Die vorliegende Arbeit widmet sich der Frage, inwiefern Ernährung einen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden hat. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf Menschen mit einer unipolaren Depression gesetzt. Die Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Nach der Einleitung in die Thematik folgt im zweiten Teil der theoretische Hintergrund und eine Übersicht der aktuellen Studienerkenntnisse zum Einfluss von Nährstoffen sowie dem Darmmikrobiom auf die Psyche. Ziel des Literaturteils ist nicht nur die Darstellung des aktuellen Forschungsstandes, sondern ebenso die Ableitung von Hypothesen, die anschließend durch die eigene empirische Untersuchung überprüft werden.
Das dritte Kapitel beinhaltet den empirischen Teil, in welchem die Methodik im Detail beschrieben wird und Aufschluss über die Erhebung sowie die Datenauswertung gibt. Darauffolgend werden die Erkenntnisse aus der vorliegenden Untersuchung im Ergebnisteil beschrieben und dargestellt. Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse aus den dargestellten Studien und den selbst erhobenen Daten diskutiert und interpretiert. Abschließend rundet das letzte Kapitel durch das Fazit und der dort enthaltene Ausblick die vorliegende Arbeit ab.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
Gender-Erklärung
1 Einleitung und Problemstellung
1.1 Zielsetzung
1.2 Aufbau der Arbeit
2 Theoretischer Teil
2.1 Psychisches Wohlbefinden
2.2 Depression
2.2.1 Ursachen einer Depression
2.2.2 Diagnostik
2.2.3 Therapie
2.3 Einfluss von Nährstoffen auf die Psyche
2.3.1 Fette
2.3.2 Proteine(Eiweiße)
2.3.3 Kohlenhydrate
2.3.4 Vitamine
2.3.5 Mineralstoffe
2.3.6 Zusammenfassende Betrachtung der Nährstoffe
2.4 Einfluss des Darmmikrobioms auf die Psyche
2.5 Interaktion zwischen Darm und Gehirn
3 EmpirischerTeil
3.1 Untersuchungsdesign
3.2 BeschreibungderStichprobe
3.3 Beschreibung des Datenerhebungsinstruments
3.4 Ergebnisse
3.4.1 DeskriptiveErgebnisse
3.4.2 Hypothese 1 - Wohlbefinden nach Geschlecht
3.4.3 Hypothese 2 - Nahrungsergänzung und Wohlbefinden
3.4.4 Hypothese 3 - BMI und Wohlbefinden
3.4.5 Hypothese 4 - Ernährungsqualitätund Wohlbefinden
3.4.6 Hypothese 5 - Darmgesundheit und Wohlbefinden
4 Diskussion
4.1 Interpretation der Ergebnisse der Hypothesentestung
4.1.1 Hypothese 1 - Wohlbefinden nach Geschlecht
4.1.2 Hypothese 2 - Nahrungsergänzung und Wohlbefinden
4.1.3 Hypothese 3 - BMI und Wohlbefinden
4.1.4 Hypothese 4 - Ernährungsqualität und Wohlbefinden
4.1.5 Hypothese 5 -Darmgesundheitund Wohlbefinden
5 Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Kommunikation zwischen Darm und Gehirn
Abbildung 2: BMI-Gesamtverteilung
Abbildung 3: Bildungsniveau nach Geschlecht
Abbildung 4: Wohlbefinden nach Geschlecht und Bildungsniveau
Abbildung 5: Korrelation des WHO-Wohlbefindens-Index und BMI
Abbildung 6: Streudiagramm Nahrungsmittel-Index und Wohlbefindens-Index
Abbildung 7: Boxplot - Wohlbefinden nach Darmbeschwerden
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Schweregradeinteilung depressiverEpisodennachICD-10
Tabelle 2: Übersicht relevanter Mikronährstoffe
Tabelle 3: Mediterrane Diät nach der Modimed-Diet
Tabelle 4: Alter nach Geschlecht
Tabelle 5: BMI nach Geschlecht
Tabelle 6: Wohlbefinden nach Geschlecht
Tabelle 7: Nahrungsindex nach Geschlecht
Tabelle 8: Ränge des Mann-Whitney-U-Test
Tabelle 9: Statistik für den Mann-Whitney-U-Test
Tabelle 10: Gruppen Statistik - Nahrungsergänzung und Wohlbefinden
Tabelle 11: t-Test für unabhängige Stichproben - Hypothese 2
Tabelle 12: Korrelation nach Pearson - BMI und Wohlbefinden
Tabelle 13: Korrelation nach Pearson - Nahrungsindex und Wohlbefinden
Tabelle 14: Gruppen Statistik - Wohlbefinden vs. Darmbeschwerden
Tabelle 15: t-Test für unabhängige Stichproben - Hypothese 5
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Gender-Erklärung
Zur besseren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Arbeit auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet. Es wird das generische Maskulinum verwendet, wobei beide Geschlechter gleichermaßen gemeint sind.
Abstract
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zu beantworten, inwiefern die Ernährung die psychische Stimmungslage beeinflussen kann. Weiterhin wurde untersucht, ob bestimmte Nährstoffe zur Prävention und zur Behandlung von depressiven Störungen eingesetzt werden können. Im Rahmen einer quantitativen Studie wurden Personen mit depressiver Störung zu ihren Ernährungsgewohnheiten sowie zu ihrem Wohlbefinden befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass insbesondere die Nährstoffversorgung und die Nahrungsqualität sowie die Darmgesundheit mit dem Wohlbefinden zusammenhängen. Dies macht deutlich, dass die Ernährung ein hohes Potenzial für zusätzliche Therapiemaßnahmen birgt und die Forschung in diesem Bereich vermehrt Beachtung schenken sollte. Das Verständnis dieser Zusammenwirkung soll dazu verhelfen, die Auswirkungen depressiver Störungen zu verringern und das Wohlbefinden von Betroffenen zu fördern.
