Die vorliegende Thesis befasst sich mit den Vor- und Nachteilen verschiedener Markteintrittsstrategien unter Berücksichtigung der externen Faktoren von Australien. Australien verhandelt seit 2018 mit der EU über ein Freihandelsabkommen, welches 2022 endgültig beschlossen werden soll. Aufgrund dessen könnte Australien für deutsche Unternehmen zunehmend an Attraktivität gewinnen. Auf Basis dieser Annahme erweist es sich als sinnvoll, Australien in Bezug auf die Markterschließungsstrategien näher zu betrachten sowie die einzelnen Strategien zu erläutern.
Vor dem Hintergrund der zuvor beschriebenen Ausgangslage wird die folgende Forschungs-frage formuliert: Welche Markterschließungsstrategien sind im Hinblick auf die externen Einflussfaktoren von Australien am geeignetsten?
Das Fundament der Untersuchung bilden die theoretischen Grundlagen aus bereits bestehender Literatur, welche sich in die zwei Gebiete ‚externe Einflussfaktoren von Australien‘ und ‚Überblick einzelner Markteintrittsformen‘ aufgliedern. Mithilfe von gesammelten Daten aus dem Unternehmen Dosiertechnik GmbH sowie den Forschungsdaten aus den zuvor benannten Teilgebieten, wird am Ende eine Kurzanalyse sowie eine Empfehlung für das Unternehmen abgegeben, welche das Vorhaben der Markterschließung des australischen Marktes in Bezug auf Markteintrittsformen kritisch hinterfragt.
Inhaltsverzeichnis
Genderinklusionsverweis
Zusammenfassung
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Zielsetzung und methodisches Vorgehen
1.3 Aufbau dieser Arbeit
1.4 Begriffserklärung
1.4.1 Familienunternehmen
1.4.2 Internationalisierung
2 Internationalisierung von Familienunternehmen
2.1 Motive einer Internationalisierung
2.2 Risiken einer Internationalisierung
3 Kurzanalyse von Australien
3.1 Geografische Gegebenheiten
3.2 Deutsch-australische Verflechtung
4 Externe Einflussfaktoren
4.1 Ökonomisches Segment
4.2 Politisch-rechtliches Segment
4.3 Soziokulturelles Segment
4.4 Überblick
5 Markteintrittsformen
5.1 Export
5.1.1 Direkter Export
5.1.2 Vorteile & Nachteile beim direkten Export
5.1.3 Indirekter Export
5.1.4 Vorteile & Nachteile beim indirekten Export
5.2 Internationale Vertragsformen
5.2.1 Lizenzierung
5.2.2 Vorteile & Nachteile bei der Lizenzierung
5.2.3 Franchising
5.2.4 Vorteile & Nachteile beim Franchising
5.3 Internationale Direktinvestitionen
5.3.1 Joint Venture
5.3.2 Vorteile & Nachteile beim Joint Venture
5.3.3 Strategische Allianz
5.3.4 Vorteile & Nachteile bei der strategischen Allianz
5.3.5 Tochterunternehmen
5.3.6 Vorteile & Nachteile bei einem Tochterunternehmen
5.4 Zusammenfassung der Markteintrittsformen
6 Auswahl der Markteintrittsstrategien in Bezug auf Australien
6.1 Export im australischen Markt
6.2 Internationale Vertragsformen im australischen Markt
6.3 Internationale Direktinvestitionen im australischen Markt
6.4 Zusammenfassung mit inkludiertem Zwischenfazit
7 Kurzanalyse für das Familienunternehmen
7.1 Aktuelle Situation
7.2 Auswahl einer Markteintrittsstrategie
7.3 Endergebnis und Empfehlung für das Familienunternehmen
8 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Genderinklusionsverweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Zusammenfassung
Durch die Sättigung der eigenen Märkte verfolgen Unternehmen zunehmend das Ziel, zu internationalisieren. Daher ist es für Unternehmen unter anderem notwendig, sich mit den unterschiedlichen Markterschließungsstrategien auseinanderzusetzen. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Markterschließungsstrategien betrachtet. Zu den wichtigen und zentralen Markteintrittsformen zählen unter anderem der direkte und indirekte Export, die Lizenzierung, das Franchising, das Joint Venture, die strategische Allianz und das Tochterunternehmen.
Mit jeder der zuvor genannten Möglichkeiten des Markteintritts sind verschiedene Risiken, Verpflichtungen und Kontrollmöglichkeiten verbunden. Zudem lassen sich viele Markteintrittsformen speziellen Gruppen zuordnen, die weitestgehend denselben Einflüssen unterliegen. Um alle Einflüsse berücksichtigen zu können, ist es von hoher Bedeutung, sich mit den einzelnen Markteintrittsstrategien auseinanderzusetzen und die jeweiligen Vor- und Nachteile herauszufiltern.
Welche Form des Markteintritts letztendlich von einem Unternehmen gewählt wird, hängt unter anderem auch von den politischen, wirtschaftlichen, soziokulturellen, rechtlichen und ökologischen Faktoren des potenziellen Eintrittslandes ab. Das Ziel der vorliegenden Thesis besteht deshalb darin, anhand der externen Faktoren auf eine geeignete Markterschließungsstrategie für Australien zu schließen. Aufbauend darauf wird folgende Forschungsfrage gestellt: Welche Markterschließungsstrategien sind im Hinblick auf die externen Einflussfaktoren von Australien am geeignetsten?
