Jeder Mensch trifft in seinem alltäglichen Leben auf Situationen, in denen sich Personen entgegen ihrer eigentlichen Überzeugung verhalten. Häufig ist dem Einzelnen hierbei nicht bewusst, welch großen Einfluss bestimmte Gruppen aus dem sozialen Umfeld auf das eigene Verhalten haben. In vielen Lebenslagen ist man darauf bedacht einen guten Eindruck zu hinterlassen und sozial anerkannt zu sein. Um diese Ziele zu erreichen handelt man nicht immer nach seinen eigenen Überzeugungen, sondern neigt oft dazu, die Meinungen und Urteile anderer Menschen oder Gruppen zu übernehmen. Es ist ein interessantes Phänomen, wie schnell der Mensch sich durch den Einfluss der Gruppe verleiten lässt und eine komplett andere Meinung annimmt bzw. seine eigene Meinung verleugnet. Wenn der Mensch sich in einer Gruppe befindet, stehen alle Teilnehmer im stillschweigenden Übereinkommen, dass die anderen in der Gruppe bestimmte Erwartungen an sie stellen. Aufgrund dieser Annahme neigt der Mensch dazu ein sozial erwünschtes Verhalten an den Tag zu legen. In jeder Gruppe gibt es einen gewissen Druck, der das Verhalten des Menschen in eine bestimmte Richtung lenkt. Es stellt sich somit die Frage, ob der Mensch vielleicht oftmals gar nicht anders kann, als sich konform zu verhalten. In diesem Kontext ergeben sich weitere Fragen, wie zum Beispiel, welche grundlegenden Motive den Menschen dazu verleiten, sich Meinungen und Urteilen anzuschließen, deren Inhalt sie in Wirklichkeit gar nicht vertreten? Wie groß ist der Einfluss der Gruppe auf das Verhalten einer einzelnen Person? Und vor allem, wie ist das konforme Verhalten von Individuen zu beurteilen? Dies sind unter anderem die leitenden Fragen, welche mit Hilfe der folgenden Ausarbeitungen kritisch reflektiert und beantwortet werden sollen. Anhand mehrerer Experimente in Gruppen konnte das Phänomen der Konformität beobachtet und gedeutet werden. Die Zahl der Experimente ist jedoch so immens, dass in der vorliegenden Hausarbeit nur zwei Untersuchungen dargestellt werden können, die für die Forschung jedoch besonders relevant sind.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
1 Einleitung
2 Definition
2.1 allgemeine Begriffserläuterung
3 Ursachen
3.1 Entstehungsweisen von Konformität
4 Erscheinungsformen
5 Experimentelle Untersuchungen
5.1 Experiment von Asch zum Majoritäteneinfluss
5.2 Experiment von Moscovici zum Minoritäteneinfluss
5.3 Vergleiche zwischen Majoritäts- und Minoritätseinflüssen
6 Alltagsbeispiele für Konformität
7 Konformität und Reaktanz
7.1 Darstellung der Reaktanztheorie
7.2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede
8 Kritische Reflexion
9 Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit behandelt das Thema Konformität. Um dem Leser vorab einen genaueren Überblick über die Thematik zu verschaffen wird zunächst die Gliederung veranschaulicht. Einführend wird das Thema Konformität im Gesamtkontext betrachtet und es wird ein aktueller Bezug hergestellt, um ein Verständnis für die Begrifflichkeit zu bekommen. Anschließend wird allgemeine Definition gegeben, die sich auf die unterschiedlichen Aspekte von Konformität bezieht und deren Erscheinungsformen genauer beleuchtet. Verschiedene empirische Untersuchungen sollen dazu dienen, die Annahme von Konformität zu stützen und diese anhand von Experimenten zu veranschaulichen. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in dem Minoritäts- und Majoritätseinfluss und beschreibt die unterschiedlichen Wirkungen dieser Faktoren auf das Individuum. Im Anschluss dazu werden einige Beispiele aus dem alltäglichen Leben gegeben, die die Verbreitung von Konformität in der Gesellschaft widerspiegeln. Um den Bezug auf eine weitere wissenschaftliche Theorie herzustellen, wird eine kurze Darstellung der Reaktanztheorie gegeben und anschließend mit Konformität verglichen. Abschließend werden die Ergebnisse der Ausarbeitung dargelegt und kritisch reflektiert.
