgebiet fur den geplanten Angriff auf die britischen Inseln. Andererseits stellte das franzosische Kolonialgebiet in Nord- und Westafrika durch sein Rohstoffreservoir eine materielle Basis fur die weitere Kriegfuhrung dar.
Von hoher Relevanz fur Frankreich war die Entwicklung in Elsass-Lothringen. Obwohl Deutschland die ostliche Grenze Frankreichs noch im Dezember 1938 anerkannt hatte und das Waffenstillstandsabkommen diesen Punkt nicht beinhaltete, wurde die Germanisierung der Departements Bas-Rhin, Haut-Rhin und Moselle umgehend begonnen. Die beiden elsassischen Departements wurden dem Gau Baden, das lothringische Moselle dem Gau Saar-Pfalz angegliedert. Lothringen und Elsass wurden de facto annektiert, Personen-, Guter- und Postverkehr uber die Demarkationslinie erschwert.
Das Fernziel der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ergab sich aus den Planen fur die ,Neuordnung des europaischen GroBwirtschaftsraumes‘, die langfristig durch eine Ausschaltung bzw. Umgestaltung der franzosischen Konkurrenz nach deutschem Muster vorbereitet werden sollte.
[...]
1 Afflerbach, Holger: Sieger und Besiegte: materielle und ideelle Neuorientierungen nach 1945. Tubingen: Francke, 1997, S.87.
2 Florin, Christiane: Philippe Petain und Pierre Laval: das Bild zweier Kollaborateure im franzosischen Gedachtnis. Frankfurt am Main: Lang, 1997, S.101.
3 Afflerbach, 1997, S.90.
4 Vgl. Chandelier, Pierre: La defaite de 1940 et l'Armistice. Paris: Editions lettres du monde, 1996, S.20-22.
5 Hammer, Wolfgang: Adolf Hitler - der Tyrann und die Volker: Dialog mit dem "Fuhrer" (II), politische Aspekte. Munchen: Delp, 1972, S.124.
6 Vgl. Max, Domarus: Hitler: Reden und Proklamationen; 1932 - 1945; kommentiert von einem deutschen Zeitgenossen. Wiesbaden: Lowit, 1973, S.1528.
7 Krautkramer, Elmar: Frankreichs kriegswende 1942: Die Ruckwirkungen der alliierten Landung in Nordafrika- Darlan, de Gaulle, Giraud und die royalistische Utopie. Bern: Peter Lang, 1989, S. 377.
8 Pinette, Gaspard L.: Freund oder Feind?: Die Deutschen in Frankreich 1940 - 1944. Bern: Lang, 1990, S.16.
9 Kletzin, Birgit: Trikolore unterm Hakenkreuz: deutsch-franzosische Collaboration 1940 - 1944 in den diplomatischen Akten des Dritten Reichesdeutsch-franzosische Collaboration 1940 - 1944 in den diplomatischen Akten des Dritten Reiches, Opladen: Leske + Budrich, 1996, S. 17.
10 Vgl. Baruch, Marc Oliver: Das Vichy-Regime: Frankreich 1940-1944. Stuttgart: Reclam, 1999, S. 78.
11 Vgl. Kletzin, 1996, S. 162.
12 Goebbels, Joseph: Die Tagebucher von Joseph Goebbels. Teil 1, Aufzeichnungen 1923-1941, Band 8, Munchen: K ■ G ■ Saur, 1998, S.186.
13 Mauriac, Francois: Le nouveau Bloc-Notes 1961-1964, Paris: Flammarion Edituer, 1968, S.423.
14 Vgl. Webster, Paul: Petain's Crime: The Full Story of French Collaboration in the Holocaust, London: Macmillan, 1990, S. 71.
15 Vgl. Webster, 1990, S.46.
16 Vgl. Kordt, Erich: Wahn und Wirklichkeit: [die AuBenpolitik des Dritten Reiches; Versuch einer Darstellung] Stuttgart: Union Dt. Verl. -Ges., 1947, S.260.
17 Vgl. Hillgruber, Andreas: Staatsmanner und Diplomat bei Hitler: Vertrauliche Aufzeichnungen uber Unterredungen mit Vertretern des Auslandes 1939 - 1941. Frankfurt am Main: Bernard & Graefe, 1967, S. 261.
18 Thomas, R.T. Britain and Vichy: The Dilemma ofAnglo-French Relations 1940- 42.London: Macmillan, 1979,S.35.
19 Kletzin, 1996, S. 21.
20 Vgl. Ray, Roland: Annaherung an Frankreich im Dienste Hitlers?: Otto Abetz und die deutsche Frankreichpolitik 1930-1942. Munchen: Oldenbourg, 2000, S.314.
21 Vgl. Baruch, 1999, S.119.
22 Vgl. Krautkramer, 1989, S.42.
- Citation du texte
- Kyoshun Tsuji (Auteur), 2022, Zwei Arten von Kollaboration. Die Politik von Philippe Pétain und Pierre Laval gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland (1940–1944), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1250271
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