Als angehender Sportlehrer und aktiver Kraftsportler sowie Fitnesstrainer möchte ich mich intensiv mit dem Thema "Krafttraining im Schulsport" auseinandersetzen, um zu untersuchen, ob es Möglichkeiten gibt, Kraftsportarten in den Sportunterricht zu integrieren. Die zum Teil auf den ersten Blick nicht für schulische Zwecke geeigneten Kraftsportarten sind das Gewichtheben, das Bodybuilding, das Calisthenics und das Fitnesstraining. In diesem Zusammenhang sollen ausgewählte Fachliteratur und dazugehörigen Studien, einen theoretischen Entwurf aufstellen, der die einzelnen Kraftsportarten mithilfe des Hessischen Lehrplans in den Schulunterricht eingliedern möchte. Bei der ausgewählten Literatur bzw. den Autoren handelt es sich größtenteils um Spezialisten auf ihren Fachgebieten. Diesbezüglich werden auch Werke aus den 1990er und 2000er Jahren verwendet und einbezogen, da ihr Inhalt nach wie vor
Aktualität und Wichtigkeit besitzt.
Im ersten Abschnitt erfolgt ein historischer Abriss des Kraftsports sowie seiner Entwicklung bis heute und danach werden die vier Kraftsportarten beschrieben, in dem ihre Entwicklungen sowie ihre Charakteristika dargelegt werden. Darüber hinaus wird der hessische Lehrplan unter dem Gesichtspunkt betrachtet, inwiefern ein Krafttraining im Sportunterricht eingesetzt werden kann und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen.
Im nächsten Abschnitt erfolgt dann eine Untersuchung ausgewählter Fachliteratur verschiedener Autoren und Studien, die zum einen die Bedeutung von Bewegung und Kraft für die kindliche Entwicklung darlegen sowie die momentane Bewegungswelt der Kinder und Jugendlichen beschreiben und zum anderen die Möglichkeiten sowie Vorzüge der
Kraftsportarten für Kinder und Jugendliche aufzeigen. Danach werden praktische Umsetzungsmöglichkeiten vorgestellt und konkrete Praxisbeispiele gegeben, die an Schulen bereits durchgeführt wurden und werden.
Gliederung
1 Einleitung
2 Theorie
2.1 Der Kraftsport
2.1.1 Gewichtheben
2.1.2 Bodybuilding
2.1.3 Calisthenics
2.1.4 Fitnesstraining
2.2 Krafttraining in der Schule - Was bietet der Lehrplan?
2.2.1 Lehrplan Hessen
2.2.2 Krafttraining - den „Body builden", die Fitness steigern - alles erreichbar? (8G.6)
3 Das pädagogische Potenzial von Krafttraining im Schulsport
3.1 Die Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
3.2 Gegenwärtige Situation der Bewegungsweltvon Kindern und Jugendlichen
3.3 Die Förderung der konditionellen und koordinativen Fähigkeiten ..
3.4 Gewichtheben
3.5 Bodybuilding
3.6 Calisthenics
3.7 Fitnesstraining
4 Das Krafttraining in der schulischen Praxis
4.1 Krafttraining in der Sporthalle
4.2 Krafttraining im Sportstudio
4.3 Konkrete Beispiele zur Umsetzung
4.3.1 Artikel „Freeletics" in Sport-Info Heft 44 2016
5.3.2 Artikel „Krafttraining AG" in Sport-Info Heft 44 2016
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
7 Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Technik der Wettkampfübung Reißen (Pauls, 2014, S. 108)
Abbildung 2: Technik der Wettkampfübung Stoßen (Pauls, 2014, S. 109)
Abbildung 3: Arnold Schwarzenegger in seiner aktiven Zeit als Bodybuilder 1974 (https://de.wikipedia.org/wiki/Bodybuilding)
Abbildung 4: Reizkonfiguration der Trainingsmethoden zur Erhöhung der Muskelmasse (Güllich/ Schmidtbleicher, 1999, S. 229)
Abbildung 5: Zwei Calisthenics-Sportler beim Ausführen der „Full-Planch“ an einem parallel Barren (Sanna, 2015, S.3 /S. 82)
Abbildung 6: Siebenstufige Skala nach Buskies/Boeckh-Behrens (2000, S. 31)
Abbildung 7: Münchner Fitnesstest und Kurzfragebogen (Klaes et al., 2003, S. 34)
Abbildung 8: Gleichgewichtsübung mit der Stange auf der umgedrehten Langbank (Zaweija/Oltmanns, 2011, S. 115)
Abbildung 9: Umfangsgestaltung beispielhaft im Langhanteltraining (Zaweija/Oltmanns, 2011, S. 90)
Abbildung 10: Beispiel: „Übungsroutine“ Statische Übung (ohne Bewegung) mit 3-5 Sätzen a 5-15 Sekunden (Sanna, 2015, S. 38)
Abbildung 11: Beispiel: „Übungsroutine“ Dynamische Übung (Bewegung) mit 3-5 Sätzen a 5-15 Wiederholungen (Sanna, 2015, S. 38)
Abbildung 12: Übungen des Kraftzirkels im sanften Einsatz-Krafttraining ( Thienes, 2008, S. 301)
Abbildung 13: „Das Haifischbecken“ - Geräte-Parcours zum spielerischen Krafttraining (Gießing, 2009, S. 23)
Abbildung 14: Links: Kategorien-Option in der Freeletics-App (www.freeletics.com), rechts: Workout „Aphrodite“
Abbildung 15: Übungen der einzelnen Trainingsstationen (Erny, 2016, S. 15)
Abbildung 16: 1. Station (Brust/Trizeps) (Erny, 2016, S. 15)
Abbildung 17: 2./3. Station (Rücken/Bizeps & Beine) (Erny, 2016, S. 15)
1 Einleitung