1 Einleitung
Jeder Mensch trifft in seinem alltäglichen Leben auf Situationen, in denen sich Personen entgegen ihrer eigentlichen Überzeugung verhalten. Häufig ist dem Einzelnen hierbei nicht bewusst, welch großen Einfluss bestimmte Gruppen aus dem sozialen Umfeld auf das eigene Verhalten haben. In vielen Lebenslagen ist man darauf bedacht einen guten Eindruck zu hinterlassen und sozial anerkannt zu sein. Um diese Ziele zu erreichen handelt man nicht immer nach seinen eigenen Überzeugungen, sondern neigt oft dazu, die Meinungen und Urteile anderer Menschen oder Gruppen zu übernehmen. Es ist ein interessantes Phänomen, wie schnell der Mensch sich durch den Einfluss der Gruppe verleiten lässt und eine komplett andere Meinung annimmt bzw. seine eigene Meinung verleugnet. Wenn der Mensch sich in einer Gruppe befindet, stehen alle Teilnehmer im stillschweigenden Übereinkommen, dass die anderen in der Gruppe bestimmte Erwartungen an sie stellen. Aufgrund dieser Annahme neigt der Mensch dazu ein sozial erwünschtes Verhalten an den Tag zu legen. In jeder Gruppe gibt es einen gewissen Druck, der das Verhalten des Menschen in eine bestimmte Richtung lenkt. Es stellt sich somit die Frage, ob der Mensch vielleicht oftmals gar nicht anders kann, als sich konform zu verhalten. In diesem Kontext ergeben sich weitere Fragen, wie zum Beispiel, welche grundlegenden Motive den Menschen dazu verleiten, sich Meinungen und Urteilen anzuschließen, deren Inhalt sie in Wirklichkeit gar nicht vertreten? Wie groß ist der Einfluss der Gruppe auf das Verhalten einer einzelnen Person? Und vor allem, wie ist das konforme Verhalten von Individuen zu beurteilen? Dies sind unter anderem die leitenden Fragen, welche mit Hilfe der folgenden Ausarbeitungen kritisch reflektiert und beantwortet werden sollen. Anhand mehrerer Experimente in Gruppen konnte das Phänomen der Konformität beobachtet und gedeutet werden. Die Zahl der Experimente ist jedoch so immens, dass in der vorliegenden Hausarbeit nur zwei Untersuchungen dargestellt werden können, die für die Forschung jedoch besonders relevant sind.
2 Definition
Im nun folgenden Teil wird eine allgemeine Definition des Begriffs Konformität formuliert, die dazu beitragen soll, dem Leser einen Überblick über die Thematik zu verschaffen.
