Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Adoleszenzroman am Beispiel von Per Nilssons „So lonely". Sie soll einen Aufschluss über die Geschichte dieses Genres geben, typische Merkmale aufweisen und sie an einem Vertreter dieser Gattung nachweisen. Des Weiteren soll sie einen Versuch für ein Unterrichtsmodell darstellen, wie ein Adoleszenzroman in der Schulpraxis Anwendung finden könnte.
Gliederung der Hausarbeit
0. Einleitung
1. Der Adoleszenzroman
1.1. Der Begriff Adoleszenz in der Psychologie
1.2. Die Entwicklung und Geschichte des Adoleszenzromans
2. Per Nilsson: So lonely – Ein Adoleszenzroman?
2.1. Inhalt
2.2. Figurencharakteristik
2.2.1. Er
2.2.2. Ann-Katrin
2.3. Aufbau, Struktur und Erzählperspektive
2.4. Sprache und Wortwahl
2.5. „So lonely“ - Ein postmoderner Adoleszenzroman?
3. Ein Unterrichtsentwurf für Per Nilssons „So lonely“
3.1. Bezug zum Bildungsplan
3.2. Überlegungen zum Lehr- und Lernprozess
3.3. Alternativen
3.4. Verlaufsskizze
4. Abschluss
5. Anhang
6.Literaturangaben
0. Einleitung
Seit den 80er-Jahren vollzog sich ein Wandel in der Kinder- und Jugendliteratur (KJL). Ein Wandel der kindlichen Lebenswelten. So kennzeichnete sich die junge Generation durch eine Art „Früherwachsenheit“ und es weichten sich die symbolisch-kulturellen Grenzlinien[1] zwischen Erwachsenen- und Jugendwelt langsam auf. Der Vorsprung der Erwachsenen ist längst nicht mehr so allgegenwärtig wie er es früher einmal war. Im Gegenteil, die Jugend ist ihnen manchmal sogar voraus. In wie vielen Familien erklären die Kinder ihren Eltern die technischen Neuanschaffungen und finden dasselbe Urlaubsangebot viel günstiger im Internet?
Die Generationsräume sind nicht mehr strikt getrennt, sie sind miteinander verwoben.
Jung-Sein gilt in unserer Gesellschaft als das Ideal schlechthin. Damit liegt es auf der Hand, dass die „Kinder“ so schnell wie möglich zu „Jugendlichen“ werden wollen und die „älteren Generationen“ ihren Eintritt in das selbständige Leben hinauszögern möchten.
Heirat, Familiengründung, Berufstätigkeit, Erwerb der sozialen Selbständigkeit verschieben sich mitunter bis in das dritte Lebensjahrzehnt[2].
Durch diese Entwicklung erfolgt selbstverständlich eine Zunahme an Individualisierung und einer Vervielfältigung der Lebensstile, Lebensentwürfe und Weltbilder.[3]
Mit den Veränderungen der Jugendkultur gehen auch Erneuerungen in der Literatur einher, denn wo sich der jugendliche Leser verändert, muss sich auch das Schriftgut wandeln. Die zunehmende Annäherung an die Erwachsenenwelt und die damit steigende Erfahrung in vorher unzugänglichen Bereichen wie Sexualität, Freundeskreis, erste Liebe und Kommunikationsformen müssen auch in der KJL neu aufgegriffen werden.
Was für Autoren wie junge Leser mehr und mehr zählt, sind Wirklichkeitserkundung, Zeitdiagnostik, Wahrheitssuche. [...] Es geht nicht zuletzt darum, das Lebensgefühl, die Lebenslage, die Lebenssicht, die Lebensprobleme heutiger Jugendlicher literarisch zu erfassen.“
„Sie [Die Kinder- und Jugendliteratur] wird offener und die Übergänge zur Erwachsenenliteratur fließender. [...] Im Handlungs- und Symbolsystem ist es also zu vergleichbaren Gattungen wie in der Erwachsenenliteratur gekommen. Es reicht daher nicht mehr aus, einfach nur von ‚Jugendliteratur’ zu sprechen[4].
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Adoleszenzroman am Beispiel von Per Nilssons „So lonely. Sie soll einen Aufschluss über die Geschichte dieses Genres geben, typische Merkmale aufweisen und sie an einem Vertreter dieser Gattung nachweisen. Des Weiteren soll sie einen Versuch für ein Unterrichtsmodell darstellen, wie ein Adoleszenzroman in der Schulpraxis Anwendung finden könnte.