„Muskeln sind die Motoren einer jeden Bewegung. Ohne sie kann keine Bewegung stattfinden. Die Muskelkraft wird daher zu Recht auch als eine ,zentrale Dimension der Motorik' oder ,herausragende motorische Eigenschaft' bezeichnet, da praktisch alle weiteren Eigenschaften direkt oder indirekt von ihr abhängen.“ (Gießing, 2009, S. 6)
Jedoch wird der Kraft gerade im Kindesalter nicht die Wichtigkeit eingeräumt, die ihr zustehen sollte. Immer noch wird ein Kraft- und Muskeltraining im Kindes- und Jugendalter als bedenklich angesehen. Auch im Schulsport ist das Kraft- und Muskeltraining kaum bis gar nicht vertreten. Zwar begünstigen neue Entwicklungen in den Lehrplänen und Kerncurricula ein Training der Muskeln und der Kraft, jedoch sieht die Realität oftmals anders aus. Darüberhinaus würde die geringe Wochenstundenzahl an Sportunterricht die Nützlichkeit einer Trainingsintervention einschränken. Auch die gesundheitlichen Bedenken eines Krafttrainings im Kindes- und Jugendalter vieler Kritiker erschweren die Implementation von Kraft- und Muskeltraining in den Schulsport. Ebenso streiten sich Pädagogen über den Trainingsbegriff, der eine vermeintliche Gefahr für eine individuelle mündige Erziehung der Schülerinnen und Schüler1 darstellen würde. Ferner bestehe aber auch die Gefahr für Schüler, sich durch den Fitnessboom und das Kraft- sowie Fitnesstraining der gesellschaftlichen Konsumorientierung unterzuordnen und zu einer Selbstverdinglichung ihres Körpers beisteuern (Lange, 2007, S. 7f.). Diese und weitere Ansichten erschweren die Umsetzung eines Kraft- und Muskeltrainings im Schulsport. Die skizzierten Probleme weisen allerdings auch diesbezügliche Bildungsmöglichkeiten auf, denn insbesondere im Sport und Schulsport können der Körper, die Leistungsfähigkeit und Schönheit für Schüler zum Thema gemacht und aufklärend gestaltet werden.
Als angehender Sportlehrer und aktiver Kraftsportler sowie Fitnesstrainer möchte ich mich intensiv mit dem „Krafttraining im Schulsport“ auseinandersetzen um zu untersuchen, ob es Möglichkeiten gibt Kraftsportarten in den Sportunterricht zu integrieren. Die zum Teil auf den ersten Blick nicht für schulische Zwecke geeigneten Kraftsportarten sind das Gewichtheben, das Bodybuilding, das Calisthenics und das Fitnesstraining. In diesem Zusammenhang sollen ausgewählte Fachliteratur und dazugehörigen Studien, einen theoretischen Entwurf aufstellen, der die einzelnen Kraftsportarten mit Hilfe des Hessischen Lehrplans in den Schulunterricht eingliedern möchte. Bei der ausgewählten Literatur, bzw. den Autoren handelt es sich größtenteils um Spezialisten auf ihren Fachgebieten. Diesbezüglich werden auch Werke aus den 1990er und 2000er Jahren verwendet und einbezogen, da ihr Inhalt nach wie vor Aktualität und Wichtigkeit besitzt.
Meine Ausführungen werden wie folgt aufgebaut:
Im ersten Abschnitt erfolgt ein historischer Abriss des Kraftsports sowie seiner Entwicklung bis heute und danach werden die vier Kraftsportarten beschrieben, in dem ihre Entwicklungen sowie ihre Charakteristika dargelegt werden. Darüberhinaus wird der hessische Lehrplan unter dem Gesichtspunkt betrachtet, inwiefern ein Krafttraining im Sportunterricht eingesetzt werden kann und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen. Im nächsten Abschnitt erfolgt dann eine Untersuchung ausgewählter Fachliteratur verschiedener Autoren und Studien, die zum einen die Bedeutung von Bewegung und Kraft für die kindliche Entwicklung darlegen sowie die momentane Bewegungswelt der Kinder und Jugendlichen beschreiben und zum anderen die Möglichkeiten sowie Vorzüge der Kraftsportarten für Kinder und Jugendliche aufzeigen. Danach werden praktische Umsetzungsmöglichkeiten vorgestellt und konkrete Praxisbeispiele gegeben, die an Schulen bereits durchgeführt wurden und werden. Am Ende wird dann ein Fazit gezogen um die Arbeit abzuschließen.
2 Theorie
In diesem Bereich soll nun zunächst eine historisch-theoretische Aufarbeitung der verschiedenen Kraftsportarten vorgenommen werden. Hierbei werden in einem ersten Schritt die Krafttrainingsformen Gewichtheben, Bodybuilding, Calisthenics, und Fitnesstraining genauer betrachtet und ihre Merkmale sowie historische Genese vorgestellt. In einem zweiten Schritt, erfolgt dann eine Betrachtung des hessischen Lehrplans und seine Auslegungsmöglichkeiten im Bezug auf das Krafttraining. Zusätzlich soll dazu noch das Bewegungsfeld „Den Körper trainieren, die Fitness verbessern“ sowie die lehrplangemäße Durchführung eines Krafttrainings, die in der Jahrgangsstufe 8 vorgesehen ist, erläutert werden.
