Inflationen spielen heutzutage in unserer Gesellschaft keine große Rolle mehr. Preissteigerungen, besonders seit der Einführung des Euros, werden einfach hingenommen. An einen Verfall der Währung denkt keiner mehr. Die heutigen Währungen sind annähernd stabil.
Doch zur Zeit der Weimarer Republik war das Thema Inflation bittere Realität. Die Preise für Waren des alltäglichen Lebens stiegen damals immer weiter und schneller an. Am Höhepunkt der Hyperinflation im Jahr 1923 wurden die Preise sogar mehrmals täglich der steigenden Inflation angepasst. Durch ein sehr knappes Warenangebot verteuerten sich die Waren ebenfalls. Auch verlor ein großer Teil des Mittelstandes sein gesamtes Vermögen, da dass Bankguthaben innerhalb weniger Monate nichts mehr wert war. Doch wie kam es überhaupt so weit und warum wurde von Seiten der Regierung nicht früher etwas unternommen, um die Inflation in den Griff zu bekommen?
Um die Hyperinflation von 1923 erklären zu können, muss man die Inflation als einen Prozess verstehen, der bereits direkt nach Ausbruch des Krieges im Jahr 1914 einsetzte. In diesen Jahren durchlief die Inflation verschiedene Phasen und hatte damit auch unterschiedlichste Auswirkungen für den Staat und das alltägliche Leben der Menschen.
Heutzutage ist es in der Forschung unumstritten, dass die Inflation ihren Anstoß im Jahr 1916 erhielt, als die Reichsausgaben die Einnahmen des Staates überschritten. Die letzten Jahre des Krieges kosteten das Reich sehr viel Geld. Da der Großteil durch Kredite finanziert wurde, stieg der Schuldenberg immer weiter an. Die Inflation breitete sich ebenfalls weiter aus. Doch warum wurde nach Kriegsende nichts von Seiten der Regierung unternommen?
Festzuhalten bleibt, dass die Inflation in den ersten Jahren nach dem Krieg wachstumsfördernd gewirkt hat. Um diesen Prozess nicht vorzeitig abzubrechen, könnte die Regierung damals wohlmöglich nichts gegen die Inflation unternommen haben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Vorbedingungen der Hyperinflation
2.1 Inflationstheorie
2.2.1 Staatsausgaben im Ersten Weltkrieg
2.3 Die Situation des deutschen Staates nach dem verlorenen Krieg
2.3.1 Der Friedensvertrag von Versailles und die damit verbundenen Reparationsforderungen
2.3.2 Innerdeutsche Geldausgaben nach dem Krieg
2.4 Der Ruhrkampf
3. Die Hyperinflation
3.1 Verlauf
3.2 Der Staat als Gewinner?
3.3 Die Kehrseite – Verlierer der Inflation
4. Schlussteil
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Inflationen spielen heutzutage in unserer Gesellschaft keine große Rolle mehr. Preissteigerungen, besonders seit der Einführung des Euros, werden einfach hingenommen. An einen Verfall der Währung denkt keiner mehr. Die heutigen Währungen sind annähernd stabil.
Doch zur Zeit der Weimarer Republik war das Thema Inflation bittere Realität. Die Preise für Waren des alltäglichen Lebens stiegen damals immer weiter und schneller an. Am Höhepunkt der Hyperinflation im Jahr 1923 wurden die Preise sogar mehrmals täglich der steigenden Inflation angepasst. Durch ein sehr knappes Warenangebot verteuerten sich die Waren ebenfalls. Auch verlor ein großer Teil des Mittelstandes sein gesamtes Vermögen, da dass Bankguthaben innerhalb weniger Monate nichts mehr wert war. Doch wie kam es überhaupt so weit und warum wurde von Seiten der Regierung nicht früher etwas unternommen, um die Inflation in den Griff zu bekommen?
Um die Hyperinflation von 1923 erklären zu können, muss man die Inflation als einen Prozess verstehen, der bereits direkt nach Ausbruch des Krieges im Jahr 1914 einsetzte. In diesen Jahren durchlief die Inflation verschiedene Phasen und hatte damit auch unterschiedlichste Auswirkungen für den Staat und das alltägliche Leben der Menschen.
Heutzutage ist es in der Forschung unumstritten, dass die Inflation ihren Anstoß im Jahr 1916 erhielt, als die Reichsausgaben die Einnahmen des Staates überschritten.[1] Die letzten Jahre des Krieges kosteten das Reich sehr viel Geld. Da der Großteil durch Kredite finanziert wurde, stieg der Schuldenberg immer weiter an. Die Inflation breitete sich ebenfalls weiter aus. Doch warum wurde nach Kriegsende nichts von Seiten der Regierung unternommen?
