Ausgehend von der Digitalisierung von Informationen wurde das neue Medium „Internet“ entwickelt, womit ein großes Potential geschaffen wurde. Es erlaubt uns „nahezu unglaubliche Mengen an Informationen rund um den Globus zu senden und zur Verfügung zu stellen“ (Fiedler, 2003, S. 21). Wenn diese Informationstechnologie zuerst auch nur wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und militärischen Nutzen hatte, so ist sie nun auch im menschlichen Alltag angekommen.
Kaum ein Mensch kann sich heutzutage das Internet mehr aus dem Leben wegdenken, zumal sich unser Alltag immer mehr „online“ abspielt, als im realen Leben. Menschen kaufen Lebensmittel und andere Waren im Internet ein, er- und versteigern Dinge bei Online-Auktionen, lesen die neuesten Nachrichten im „web“ und buchen ihre Urlaubsreisen online. Zwischendurch werden E-Mails gelesen und geschrieben und/oder man unterhält sich mit einem neuen oder alten Chat-Partner (Winkel, 2005). Nach Ott und Eichenberg (1999, S. 19) „steht [das Internet] mittlerweile […] an der Schwelle zu einem neuen Massenkommunikationsmedium“. Egal ob aus beruflichen oder privaten Gründen – 9,9 Millionen Deutsche nutzen es regelmäßig. Castells (2001) spricht in diesem Zusammenhang von einer „informationstechnologischen Revolution“ (zitiert nach Fiedler, 2003, S. 22), zumal es in vielen Bereichen zu nachhaltigen Veränderungen geführt hat.
Aufgrund der Dienste, Anwendungen und Nutzungsmöglichkeiten des Netzes, können sich Menschen sowohl Zugänge zu Ressourcen unterschiedlichster Themen verschaffen (Informationsmedium), als auch sich per E-Mail, Chat, Videokonferenzen und weiteren Kommunikationsmitteln via Internet unterhalten (Kommunikationsmedium) (Eichenberg, 2004a). Ebenso besteht die Möglichkeit, sich mit Themen auseinanderzusetzen, die eine ernsthafte und persönlich bedeutsame Relevanz haben. Menschen unterhalten sich über Inhalte, „die im Alltag tabuisiert und verdrängt werden, die Angst machen und Hilflosigkeit auslösen“ (Winkel, 2005, S. 14), weil sie sich im Netz durch die Anonymität sicher fühlen. Hierzu gehört neben Krankheiten, Sterben und Tod vor allem das Thema „Suizid“, welches „trotz einer gewissen Tabuisierung – Teil der gesellschaftlichen Alltagskommunikation ist“ (Fiedler & Neverla, 2003, S. 558). [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. THEORIETEIL
- 1. Einleitung
- 2. Suizidalität bei Jugendlichen und Erwachsenen
- 2.1 Definitionen von Suizidalität und Klassifikation suizidalen Verhaltens
- 2.2 Epidemiologie
- 2.3 Psychopathologie
- 2.4 Risiko-, protektive und auslösende Faktoren
- 2.5 Diagnostik und Interventionen bei Suizidalität
- 2.6 Zusammenfassende Schlussfolgerungen
- 3. Entstehungstheorien von Suizidalität und ihr Bezug auf Suizidforen
- 3.1 Biologische Perspektive
- 3.2 Soziologische Perspektive
- 3.3 Perspektive der Psychoanalyse
- 3.4 Lerntheoretische Perspektive
- 3.5 Zusammenfassende Schlussfolgerungen
- 4. Gesprächsforen im Internet
- 4.1 Definitionen und wichtige Begriffe über Gesprächsforen
- 4.1.1 Was sind Foren?
- 4.1.2 Was sind Selbsthilfeforen?
- 4.1.3 Was sind Suizidforen?