2.1 Der Kraftsport
Da Menschen ihre Umwelt und Umgebung formen und verändern, sind sie auch stets mit dem Bewegen von schweren Gegenständen und Lasten konfrontiert. Seien es Steine, Holz und Erde als Werk- und Baustoffe oder das Arbeiten auf dem Land und in Wäldern.
Ebenso Schnellkraftleistungen, wie Springen, Spint oder Werfen gehören zum Bewegungshabitus des Menschen, der als Jäger und Sammler auf der Jagd und beim Überleben in der Wildnis, auf der Nahrungssuche oder auf der Flucht vor Feinden seinen Körper einsetzen muss/musste. Das Bewegen schwerer Lasten und Gewichte, um spielerisch die Kraft mit anderen zu vergleichen, ist mindestens so alt wie die menschliche Kultur an sich (Pauls, 2014, S. 69). Aus sämtlichen Regionen und Zeitabschnitten der Erde sind Nachweise für sportliche Wettkämpfe, wie Ringen, Tauziehen sowie andere Schiebe- und Ziehwettkämpfe, in denen es hauptsächlich um die körperliche Kraft geht, vorhanden. Der genaue Zeitpunkt wann das Krafttraining im Allgemeinen auftrat, also das Heben, Tragen, Werfen, Schieben oder Ziehen schwerer Lasten und Widerstände mit dem Ziel die Muskelkraft zu verbessern ist nicht bekannt (Pauls, 2014, S. 69). Jedoch konnte aus dem antiken Griechenland erstmalig eine entwickelte Trainingskultur in Form von Bilddarstellungen und Schriften festgehalten werden. Etwa 500 v. Chr. sind erste Aufzeichnungen eines Krafttrainings zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit und der Gesundheit zu finden. Parallel zum sportlichen, wettkampforientierten Krafttraining entstand auch eine medizinische Heilgymnastik, die unter anderem (kurz: u. a.) Kraftübungen als Therapie einsetzte. Des Weiteren ist auch das „Gym“ im antiken Griechenland entstanden. „Gym“ kommt von Gymnasium, welches vom griechischen Wort „gymnasion“ abstammt und das erste öffentliche Trainingszentrum oder auch „Fitness-Studio“ im antiken Griechenland war. Diese Sportstätten waren im gesamten Einflussberiech der antiken griechischen Kultur seit Beginn des 6. Jahrhunderts vor Chr. zu finden (Pauls, 2014, S. 71). Das strukturierte und systematische Krafttraining ist demnach bis spätestens auf die griechische Antike zurückzuverfolgen. Ab dem 2. Jahrhundert vor Chr., als die Römer die griechische Staatenwelt eroberten, wurden sie stark vom griechischen Sport geprägt und eigneten sich im Laufe der Zeit neben Sportarten wie Diskuswerfen, Weitsprung oder Ballspielen auch das Hanteltraining, die Trainingslehre und Diätvorschriften an (Pauls, 2014, S. 74). Über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit entwickelte sich das Krafttraining gegen Ende des 19. Jahrhunderts weiter und fand neue Impulse.
Gewichtheben und Ringen waren erstmalig bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen als zwei der insgesamt neun Sportarten vertreten. Die Zeit zwischen 1880 und 1930 kann als die Ära der Kraftmenschen und des Muskelkults bezeichnet werden. Hierbei erlebte die aktivitätsorientierte Körperkultur eine Blüte, die zuletzt zu den Anfängen des modernen Bodybuildings führte (Pauls, 2014, S. 85). In dieser Zeit entstand in Deutschland und Europa eine wachsende Kultur um Männer, „die im Krafttraining und Bodybuilding einen wesentlichen Schwerpunkt einer gesunden und natürlichen Lebensweise sahen und diese Lebensphilosophie mit Trainingsanleitungen in zahlreichen Schriften verbreiteten.“ (Pauls, 2014, S. 87) Im 20. Jahrhundert waren die Veränderungen im Showgeschäft, die Weltwirtschaftskrise und die schwerwiegenden Brüche durch den Zweiten Weltkrieg sowie die Nöte der Nachkriegszeit eine Dämpfung für den Muskel- und Kraftkult in Deutschland und Europa. Daneben hatte sich in den Vereinigten Staaten ebenso eine Kultur von Schwerathletik, Krafttraining und muskulöser Körperkultur ausgebildet. In besonderem Maße konnte das Bodybuilding rapide Fortschritte machen. In der Folge der aufblühenden BodybuildingKultur kam es dann zum Beginn des so genannten Golden Age of Bodybuilding in den 1940er Jahren und zahlreichen Gründungen von Trainingsstudios. Daneben traten ebenso im Gewichtheben Veränderungen auf. Der IWF (Weltverband der Gewichtheber) wurde 1905 gegründet und 1910 konnte in der Kraftgerätetechnik die Scheibenhantel sich etablieren, die eine einfache, variable Bestückung der Hantelstange mit Gewichten gestattete und das beidarmige Heben erleichterte (Pauls, 2014, S. 94). Die Techniken des einarmigen Reißens und Stoßens rückten seit dieser Errungenschaft mehr und mehr in den Hintergrund. 1924 wurden bei der Olympiade die beidarmigen Disziplinen Reißen, Stoßen und Drücken (= Olympischer Dreikampf) neben dem einarmigen Reißen und Stoßen durchgeführt. Danach verschwanden die einarmigen Wettbewerbe (Pauls, 2014, S. 94). Auch die Entwicklungen der Heilgymnastik im 20. Jahrhundert gewann in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zunehmend an Bedeutung. Durch die große Zahl an Kriegsversehrten, aber auch durch vermehrte Unfälle aufgrund eines höheren Verkehrsaufkommens sowie durch den Fortschritt der Industrialisierung erlangten mehr und mehr funktionsorientierte Therapien an Wichtigkeit. In den 1970er Jahren schlugen krankengymnastische Behandlungen und Leistungssport, ebenso wie Trainingslehre, Sportmedizin und Therapie in gleiche Richtungen ein und bildeten enge Verbindungen. Zeitgleich entstand die so genannte Medizinische Trainingstherapie und wurde fester Bestandteil des Behandlungsspektrums der westlichen Medizin (Pauls, 2014, S. 99).