Um die Forschungsfrage zu beantworten, wird eine qualitative Länderanalyse im Hinblick auf die externen Einflussfaktoren durchgeführt. Bei der Länderanalyse findet keine zahlenmäßige Bewertung statt. Es werden die geografischen Gegebenheiten, die deutsch-australische Verflechtung sowie ökonomische, politisch-rechtliche und soziokulturelle Segmente von Australien erforscht. Zudem werden die relevanten Markteintrittsformen mit ihren Vor- und Nachteilen untersucht, um diese anschließend mit den externen Faktoren von Australien zusammenzuführen. Das erlangte Wissen wird im Anschluss für die Dosiertechnik GmbH verwendet, woraufhin am Beispiel des Unternehmens der weitere Vorgang für die Wahl der passenden Markterschließungsstrategie erläutert wird.
Abschließend werden weiterführende Analysen für den Entschluss zu der geeigneten Markterschließungsstrategie empfohlen, um in Zukunft die einzelnen Markterschließungsstrategien in Bezug auf bestimmte Unternehmen näher eingrenzen zu können.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Tätigkeiten der Unternehmen im Auslandsgeschäft
Abbildung 2: Formen von Markteintrittsstrategien
Abbildung 3: Umfrage zu Internationalisierungsmotiven
Abbildung 4: Risiken der internationalen Geschäftstätigkeiten
Abbildung 5: Interne Hindernisse für die Internationalisierung
Abbildung 6: Markteintrittsstrategien im Überblick
Abbildung 7: Formen des direkten Exports
Abbildung 8: Formen des indirekten Exports
Abbildung 9: Masterfranchise
Abbildung 10: Risiken von Kooperationen
Abbildung 11: Ausländische Märkte mit erzielten Umsätzen
Abbildung 12: Unternehmensführung im globalen Wettbewerb
Abbildung 13: Berücksichtigung des Umfeldes
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Stärken und Schwächen vom Geschäftsumfeld
Tabelle 2: SWOT-Analyse zu Australien
Tabelle 3: Vor- und Nachteile direkter Export
Tabelle 4: Vor- und Nachteile indirekter Export
Tabelle 5: Vor- und Nachteile Lizenzierung
Tabelle 6: Vor- und Nachteile Franchising
Tabelle 7: Vor- und Nachteile Joint Venture
Tabelle 8: Vor- und Nachteile strategische Allianz
Tabelle 9: Vor- und Nachteile Tochterunternehmen
Tabelle 10: Zusammenfassung Vor- und Nachteile von Markteintrittsformen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation
Internationalisierung, Globalisierung und die Anzahl multinationaler Unternehmen nehmen seit dem zweiten Weltkrieg in der internationalen wirtschaftlichen Entwicklung zu (vgl. Perlitz & Schrank, 2013, S. 4).
Seit dem Beginn internationaler Unternehmenstätigkeiten ist eine stetige Aufwärtsentwicklung in Bereichen der Internationalisierung zu erkennen, wodurch Meckls Aussage bestätigt wird, dass es sich bei der Internationalisierung nicht um eine kurzzeitig auftretende Erscheinung, sondern um ein Paradigma der Ökonomie handelt (2014, S. 2).
Die Landesgrenzen verlieren für die Bevölkerung sowie für die Wirtschaft zunehmend an Wert, wodurch Produkte aus dem Ausland und die Internationalisierung ein immer wichtigerer Bestandteil der heutigen Zeit werden.
Bei 40 – 59 % der bereits im Ausland tätigen deutschen Unternehmen bildet das Auslandsgeschäft ein Viertel des Gesamtumsatzes. 91 % der Auslandsaktivitäten sind auf den Export zurückzuführen, welcher somit zu den Hauptelementen der Internationalisierung zählt (vgl. Heidenreich, Nothnagel & Rath, 2018, S. 14). Welche Auslandsaktivitäten zudem angewendet werden, zeigt die nachfolgende Abbildung 1:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Tätigkeiten der Unternehmen im Auslandsgeschäft
Quelle: Heidenreich et al., 2018, S. 14
Hinzukommend wird in den globalen Geschäftsperspektiven, welche sich auf die zukünftige Ausweitung der Geschäfte in globaler Hinsicht beziehen, deutlich, dass die aktiven deutschen Unternehmen durch die derzeitige Pandemie – ausgelöst durch das SARS-CoV-2-Virus – vor großen Herausforderungen stehen. Seit der Finanzmarktkrise 2017, die infolge des starken Konjunkturabschwungs mehrheitlich als Weltwirtschaftskrise bekannt ist (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, 2016), wurde 2021 mit einem Minus von zehn Punkten in Bezug auf die globalen Geschäftsperspektiven der niedrigste Wert berechnet.
Aufgrund der negativen Marktentwicklung sind die Geschäftslagen und die Geschäftsperspektiven vieler Unternehmen aus wirtschaftlicher Sicht als negativ zu bewerten. Lediglich in der Asien-Pazifik-Region und in Nordamerika ist eine Regenerierung zu verzeichnen (vgl. Heidenreich & Herweg, 2021, S. 2, 4), was Deutschland bzw. deutschen Unternehmen in Bezug auf die Internationalisierung nach Australien sowie dem Auslandsgeschäft mit Australien (Asien-Pazifik-Region) zugutekommt. Ergänzend dazu wurde die ‚strategische Partnerschaft‘ (vgl. Auswärtiges Amt, 2022), die seit 2013 in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Tourismus und Zivilgesellschaft zwischen Deutschland und Australien besteht, im Jahr 2021 intensiviert. Beispielweise werden zunehmend Kooperationen zwischen deutschen und australischen Hochschulen geschlossen.
Des Weiteren ist ein Freihandelsabkommen in Planung, welches den Geschäftsaustausch zwischen Australien und der Europäischen Union (EU) ausbauen und den Erholungsprozess unterstützen soll (vgl. Auswärtiges Amt, 2022).