The aim of this paper is to answer to what extent nutrition can influence mental mood. It was investigated whether certain nutrients can be used for the prevention and treatment of depressive disorders. Furthermore, in a quantitative study people with depressive disorders were asked about their eating habits as well as their well-being. The results showed that nutrient supply and food quality as well as intestinal health are related to well-being. This highlights that nutrition has a high potential for additional therapeutic interventions and that more extensive research should be focused onto this area. Understanding this interrelation might help to reduce the impact of depressive disorders and promote the well-being of those affected.
1 Einleitung und Problemstellung
Depressive Störungen sind weltweit die häufigsten psychischen Erkrankungen und betreffen derzeit etwa 350 Millionen Menschen (vgl. Vermeulen et al., 2016, o.S.). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prognostiziert, dass bis zum Jahr 2030 die unipolare Depression zur höchsten Krankheitslast der Weltbevölkerung zählen wird, noch vor allen anderen Erkrankungen (vgl. DGPPN et al., 2015, S.21). Dies stellt Betroffene und das gesamte Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Bereits vor der Corona- Pandemie mussten etwa 40 % der Patienten mindestens drei bis neun Monate auf einen Psychotherapieplatz in Deutschland warten (vgl. BPtK, 2019, S.1). Aufgrund dieser Situation, möglichen Nebenwirkungen der Pharmakotherapie, geringen Effektstärken und hohen Kosten, gibt es erhöhten Bedarf an weiteren therapeutischen Ansätzen (vgl. Libuda et al., 2017, S.88). Die bisher bekannten Zusammenhänge zwischen seelischer Gesundheit und Ernährung haben bereits zu vielfach publizierten Aufrufen geführt, um ernährungsbasierte Interventionen zur Prävention und Ergänzungstherapie zu entwickeln (vgl. Firth et al., 2020, S.1)
Studien belegen, dass bestimmte Ernährungsweisen mit Entzündungen, oxidativem Stress und der Plastizität sowie der Funktion des Gehirns zusammenhängen und Auswirkungen darauf haben, wie Personen ihr Wohlbefinden wahrnehmen (vgl. Swann et al., 2019, S.406; vgl. Baranyi et al., 2017, S.3968). Insbesondere seitMitte des letzten Jahrhunderts haben Menschen im westlichen Teil der Bevölkerung einen freien Zugang zu Nahrungsmitteln. Viele Nahrungsmittel sind im westlichen Ernährungsmuster durch eine hohe Menge an Zucker, Salz und Zusatzstoffen gekennzeichnet und haben zusammen mit der Möglichkeit, zu jeder Zeit essen zu können, die Ernährungsgewohnheiten in einer nie da gewesenen Weise verändert (vgl. Sandmann et al., 2021, S.31). Die suboptimalen Ernährungsweisen in Kombination mit steigenden Stressbelastungen tragen dazu bei, dass Nährstoffmängel begünstigt werden (vgl. Jun, 2020, S.4). Daher widmet sich die vorliegende Arbeit der Frage, inwiefern Ernährung einen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden hat. Ein besonderes Augenmerk wird dabei aufMenschen mit einer unipolaren Depression gesetzt.
1.1 Zielsetzung
Das Ziel dieser Arbeit ist es, den aktuellen Forschungsstand darzustellen und diesen mit den Ergebnissen der empirischen Untersuchung zu analysieren. Resultierend soll im Rahmen der Bachelorarbeit die in der Einleitung genannte Forschungsfrage beantwortet werden.
Aus der Forschungsfrage leiten sich folgende Hypothesen ab, die mithilfe einer quantitativen Erhebung untersucht werden:
1. Frauen erzielen einen niedrigeren Wohlbefindens-Index als Männer.
2. Probanden die Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, weisen einen höheren Wohlbefindens-Index auf als Probanden, die keine Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen.
3. Je höher der BMI einer Person, desto niedriger ist der Wert des WohlbefindensIndex.
4. Je höher der Wert des Nahrungs-Index, desto höher ist der Wert des Wohlbefindens-Index.
5. Probanden, die Darmbeschwerden angeben, weisen niedrigere Werte auf dem Wohlbefindens-Index auf als Probanden, die keine Darmbeschwerden angeben.
1.2 Aufbau der Arbeit
Die Arbeit ist in fünf Teile gegliedert. Nach der Einleitung in die Thematik folgt im zweiten Teil der theoretische Hintergrund und eine Übersicht der aktuellen Studienerkenntnisse zum Einfluss von Nährstoffen sowie dem Darmmikrobiom auf die Psyche. Ziel des Literaturteils ist nicht nur die Darstellung des aktuellen Forschungsstandes, sondern ebenso die Ableitung von Hypothesen, die anschließend durch die eigene empirische Untersuchung überprüft werden.
Das dritte Kapitel beinhaltet den empirischen Teil, in welchem die Methodik im Detail beschrieben wird und Aufschluss über die Erhebung sowie die Datenauswertung gibt. Darauffolgend werden die Erkenntnisse aus der vorliegenden Untersuchung im Ergebnisteil beschrieben und dargestellt.
Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse aus den dargestellten Studien und den selbst erhobenen Daten diskutiert und interpretiert. Abschließend rundet das letzte Kapitel durch das Fazit und der dort enthaltene Ausblick die vorliegende Arbeit ab.
Für die Literaturrecherche wurden Online-Bibliotheken und Repertoires wissenschaftlicher Fachzeitschriften herangezogen. Hierbei wurde einerseits auf deutsche jedoch mehrheitlich auf englische Literatur zurückgegriffen. Für die Studienauswahl wurden hauptsächlich Portale wie ,PubMed‘, ,Medline‘ und ,MDPI' genutzt, die durch Eingabe der Ausdrücke ,depression‘ oder ,mood‘ in Kombination mit den Begriffen: ,nutrition‘, ,minerals‘, ,study‘, ,Vitamins‘, ,fatty acids‘ und ,microbiom‘ gefunden wurden. Für eine Eingrenzung und Spezifizierung der Literatursuche, wurden vorab Ein- und Ausschlusskriterien definiert. Die Einschlusskriterien orientieren sich dabei an der Fragestellung und an den Zielen der Arbeit. Zu den primären Einschlusskriterien zählen das Publikationsdatum der Studien, welches bei Metaanalysen zwischen 2011 und 2022 oder bei Primärstudien zwischen 2016 und 2022 liegen soll. Die Studien sollen ausschließlich die Thematik dieser Arbeit untersuchen, zur Hypothesenbildung beitragen und sich inhaltlich für den Vergleich im Diskussionsabschnitt eignen. Ausgeschlossen wurden etwa Studien, deren Untersuchungsgegenstand nicht zur Beantwortung der Fragestellung beiträgt und deren Veröffentlichungsdatum bei Metaanalysen weiter als 10 Jahre und bei Primärstudien weiter als 5 Jahre zurückliegt.
2 Theoretischer Teil
Im folgenden Kapitel werden relevante Begrifflichkeiten näher erläutert und Hintergrundinformationen zum psychischen Wohlbefinden und zu Depressionen gegeben. Im Anschluss folgt eine detailliertere Auseinandersetzung mit den relevanten Nährstoffen und der Wechselwirkung zwischen Darm und Gehirn.
2.1 Psychisches Wohlbefinden
Psychisches Wohlbefinden ist ein Begriff, der häufig synonym mit ,positiver psychischer Gesundheit verwendet wird und für den es noch keine einheitliche Definition gibt. Dieser Begriff bezieht sich auf einen Zustand des Wohlbefindens, in dem ein Individuum seine eigenen Fähigkeiten erkennt, die alltäglichen Belastungen des Lebens bewältigen kann, produktiv arbeiten kann und sich in der Lage fühlt, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten (vgl. Hayhoe et al ., 2021, S.l f). Selbst in der Definition von Gesundheit greift die WHO das Wohlbefinden in Bezug auf das soziale Gefüge auf. Die WHO definiert Gesundheit als einen „Zustand des vollständigen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur des Freiseins von Krankheit oder Gebrechen“ (WHO, 1946, S.l). Daraus lässt sich ableiten, dass das Wohlbefinden eine essenzielle Rolle in der Gesunderhaltung eines Individuums spielt. Heute geht die WHO davon aus, dass das Wohlbefinden aus einer subjektiven und einer objektiven Dimension besteht. Dieser Gefühlszustand beinhaltet die Lebenserfahrung des Menschen sowie den Vergleich der Lebensumstände mit den gesellschaftlichen Normen und Werten. Zu den Lebensumständen zählen unter anderem Gesundheit, Bildung, Arbeit, soziale Beziehungen und Sicherheit. Die subjektiven Erfahrungen umfassen das allgemeine Wohlbefinden, das psychologische Funktionieren und die affektiven Zustände einer Person (vgl. WHO, 2012, S.9). Die Autorin Carol Ryff (1989, S.1069) beschreibt das psychologische Wohlbefinden als eine psychische Leistungsfähigkeit, die sich im Sinne der Realisierung des eigenen Potenzials äußert.
2.2 Depression
Begrifflich stammt das Wort ,Depression‘ aus dem Lateinischen und leitet sich vom Begriff ,deprimere‘ ab, welches ,niederdrücken‘ bedeutet (vgl. Nowotny et al., 2019, S.45). Depressionen zählen zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer individuellen sowie gesellschaftlichen Bedeutung, meistunterschätzten Erkrankung (vgl. DGPPN et al., 2015, S.17). Laut Statista (2022) versterben in Deutschland jährlich mehr als 9.000 Menschen durch einen Suizid in Folge einer Depression. Nach Angaben zahlreicher Längs- und Querschnittsstudien sind Frauen häufiger von depressiven Störungen betroffen als Männer (vgl. Schuch et al, 2014, S.156; Silverstein et al., 2017, S.271). Dabei liegt ihre 12-Monatsprävalenz für eine unipolare Depression von 10,6 % doppelt so hoch wie bei Männern mit 4,8 % (vgl. DGPPN et al., 2015, S.17). Depressionen sind den sogenannten affektiven Störungen zugeordnet (vgl. WHO, 2017, o.S.). Affektive Störungen gelten als Sammelbegriff für diverse Formen depressiver und manisch-depressiver Erkrankungen. Im Vordergrund des Störungsbildes stehen klinisch-bedeutsame und beeinträchtigende Störungen von Affekt, Stimmung und damit einhergehende Kognitionen. Die Grundlage der diagnostischen Kriterien bildet das Gesamtwerk der internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) oder das im US-amerikanischen gebräuchliche Diagnosemanual Diagnostiv and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV-TR). In erster Linie beruhen die darin enthaltenen Kriterien auf den Symptomen der Erkrankung, ihrer Persistenz, der Schwere, den daraus resultierenden Einschränkungen sowie deren Verlauf (vgl. Dilling/Freyberger, 2019, o.S.).