Der geschichtliche Abriss des Krafttrainings zeigt auf, dass es das gezielte Training zur Verbesserung der Kraftfähigkeit schon sehr lange gibt. Im Folgenden soll der Begriff des Trainings dargelegt werden, der für diese Arbeit von wichtiger Bedeutung ist.
Im Allgemeinen ist Training „die planmäßige und systematische Realisation von Maßnahmen (Trainingsinhalten und Trainingsmethoden) zur nachhaltigen Erreichung von Zielen (Trainingsziele) im und durch Sport.“ (Hohmann/Lames/Letzelter, 2007, S.14f.) Demzufolge ist die Planmäßigkeit eine bestimmte Vorgehensweise, welche über einen längeren Zeitraum hinweg festgelegt ist, um ein gestecktes Ziel zu erreichen. Die Systematik beschreibt diese bestimmte Vorgehensweise, die zur Erreichung der Teilziele und des übergeordneten Zieles beitragen soll. Dadurch ergibt sich die Definition des Trainingszieles, welches durch Training nachhaltig verfolgt werden soll, also immer über das durchgeführte Training sollen dauerhaft: „Fähigkeiten und Fertigkeiten verbessert werden, es soll eine hohe Leistungsfähigkeit für den nächsten Wettkampf erarbeitet werden, es sollen gesundheitsprotektive psychische Eigenschaften dauerhaft positiv beeinflusst werden.“ (Hohmann/Lames/Letzeler, 2007, S. 15)
Stehen die Trainingsziele fest, so können die Trainingsinhalte und - methoden sämtliche praktische Maßnahmen sein, die planmäßig und systematische zur Erreichung der Trainingsziele beitragen durchgeführt werden. Zusätzlich können dann die Ziele variieren, wenn man sportinterne oder sportexterne Trainingsziele verfolgt. Die Ziele im Sport sind damnach solche Ziele, die die sportliche Leistungsfähigkeit oder die Wettkampleistung betreffen. Sportexterne Trainingsziele, also Ziele die durch den Sport erreicht werden sollen, verfolgen ein übergeordnetes Ziel und nutzt den Sport lediglich als Medium, um beispielsweise erzieherische oder gesundheitsfördernde Absichten zu bewirken (Hohmann/Lames/Letzeler, 2007, S. 16). Gerade letzteres, also die Trainingsziele, die durch den Sport erreicht werden sollen, sind im Schulsport hauptsächlich vorzufinden. Nichtsdestotrotz ist es von wichtiger Bedeutung die sportinternen Trainingsziele mindestens genauso wichtig einzustufen und einzusetzen wie auch die sportexternen Trainingsziele.
Das Krafttraining insbesondere im Kindes- und Jugendalter wird oftmals aus Angst vor Überforderung abgelehnt. Die Verletzungsgefahr oder der Verschluss der Epiphysenfugen werden hierbei häufig als Begründung genannt. Außerdem würde ein Krafttraining in diesem Alter durch das noch geringe Testosteronniveau nur wenig Effekte zeigen und deshalb keinen Sinn machen (Gottlob, 2001, S. 30). „Heute weiss man, dass bei korrekter Betreuung und altersgerechter Durchführung ein Kraft- training mit Kindern und Jugendlichen in jedem Alter sinnvoll und ungefährlich ist“ (Menzi/Zahner/Kriemler, 2007, S. 38).
Der Begriff Krafttraining ist ein zentraler Sammelbegriff, der im übergeordneten Sinne die Trainingsart mit dem generellen Ziel der Verbesserung der Kraftfähigkeiten beschreibt“ (Röthig/Prohl, 2003, S. 319). Krafttraining ist demnach ein breitgefächerter Begriff unter welchem verschiedenste Dimensionen verstanden werden. Krafttraining kann beispielsweise nach seiner Wirkungsweise eingeordnet werden. Des Weiteren kann es auch nach seiner Zielsetzung des Trainings klassifiziert oder als Verfahrensweise respektive Organisationsprinzip verstanden werden (Röthig/Prohl, 2003, S. 319). Im Folgenden wird es vorwiegend um die Organisationsform respektive die Verfahrensweise sowie die Wirkungsweise von Krafttraining gehen. Hierzu werden das Gewichtheben, das Bodybuilding, das Calisthenics (Street Workout) und das Fitnesstraining als differenzierte Sportarten betrachtet, in deren Zentrum die Kraft als motorische Fähigkeit steht. Zu den einzelnen Sportarten werden ein historischer Überblick, eine Merkmalsbestimmung sowie eine Eingrenzung vorgenommen.
