In der folgenden Arbeit sollen anhand dieses Zeugnisses der Historie einer Universität personengeschichtliche Beobachtungen durchgeführt werden. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Matrikel des ersten Jahrgangs der Universität Würzburg aus dem Jahre 1582 und versucht diese in personengeschichtlicher Hinsicht zu betrachten.
Die Arbeit wird sich zunächst auf den historischen Hintergrund der zu untersuchenden Matrikel konzentrieren und mit einer chronologischen Einordnung des vorzustellenden Zeitraumes beginnen. Weiterhin soll die Verbreitung von Universitäten im deutschsprachigen Raum des Konfessionellen Zeitalters dargestellt werden.
Im weiteren Verlauf soll zuerst die äußere Form der Matrikel vorgestellt werden um sich anschließend auf die inhaltlichen Aspekte zu konzentrieren. Es stellen sich zwei Fragen. Wie und nach welchem Muster wurden Matrikel im Allgemeinen im Konfessionellen Zeitalter verfasst? Welche Informationen zu den einzelnen Studenten lassen sich aus den Aufzeichnungen herauslesen?
Schließlich werden die Daten von vier Studenten expliziert und untersucht. Anschließend sollen die gewonnenen Erkenntnisse ausgewertet und eingeordnet werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Universität im Konfessionellen Zeitalter
2.1 Historischer Hintergrund
2.2 Querschnitt der wichtigsten Universitäten im deutschsprachigen Raum
2.3 Die Gründung der Universität Würzburg
3. Die Matrikel des ersten Jahrgangs der Universität Würzburg
3.1 Die äußere Form der Matrikel
3.2 Die wichtigsten inhaltlichen Aspekte anhand personengeschichtlicher Beobachtungen
3.2.1 Auflistung der Matrikel
3.2.2 Analyse der Matrikel und personengeschichtliche Betrachtungen
3.3 Bewertung und Einordnung der oben gewonnenen Erkenntnisse
4. Schluss
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Studentische Matrikel: Verzeichnis der an einer Universität oder Hohen Schule eingeschriebenen Studenten (zum Teil auch der Professoren). Neben den Namen vermerken sie oftmals Herkunft, abgelegte Prüfungen, Gebühren usw. die ältesten Matrikeln stammen aus Bologna (1386). – Kirchenbücher und Universitätsmatrikeln (von letzteren sind die meisten auf deutsch editiert) bilden eine wichtige Grundlage für die Kirchen-und Universitätsgeschichte und die Genealogie bzw. Namensforschung.“[1]
Mit diesem Artikel aus dem „Lexikon des Mittelalters“ wird der Charakter von Matrikeln in ihrer Allgemeinheit beschrieben. In der folgenden Arbeit sollen anhand dieses Zeugnisses der Historie einer Universität personengeschichtliche Beobachtungen durchgeführt werden. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Matrikel des ersten Jahrgangs der Universität Würzburg aus dem Jahre 1582 und versucht diese in personengeschichtlicher Hinsicht zu betrachten.[2]
Die Arbeit wird sich zunächst auf den historischen Hintergrund der zu untersuchenden Matrikel konzentrieren und mit einer chronologischen Einordnung des vorzustellenden Zeitraumes beginnen. Weiterhin soll die Verbreitung von Universitäten im deutschsprachigen Raum des Konfessionellen Zeitalters dargestellt werden.
Im weiteren Verlauf soll zuerst die äußere Form der Matrikel vorgestellt werden um sich anschließend auf die inhaltlichen Aspekte zu konzentrieren. Es stellen sich zwei Fragen. Wie und nach welchem Muster wurden Matrikel im Allgemeinen im Konfessionellen Zeitalter verfasst? Welche Informationen zu den einzelnen Studenten lassen sich aus den Aufzeichnungen herauslesen?
Schließlich werden die Daten von vier Studenten expliziert und untersucht. Anschließend sollen die gewonnenen Erkenntnisse ausgewertet und eingeordnet werden.
2. Die Universität im Konfessionellen Zeitalter
2.1 Historischer Hintergrund
Um die[3] Untersuchung der Matrikel durchzuführen, ist es wichtig, die historisch chronologischen Hintergründe korrekt darzustellen, um eine zeitliche Einordnung vornehmen zu können.