Der erste Teil wird sich mit der Theorie beschäftigen sowie den Adoleszenzroman als Gattung vorstellen und ihn erklären. Eingegangen wird dabei auf den psychologischen Begriff und auf die Geschichte sowie die Entwicklung des Adoleszenzromans. Dabei wird auch die Untergliederung in die Subgattungen traditioneller-, moderner- und postmoderner Adoleszenzroman vorgenommen werden.
Diese Arbeit wird sich weiterhin mit einem typischen Beispiel für einen Adoleszenzroman auseinandersetzen. Als ein Vertreter dieser Gattung dient hierzu der Roman „So lonely“ von Per Nilsson, der mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde.
Ich werde zu diesem Buch eine kurze Inhaltswiedergabe geben und eine Kurzcharakteristik der beiden Hauptfiguren erstellen. Anschließend wird eine Analyse zu diesem Roman folgen, die u. a. die Struktur, die Sprache und den Aufbau untersuchen wird. Aus dieser Betrachtung heraus, soll sich erschließen lassen, ob es sich bei dem vorliegenden Roman tatsächlich um einen Adoleszenzroman handelt.
Im dritten und letzten Teil folgt ein Unterrichtsentwurf zu Per Nilssons „So lonely“, soll begründet werden, warum sich dieser Roman für die Schule eignet und in welcher Klassenstufe man dieses Buch behandeln könnte. Exemplarisch sollen für Nilssons Werk einige Überlegungen zur Realisierung eines Literaturunterrichts im Schulunterricht ausgeführt werden. Dies schließt eine kurze didaktische als auch methodische Analyse mit ein samt Bildungsplanbezug und Benennung der Grob- sowie der Feinziele. Abgeschlossen werden diese Gedanken durch eine Unterrichtsskizze für eine Einführungsstunde in den Roman von Per Nilsson.
1. Der Adoleszenzroman
1.1. Der Begriff Adoleszenz in der Psychologie:
Adoleszenz ist ein Begriff aus der Entwicklungspsychologie und der Jugendsoziologie und bezeichnet einfach ausgedrückt das Jugendalter oder den Lebensabschnitt eines jungen Menschen, in dem er vom Kind zum Erwachsenen heranreift. Dieser Abschnitt beginnt mit dem Einsetzen der Pubertät (bei Jungen ungefähr mit vierzehn Jahren und bei Mädchen mit circa zwölf Jahren) und endet mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter. Dieser Zeitpunkt wird mit der Ablösung von den Eltern definiert. Auch wenn in den unterschiedlichen Kulturkreisen sich dafür abweichende Verständnisse finden lassen. In den Vereinigten Staaten zum Beispiel reicht die Adoleszenzphase vom 13. bis zum 24. Lebensjahr, wohingegen in Deutschland Adoleszenz erst ab einem Alter von 17 Jahren verstanden wird.
Mario Erdheim definiert diesen Lebensabschnitt als Übergang von der Ordnung der Familie in die Ordnung der Kultur[5]. Diese beiden Ordnungen stehen, so Erdheim, zueinander im antagonistischen Verhältnis. Demnach zeichnet sich die Ordnung der Familie durch Tradition, Verleugnung, der Intimität im Guten und Bösen, durch Pietät und Verfremdung aus. Im Gegensatz dazu steht die Kultur als Ort der Arbeit, der Innovation, der Revolution, der Öffentlichkeit und der Vernunft[6]. Erdheim ist der Meinung, dass die durch den Kulturwandel entstandenen Widersprüche der beiden Systeme, den Adoleszenten vor immer neue Probleme stellen.
Das Wort ‚Adoleszenz’ leitet sich aus dem lateinischen ‚adolescere’ ab, was soviel wie ‚Aufwachsen’ bedeutet.
Diese Phase, in die auch die Pubertät hineinzählt, ist gekennzeichnet durch körperliche, psychische Veränderung sowie durch einen Aufbau der Geschlechtsreife und sexueller Interessen.
