Heut zu Tage wird fast überall und in vielen unterschiedlichen Zusammenhängen von Modernisierung gesprochen. Der Begriff wird sowohl in der Gebäudesanierung als auch in der Verbesserung von Waffentechnik und in Veränderungen von Organisationsstrukturen verwendet. Auch neue Freizeitgestaltung, Mode und Sprache werden als modern bezeichnet. Meist wird so aber nur etwas Altem ein neuer Schein verliehen und in die heutige Zeit integriert. In den Sozialwissenschaften bezieht sich dieser Begriff der Moderne aber auf eine bestimmte Entwicklung und einen bestimmten Zeitraum.
Eingrenzen lässt sich diese Zeitspanne vom Spätmittelalter, mit einer langsam einsetzenden Veränderung, über das 18. und 19. Jahrhundert, mit rasanten Veränderungen, bis hin in die Gegenwart.
Inhaltsverzeichnis
Thema der Textanalyse
A. Einführung:
1. Modernitätsbegriffe:
2. Modernitätskritik:
B. Modernisierung:
1. Ein spezieller Fall sozialen Wandels:
2. Modernisierung und die Paradoxien:
2.1. Definition Modernisierung:
2.2 Das Paradoxon:
3. Differenzierung:
4. Rationalisierung:
5. Individualisierung:
6. Domestizierung:
C. Fazit zur Modernisierung:
D. Literaturverzeichnis:
Thema der Textanalyse
Beschreiben Sie Modernisierung als einen speziellen Fall von sozialem Wandel und arbeiten Sie die Paradoxien der Modernisierung heraus.
A. Einführung
1. Modernitätsbegriffe:
Heut zu Tage wird fast überall und in vielen unterschiedlichen Zusammenhängen von Modernisierung gesprochen. Der Begriff wird sowohl in der Gebäudesanierung als auch in der Verbesserung von Waffentechnik und in Veränderungen von Organisationsstrukturen verwendet. Auch neue Freizeitgestaltung, Mode und Sprache werden als modern bezeichnet. Meist wird so aber nur etwas Altem ein neuer Schein verliehen und in die heutige Zeit integriert. In den Sozialwissenschaften bezieht sich dieser Begriff der Moderne aber auf eine bestimmte Entwicklung und einen bestimmten Zeitraum.
Eingrenzen lässt sich diese Zeitspanne vom Spätmittelalter, mit einer langsam einsetzenden Veränderung, über das 18. und 19. Jahrhundert, mit rasanten Veränderungen, bis hin in die Gegenwart. Auf die Gesamtentwicklung der Menschheit gesehen, ist dieser Zeitraum allerdings eher kurz.[1]
Wie zu Beginn schon erwähnt gibt es viele unterschiedliche Bedeutungen für den Begriff der Modernisierung. Auch in der soziologischen Disziplin gibt es keine einheitlichen Konzepte und Annahmen.
Dies führt oft zu dem Problemen, da es meistens zu einem Thema zwei völlig gegensätzliche Ansätze gibt. Berger versucht allerdings in seinem Aufsatz zu Modernitätsbegriffen und Modernitätskritik einen gemeinsamen Bezugsrahmen zu finden, indem er sich auf die Annahmen der klassischen Soziologie von Tönnies, Durkheim, Simmel und Weber beschränkt. Dieser Bezugsrahmen besteht aus einer „ Zäsur welthistorischen Ausmaßes“ (Berger, 1988, S.225). Berger definiert diesen Bezugsrahmen dadurch, dass er die Denkströmung der oben genannten Klassiker der Soziologie dahingegen zusammenfasst, indem nun nicht mehr die Einheit der Gesellschaft, die Identität der Individuen mit sich und der Gesellschaft und der Konsens über Lebensformen die Leitvorstellungen abgeben sondern Unterscheidung und Differenz in den Vordergrund rücken. Differenzierung als Teil der Modernisierung trägt nach Berger also in sich, dass in der Moderne Unterscheidungen getroffen werden, die vorher nicht gemacht wurden.[2]
Solche Begriffe, wie Unterscheidung und Differenz kommen im Zusammenhang mit der Modernsierung immer wieder vor. Auch eine Vielzahl anderer Begriffe, wie Rationalisierung, Individualisierung und Domestizierung tragen zentrale Annahmen in sich, womit der Prozess der Modernisierung besser analysiert werden kann. Im Hauptteil dieser Arbeit stehen diese Begriffe mit ihren Bedeutungen deshalb besonders im Fokus.
