Das Interesse an der von Rudolf Steiner Anfang des 19. Jahrhunderts veröffentlichten Geisteswissenschaft namens Anthroposophie und den 1919 gegründeten Waldorfschulen ist groß. Waldorfschulen, Waldorfkindergärten, anthroposophische Weiterbildungen etc. gründen und vergrößern sich stetig. Die Plätze in Waldorfschulen und –kindergärten werden bereits Jahre im voraus belegt und die Klassen sind in der Regel bis zum äußersten Maximum gefüllt (bis zu 40 SchülerInnen pro Klasse unter Umständen).
Es stellt sich die Frage, warum Schulen, die sich jeder wissenschaftlichen Untersuchung widersetzen und über dessen Konzeption daher keine wissenschaftlichen Untersuchungen und Forschungen existieren, einen derartigen Zulauf verzeichnen können.
Einer der Gründe wird sicherlich in der Darstellung der Waldorfschulen von anthroposophischer Seite begründet sein. Anthroposophie selber als Weltanschauung und Lebenseinstellung weist viele Ähnlichkeiten zu anderen esoterischen Lehren auf, welche primär im Kontrast zu der ständig zunehmenden Technisierung, Rationalität und vor allem einer als „festgefahren“ und staatlich kontrollierten sowie bestimmten Erziehung stehen.
Übersinnliche Welten, kosmische Vorbestimmung, neue Erkenntnisformen, Reinkarnations- und Karmalehre, das allgemeine Menschenbild der Anthroposophie sollen neue Zugänge zur Wirklichkeit und dem Sinn des Lebens eröffnen. Praktisch umgesetzt soll dies in den anthroposophischen Einrichtungen sein, ohne die Anthroposophie selber zum Thema zu machen. Es soll eine Alternative zu den öffentlichen und stattlichen Einrichtungen geschaffen werden.
Dass Waldorfschulen sich selber nicht als Weltanschauungsschulen sehen, sondern die Anthroposophie lediglich als „..das pädagogische Werkzeug, mit dem in der Waldorfschule gearbeitet wird“1 ist mehr als umstritten. Die klare Verneinung von seiten Rudolf Steiners und der anthroposophischen Bewegung zur Frage der Waldorfschule als Weltanschauungsschule, bezeichnet Johannes Kiersch als „weitverbreitete Torheit, einen Unterricht für möglich zu halten, der nicht weltanschauungsbildend wirkt.“2
Zwar wird wie erwähnt die Anthroposophie selber nicht thematisiert, doch die anthroposophische Weltanschauung dient als Grundlage auch für den Lehrplan der Waldorfschulen und gestaltet somit den gesamten Unterricht.
Literatur über Anthroposophie und deren Leitthemen besteht größtenteils aus Arbeiten, welche sich vorwiegend paraphrasierend an den Texten Steiners orientieren. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beschreibung und Abgrenzung vorliegender Arbeit
- Der Mensch und seine Entwicklung in der Anthroposophie
- Aufbau der menschlichen Person
- Die Entwicklung des Menschen
- Die Entwicklung des Menschen in Bezug auf die Erziehung in der Waldorfpädagogik
- Die menschlichen Temperamente — Aspekte aus Steiners Temperamenten- und Charakterlehre
- Die Rolle des Lehrers in der Waldorfschule
- Aspekte des Lehrplanes in der Waldorfschule
- Deutsch in der Waldorfschule
- Kunst in der Waldorfschule
- Abschließend
- Literaturverzeichnis
- Schriften Rudolf Steiners
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Anthroposophie als Grundlage der Waldorfpädagogik. Ziel ist es, Teilaspekte des anthroposophischen Menschenbildes zu beleuchten und deren Einfluss auf die Erziehung in der Waldorfschule zu untersuchen.
- Das anthroposophische Menschenbild und seine Bedeutung für die Waldorfpädagogik
- Die Entwicklung des Menschen in den verschiedenen Lebensabschnitten und die entsprechenden pädagogischen Ansätze
- Die Rolle der Temperamente in der Erziehung und die individuelle Förderung von Kindern
- Der Lehrplan der Waldorfschule und seine Umsetzung in der Praxis
- Die Bedeutung der künstlerischen und musikalischen Bildung in der Waldorfpädagogik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Anthroposophie und der Waldorfpädagogik ein und beleuchtet die wachsende Popularität dieser pädagogischen Bewegung. Sie stellt die Forschungsfrage nach den Gründen für diesen Erfolg und diskutiert die Kritik an der anthroposophischen Weltanschauung.
Das Kapitel „Beschreibung und Abgrenzung vorliegender Arbeit" beschreibt den Umfang und die Grenzen der vorliegenden Arbeit. Es wird betont, dass die Arbeit sich auf Teilaspekte der Anthroposophie konzentriert, die für die Erziehung relevant sind, und den Lehrplan Rudolf Steiners analysiert.
Das Kapitel „Der Mensch und seine Entwicklung in der Anthroposophie" stellt Steiners Menschenbild vor. Es beschreibt die verschiedenen Leiber des Menschen, die in zeitlichen Abständen geboren werden, und deren Bedeutung für die Entwicklung des Menschen. Der Abschnitt „Die menschlichen Temperamente" beleuchtet Steiners Temperamentenlehre und deren Bedeutung für die Erziehung.
Das Kapitel „Die Rolle des Lehrers in der Waldorfschule" untersucht die besonderen Kompetenzen und Aufgaben des Waldorflehrers. Es beleuchtet die Bedeutung der Kenntnis des anthroposophischen Menschenbildes und die Anwendung der Temperamentenlehre in der Praxis.
Das Kapitel „Aspekte des Lehrplanes der Waldorfschule" analysiert den Lehrplan der Waldorfschule anhand von Beispielen aus dem Fach Deutsch und Kunst. Es zeigt, wie Steiners Menschentwcklungskonzept in den Lehrplan integriert wird und wie die einzelnen Fächer und Lerninhalte auf die verschiedenen Entwicklungsphasen des Kindes abgestimmt sind.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Anthroposophie, die Waldorfpädagogik, das anthroposophische Menschenbild, die Entwicklung des Menschen, die Temperamentenlehre, der Lehrplan der Waldorfschule, die Rolle des Lehrers, Deutschunterricht, Kunstunterricht und die Kritik an der Waldorfpädagogik.
- Citar trabajo
- Anke Grams (Autor), 2000, Anthroposophisches Menschenbild als Grundlage der Waldorfpädagogik Teilaspekte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12483
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