1.2 Zielsetzung und methodisches Vorgehen
Die vorliegende Thesis befasst sich mit den Vor- und Nachteilen verschiedener Markteintrittsstrategien unter Berücksichtigung der externen Faktoren von Australien. Australien verhandelt seit 2018 mit der EU über ein Freihandelsabkommen, welches 2022 endgültig beschlossen werden soll. Aufgrund dessen könnte Aus-tralien für deutsche Unternehmen zunehmend an Attraktivität gewinnen. Auf Basis dieser Annahme erweist es sich als sinnvoll, Australien in Bezug auf die Markterschließungsstrategien näher zu betrachten sowie die einzelnen Strategien zu erläutern.
Vor dem Hintergrund der zuvor beschriebenen Ausgangslage wird die folgende Forschungsfrage formuliert:
Welche Markterschließungsstrategien sind im Hinblick auf die externen Einflussfaktoren von Australien am geeignetsten?
Das Fundament der Untersuchung bilden die theoretischen Grundlagen aus bereits bestehender Literatur, welche sich in die zwei Gebiete ‚externe Einflussfaktoren von Australien‘ und ‚Überblick einzelner Markteintrittsformen‘ aufgliedern. Mithilfe von gesammelten Daten aus dem Unternehmen Dosiertechnik GmbH sowie den Forschungsdaten aus den zuvor benannten Teilgebieten, wird am Ende eine Kurzanalyse sowie eine Empfehlung für das Unternehmen abgegeben, welche das Vorhaben der Markterschließung des australischen Marktes in Bezug auf Markteintrittsformen kritisch hinterfragt.
1.3 Aufbau dieser Arbeit
Aufgrund dessen, dass die Markterschließungsstrategie Teil eines Internationalisierungsprozesses ist, wird zunächst auf die allgemeine Internationalisierung eingegangen. Hier werden Motive und Risiken einer Internationalisierung im Hinblick auf Familienunternehmen erläutert.
Im nächsten Schritt wird der für die Thesis relevante australische Markt intensiv betrachtet. Im Fokus stehen die für die Markteintrittsformen relevanten externen Faktoren, primär die landesspezifischen von Australien. Zudem wird eine SWOT-Analyse für Australien erstellt. Das Modell identifiziert Stärken (Strenghts), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportuinities) und Risiken (Threats) des Eintrittslands. Im Anschluss an die zuvor genannte Analyse werden alle relevanten Markterschließungsstrategien mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt. Diese Formen werden in die Gruppen Export, internationale Vertragsformen und internationale Direktinvestitionen eingeteilt. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird eine Verknüpfung zwischen Australiens externen Faktoren und den Markteintrittsformen erstellt, um Problematiken wie Barrieren sowie Potenziale durch Förderungen für die einzelnen Markterschließungsstrategien zu identifizieren.
Daraufhin werden alle zuvor gesammelten Informationen in Bezug zu dem Familienunternehmen Dosiertechnik GmbH gesetzt. Das Unternehmen wird dargestellt sowie dessen Vorstellungen mit den einzelnen vorgestellten Markteintrittsformen abgeglichen. Im weiteren Fortgang wird eine Empfehlung bezüglich der auszuführenden Schritte seitens des Unternehmens abgegeben, um eine endgültige Entscheidung angesichts der internationalen Markterschließungsstrategien nach Australien treffen zu können.
Abschließend wird ein resümierendes Fazit im Hinblick auf die gesamte vorliegende Thesis gezogen.
1.4 Begriffserklärung
Im folgenden Kapitel wird auf grundlegende Begrifflichkeiten eingegangen, um ein besseres Verständnis für die Arbeit zu erlangen.
1.4.1 Familienunternehmen
Familienunternehmen müssen grundsätzlich nicht als Klein- oder mittelständische Unternehmen gelten, wie häufig fälschlicherweise vom Volksmund und der Politik behauptet wird (vgl. Langenscheidt & May, 2020, S. 16).
Familienunternehmen repräsentieren einen zentralen Wirtschaftssektor, da Familienunternehmen über 50 % der Arbeitnehmer im privatwirtschaftlichen Bereich beschäftigen. Bei lediglich 20 % der deutschen Unternehmen handelt es sich um nicht-familiengeführte Unternehmen.
Gegensätzlich der verbreiteten Vermutung, Familienunternehmen gingen nicht mit der Zeit, handelt es sich bei mehr als 50 % der innovativsten Unternehmen um ein Familienunternehmen. Das hohe Innovationslevel erreichen Familienunternehmen besonders durch langfristige Entscheidungen, Traditionen und kontinuierliche Weiterentwicklung (vgl. Kammerlander, 2021, S. 15).
Familienunternehmen identifizieren sich nicht mit Unternehmensgröße, Bilanzsummen oder mit Umsatzzahlen. Ein Familienunternehmen ist ein Unternehmen beliebiger Größe, bei welchem „sich die Mehrheit der Entscheidungsrechte im Besitz der natürlichen Person(en), die das Unternehmen gegründet hat/haben, der natürlichen Person(en), die das Gesellschaftskapital des Unternehmens erworben hat/haben oder im Besitz ihrer Ehepartner, Eltern, ihres Kindes oder der direkten Erben ihres Kindes befinden“ (vgl. Binder, 2014, S. 27). Abschließend ist anzumerken, dass die Bezeichnung eines Familienunternehmens aufgrund des stetigen wirtschaftlichen Wandels stets neu interpretiert werden muss (vgl. Kirchdörfer, 2011, S. 32), in der vorliegenden Thesis aber mit dem o.g. Verständnis gearbeitet wird.
1.4.2 Internationalisierung
Der Begriff Internationalisierung steht als Oberbegriff für die „geographische Ausdehnung ökonomischer Aktivitäten über nationale Grenzen hinaus“ (Haas, Neumair & Schlesinger, 2012, S. 462). Somit umfasst der Begriff Internationalisierung grenzüberschreitende Auslandstätigkeiten, verschiedene Markteintrittsformen und Fragen zum Management für ausländische Investitionen (vgl. Bogner & Brunner, 2007, S. 75, 125).