Zuvor möchte ich aber noch kurz auf einen anderen Aspekt der soziologischen Forschung im Zusammenhang mit der Modernisierung eingehen, der Modernitätskritik.
2. Modernitätskritik:
Neben der Analyse der Struktur einer Gesellschaft und dem vermutlichen Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklung, betrachtet die Soziologie auch die negativen Auswirkungen des Modernisierungsprozesses. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass es zu einem großen Teil Kritik ist, die mit dem Begriff Modernisierung verbunden ist. In den letzten Jahren wurde diese immer lauter, da man feststellen musste, dass Veränderungen, die mit dem Übergang in die Moderne zu tun haben, für große Probleme und negative Auswirkungen verantwortlich sind. Die heute bekannten ökologischen Probleme, wie Klimawandel, Umweltverschmutzung, Wassermangel und viele weitere Auswirkungen werden direkt mit dem Modernisierungsprozess verbunden. Aber nicht nur ökologische Probleme stehen in dieser Betrachtung im Mittelpunkt. Vor allem die sozialen Veränderungen werden von vielen Forschern sehr kritisch beäugt. Es stellt sich somit sogar die Frage, ob es zu einem Bruch in der Entwicklung der Modernisierung gekommen ist, ähnlich dem Bruch, den die Modernisierung selbst hervorgebracht hat.[3]
B. Modernisierung
1. Ein spezieller Fall sozialen Wandels:
Der Übergang von der Vormoderne in die Moderne hat Veränderungen erheblichen Ausmaßes mit sich gebracht. Ähnlich starke Neuerungen gab es vorher nur beim Übergang von primitiven in kulturell hochentwickelte Gesellschaften. Besonders deutlich wird diese Zäsur dadurch, dass in der Moderne nun andere Merkmale eine Rolle spielen als noch zu vor. Gesellschaftliche Einheit, gemeinsame Leitideen und Lebensformen sind in den Hintergrund gerückt. Konsens wurde durch Unterscheidung und Differenz ersetzt. Es werden nun Unterscheidungen gemacht die es vorher nicht gab.[4]
Nach Berger stehen am Anfang der Entwicklung die Abgrenzung zur Vergangenheit. Das Brechen mit den alten Traditionen ist ein Pfeiler der Modernisierung. Dadurch kann die neue Gesellschaft nun eigene Handlungsgrundlagen und Handlungsmethoden entwickeln, die der fortschreitenden wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Zeit entsprechen.
Die Moderne bleibt allerdings nicht nur beim Abschaffen alter Traditionen. Durch das Unterscheiden und Differenzieren schafft diese Gesellschaft eine neue Ordnung. Diese entwickelt die unterschiedlichsten, kleineren Systeme unterhalb des großen neuen Systems. Parsons nennt diese Entwicklung „funktionale Differenzierung“ (Berger, 1988, S.226). Das beste Beispiel für diese Entwicklung ist die Trennung von Politik und Ökonomie. Die Entwicklung dieser kleineren Systeme geht aber über die reine Existenz hinaus. Sie entwickeln eine „ Eigengesetzlichkeit “(Berger, 1988, S.226) und damit kommt es zu einem rationalen Handeln der einzelnen Subsysteme. Schließlich erhalten sie Autonomie innerhalb des Gesamtsystems. Dazu kommt, dass die Systeme einen dynamischen Charakter haben, der die gesamte Entwicklung der Moderne widerspiegelt. Alle Teilsysteme haben einen ausgeprägten Drang zur Veränderung, Verbesserung und Kontinuität. Da es keine einschränkenden Regelungen über dem eigenen System gibt ist dieser Entwicklungsdrang auch immer fortschreitend.[5]
Diese Entwicklung hat aber nicht nur positive Folgen. Nach Berger folgen diesem immer fortschreitenden Entwicklungsprozess der einzelnen Subsysteme Probleme in der direkten Beziehung mit anderen Systemen. Da sie selbst immer unabhängiger und autonomer werden nutzen sie die Ressourcen ihrer natürlichen, sozialen und kulturellen Umwelt immer mehr aus. Mit der Folge, dass die Auswirkungen auf das eigene System selbst negativ werden. Durch diese Annahmen wurden schon im 19. Jahrhundert „Ökologie -kritische Gedanken“ (Berger, 1988, S.228) formuliert.