2.1.1 Gewichtheben
Das Gewichtheben ist seit den ersten olympischen Spielen der Neuzeit 1896 eine olympische Disziplin, bei der bestimmte Krafttrainingsübungen durchgeführt werden. Die erste Weltmeisterschaft der Männer fand 1898 in Wien und die erste Frauen-Weltmeisterschaft erst fast ein Jahrhundert später 1987 statt. 1969 wurde der Bundesverband Deutscher Gewichtheber (BVDG) gegründet und weitere wichtige Verbände im Gewichtheben sind die International Weight Lifting Federation (IWF), die European Weight Lifting Federation (EWF) und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) (Pauls, 2014, S.107). Beim Gewichtheben wird nach Gewichtsklassen konkurriert. Je nach Gewichtsklasse unterscheiden sich auch die Athleten in ihrer Erscheinung. In den unteren, leichteren Gewichtsklassen sind eher drahtige und fettfreie Gewichtheber anzutreffen, wohingegen in den schwersten Klassen massige Körper zu sehen sind. Jedoch sind keinesfalls Körper wie Bodybuilder mit geringem Körperfettanteil und maximaler Muskelausprägung in den Wettbewerben zu finden (Pauls, 2014, S. 109). Beim Gewichtheben geht es um das Reißen, das Stoßen und den olympischen Zweikampf, welcher sich aus den beiden vorher genannten zusammensetzt. Daraus resultieren also zwei Hebetechniken, mit denen der Athlet das Ziel verfolgt, möglichst viel Gewicht für eine maximale Wiederholung zu bewältigen. Das Stichwort Technik ist in diesem Sinne von essenzieller Bedeutung. Da zum einen bei der Durchführung meist die beste Technik sich in Form von Bestleistungen widerspiegelt und die technische Ausführung in den Wettbewerben sehr strikt geregelt und beobachtet wird. Beim Reißen und Stoßen wird eine Langhantel zur Hochstrecke gebracht um in die Endposition in aufrechter Haltung mit gestreckten Armen und Beinen über dem Kopf gehalten zu werden (Pauls, 2014, S. 106). Beim Bewegungsablauf des Reißens', versucht der Gewichtheber die Hantel in einem zusammenhängenden Bewegungsverlauf über den Kopf zu bringen. Hierbei wird die Langhantel vom Boden angehoben und durch eine schnellkräftige Zugphase zur Hochstrecke gebracht um dann mit einer tiefen Hocke oder einem Ausfallschritt unter die Langhantelstange zu kommen. Die Bewegung endet dann mit der Streckung der Beine in eine aufrechte Körperposition und den ausgetreckten Armen über dem Kopf. Die Langhantel ist in einem pausenlosen Bewegungsverlauf am Körper entlang nach oben zu führen. Im Wettkampf muss das bewältigte Gewicht in der Endposition bei gestreckten Beinen, Füßen auf gleicher Linie und gestreckten Armen über dem Kopf bis zum Zeichen des Kampfrichters bewegungslos gehalten werden (Pauls, 2014, S. 106).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Technik der Wettkampfübung Reißen (Pauls, 2014, S. 108)
Bei der Bewegung des Stoßens handelt es sich um zwei aneinandergereihte Teilbewegungen. Im englischen wird daher der Ausdruck „clean and jerk“ verwendet, welches im deutschen als „Umsetzen und Stoßen“ definiert wird. Bei der Bewegungsphase des Umsetzens, wird die Langhantel vom Boden in einer schnellkräftigen Phase zur hochstrecke gebracht um den Körper unter die Langhantelstange zu bringen, die dann in einer tiefen Hocke auf der oberen Brust und dem Schultergürtel ihre Zwischenposition findet. In der folgenden zweiten Bewegungsphase, also beim Ausstoßen, wird die Langhantel von der oberen Brust aus mittels Beugen und Strecken der Knie zu einer weiteren Hochstrecke gebracht um in die selbe Endposition wie beim Reißen zu gelangen (Pauls, 2014, S. 106).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Technik der Wettkampfübung Stoßen (Pauls, 2014, S. 109)
Beim Gewichtheben spielen demnach nicht nur Technik sondern insbesondere auch Schnelligkeit, Kraft, Koordination und Beweglichkeit eine wichtige Rolle und sind maßgeblich für Höchstleistungen. Obgleich das olympische Gewichtheben eine Randsportart darstellt, sind das Reißen und Stoßen essenzielle Trainingsübungen in den Trainingsprogrammen bei vielen Hochleistungssportlern aufgrund ihrer Schnellkraftaspekte. Nichtsdestotrotz ist das Gewichtheben vom Krafttraining abzugrenzen, da dies eine Wettkampfdisziplin mit höchsten Belastungsintensitäten und sehr spezifischen Übungscharakteristika darstellt
(Fröhlich/Pieter/Gießing/Klein/Strack/Felder/Sandig/ Blischke/Stening/Emrich/Schmidtbleicher, 2009, S. 3). Im späteren Verlauf soll das Gewichtheben und sein Training auf seine Tauglichkeit im Sportunterricht überprüft werden.