Aufgrund der vorliegenden Fokussierung auf Markteintrittsformen innerhalb dieser Thesis wird auf Abbildung 2 verwiesen. Die Grafik stellt die unterschiedlichen Markteintrittsformen im Hinblick auf verschiedene Schwierigkeitsgrade durch Kapitaleinsatz sowie das durch die Autoren bewertete Risiko dar und fungiert zusätzlich als Kurzübersicht:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Formen von Markteintrittsstrategien
Quelle: Brenner & Misu, 2015, S. 21
Zusammenfassend erweist sich die Internationalisierung zwar als ein vielschich-tiger, jedoch auch als unkomplizierter Vorgang. Eine gezielte Abwicklung, eine akkurate Planung sowie eine sinnvolle Koordination zählen zu den unabdingbaren Vorgängen einer Internationalisierung (vgl. Brenner & Misu, 2015, S. 9).
2 Internationalisierung von Familienunternehmen
Familienunternehmen (FU) stehen sowohl auf dem nationalen Markt als auch auf dem internationalen Markt im Fokus. Das deutsche FU gilt zunehmend als „Syn-onym erfolgreichen, nachhaltigen und sozial kompetenten Unternehmertums“ (Kirchdörfer, 2011, S. 32).
Eine Internationalisierung führt oftmals zu erheblichen Veränderungen mit positiven und negativen Folgen und sollte daher einer gründlichen Überlegung unterliegen. Aufgrund dessen analysiert ein Unternehmen im Vorfeld bestehende Chancen und mögliche zu erreichende Ziele (vgl. Haber, Höfferer & Sternad, 2020, S. 9). Anhand der festgelegten Gesamtunternehmensziele besteht im Anschluss durch vereinbarte Zielsetzungen die Option, die Internationalisierungsziele zu beschließen (vgl. Berndt, Fantapié Altobelli & Sander, 2020, S. 123). Das Festlegen von Zielen bietet die Möglichkeit, Abschätzungen für zukünftige Risiken und Potenziale abzugeben (vgl. Haber et al., 2020, S. 10).
In diesem Kapitel der vorliegenden Thesis wird ein kurzer Einblick in die Motive und Risiken der Internationalisierung gegeben.
2.1 Motive einer Internationalisierung
Die Motive, aus denen sich ein Unternehmen für den Einstieg in den ausländischen Markt entscheidet, sind sehr facettenreich.
Zu den Grundmotiven zählt bei vielen Unternehmen das Erschließen neuer Märkte (vgl. Haber et al., 2020, S. 10), da der Heimatmarkt von Familienunternehmen durch viele in- und ausländische Anbieter sowohl im Bereich der kurzlebigen als auch im Bereich der langlebigen Produkte gesättigt ist. Die Sättigung des Marktes betrifft besonders die FU, für die keine Wachstumsmöglichkeiten mehr bestehen oder das Wachstum ausschließlich durch hohe Marketingkosten erreicht werden kann (vgl. Kluxen, 2012, S. 31). Die Auslastung der Märkte ist auf das Wachstum des Welthandels zurückzuführen, welcher von 1950 bis 2017 um den 300-fachen Wert gestiegen ist (vgl. Berndt et al., 2020, S. 4). Der Anstieg des Welthandels spiegelt sich zugleich auf den Heimatmärkten der FU wider, da zunehmend ausländische Unternehmen beginnen auf besagten Märkten zu agieren. Durch die Tätigkeit landesfremder Unternehmen am eigenen Markt entscheiden sich zahlreiche Unternehmen zur eigenen Internationalisierung.
Des Weiteren lassen sich ressourcenorientierte Motive feststellen. Im Ausland finden sich Rohstoffe und ausgebildete Arbeitskräfte, die den Unternehmen im Inland häufig nicht in diesem Ausmaß zur Verfügung stehen. Genannte Ressourcen können im Ausland zudem kostengünstiger im Vergleich zum heimischen Markt verfügbar sein. Durch Implementieren der richtigen Strategie minimieren die Unternehmen dadurch Kosten für Logistik und Rohstoffe. Durch genannte Kostenminimierung wird automatisch der effizienzorientierte Aspekt angesprochen.
Viele Unternehmen visieren eine Erweiterung der Fachkompetenzen an, um dadurch die Steigerung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Bei dem Ausbau der Kompetenzen handelt es sich um ein strategisch motiviertes Motiv (vgl. Haber et al., 2020, S. 10).
Bei einer Befragung unter 609 Schweizer Klein- und Mittelbetrieben wurden in Abbildung 3 folgende Internationalisierungsmotive festgestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Umfrage zu Internationalisierungsmotiven
Quelle: Haber et al., 2020, S. 12
Neben den oben genannten Motiven sind sowohl die Nachfrage ausländischer Kunden, das begrenzte Heimatmarktpotenzial als auch die Nutzung bestehender Netzwerke von großer Bedeutung. Nach Brenner und Misu besteht grundsätzlich die Möglichkeit, alle Motive, die in diversen Veröffentlichungen erscheinen und in einzelnen Unternehmen existieren, in folgende drei Kategorien unterzuordnen (2015, S. 13):
1- Markt- und absatzorientierte Motive;
2- Kosten- und ertragsorientierte Motive;
3- Beschaffungsorientierte Motive.
2.2 Risiken einer Internationalisierung
Neben den unterschiedlichen Motiven einer Internationalisierung treten zusätzlich Risiken und interne Hindernisse auf, welche den Prozess der Internationalisierung erschweren bzw. behindern können.
Angesichts der starken Entwicklung des Exporthandels in den letzten Jahren steigt die Abhängigkeit deutscher Unternehmen vom Ausland zunehmend an. Nahezu 25 % aller Arbeitsplätze in Deutschland sind heutzutage an den Export gebunden (vgl. Statistisches Bundesamt, 2017, S. 5).