Festzuhalten bleibt, dass die Inflation in den ersten Jahren nach dem Krieg wachstumsfördernd gewirkt hat. Um diesen Prozess nicht vorzeitig abzubrechen, könnte die Regierung damals wohlmöglich nichts gegen die Inflation unternommen haben.
Unter der Fragestellung „Hyperinflation - Der Staat als Gewinner?“ versucht diese Arbeit zu klären, ob das Reich 1923 tatsächlich als eigentlicher Nutznießer aus der Inflation hervorging. Betrachtet man dafür nur die reinen Zahlen, so stellt sich heraus, dass der Staat in der damaligen Zeit seine gesamten Schulden mit wertlosem Geld bezahlen konnte und damit mehr oder weniger schuldenfrei war.
Um aber den genauen Verlauf der Inflation nachvollziehen zu können, müssen zuerst die Vorbedingungen geklärt werden. Schon durch die betriebene Geldpolitik und die Ausgaben im ersten Weltkrieg lassen sich die ersten Anzeichen für die steigende Inflation finden. Die Ausgangssituation nach dem verloren Krieg ist ebenfalls sehr wichtig, um den weiteren Verlauf der Inflation erklären zu können. Neben hohen (inländischen) Schulden, die abgetragen werden mussten, standen hohe Reparationsforderungen der Alliierten zu Buche, die im Versailler Vertrag von 1919 festgehalten wurden. Die Geldausgaben des Reiches in den Jahren 1919 bis 1923 sind ebenfalls von Bedeutung, da sich daran sehr gut die betriebene Geldpolitik ablesen lässt.
Durch die Abhandlung all dieser Punkte wird der zeitliche Verlauf der Inflation offengelegt. Es lässt sich genau feststellen, warum die Inflation immer weiter anstieg und welche Ereignisse letztendlich im Jahr 1923 zur Hyperinflation geführt haben. So lässt sich ebenfalls klären, ob und wann der Staat zu den Gewinnern der Inflation bzw. der späteren Hyperinflation zählte. Ein Blick auf die Verlierer der Inflation ist dafür ebenfalls sehr hilfreich. Denn die sich daraus ergebenden Probleme hatten auch direkte Auswirkungen auf den Staat und seine Ausgaben.
Letztendlich hatte die Inflation bzw. die spätere Hyperinflation weit tiefgreifendere Folgen für den Staat. Durch den Vertrauensverlust in die Währung stand das komplette Wirtschaftsystem 1923 kopf. Auch die Zahlung der Reparationen musste eingestellt werden, wodurch sich weitere Spannungen mit den Alliierten ergaben.
Bis 1976 wurde die Untersuchung der deutschen Inflation mit der „Durchkreuzung einer historiographischen Wüste mit einigen wenigen Oasen“ verglichen.[2] Doch seit dieser Zeit erscheinen immer mehr Publikationen, die sich mit diesem Themengebiet der deutschen Geschichte auseinandersetzen.
Die Arbeit stützt sich vorwiegend auf das Buch „Die Weimarer Republik“ von Ulrich Kluge. Dieses bietet eine ausführliche Grundlage für das Thema. Sehr viele Statistiken/ Grafiken verdeutlichen den Ausbruch und den Verlauf der Inflation. Außerdem befassen sich große Abschnitte ausführlich mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Deutschen Reiches von Kriegbeginn 1914 an. Auch die gleichnamigen Bücher von Eberhard Kolb sowie von Horst Möller verdeutlichen den Verlauf der Inflation sowie die Rolle des Staates.
2. Vorbedingungen der Hyperinflation
2.1 Inflationstheorie
Allgemein formuliert beschreibt die Inflation (lateinisch „Aufblähung“) einen anhaltenden Prozess der Geldentwertung. Sie entsteht, wenn sich die im Umlauf befindende Geldmenge immer weiter “aufbläht“ und über den wirtschaftlichen Bedarf des Landes hinauswächst.
Mit dem Fortschreiten der Inflation steigt auch die vorhandene Geldmenge immer weiter an. Ihr gegenüber steht ein geringes Warenangebot. Preissteigerungen sind die Folge. Eine Inflation ist meistens mit schweren wirtschaftlichen Problemen des betroffenen Landes verbunden und wird am Anstieg des allgemeinen Preisniveaus gemessen. Man unterscheidet dabei verschiedene Stufen einer Inflation. Diese werden in der sogenannten Inflationsrate (entspricht der Teuerungsrate) prozentual gemessen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Jede Inflation durchläuft dabei alle vier Phasen. Je schneller die Inflation aber ansteigt, desto schwieriger ist es auch, sie in den Griff zu bekommen. Ab einer Inflationsrate von über 50% spricht man von einer Hyperinflation.