Während sich die Pubertät jedoch hauptsächlich auf die sexuelle Entwicklung und die Reifung des Körpers bezieht, beinhaltet die Adoleszenz auch die nachfolgende Lebensphase, die die akademische und berufliche Weiterentwicklung, die Entstehung einer sozialen Identität und die Aufnahme in die Erwachsenenwelt bis hin zu der Gründung einer Familie impliziert.
Natürlich gibt es auch gesetzliche Festlegungen, ab wann ein Mensch zum Beispiel als Erwachsener anzusehen ist. In Deutschland liegt zum Beispiel die Grenze für ‚Geschlechtsreife’ bei einem Alter von 14 Jahren. Strafrechtlich vollmündig ist ein deutscher Staatsangehöriger ab einem Alter von 18 Jahren. Davor fallen seine Taten unter das Jugendstrafgesetzbuch.
Die WHO klassifiziert die Phase der Adoleszenz von einem Alter zwischen 10 und 20 Jahren. Allerdings kann man auch festhalten, dass sich in unserer heutigen Gesellschaft, die Zeit des ‚Erwachsenwerdens’ bis in das dreißigste Lebensjahr ausgedehnt hat. Dies ist abhängig von der Art der Schulischen Ausbildung. Wer sich für eine längere, akademische Bildung entscheidet, erreicht die berufliche Sicherung erst mit dem dritten Lebensjahrzehnt, während ein ehemaliger Auszubildender bereits mit Anfang Zwanzig in seinen Beruf einsteigen kann. Ähnlich weit, aber unabhängig von dem beruflichen Werdegang, klaffen auch in der heutigen Zeit die Bereiche der Partnerschaft und Familiengründung auseinander.
H. Nickel weist daraufhin, dass sich in der Adoleszenzphase zwei Grundtendenzen erkennen lassen: »eine mehr nach innen, auf das eigene Selb]st gerichtete, und eine nach außen, auf die Auseinandersetzung mit der soziokulturellen Umwelt bezogene.«[7]
Bei der nach innen gerichteten Auseinandersetzung beschäftigt sich der Adoleszente durch seine allgemeine Verunsicherung stärker mit sich Selbst, seinem Handeln, seinen körperlichen Veränderungen und seiner Rolle in der Gesellschaft. Er ist auf der Suche nach seinem neuen Ich, welches er realisieren möchte. Bei dieser Realisierung ist die Peer-Group ein sehr wichtiger Faktor.
Mit zunehmendem Alter spielt jedoch die nach außen gerichtete Auseinandersetzung mit der soziokulturellen Umwelt eine immer größere Rolle. Der Adoleszente beschäftigt sich nun verstärkt mit seiner Außenwelt. Dazu gehören Institutionen, die für seinen späteren Werdegang wichtig sein können (Universität, Beruf, Arbeit). Es entstehen erste sexuelle Kontakte, die für die spätere Partnerwahl wichtig sind und der Jugendliche setzt sich mit Werten und Normen der Gesellschaft auseinander ebenso wie mit dem Erwerb seiner Geschlechterrolle. In dieser Phase geht es mehr um die Integration in die Gesellschaft und die kommende Position des Jugendlichen in ihr.
Die wichtigsten Herausforderungen, vor die der Adoleszente gestellt wird, sind der Auszug aus dem Elternhaus, Trennung von den Eltern, das Meistern von beruflichen, sozialen und sexuellen Anforderungen sowie das Verdienen des ersten eigenen Geldes für den Lebensunterhalt. Da die Jugendlichen emotional instabil sein können und der neue Weg wenig gefestigt ist, kann dieser auch erschüttert werden und in einer so genannten ‚Adoleszenzkrise’ enden, die unter anderem durch psychische Probleme, Essstörungen, Selbstmordgedanken und Alkohol- oder Drogenmissbrauch geprägt sein kann.
Die psychische und soziale Herausforderung des Jugendalters besteht für den Heranwachsenden darin, zu einem selbständigen Menschen zu werden, der über die Fähigkeit verfügt, sich in dieser Gesellschaft als individuelle Persönlichkeit einzufügen.
1.2. Die Entwicklung und Geschichte des Adoleszenzromans:
Der Ursprung des deutschen Adoleszenzromans und somit die Gattung des „ klassischen Adoleszenzromans “ liegt im 18. Jahrhundert. Hier lassen sich erste Ausprägungen dieses Genres verzeichnen. Immer wieder genannt werden in diesem Zusammenhang Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ (1774) und Karl Philipp Moritz’ „Anton Reiser“.