2.2.1 Ursachen einer Depression
Erklärungsmodelle für die Entstehung dieser affektiven Störung gibt es zahlreiche. Eine Depression kann selten auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden, sondern ist multifaktoriell bedingt. Dabei wirken genetische Faktoren, strukturell-morphologische Gehirnveränderungen, hormonelle Umstellungen sowie belastende Lebensereignisse zusammen. Neurobiologisch wird die Depression für gewöhnlich mit einem Serotonin- /Noradrenalinmangel erklärt (vgl. Nielsen, 2021, S.28 f; vgl. DGPPN et al., 2015, S.17). Zudem geraten in einigen Fällen vorrangig Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gehirn aus dem Gleichgewicht, die an der Regulierung von Stimmung, Appetit und Kognition beteiligt sind (vgl. Maier, 2021, o.S.).
Ausgehend von Vulnerabilitäts-Stress-Modellen ist für die Entstehung einer depressiven Störung eine Interaktion von aktuellen oder chronischen Belastungen mit den neurobiologischen sowie psychischen Veränderungen und anderen modifizierenden Variablen verantwortlich (vgl. Messer/Hermann, 2018, S.11 f).
Weiterhin sind chronische Entzündungen nachweislich ein Schlüsselfaktor in der zugrunde liegenden Pathophysiologie der Depression und konnten bereits bei einem erheblichen Anteil der Depressionsfälle nachgewiesen werden (vgl. Timberlake/Dwivedi, 2018, S.987).
2.2.2 Diagnostik
Das subjektive Empfinden des Patienten, seine Beschreibung der Symptome und die klinische Erfahrung des behandelnden Arztes oder der Psychotherapeuten, bilden die Grundlage derDiagnosestellung (vgl. Berthold, 2018, S.4).
Für die Diagnostik einer klinischen Depression sind spezifische Kernsymptome relevant, die über einem Zeitraum von zwei Wochen anhalten und ein deutlich verändertes Befinden verursachen (vgl. Schneider, 2017, S.347). Wie der Tabelle 1 zu entnehmen, zählen zu den Hauptsymptomen einer depressiven Episode eine niedergeschlagene Stimmung und Traurigkeit sowie der Verlust von Interesse und Freude. Zudem ist eine deutliche Verminderung von Antrieb und Aktivität zu erkennen, die es Betroffenen maßgeblich erschwert, Alltagsaufgaben zu bewältigen. Daneben können diverse Zusatzsymptome auftreten, die in Form von Schlafstörungen, Appetitverlust, beeinträchtigtem Selbstwertgefühl und Schuldgefühlen in Erscheinung treten. Neben Konzentrationsstörungen und Entscheidungsschwierigkeiten kann auch suizidales Verhalten durch eine Depression verursacht werden (vgl. Miao et al., 2019, S.582). Abhängig von der Anzahl und der Schwere der Symptome, wird zwischen einer leichten (F 32.0), einer mittelgradigen (F 32.1) und einer schweren (F 32.2) depressiven Episode differenziert. Zusätzlich sind weitere Symptome in somatischer und psychotischer Ausprägung möglich (vgl. Schneider, 2017, S.348). Schließlich werden Verlaufsaspekte bei der Diagnosestellung berücksichtigt, die entweder als einzelne Episode, als rezidivierend, chronisch oder im Rahmen eines bipolaren Verlaufs kategorisiert werden (vgl. Dilling/Freyberger, 2019, o.S.). Die Depression ist mit einem hohen Maß an Schmerz und eingeschränktem Wohlbefinden sowie einer starken Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls verbunden, weshalb eine frühzeitige und effektive Behandlung dieser Störung unabdingbar ist (vgl. DGPPN et al., 2015, S.17).
Tabelle 1: Schweregradeinteilung depressiver Episoden nach ICD-10
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Gehrisch et al., 2018, S.142
2.2.3 Therapie
Schulmedizinisch wird eine schwere Depression psychotherapeutisch und medikamentös mit trizyklischen Antidepressiva, Serotonin-Wiederaufnahmehemmer sowie Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) behandelt (vgl. Whiteford et al., 2013, o.S.). Studien zeigen jedoch, dass 50 % der Patienten, die Antidepressiva einnehmen, keine dauerhafte Linderung der Depression erreichen, während 20 % der Patienten gar nicht darauf ansprechen (vgl. Nussbaumer et al., 2014, o.S.). Darüber hinaus kann eine langfristige Einnahme von Antidepressiva zu unerwünschten Wirkungen und Toxizität führen (vgl. Xie et al., 2018a, o.S.; Xie et al., 2018b, o.S.). Daher werden sichere und natürliche Wirkstoffe stetig zu einem Forschungsschwerpunkt für Antidepressiva (vgl. Martins/Suku, 2018, S.343).