Die Abhängigkeit wird besonders in der aktuellen Corona-Pandemie deutlich. Jedes Land verfolgt das Ziel, die wirtschaftlichen Schäden durch die Pandemie möglichst gering zu halten, weshalb Grenzen geschlossen werden. Dadurch tritt ein Mangel an Waren und Dienstleistungen auf, der wiederum zu erhöhten Produktionsausfällen und Liquiditätsengpässen führt, die für die weltweiten Geschäfte eine Herausforderung darstellen. Darüber hinaus sind erhöhte Transportkosten für einzelne Unternehmen zum Teil nicht mehr tragbar (vgl. Heidenreich & Herweg, 2021, S. 3).
Aufgrund der zuvor genannten Faktoren ist es von großer Bedeutung, die einzelnen Risiken einer Internationalisierung, welche von wirtschaftlichen Risiken und politisch-rechtlichen Risiken bis hin zu Marktrisiken und sonstigen Risiken reichen, näher zu betrachten (vgl. Haber et al., 2020, S. 12).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Risiken der internationalen Geschäftstätigkeiten
Quelle: Haber et al., 2020, S. 13
Der Abbildung 4 ist zu entnehmen, dass jede der benannten Risikoarten wiederum Unterkategorien beinhaltet. Wirtschaftliche Risiken werden in Wechselkurs-, Inflations-, Kredit-, Transport- und Lagerrisiken unterteilt.
Politisch-rechtliche Risiken entstehen durch Gesetzesänderungen. Die Änderung von Gesetzen bilden einerseits Risiken, gestalten anderseits dennoch Chancen für deutsche Unternehmen. Durch das Fehleinschätzen des potenziellen Marktes und durch unvorhersehbare Entwicklungen des Marktes entstehen Marktrisiken. Sonstige Risiken können keiner Kategorie zugeordnet werden, sind dennoch von großer Relevanz (vgl. Haber et al., 2020, S. 13).
Angesichts der Vielzahl an Risiken ist es von hoher Bedeutung ein explizites Risikomanagement zu integrieren, worüber im Rahmen der finanziellen Mittel aber nicht jedes FU verfügt. Dem Risikomanagement obliegt es, folgende Geschäftstätigkeiten zu betrachten: Risikovermeidung, Risikoverminderung, Risikobesicherung und Risikoabwälzung (vgl. Meckl, 2014, S. 25).
Beim Eintritt in den auswärtigen Markt existieren hinzukommende interne Hindernisse, welche die Internationalisierung erschweren (vgl. Brenner & Misu, 2015, S. 30). Die nachfolgende Abbildung 5 zeigt einige dieser Hindernisse verglichen zu der relevanten Unternehmensgröße:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Interne Hindernisse für die Internationalisierung
Quelle: Brenner & Misu, 2015, S. 31
Die Preise der eigenen Produkte sind bei jedem Unternehmen – unabhängig von der Unternehmensgröße – von oberster Priorität. Als weiteres bedeutendes Hindernis erweisen sich die hohen Kosten einer Internationalisierung. Grundsätzlich existieren jedoch für alle Unternehmensgrößen dieselben Hindernisse.
3 Kurzanalyse von Australien
Die vorliegende Thesis verfolgt das Ziel, die Eigenschaften der unterschiedlichen Markteintrittsformen für den australischen Markt zu analysieren. Für ein bestmögliches Verständnis soll zuvor jedoch der relevante Kontinent – Australien – intensiv beleuchtet werden.
In dem Kapitel 3.1 werden daher zunächst die geografischen Gegebenheiten Australiens betrachtet. Im darauffolgenden Kapitel 3.2 werden die Begebenheiten der deutsch-australischen Verflechtung dargelegt sowie die Intensivierung der zukünftigen Zusammenarbeit beider Länder inspiziert.
Diese Informationen werden außerhalb der soziokulturellen, politisch-rechtlichen und ökonomischen Segmente, die in Kapitel 4 erläutert werden, betrachtet, um im Hinblick auf Australien einen Überblick zu verschaffen.
3.1 Geografische Gegebenheiten
Australien, welches offiziell als Commonwealth of Australia bezeichnet wird, ist ein Staat, der sich auf der Südhalbkugel der Erde befindet. Der australische Kontinent liegt aus geografischer Sicht zwischen dem Indischen Ozean und dem Südpazifik. Das Land Australien deckt einen Großteil der Fläche des Kontinents Australien sowie Ozeanien ab und bildet flächenmäßig den sechstgrößten Staat der Erde (vgl. Österreichisches Bundesministerium, 2022). Ozeanien setzt sich aus Neuseeland, Australien und den Inselstaaten zusammen (vgl. Australian Government, 2004).
Die Luftlinie vom Mittelpunkt Deutschlands bis zum Mittelpunkt von Australien beläuft sich auf 14.457 km. Die reine Flugzeit von Frankfurt nach Sydney beträgt je nach Route 21-24 Stunden. Die Verschiffung eines Containers von Hamburg nach Sydney nimmt ca. 44 Tage in Anspruch (vgl. Google Maps, 2022).
„Australien [ist] der kleinste und am schwächsten besiedelte Kontinent unserer Erde“ (Krug, 2019, S. 23). Bei einer Gesamtfläche von 7.700.000 km² (vgl. Urmersbach, 2022a) leben lediglich 25.000.000 Einwohner in Australien (vgl. Australian Bureau of Statistics, 2021b). Deutschland hat dazu im Vergleich eine Fläche von 360.000 km² und 84.000.000 Einwohner.
Australien hat eine extreme Ausdehnung von etwa 3800 km in Nord-Süd-Richtung und etwa 4000 km in West-Ost-Richtung (vgl. Australian Government, 1993).