2.1.2 Bodybuilding
Das Bodybuilding setzt sich vom Gewichtheben durch seine Zielsetzung ab. Wie bereits in Kapitel 2.1.1 dargestellt wurde, ist das Gewichtheben auf das Bewältigen von möglichst viel Gewicht für eine maximale Wiederholung bedacht. Wohingegen das Ziel des Bodybuilders im Muskelaufbau bzw. in der Erreichung eines maximalen Muskelquerschnitts' liegt. Deshalb ist das Bodybuildingtraining (engl. bodybuilding) ebenfalls vom Krafttraining zu differenzieren, welches auf ein Höchstmaß an Muskelmasse und Muskeldefinition ausgerichtet ist (Fröhlich et al., 2009, S. 3). Die Muskelmasse soll dabei harmonisch und ästhetisch in einem Posing präsentiert werden. Dieses Posing wird dann von Kampfrichtern bewertet und besondere Kriterien sind dabei die Muskelmasse, Muskelhärte, Symmetrie und die Proportion (Pauls, 2014, S. 102). Demnach ist beim Bodybuilding die Kraftleistung von sekundärer Bedeutung und das Training kann sich sehr individuell gestalten. Dadurch resultiert eine Vielzahl an Übungen und Methoden im Bodybuildingtraining. Da die Verdickung der Muskelfasern (Hypertrophie) auf unterschiedlichste Weise und Methodik erreicht werden kann, kann nicht mit absoluter Sicherheit von der „einen“ Methode des Muskelaufbaus im Bodybuilding gesprochen werden. Hinzukommt, dass es in einem klassischen Bodybuildingtrainingszyklus verschiedene Perioden gibt: die Aufbauphase, die Definitionsphase und die Regenerationsphase (Breitenstein, 1999, S. 34ff.). Arbeitet der Athlet speziell auf einen Bodybuildingwettkampf hin, so durchläuft er diese einzelnen Phasen. Zusätzlich zum Training der Kraft wird der gezielten Ernährung zur Kontrolle des Körperfettanteils aber auch Ausdauer-, Beweglichkeits- und Koordinationstraining eine wichtige Bedeutung zugemessen. Beim Ausdauertraining handelt es sich um eine ergänzende Komponente, das für eine optimale Entwicklung des Körpers unabdingbar ist aber auch um das Herz-Kreislaufsystem zu stärken (Breitenstein, 1999, S. 25). Das Beweglichkeitstraining soll ebenso als Ergänzung verstanden werden und einer verkürzten Muskulatur entgegenwirken. Durch ein Krafttraining, insbesondere mit freien Gewicht, wie beispielsweise Hanteln, wird auch die Koordination verbessert, da sich das Zusammenspiel der Muskeln (inter- und intramuskuläre Koordination) beim Ausführen von Übungen verbessert (Breitenstein, 1999, S. 28/33).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Arnold Schwarzenegger in seiner aktiven Zeit als Bodybuilder 1974 ( https://de.wikipedia.org/wiki/Bodybuilding )
Demnach steht der morphologische Aspekt im Zentrum des Trainings im Bodybuilding. Die Modellierung des Körpers durch Muskelaufbautraining und diätetische Maßnahmen sind die Säulen für den Erfolg. Die Bodybuildingwettkämpfer treten in unterschiedlichen Gewichts- und Altersklassen sowie Geschlechter spezifisch gegeneinander an und werden von mehreren Wettkampfrichtern beurteilt. Unter einer Vielzahl von Verbänden mit einer Vielzahl von Wettkämpfen gilt jedoch allgemein der IFBB (International Federation of Bodybuilder's) als der einzig anerkannt Verband in dieser Sportart (Pauls, 2014, S. 103). Hierbei wird der Mister Olympia-Wettbewerb als wichtigster Kontest unter den Bodybuildern angesehen. An diesem Wettkampf nehmen zu meist Profi-Bodybuilder teil, die eine Lizenz als professioneller Bodybuilder erworben haben. Insgesamt gibt es Weltweit ungefähr 130 professionelle Wettkämpfer im Bodybuilding (Pauls, 2014, S. 104). In den 1970er Jahren etablierte sich auch das FrauenBodybuilding und seit 1980 wird der Miss Olympia Wettbewerb bestritten. Hierbei geht es ebenso um die Muskelmasse und ihre Präsentation vor einer Jury. Wenn es um das Training im Bodybuilding geht, so können verschiedene Wege zum Ziel der Muskelhypertrophie führen.
„In einer groben Vereinfachung werden zwei Gruppen von Krafttrainingsmethoden verwendet: Bodybuildingmethode I: Diese im ,klassischen' Bodybuilding weit verbreitete Trainingsmethode dient der exzessiven Ausschöpfung der Muskulatur. Die Belastungshöhe liegt zwischen 60 und 70%, wobei drei bis fünf Serien mit 15 bis 20 Wiederholungen absolviert werden. Die Pausenlänge zwischen den Serien ist mit zwei bis drei Minuten relativ kurz und erhöht dadurch die additive Auslastung. Bodybuildingmethode II: Mit dieser Methode wird eine intensive Ausschöpfung der Muskulatur angestrebt. In drei bis fünf Serien mit 85 bis 95% Belastung bei fünf bis acht Wiederholungen und einer Pausenlänge von 2-3 Minuten lässt sich eine Grundausführung dieser Methode charakterisieren. Zusätzlich wurden Strategien entwickelt, um eine totale Auslastung und Erschöpfung der Muskulatur zu erzwingen, z. B. negative Wiederholungen, ,brennende' Wiederholungen, mogelnde Wiederholungen, Superserien, erzwungene Wiederholungen sowie die Anwendung des Prinzips der Vorermüdung.“ (Röthig/Prohl, 2003, S. 112f.)