Leichte Formen der depressiven Störung verpflichten nicht unmittelbar zu einer pharmakologischen oder psychotherapeutischen Behandlung, da die Entwicklung der Beschwerden zunächst beobachtet werden soll. Bei anhaltender Symptomatik sollte eine Beratung in Form von Psychoedukation erfolgen. Eine mittelgradige Depression kann medikamentös oder psychotherapeutisch behandelt werden. Beide Behandlungsformen haben sich gleichermaßen als wirksam erwiesen (vgl. BPtK, 2017, S.8). Zur alternativen Behandlung können außerdem Lichttherapien oder Elekrokonvulsionstherapien eingesetzt werden, um therapieresistente Störungen durch kurze elektrische Stimulationen am Schläfenlappenbereich zu behandeln (vgl. BPtK, 2017, S.9 f.). Weiterhin gewinnt die orthomolekulare Medizin für die Behandlung von Depressionen immer mehr an Bedeutung, indem die Verwendung von relevanten Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen bei Betroffenen zum Einsatz kommen. Orfanos- Boeckel (2022, S.11) geht davon aus, dass eine robuste Stoffwechselfunktion eine Voraussetzung für spürbare Therapieerfolge injeder Heilmethode ist und betrachtet eine richtig dosierte Nährstoff- und Hormontherapie als sinnvollen Beitrag zur Mitbehandlung depressiver Störungen. Dennoch ist diese Therapiemöglichkeit bisher noch nicht in den Leitlinien zur Behandlung von Depressionen gelistet und wird deshalb offiziell nicht aktiv empfohlen.
2.3 Einfluss von Nährstoffen auf die Psyche
Im Folgenden werden Nährstoffe differenzierter betrachtet, die nach aktuellem Forschungsstand einen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden haben. Zudem wird die aktuelle Studienlage dieser Zusammenhänge dargestellt.
Nährstoffe können grundsätzlich in zwei Gruppen unterteilt werden: in Makro- sowie in Mikronährstoffe. Nahrungsbestandteile, die dem Körper als Hauptlieferanten für Energie dienen, werden als Makronährstoffe bezeichnet. Zu dieser Gruppe zählen Fette, Proteine und Kohlenhydrate. Zu den Mikronährstoffen dagegen zählen vor allem Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Diese werden im Vergleich zu den Makronährstoffen in geringeren Mengen vom Körper benötigt, sind jedoch für reibungslose Stoffwechselprozesse unerlässlich (vgl. Orfanos-Boeckel, 2022, S.9).
2.3.1 Fette
Fette bestehen aus dem Molekül Glyzerin, welches mit drei Fettsäuren verbunden ist. Fettsäuren bestehen aus einer Kette von Kohlenstoffatomen, die sich in der Länge der Kette, dem Sättigungsgrad und der Anordnung der Doppelbindungen unterscheiden. Die Funktion sowie ihre gesundheitliche Wirkweise im Körper wird durch die Struktur der Fettsäuren bestimmt (vgl. Biesalksi et al., 2020, S.91).
Fette sind der wichtigste Energiespeicher des Körpers. Mit 9 kcal/g liegt der Energiegehalt doppelt so hoch wie bei Kohlenhydraten und Eiweißen (vgl. Bracht / Leitzmann, 2020, S.330 f.). Als gesund und empfehlenswert für Erwachsene gilt, 25-35 % der täglichen Kalorienzufuhr durch Fette zu sich zu nehmen (vgl. Dehghan, et al., 2017, o.S.). Unabhängig von der Fettmenge wird gleichermaßen empfohlen, überwiegend gesunde Fette aufzunehmen. Zu den gesündesten Fetten zählt die Gruppe der ungesättigten Omega-3-Fettsäuren. Diese werden im Organismus zu einem geringen Anteil zu weiteren gesundheitsfördernden Fettsäuren umgewandelt. Omega-6-Fettsäuren behindern diese Umwandlung, weshalb diese nur in geringen Mengen zugeführt werden sollen. Generell weist die Ernährungsweise in den westlichen Industrieländern eine Überversorgung von Omega-6-Fettsäuren auf. Ein Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 von 4:1 bis 6:1 wird dabei als optimale erachtet (vgl. Kattan, 2021, S.56 f.).
Die aktuelle Studienlage zum Makronährstoff Fett bezieht sich primär auf die OmegasFettsäuren. Persistente Entzündungsprozesse werden als einer der möglichen Mechanismen für die Pathogenese der depressiven Störung betrachtet (vgl. Libuda et al., 2017, S.90). Ernährungskomponenten, die ein hohes Entzündungspotenzial haben, können dadurch langfristig zu einem metabolischen Syndrom und einer Verschlechterung des Wohlbefindens beitragen (vgl. ebd.; vgl. Marx et al., 2017, S.427 f.). In einer israelischen Studie wurde dieser Zusammenhang näher betrachtet. Dabei wurden das Ausmaß der Aufnahme stark entzündungsfördernder Lebensmittel durch die Probanden sowie das Ausmaß der aufgetretenen psychischen Störungen gemessen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass Teilnehmer, die sich im untersten Tertil des diätetischen Entzündungsindex befinden, ein geringeres Risiko haben, sich gleichzeitig im obersten Tertil der psychischen Störungen zu befinden (vgl. Haghighatdoost et al., 2019, S.1643 ff.). Teilnehmer, die weniger entzündungsfördernde Lebensmittel zu sich nehmen, weisen demnach ein geringeres Risiko auf, an einer Depression zu erkranken.