Aufgrund der enormen Größe des Landes ist Australien in folgende drei Zeitzonen unterteilt: östliche, westliche und zentral australische Normalzeit (vgl. Australian Government, 2021). Neben den Zeitzonen wird Australien zusätzlich in Landschaftszonen gegliedert. Geografisch gesehen besteht Australien aus drei Großlandschaften, die gleichermaßen in westliche, östliche und mittlere Landschaften aufzugliedern sind (vgl. Krug, 2019, S. 26).
Bei der westlichen Großlandschaft handelt es sich um die größte Landschaftszone, welche überwiegend aus verschiedenen Wüstenarten besteht (vgl. Fuchs, 2019, S. 34).
Im östlichen Teil befindet sich die trockenste Region des Landes, in der mitunter das Murray-Darling-Becken liegt, welches zum größten Flusssystem Australiens gehört.
Aufgrund der Unbewohnbarkeit der westlichen Großlandschaft und des Landesinneren verteilen sich viele der Bewohner auf die Küstenregionen. Einige der größeren Städte wie Sydney und Melbourne liegen daher im Osten und die Hauptstadt Canberra im Südosten des Landes (vgl. Krug, 2019, S. 27). Durch die unterschiedlichen Großlandschaften besteht eine sehr vielfältige Flora und Fauna, die dazu beiträgt, dass sich verschiedene Arten von Pflanzen und Tieren entwickeln können. Dementsprechend leben 85 % aller existierenden Pflanzen- und Tierarten ausschließlich auf dem australischen Kontinent (vgl. Krug, 2019, S. 37).
Die starke Umweltbelastung und die daraus resultierende globale Erderwärmung begünstigen in Australien vor allem Waldbrände, wodurch Lebensräume bzw. Wachstumsbedingungen von Pflanzen und Tieren zerstört werden (vgl. Jia & Shevliakova, 2019, S. 131). Seit 1910 lässt sich in Australien eine Erwärmung von etwa einem Grad Celsius feststellen. Eine Steigerung von einem Grad Celsius hat bereits große Auswirkungen auf die Umwelt, die sich in Australien durch die o.g. Waldbrände zeigen (vgl. Commonwealth of Australia, 2020).
Australien verfügt neben der großen Artenvielfalt zusätzlich über diverse Arten von Bodenschätzen, ergo Rohstoffe, die zur Herstellung verschiedener Produkte verwendet werden und dem Land zum Ruf eines wirtschaftlich attraktiven Standortes verhelfen. Natürlich vorkommende Rohstoffe in Australien sind z.B. Aluminium, Kohle, Eisenerz, Kupfer, Zinn, Gold, Silber, Uran, Nickel, Wolfram, Mineralsand, Blei, Zink, Diamanten, Erdgas und Erdöl. Im Vergleich zu anderen Ländern besitzt Australien eine große Spannweite an unterschiedlichen Rohstoffen (vgl. Central Intellegience Agency, 2021).
3.2 Deutsch-australische Verflechtung
Im folgenden Kapitel wird durch die Darstellung der deutsch-australischen Verflechtung ein Einblick in die Zusammenarbeit bzw. in die Beziehung der beiden Staaten gegeben.
Zwischen Deutschland und Australien existiert seit 1977 die Deutsch-Australische-Handelskammer (AHK), die unter anderem die zweiseitigen Handelsbeziehungen fördert (vgl. AHK, 2022). Die Verbindung zwischen Deutschland und Australien ist dadurch geprägt, dass die ersten europäischen Siedler in Australien, Deutsche waren. Infolgedessen sind bei bis zu einer Million Australiern deutsche Wurzeln feststellbar (vgl. Auswärtiges Amt, 2022).
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ermöglicht Deutschen und Australiern im jeweils anderen Land zu studieren, zu lehren oder zu forschen (vgl. DAAD, 2019). In beiden Ländern besteht ein großes Interesse, das Geschäftsverhältnis zu verbessern und die offenen Märkte für Handel und Investitionen weiter zu fördern und zu vereinfachen. Mit einem Wert von 2,9 Milliarden Australischen Dollar (AUD) im Jahr 2014 bildet Deutschland den sechzehnt größten Exportmarkt für Australien. Australiens Investitionen in den deutschen Markt belaufen sich 2014 auf 65,4 Milliarden AUD. Deutschland hingegen exportiert 2014 Waren und Dienstleistungen im Wert von 13,9 Milliarden AUD nach Australien. Zudem tätigt Deutschland 2014 Investitionen im Wert von 40 Milliarden AUD, wovon 15,8 Milliarden AUD auf die Australischen Direktinvestitionen (ADI) zurückzuführen sind (vgl. Böhmer & Cormann, 2015, S. 25). Zukünftig streben beide Länder an, die Geschäftsbeziehung zu vertiefen, indem folgende Punkte umgesetzt werden:
„ A. Increase trade and investment
B. Improve strategic dialogue and collaboration
C. Strengthen cooperation on science and education
D. Exchange on diversity, migration, integration and refugees
E. Enhance cultural and sporting links, and cooperation on wine making “ (The Australia-Germany Advisory Group, 2015).
2015 unterzeichneten Deutschland und Australien ein Abkommen, um die „Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie zur Verhinderung der Steuerverkürzung und -umgehung“ (Bundesrepublik Deutschland, 2016, S. 1) abzuschaffen. Seit 2018 verhandeln die EU und Australien über ein Freihandelsabkommen, welches den Handel weiter verstärken soll. Aktuell ist die EU der zweitwichtigste Handelspartner von Australien.
4 Externe Einflussfaktoren
Der inländische Markt ist Unternehmen durch langjährige Tätigkeiten oftmals bekannt, sodass auf bestehendes Wissen sowie auf eine große Menge an Informa-tionen zurückgegriffen werden kann. Aufgrund des geringen Kenntnisstandes über ausländische Märkte stehen Unternehmen bei der Wahl von geeigneten Markterschließungsstrategien vor einer großen Herausforderung (vgl. Kutschker & Schmid, 2011, S. 942).