Die Gründung der Universität Würzburg fiel in die Zeit des Konfessionellen Zeitalters. Aus heutiger Sicht datiert man diese Periode etwa in die Jahre von 1540 bis 1648 – also bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges. Das Konfessionelle Zeitalter war geprägt von einer intensiven Entwicklung von Kirche, Staat und Gesellschaft. Reformation und Gegenreformation wirkten gegeneinander. Die Spaltung der Christenheit in zwei große Konfessionen nahm ihren Anfang. In Europa herrschte ein Glaubenskampf. Theologische Kontroversen und politisch-religiös motivierte Auseinandersetzungen manifestierten sich in einer permanenten Verunsicherung, die sich in der gesamten Bevölkerung widerspiegelte. Tiefgreifende Veränderungen fanden nicht nur in den kirchlichen Institutionen statt, sondern zeigten sich in allen möglichen Teilbereichen der sozialen Ordnung, wie in Vereinen oder Zünften.
Der Historiker Heinz Schilling ging davon aus, dass sich das Konfessionelle Zeitalter in vier Phasen einteilen ließ, wobei es schwierig ist, diese Phasen exakt voneinander abzugrenzen. Die vorkonfessionelle Phase datierte er etwa zwischen 1540 und 1570. Die Konfessionalisierung nahm hier zwar schon ihren Anfang, war aber noch nicht so intensiv manifestiert. Im Anschluss daran fand laut Schilling eine sich immer weiter zuspitzende Konfrontation der Konfessionen statt, die sich in der immer stärker werdenden Polarisierung und einer Verhärtung der konfessionellen Fronten zeigte.
Den Höhepunkt der Konfessionalisierung bildete laut Schillings Theorie die Zeit zwischen 1580 und 1620, wobei sich auch hier keine chronologisch genauen Abgrenzungen machen lassen. In diese dritte Phase des Konfessionellen Zeitalters fiel auch die zu untersuchende Gründung der Universität Würzburg. Diese fiel in das Jahr 1582.
Die vierte Phase fand ihr Finale im Westfalischen Frieden, der im Jahre 1648 auch gleichzeitig das Ende des dreißigjährigen Krieges besiegelte.
Die Konfessionalisierung zeigte sich auf religiöser Ebene in zwei großen Bereichen. Es stellte sich die Frage des religiösen Bekenntnisses und die der landeskirchlichen Selbstbestimmung, bzw. der Strukturen landeskirchlicher Organisation. Für die Landeskirchen war die Abspaltung von der Kirche in Rom und vom Papsttum in dieser Zeit ausschlaggebend. Diese Tendenz bezeichnet man heute als Konfessionalismus.
Der entscheidende Unterschied war hier die Tatsache, dass protestantische Landesherren zugleich auch Oberhaupt der ihnen unterstehenden Landeskirchen waren. In Opposition hierzu unterstanden die katholisch landeskirchlichen Territorien dem Papst. Diese Regelungen basierten im Wesentlichen auf den Übereinkünften des Augsburger Religionsfriedens von 1555. Der Frieden zog allerdings keinesfalls nur pazifistische Folgen nach sich, sondern förderte gleichsam die Polarisierung der Konfessionen.
Die Folgen waren unter anderem auch im sozialen Bereich zu spüren. Die Eheschließung zwischen Protestanten und Katholiken wurde zunehmend schwieriger. Innerhalb der Reichs- und Handelsstädte spaltete sich die Bevölkerung, Glaubenskämpfe flammten immer wieder auf. Das Konfessionelle Zeitalter war in vieler Hinsicht von Modernisierung und identitätsfindendem Fortschritt geprägt, aber auch von Kämpfen und weit verbreiteter Gewalt.
2.2 Querschnitt der wichtigsten Universitäten im deutschsprachigen Raum
Um die [4] Universitätsgründungen des Konfessionellen Zeitalters darzustellen, sind zunächst die äußeren Umstände zu beachten. Die historischen Zusammenhänge sind hier entscheidend. Die Reformation und die Gegenreformation waren hier die großen Ereignisse. Auch die Universitäten waren konfessionell geprägt. So gab es einerseits Hochschulen katholischer Konfession, aber auch immer mehr protestantisch ausgerichtete Universitäten. Teilweise mussten die Studenten der jeweiligen Konfession angehören, um an einer Universität studieren zu dürfen. Katholische Studenten mussten das Tridentinum ablegen. Das Pendant bei den protestantisch ausgerichteten Universitäten war die Konkordienformel.
