Die vorliegende Arbeit befasst sich in einem ersten Teil mit der Entwicklung der Tierethik, den geläufigsten tierethischen Konzepten, Studien und Beobachtungen aus der Verhaltensforschung sowie mit den ethischen Konsequenzen, welche aus diesen Erkenntnissen gezogen werden sollten.
Der Glaube, dass Tiere weniger empfindsam sind als der Mensch und nicht annähernd über ähnlich komplexe Bedürfnisse und Gefühle verfügen, ist immer noch weit verbreitet. Die Verhaltensforschung zeigt jedoch zunehmend, dass dies schlichtweg falsch ist und dass viele Tiere über ein reichhaltiges Gefühlsleben, extrem starke soziale Bindungen und teilweise auch über Fähigkeiten verfügen, die lange Zeit als rein menschlich angesehen wurden - wie etwa Sprache, Theory of Mind und Formen von Kultur.
Dennoch wird die Nutzung von Tieren für menschliche Zwecke für gewöhnlich nicht ernsthaft hinterfragt, obwohl daraus oft großes Tierleid resultiert. Zugleich ist das Verhältnis zwischen Mensch und Tier extrem ambivalent. Während Haustiere normalerweise geliebte Gefährten sind, für die keine Kosten und Mühen gescheut werden und die oftmals als Familienmitglied zählen, leiden zeitgleich Milliarden von Tieren weltweit in Tierfabriken, Versuchslaboren, Zoos und Zirkussen. Dieses widersprüchliche Verhältnis und die ihm zugrundeliegenden psychologischen Mechanismen werden ebenfalls kurz beleuchtet.
Die Tatsache, dass wir es von klein auf gewohnt sind, Tiere für menschliche Zwecke benutzt zu sehen, trägt maßgeblich dazu bei, unseren derzeitigen Umgang mit Tieren als normal wahrzunehmen. In einem zweiten Teil der Arbeit wird daher auf den gesellschaftlichen und sozialen Einfluss auf den Umgang mit Tieren eingegangen und näher untersucht, ob Kinder weniger speziesistische Verhaltensweisen an den Tag legen als Erwachsene. Am Ende der Arbeit werden einige ausgewählte Kinderbücher vorgestellt, welche tierethisch relevante Themen behandeln und dafür eingesetzt werden können, Kinder für die Fähigkeiten und Bedürfnisse von Tieren sowie einen respektvollen Umgang mit ihnen zu sensibilisieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung der Tierethik von der Antike bis heute
- Die Tierrechtsbewegung
- Der Unterschied zwischen Tierschutz und Tierrechten
- Das Great Ape Project
- Peter Singer
- Das Gleichheitsprinzip
- Speziesismus, Rassismus und Sexismus
- Tiere als Nahrung
- Tierversuche
- Tom Regan
- Wohlergehen
- Indirekte und Direkte Pflichten
- Indirekte Pflichten
- Direkte Pflichten
- Inhärenter Wert
- Rechte
- Strategien zur Konfliktlösung
- Folgen für den Umgang mit Tieren
- Gefühle und sozio-kognitive Fähigkeiten bei Tieren
- Bewusstsein
- Gefühlsleben
- Moral bei Tieren
- Sozialleben
- Werkzeuggebrauch und -herstellung
- Kultur bei Tieren
- Sprache
- Theory of Mind
- Ethische Konsequenzen für den Umgang mit Tieren
- Kinder und Tierethik
- Das Verhältnis von Kindern zu Tieren
- Tierethische Themen in Kinderbüchern
- ,,Wilbur und Charlotte“ von E.B. White
- ,,Josef Schaf will auch einen Menschen“ von Kirsten Boie
- ,,Wie Tiere denken und fühlen“ von Karsten Brensing
- ,,Warum wir keine Tiere essen“ von Ruby Roth
- ,,Tiere haben Rechte“ von Ola Woldańska-Płocińska
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Frage, ob Tiere in ihren Empfindungen, Bedürfnissen und sozio-kognitiven Fähigkeiten tatsächlich maßgeblich vom Menschen unterschieden werden können. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung der Tierethik, die geläufigsten tierethischen Konzepte sowie Studien und Beobachtungen aus der Verhaltensforschung.
- Die Entwicklung der Tierethik
- Die Tierrechtsbewegung
- Gefühle und sozio-kognitive Fähigkeiten bei Tieren
- Ethische Konsequenzen für den Umgang mit Tieren
- Die Rolle von Kindern in der Tierethik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Forschungsfrage nach den Unterschieden zwischen Mensch und Tier in Bezug auf ihre Empfindungen und Fähigkeiten. Kapitel 2 beleuchtet die historische Entwicklung der Tierethik von der Antike bis zur Gegenwart. Kapitel 3 fokussiert auf die Tierrechtsbewegung, ihre Vertreter und ihre Argumentation. Kapitel 4 präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse aus der Verhaltensforschung, die die komplexen kognitiven Fähigkeiten und das Gefühlsleben von Tieren beleuchten. Kapitel 5 befasst sich mit den ethischen Konsequenzen, die aus den Erkenntnissen der Verhaltensforschung für den Umgang mit Tieren gezogen werden können. Kapitel 6 widmet sich der Rolle von Kindern in der Tierethik und untersucht, wie sie Tierethik lernen und wie diese in Kinderbüchern dargestellt wird.
Schlüsselwörter
Tierethik, Speziesismus, Tierrechte, Verhaltensforschung, Gefühlsleben, sozio-kognitive Fähigkeiten, Kinder, Kinderliteratur.
- Citation du texte
- Simone Berlinger (Auteur), 2021, Ethische Konzepte und Erkenntnisse aus der Verhaltensforschung gegen den Speziesismus und was Kinder und Erwachsene in diesem Zusammenhang voneinander lernen können, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1245043