- 4.2 Kommunikation im Internet und ihre Wirkung
- 4.2.1 Merkmale computervermittelter Kommunikation und ihre Bedeutung
- 4.2.2 Psychologische Auswirkungen der Internetnutzung
- 4.2.3 Der Werther-Effekt und seine Wirkmechanismen
- 4.3 Selbstdarstellung in Suizidforen
- 4.4 Die Nutzung von Suizidforen zur Selbsthilfe
- 4.4.1 Nachteile der Selbsthilfe in Foren
- 4.4.2 Vorteile der Selbsthilfe in Foren
- 4.4.3 Fazit zum Thema Selbsthilfe
- 4.5 Zusammenfassende Schlussfolgerungen
- 5. Gefahr oder Nutzen? Der wissenschaftliche Disput um Suizidforen
- 5.1 Beginn des öffentlichen Interesses an Suizidforen
- 5.2 Suizidforen aus der Sicht der Medien und ihre anfängliche Stigmatisierung
- 5.3 Suizidforen aus der Sicht der Wissenschaft
- 5.3.1 Einzelfallstudien
- 5.3.2 Stellungnahmen von Experten
- 5.3.3 Empirische Untersuchungen zu Suizidforen
- 5.4 Potentiell gefährdende Aspekte von Suizidforen
- 5.5 Potentielle Chancen von Suizidforen
- 5.6 Zusammenfassende Schlussfolgerungen
- II. EMPIRISCHER TEIL
- 6. Forschungsfragen und Hypothesen
- 7. Methodisches Design
- 7.1 Die Beobachtung
- 7.2 Die Online-Befragung
- 7.2.1 Aufbau des Online-Fragebogens
- 7.2.2 Durchführung der Umfrage
- 7.2.3 Auswertung der Fragebögen
- 8. Ergebnisse
- 8.1 Ergebnisse der Beobachtung
- 8.2 Ergebnisse der Online-Befragung
- 8.2.1 Beschreibung der Stichprobe
- 8.2.2 Ergebnisse zur Nutzung des Suizidforums
- 8.2.3 Ergebnisse zur Motivation der Nutzer
- 8.2.4 Ergebnisse zur Suizidalität
- 8.2.5 Ergebnisse zu den Erfahrungen mit dem Forum
- 8.2.6 Ergebnisse zu Beratungsangeboten bzw. (Online-)Therapie
- 8.2.7 Positive und negative Effekte aus Sicht der Nutzer
- 8.2.8 Weitere Angaben
- 8.3 Zusammenfassung aller Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Nutzung von Suizidforen im Internet. Ziel ist es, die potentiellen Gefahren und Nutzen dieser Foren zu analysieren und wissenschaftlich zu belegen. Die Arbeit befasst sich sowohl mit theoretischen Grundlagen der Suizidalität als auch mit empirischen Ergebnissen einer eigenen Studie.
- Suizidalität bei Jugendlichen und Erwachsenen
- Entstehungstheorien von Suizidalität
- Kommunikation und Selbstdarstellung in Online-Foren
- Selbsthilfeaspekte in Suizidforen
- Wissenschaftliche Debatte um die Risiken und Chancen von Suizidforen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die zunehmende Bedeutung des Internets als Kommunikationsmedium. Kapitel 2 und 3 behandeln die Definition, Epidemiologie, Psychopathologie und Entstehungstheorien von Suizidalität. Kapitel 4 fokussiert auf Gesprächsforen im Internet, ihre Definition, Kommunikation, Selbstdarstellung und die Nutzung zur Selbsthilfe, wobei sowohl Vor- als auch Nachteile beleuchtet werden. Kapitel 5 diskutiert den wissenschaftlichen Disput über die Gefahren und Chancen von Suizidforen, bevor der empirische Teil der Arbeit beginnt.
Schlüsselwörter
Suizid, Suizidforen, Internet, Online-Kommunikation, Selbsthilfe, Risikofaktoren, Schutzfaktoren, Empirische Studie, Qualitative Forschung, Quantitative Forschung.
- Quote paper
- Dr. Stephanie Sasse (Author), 2008, Gesprächsforen im Internet - Eine deskriptive Analyse über die Nutzung von Suizidforen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124894