Bei der Auswahl der richtigen Markteintrittsstrategie existiert eine Vielzahl von internen und externen Faktoren, welche die Entscheidung beeinflussen können. Bevor ein Unternehmen die internen Einflussfaktoren näher betrachtet, erweist es sich als sinnvoll, die externen Faktoren, welche für die Auswahl einer Markteintrittsform relevant sind, zu untersuchen.
Externe Faktoren lassen sich auch als gastlandbezogene Einflussfaktoren identifizieren, welche sich in zwei Gruppen differenzieren lassen. Gruppe eins der externen Einflussfaktoren befasst sich mit der Branche, dem Wettbewerb, dem Markt und den Handelsfaktoren. Bei Gruppe zwei liegt der Fokus auf politisch-rechtlichen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Faktoren, ergo dem nationalen Umfeld. Da für die vorliegende Thesis das nationale Umfeld primär bedeutsam ist, wird sich im weiteren Verlauf darauf fokussiert (vgl. Kutschker & Schmid, 2011, S. 935).
In der zweiten Gruppe werden die Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Aktivitäten eines Landes erforscht. Es wird geprüft, in welchem Umfang Handelsbarrieren, Zölle, Währungsrisiken, Transportwege, Lohnkosten, Infrastruktur, politisch-rechtliche Stabilität und weitere Punkte in dem ausgewählten Land bestehen und welche dieser Faktoren wichtige Informationen beinhalten. Folglich sollte sich ein Unternehmen im Hinblick des potenziellen Landes intensiv mit den Faktoren, welche für die Markteintrittsform relevant sind, beschäftigen.
Es ist auch möglich, andere Einflussbetrachtungen zur Auswahl des Markteintrittes zu wählen wie z.B. strategische oder transaktionsbedingte Einflussfaktoren (vgl. Hill, Hwang & Kim, 1990, S. 120), doch in dieser Arbeit wird die umweltbedingte Einflussfaktorenmethode gewählt.
Bei der umweltbedingten Analyse findet keine zahlenmäßige Bewertung statt. Spezielle Stärken und Schwächen eines Landes werden bei dieser Analyse in Bezug auf das zu erforschende Ziel aufgezeigt.
Nachfolgend wird auf die ökonomischen Faktoren eingegangen, die jedoch die Situation im Land für die Markteintrittsformen nur begrenzt abbilden können, weil auch andere Aspekte wie politische, rechtliche, soziale und kulturelle Faktoren eine Rolle spielen. Politisch-rechtliche und soziokulturelle Segmente werden somit in den Kapiteln 4.2 und 4.3 für Australien dargestellt.
4.1 Ökonomisches Segment
Das Grundkonstrukt einer Ökonomie bilden Angebot und Nachfrage, wodurch wirtschaftliche Entscheidungen getroffen werden (vgl. Conway, 2014, S. 10). Die Bewertung einer Wirtschaft erfolgt durch ökonomische Maßzahlen (vgl. Hein, 2015, S. 1). Bei einer ökonomischen Maßzahl handelt es sich beispielweise um das Bruttoinlandsprodukt (BIP), welches den Gesamtwert aller im Inland entstandenen Waren und Dienstleistungen nach Abzug der Vorleistungen und Importe angibt. Aus-traliens BIP liegt im Jahr 2020 bei einem Wert von 1,359 Billionen US-Dollar (vgl. Urmersbach, 2022c).
Bei Betrachtung vom Gehaltsgefüge von Australien ist im OECD Vergleich der Haushaltsnettoeinkommen von 41 Staaten, Australien auf Platz acht. Laut den Statistiken des Australian Bureau of Statistics erhalten Männer ein wöchentliches Durchschnittsgehalt von 1390,00 US‑Dollar und Frauen von 1042,00 US‑Dollar (vgl. Australian Bureau of Statistics, 2022). Zudem zeigen aktuelle Zahlen, dass 13,255 Millionen Australier zurzeit erwerbstätig und 580.000 arbeitslos sind (vgl. Trading Economics, 2022).
Australiens Infrastruktur ist verhältnismäßig schlecht ausgebaut. Viele bedeutende Verkehrsstraßen ziehen sich häufig über 1000 km als zweispurige Straßen durch das Land. Zusätzlich sind einige Straßen je nach Wetterlage überflutet und dadurch unpassierbar, weshalb aufgrund des beschränkten Verkehrsnetzes der Unternehmensstandort mit Bedacht gewählt werden sollte (vgl. Prümm, 2010, S. 13).
Trotz der Corona-Pandemie ist in der australischen Wirtschaft ein stetiges Wachstum zu verzeichnen. Die Bergbauindustrie steigt beispielsweise um 14,2 %, die Gesundheits- und Sozialhilfebranche um 23,5 % und der Einzelhandel um 27,4 %. Lediglich die Beherbergungs- und Gastronomiebranche verzeichnet einen Rückgang von 2,7 %, welcher auf die Pandemie zurückzuführen ist (vgl. Australian Bureau of Statistics, 2021a).
Die steuerliche Belastung von Unternehmensgewinnen wird durch den Gesamtsteuersatz wiedergegeben. Die Umsatzsteuerlast liegt bei 10 %, der Körperschaftssteuersatz bei 30 % und der persönliche Einkommensteuersatz bei 45 % (vgl. Trading Economics, 2022). Der Anteil der gesamten Steuereinnahmen am BIP liegt im Jahr 2019 durchschnittlich bei 23,41 % (vgl. TheGlobalEconomy, 2019).