Diese Entwicklung ist jedoch nicht von Dauer, denn bald wird sie vom Bildungsroman abgelöst, der sich als neue Gattung bis ins 19. Jahrhundert durchsetzt. Danach erfolgt in der Romantik einer Wiederaufnahme der Adoleszenzromane, in der die Realität aus dem 18. Jahrhundert durch mystische und phantastische Elemente ersetzt wird. Beispielhaft dafür sind die Novellen eines E.T.A. Hoffmanns, wie „Der Sandmann“ (1816) und „Der goldene Topf“ (1814), aber auch „Marmorbild“ (1819) von Josef von Eichendorff.
Einen kompletten Wandel erfährt das Thema der Identitätssuche in den Schulromanen und Schulerzählungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Emil Strauss „Freund Hein“ (1902), Thomas Mann „Buddenbrocks“ (1901), Robert Musil „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ und natürlich Hermann Hesse „Unterm Rad“ (1906).
Im klassischen Adoleszenzroman handelt es sich um eine existenzielle Krise des Helden, die nicht selten im Tod endet. Es kommt zum Bruch mit der bürgerlichen Gesellschaft und die Protagonisten scheitern an ihr. Eine Identitätsfindung ist unter den gegebenen Umständen nicht möglich, wie Gansel[8] behauptet. Als bevorzugter Schauplatz gilt die Schule, die sich besonders als peinigende, disziplinierende und schikanierende Instanz darstellt, in der sich nur die Härtesten und Brutalsten durchsetzen können. Die Lehrer treten als unmenschlich, autoritär und brutal auf. Diese Erscheinung der Lehrer wird meist aus dem Blickwinkel des gequälten Schülers aufgezeigt, der unter der Instanz Schule zu leiden hat.
Einen grundlegender Neustart, nämlich den des „ modernen Adoleszenzromans “, wird in den 50er Jahren mit Jerome D. Salingers „Der Fänger im Roggen“ (1951, dt. 1951 bzw. 1965) und „Das Mädchen Frankie“ (1946, dt. 1951) von Carson McCullers gelegt. Besonders durch Salingers Werk erfolgt eine Rückbesinnung auf die deutschen Adoleszenzromane um die Jahrhundertwende in der BRD. Auch wenn die Werke als Erwachsenenliteratur gedacht waren, stießen sie auf Begeisterung bei den Jugendlichen, weil sie deren Lebensgefühl widerspiegelten und alte Ideale angriffen. Diese Entwicklung sorgte dafür, dass die deutschen Werke von Hermann Hesse und Robert Musil, aber auch das nach 1945 entstandene Werk von Günter Krass „Katz und Maus“ (1961) in den Lehrplan der gymnasialen Oberstufe aufgenommen wurden. Weitere Werke nach 1945 sind Peter Weiss’ „Abschied von den Eltern“ (1961) und Uwe Johnsons „Ingrid Babendererde“ (1956). Diese große Nachfrage nach Adoleszenzromanen zeigte sich auch 1973 als Ulrich Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“ erschien, das gleichermaßen zu einem Kultbuch ins Ost- und Westdeutschland wurde. Mit diesem Roman, der ebenfalls noch als Erwachsenenliteratur gedacht war, gelang dem Adoleszenzroman in Deutschland der Durchbruch und die Nachfrage unter den Jugendlichen stieg, die ihre Selbstfindung, ihre Probleme und die ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht - wie es in „Die neuen Leiden des jungen W.“ definitiv der Fall ist - in den Mittelpunkt stellen. Ein weiterer Grund für diesen Erfolg der Adoleszenzromane ist in der Sprache zu sehen. Auch, wenn sie wie in Ulrich Plenzdorfs Roman „Die neuen Leiden des jungen W.“ sehr überspitzt, gezwungen und übertrieben wirkt. Edgar Wibeau, der Protagonist, drückt sich zum Beispiel häufig in Form von Anglizismen aus, sodass er high war, jumpte oder eine Speech hielt. Sätze wie Ich riß mir den halben Arsch auf liegen da der realen Jugendsprache schon näher. Gerade dieser Jugendjargon, mit dem sich die „Kinder“ der 70er Jahre identifizieren konnten, löst den „Hype“ um diese neue literarische Gattung aus. Das Besondere aber war, dass dieser hohen Nachfrage nun ausgerechnet die Jugendbuchverlage nachkamen, obwohl derartige Bücher ursprünglich nicht als Jugendliteratur gedacht waren. So erschienen die ersten Übersetzungen der Adoleszenzromane aus dem amerikanischen Markt wie zum Beispiel Warren Miller mit „Kalte Welt. Ein Bandenchef berichtet“ (1959, dt. 1979) und Barbara Wersba „Ein nützliches Mitglied der Gesellschaft“ (1970, dt. 1972). Aber auch Adoleszenzromane aus den skandinavischen Ländern wurden mit Erfolg publiziert. Hier wären Inger Edelfeldt mit „Briefe an die Königin der Nacht“ (1985, dt. 1986) und „Kamalas Buch“ (1985, dt. 1988) zu nennen.