Eine leichte Inflation von bis zu 5% wirkt sich oft noch nachfragefördernd aus. Über diese Grenze hinaus spricht man dann von einer schweren Inflation. Das Geld verliert mit der Zeit seine Funktion als Wertaufbewahrungsmittel. Es können dann sogenannte Ersatzwährungen entstehen, wie es zum Beispiel bei der Hyperinflation in der Weimarer Republik im Jahr 1923 vorkam.
Als Folge einer ansteigenden Inflation flüchten sich viele Menschen in Sachwerte, da deren Wert sich mit dem Fortschreiten der Inflation nicht verringert. Außerdem fallen die Reallöhne der Arbeiter mit der Zeit ins Bodenlose, da diese nicht schnell genug dem Anstieg der Inflation angepasst werden können. Zu Zeiten der Hyperinflation standen stündliche Preiserhöhungen an der Tagesordnung.
Um eine Inflation erfolgreich bekämpfen zu können gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen durch die Verringerung des sich im Umlauf befindenden Geldes. Dadurch sinken die Preise und der Wert des Geldes steigt wieder an. Eine andere Möglichkeit besteht darin, eine Währungsreform durchzuführen. Dabei wird die hoch inflationäre Währung komplett abgeschafft und durch eine neue Währung ersetzt. Wichtig dabei ist, dass die neue Währung durch entsprechende Gegenwerte seitens des Staates, beispielsweise in Gold, gedeckt ist. Außerdem muss die Geldmenge im Gegensatz zu der alten Währung erheblich verringert werden.
2.2 Staatsausgaben im ersten Weltkrieg
Bereits in den Jahren vor 1913 existierten weitreichende Pläne für den Fall eines ausbrechenden Krieges. Die politische Lage war zu diesem Zeitpunkt in Europa sehr angespannt. Das deutsche Reich war kurz vor Kriegsbeginn 1914 von den übrigen europäischen Staaten isoliert. Bis auf das Bündnis mit Österreich- Ungarn stand Deutschland innerhalb Europas alleine da. Ein bald schon ausbrechender Konflikt wurde in die Planungen des Reiches bereits mit einkalkuliert.
Um einen bevorstehenden Krieg überhaupt finanzieren zu können, mussten von Seiten des Staates große Anstrengungen unternommen werden. Der Ausbau der Kriegsflotte hatte dabei lange Zeit oberste Priorität und wurde vom Admiral von Tirpitz[3] stark vorangetrieben. Er gilt auch als Begründer der deutschen Hochseeflotte. Seiner Meinung nach sollte die deutsche Kriegsflotte so stark werden, dass ein Kampf gegen sie für jede andere Flotte der Welt zum Risiko werden müsse. Dieses Vorhaben alleine kostete den Staat schon sehr viel Geld.
Durch das Wettrüsten mit den anderen europäischen Nachbarstaaten entstanden dem Deutschen Reich enorme Kosten. Das sogenannte Hindenburg- Programm von 1916 bildete den Grundstein dafür.[4] Bei diesem handelt es sich um ein Rüstungs- und Wirtschaftsprogramm, das von der obersten Heeresleitung herausgegeben wurde. Es sieht vor, die gesamte arbeitsfähige Bevölkerung für die Rüstungsproduktion zu verpflichten und zudem gewaltige Investitionen in neue Industrieanlagen zu tätigen. Das Ziel dieses Programms war die Verdoppelung der Rüstungsproduktion bis 1917. Damit einher ging die radikale Schließung vieler Friedensindustrien, da, wie schon oben erwähnt, die arbeitsfähige Bevölkerung in der Kriegsproduktion eingesetzt werden sollte. Die folgende Grafik zeigt die ständig ansteigenden Kriegsausgaben von 1914/15 bis 1918/19.
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[1] Vgl. Kolb, Eberhardt: Die Weimarer Republik. S. 187f.
[2] Vgl. Büsch, Otto u. Feldman, Gerald D.: Historische Prozesse der deutschen Inflation 1914 – 1924. Ein Tagungsbericht. 1978. Seite 3.
[3] Deutscher Großadmiral von 1911 bis 1916.
[4] Vgl. Mommsen, Wolfgang J.: Der erste Weltkrieg. Anfang vom Ende des bürgerlichen Zeitalters. Seite 48.
- Citar trabajo
- Christian Eisen (Autor), 2007, Hyperinflation in der Weimarer Republik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124697
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