Australien ist eines der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer mit einem Anteil von 1,4 % am weltweiten Außenhandel (vgl. Urmersbach, 2022b). Der von Aus-tralien im Jahr 2020 erzielte Wert der Exportgüter beläuft sich auf 250,35 Milliarden US-Dollar (vgl. Urmersbach, 2022c) und der Wert der importierten Waren liegt bei 208,45 Milliarden US-Dollar (vgl. Urmersbach, 2022c). Ausländische Investoren vertrauen der australischen Volkswirtschaft, was sich in den ADI mit einem Wert von 29,274 Milliarden AUD im Jahr 2020 widerspiegelt (vgl. Trading Economics, 2022). Australien hat im Jahr 2020 zudem eine durchschnittliche Inflationsrate von rund 0,9 % gegenüber dem Vorjahr (vgl. Muschter, 2022), wodurch der australische Dollar gegenüber dem Euro als stabile Währung gewertet wird. Somit sind die Risiken in Bezug auf die Währung gering (vgl. Biedermann & Heribert, 2012, S. 26).
4.2 Politisch-rechtliches Segment
Australien bildet seit 1901 eine unabhängige Nation. Die Verfassung bestimmt ein föderales Regierungssystem, das zwischen der nationalen Regierung und den sechs Bundesstaaten (New South Wales, Queensland, Südaustralien, Tasmanien, Victoria und Westaustralien) aufgeteilt wird. Für das Australian Capital Territory und das Northern Territory gelten Selbstverwaltungsvereinbarungen (vgl. Department of Foreign Affairs and Trade, 2020).
Die nationalen wie auch die kommunalen Wahlen finden in einem Dreijahresrhythmus statt (vgl. Curtin und Simes, 2008, S. 2). Durch die vorgeschriebene Wahlpflicht sind alle Australier ab dem 18. Lebensjahr verpflichtet zu wählen (vgl. Department of Foreign Affairs and Trade, 2020). Um den internationalen Frieden und die Sicherheit zu gewährleisten, gehört Australien seit dem Jahr 1945 zu den Gründungsmitgliedern der Vereinten Nationen bzw. der United Nations (UN) (vgl. Department of Foreign Affairs and Trade, 2020). Die UN verfolgt das Ziel, Konfliktparteien bei dem Schließen von Frieden zu unterstützen (vgl. Vereinte Nationen, 2022). Seit dem 01.01.1995 ist Australien ein Mitglied der World Trade Organization (WTO), wodurch ein reibungsloser, transparenter und vereinfachter Handel ermöglicht werden soll (vgl. WTO, 2002). Ein potenzielles Eintrittsland sollte einen gewissen Grad an politischer Stabilität aufweisen. Anhand des Fragile States Index (FSI) lässt sich die Stabilität eines Landes beurteilen. Liegt der FSI bei 0, kann ein Staat als ‚stabil‘ betrachtet werden, als ‚instabil‘ betrachtet werden Staaten mit einem FSI von 120. Der FSI liegt in den letzten zehn Jahren in Australien bei einem Durchschnittswert von 26,01. Dieser Wert deutet somit auf einen eher stabilen Staat hin (vgl. Urmersbach, 2022c). Wenn ein Staat stabile Werte aufweist, kann der Horizont für die Planung wirtschaftlicher Aktivitäten erweitert werden (vgl. HWWI & BDO, 2012). Mit einem Indexwert von 77 Punkten beim Korruptionsniveau liegt Australien im Vergleich von 180 Ländern auf Platz elf. Das niedrige Korruptionsniveau sagt aus, dass der Staat nur geringfügig durch Eliten und von privaten Interessen eingenommen wird. Sollte das Korruptionsniveau stark ansteigen, müsste sonst mit zusätzlichen Kosten und einer intransparenten wirtschaftlichen Aktivität gerechnet werden (vgl. Urmersbach, 2022c).
Australien verfügt über ein hohes Maß an Handels- und Investitionsfreiheit (vgl. Department of Foreign Affairs and Trade, 2020). Der Index für Handelsfreiheit liegt im Jahr 2021 durchschnittlich bei 68 Punkten. Australien liegt mit 90 Punkten auf Platz zwei und somit weit über dem Durchschnitt (vgl. TheGlobalEconomy, 2021a). Diese Kennzahl spiegelt wider, dass der Handel wenige Barrieren besitzt und es unkompliziert ist, Export sowie Import von Gütern und Dienstleistungen zu betreiben (vgl. HWWI & BDO, 2012). Der Index für Investitionsfreiheit kann zwischen null und 100 liegen. Im Jahr 2021 beträgt der Durchschnittswert 56 Punkte, wobei Australien einen Wert von 80 Punkten erreicht (vgl. TheGlobalEconomy, 2021b), somit können Investitionen leichter getätigt und bereits investiertes Kapital wieder herausgenommen werden (vgl. HWWI & BDO, 2012).
Im Hinblick auf die ökonomischen, geografischen und politisch-rechtlichen Segmente ist es im Nachgang möglich, wichtige Faktoren zusammenzufassen und die herauskristallisierten Stärken und Schwächen in Bezug auf das Geschäftsumfeld Australiens gegenüberstellend zu betrachten. Zur besseren Veranschaulichung dient Tabelle 1:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Stärken und Schwächen vom Geschäftsumfeld
In Anlehnung an: IHS Markit, 2018, S. 1
4.3 Soziokulturelles Segment
Soziokulturelle Bedingungen umfassen die sozialen und kulturellen Gegebenheiten eines Landes.
Das Wissen über soziokulturelle Gegebenheiten ist im Hinblick auf die Markteintrittsformen sowohl für die internationale Personalentwicklung als auch für die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern oder Kunden von großer Bedeutung. Häufig scheitern Führungskräfte an ihrem Unvermögen, sich fremden Kulturen anzupassen.
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- Olivia Lasok (Author), 2022, Vor- und Nachteile unterschiedlicher internationaler Markterschließungsstrategien im australischen Markt am Beispiel eines Familienunternehmens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1247142
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