Auch Breitenstein (1999, S. 39) spricht sich für ein Krafttraining zum Muskelwachstum mit mindestens 60% der maximalen Kraftleistung2 aus. Ebenso Schmidtbleicher und Güllich (1999, S. 229) untermauern einen Intensitätsbereich von 60 bis 85 Prozent für das Hypertrophietraining und fassen den Wiederholungsbereich der Bodybuildingmethdoen I / II zusammen und geben sechs bis zwanzig Wiederholungen pro Serie an (s. Abbildung 3).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Reizkonfiguration der Trainingsmethoden zur Erhöhung der Muskelmasse (Güllich/ Schmidtbleicher, 1999, S. 229)
Schließlich ist festzuhalten, dass das Bodybuilding eine breitgefächerte Sportart ist und es an viel Disziplin, Willen und Durchhaltevermögen benötigt, um erfolgreich in diesem Sport zu sein. Nichtsdestotrotz bietet das Bodybuilding auch dem Hobbysportler und Freizeitbodybuilder viele positive Aspekte und Vorzüge, die sich vor allem auf die Gesundheit und die körperliche Leistungsfähigkeit beziehen. Im späteren Verlauf wird das Bodybuilding auf seine Anwendung im Schulsport geprüft.
2.1.3 Calisthenics
Der Begriff Calisthenics stammt aus dem griechischen „kalos“ (Schön) und sthenos (sinngemäß: Kraft). „Definiert wird es als ,die Kunst, durch angepasste Gymnastik schöne Körper zu formen“ (Sanna, 2015, S. 14). Unschlüssig ist man sich jedoch wann und wo genau sich diese Sportart entwickelte. Es gibt zwei Theorien, die eine besagt, dass sich der Sport in Osteuropa erstmals verbreitete, wo sich die Jugendlichen aufgrund fehlender Fitnessstudios auf öffentlichen Sportstätten, welche noch im Kommunismus eingerichtet wurden, zum Krafttraining trafen. Dort trainierten sie nicht nur ihre Kraft sondern traten auch in Wettkämpfen gegeneinander an. Die andere Theorie sieht den Startpunkt des Calisthenics in den US-amerikanischen Gefängnissen. Dort entwickelten die Inhaftierten aufgrund des begrenzten Raumes ihrer Zellen und Aufenthaltsmöglichkeiten verschiedene Übungen um ihre Körper zu trainieren (Sanna, 2015, S. 15). Letztendlich fand durch das Internet erst die große Aufmerksamkeit und Verbreitung dieser Sportart statt. Hierbei ist „Hannibal for King“ zu erwähnen, ein damals 36 Jahre alter New Yorker begann 2008 Videos von seinem Können zu verbreiten. In diesen Videos vollführt er zahlreiche Übungen und Figuren an öffentlichen Trainingsplätzen, die Millionen von Zuschauern der Videos beeindruckte (Sanna, 2015, S.15). 2011 fand dann die erste Calisthenics-/Street-Workout-Weltmeisterschaft in Riga statt. Ebenso gründete sich der Verband, World Street Workout and Calisthenics Federation (WSWCF). Das Calisthenics verfolgt das Ziel nicht nur eine möglichst große Kraft sondern auch eine Ästhetik beim Ausführen der Krafttrainingsübungen. Calisthenics oder auch Street Workout genannt steht unter dem Motto „Kunst der Körperbeherrschung“ (Sanna, 2015, S. 6). Es geht also vor allem „darum, mithilfe von Kraft, Gleichgewicht und Gelenkigkeit Bewegungen auszuführen.“ (Sanna, 2015, S. 6)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Zwei Calisthenics-Sportler beim Ausführen der „Full-Planch“ an einem parallel Barren (Sanna, 2015, S.3 /S. 82)
Die Trainierenden sind hierbei nicht nur Sportler sondern vielmehr Künstler oder Artisten, die verschiedenste Figuren und Elemente mit ihren Körpern vollführen. Neben den physiologischen Faktoren wird auch gleichzeitig die Kreativität gefordert und gefördert. Die Trainierenden führen immer wieder neue Figuren aus und beleben dadurch die Sportart. Das Training findet in der Umgebung, deshalb auch der Name „Street Workout“, statt, sprich die Figuren werden an Geländern, Pfosten von Verkehrsschildern, Mauern oder Spielplatzgeräten trainiert und ausgeübt (Sanna, 2015, S. 6). Die Bewegungen des Calisthenic Trainings gehen weit über die Trainingsübungen im Bodybuilding hinaus, da sie komplexer seien und das Zusammenspiel aller Muskeln sowie eine umfassende, funktionelle Muskelentwicklung und Fitness mit sich bringen (Sanna, 2015, S. 15). Im Mittelpunkt stehen Eigengewichtsübungen, die vorwiegend ganze Muskelgruppen ansprechen. Die Bewegungen oder Übungsabfolgen erfordern eine maximale Körperspannung. Demzufolge geht es um eine Kombination aus Ausdauer, Kraft und allgemeiner Körperbeherrschung (Sanna, 2015, S. 16). Demzufolge ist der Begriff Calisthenics vom Krafttraining abzugrenzen, da er sich durch sein Ziel (Ästhetik der Bewegung) zum Teil vom herkömmlichen Krafttraining unterscheidet. In aktuellen Zeitungsberichten oder Online Journals wird häufig die nähe zum klassischen Geräteturnen und Bodenturnen festgestellt (Römer, 2016). Ob Calisthenics lediglich alter Wein in neuen Schläuchen ist, soll in dieser Arbeit nicht untersucht werden, jedoch ist es eine interessante Feststellung und rückt für den späteren Verlauf das Geräteturnen in das Blickfeld. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Calisthenics eine Alternative zum herkömmlichen Krafttraining darstellt und es auch ohne viele Geräte und Materialien auskommt. Die besagte Ähnlichkeit zu Geräte- und Bodenturnen könnte einen Vorteil auch im Schulsport mit sich bringen, was im späteren Verlauf nochmals deutlicher aufgegriffen wird.