Lebensmittel, die einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren enthalten, haben einen positiven Einfluss auf Entzündungsvorgänge im Körper. Sie bilden antientzündliche Botenstoffe, unterbinden die Produktion entzündungsfördernder Botenstoffe und wirken dadurch schmerzlindernd. Unterstützend gelten insbesondere die Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) (vgl. Bracht/Leitzmann, 2020, S.332; vgl. Beurel et al., 2020, S.234-256). Weiterhin wurde in mehreren Untersuchungen festgestellt, dass ein niedriger Blutspiegel von Omega-3-Fettsäuren mit einem erhöhten Risiko für entzündungsassoziierten Erkrankungen und neurologischen Störungen wie der Depression assoziiert ist (vgl. Huang et al., 2019, S.376; vgl. Wolters etal.,2021,o.S.).
Problematisch für die Nervenzellen sind vor allem industriell hergestellte Transfette. Diese fördern Entzündungsvorgänge im Gehirn und haben einen störenden Einfluss auf die Kommunikationsvorgänge der Nervenzellen sowie der gesamten Gedächtnisleistung. Die Ergebnisse einer prospektiven Untersuchung von Frauen zeigte statistisch signifikante Zusammenhänge. So gilt eine hohe Aufnahme von Transfettsäuren als Prädiktor für depressive Symptome nach fünf Jahren (vgl. Li et al., 2020, S.256).
2.3.2 Proteine (Eiweiße)
Eiweiß stellt die Basissubstanz des Körpers dar. Es besteht aus zwanzig verschiedenen Aminosäuren, von denen acht essenziell sind und mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Die nicht-essenziellen Aminosäuren können im Körper durch Umwandlung weiterer Aminosäuren selbst hergestellt werden. Der Mindestbedarf an Proteinen liegt bei einer gemischten Kost zwischen 0,40 und 0,65 g/kg Körpergewicht/Tag (vgl. Bracht/ Leitzmann, 2020, S.326 f.). Die essenziellen Aminosäuren spielen eine maßgebende Rolle bei der Stabilisierung des Nervensystems und der Regulation von Botenstoffen. Dazu gehört insbesondere die Aminosäure ,Isoleucin‘, die dem zentralen Nervensystem relevante Botenstoffe liefert. Weiterhin hat ,Valin ‘ die Aufgabe den Blutzucker im Körper zu regulieren und wichtige Botenstoffe an das Gehirn zu transportieren. ,Methionin‘ ist essenziell für die Hirnfunktion sowie für die subjektive Gelassenheit und Belastbarkeit. Die wichtigste Aminosäure in Bezug auf die Psyche stellt allerdings ,Tryptophan‘ dar. Aus ihr kann sowohl Serotonin als auch das Schlafhormon Melatonin hergestellt werden, weshalb ein Mangel daran in engem Zusammenhang mit depressiven Symptomen steht. Zu den relevanten Aminosäuren, die als nicht-essenziell gelten, zählt die Glutaminsäure, mit dessen Hilfe die Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) gebildet wird (vgl. Rossbach , 2018, S.98). Der Neurotransmitter GABA leistet einen immensen Beitrag bei antidepressiven Wirkmechanismen (vgl. Duman et al ., 2019, S.75-90).
Der Forschungsstand zum Thema Proteine bezieht sich hauptsächlich auf die essenziellen Aminosäuren. Studienergebnisse zeigen, dass ein Mangel an diversen Aminosäuren mit Depressionen in Verbindung steht (vgl. Fellendorf et al., 2018, S.821 ff.; vgl. Solis-Ortiz et al., 2021, S.1). Demnach weisen insbesondere Frauen ab 60 Jahren, die als mäßig depressiv eingestuft wurden, einen Mangel an essenziellen Aminosäuren auf, die am Stoffwechsel, der Proteinsynthese, der Entzündungsvorgänge und der Neurotransmission beteiligt sind (vgl. Solis-Ortiz et al., 2021, S.1). Dazu zählen insbesondere Tryptophan, Methionin, Phenylalanin und Tyrosin (vgl. Baranyi et al., 2017, S.3968). Da Tryptophan die Vorstufe von Melatonin und Serotonin ist, führt eine unzureichende Nahrungszufuhr oder eine Einschränkung der Tryptophanaufnahme zu einem Rückgang der Serotoninspeicher im Gehirn, die sich in Form von Verhaltensänderungen und Depressionssymptomen äußern kann (vgl. Nayak et al., 2022, S.783). Zudem zählen Tryptophan, Serotonin und Melatonin zu den antioxidativen und entzündungshemmenden Molekülen (vgl. ebd., S.789).
2.3.3 Kohlenhydrate
Kohlenhydrate sind die primäre Energiequelle für den Körper. Sie dienen dem menschlichen Organismus hautsächlich als Energiereserve und sind biologisch schnell verwertbar. Zudem finden sie Einsatz als Membranbausteine, als Komponente der extrazellulären Matrix, des Bindegewebes sowie der Synthese von NichtKohlenhydratverbindungen wie Lipide, Aminosäuren und Nukleinsäuren. Kohlenhydrate können außerdem in Form von Ballaststoffen vorkommen, die zusätzliche physiologische Funktionen übernehmen und unverdaut im Darm ankommen. Dadurch lassen sie den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen als Monosaccharide (vgl. Biesalski et al., 2017, S.96). Generell gelten Kohlenhydrate nicht als essenziell, da sie in der Gluconeogenese synthetisiert werden (vgl. Vilgis/Biesalski, 2020, S.15). Ballaststoffe hingegen sind für den Darm sowie für die Verdauung elementar und sollten idealerweise täglich durch Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse aufgenommen werden (vgl. Bracht/Leitzmann , 2020, S.336). Ein Übermaß an kurzkettigen Kohlenhydraten führt im Körper zudem zu einer Umwandelung in Glykogen und Fett und kann daher als einen Auslöser für Übergewicht angesehen werden (vgl. Rabast, 2018, S.154; vgl.Hendel, 2014, S.17).