Im Bezug auf die von Tönnies entwickelten Annahmen zur Gemeinschaft und Gesellschaft kommen diese Gedanken besonders zur Geltung. In seiner Zukunftsannahme, in der die Gemeinschaft, mit dem Bild des engen Familienlebens, sozialem Zusammenhalts und emotionaler Gebundenheit, durch eine moderne Gesellschaft ersetzt wird, stellt er gleich die Prognose mit auf, dass sich die Gesellschaft, ohne die sozialen Grundlagen der Gemeinschaft, selbst erschöpfen wird.
Auch Max Weber zeichnet ebenfalls ein eher negatives Bild über die Auswirkungen der Modernisierung. Er prognostiziert einen „Sinnverlust“ (Berger, 1988, S.229) dadurch dass die Religion ihre öffentliche Funktion verliert und die Wissenschaft eine Entzauberung des religiösen Weltbildes hervorbringt.
Parsons hingegen sieht den Modernisierungsprozess positiver. Im Gegensatz zu den zwei Annahmen zuvor, sieht Parsons in der zunehmenden Differenzierung die Möglichkeit der Zunahme an Freiheit durch die Individualisierung. Damit verbunden ist auch eine Veränderung von Werten, die zunehmend abstrakter werden. Somit werden die Angehörigen von kleinen, lokal begrenzten Gemeinschaften, zu Angehörigen großer umfassenden Gesellschaften mit Individualismus und universellen Werten.[6]
Die moderne Gesellschaft hat eine lange zeitliche und hochkomplexe Entwicklung in vielen miteinander verknüpften Teilgebieten vollzogen. Neben der starken wirtschaftlichen Umwandlung gibt es eine zunehmende Urbanisierung und Individualisierung. Religion verliert durch eine immer größer werdende Verwissenschaftlichung zusehends an Bedeutung. Dazu kommt, dass rationales Handeln in den Vordergrund rückt. Verstärkte Demokratisierung und die abnehmenden sozialen Unterschiede sind eben so Teil der Modernisierung, wie noch viele andere politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen.[7]
Schon im 19. Jahrhundert betrachteten die großen Intelektuellen dieser Zeit die gesellschaftlichen Veränderungen als den Übergang in eine neue Zeitrechnung. Die Auswirkungen der französischen Revolution und die fortschreitende Industrialisierung brachten ein neues Fortschrittsdenken mit sich. Es wurde angenommen, dass sich die Menschheit in einer unaufhaltsamen Entwicklung befindet, die ähnlich abläuft wie die Evolution. Allerdings gab es auch schon damals negative Zukunftsannahmen, die durch die auftretende Armut, Entfremdung und Entwurzelung immer deutlicher wurden.
Vor allem im deutschen Denken kam der Gegensatz zwischen Alt und Neu besonders zum Tragen. Der traditionelle Gesellschaftstyp, der sich auf Beziehungen gründet, die einen gemeinschaftlichen Charakter haben und dessen Beziehungen gefühlsmäßige Grundlage besitzen werden in der modernen Sichtweise durch einen modernen Gesellschaftstyp ersetzt, dessen Beziehungen aus kühlen, rationalen und geschäftsbezogenen Beziehungen besteht.[8]
2. Modernisierung und die Paradoxien:
2.1. Definition Modernisierung:
Um aber Modernisierung mit all den damit verbundenen Veränderungen und Prozessen heute zu erfassen, muss der Begriff näher definiert werden. Um das menschliche Handeln und die gesellschaftliche Wirklichkeit erfassen zu können, bedarf es Kategorien, die es möglich machen den komplexen Vorgang der Modernisierung zu analysieren und auf bestimmte Begriffe zu bringen. Diese unterschiedlichen Kategorien betrachtet das Handeln und die Wirklichkeit von vier Seiten.
[...]
[1] Vgl. Van der Loo, Hans/van Reijen, Willem: Modernisierung: Projekt und Paradox. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1997, (2.aktualisierte Auflage), S.11.
[2] Vgl. Berger, Johannes: Modernitätsbegriffe und Modernitätskritik in der Soziologie. In: Soziale Welt, 39, Göttingen: Verlag Otto Schwartz und Co., 1988, S.225.
[3] Vgl. Berger, 1988, S.224.
[4] Vgl. Berger, 1988, S.224/225.
[5] Vgl. Berger, 1988, S.226/227.
[6] Vgl. Berger, 1988, S.227-230.
[7] Vgl. Loo/Reijen, 1997, S.12.
[8] Vgl. Loo/Reijen, 1997, S.14.
- Citation du texte
- Florian Semler (Auteur), 2008, Modernisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124786
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