2.1.4 Fitnesstraining
„In der wissenschaftlichen Literatur tauchte der Begriff [Fitness] erstmals bei dem Evolutionsbiologen Charles Darwin auf, der im Zuge seiner Forschungsreisen erkannt hatte dass sich Lebewessen an ihre Umweltbedingungen anpassen konnten und das diejenigen, die vorteilhafte Anpassungserscheinungen weitervererben, ihrer Art gewissermaßen einen Selektions- bzw. Überlebensvorteil mit auf den Weg geben. Aus diesem Grund schrieb er auch an der zentralen Stelle seiner Evolutionstheorie vom ,survival of the fittest', also vom ,Überleben der Angepasstesten'. Demzufolge drückt ,Fitness' in der ursprünglichen, biologischen Bedeutung den Grat der Anpassung an einen Zustand aus, was auch inder Übersetzung des Begriffes ins Deutsche bestätigt wird.“ (Lange, 2007, S. 7)
„Fitness ist ein durch Training, gezielte Ernährung und gesunde Lebensführung bewusst angestrebter psycho-physischer Leistungsstand, der über gesundheitliches Wohlbefinden hinausgeht.“ (Martin/Carl/Lehnertz, 2001, S. 319) Spricht man demnach von Fitness ist nicht nur der physische sondern auch der psychische Zustand darunter zu verstehen. In diesem Zusammenhang könnte man es auch als „Fit-Sein“ bezeichnen, denn es handelt sich um ein bestimmtes „Sein in der Welt“ (Lange/Baschta, 2013, S. 141). Folgt man dieser Argumentationskette, dann ist der Mensch fit für das Leben, „wenn er bereit und in der Lage ist, Herausforderungen anzunehmen, zu bewältigen und jenes zu erreichen, was er sich vorgenommen hat.“ (Lange/Baschta, 2013, S. 141) Darüberhinaus ist das Fit-Sein kein anhaltender und fester Zustand, sondern ein sich stets verändernder und schwankender Zustand, der immer wieder neu erlangt werden muss. In dieser Arbeit werden der Begriff und seine Definition nicht exakt diesem Bild entsprechen, sondern es werden nur ein Teilaspekt der Fitness und des Fitnesstrainings abgebildet. Röthig und Prohl (2003, S. 200) weisen darauf hin, dass das Fitnesstraining das Ziel verfolgt, die motorische Fitness zu verbessern und zu erhalten. Hierbei kann sich das Fitnesstraining konkretisieren und sich in unterschiedlichen Fitnesskonzepten entsprechend auch in vielfältige Fitnessprogramme umsetzen lassen. Betrachtet man die physische, motorische Fitness so kann sie in Form der vier konditionellen Fähigkeiten beschrieben werden. Diese vier Fähigkeiten sind die Sportmotorische-Ausdauer, -Kraft, -Schnelligkeit und -Beweglichkeit (Hohmann/Lames/Letzelter, 2007, S. 48ff.). Für diese Arbeit sind jedoch ausschließlich die sportmotorische Kraft und das dazugehörige Training von Bedeutung. In diesem Zusammenhang soll das gesundheitsorientierte Krafttraining in den Mittelpunkt des Fitnesstrainings rücken. Das gesundheitsorientierte Muskelkrafttraining baut auf eine gleichmäßige und altersentsprechende Entwicklung der Muskulatur auf (Gießing, 2009, S. 12). Demzufolge orientiert sich dieses Training am Hypertrophie- und Kraftausdauertraining (Gießing, 2009, S. 13). Beim gesundheitsorientierten Muskelkrafttraining ist der Begriff Leistung so zu verstehen, dass es nicht darum geht, schwere oder schwerste Lasten zu bewegen, sondern vielmehr darum, sich bei der Ausführung der jeweiligen Übungen kontinuierlich zu steigern und die individuelle Leistungsfähigkeit zu verbessern.
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1 Für die Flüssigkeit des Textes werden „Schülerinnen und Schüler“ als „Schüler“ bezeichnet
2 Die maximale Kraftleistung entspricht 1 RM und ist das maximale Gewicht, mit dem exakt eine Wiederholung einer Kraftübung bei sauberer Technik ausgeführt werden kann. Dies entspricht dann 100%. (Breitenstein, 1999, S. 35)
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- Anónimo,, 2017, Krafttraining im Schulsport. Kraftsportarten im Sportunterricht und Schulsport, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1247964
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