Natürlich entging der Erfolg Plenzdorfs auch nicht den deutschen Autoren und die Adoleszenzromane wurden zu einem festen Teil der Kinder- und Jugendliteratur der 70er Jahre, der bis heute anhält. Dafür sprechen die „modernen Adoleszenzromane“ von Dagmar Chidolues „Lady Punk“ (1985), Leonie Ossowski „Die große Flatter“ (1977), Irina Korschunows „Die Sache mit Christoph“ (1978) und Christine Nöstlinger „Stundenplan“ (1975).
Kennzeichnend für die Phase des modernen Adoleszenzromans ist, dass der fest gefügten, phantasielosen und kalten Welt der Erwachsenen eine Welt entgegensteht, die voller Freiräume, Phantasie, Spiel und Selbständigkeit ist, wie es Gansel[9] ausführt. Die Protagonisten scheitern aber mit ihren Idealen an der zu festen und „spießigen“ Gesellschaft der Erwachsenen.
Durch diese Entwicklung wurden die Grenzen zwischen Allgemein- bzw. Erwachsenenliteratur und Jugendliteratur fließender. Dies hat dazu geführt, dass trotz der jugendspezifischen Themenfelder nun keine explizite Zielgruppe mehr auszumachen ist, so Gansel[10]. Gerade in einer Zeit, in der Jung-Sein, wie er weiter behauptet, als generationsübergreifendes Ideal[11] gilt und sich die Adoleszenzphase bis in die Postadoleszenz erstreckt, hat sich die Zielgruppe erheblich erweitert. Jugend löst sich vom biologischen Alter und wird zu einer Art Persönlichkeitseigenschaft. Sogar die erwachsenen Generationen greifen zu Adoleszenzromanen, entweder aus Interesse oder um die schnell wachsende Welt der Jugendlichen und ihre „Spaßkultur“ besser verstehen und nachvollziehen zu können oder um sich selbst noch einmal jung fühlen zu dürfen.
Die jugendlichen Helden sind nun Individuen, die handeln und reagieren können sowie in der Lage sind, über ihre Krisen nachzudenken und gegebenenfalls gegen sie anzukämpfen. Trotz dieser Annäherung an die Allgemeinliteratur ist Lange der Meinung, dass die Adoleszenzromane für Jugendliche nicht die realistische Härte der Romane für Erwachsene aufweisen, die die psychische Verstörung ihrer Protagonisten und ihr Scheitern in unverblümter Deutlichkeit schildern[12]
[...]
[1] Gansel 1999, S. 103
[2] Gansel 1999, S. 104
[3] Gansel 1999, S. 104
[4] Gansel 1999, S. 105
[5] Erdheim 1996, S. 205
[6] Erdheim 1996, S. 205
[7] Nickel, H.: Reifezeit und Jugend In: H. Nickel: Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters. Bd. 2: Schulkind und Jugendlicher. Bern, Stuttgart, Wien, 1975 zit. n. Lange 1995, S. 5
[8] Gansel 1999, S. 117
[9] Gansel 1999, S. 118
[10] Gansel 1999, S. 113
[11] Gansel 2000, S. 379
[12] Lange 1995, S. 9
- Citar trabajo
- Alexander Willrich (Autor), 2006, Der Adoleszenzroman. Geschichte und typische Merkmale, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124981
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