Nachfolgend wird der aktuelle Forschungsstand zu Kohlenhydraten und Depressionen erläutert. Bei der Zufuhr von Kohlenhydraten wird besonders zu ballaststoffreichen Lebensmitteln geraten. Beim Verzehr von Schokolade sollte vorzugsweise auf Zartbitterschokolade mit einem hohen Kakaoanteil von mindestens 70 % zurückgegriffen werden. Laut der Studie von Jackson et al. können die darin enthaltenen Flavonoide Entzündungen im Körper entgegenwirken (vgl. Jackson et al., 2019, S.987). Werden mehrheitlich kurzkettige Kohlenhydrate aufgenommen, kann dies langfristig zu einer Verschlechterung des Wohlbefindens beitragen. Dies bestätigen zahlreiche Studien, die einen umgekehrten Zusammenhang feststellen, sodass eine zuckerreduzierte Ernährung zur Verbesserung von Depressionen führt (vgl. Francis et al., 2019, o.S.). Ebenso begünstigt eine zucker- und fettreiche Ernährung Übergewicht (vgl. Heikenwälder/Heikenwälder, 2019, o.S.). Ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) ist nicht nur mit somatischen Beschwerden verbunden, sondern geht darüber hinaus mit psychischen Belastungen einher. Herhaus et al. haben in einer Studie herausgefunden, dass ein erhöhter BMI mit depressiven Symptomen zusammenhängen kann. In der repräsentativen Studie untersuchten sie den Zusammenhang zwischen Depressionen sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand in vier BMI-Klassen. Die Resultate weisen auf signifikante Unterschiede zwischen den vier BMI-Klassen und den Depressionswerten hin. Dabei zeigte die Gruppe der adipösen Personen einen signifikant höheren Wert der depressiven Symptome (vgl. Herhaus et al., 2020, S.49). Eine weitere Studie von Zhang et al. kommt dagegen zu dem Ergebnis, dass ein höherer BMI mit einer niedrigeren Erkennungsrate von Depressionen verbunden ist (vgl. Zhang, 2016, S.9443).
2.3.4 Vitamine
In dieser Sektion werden diverse Vitamine erläutert, welche sich zudem am Ende des Abschnitts in Tabelle 2 wiederfinden. Dort werden außerdem relevante Informationen wie deren Nährstoffquellen, Funktionen und Zufuhrempfehlungen genannt.
Die B-Vitamine (B1, B2, B3, B5, B6, B7, B9 und B12) zählen zu den wasserlöslichen Vitaminen und erfüllen eine Reihe an neuronalen Funktionen. Unter anderem wirken sie sich auf die Nervenfunktion und den Gehirnstoffwechsel aus (vgl. Mikkelsen et al., 2016, o.S.). Vitamin B2 ist zentral für den Abbau von Homocystein und hilft, Glutathion zu regenerieren. Dies ist wichtig, um oxidativen Stress zu neutralisieren. Wenn B2 fehlt, kommt es oft zu Beeinträchtigungen von B6 und B3, was wiederum eine Rolle beim Serotoninstoffwechsel spielt (vgl. Orfanos-Boeckel, 2022, S.96). Vitamin B12 ist besonders wichtig für das Gehirn, da es bei der Herstellung der Myelinschicht für die Nervenzellenbeiträgt(vgl. Hasler, 2020, S.191 f.).
Die beiden Vitamine Folsäure B9 und B12 hängen ebenfalls zusammen. Ein Mangel an Vitamin B12 führt nicht nur zu Symptomen wie Müdigkeit und Gedächtnisverlust, sondern ebenso zu einem Folsäuremangel, der zum Verlust von Gehirnzellen, insbesondere derjenigen, die sich im Hippocampus befinden, führen kann. Dieser Verlust wird auch Hippocampus-Atrophie genannt und steht in engem Zusammenhang mit Depressionen (vgl. Naidoo, 2020, S.43 f.). Der Hippocampus spielt eine wichtige Rolle beim Lernen und der Gedächtniskonsolidierung. Daher kann die Fähigkeit von Menschen mit Depressionen, neue Verhaltensweisen zur Stressbewältigung zu erlernen, eingeschränkt sein. Darüber hinaus beeinflusst Folsäure die Serotoninsynthese (vgl. Albert etal.,2012, S.2378ff.).
Eine Vielzahl von Studien untersuchten bereits den Zusammenhang zwischen B- Vitaminen und dem Auftreten von depressiven Symptomen.
Die Untersuchungen von Mikkelsen et al. haben nachgewiesen, dass ein Mangel an B- Vitaminen zu depressiven Symptomen führt und die Gesundheit sowie das Wohlbefinden der Probanden beeinträchtigt wird. Eine zusätzliche Zufuhr dieser Vitamine lindert demnach die Symptome einer Depression und spielt darüber hinaus eine Rolle bei der Regulierung von Immunreaktionen (vgl. Mikkelsen et al., 2016, o.S.). Diese Erkenntnisse stehen im Einklang mit den Ergebnissen einer Meta-Analyse, die den spezifischen Zusammenhang von Folsäure und Depressionen untersucht haben. Bender et al. belegen, dass depressive Symptome insbesondere bei Patienten mit einem Folsäuremangel auftreten. Dabei gilt, je höher der Folatspiegel der Probanden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese an einer Depression erkranken (vgl. Bender et al., 2017, S.9 f.).