Jedoch bleiben zwei Charakteristika festzuhalten, die den Universitäten zu Eigen waren und bis in die Gegenwart immer noch sind. Einerseits sind natürlich die jeweilig historischen Hintergründe und Umwälzungen zu beachten. Im vorliegenden Fall wären dies die Wirrungen und ständigen Veränderungen des Konfessionellen Zeitalters. Andererseits haben Universitäten an sich eine ihnen eigene innere Struktur der Organisation, die sich im Laufe der Jahrhunderte in ihren Grundformen bis heute wenig verändert hat. Grundsätzlich galt der Leitsatz: Sapiens atque eloquens pietas.[5]
Peter Baumgart schreibt:
Zwar haben die Reformation und das sich ziemlich nahtlos anschließende konfessionelle Zeitalter den überkommenen institutionellen Kern der Universität als einer privilegierten, nach Fakultäten geordneten Gelehrten- und Studentenkorporation nicht beseitigt. Aber sie haben doch den von jeher landesherrlichen Charakter aller älteren deutschen Universitäten wesentlich verstärkt.[6]
Baumgart geht also davon aus, dass das konfessionelle Zeitalter die Grundzüge der Universität als Institution nicht verändert hat. Allerdings hat die konfessionelle Prägung laut Baumgart Auswirkung auf das Selbstverständnis der Universitäten. Sie wurden immer mehr regional oder landesherrlich geprägt. Dies lag zum einen an den unterschiedlichen Konfessionen, denen die Universitäten sich zugehörig fühlten, und zum anderen an den immer weiter verzweigten organisatorisch institutionellen Strukturen. Die einzelnen landesherrlichen Verwaltungen hatten organisiertere Strukturen als noch ein Jahrhundert zuvor.
Im 16. Jahrhundert fand ein Boom der Universitätsgründungen statt. In dieser nachreformatorischen Zeit wurden beispielsweise die Universitäten von Marburg, Königsberg, Jena, Straßburg, Altdorf, Helmstedt, Würzburg oder Graz gegründet. Die einzelnen Universitäten repräsentierten die jeweilige religiöse Ausrichtung des Territorialstaates, dem sie zugehörig waren. Die jeweilige Konfession der Landesfürsten sollte in den Universitäten theologisch gerechtfertigt und stabilisiert werden. Der eigentliche Kanon der in den Universität behandelten Wissenschaften wurde aber nicht verändert. Die Ausrichtung der Universitäten blieb humanistisch. Baumgart schreibt:
Es gibt, als These formuliert, einen Typus der Hochschule des konfessionellen Zeitalters, dessen strukturelle Gemeinsamkeiten offenbar größer sind als die sicherlich vielfach in Einzelheiten nachweisbaren Unterschiede etwa der Organisationsform oder der konfessionspolitischen Besonderheiten, größer auch als die erkennbaren Differenzen zwischen weltlichen und geistlichen, zwischen fürstlichen und städtischen, sogar zwischen alt- und neugläubigen Universitäten.[7]
Baumgart stellt also bei aller konfessionell und politisch bedingten Unterschiedlichkeit der Universitäten fest, dass die Gemeinsamkeiten überwogen.
Kommen wir nun im nächsten Punkt zu einer für das Konfessionelle Zeitalter typischen Universitätsgründung. Der Academia Julia in Würzburg.
2.3 Die Gründung der Universität Würzburg
Die Universität Würzburg wurde genau genommen zweimal gegründet. Daher ist es nicht ganz einfach, die Universitätsgründung von Würzburg als Gründung des Konfessionellen Zeitalters zu bezeichnen. Denn bevor Julius Echter von Mespelbrunn im Jahre 1582 die Würzburger Universität gegründet hatte, gab es bereits eine Universität in Würzburg. Diese wurde im Jahre 1402 vom damaligen Fürstbischof Johannes I. von Egloffstein nach dem Vorbild der Universität Bologna gegründet. Nach kurzer Blütezeit scheiterte dieses Projekt allerdings an der Misswirtschaft der Nachfolger Egloffsteins. Die Frage, die sich nun stellt ist, welche der beiden Gründungen nach heutigem Ermessen als die Gründung der heutigen Universität Würzburg zu sehen ist.