2.1 allgemeine Begriffserläuterung
Laut einer Definition von Phillip Zimbardo ist Konformität „die Neigung der Menschen, das Verhalten und die Meinungen anderer Gruppenmitglieder anzunehmen.“ (Zimbardo 1992, S. 598). Es bezeichnet somit die Übereinstimmung der eigenen Meinung oder des eigenen Handelns mit den Normen und Standards der Bezugsgruppe (Bierhoff/Herner 2002). Konformität ist ein zentrales Thema der Sozialpsychologie und beschäftigt sich mit dem Einfluss der Gruppe auf den Einzelnen. Hierbei spielt die „ Bezugsgruppe“ (Hyman 1942) eine große Rolle, da ihre Meinung und ihr Urteil einen großen Einfluss auf jedes einzelne Gruppenmitglied hat. Bezugsgruppen bezeichnen in diesem Kontext jede Gruppe, die das Individuum zur Strukturierung seiner persönlichen sozialen Welt wählt. Darunter fallen beispielsweise Familie, Freunde, Vereinsmitglieder oder Arbeitskollegen, durch deren Einstellungen und Verhaltensweisen das Individuum in seinem Verhalten und Denken beeinflusst wird (Sader 1998). Da Gruppen oftmals dazu tendieren, ähnliche Einstellungen zu vertreten, wird das Individuum automatisch in Richtung der Gruppennorm gelenkt und folgt somit den unausgesprochenen Forderungen, um das Gefühl nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit zu erlangen. Um also die Anerkennung der Gruppe zu gewinnen, reagiert das Individuum mit Übereinstimmung und Einheitlichkeit, welche in diesem Zusammenhang als Konformität bezeichnet werden kann (Sader a.a.O.). Allgemein lässt sich somit formulieren, dass Konformität eine Verhaltensänderung darstellt, die durch den Einfluss der Bezugsgruppe ausgelöst wird.
3 Ursachen
Es gibt verschiedene Gründe, die einen Menschen zu Konformität verleiten und ein Anpassungsverhalten zur Folge haben. Im nächsten Punkt werden die Entstehungsweisen von Konformität auf zwei grundsätzliche Motive beschränkt, anhand derer diese Verhaltensform erklärt wird.
3.1 Entstehungsweisen von Konformität
Man kann davon ausgehen, dass Konformität mehrere Ursachen hat und je nach Situation unterschiedliche Motive haben kann. Wie bereits erwähnt, lässt sich das Phänomen der Konformität auf die Orientierung an Bezugsgruppen zurückführen. Jeder Mensch gehört einer bzw. mehreren sozialen Gruppen an und hat den Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung. In diesem Kontext wird die „[Bezugs]Gruppe als Maßstab benutzt, gegen die die eigene Meinung eingeschätzt wird“ (Bierhoff 2002, S. 119). Hierbei entsteht die Tendenz, sich der Meinung der Bezugsgruppe anzupassen. Nach Deutsch und Gerard (1955) lässt sich Konformität in zwei verschiedene Kategorien einordnen. Zum einen kann der Druck einer Mehrheit durch sozial normativen Einfluss entstehen, und zum anderen durch sozial informativen Einfluss. Von Ersterem ist dann die Rede, wenn positive Konsequenzen durch die Majorität in Aussicht gestellt werden bzw. wenn durch Konformität eine negative Konsequenz vermieden werden kann. Wenn Menschen sich also aus sozial normativen Gründen einer Gruppenmeinung anschließen, liegt es häufig an der Tatsache, dass sie sich durch dieses Verhalten „Zustimmung oder Ansehen erheischen wollen oder weil sie sich davon Vorteile versprechen“ (Bierbrauer 1996, S.137).
Sozial informativer Einfluss tritt häufig dann auf, wenn andere über Informationen verfügen, die wir zur Definition unserer sozialen Umwelt benötigen. Nach Deutsch und Gerard (1955) lernt der Mensch während seiner Sozialisation, dass andere Menschen verlässliche Informationsquellen sind, auf deren Urteil man sich verlassen kann, wenn man sich in neuen oder zweideutigen Situationen wiederfindet. Das heißt, in Zuständen, in denen der Mensch nicht einschätzen kann, welches Urteil richtig ist, prüft er erst sein eigenes Urteil und neigt anschließend dazu sich dem Mehrheitsurteil anzuschließen (Deutsch/Gerard 1955). Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass der Grund für konformes Verhalten aus zwei verschiedenen Quellen stammen kann. Einerseits um durch das Anpassungsverhalten Vorteile zu bekommen oder anerkannt zu werden und anderseits, weil man aufgrund seiner Ungewissheit bezüglich des eigenen Urteils eher auf das Mehrheitsurteil vertraut.
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- Melisa Iscanoglu (Author), 2009, Konformität , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124709
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