Das Provitamin Vitamin A (ß-Carotin) ist primär für die Sehfähigkeit wichtig, jedoch handelt es sich bei diesem Vitamin auch um ein wichtiges Antioxidans (vgl. Orfanos- Boeckel, 2022, S.83). Dadurch schützt es den Körper und insbesondere das Gehirn vor oxidativem Stress und hat darüber hinaus die Fähigkeit, die Anpassung und das Wachstum von Neuronen zu unterstützen (vgl. Olson/Mello, 2010, S.1). Bei der Aufnahme des Vitamins sollte auf eine Kombination mit Fett geachtet werden, da es nur in dieserForm verstoffwechseltwerden kann (vgl. Vilgis/Biesalski, 2020, S.404).
Der aktuelle Forschungsstand zu Vitamin A und Depressionen zeigt noch viele Widersprüche, lässtjedoch zumindest Hinweise für einen Zusammenhang zu.
Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigt, dass Vitamin A zur Verbesserung von Depressionen oder auch Multipler Sklerose beiträgt (vgl. Bitarafan et al., 2016, S.13-19). Eine übermäßige Aufnahme von Vitamin A sollte jedoch vermieden werden, da ein erhöhter Retinoidspiegel einen bedeutenden Risikofaktor für depressive Symptome und Stimmungsstörungen darstellt (vgl. Hu et al ., 2020, S.27).
Weiterhin trägt Vitamin C einen wichtigen Beitrag zu einem reibungslos funktionierenden Gehirn bei, indem es für die Regulierung der Synthese von Neurotransmittern verantwortlich ist (vgl. Pullar et al., 2018, S.6).
Darüber hinaus ist es in der Lage, sensible Moleküle wie Proteine, Lipide, Kohlenhydrate, Nukleinsäuren und Vitamine wie Vitamin E und Folsäure vor freien Radikalen und reaktiven Sauerstoffspezies zu schützen (vgl. Orfanos-Boeckel , 2022, S.117).
Mehrere Studien haben einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-C- Spiegel und Depressionen aufgezeigt (vgl. Gariballa, 2014, S.12-17; vgl. Plevin/Galletly, 2020, S.1). Zudem haben Forscher herausgefunden, dass die Ascorbinsäure einen antidepressiven Effekt hat und vergleichbare Wirkungen wie das herkömmliche Antidepressivum Fluoxetin aufweist (vgl. Moretti et al., 2017, S.575).
Die Studie von Wang et al. hat diesen Zusammenhang im Rahmen einer geschichteten Analyse untersucht und ihre Ergebnisse im Dezember 2021 veröffentlicht. Hierfür wurde die National Health and Nutrition Examination Survey 2007-2018 verwendet, womit Daten von über (n =25,895) Personen Vorlagen. Die Autoren haben in ihrer Untersuchung nachgewiesen, dass die Aufnahme von Vitamin C mit einem umgekehrten Zusammenhang für das Risiko depressiver Störungen verbunden ist (vgl. Wang et al., 2021, S.1984).
Schließlich sollte in diesem Zusammenhang Vitamin D genannt werden, welches zu den fettlöslichen Vitaminen gehört. Die Vertreter der Vitamin-D-Substanzklasse sind Cholecalciferol, Calcidiol und Calcitriol (vgl. Orfanos-Boeckel, 2022, S.121). Vitamin D spielt eine essenzielle Rolle im Kalzium- und Phosphathaushalt und ist an diversen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Es kann sowohl über die Ernährung zugeführt als auch durch UVB-Lichtexposition im Körper gebildet werden (vgl. Libuda et al., 2017, S.95). Da die Zufuhr über die Ernährung in den meisten Fällen nicht ausreichend ist, sollte die Differenz über die endogene Synthese sowie über die Einnahme von Präparaten gedeckt werden. Die Ergebnisse einer repräsentativen Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) zeigen, dass 62 % der Studienteilnehmer einen suboptimalen Wert (<50 nmol/L) aufweisen, wobei 30 % davon einen Mangelwert (<30 nmol/L) aufweisen und lediglich 38 % der Personen ausreichend versorgt sind (> 50 nmol/L) (vgl. Rabenberg/Mensink, 2016, S.37).
Obwohl die meisten Humanstudien einen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D- Serumspiegel und depressiver Symptome sowie einem Depressionsrisiko gezeigt haben, konnte in den meisten Fällen kein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden (vgl. §ahin Can et al., 2017, S.624; vgl. Michaëlsson et al., 2018, S.1987). Mehrere Studien konnten jedoch eine positive Wirkung einer Vitamin-D-Supplementierung verzeichnen (vgl. Sharifi et al., 2018, S.541; vgl. Hongell et al., 2018, S.348). Zu dieser Schlussfolgerung kamen auch Bahrami et al. in ihrer klinisch kontrollierten Längsschnittstudie. Die Studie untersuchte 940 jugendliche Mädchen, die an einer leichten, mittelschweren oder schweren Depression leiden. Den Probandinnen wurden 50,000 IE Vitamin D3 pro Woche über einem Zeitraum von neun Wochen verabreicht. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Verringerung (p =.001) der Werte für alle Schweregrade derDepression (vgl. Bahrami et al., 2017, S.176 f).
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- Melanie Weber (Author), 2022, Zusammenhänge zwischen Nährstoffen und psychischem Wohlbefinden. Auswirkungen auf depressive Symptome, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1243916
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