Die Gründung der heutigen Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg geht auf den Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn zurück. Die Universität trägt also bis heute den Namen des zweiten Gründers. Wenn man daher also davon ausgeht, dass diese zweite Universitätsgründung als ursprüngliche Gründung der Universität Würzburg anzusehen ist, kann man von einer Universitätsgründung im Konfessionellen Zeitalter sprechen.
Die Universität, die Julius Echter gegründet hatte, ging aus dem Gymnasium hervor, welches Echters Vorgänger, Fürstbischof Friedrich von Wirsberg gegründet hatte. Wirsberg griff für sein Kollegium bereits auf die Jesuiten zurück, die auch in Echters Universität das Lehrpersonal stellten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Domkapitel, setzte Echter schließlich die Verpflichtung der Jesuiten durch. Die humanistischen Denkweisen der Jesuiten wurden zwar hoch geschätzt, aber ihre Autonomie schränkte die landesherrlichen Kompetenzen – zumindest im Bezug auf die Lehre an der Universität – ein. Jedoch wurde die Universität Würzburg schließlich – auch durch das Wirken der Jesuiten – eine der wichtigsten gegenreformatorischen Universitäten in Süddeutschland. Um diese katholisch gegenreformatorische Ausrichtung zu betonen, wird in dem päpstlichen Privileg zur Gründung der Universität festgelegt, dass die Verpflichtung besteht
zur Ablegung der Professio fidei auf das Tridentinum für alle Promovenden und künftigen Professoren. Das Bekenntnis zum inhaltlich durch das Tridentinum bestimmten „rechten Glauben“, seit 1568 für die katholischen Universitäten als verpflichtende Norm gefordert, reihte die künftige Würzburger Hochschule unter die gegenreformatorischen Universitäten ein.“[8]
Somit ist die Universität Würzburg im Konfessionellen Zeitalter als gegenreformatorische Bildungsanstalt einzuordnen.
[...]
[1] LexMa, Bd. IV
[2] Der Vollständigkeit halber sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass es sich bei den zu untersuchenden Matrikeln um den ersten Jahrgang der zweiten Universitätsgründung in Würzburg handelt. Bereits im Jahre 1567 gründete der Vorgänger des zweiten Gründers und Fürstbischofs Julius Echter, Friedrich von Wirsberg, ein Gymnasium in Würzburg, das als eine Vorstufe zu einer Hochschule gedacht war. Hierbei handelte es sich freilich um keine Universität im eigentlichen Sinne. Jedoch sollte diese erste Gründung einer Form von Hochschule an dieser Stelle erwähnt werden. In Ermangelung adäquater finanzieller Mittel wurde diese erste Gründung Wirsbergs allerdings mit der Zeit bedeutungslos.
[3] Baumgart, Peter, Die Universität Würzburg als Gründung des konfessionellen Zeitalters, in: Schröder, Josef (Hg.), Beiträge zu Kirche, Staat und Geistesleben: Festschrift für Günther Christ zum 65. Geburtstag am 20. März 1994. Stuttgart 1994, 245-260.
Und: Schilling, Heinz (Hrsg.), Die Reformierte Konfessionalisierung in Deutschland – Das Problem der „Zweiten Reformation“. Wissenschaftliches Symposium des Vereins für Reformationsgeschichte 1985. Gütersloh 1986.
[4] Baumgart, Peter, Die Anfänge der Universität Würzburg. Eine Hochschule im konfessionellen Zeitalter. Würzburg 1978.
[5] Dt.: Festigkeit im Bekenntnis und in der Gelehrtensprache.
[6] Baumgart, Peter, Die Anfänge der Universität Würzburg. Eine Hochschule im konfessionellen Zeitalter.
Würzburg 1978. S. 5.
[7] Baumgart, Peter, Die Anfänge der Universität Würzburg. Eine Hochschule im konfessionellen Zeitalter. Würzburg 1978. S. 6.
[8] Baumgart, Peter, Die Anfänge der Universität Würzburg. Eine Hochschule im konfessionellen Zeitalter. Würzburg 1978. S. 10.
- Citar trabajo
- Caterina Scherg (Autor), 2009, Die erste Studentengeneration an der Universität Würzburg. Personengeschichtliche Beobachtungen anhand der Matrikel, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124714
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